Great again? Musik in Zeiten des Populismus: Österreichische Musikzeitschrift 06/2017
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Buchvorschau
Great again? Musik in Zeiten des Populismus - Hollitzer Wissenschaftsverlag
IMPRESSUM
Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) | Jahrgang 72/6 | 2017
ISBN 978-3-99012-396-6
Gegründet 1946 von Peter Lafite und bis Ende des 65. Jahrgangs herausgegeben von Marion Diederichs-Lafite
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Einzelheft: € 11,90
Jahresabo: € 49,90 zzgl. Versand | Bestellungen: vertrieb@hollitzer.at
Förderabo: ab € 100 | Bestellungen: redaktion@oemz.at | emv@emv.or.at
Medieninhaberin: Europäische Musikforschungsvereinigung Wien (EMV)
ZVR-Zahl 983517709 | www.emv.or.at | UID: ATU66086558
BIC: GIBAATWWXXX | IBAN: AT492011129463816600
Herausgeber: Daniel Brandenburg | dbrandenburg@oemz.at
Frieder Reininghaus (verantwortlich) | f.reininghaus@oemz.at
Redaktion: Johannes Prominczel | j.prominczel@oemz.at
Judith Kemp | j.kemp@oemz.at
Julia Jaklin (Assistenz) | j.jaklin@oemz.at
Adresse für alle: Hanuschgasse 3 | A-1010 Wien | Tel. +43-664-186 38 68
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Grafische Gestaltung & Satz: Gabriel Fischer | A-1150 Wien
© 2017 Hollitzer Verlag. Alle Rechte vorbehalten. Die Redaktion hat sich bemüht, alle Inhaber von Text- und Bildrechten ausfindig zu machen.
Zur Abgeltung allfälliger Ansprüche ersuchen wir um Kontaktaufnahme.
Gedruckt mit freundlicher Unterstützung von
Foto: Alex Schnapper/wikimedia.org
Liebe Leserinnen und Leser,
als wir vor einem Jahr ein Heft zu Musik in Zeiten des Populismus ins Auge fassten, war klar: Viel Literatur, auf die sich die Redaktion und die AutorInnen stützen konnten, gab es zu diesem Thema nicht. Es war Neuland, daher zunächst in erster Linie ein Untersuchungsauftrag. Worauf dieser reagierte, schien so naheliegend wie eindeutig. Doch rasch stellte sich heraus, dass schon der Begriff allemal längere und kontroverse Debatten auslöst. Wir holten uns u. a. beim Wiener Historiker Wolfgang Schmale Rat. Er hat den Begriff Populismus in Geschichte und Gegenwart abgetastet, der derzeit in den öffentlichen Disputen weithin wie eine Keule eingesetzt wird.
Auch viele andere Kultur- und SozialwissenschaftlerInnen arbeiten sich gegenwärtig an den Ursachen dessen ab, was das gesellschaftliche Leben in den verschiedenen Ländern Europas erkennbar verändert. »Demokratische politische Systeme müssen Rücksichten auf Mehrheiten und auf Minderheiten nehmen«, argumentiert z. B. die Soziologin Barbara Kuchler. »Das Kunststück von Demokratie ist, diese komplexe, spannungsreiche Gemengelage stabil oder jedenfalls betriebsfähig zu halten« (das gilt im Kleinen auch für ein Projekt wie unsere Zeitschrift). Der Kunstgriff des Populismus hingegen sei, die »anfallenden Abfälle, Stoffwechselprodukte, Ressentiments auszubeuten und daraus Energie zu ziehen. Die populistische Funktionsweise ist ähnlich einer Biogasanlage – nur weniger gestankmindernd als gestankvermehrend«. Ist dies Odore bereits in die Konzertsäle, die Zuschauerräume der Theater und die Intendantenbüros vorgedrungen?
Antworten auf diese Frage wollte man uns vielerorts nicht geben: Von österreichischen Kultursprechern siegreicher Parteien über Konzertveranstalter bis hin zu Exiltürken blieben unsere Anfragen unbeantwortet. Umso erfreulicher, dass Erhard Busek, Dieter Kaufmann und Bernhard Günther kein Blatt vor den Mund nahmen und empfehlen, man solle sich vom Schreckgespenst Populismus nicht einschüchtern lassen. Gerade, weil es den neuen autoritären Regimes bereits weithin gelang, ein Klima des ängstlichen Abwartens oder des vorauseilenden Stillhaltens zu erzeugen. Pointierte kritisch-analytische Beiträge haben uns aus den USA und zu Russland erreicht – u. a. von dem renommierten russischen Komponisten Sergej Newski.
Zu den Extras dieses Heftes gehört ein Porträt des exil.arte Zentrums der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien und der Bericht über einen Besuch bei Luo Zhongrong, dem Pionier der Zwölftonmusik in der Volksrepublik China. Außerdem würdigen wir den Erste Bank Kompositionspreisträger Hannes Kerschbaumer mit einem Interview. Eine Delikatesse für die Freunde des Kunstlieds im 19. Jahrhundert ist der Essay zu Carl Bancks Liederzyklen Des Leiermanns Liederbuch und Des Müllerburschen Liebesklage. Hierzu wurden eigens vier dieser Lieder erstmals aufgenommen (siehe S. 42). // Die Redaktion
INHALT
GREAT AGAIN?
MUSIK IN ZEITEN DES POPULISMUS
Populismus // Wolfgang Schmale
Populismus und Volksmusik // Erhard Busek
Politischer Richtungswechsel Woody Guthries This Land Is Your Land und die Macht der populistischen Folk Music // Marina Romani
Von der Aufbruchstimmung zum Klima der Einschüchterung Kirill Serebrennikov und die Lage der Künstler in Russland // Sergej Newski
Populismus im Lied in Putins Russland // Inna Klause
Musik und Populismus oder »Wie man Wünsche beim Schwanz packt« // Dieter Kaufmann
Keine Angst vor Schreckgespenstern Warum ein aktualisierter Blick auf das große Ganze wichtiger ist als die Aufregung um den Populismus // Bernhard Günther im Interview
EXTRA
»Wenn ich komponiere, bin ich wieder in Wien« Das neue exil.arte Zentrum an der Universität für Musik und Darstellende Kunst // Johannes Prominczel
»Keiner mag ihn hören, keiner sieht ihn an…« Carl Bancks Liederzyklen Des Leiermanns Liederbuch und Des Müllerburschen Liebesklage in Mond und Morgenliedern – Streitschriften eines Schubert-Advokaten? // Maria Behrendt
Luo Zhongrong Von der Komponistenbrigade zum chinesischen Pionier der Zwölftonmusik // Odila Schröder
NEUE MUSIK IM DISKURS
Klangschichten // Hannes Kerschbaumer, Preisträger des diesjährigen Erste Bank Kompositionspreises, im Gespräch mit Judith Kemp // 53
BERICHTE
FESTIVALS IN ÖSTERREICH UND DEUTSCHLAND
Wien Modern // Markus Hennerfeind und Sabine Seuss
Musikprotokoll im Steirischen Herbst // Ulrike Aringer-Grau
Taschenopernfestival Salzburg // Natalie Stadler
Donaueschinger Musiktage // Cornelia Schmitz
BERICHTE
AUS WIEN
Prokofjews Der Spieler an der Wiener Staatsoper // Markus Hennerfeind
Höhepunkt des Reinhold Friedl Specials // Philip Röggla
Geburtstagkonzert Thomas Daniel Schlee // Christian Heindl
Stauds Antilope an der Neuen Oper // Jakob Schermann
Bergs Wozzeck am Theater an der Wien …
BERICHTE
AUS WESTEUROPA
… und in Düsseldorf, Verdis Don Carlos in Paris und Humperdincks Hänsel und Gretel in Stuttgart // Frieder Reininghaus
Reimanns L’Invisible in Berlin // Fabian Schwinger
REZENSIONEN
Bücher, CDs
DAS ANDERE LEXIKON
Gruppenzwang // Walter Weidringer
NEWS
An Ort und Stelle
ZU GUTER LETZT
Im Schlaraffenland der Phrasen // Frieder Reininghaus
Vorschau
THEMA
pexels.com
Populismus
»Populismus« kommt vom lateinischen »populus« (Volk), aber was ist das Volk? Von den unterschiedlichen historischen Definitionen und Ausformungen dieses Begriffs. Wolfgang Schmale
Populismus ist nur ein Begriff von vielen, die, ausgehend von lat. populus, wie »populär«, »pop« usw., Kontexte adressieren, die zu einem als breit gedachten Publikum gehören. Nicht nur politisch wird dieses breite Publikum Icon-artig verkürzt als »Volk« gesehen. Es gibt ebenso »literarischen Populismus« wie »musikalischen Populismus«. Entscheidend ist, dass das Volk zunächst als Produzent verschiedener kultureller oder politischer Inhalte angesehen wird. Diese vermeinten Inhalte werden von herausgehobenen Personen (Politikern, Komponisten, Literaten usw.) einer Bearbeitung und Strukturierung unterworfen und demselben Volk, nunmehr nur Publikum, zurückgegeben.
»Populismus« meint insoweit wörtlich alles, was mit der Bezugsgröße »Volk« zu tun hat. Eine Parallele kann man im Begriff »Nationalismus« sehen, der alles meint, was mit einer Nation zu tun hat. Im Deutschen werden beide Begriffe meistens zugespitzt eingesetzt und sind mit einseitigen sowie aggressiven politischen Haltungen konnotiert.
Populus und Plebs
»Volk« als Bezugsgröße ist historisch stark verwurzelt, da mit dem Pauschalbegriff Volk schon im Mittelalter operiert wird. Wer »das Volk« (populus, peuple, people, Volk …) ist, variiert freilich im Laufe der Zeit. Schon das Lateinische arbeitet mit der Unterscheidung von populus und plebs. »Volk« (populus) umfasst folglich keineswegs die Unterschichten. Kennt das geltende Rechtssystem Unfreie/Sklaven, sind diese ebenfalls ausgeschlossen.
Das Volk wirft seine Fesseln ab und wird bald wieder neue angelegt bekommen. Bild: Ausschnitt aus: Eugène Delacroix, Die Freiheit führt das Volk, 1830, wikimedia.org
Taucht in mittelalterlichen Quellen das Wort »Volk« auf, bezieht es sich in der Regel auf einen zwar breiteren Personenkreis, aber dessen Angehörige besitzen einen hervorgehobenen Status, mindestens den des wehrhaften Mannes, den der Führer oder Herrscher in bestimmten Situationen zu den Waffen ruft.
Die gründlichste und weitreichendste Bedeutungserweiterung erfuhr »Volk« in der Epoche der Französischen Revolution. Das Volk (le peuple bzw. la nation) wurde als politischer Souverän definiert. Zunächst noch gemeinsam mit dem König, in der Phase der Republik (ab 1792) dann allein. Gemeint waren jedoch nur volljährige Männer. Trotzdem ist die prinzipielle politische Definition von Volk als Souverän bis heute gültig geblieben.
Es war kein Zufall, dass im revolutionär ausklingenden 18. Jahrhundert auch der literarische und musikalische Populismus entstanden. »Gedrucktes für das Volk« wie Kalender und Almanache, Erbauungsbüchlein u. ä., in Frankreich die berühmte Bibliothèque bleue (seit dem 17. Jahrhundert, verlegt in Troyes), gab es in der ganzen Neuzeit. Ab wann genau aus »Gedrucktem für das Volk« ausgesprochene »Volksliteratur« wurde, hängt gewiss von der Definition des Begriffs Literatur ab, aber