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PREDATOR: ARMADA: SciFi-Thriller
PREDATOR: ARMADA: SciFi-Thriller
PREDATOR: ARMADA: SciFi-Thriller
eBook426 Seiten7 Stunden

PREDATOR: ARMADA: SciFi-Thriller

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Über dieses E-Book

Unaufhaltsam fallen unzählige Raumschiffe der gefürchteten Predatoren in den von Menschen kontrollierten Teil des Weltraums ein.
Um der Bedrohung durch die Yautja, wie die Predatoren auch genannt werden, etwas entgegenzusetzen, schickt die Weyland-Yutani-Cooperation ihre Spezialeinheit ins Feld – die Colonial Marines. Aber der Preis, den sie dafür zahlen, ist hoch, denn die Predatoren sind überlegene Krieger, und jede neue Konfrontation fordert unzählige Opfer. Doch als sich Lt. Johnny Mains zusammen mit seinem Trupp Marines – den VoidLarks – dem Kampf stellt, stoßen sie auf einen Feind, der noch tödlicher ist, als man es sich hätte vorstellen können …
PREDATOR: ARMADA ist der erste Teil der epischen RAGE WAR-Romantrilogie, in der die beiden kompromisslosesten Aliens der Filmgeschichte aufeinandertreffen. Das Universum wird nie wieder das alte sein.
★★★★★ »Wer Fan von einem oder beiden Franchises ist, wird seine helle Freude daran haben, Menschen, Predators und Aliens wieder im Kampf um die jeweils eigene Existenz vereint zu erleben.« - City of Films
★★★★★ »Ein rasanter, knallharter Roman, der den Ursprüngen gerecht wird.« - Impedimenta Magazine
★★★★★ »Tim Lebbon hat die Spannung und das Grauen aus den Filmen genau getroffen, mit vielen Begegnungen mit beiden Rassen, bevor es wirklich schlimm wird …« - Geek Dad
★★★★★ »Dies ist das actiongeladene Sci-Fi-Abenteuer, das die Fans verdient haben, auf der großen Leinwand zu sehen. Echte Geheimnisse und Spannung, gepaart mit brutaler Kriegsführung in der schwarzen Leere des Weltraums machen Predator: Armada zu einem großartigen Eröffnungsbombardement im kommenden Krieg.« - Positiv Nerdy
★★★★★ »Predator: Armada besitzt einen großartigen Spannungsaufbau, eine durchweg interessante Besetzung von Charakteren und eine gut geschriebene Geschichte mit überraschender Komplexität.« - Hey Poor Player
SpracheDeutsch
HerausgeberLuzifer-Verlag
Erscheinungsdatum2. Mai 2024
ISBN9783958353145
PREDATOR: ARMADA: SciFi-Thriller
Autor

Tim Lebbon

Tim Lebbon has written more than forty horror, dark fantasy, and tie-in novels, including The Silence, Relics, Kong: Skull Island, and the Noreela fantasy series. He’s also written hundreds of novellas and short stories, winning several prestigious awards, and has had his work optioned and made for the big screen. He lives in Monmouthshire, UK.

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    Buchvorschau

    PREDATOR - Tim Lebbon

    1

    JOHNNY MAINS

    Southgate Station 12, Forschungseinrichtung im Outer Rim, März 2692

    Lieutenant Johnny Mains konnte sich an ihren Anblick nicht so recht gewöhnen. Die Yautja waren seltsam aussehende Kreaturen, ob nun lebendig oder tot. Auf den ersten Blick humanoid, gab es jedoch so viel an ihnen, das nichtmenschlich war, dass sie sich herkömmlicher Klassifizierungen entzogen.

    Widerlicher Bastard, dachte er bei sich. Das beschrieb sie seiner Meinung nach gut genug.

    »L-T«, sprach ihn Corporal Cotronis an. Sie stand hinter ihm, nahe genug, damit sich ihre Schultern berührten. Sie war noch immer außer Atem. Er sah die Blutspritzer auf ihrem kahl rasierten Schädel. Menschliches Blut. Noch etwas, an dessen Anblick er sich nicht gewöhnen konnte.

    Mains hob eine Augenbraue, doch er konnte in ihren Augen sehen, dass ihr nicht nach Scherzen zumute war.

    »Willis hat es nicht geschafft«, sagte sie und blinzelte ein paar Mal. Schweiß rann ihr in die Augen, und Tränen wieder heraus.

    »Ist wahrscheinlich besser so«, sagte er leise. »So zugerichtet wie er war, hätte Brian sicher nicht weiterleben wollen.«

    »Das darfst du nicht sagen«, antwortete Cotronis. Untereinander, wenn keine anderen VoidLarks in Hörweite waren, verzichteten beide auf formelle militärische Anreden und keiner von ihnen pochte auf seinen Rang. Sie waren schon zu lange hier draußen, um sich durch so etwas Lächerliches wie Dienstgrade hervortun zu müssen.

    »Und ob ich das darf«, sagte Mains. »Ich kannte ihn schon eine Ewigkeit. Sogar noch länger als du.«

    »Und Lizzie?«

    Er hatte mit ansehen müssen, wie Private Lizzie Reynolds gefallen war, als sie es mit dem ersten der beiden Yautja aufgenommen hatten. Sie beschützte gerade einen Mann und zwei kleine Kinder und hatte ein paar gute Treffer mit ihrem Nano-Gewehr abgeben können, bevor der Außerirdische ihr den Kopf abriss.

    »Sie starb tapfer«, sagte Mains. »Sie starb im Kampf.«

    »Und was jetzt?«

    Mains seufzte, dann kehrte er dem toten Yautja den Rücken zu. Sie würden ihn auf Eis legen und zusammen mit dem zurückschicken, was von der Crew der Station noch übrig war. Die Company bekam selten ein solch vollständiges Exemplar in die Hände, und über diese rätselhafte Rasse gab es noch eine Menge herauszufinden. Er kam nicht umhin, ihre kämpferischen Fähigkeiten zu bewundern. Aber genauso sehr hasste er sie auch. Willis und Reynolds waren nicht die ersten Soldaten, die er an die Yautja verloren hatte, aber sie waren die ersten VoidLarks, die im Gefecht getötet wurden.

    »Durchkämmen wir einmal die Station«, sagte er. »Nimm dir Faulkner und Lieder und drehe draußen ein paar Runden. Sichere das Gelände. Ich werde mit Snowdon und McVicar das Innere der Basis absuchen.«

    »In Ordnung.« Cotronis klang unsicher, beinahe labil.

    »Sara?«

    Sie sah ihn von der Seite an.

    »Du hast gut gekämpft. Das haben wir alle. Wir haben zwei Soldaten verloren, aber auch zwei von denen erwischt. Du weißt, dass das bei diesen Bastarden ein guter Schnitt ist.«

    »Ich wusste gar nicht, dass wir jetzt Strichlisten führen.«

    Er streckte die Hand aus und drückte durch den Kampfanzug hindurch ihren Oberarm. Sie lächelte. Dann verschwand Cotronis, um die Truppe zusammenzutrommeln, und ließ Mains neben der Leiche des Yautja zurück.

    Sein linkes Bein schien zu flackern und verschwand immer wieder für ein paar Sekunden. Der dritte Schuss aus Mains Lasergewehr hatte ihm die Hand abgetrennt, und aus dem Kontrollinstrument an seinem Unterarm stoben Funken. Sie hatten seine Waffensysteme deaktiviert – genau genommen war es Snowdon gewesen, der sich mit der Technik der Yautja besser als jeder andere von ihnen auskannte – aber die Tarnvorrichtung des toten Außerirdischen war noch immer aktiv, so als würde sie krampfhaft versuchen, ihren Meister dem Tod zu entreißen.

    Mains stieß ihn mit seinem Stiefel an und die Fangzähne in seinem insektenartigen Kiefer klackerten über den Boden, als sein Kopf zur Seite fiel.

    Die 5th Excursionist-Einheit, von Mains nach ihrem ersten Tag an einem der Sprungtore im Outer Rim VoidLarks getauft, patrouillierten seit etwas mehr als drei Standardjahren im Weltraum jenseits des Outer Rim. In all der Zeit hatten sie nur bei drei Gelegenheiten Kontakt mit anderen Menschen gehabt. Das war jetzt das dritte Mal … und bei Weitem das traumatischste Zusammentreffen.

    Die genauen Opferzahlen unter den Wissenschaftlern der Southgate Station 12 und deren Stab mussten noch ermittelt werden, aber erste Berichte deuteten darauf hin, dass die beiden Yautja während der zwei Tage am Boden mindestens siebzehn von ihnen beobachtet, gejagt und schließlich getötet hatten. Zehn davon waren Indies, Söldner, die von den Befehlshabern der Station angeheuert wurden, um für ihre Sicherheit zu sorgen. Mains wusste, dass man noch mehr Leichen finden würde. Schließlich waren sie noch nicht auf eines der Nester der Yautja gestoßen.

    Wenn sie das taten, dann würden sie dort ihre Trophäen vorfinden.

    Und doch hätten es noch so viele mehr sein können. Die Forschungsstation wurde von etwa einhundert Menschen bewohnt, und beinahe achtzig von ihnen hatten sich in der Kantine versammelt, bewacht von dem Commander und den verbliebenen Indies. Völlig unter Schock, traumatisiert, und ohne wirklich zu wissen, was vorgefallen war, oder warum, bereitete man sie auf ihre Evakuierung tiefer in die Menschliche Sphäre hinein vor. Wohin genau wusste Mains nicht, und es interessierte ihn auch nicht. Von hier wegzukommen war alles, was zählte. Dieser Ort war jetzt vergiftet, und obwohl es im allgemeinen nicht Weyland-Yutanis Art war, wertvolle Ressourcen ungenutzt zurückzulassen, würde die Southgate Station 12 wohl für einige Zeit unbewohnt bleiben.

    Mains sah nach dem Status seines Kampfanzuges. Er hatte keine Schäden davongetragen. Der Ladezustand seiner Laserpistole war niedrig. Munition und Energiestatus seiner Com-Rifle lagen bei achtzig Prozent und an seinem Rücken spürte er das beruhigende Gewicht seiner Schrotflinte. Die Waffe war eine vollständig restaurierte Antiquität, aber sie hatte ihm vor zehn Jahren auf Addison Prime den Hintern gerettet, als man seine Einheit gegen ein abtrünniges Platoon von Marines losschickte. Damals war er noch ein Corporal, und es war sein erstes Feuergefecht gegen andere trainierte Soldaten gewesen. Er hatte sich wacker geschlagen, aber als die CSU seines Anzugs den Geist aufgab und sich damit alle seine Waffen abschalteten, war es die Schrotflinte, die ihm das Leben rettete.

    »L-T?« Die Stimme drang aus dem Kommunikationsimplantat in seinem Ohr.

    »Ja, Snowdon.«

    »Sir, der Befehlshaber der Basis möchte mit Ihnen sprechen. Er verlangt, darüber in Kenntnis gesetzt zu werden, wie es mit ihnen weitergehen wird, Sir.«

    Mains lächelte. Er konnte die nervöse Anspannung und den Humor in Snowdons Stimme hören. Sie war eine gute Kämpferin und eine erfahrene Soldatin, aber sie ließ sich nichts gefallen. Besonders nicht von denen, deren Schutz gerade zwei ihrer Freunde das Leben gekostet hatte.

    »Sagen Sie ihm doch, dass er mich als Nächstes am Arsch lecken kann.«

    Snowdon prustete los. »Okay, also machen wir die Basis dicht?«

    »Ja, das sollten wir. Sag ihm, er soll die Abriegelung der Station einleiten. Was auch immer die hier treiben, die Station soll in … sagen wir einem Tag soweit sein, dass sie von hier verschwinden können.«

    »Verstanden, Sir. Und wir verlassen sie kurz nach ihnen ebenfalls?«

    Mains nahm den Blick von der Leiche des Yautja, den Einschusslöchern in der Wand und den Schmauchspuren der Lasergeschosse an der Decke, und sah sich um. Er befand sich in einer großen Wohneinheit, die für eine einzelne Familie konzipiert war, bestehend aus einem Schlafbereich, einem Esszimmer und einem Aufenthaltsbereich mit einem Holo-Schirm, Spielekonsolen, deren Stand der Technik einigen technischen Geräten auf seinem Schiff ebenbürtig war, und gemütlichen Sesseln.

    Die Umgebungskontrollen sorgten für angenehme Temperaturen und durch das gedämpfte Licht wirkte es beinahe behaglich. Wie Zuhause, wenn auch das Zuhause von jemand anderes.

    Diese Wohneinheit war beinahe so groß wie der gesamte Aufenthaltsraum an Bord ihres Schiffes, der Ochse, und auch der Rest der Basis war ähnlich luxuriös ausgestattet, mit eigens angebauter Nahrung in einem Gewächshaus und einer Freizeitanlage, zu der ein Swimmingpool und ein Fitnessstudio gehörten. Er konnte nachvollziehen, dass man sich hier gern noch etwas länger aufhalten würde. Er konnte es nachvollziehen … und hasste es. Mains Aufmerksamkeit ließ bereits nach, seine Alarmbereitschaft schwand, und die Versuchung, sich für unbestimmte Zeit entspannen zu können, war überaus groß.

    »Du weißt, dass wir das müssen«, erklärte er Snowdon. »Das war eine ungewöhnliche Attacke, und ich will so schnell wie möglich wieder auf die Station. Die Yautja bereiten sich vielleicht auf etwas vor. Etwas Größeres.«

    »Die haben noch nie etwas Größeres als das hier durchgezogen«, sagte Snowdon. Sie senkte die Stimme ein wenig. Er konnte hören, wie sich im Hintergrund die verängstigten Überlebenden unterhielten. »Komm schon, L-T, nur ein Tag, nachdem sich die Zivilunken hier verpisst haben. Ein bisschen Schwimmen, was Gutes essen und ein wenig die Füße hochlegen.«

    »Das würde dir gefallen, nicht wahr? Mir beim Nacktbaden zusehen.«

    »Das weißt du doch, L-T.«

    »Sag dem Commander, er soll bleiben, wo er ist. Ich komme runter und rede mit ihm. Du und McVicar, ihr riegelt den Rest der Station ab. Platziert Überwachungsdrohnen und sorgt dafür, dass wir hier vorerst sicher sind.«

    »Ja, Sir! Schon unterwegs, Sir!«

    »Und wenn du noch da unten bist, wenn ich ankomme, trete ich dir in den Arsch.«

    »Du und welche Armee gleich noch mal, Sir?«

    Mains grinste. Er mochte Snowdon. Er mochte alle von seinen VoidLarks – sie waren wie eine Familie, Freunde, und deshalb waren sie auch so gut in dem, was sie taten. Nur wenige Menschen hielten es so lange ohne nennenswerten Kontakt mit anderen aus. Alle Excursionists waren aus dem gleichen Holz geschnitzt, aber Mains hielt sein fünftes Platoon, die VoidLarks, natürlich für die beste Truppe von allen.

    Den herben Verlust von zwei ihrer Familienmitglieder würde sie erst in den nächsten Tagen so richtig spüren.

    »Sie werden uns nicht begleiten?«

    »Nicht ohne einen triftigen Grund«, antwortete Mains.

    »Ohne einen triftigen Grund? Wie wäre es mit dreiundzwanzig Leichen? Ist das kein triftiger Grund für Sie?«

    Mains ließ seinen Blick über die fassungslosen Gesichter der Überlebenden in der Kantine schweifen. Männer und Frauen, mit Tränen in den Augen oder starr vor sich hin brütend. Menschen, die noch vor Angst zitterten oder immer noch nicht fassen konnten, was hier passiert war. Unter ihnen befanden sich auch einige Kinder. Die einen drückten sich fest an ihre Eltern, ein paar andere saßen stumm nebeneinander. Viele von ihnen waren zu Waisen geworden. Mains fühlte mit ihnen.

    Ein paar der Indies hatten ebenfalls überlebt, und ohne ihre Waffen machten sie nun so gar nicht mehr den Eindruck, als hätten sie die Lage unter Kontrolle. Sie traf keine Schuld an dem Massaker, aber Mains brachte es trotzdem nicht über sich, mit ihnen zu sprechen. Wären sie besser ausgebildet und ausgestattet gewesen und hätten die Gefahren ernster genommen, die sie hier draußen am Rande des Outer Rim erwarten würden, hätten sie womöglich effektiver Widerstand leisten können. Womöglich. Aber nun war es eben geschehen.

    »Könnten wir die Unterhaltung vielleicht an einem anderen Ort fortsetzen, Commander Niveau?«

    Niveau funkelte ihn an, aber seine Drohgebärden und seine Wut dienten nur dazu, seine unglaubliche Angst zu verbergen. Er hatte das Kommando über diese Forschungsstation. Mit dem Schrecken, der sie heimsuchte, hatte niemand gerechnet.

    »Aber … es sind wenigstens siebzig Tage bis zum Sprungtor … und unser Orbit trägt uns stetig weiter davon weg.«

    »Dann sollten Sie umso eher aufbrechen«, antwortete Mains gleichgültig. »Können wir in Ihr Büro gehen? Bitte? Ihre Leute müssen sich ausruhen, etwas essen, Kräfte für die Reise sammeln. Den Rest können wir unter uns besprechen.«

    »Herrgott noch mal!«, brüllte Niveau. Er zitterte, doch anstatt vor Zorn rot anzulaufen, bekam seine Haut einen aschfahlen, geisterhaften Ton. »Sie sind hier, um uns …«

    Mains drehte dem Commander den Rücken zu und wandte sich den Überlebenden zu, die in der Kantine verteilt waren und ohnehin an seinen Worten hingen. Er und seine Einheit waren hierher gekommen, um sie zu retten, und nun warteten sie darauf, was als Nächstes passieren würde.

    Niveau verstummte und Mains hörte das Knarzen eines Plastikstuhls, auf den er sich fallen ließ.

    »Sechs Stunden«, begann er. »So viel Zeit bleibt Ihnen noch, um die Station herunterzufahren. Sammeln Sie alle Daten und Informationen zusammen, die Sie mitnehmen müssen. Packen Sie Ihre persönlichen Sachen zusammen. Was die Flugmannschaft angeht, die Vorab-Checks ihres Apollo-Transporters beginnen in dreißig Minuten.«

    Dann nickte er mit dem Kopf in Richtung der Indies. »Sie sammeln die Toten ein. Stecken Sie alle in Leichensäcke, und bringen Sie sie an Bord der Apollo. Zeigen Sie dabei den gleichen Respekt, den Sie auch Ihren eigenen Leute entgegenbringen würden. Meine Leute kümmern sich um die Leichen der Yautja. Sie werden ihre Reise zusammen mit Ihnen antreten.«

    Sein letzter Satz schien einigen nicht zu behagen, aber Mains spürte, dass die Wissenschaftler und die Besatzung ihm vertrauten. Das war gut, das war richtig so – aber um es zu gewinnen, hatte er ihrem Befehlshaber die kalte Schulter zeigen und ihn übergehen müssen.

    Bevor er sie auf die Reise schickte, würde er das wieder geraderücken müssen.

    Nirgendwo steht geschrieben, dass ich auch den Politiker geben muss, dachte er und drehte sich wieder zu Commander Niveau um.

    »In Ihr Büro?«, fragte Mains, obwohl es nicht als Frage gemeint war.

    Der Raum war karg und funktional gestaltet, ohne luxuriösen Pomp. An der Wand hing ein Holo-Schirm, über den eine Reihe von Daten huschten, als sie das Büro betraten. Für Mains ergaben sie keinen Sinn. Niveau betrachtete die Anzeigen für einen Moment, dann murmelte er einen Befehl und schaltete den Schirm ab. Er setzte sich auf seinen Stuhl hinter seinem Schreibtisch und wandte sich ihm zu.

    »Diese Vorstellung eben …«

    »Brian Willis war siebenunddreißig Jahre alt«, sagte Mains. »Er war ein Private und wurde mehrere Male für eine Beförderung bei den Colonial Marines übergangen. Wegen seiner angeblich aufsässigen Art, wie es hieß. Er diente in der 17th Spaceborne, als ich ihn rekrutierte. Die Einheit trugt den Spitznamen BloodDoves, und Willis passte irgendwie nicht so richtig hinein. Er war nicht aufsässig, nur neugierig. Er mochte keinen … Trott. Mit Befehlen hatte er keine Probleme, aber ihn interessierte immer, was hinter dem nächsten Außenposten lag, der nächsten Bergbaukolonie, der nächsten Forschungsstation auf einem Asteroiden. Er wollte mehr, also schloss er sich mir an. Ließ seine Frau zurück, die sein Fernweh nie wirklich nachvollziehen konnte. Sie hat die Erde nie verlassen, also können Sie sich vorstellen, wie unterschiedlich die beiden waren.« Mains wusste, dass das für sie alle galt. Wer so weit hier draußen, am äußersten Ende der sich immer weiter ausdehnenden Menschlichen Sphäre arbeitete, brauchte dafür eine gewisse Grundeinstellung.

    »Er starb bei dem Versuch, einen Yautja von einem Raum wegzulocken, in dem ein paar Indies einen ihrer Wissenschaftler und dessen Familie beschützten. Wäre der Yautja dort eingedrungen und hätte seine Waffen scharfgemacht, hätte es das Leben aller darin gekostet. Das Ganze wäre wahrscheinlich auch sehr schnell gegangen, denn im Eifer der Jagd töten sie ihre Beute für gewöhnlich so effizient wie möglich. Aber wir wissen auch, dass einige von ihnen durchaus sadistisch veranlagt sein können. Vielleicht hätte er sich also etwas Zeit damit gelassen.«

    »Sie haben Ihren Standpunkt deutlich gemacht«, sagte Niveau.

    »Noch nicht ganz. Nicht, bevor ich Ihnen nicht noch etwas über Lizzie Reynolds erzählt habe. Sie war noch sehr jung. Tatsächlich war das ihr erster Einsatz außerhalb des Sol-Systems. Die ersten Jahre trug sie das Barett der Marines auf der Charon Station. General Bassett persönlich erkannte das Potenzial, das in ihr schlummerte. Sie war eine Einzelgängerin, die sich in kleinen Einheiten am wohlsten fühlte. Das mag sich wie ein Widerspruch anhören, ist es aber nicht. Lizzie war jemand, die stets nach vorn sah, die bis an ihre Grenzen gehen wollte, und sie erwähnte kein einziges Mal, dass sie wieder nach Hause wollte. Niemals. Soweit es Lizzie betraf, hätten wir ewig durch das Outer Rim patrouillieren können. Wir machen hier unseren Job, Niveau. Lizzie wusste das, und sie starb in Erfüllung ihrer Pflicht.«

    Niveau nickte andächtig, seine Augen füllten sich mit Tränen. Er zitterte immer noch. Mit etwas Pech würde er noch zittern, nachdem er geduscht hatte, etwas aß, sich auszog und für die zehnwöchige Reise in seiner Kälteschlafkapsel bis zum Sprungtor vorbereitet wurde.

    Er hat ebenfalls Leute verloren, rief sich Mains ins Gedächtnis zurück. Sogar weitaus mehr als er.

    »Es tut mir leid«, sagte Niveau. »Es tut mir leid wegen Ihrer Verluste.«

    »Ja … und ich bedauere Ihre.«

    Niveau starrte ihn eine Zeit lang an, als müsse er sich darauf vorbereiteten, etwas anderes zu sagen. Dann zog er eine Kontrolltafel über den Tisch zu sich heran, wischte über die Oberfläche und hielt sie so, dass er die Anzeige betrachten konnte, die aus dessen Holo-Schirm wuchs.

    »Unser Status«, sagte er. »Meine Leute arbeiten schnell. Hier, sehen Sie, die blauen Bereiche sind bereits heruntergefahren.«

    Mains ließ sich in einen der gepolsterten Stühle fallen. Er hätte in diesem Moment alles für einen Drink gegeben. Aber die Unruhe in ihm wuchs, der Drang, die Station zu verlassen. Er musste mit seinen Leuten sprechen, und zwar bald. Aufzeichnungen vergleichen, Gedanken austauschen. Und mehr als alles andere musste er eine Nachricht an das Hauptquartier der Excursionists schicken und ihre Meinung zu all dem einholen.

    Die VoidLarks hatten seit etwas mehr als einem Jahr eine Yautja-Kolonie außerhalb des Outer Rim observiert. Es war ein riesiges künstliches Schiff, mehrere Meilen lang, das im Orbit um einen Stern in einem der zahllosen unerforschten Systeme jenseits der Menschlichen Sphäre kreiste. Doch er war felsenfest davon überzeugt, dass die beiden Yautja, die diese Einrichtung hier angegriffen hatten, nicht von dort stammten.

    »Es ist gut, dass Ihre Leute so effizient arbeiten«, sagte Mains. »Wir müssen sie beschäftigen. Ihnen bleibt später noch genug Zeit, ihre Toten zu betrauern. Aber im Moment ist mir nur wichtig, sie alle von hier wegzuschaffen.«

    »Ich lebe jetzt seit sieben Jahren hier«, sagte Niveau. »Wir leisten hier eine wichtige Arbeit. Genetik, Medizin, wir nutzen Bakterien, die wir etwas unterhalb der Oberfläche dieses Asteroiden gefunden haben. Das hier ist nur einer von fünf bekannten Orten, von dem wir wissen, dass diese existieren. Aber … ich hätte mir nie träumen lassen, dass so etwas passieren könnte. Niemals.«

    »So ist das im Weltraum. Man ist nirgendwo sicher. Wenn man nicht von etwas umgebracht wird, das man kennt, stirbt man an etwas Unbekanntem.«

    »Das sind ja großartige Aussichten«, murmelte Niveau.

    Mains zuckte mit den Achseln.

    »Also, warum können Sie uns nicht begleiten? Als Eskorte?«, fragte Niveau. In seiner Stimme schwang ein leises Zittern mit. Seine Angst war nicht gespielt. Die unendliche Leere des Weltalls erschien ihm auf einmal viel größer und dunkler als zuvor. Er war zu sesshaft geworden an diesem Ort, dessen Annehmlichkeiten von der gleichgültigen, unendlichen Schwärze um sie herum ablenkten.

    »Weil wir ebenfalls eine wichtige Arbeit zu verrichten haben«, sagte Mains. Er deutete auf den leeren Holo-Schirm. »Sie verstehen das sicher. Sie wissen doch, was wir Excursionists tun, nicht wahr?«

    »Natürlich. Sie patrouillieren durch das Outer Rim. Sie eskortieren Titan-Schiffe auf ihrem Flug an Orte jenseits der Sphäre, um dort neue Sprungtore zu errichten.«

    »Richtig, das ist der leichtere Teil, aber die Ausweitung unseres Wirkungsbereiches ist nicht ganz einfach. Seit dem letzten Jahr, und vielleicht auch schon etwas länger, haben meine VoidLarks ein Auge auf eine riesige Yautja-Kolonie, die diesen Sektor durchquerte und sich nun in einem System einige Lichtjahre hinter der Sphäre herumtreibt. Sie scheint inaktiv zu sein, erfüllt scheinbar auch keinen Zweck und galt bislang nicht als Bedrohung. Trotz allem ist aber das eigentlich unser Job. Wir sind nicht einfach nur ein Eskort-Service für Titan-Schiffe. Wohin auch immer der Mensch in der Galaxie seine Fühler ausstreckt, sind wir die erste Verteidigungslinie. Dort draußen, hinter den von uns Menschen erforschten Gegenden des Weltraums, sorgen wir dafür, dass wir dort auch sicher sind.«

    »Kamen diese Yautja von dort?«

    »Ich glaube nicht. Wir hätten mitbekommen, wenn sie ihre Schiffe ausgesandt hätten.«

    »Aber trotzdem sind sie hergekommen.«

    »Ihr Notruf wurde von einer anderen Einheit an uns weitergereicht. Sie hatten Glück, dass wir uns gerade auf einer Nachschubroute befanden und diejenigen waren, die am schnellsten bei Ihnen sein konnten. Anderenfalls …« Mains hob die Hände und zuckte mit den Schultern.

    »… hätten sie uns alle umgebracht«, beendete Niveau den Satz.

    »Nicht unbedingt. Es gibt Berichte, dass sie Gefangene nehmen, wenn sie größere Siedlungen angreifen.«

    »Wofür?«

    Mains richtete sich ächzend auf. Seine Knie knackten. Er hatte zu viel Zeit im Weltraum und in längeren Phasen der Schwerelosigkeit an Bord der Ochse verbracht, wenn es verräterische Energiesignaturen zu vermeiden galt.

    »Keine Ahnung, aber es wird Ihnen sicher nicht gefallen, da können Sie drauf wetten.«

    »Deshalb müssen Sie also auf Ihren Posten zurückkehren und dieses Habitat beschatten.«

    »Ganz besonders nach dem, was hier vorgefallen ist.«

    Niveau nickte. Es missfiel ihm, aber er verstand. Mains respektierte ihn dafür.

    »Alles wird gut werden. Es sind siebzig Tage mit Ihrer Apollo bis zum Sprungtor, und ihre Söldner können für die Zeit im Einsatz bleiben und nach dem Rechten sehen. Oh, und die Dinge, die ich Ihnen über das Habitat der Yautja erzählt habe, unterliegen natürlich der Geheimhaltung.«

    »Natürlich.«

    Niveau erhob sich aus seinem Stuhl und streckte Mains die Hand entgegen. Mains ergriff und schüttelte sie. »Ich danke Ihnen.«

    »Dafür sind wir hier.« Nur dass Willis nicht mehr hier war. Und Reynolds ebenso wenig. Mains sah ihre Gesichter vor sich, das leichte Schmunzeln von Willis, das stets etwas zu verbergen schien, und Reynolds glühenden Enthusiasmus. Das erste Mal, seit er mit seinen VoidLarks die Basis der Excursionists auf Tyszka Star verlassen hatte, würde er eine offizielle Beisetzung anberaumen müssen.

    Als er das Büro verließ, meldete sich sein Kommunikationsimplantat.

    »L-T?« Das war Faulkner. Der Ruf kam von ihrem Schiff, der Ochse.

    »Hier.«

    »Ich habe ein Subraumsignal von der 13th Excursionists-Einheit aufgefangen. Sie sind auf einer verlassenen Station auf einem Asteroiden auf die Yautja gestoßen, siebzehn Lichtjahre hinter dem äußeren Rand des Rims.«

    »Die SpaceSurfers«, sagte Mains.

    »Genau, Goldens Einheit. Was soll ich antworten?«

    Mains schloss die Tür hinter sich und blieb in dem stillen Korridor stehen. Hier war es friedlich, die Luft gefiltert und leicht aromatisiert, und an einem anderen Ort, weit entfernt, starben in diesem Moment vielleicht alte Freunde von ihm. Es fühlte sich falsch an, hier zu sein.

    »Bestätige den Empfang des Signals, aber lass sie wissen, dass wir ihnen nicht helfen können.«

    »Wir müssen zurück auf unseren Posten«, sagte Faulkner.

    »Öffne einen Kanal«, sagte Mains. Und dann konnten alle VoidLarks ihn hören. Es war Zeit, weiterzuziehen.

    Für Johnny Mains waren Weltraum-Bestattungen schon immer ein seltsamer, aber gleichsam wunderschöner Anblick gewesen. Eine Stunde, nachdem sie von der Southgate Station 12 aufgebrochen waren, stand er vor dem Rest seiner Crew und traf die letzten Vorkehrungen, zwei seiner Freunde der Unendlichkeit zu überantworten.

    Da weder Willis noch Reynolds religiöse Überzeugungen geteilt hatten, fiel die Rede kurz und knapp aus. Er verlor über jeden von ihnen ein paar Worte, beschrieb ein paar ihrer hervorstechendsten Wesensmerkmale und wie tapfer sie ihr Leben gelassen hatten, und erzählte dann über jeden von ihnen noch eine kleine Anekdote, die ein Lächeln über die grimmigen Gesichter huschen ließ. Danach wandten sich alle dem Holo-Schirm auf dem Gemeinschaftsdeck zu und Mains murmelte ein paar Befehle an den Schiffscomputer.

    »Frodo, öffne die Schleusen.«

    Ein leises Zischen war alles, was sie hörten, dann wurden Reynolds und Willis hinaus ins All gesaugt, wo sie langsam von der Ochse davontrieben. Es schien, als würden sie beide gemeinsam diese Reise antreten, obwohl es unausweichlich war, dass selbst die kleinste Abweichung in ihrer Flugbahn sie immer weiter auseinandertreiben würde.

    Es war das Verständnis von Zeit, welches diesen Anblick für Mains so anmutig und rätselhaft zugleich machte. Die beiden Körper, die die Welt der Lebenden verlassen hatten, traten ihre ewige Reise durch den Weltraum an. Bei jeder dieser Beisetzungen, deren Zeuge er gewesen war, hatte man stets dafür Sorge getragen, dass die Leichensäcke von der Erde weggeschossen wurden. Jeder Moment ihrer Reise würde sie also an einen neuen und noch unbekannten Ort führen, und das war, ganz gleich, ob die Verstorbenen oder ihre Hinterbliebenen an so etwas wie die Seele, Gott oder ein Leben nach dem Tode glaubten, ein tiefgründiger und irgendwie beruhigender Gedanke.

    Die Toten waren nicht mehr in der Lage, diese Reise bewusst zu erleben, aber zumindest konnten sie auf diese Art weiter ihre Mission erfüllen und der gleichen Sache wie all jene Männer und Frauen dienen, der sich einem Leben jenseits des Nachthimmels verschrieben hatten: Zu reisen, Neues zu entdecken und ein Teil dessen zu werden, was sich dort draußen verbarg.

    »Ich frage mich immer, ob man sie eines Tages finden wird«, sagte Cotronis. So wie alle anderen trug auch sie noch ihren Kampfanzug und hatte sich geweigert, Reynolds Blut von ihrem kahlen Kopf zu waschen – nicht, bis die Beisetzung offiziell vorbei war.

    »Wie sollte sie jemand finden?«, fragte McVicar. Er war kein Mann vieler Worte. Groß und gelegentlich etwas ruppig. Mains wusste, dass er und Reynolds eine kleine Romanze miteinander hatten. Eine unkomplizierte Beziehung, hin und wieder etwas Sex. Ein Excursionist zeigte nur selten tiefergehende Gefühle, zumindest nach außen, was der unmittelbaren Nähe zu den Kameraden geschuldet war. Doch wer konnte sagen, was sich unter der Oberfläche verbarg?

    »Nein, ich meinte … später.« Cotronis fuhr sich mit der Hand über ihren stoppeligen Schädel und hielt inne, als sie das getrocknete Blut berührte. »Viel später. In einer Million Jahren. Zehn Millionen. In einer Milliarde Jahren, wenn die Menschheit längst zu Staub zerfallen ist, werden sie immer noch durchs All treiben. Weit entfernt von den weitesten Ausläufern, die die Menschliche Sphäre erreicht haben mag, bevor wir uns selbst vernichtet haben oder jemand anderes uns vernichtete.«

    »Meine Fresse, Corp, heute sind wir aber wieder besonders fröhlich, was?«, sagte Faulkner. Er war ein kleiner, zäher Kerl, oftmals schroff, aber mit einem scharfen Verstand. Er diente als Private auf dem Schiff, aber Mains nannte ihn nicht selten auch seinen Bordwissenschaftler. Es war nie verkehrt, einen Mann wie ihn in einer Einheit wie dieser zu

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