Sieben x Miete = Eigenheim: Wenn aus mieten kaufen wird ...
Von Nele Hansen
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Über dieses E-Book
Die Autorin ist seit vielen Jahren eng mit Sophie und Mark befreundet und hat auf unzähligen Partys immer wieder diese lustigen Geschichten gehört. Irgendwann hat sie zu Stift und Papier gegriffen und sie für den Rest der Welt verewigt.
Nele Hansen
Nele Hansen ist Pädagogin, Referentin und Autorin. Sie verfasste bereits mehrere bildungspolitische Fachaufsätze, einen Mobbing-Ratgeber, veröffentlichte praxisnahe Unterrichtsmaterialien und ist als Referentin in einem renommierten Fortbildungsinstitut tätig.
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Buchvorschau
Sieben x Miete = Eigenheim - Nele Hansen
lässt.
Kapitel 1
* *
Die Studentenbude
Seit geraumer Zeit schon wohnten Sophie und Luisa in einem Zimmer im Erdgeschoss des Wohnheims für die Musikstudenten zusammen. Die Beziehung der beiden jungen Frauen war angenehm, sie vertrugen sich, obwohl sie unterschiedlicher nicht sein konnten. Sophie schlank, groß und schön, Luisa hingegen dicklich, klein und ziemlich schüchtern. Während Sophie schon etliche Jahre vor dem Studium in einem Internat gelebt hatte und somit ein Zusammenleben mit anderen Mitmenschen auf engstem Raum gewohnt war, verbrachte Luisa, aus wohlbehütetem Elternhaus stammend, die Zeit bis zum Abitur bisher ausschließlich in ihrem Wohnort im Elternhaus. Noch nicht einmal Urlaub hatte sie an anderen Orten genießen dürfen und hatte sich damit die unverwechselbare Art einer Verschlossenheit gegenüber Neuem und der ganzen Welt angeeignet.
Sophie trat zum rechten Zeitpunkt in Luisas Leben, da sie sie aus ihrem Dornröschenschlaf weckte und ihr wohl als erste Person zeigte, wie schön das Leben und die Welt außerhalb der eigenen vier Wände sein konnte. Sie war eine aufgeschlossene junge Frau, die jahrelang mit den verrücktesten Menschen unter einem Dach gelebt hatte, in einer Internatsschule für klassische Musikerziehung. Ihre Allgemeinbildung und ihr musikalisches Wissen, geprägt durch eine hervorragende Erziehung und Ausbildung ihrer vorhergehenden Bildungsstätte, ihrem Mitwirken in dem dazugehörigen berühmten Chor ihres Gymnasiums und den damit verbundenen Erfahrungen wie wochenlangen Konzertreisen oder nächtelangen Aufnahmen im Tonstudio mit dem gemischten Chor ließen Sophie einen unglaublichen Fundus an lustigen Geschichten beherbergen. Wer dem Erzählen dieser Geschichten lauschte, war bezaubert, allen voran natürlich Luisa, da sie sich mit Sophie ein Appartement teilte.
Sie schmolz förmlich dahin, wenn Sophie ihr diese Erlebnisse aus ihrem früheren Leben erzählte, sie saugte sie auf und malte sich ein ums andere Mal aus, sie wäre dabei gewesen bei all den zahlreichen Abenteuern von Sophie. Heimlich führte sie eine Art Tagebuch über das Gehörte, um sich auch später noch an den Geschichten zu laben.
Ihr Appartement hatten sich die beiden ganz gemütlich eingerichtet. Gleich nach dem Eintreten befand sich auf der rechten Seite ein Waschbecken mit Spiegel und kleinen Schränken. Diesen Bereich hatten sie mit einem Vorhang abgetrennt, so dass plötzlich hereinkommende Kommilitonen Sophie und Luisa nicht gleich in ihrer völligen Schönheit betrachten konnten. Auf der gegenüberliegenden Seite hatten sie ihre Schreibtische platziert. Die Kleiderschränke nutzen sie als Raumteiler, die Betten hatten sie unters Fenster geschoben, dazwischen die Nachtschränke.
Der Blick aus dem Fenster ging ins Grüne. Zahlreiche Bäume und Sträucher säumten den Ausblick und betteten sich ein in eine herrliche Anlage aus Wohnheim- und Studiergebäuden. Angehörig der Universität waren verschiedene Fakultäten sowie einige der Studentenwohnheime, wovon mehrere auf die Stadt und einige auf den ländlichen Vorort Golm ausgelagert waren. Dieser Teil der Uni war ein paar Kilometer vom Zentrum entfernt, aber er war dafür ein sehr schöner Ort für Studierende, es fehlte ihnen an nichts. Hier wohnten Sophie und Louisa bereits seit acht Semestern.
Alles war im Komplex vorhanden: eine Mensa mit kleiner Cafeteria, ein winziger aber hervorragend sortierter Lebensmittelmarkt, und sogar eine Ärztin hatte sich niedergelassen. Im Keller jedes Wohnheims, es gab acht in Golm, befanden sich Studentenkeller, in denen man abends zusammensaß, was trank, tanzte oder auch einfach nur schwatzte. Viele Kommilitonen anderer Fachschaften kamen gern ins Haus B, dem Musikerhaus. Hier war immer was los, es erinnerte ein wenig an „Fame" aus den Achtzigern. Das Wohnheim lag direkt gegenüber den Vorlesungs- und Seminargebäuden, welche allesamt durch einen unterirdischen Gang miteinander verbunden waren. Perfekt, um hin und her zu switchen mit Instrumenten aus den Übungsräumen, die bis spät in die Nacht offenstanden, um jedem Studenten freie Übungs- und Trainingseinheiten zu ermöglichen.
An Grün fehlte es dem Komplex in keinster Weise, gepflegte Wiesen, beschattet durch viele Bäume, waren zwischen den einzelnen Häusern ein idealer Ort zum Verweilen und Ausruhen und boten ein häufiges Sit-in für viele dort auf Zeit Lebende. Ein kleines Paradies.
* * * * *
„Hast du schon gesehen? Die Zimmer ein Stockwerk höher sind alle fertig renoviert. Ging schnell, oder?", bemerkte Louisa so nebenbei beim Koffer auspacken.
Die beiden Freundinnen hatten sich in den vergangenen fünf Wochen nicht gesehen, Semesterferien. Während Sophie die freie Zeit mit ihrer Familie an der Ostsee zugebracht hatte, musste Louisa büffeln für zwei Nachprüfungen. Ihr fiel das Studium schwer, jede Prüfung war mit einem enormen Aufwand an Vorbereitungen, Üben und Lernen verbunden. Fast jede zweite Prüfung endete in einer Nachprüfung, was Louisa mächtig Kraft kostete. Bis heute hatte sie nicht aufgegeben, die eigentlich von ihr unbeherrschbare Violine zu quälen. Sie wollte wohl ihre Eltern nicht enttäuschen, die als Musiker die Musikschule ihres Heimatortes schon vor ihrer Geburt aufgebaut hatten und in wenigen Jahren an Louisa übergeben wollten, um sich zur Ruhe setzen zu können. Die Gene ihrer Eltern hatte Louisa leider nicht geerbt, vielmehr interessierte sie sich für die Architektur ihrer Umgebung und wäre besser dran gewesen, das Fach zu wechseln. Louisa konnte fantastisch zeichnen und rechnen, beherrschte jegliche ästhetische Auseinandersetzung mit gebauten Räumen, konnte entwerfen, gestalten und konstruieren. Aber sie konnte leider nicht mit ihren Eltern darüber reden. Trotzdem war sie nicht unglücklich, sie hatte auch diesen Sommer wieder die Nachprüfungen gemeistert und freute sich auf ein letztes Jahr mit Sophie. In zwölf Monaten sollten sich ihre Wege trennen, daran wollte heute allerdings keiner denken.
„Echt? Die sind schon fertig? Bin gespannt, wer einzieht. Hoffentlich nicht solche Grünschnäbel vom ersten Semester. Seit Tobi mich sitzenließ, wäre ich dankbar für ein paar nette Gestalten des männlichen Geschlechts mit ein paar Jahren Lebenserfahrung im Gepäck."
Tobi war Sophies Freund aus der Abiturzeit. Als sie sich für die Studien an verschiedenen Universitäten trennen mussten, hielt ihre Fernbeziehung gerade mal ein Jahr, bis Tobi endlich zugab, bereits seit Monaten schon mit Sabine aus seinem Esoterikseminar rumzumachen, wie er es damals bezeichnete. Sophie hatte lange gebraucht, um über diese Schmach hinwegzukommen.
Louisa schmunzelte nur.
„Weist du was? Ich hole uns aus dem Laden eine gute Flasche Wein. Du kochst inzwischen die Nudeln und dann machen wir es uns nachher so richtig gemütlich. Ich habe jede Menge Fotos vom Urlaub dabei. Okay?"
Schon beim letzten gesprochen Wort zuckten Sophie und Louisa zusammen. Ein schreckliches Bohrgeräusch war zu vernehmen gefolgt von einem lauten Knall.
„Das zum Thema Gemütlichkeit", lachte Louisa.
„Wow, was war denn das?" Sophie hatte sich vor Schreck die Hände an die Ohren gehalten, gab sie nun aber wieder frei.
„Ich weiß es auch nicht. Ich dachte, die Handwerker wären alle weg."
„Na ja, was solls. Ich gehe erstmal los. Bis später. Koch schön."
Als Sophie im Laden eintraf, stolperte sie über René, der sie zu einer Willkommensparty einladen wollte. Sie lehnte dankend ab, der Abend sollte nur ihr und Louisa gehören, sie hatten sich so lange nicht gesehen, was René mit einem Schmollmund und einem „Bitte, bitte!" nicht hinnehmen wollte, er war noch immer verschossen in sie. Meine Güte, hört das denn nie auf? Sophie war verärgert. Sie hatte René gebeten, sie in Ruhe zu lassen und keine Einladungen mehr auszusprechen. Er wollte es einfach nicht lassen. Schnell zahlte sie und ging zurück.
Schon von weitem sah sie junge Männer, die Kartons, Koffer, Taschen und häusliche Utensilien ins Gebäude schleppten, in ihr Gebäude. Näher herangeschlendert blieb sie eine Weile stehen und verfolgte das Einzugsgehabe. Grünschnäbel, alles klar. Mit Mami und Papi, die helfen, Helikoptereltern. Oh mein Gott. Und ein paar ältere Mädels und Jungs… okay. Sah schon besser aus. Sophie beschloss, mit Louisa später einen Erkundungsrundgang über diese Etage zu starten. Mal sehen, wie die alle von nahem betrachtet aussehen. Mit diesen Gedanken drehte sie den Knauf zu ihrem Appartement nach rechts und schlüpfte hinein.
Wohlriechender Tomatenduft mit einem Hauch von Basilikum strömte ihr sogleich entgegen und sie rief: „Ich bin wieder da. Du wirst nicht glauben, auf wen ich als aller erstes im Laden getroffen bin? Als wäre ich nie weggewesen."
Sophie verstummte, als sie bemerkte, dass Louisa gar nicht allein war. Offensichtlich hatte sich ein männliches Subjekt in ihre Behausung eingeschlichen und drehte sich ihr nun auf dem Schreibtischstuhl herumrutschend entgegen.
„Und du glaubst nicht, wer ab heute genau über uns wohnen wird?"
Sophie blickte in zwei so tief und kräftig strahlende blaue Augen, wie sie solche noch nie zuvor gesehen hatte. Sie verharrte wortlos, die Lippen leicht geöffnet und lächelte ihr Gegenüber an.
* * * * *
„Darf ich vorstellen, das ist Mark. Ich kenne ihn und seinen besten Freund aus dem Streichquartett. Er wohnte bisher in einem der Gebäude in der Försterstraße. Doch die werden endlich abgerissen und alle werden hierher verlegt. Ist das nicht toll? Das ist eine total nette Truppe. Mark zieht mit seinen drei Kumpels hierher, genau über uns. Die anderen kommen auch gleich runter. Eigentlich kannst du gleich nochmal ins Lädchen eilen und mehr Wein holen. Die eine Flasche ist ja jetzt ein Witz. Oh, und ich muss noch mehr Nudeln kochen. Meine Güte, wir sind ja jetzt zu sechst. Haben wir überhaupt so viele Teller? Sophie?", überstürzte sich Louisa und starrte nun ganz verdutzt erst auf Sophie und dann auf Mark, die sich beide wiederum nur mit Blicken auf einer Kommunikationsebene austauschten, welche Louisa nicht im Entferntesten je in ihrem Leben in der Lage sein dürfte, zu erreichen. Sie stand irgendwie draußen und doch direkt neben Sophie und Mark.
„Sophie!, tönte Louisa gleich nochmal hinterher. „Hörst du mir eigentlich zu?
Sophie erwachte aus ihrer Starre und drehte sich schnell zu Louisa um, wobei sich einige ihrer Haare aus der schwarzbraunen Spange lösten und ihr dabei sanft auf die Schultern fielen.
„Ich höre dich, natürlich. Und ja, ich gehe und hole noch mehr Wein", stammelte sie, wobei sie sich wieder Mark zuwandte, der den Blick seinerseits nicht von Sophie abgewendet hatte.
„Wie wäre es, wenn ich dir beim Tragen helfe?"
Die Stimme brachte Sophie noch mehr um den Verstand, dessen sie sowieso schon aufs Gänzlichste verloren schien. So tief und männlich, so direkt und stark. Eine leichte Röte überzog ihre Wangen, ihr innerster Wunsch war im Augenblick der Entfaltung in Erfüllung gegangen. Sie würde mit ihm allein zum Laden gehen. So etwas war ihr noch nicht passiert.
Was Sophie nicht wusste, Mark hatte sie zuvor schon von seinem Auto aus gesehen und beobachtet, wie sie das erste Mal mit einem bezaubernden Lächeln zum Laden geschlendert war. Schon in der Sekunde war es um ihn geschehen. Dieses Mädchen war