Das Haus der Mutter: Theaterstück und Erzählung
Von Joseph Zoderer
()
Über dieses E-Book
Eine Frau zieht sich zurück
Eine alternde Mutter baut sich jeden Abend in ihrem Zimmer eine eigene Welt aus Kartonschachteln, in der sie sich versteckt. Nachts schleicht sie mit der Taschenlampe durch das Haus, das sie gemeinsam mit Tochter, Schwiegersohn und Enkel bewohnt. Vor ihren Kindern und der Außenwelt, die ihr mit Unverständnis begegnen, will sie sich schützen. Der ständige Begleiter der Frau: das Gefühl, nicht verstanden, nicht für voll genommen, aber dafür beobachtet und belauert zu werden. In das trostlose Leben mischen sich Erinnerungsfetzen an eine glückliche, aber nicht immer einfache Vergangenheit: das Leben mit dem geliebten Mann, das Aufwachsen der Kinder - aber auch der Krieg mit den Nächten im Luftschutzkeller.
Über das Glück des Lebens und das Leid des Alterns
Basierend auf einer Erzählung aus Joseph Zoderers vielbeachtetem Band "Der Himmel über Meran", gibt der Autor in seinem Stück Einblick in einen rätselhaften Kosmos. Die Mutter berichtet vom Glück der Liebe, aber auch von ihrem Verlust, vom Reichtum des Lebens - und von seinem Schwinden. Gleichzeitig ist Zoderers Stück ein eindrückliches Zeitzeugnis von Südtirol zur Mitte des 20. Jahrhunderts: Faschismus, Nationalsozialismus und Option, nicht enden wollende Nächte im Luftschutzkeller, die Hunger- und Nachkriegszeit. Ein schmerzvoller Bericht über ein Leben, das reich an Entbehrungen, Angst, Glück und Liebe war, und nun seinem Ende zugeht.
Mehr von Joseph Zoderer lesen
Wir gingen: Erzählung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Glück beim Händewaschen: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Irrtum des Glücks: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Himmel über Meran: Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Schmerz der Gewöhnung: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Walsche: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Farben der Grausamkeit: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLontano: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Schildkrötenfest: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHundstrauer: Gedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenBäume im Zimmer: Gedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Bruder schiebt sein Ende auf: Zwei Erzählungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDauerhaftes Morgenrot: Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebe auf den Kopf gestellt: Gedichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Das Haus der Mutter
Ähnliche E-Books
Der Zwilling Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStraßenköter: Ein Jungsmusik-Roman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHochsitz · Vorstands Ruhestand · Schattenjagd · Rochade · Weltall Erde Mensch · Kapitän, nimm mich mit · Sohn Alexander, König: Sieben Stücke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchöönheit vergeiht, Hektar besteiht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRückblende: Skizzen und Anekdoten aus achtzig Jahren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGemeinsam ist Alzheimer schöner: Theaterstück Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSommerherzen: Die Reise eines Jahres Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Mann lebt immer noch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein schönes falsches Leben: Mitreißender Jugendroman ab 13 Jahre Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie stille Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIm Bus ganz hinten: Eine deutsche Geschichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSo ein Horst: Lachgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Deprimist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchreie in meinem Kopf Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWo ist hier? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Obsession - Wenn eine Begegnung zum Verhängnis wird Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMach dir keinen Kopf: Normalsein ist anstrengend Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSonnig mit heiteren Abschnitten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGibt es denn ein Happy End? Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenZwischen den Seiten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchatten der Angst Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDa!: Ein kleines Mädchen in Shanghai Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIch bin dein Hirte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMord im Schluensee-Hotel: Inspektor Herdenbein frisst sich durch Band II Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFünfzehn, schwanger, Liebeskummer Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTinas Tagebuch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebe und Tod in Blau: Ein Mittelmeerkrimi Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIn Subraumträumen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKurzgeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenStrolchis Tagebuch - Teil 7 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Darstellende Künste für Sie
Neue Dramaturgien: Zwischen Monomythos, Storyworld und Serienboom Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Beste von William Shakespeare / The Best of William Shakespeare - Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) / Bilingual edition (German-English): Hamlet + Romeo und Julia + König Lear + Ein Sommernachtstraum + Macbeth + Der Sturm + Othello + Wie es euch gefällt + Julius Cäsar + Viel Lärm um Nichts + Der Widerspenstigen Zähmung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTheater ist kontrollierter Wahnsinn: Ein Reader. Texte zum Theater Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen154 Sonette (Nachdichtung von / Translated by Max Josef Wolff) / Sonnets - Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch) / Bilingual edition (German-English) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer leere Raum: The Empty Space Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Meienbergs Tod / Die sexuellen Neurosen unserer Eltern / Der Bus: Stücke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGerman Reader, Level 1 Beginners (A1): Mein wunderbares Lokal: German Reader, #2 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchauspielen heute: Die Bildung des Menschen in den performativen Künsten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGoethes "Faust"-Dichtung und "der höhere Sinn": Eine Annäherung über die noch weitgehend verkannte Kultur der Mysterien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDu wolltest deine Sterne: Sylvia Plath und Ted Hughes Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Tanzimprovisation: Geschichte - Theorie - Verfahren - Vermittlung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEmilia Galotti Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Schauspielen - Theorie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFilmsemiotik: Eine Einführung in die Analyse audiovisueller Formate. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchauspielen - Ausbildung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPina Bausch und das Tanztheater: Die Kunst des Übersetzens Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Räuber Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWoyzeck: Drama Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNathan der Weise Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5...Als die Noten laufen lernten...Band 2: Kabarett-Operette-Revue-Film-Exil. Unterhaltungsmusik bis 1945 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFilmwissen: Western: Grundlagen des populären Films Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMaria Stuart Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Hexenhammer: Ein Werk zur Legitimation der Hexenverfolgung, das der Dominikaner Heinrich Kramer (lat. Henricus Institoris) im Jahre 1486 veröffentlichte Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2 (Golden Deer Classics) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnglizismen und andere "Fremdwords" deutsch erklärt: Über 1000 aktuelle Begriffe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Das Haus der Mutter
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Das Haus der Mutter - Joseph Zoderer
Probenfotos
Das Haus der Mutter
Theaterstück
Die Mutter beginnt mit Kartons ein Haus zu bauen über ihrem Bett oder sie kriecht aus ihrem Pappendeckelhaus (über ihrem Bett) mit einer strahlenden Stablampe. Die Mutter steht, auf eine Krücke oder Stock gestützt, mit einer Stablampe in ihrem Schlafzimmer und richtet den Lichtstrahl auf die Zimmertür, auf das Fenster, auf ein Portraitfoto an der Wand, das Foto ihres toten Mannes.
MUTTER: Seltsam, seit einer Stunde kein Geräusch, totale Stille. Das kann ein Trick sein. (sie hustet kurz)
LORE ODER/UND FLORIAN (per Video): Es ist still und so ist es immer, das ist die Normalität. Was du hörst, hört niemand, du bist halt nicht mehr die Jüngste, mit der Zeit verkalken die Arterien, Mamele, auch die in den Ohren und nicht zuletzt eben auch die im Gehirn.
MUTTER: Aber ich hör, was ich hör, ich hör mein Gefühl und das trügt nicht und ich hör sogar die Stille und die warnt mich. Für die Lore bin ich alt, weil ich lahm bin auf der rechten Seite, weil ich steif bin von der Hüfte bis zum Fuß auf der rechten Seite. Lore meint es ja nicht bös mit mir, nein, nein, sie meinen es alle nur gut, und weil sie es gut meinen mit mir, muss ich ein altes Mamele sein, aber mit 72 Jahren ist heutzutage niemand alt, heute werden sie ja hundert oder mindestens 83, statistisch gesehen, also im Durchschnitt. Und ich hab ja einen herrlichen Appetit. Und muss nicht Hunger leiden, im Gegenteil! (sie hustet kurz) Sie meinen es gut mit mir. Keine Lebensmittelmarken mehr, schon lange nichts mehr rationiert. Und die Lore kocht gut, fast wie eine Italienerin … die Spaghetti al dente! Ja, der Weltkrieg ist schon lange vorbei … (hört auf das Rauschen)
LORE: Das ist ein Ventilator.
MUTTER: Und wo ist dieser Ventilator? Das weiß sie nicht! Nur das Rauschen ist da, hier in diesem Zimmer, es dringt durch die Wände, es kommt nicht durch das Fenster. Ich höre es durch die Wand über dem Bett hereinzischen.
LORE: Ich höre nichts.
MUTTER: Ich kann es nicht glauben, auch mein Sohn, der Florian, hört nichts davon.
FLORIAN: Kein Rauschen und überhaupt kein Geräusch!
MUTTER: Ich glaube ihnen nicht, es ist unmöglich, dass sie das nicht hören, wenn ich es so deutlich höre, dass mir kalt wird … Niemand warnt einen!
LORE/FLORIAN: Weil es nichts zu warnen gibt.
MUTTER: (hustet kurz) Aber ich spür, was ich spür, und ich weiß, was ich weiß. Die Wände haben Ohren, das ist nicht nur ein leeres Sprichwort, meine Wände haben Ohren und … ja, und haben eine Haut, die durchlässig ist. Und es gibt Augen, die beobachten alles, die sehen alles, wenn sie sehen wollen … Ich muss mir wohl noch mehr Pappendeckel beschaffen unten in der Abstellkammer, wenn die Hausleut weg sind, wenn sie auswärts bei der Arbeit sind und wenn die Lore weggeht, mit dem Kind einkaufen geht … In den Lift bekomm ich die Kartons schon hinein. Ich hab das Kind ja gern, es ist herzig und ich lieb es, aber wenn ich auf den kleinen Mario aufpassen muss, kann ich keine Pappendeckel holen … Auf den Kleinen aufpassen muss ich in der Küche und sonst muss dieses Zimmer hier leer sein … niemand darf etwas wissen. Und bis jetzt hat die Lore auch nichts gesehen und selbstverständlich erst recht nicht der Florian, der ist ja kaum einmal da, kommt höchstens dreimal im Jahr von Wien, im Sommer ein paar Tage und zu Weihnachten und manchmal noch zu Ostern, nein, niemand weiß was, die Lore kommt nur ins Zimmer, wenn ich es will, wenn ich ihr das Zimmer aufsperre, den Schlüssel hab nur ich und den verstecke ich in meinem Taschentuch, immer schließe ich ab, wenn ich das Zimmer verlasse … wenn ich in die Küche gehe, sperre ich die Tür ab, wenn ich ins Wohnzimmer gehe, sperre ich ab, natürlich auch wenn ich ins Bad muss. Ohne mich kommt niemand in mein Zimmer, und wenn ich die Lore hereinlasse am Tag, ist alles weggeräumt, das Zimmer ist leer, ist aufgeräumt, bei Tag räume ich alles weg, kein Stück Karton ist zu sehen, alles ist unter dem Bett und hinter dem Schrank … Das Zimmer mache ich noch immer selbst sauber, ich bin zwar ein halbsteifer Krüppel, aber ich kann mich bewegen … auf meine Art und Weise kann ich mich sogar ganz gut bewegen. Ich hab lange geübt und viel gelernt, mit Geduld und Vorsicht steig ich auf Stühle und Bänke mit dem beweglichen linken Bein, dann stütze ich mich auf den Stock oder die Krücke und zieh das lahme Bein nach, (zeigt es) derart kann ich auch mein Fenster selber putzen … Die Lore brauche ich dazu nicht, ich mach mein Bett gleichfalls selber, und mit dem Staubsauger hab ich keinerlei Problem. Ich weiß, die Lore ist neugierig … es lässt ihr keine Ruhe.
LORE: Warum sperrst du das Zimmer ab, sogar vor mir?
MUTTER: Das ist meine Sache!
LORE: Hast du Angst, dass dir was weggenommen wird? Dass mein Mann oder gar ich dir was wegnehmen?
MUTTER: Nein, nein, bei mir gibt