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Great again? Musik in Zeiten des Populismus: Österreichische Musikzeitschrift 06/2017
Great again? Musik in Zeiten des Populismus: Österreichische Musikzeitschrift 06/2017
Great again? Musik in Zeiten des Populismus: Österreichische Musikzeitschrift 06/2017
eBook212 Seiten1 Stunde

Great again? Musik in Zeiten des Populismus: Österreichische Musikzeitschrift 06/2017

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Über dieses E-Book

Populistische Töne prägen das Gesicht unserer Zeit. Im Gegenzug zur Politik der Wahrung des status quo, der Lebensstile und der europäischen Krisensymptom-Moderation punkten grenzüberschreitend Nationalismus, Abkehr von europäischen Errungenschaften und Isolationismus. Populismus paralysiert die verschiedensten gesellschaftlichen Bereiche und verspricht, Medien und Kulturinstitutionen aufzumischen. Werden davon auch die weithin politikfern erscheinenden Reservate der klassischen, der Alten und der Neuen Musik erfasst? Wie ist es hier um Resistenz bzw. Anpassungsbereitschaft bestellt? Die ÖMZ versucht, ein unübersichtliches und von Widersprüchen geprägtes Terrain zu beleuchten.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum18. Dez. 2017
ISBN9783990123966
Great again? Musik in Zeiten des Populismus: Österreichische Musikzeitschrift 06/2017

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    Buchvorschau

    Great again? Musik in Zeiten des Populismus - Hollitzer Wissenschaftsverlag

    IMPRESSUM

    Österreichische Musikzeitschrift (ÖMZ) | Jahrgang 72/6 | 2017

    ISBN 978-3-99012-396-6

    Gegründet 1946 von Peter Lafite und bis Ende des 65. Jahrgangs herausgegeben von Marion Diederichs-Lafite

    Erscheinungsweise: zweimonatlich

    Einzelheft: € 11,90

    Jahresabo: € 49,90 zzgl. Versand | Bestellungen: vertrieb@hollitzer.at

    Förderabo: ab € 100 | Bestellungen: redaktion@oemz.at | emv@emv.or.at

    Medieninhaberin: Europäische Musikforschungsvereinigung Wien (EMV)

    ZVR-Zahl 983517709 | www.emv.or.at | UID: ATU66086558

    BIC: GIBAATWWXXX | IBAN: AT492011129463816600

    Herausgeber: Daniel Brandenburg | dbrandenburg@oemz.at

    Frieder Reininghaus (verantwortlich) | f.reininghaus@oemz.at

    Redaktion: Johannes Prominczel | j.prominczel@oemz.at

    Judith Kemp | j.kemp@oemz.at

    Julia Jaklin (Assistenz) | j.jaklin@oemz.at

    Adresse für alle: Hanuschgasse 3 | A-1010 Wien | Tel. +43-664-186 38 68

    redaktion@oemz.at | inserate@oemz.at | www.oemz.at

    Werden Sie FreundIn der ÖMZ: Unterstützen Sie die

    Europäische Musikforschungsvereinigung Wien (EMV) oder ihren deutschen Partner Verein zur Unterstützung von

    Musikpublizistik und Musik im Donauraum e. V. (VUMD) | info@emv.or.at

    BIC: COLSDE33 | IBAN: DE07370501981930076995

    Verlag: Hollitzer Verlag | Trautsongasse 6/6 | A-1080 Wien

    Tel. +43-1-236 560 54 | office@hollitzer.at | www.hollitzer.at

    Coverbild: 123rf.com

    Grafische Gestaltung & Satz: Gabriel Fischer | A-1150 Wien

    © 2017 Hollitzer Verlag. Alle Rechte vorbehalten. Die Redaktion hat sich bemüht, alle Inhaber von Text- und Bildrechten ausfindig zu machen.

    Zur Abgeltung allfälliger Ansprüche ersuchen wir um Kontaktaufnahme.

    Gedruckt mit freundlicher Unterstützung von

    Foto: Alex Schnapper/wikimedia.org

    Liebe Leserinnen und Leser,

    als wir vor einem Jahr ein Heft zu Musik in Zeiten des Populismus ins Auge fassten, war klar: Viel Literatur, auf die sich die Redaktion und die AutorInnen stützen konnten, gab es zu diesem Thema nicht. Es war Neuland, daher zunächst in erster Linie ein Untersuchungsauftrag. Worauf dieser reagierte, schien so naheliegend wie eindeutig. Doch rasch stellte sich heraus, dass schon der Begriff allemal längere und kontroverse Debatten auslöst. Wir holten uns u. a. beim Wiener Historiker Wolfgang Schmale Rat. Er hat den Begriff Populismus in Geschichte und Gegenwart abgetastet, der derzeit in den öffentlichen Disputen weithin wie eine Keule eingesetzt wird.

    Auch viele andere Kultur- und SozialwissenschaftlerInnen arbeiten sich gegenwärtig an den Ursachen dessen ab, was das gesellschaftliche Leben in den verschiedenen Ländern Europas erkennbar verändert. »Demokratische politische Systeme müssen Rücksichten auf Mehrheiten und auf Minderheiten nehmen«, argumentiert z. B. die Soziologin Barbara Kuchler. »Das Kunststück von Demokratie ist, diese komplexe, spannungsreiche Gemengelage stabil oder jedenfalls betriebsfähig zu halten« (das gilt im Kleinen auch für ein Projekt wie unsere Zeitschrift). Der Kunstgriff des Populismus hingegen sei, die »anfallenden Abfälle, Stoffwechselprodukte, Ressentiments auszubeuten und daraus Energie zu ziehen. Die populistische Funktionsweise ist ähnlich einer Biogasanlage – nur weniger gestankmindernd als gestankvermehrend«. Ist dies Odore bereits in die Konzertsäle, die Zuschauerräume der Theater und die Intendantenbüros vorgedrungen?

    Antworten auf diese Frage wollte man uns vielerorts nicht geben: Von österreichischen Kultursprechern siegreicher Parteien über Konzertveranstalter bis hin zu Exiltürken blieben unsere Anfragen unbeantwortet. Umso erfreulicher, dass Erhard Busek, Dieter Kaufmann und Bernhard Günther kein Blatt vor den Mund nahmen und empfehlen, man solle sich vom Schreckgespenst Populismus nicht einschüchtern lassen. Gerade, weil es den neuen autoritären Regimes bereits weithin gelang, ein Klima des ängstlichen Abwartens oder des vorauseilenden Stillhaltens zu erzeugen. Pointierte kritisch-analytische Beiträge haben uns aus den USA und zu Russland erreicht – u. a. von dem renommierten russischen Komponisten Sergej Newski.

    Zu den Extras dieses Heftes gehört ein Porträt des exil.arte Zentrums der Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien und der Bericht über einen Besuch bei Luo Zhongrong, dem Pionier der Zwölftonmusik in der Volksrepublik China. Außerdem würdigen wir den Erste Bank Kompositionspreisträger Hannes Kerschbaumer mit einem Interview. Eine Delikatesse für die Freunde des Kunstlieds im 19. Jahrhundert ist der Essay zu Carl Bancks Liederzyklen Des Leiermanns Liederbuch und Des Müllerburschen Liebesklage. Hierzu wurden eigens vier dieser Lieder erstmals aufgenommen (siehe S. 42). // Die Redaktion

    INHALT

    GREAT AGAIN?

    MUSIK IN ZEITEN DES POPULISMUS

    Populismus // Wolfgang Schmale

    Populismus und Volksmusik // Erhard Busek

    Politischer Richtungswechsel Woody Guthries This Land Is Your Land und die Macht der populistischen Folk Music // Marina Romani

    Von der Aufbruchstimmung zum Klima der Einschüchterung Kirill Serebrennikov und die Lage der Künstler in Russland // Sergej Newski

    Populismus im Lied in Putins Russland // Inna Klause

    Musik und Populismus oder »Wie man Wünsche beim Schwanz packt« // Dieter Kaufmann

    Keine Angst vor Schreckgespenstern Warum ein aktualisierter Blick auf das große Ganze wichtiger ist als die Aufregung um den Populismus // Bernhard Günther im Interview

    EXTRA

    »Wenn ich komponiere, bin ich wieder in Wien« Das neue exil.arte Zentrum an der Universität für Musik und Darstellende Kunst // Johannes Prominczel

    »Keiner mag ihn hören, keiner sieht ihn an…« Carl Bancks Liederzyklen Des Leiermanns Liederbuch und Des Müllerburschen Liebesklage in Mond und Morgenliedern – Streitschriften eines Schubert-Advokaten? // Maria Behrendt

    Luo Zhongrong Von der Komponistenbrigade zum chinesischen Pionier der Zwölftonmusik // Odila Schröder

    NEUE MUSIK IM DISKURS

    Klangschichten // Hannes Kerschbaumer, Preisträger des diesjährigen Erste Bank Kompositionspreises, im Gespräch mit Judith Kemp // 53

    BERICHTE

    FESTIVALS IN ÖSTERREICH UND DEUTSCHLAND

    Wien Modern // Markus Hennerfeind und Sabine Seuss

    Musikprotokoll im Steirischen Herbst // Ulrike Aringer-Grau

    Taschenopernfestival Salzburg // Natalie Stadler

    Donaueschinger Musiktage // Cornelia Schmitz

    BERICHTE

    AUS WIEN

    Prokofjews Der Spieler an der Wiener Staatsoper // Markus Hennerfeind

    Höhepunkt des Reinhold Friedl Specials // Philip Röggla

    Geburtstagkonzert Thomas Daniel Schlee // Christian Heindl

    Stauds Antilope an der Neuen Oper // Jakob Schermann

    Bergs Wozzeck am Theater an der Wien …

    BERICHTE

    AUS WESTEUROPA

    … und in Düsseldorf, Verdis Don Carlos in Paris und Humperdincks Hänsel und Gretel in Stuttgart // Frieder Reininghaus

    Reimanns L’Invisible in Berlin // Fabian Schwinger

    REZENSIONEN

    Bücher, CDs

    DAS ANDERE LEXIKON

    Gruppenzwang // Walter Weidringer

    NEWS

    An Ort und Stelle

    ZU GUTER LETZT

    Im Schlaraffenland der Phrasen // Frieder Reininghaus

    Vorschau

    THEMA

    pexels.com

    Populismus

    »Populismus« kommt vom lateinischen »populus« (Volk), aber was ist das Volk? Von den unterschiedlichen historischen Definitionen und Ausformungen dieses Begriffs. Wolfgang Schmale

    Populismus ist nur ein Begriff von vielen, die, ausgehend von lat. populus, wie »populär«, »pop« usw., Kontexte adressieren, die zu einem als breit gedachten Publikum gehören. Nicht nur politisch wird dieses breite Publikum Icon-artig verkürzt als »Volk« gesehen. Es gibt ebenso »literarischen Populismus« wie »musikalischen Populismus«. Entscheidend ist, dass das Volk zunächst als Produzent verschiedener kultureller oder politischer Inhalte angesehen wird. Diese vermeinten Inhalte werden von herausgehobenen Personen (Politikern, Komponisten, Literaten usw.) einer Bearbeitung und Strukturierung unterworfen und demselben Volk, nunmehr nur Publikum, zurückgegeben.

    »Populismus« meint insoweit wörtlich alles, was mit der Bezugsgröße »Volk« zu tun hat. Eine Parallele kann man im Begriff »Nationalismus« sehen, der alles meint, was mit einer Nation zu tun hat. Im Deutschen werden beide Begriffe meistens zugespitzt eingesetzt und sind mit einseitigen sowie aggressiven politischen Haltungen konnotiert.

    Populus und Plebs

    »Volk« als Bezugsgröße ist historisch stark verwurzelt, da mit dem Pauschalbegriff Volk schon im Mittelalter operiert wird. Wer »das Volk« (populus, peuple, people, Volk …) ist, variiert freilich im Laufe der Zeit. Schon das Lateinische arbeitet mit der Unterscheidung von populus und plebs. »Volk« (populus) umfasst folglich keineswegs die Unterschichten. Kennt das geltende Rechtssystem Unfreie/Sklaven, sind diese ebenfalls ausgeschlossen.

    Das Volk wirft seine Fesseln ab und wird bald wieder neue angelegt bekommen. Bild: Ausschnitt aus: Eugène Delacroix, Die Freiheit führt das Volk, 1830, wikimedia.org

    Taucht in mittelalterlichen Quellen das Wort »Volk« auf, bezieht es sich in der Regel auf einen zwar breiteren Personenkreis, aber dessen Angehörige besitzen einen hervorgehobenen Status, mindestens den des wehrhaften Mannes, den der Führer oder Herrscher in bestimmten Situationen zu den Waffen ruft.

    Die gründlichste und weitreichendste Bedeutungserweiterung erfuhr »Volk« in der Epoche der Französischen Revolution. Das Volk (le peuple bzw. la nation) wurde als politischer Souverän definiert. Zunächst noch gemeinsam mit dem König, in der Phase der Republik (ab 1792) dann allein. Gemeint waren jedoch nur volljährige Männer. Trotzdem ist die prinzipielle politische Definition von Volk als Souverän bis heute gültig geblieben.

    Es war kein Zufall, dass im revolutionär ausklingenden 18. Jahrhundert auch der literarische und musikalische Populismus entstanden. »Gedrucktes für das Volk« wie Kalender und Almanache, Erbauungsbüchlein u. ä., in Frankreich die berühmte Bibliothèque bleue (seit dem 17. Jahrhundert, verlegt in Troyes), gab es in der ganzen Neuzeit. Ab wann genau aus »Gedrucktem für das Volk« ausgesprochene »Volksliteratur« wurde, hängt gewiss von der Definition des Begriffs Literatur ab, aber

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