Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Die (moderne) Funktion der QS: Die Existenz der Quacksalber
Die (moderne) Funktion der QS: Die Existenz der Quacksalber
Die (moderne) Funktion der QS: Die Existenz der Quacksalber
eBook609 Seiten6 Stunden

Die (moderne) Funktion der QS: Die Existenz der Quacksalber

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Ronald hatte immer schon versucht sich beruflich weiter zu entwickeln. Nach einigen Versuchen, hatte er endlich die Möglichkeit bekommen, die Erfüllung in seinem Beruf zu finden. Trotz der schlechten Vorzeichen, schien sich sein Traum zu erfüllen. Viele Jahre lebte er in diesem Glauben. Eine schwarze Vorhersage, folgte ihm wie ein Schatten. Plötzlich zeigte der Traum erste Risse. Bildung und Fleiß waren nichts mehr wert. Freunde wurden zu Marionetten… Kollegen zu Monster… Vorgesetzte zu rücksichtslosen Machthabern. Mobbing…Bildungslosigkeit…Faulheit… Gleichgültigkeit… prägten plötzlich das Alltagsleben, in der Pflichtbewusstsein nur eine gern gebrauchte Vokabel war. Eine neue Firmenpolitik, eine gewählte Arbeitervertretung, die nur als Selbstzweckverein fungierte und koffeingetränkte Philosophien erzählen ihre eigenen Geschichten, die mit Gedichten humorvoll und sarkastisch, nachdenklich und beleidigend abgerundet und emotionsvoll aufgefangen werden.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum17. Okt. 2014
ISBN9783837252040
Die (moderne) Funktion der QS: Die Existenz der Quacksalber

Ähnlich wie Die (moderne) Funktion der QS

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Die (moderne) Funktion der QS

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Die (moderne) Funktion der QS - Erhard Struwe

    werden

    Vorwort

    Die Arbeitszeit erfüllt einen großen Teil unseres Lebens – jedenfalls die Zeit. Dass in der Arbeitswelt nicht immer die Arbeit zählt, die Zeit nicht immer mit Arbeit ausgefüllt ist, musste Ronald zu oft schmerzlich erfahren.

    Im Leben geschehen manchmal wundersame Dinge, die so unvorhersehbar sind, dass wir sie nicht verstehen. Manche wollen wir nicht und andere können wir nicht verstehen. Bei wieder anderen Dingen, ist es besser, wenn wir sie nicht verstehen.

    Dinge und Begebenheiten, die im ersten Augenschein positiv aussehen, müssen dieses Gesicht nicht immer behalten.

    Denn es passiert oft, dass man Dinge oder Begebenheiten erst bei genauerem Hinsehen objektiv beurteilen kann.

    Dieses Beurteilen lässt sich in vielen Versionen beschreiben.

    Bei Gegenständen wird das Optische auf den ersten Blick wahrgenommen und mit gut oder schlecht beurteilt. Selbst diese Beurteilungen lassen sich in Einzelwerte unterteilen, bezüglich der Farbe, der Größe oder weiteren äußerlichen Eigenschaften.

    Aber es gibt nichts Komplizierteres, als einen Menschen zu beurteilen. Nichts ist wandelbarer, veränderlicher oder beeinflussbarer als der Mensch.

    Es liegt in der Natur des Menschen, das er alles, was er sieht und wahrnimmt, beurteilt wie und ob es ihm gefällt. Wir sagen, es ist gut oder es ist schlecht. Damit haben wir oft schon in dem ersten Augenblick der Wahrnehmung etwas mit einem Wort, einer groben und trotzdem ausreichenden Beurteilung, bezeichnet. Meistens ist es nur das Äußerliche, was beurteilt wird. Man spricht von dem ersten Eindruck und trifft trotzdem ganz unbewusst über die Qualität einer Sache oder über etwas Gehörtes oder Gesehenes eine ausschlaggebende Entscheidung.

    Im alltäglichen Leben müssen wir diese Beurteilung nicht begründen, es genügt oft nur diese alleinige Feststellung, in der man sein persönliches Urteil getroffen hat. Dieser erste Eindruck ist in den meisten Fällen über den späteren Umgang mit der Sache von entscheidender Bedeutung.

    Diese Beurteilung wird nach dem Entschluss schnell durch weitere verdrängt und ersetzt. Trotzdem erinnert man sich oft bei entsprechenden Gelegenheiten an diese erste Beurteilung.

    Im beruflichen Sinne ist es ähnlich.

    Auch hier werden Entscheidungen über die Qualität einer Sache getroffen. Wie im alltäglichen Leben, werden diese schnell und unbewusst getroffen, auch hier ist oft der erste Eindruck entscheidend.

    Anders als im alltäglichen Leben ist der persönliche und ebenso der erste Eindruck von geringer und nicht entscheidender Bedeutung. Ebenso müssen diese schnellen Entscheidungen untersucht und begründet werden. Ein weiterer Unterschied zu der Beurteilung im alltäglichen Leben ist, dass nicht nur das Äußerliche beurteilt wird, vielmehr handelt es darin um umfangreichere Bewertungen, die angegeben, erklärt und detailliert begründet werden müssen.

    Dieses ist nur möglich, wenn man einen Bezugspunkt und die Anforderungen zu dieser Sache (Produkt) besitzt.

    Im Gegensatz zum Alltag, in dem viele dieser Entscheidungen aufgrund ihrer Häufigkeit oft in Vergessenheit geraten, werden im beruflichen Leben diese Entscheidungen dokumentiert, damit man sie jederzeit nachvollziehen und aufrufen kann und um bei weiteren Beurteilungen eine Entscheidungshilfe zu haben.

    Das Wort „Qualität geht auf das lateinische Wort qualitas zurück und wird mit „Beschaffenheit übersetzt. In der Umgangssprache wird dieses Wort mit vielen unterschiedlichen Bedeutungen verwendet. Man spricht von Qualitätsprodukten, wenn man hochwertige Produkte beschreiben will, oder von menschlichen Qualitäten, um einen wertvollen Charakter zu benennen.

    Andererseits wird aber der Begriff auch wertfrei gebraucht, wenn man von guter, mäßiger oder schlechter Qualität spricht.

    Daraus leitet sich die Notwendigkeit ab, für die Qualitätslehre einen einheitlichen Terminus zu definieren und insbesondere einen Bezugspunkt zu fixieren.

    Dieser Bezugspunkt sind die Anforderungen (Erfordernisse) des Kunden oder des Marktes (der Gesamtheit der Kunden)

    Nach DIN EN ISO 9000:2005 gilt:

    Qualität ist der Grat, in dem ein Satz inhärenter (innewohnender) Merkmale erfüllt.

    Der moderne Qualitätsbegriff bezieht sich nicht nur auf das Produkt als Objekt, sondern umfasst auch alle technischen und organisatorischen Prozesse, Verfahren, Methoden und Mittel, die zur Produktfertigung beitragen sowie alle Beziehungen zum Kunden und zum Markt.

    Davon steht selbstverständlich die Qualität des Arbeitsergebnisses im Mittelpunkt, wobei die anderen Aspekte die Realisierung dieses Arbeitsergebnisses sichern.

    In die Qualitätsbetrachtung bezieht man heute alle Beziehungen zum Kunden mit ein. Die Erforschung von sich entwickelnden Kundenwünschen, die Qualität zur Kommunikation vom einfachen Telefonat bis zum erstellten Angebot, Kulanz und die korrekte Behandlung von Reklamationen bis zum Service-Notdienst.

    Was versteht man unter Qualität?

    Qualität ist die Relation zwischen realisierter und geforderter Beschaffenheit (DIN 55350).

    Beschaffenheit ist dabei die Gesamtheit der Merkmale und Merkmalswerte einer Einheit.

    Die geforderte Beschaffenheit ist dann die geforderte Gesamtheit der Merkmale und Merkmalswerte und ist identisch mit dem Begriff Qualitätsforderung.

    Weicht die Beschaffenheit eines Artikels von der Forderung oder dem Bezugspunkt ab, sprechen wir sinngemäß von einer Abweichung. Ist diese außerhalb der festgelegten Toleranz, versteht man diese als Fehler. Ein Fehler setzt aber nicht immer die Unbrauchbarkeit eines Artikels voraus.

    Fehler werden hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens, jener ihrer Entdeckung und ihrer Bedeutung (für den Kunden) bewertet.

    Bei Gebrauchsartikeln spielt auch die fehlerfreie Funktionstüchtigkeit eine herausragende Rolle.

    Anders sieht es bei einem Mangel aus. Ein Mangel ist im herkömmlichen Sinn eine Abweichung, die außerhalb der Toleranz liegt und so schwerwiegend ist, dass die einwandfreie Funktion eines Produktes nicht mehr garantiert werden kann.

    Qualitätsforderungen müssen so formuliert werden, dass sie auch prüfbar (bei Produkten) oder nachprüfbar (bei Prozessen) sind.

    Jede Geschäftsleitung eines gut geführten Unternehmens behandelt Qualitätsfragen im angemessenen Umfang bei der Konzipierung neuer und weiterentwickelter Produkte, bei der Erstellung von Angeboten sowie bei der Produktions- und Endkontrolle der Produkte.

    Qualitätsmanagement sind aufeinander abgestimmte Tätigkeiten zum Leiten und Lenken einer Organisation bezüglich der Qualität.

    Diese Definition sagt aus, dass sich das Qualitätsmanagement in das Gesamtmanagement einordnet.

    Sie sagt implizit aus, dass Qualitätsarbeit keine Ressortarbeit ist, sondern von allen Ebenen - von der Geschäftsführung bis zum Mitarbeiter in allen Ausführungsebenen – bewusst wahrgenommen werden muss.

    Die DIN EN ISO 9001:2000 fordert neben der Stabilisierung und Aufrechterhaltung auch einen ständigen Verbesserungsprozess.

    Das bezieht sich auch auf das Management einer Firma und in besonderer Weise auf ihr Qualitätsmanagement.

    Durch periodische Analysen werden vorhandene und potentielle Schwachstellen und Defizite entdeckt.

    Werden in periodischen Dokumenten Maßnahmen und Mittel zum Erreichen vorgegebener Qualitätsziele festgelegt, so kann man das auch als eine Planung der Qualitätsentwicklung in der Firma bezeichnen.

    Diese Planung ist Bestandteil eines QM Systems.

    Die Planung der Qualitätsentwicklung kann sich auf die Verbesserung einzelner Qualitätsmerkmale von Produkten oder Abläufen, auf die Reduzierung von Fehlern, auf die Entdeckung von Fehlerquellen oder auf die Verbesserung der Kundenbeziehungen erstrecken.

    Um diese Ziele zu erreichen, ist eine ständige Aktualisierung dringend erforderlich.

    Denn Fördermaßnahmen wirken langfristiger. Sie betreffen beispielsweise die Qualifikation der Mitarbeiter, die durch Schulung den Erfordernissen angepasst werden müssen.

    Der Komplex der personengebundenen Qualitätslenkung, d.h. Qualifizierung und Motivierung, ist wegen der herausragenden Bedeutung in den Forderungen an das QM-System verankert.

    Als im Laufe des vergangenen Jahrhunderts die Angebote, Produkte, Marken und Hersteller den Markt übersättigten, musste man sich darüber Gedanken machen, wie man diesen Ansturm eingrenzen und wieder kontrollieren konnte.

    Die Menge der Artikel bestimmte schon lange nicht mehr das Geschehen auf dem Markt. Vielmehr musste nun ein Weg gefunden werden, die Kunden angesichts ihrer ständig steigenden und detaillierten Forderungen zufrieden zu stellen und gleichzeitig die Kosten der zu ergreifenden Maßnahmen auf ein Minimum zu halten.

    Während heute die Kostendämmung zum größten Teil auf die Personalpolitik übergreift, versuchte man zu der Zeit etwas an den Strukturen des Herstellungsprozesses zu verändern.

    Die Mittel der Herstellung an sich waren schnell erschöpft, denn der Markt verlangte nun beinahe dieselbe Anzahl der Artikel, nur zu anderen Konditionen.

    Um diese Leistungsfähigkeit in den Griff zu bekommen und um gleichzeitig wettbewerbsfähig zu bleiben, musste „aussortiert" werden.

    Man erkannte, dass nicht mehr die Menge veränderbar war, sondern zunehmend das Aussehen der Menge eine dominierende Rolle spielte.

    Als zum ersten Mal der Slogan „Der Kunde ist König" die Rede machte und um den Anforderungen des ständig steigenden Marktes gerecht zu werden, wurden die größten Anforderungen zunehmend dem Lieferanten angelastet.

    Seinerzeit versuchte man bis in die achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts diese Leistungsfähigkeit mit immer kürzeren Taktzeiten der Kontrollen in der Fertigung, mit der sogenannten „in Prozess Control", in den Griff zu bekommen.

    Wie der Name schon sagt, wurde der Artikel schon im Herstellungsprozess in immer kürzeren Abständen kontrolliert. Die neue Art der Kontrolle wurde in statistisch errechneten Zahlen erfasst.

    Je nach Menge der Artikel wurde die Zahl der zu kontrollierenden Artikel in Lose eingeteilt. Als Lose wurde die Menge der zu überprüfenden Artikel bezeichnet.

    Diese gesamte Produktprüfung wurde „AQL - Acceptable Quality Level" genannt. Nach dieser neuen Prüfmethode sollte nun die Fehlerzahl eingegrenzt werden.

    Wie auch hier schon der Name erklärt, wurde je nach Größe der Lose eine bestimmte Fehlerzahl als akzeptabel oder inakzeptabel bezeichnet.

    Dazu muss man wissen, dass je nach Größe der Produktion, die Größe der Lose und die dazugehörige akzeptierte Fehlerzahl an festen, statistisch errechneten Zahlen gebunden waren. Weil die Quantität immer mehr überhandnahm, stieg auch die Größe der „Lose".

    Dazu kommt noch, dass im Laufe der Zeit der Fehler nicht nur auf die Anzahl, sondern auch auf die Fehlerart und die Gewichtigkeit des Fehlers bewertet werden musste.

    Diese neue Prüfmethode wurde aber zunehmend unrentabler, weil der Fehler erst festgestellt wurde, nachdem er schon entstanden war.

    Die dazukommenden Sortier- und Nacharbeitskosten des Ausschusses warfen außerdem zu hohe Unkosten auf, die erstens in der Größe nicht einkalkuliert waren und zweitens fast ausschließlich der Herstellung angelastet wurden.

    Deshalb musste nun ein Weg gefunden werden, einen Fehler zu erkennen, bevor er entstehen konnte. Weil „zufällige" Fehler nicht berechenbar und zu vermeiden sind, mussten die systematischen Fehler ausgeschlossen werden.

    Zuerst machte sich der Automobilhersteller „Ford" daran, in den späten achtziger Jahren der Qualität eine höhere Priorität zuzusprechen.

    Mit der Ford-Richtlinie Q 10 wurde das erste Qualitätsmanagementsystem im größeren Maßstab angewandt.

    Man erkannte, dass nicht nur die Herstellung optimiert werden musste, sondern auch insbesondere der Rohstoff.

    Jetzt begannen die Überlegungen, wie ein günstiger Rohstoffeinkauf mit der Herstellung optimiert werden musste, um so gut wie möglich die kundenbezogenen Kriterien zu erfüllen.

    Deshalb begann Ford die Rohstoffe vor der Aufnahme in die Produktion zu kontrollieren und zu bewerten.

    Bei positiver Bewertung der angelieferten „Rohstoffe, durch das Qualitätsmanagement des Lieferanten, wurde anhand des erstellten Erstmusters eine Bewertung mit dem „Q1 Award, einem „Erstmusterzertifikat, erteilt. Diese Zertifizierung erlangte ein so hohes Ansehen, dass sie immer mehr als „Auszeichnung, denn als Bewertung anzuerkennen war und so das beste Aushängeschild für die Werbung wurde.

    Diese Auszeichnung war dermaßen marktübergreifend, gewann so unaufhaltsam an Bedeutung, dass sich auch die Nichtlieferanten bei Ford Motors um diesesZertifikat bewarben.

    Margret Thatcher erkannte diese neue Herausforderung für den europäischen Markt und initiierte, ein solches System auch in Europa zu entwickeln.

    Daraus entwickelte sich 1989 eine ISO Norm, die 1994 novelliert wurde.

    Diese Norm wurde der „Ford-Richtlinie" so konform angepasst, dass die 20 QM Elemente der ISO 9001 teilweise mit dem Ford Q1 übereinstimmen.

    Gewollt oder nur zufällig wurde dieses Erstmusterzertifikat ein neuer Ansporn und gab der Motivation, ein untrennbarer Faktor im QM System, eine vollkommen neue Bedeutung.

    Dieses Erstmusterzertifikat wurde berechtigterweise, wie ein genormt anerkannter TÜV Stempel, als Werbeschild der Betriebe gehandelt, als Empfehlung von zertifizierten Prüfstellen. Es zeichnete sie durch ständige Prozesskontrolle mit einer Produktionsstabilität aus, die im Wettbewerb unverzichtbar wurde und die Wettbewerbsfähigkeit stilisierte.

    Je mehr Betriebe sich mit diesem Erstmusterzertifikat auszeichneten, umso größer wurden unwillkürlich die Anforderungen des ständig wachsenden Marktes, denen sich diese Betriebe anpassen mussten, um auf dem Markt handlungs- und wettbewerbsfähig zu bleiben.

    Seit der Entwicklung des Qualitätsmanagementsystems wurden die Elemente ständig aktualisiert, erneuert oder ergänzt. Ein immer umfassenderes Aufgabengebiet fordert ständige Angleichungen und Erweiterungen, sodass in einem effektiven Qualitätsmanagementsystem Hilfsgruppen wie Qualitätsbeiräte, Qualitätsarbeitsgruppen oder Qualitätszirkel beinahe unerlässlich sind, um einen reibungslosen Ablauf zwischen der Qualitätsplanung, Qualitätslenkung, Qualitätssicherungsdarlegung und Qualitätsverbesserung zu gewährleisten.[1]

    Manchmal ist es ein schmaler Grat, der die Fiktion von der Wirklichkeit trennt. Manchmal berühren sich die Grenzen, oder fließen teilweise ineinander über, sodass die Unterscheidung zwischen einer Fiktion und dem Realen schwer fällt. Das Folgende könnte sich in der Form tatsächlich so zugetragen haben, aber das wäre unbeabsichtigt.

    Die folgende Geschichte ist eine Anhäufung unvorstellbarer Begebenheiten, die ein komisches Bild einer verzerrten Arbeitswelt darstellt.

    Es ist die Geschichte von jemandem, der tatsächlich glaubte, der Grundstein einer beruflichen Karriere wäre eine positive Einstellung und Bildung.

    Das dem nicht so sein könnte, entzieht dieser Geschichte allein schon jeden Bezug zur Wirklichkeit.

    Deshalb ist jede geglaubte Ähnlichkeit mit tatsächlichen, vermuteten oder imaginären Ereignissen, mit lebenden oder wiederbelebten, toten oder scheintoten Personen rein zufällig.

    Vor mehr als zwanzig Jahren hatte Ronald in diesem Betrieb in der Qualitätssicherung angefangen. Obwohl er eine ganz andere Berufsausbildung abgeschlossen hatte, bestand darin kein Hindernis, diese Tätigkeit auszuüben.

    Damals hatten sie, Ronald und einige Kollegen des Ausbildungsjahres, ein gutes Verhältnis zu ihrem ehemaligen Lehrmeister, bei dem sie ihre Ausbildung gemacht hatten.

    Er war gewiss ein strenger Lehrmeister, aber er verlangte nie etwas Unmögliches. Er unterstützte seine „Schützlinge", wie er seine Auszubildenden nannte, wo er konnte.

    Ronald erinnerte sich daran, als er ihn das erste Mal sah.

    Er war bestimmt an die 60 Jahre, sein volles ergrautes Haar hatte er glatt nach hinten gekämmt, was bestimmt als ein Ausdruck der Strenge und der Autorität zu deuten war.

    Als ihm die Auszubildenden des neuen Lehrjahres vorgestellt wurden, musterte er sie.

    Sein Gesicht war starr. Er hatte seine Arme hinter den Rückenverschränkt, als sein Blick, mehr misstrauisch als aufmerksam, über die Ansammlung glitt.

    Kein Muskel in seinem Gesicht bewegte sich, sein Blick war durchdringend, aber genauso nichtssagend. Er zeigte keine Regung.

    Vielleicht verlieh Ronald dieses äußerliche Bild den Eindruck, als wäre sein zukünftiger Lehrmeister ein Verfechter der alten Schule, der körperlichen Züchtigung…

    Ronald dachte sofort an Prügelstrafe, an körperliche Ertüchtigung und begann automatisch diesen Mann nach dem Äußerlichen zu „beurteilen". Dass er ihn dabei nur mit dem ersten Eindruck beurteilt hatte, dass dieser erste Eindruck oft nicht entscheidend war, wurde ihm während seiner Lehrzeit bewusst.

    Sein Lehrmeister besaß das unbeschreibliche Talent, das Ronald seither nie mehr in einem Menschen wiedergesehen hatte.

    Er war manchmal mehr Kamerad als Vorgesetzter, ohne nur in einem einzigen Augenblick seine „führende Autorität" zu verlieren.

    Dieser Lehrmeister hatte ihnen Arbeiten, Lernen und Pflichtbewusstsein beigebracht.

    Mit seiner Art schaffte er es, seine Autorität in den Vordergrund zu stellen, ohne dabei „erzieherisch" zu wirken.

    Wenn er bemerkte, dass sich jemand Mühe gab, unterstütze er ihn, wo er konnte.

    Bei diesem Lehrmeister lernten sie, den Sinn und das Ziel der Arbeit zu erkennen und zu schätzen.

    Er brachte jeden seiner „Schützlinge" erfolgreich durch die Gesellenprüfung.

    Ronald und seine Kollegen erfuhren, dadurch vielleicht zum ersten Mal, den Lohn der Arbeit zu würdigen.

    Vielleicht war es Dankbarkeit oder Wertschätzung, dass Ronald und einige seiner Kollegen den Kontakt weiterhin zu ihm aufrecht erhielten.

    Auch nach der Ausbildung, als der Lehrmeister schon in Rente war, besuchten sie ihn oft und immer wieder erkundigte er sich danach, was sie zu dem Zeitpunkt beruflich taten.

    Auch hier vergaß er nicht, sie weiterhin mit Ratschlägen zu unterstützen.

    Ronald konnte seinen Stolz nicht verbergen, als er seinem Lehrmeister erzählte, dass er in einer Qualitätssicherung arbeiten werde.

    Das entsprach nach seinem Empfinden auch einer beruflichen Verbesserung. Denn endlich war er in seiner Stellung etwas höher gerückt. Das dachte er jedenfalls.

    Als er dies mit stolzgeschwellter Brust mitgeteilt hatte, zog sein ehemaliger Lehrmeister ein merkwürdiges Gesicht.

    Diesen Blick sollte Ronald in seinem Leben wohl nicht vergessen.

    Er schüttelte seinen Kopf. Das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Ronald wusste, dass ihr Lehrmeister immer besorgt über die Zukunft seiner „Schützlinge" war.

    Schon im Betrieb, als Lehrmeister, war er immer bestrebt, ihnen viel Wissen und Arbeitspraxis mit auf den Weg zu geben, um ihnen einen sicheren Übergang ins Berufsleben zu gewährleisten.

    Selbst nach Beendigung der Lehre und seiner Pensionierung war die Beziehung nie abgebrochen.

    Ronald hatte voller Enthusiasmus von seinem neuen Beruf erzählt und erwartete die verdient geglaubte positive Rückmeldung.

    Aber er schüttelte nur seinen Kopf.

    „Die suchen doch nur einen dummen Jungen."

    Das war alles, was er dazu sagte.

    Er hatte immer, bei jeder beruflichen Veränderung, seiner Schützlinge, ein gutes Wort gefunden. Meistens waren es positive Kritiken und Aufmunterungen.

    Aber dieses Mal war es anders.

    Ronald zuckte zusammen, er stutzte.

    Damit hatte er am wenigsten gerechnet.

    Was war das?

    Hatte er richtig gehört?

    Hatte sein ehemaliger Lehrmeister „einen dummen Jungen" gesagt?

    Das war alles, was er dazu sagte. Er war zwar nie ein Meister der großen Sprüche gewesen, aber was er sagte, hatte Hand und Fuß.

    Was sollte das denn heißen? Einen dummen Jungen? Wollte er Ronalds neuen Job runterputzen? Warum? Er kannte doch überhaupt nicht sein neues Aufgabengebiet. Er wusste doch nichts über seinen neuen Arbeitgeber und das gesamte Umfeld. Er wusste nichts, überhaupt nichts, er konnte es nicht wissen.

    Wie konnte er sich so ein Urteil erlauben?

    Jedes Mal, wenn sie ihm von ihrer beruflichen Weiterentwicklung erzählten, hörte er interessiert zu, beglückwünschte und ermutigte sie immer wieder dazu.

    Aber warum tat er das dieses Mal nicht?

    Ronald erinnerte sich, dass er ihm noch vor einem Jahr gratuliert hatte, als er den Arbeitgeber wechselte, um sich beruflich zu erweitern.

    Als er in der Stanzerei ein neues Aufgabengebiet begann, sparte sein Lehrmeister nicht mit dem Lob.

    Jetzt hatte er wieder den Arbeitgeber gewechselt und erhielt abermals eine neue Aufgabe, aber dieses Mal mit viel besseren Voraussetzungen. Aber dieses Mal…

    Ronald hatte eine Ausbildung als Mechaniker abgeschlossen, fand in dem Betrieb, in dem er derzeit gearbeitet und gelernt hatte, zwar eine Anstellung in seinen erlernten Beruf, aber kein zukunftsweisendes Weiterkommen und fühlte sich unterbewertet.

    Deshalb fasste er den Entschluss, bei der Geschäftsleitung bezüglich einer Weiterbildung von seinem erlernten Beruf nachzufragen.

    Als ihm von der Geschäftsführung seiner damaligen Firma keine Möglichkeit der beruflichen Weiterbildung oder Aufstiegschancen zugesichert werden konnte, die seinen beruflichen Zielen und Wünschen entsprachen, kündigte er seine Anstellung.

    Natürlich nicht, ohne sich vorher eine neue Arbeitsstelle bei einem anderen Arbeitgeber zu sichern.

    Dort sprach Ronald mit dem Seniorchef, dem Firmengründer und dieser sicherte ihm alle Wünsche zu. Als er von seiner Ausbildung erfuhr, sollte er sogar die rechte Hand des Juniorchefs, seinem Schwiegersohn werden. Das war mehr, als er erwarten konnte.

    Deshalb konnte er nur zusagen, weil dieser neue Arbeitsplatz alle Vorzüge besaß, die er bisher vermisste. Ronald war froh über diese berufliche Verbesserung.

    Doch dieser Wechsel der Arbeitsstelle zeigte bald sein wahres Gesicht und stellte sich mehr und mehr als ein Schuss in den Ofen heraus…

    Ronald erkannte, dass der Seniorchef immer mehr aus dem Betriebsleben geboxt wurde und jeden Einfluss verlor.

    Nach einer seiner ersten Lohnabrechnungen, erkundigte er sich nach Rolands Verdienst.

    Ronald nannte ihn. Sogar eine Putzfrau verdiente zu der Zeit mehr Geld.

    Nur mit Überstunden konnte er annähernd den Lohn seines letzten Arbeitgebers erreichen.

    Das war weniger als er Ronald versprochen hatte, das wusste der Seniorchef genau.

    „Darüber muss ich mich einmal mit meiner Tochter unterhalten", versprach er ihm.

    Seine Tochter. Sie war die neue Geschäftsführerin. Sie hatte das Sagen und die Führung des Unternehmens übernommen.

    Der Seniorchef wirkte durchaus glaubwürdig und war es bestimmt auch, er legte sehr großen Wert auf Fleiß und Aufrichtigkeit, konnte die von ihm gestellten Maßstäbe aber nicht mehr entlohnen.

    Vielleicht waren diese auch schon zu altmodisch geworden.

    Ronald hatte nie etwas über dieses Gespräch oder dessen Verlauf erfahren oder gehört. Weil die Bedeutung und Stellung des Seniorchefs als Firmengründer nur noch ein sinkender Stern war.

    Er hatte seinen Dienst getan und war für die weitere Entwicklung nicht mehr nötig.

    Ronald hatte eine abgeschlossene Ausbildung als Mechaniker und stand jetzt acht Stunden, plus der Überstunden, wie eine vorprogrammierte Marionette an der Stanzmaschine. Das konnte es nicht sein. Das wollte er nicht sein.

    Nach Feierabend klapperte er sämtliche Firmen ab, um eine neue Arbeit zu finden - erfolglos.

    Darüber hatte er seinem Lehrmeister natürlich nie etwas erzählt, weil er seinen „Fehlgriff" nicht zugeben wollte.

    Ronald wusste, dass er sich beruflich und finanziell zu stark verschlechtert hatte, statt sich zu verbessern.

    Genauso gut wusste er, dass dieser Zustand kein Dauerzustand sein konnte, nicht sein durfte.

    Doch dieses Mal hatte er eine Chance bekommen, die vielversprechend war und ausgerechnet jetzt musste sein Lehrmeister ihm mit diesem Urteil kommen.

    Bei seinen Aussagen und Beurteilungen hatte er nie ein Blatt vor den Mund genommen, diese Ehrlichkeit hatte Ronald immer an seinem Lehrmeister geschätzt und über genau diese ärgerte er sich in diesem Augenblick.

    Er hatte es immer gut mit ihnen gemeint, schon in der Ausbildungszeit hatte er ihnen geholfen und sie unterstützt, wo er nur konnte.

    Aber diese Aussage verstand Ronald trotzdem nicht. Er wusste, dass er ihnen immer mit Rat und Tat zur Seite stand. Er hatte ihm viel zu verdanken, wofür er sich auch immer erkenntlich zeigen wollte, aber dieser Spruch machte ihn sauer.

    Ronald war nicht in der geringsten Weise bereit, für diese Aussage Verständnis zu zeigen, weil sie in seinen Augen völlig unlogisch und aus den Fingern gesogen war.

    Warum hatte er das gesagt?

    Er wusste doch gar nichts von dem Arbeitsbereich in dem Ronald jetzt tätig sein sollte. Auch von seinem Aufgabengebiet konnte er sich doch kein Bild machen, weil es eine ganz andere Branche war, als die, in der er ausgebildet worden war.

    Aber das brauchte sein Lehrmeister wahrscheinlich auch nicht. Ronald hatte keine Ahnung, worauf er seine Beurteilung begründete, aber sie sollte nicht ungerechtfertigt bleiben.

    Man war die ersten Schritte gegangen,

    trotz der schlechten Vorzeichen.

    Wollte man wieder neu anfangen,

    um das Ziel zu erreichen.

    Einige Schritte war man bereits gegangen,

    das Ziel schien schon oft zum Greifen nah.

    Vom eigenen Wunschdenken gefangen,

    vergisst man schnell was man gestern sah.

    Doch von dieser Prognose ließ Ronald sich nicht beirren. Deren Sinn und geradezu prophetische Bestätigung sollte er erst viel später erkennen.

    Unbeeindruckt fuhr er zu dem vereinbarten Vorstellungsgespräch.

    Unscheinbar lag diese Firma zwischen einem Berg und einer Straße.

    Ein Bach und eine gezogene Parkmöglichkeit für die Angestellten trennte das Gebäude von der Straße.

    Von der aus konnte man außer dem Schriftzug und einem Hinweisschild dieses Gebäude nur vermuten.

    Schon der Tag seines Vorstellungsgespräches verlief etwas mysteriös.

    Als Ronald durch das enge Eingangstor der Zufahrt zu dieser Firma durchfuhr, überkam ihn ein eigenartiges Gefühl. Ein Gefühl, das ihm voraussagen sollte, dass er diese Durchfahrt nicht mehr oft durchfahren würde.

    Doch das spielte jetzt keine Rolle mehr, er war zu diesem Gespräch vorgeladen worden. Selbst wenn es sich um ein Berufsfeld handelte, das Ronald noch nicht kannte, wollte er die Möglichkeit nutzen, sich jetzt wirklich beruflich zu verbessern.

    Ronald wusste nicht, was ihn erwartete. Er wurde zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen und egal, wie es verlief, er wollte diese Chance nicht versäumen.

    Als er sich bei der ihm genannten Abteilung meldete, stellte er aber überraschender Weise fest, dass er anscheinend gar nicht erwartet wurde.

    „Eine Stelle für die QS …?, schüttete die Frau am Schreibtisch ihren Kopf, … nein…"

    Sie musterte ihn lange mit einem nachdenklichen Blick und schüttelte dann wieder ihren Kopf.

    Das fing ja schon herrlich an, er war zum Gespräch eingeladen und wurde schon vorher wieder ausgeladen.

    „… Nein, wirklich nicht, in dieser Position wird keine Besetzung mehr gesucht", versicherte sie ihm.

    Einen Augenblick wurde Ronald unschlüssig.

    Die Aussage der Sekretärin wirkte durchaus glaubhaft, denn was hätte sie davon, wenn sie ihn abwimmeln würde? Warum sollte er warten, obwohl ihm das Ergebnis des Gespräches schon bekannt gemacht wurde? Aber warum war er eigentlich zu dem Gespräch eingeladen worden? Das musste doch einen Grund haben.

    Ronald beharrte auf das Vorstellungsgespräch.

    „Nein, widersprach die Dame vehement, „in dieser Position wurde vor Kurzem eine Person eingestellt.

    Ronald glaubte nicht, dass eine nochmalige Belegung dieser Stelle notwendig war.

    Aber das sollte der gewünschte Gesprächspartner ihm persönlich sagen.

    Trotz der ablehnenden Haltung der Sekretärin ließ er nicht locker.

    Das führte dazu, dass diese besagte Person zum Telefonhörer griff und anscheinend versuchte irgendjemand zu erreichen.

    Ronald hörte das Gespräch nicht mit.

    Worauf hatte er sich hier wieder eingelassen, fragte er sich.

    Zuerst wurden ihm so viele Hoffnungen gemacht und jetzt wurde er einfach so abgefertigt.

    Waren diese Hoffnungen wieder voreilig gewesen?

    Hatte er sich umsonst gefreut, endlich einen Arbeitsplatz zu bekommen, der seinen Anforderungen angemessen schien?

    Lohnte es sich nach dieser ablehnenden Haltung der Sekretärin wirklich zu bleiben?

    Hätte sie nicht durch die Blume gesprochen, war ihre Aussage durchaus so zu verstehen, dass er unverrichteter Dinge wieder gehen konnte?

    Nein, so schnell wollte er sich aber nicht abfertigen lassen.

    Nicht bevor er seinen Gesprächspartner getroffen hatte.

    Was hatte Ronald außerdem zu verlieren? Höchstens die Zeit, die er für diese Bewerbung investiert hatte.

    Trotz der unguten Vorzeichen wartete er.

    Das schien im ersten Augenblick nicht umsonst gewesen zu sein.

    Die Sekretärin hatte kaum den Telefonhörer wieder auf die Gabel gelegt, als sich die Tür öffnete und ein Mann in „Zivilkleidung" eintrat.

    Ronald musterte ihn mit derselben Neugier, mit der die Dame am Telefon ihn eben begutachtet hatte. Das konnte unmöglich der ihm angesagte Gesprächspartner sein. 

    Hatte er doch umsonst gewartet? Vielleicht war das Gespräch, das die Sekretärin geführt hatte, gar nicht auf ihn und sein Vorstellungsgespräch bezogen gewesen.

    Vielleicht hatte sie…

    Aber was machte Ronald sich Gedanken? Er war hierhin gefahren, er hatte sich verabredungsgemäß zum Vorstellungsgespräch vorgestellt.

    Wenn die Stelle tatsächlich schon besetzt war, dann konnte er seinen Lehrmeister jedenfalls beruhigen, dass sie schon einen „dummen Jungen" gefunden hatten.

    Bei diesem Gedanken lächelte er etwas bitter, denn er wusste, dass er bei seiner jetzigen Tätigkeit keinen Blumentopf gewinnen konnte.

    Er musste weg.

    Er musste etwas Besseres finden und diese Gelegenheit schien die günstigste zu sein…

    Ronald wusste zwar nicht, was der Mann in diesem Raum zu suchen hatte, konnte es sich aber so erklärten, dass es irgendein Mitarbeiter war, der vermutlich nun Feierabend hatte.

    Oder er hatte sich verirrt.

    Der Kleidung nach schien diese Person der Vorsitzende der gesammelten deutschen Wanderer zu sein, oder er wollte einen solchen darstellen. Diese farblich leicht einzuordnende Kleidung wurde durch einen entsprechenden Strohhut, den er aufgesetzt hatte, unterstrichen.

    Die Sekretärin sagte etwas zu ihm, das Ronald nicht verstand, aber was hatte ihn das zu interessieren?

    Schließlich wartete er nicht auf diesen Mann, sondern auf den Betriebsleiter dieser Firma.

    Ein Blick zur Uhr bestätigte ihm, dass es nicht mehr lange dauern würde.

    Ronald erwartete einen Mann im gestriegelten und geschniegelten Anzug, der schon kilometerweit gegen den Wind nach einem Parfüm roch.

    Ronald musste deshalb vielleicht gar nicht nur die Augen offenhalten.

    So konnte nach seinen Vorstellungen ein Betriebsleiter nur sein.

    Oder es kam jetzt ein kleiner untersetzter Mann mit wenig Haaren  auf dem Kopf und einer Hornbrille auf der Nase zur Tür herein, oder ein junger dynamischer Mann mit einer modischen Frisur, der im Stress war und gleich mit seinem Porsche zu einem wichtigen Geschäftstermin musste.

    Oder es kam, eine von oben bis unten lackierte Sekretärin, die Ronald bitten würde, ihr zu folgen. Sie würde ihn dann bestimmt in ein großes Büro bringen, vielleicht wartete dort eine „Jury", die bereits auf ihn wartete, um ihn zu bewerten.

    Vor diesem Gedanken grauste es ihm.

    Schon bei dem Wort „Jury" lief es ihm kalt den Rücken herunter.

    Was sollte er sagen? Was wollten sie von ihm wissen?

    Auf so etwas war er schlecht, um nicht zu sagen gar nicht vorbereitet.

    Aber es könnte durchaus so kommen, aber bis dahin wartete er.

    Auf diesen Betriebsleiter.

    Umso überraschter war er, als ihm dieser Mann, der mit dem Sommerhut den Raum betreten hatte, seine Hand reichte und seinen Namen nannte. Es war tatsächlich die Person, auf die Ronald gewartet hatte.

    So hatte er sich einen Betriebsleiter zwar nicht vorgestellt, aber die Welt steckt eben voller Überraschungen und Ronald hatte jedenfalls bis jetzt sein Ziel erreicht und sprach mit dem Betriebsleiter.

    Auch die Art des Gesprächs verlief viel lockerer, nicht so steif und formell, wie er sich das vorgestellt hatte.

    Also waren auch in diesem Punkt seine Erwartungen mehr als erfüllt worden. Das gab ihm immer mehr die Bestätigung, dass alle negativen Vorzeichen zu vorschnell und unbegründet waren.

    Ohne großartige Umschweife führte er Ronald in die Produktionshalle und fing an, zu jeder Maschine etwas zu erklären. Ronald folgte interessiert seinen Ausführungen, aber verstanden hatte er kein Wort.

    Das war eine vollkommen neue Arbeitswelt, ein Aufgabengebiet, mit dem Ronald noch nicht vertraut war.

    Als sie sich wieder kurz vor dem Ausgangspunkt des Gespräches befanden, fragte er Ronald: „Wann können Sie anfangen?"

    Erstaunt schaute er den Betriebsleiter an. Zuerst verstand er die Frage nicht, doch der Blick des Mannes, der vor ihm stand, zeigte ihm, dass sie ernst gemeint war.

    „Anfang nächsten Monats", antwortete er etwas erstaunt.

    Der Betriebsleiter lächelte. Ronald konnte unmöglich sein Staunen verbergen.

    Denn er hatte zumindest mit einer Wartephase gerechnet und bestenfalls mit einer nochmaligen Einladung… Auf jeden Fall hatte er nicht mit einer so schnellen Zusage, wie diese ja zu verstehen war, gerechnet.

    Schon seit vielen Reisen,

    sah man das Ziel schon so oft.

    Man ließ sich nicht mehr abweisen,

    irgendwie hat man zu sehr gehofft

    Dass, egal was auch geschieht,

    so schlecht die Chancen auch stehn,

    sich irgendwie eine Chance ergibt,

    immer weiter nach Vorne zu sehn

    Weil Ronald aber so wenig von dem Erklärten verstanden hatte, waren noch einige Fragen unbeantwortet geblieben.

    Der Betriebsleiter hatte so viel von fachbezogenen Dingen erzählt, von denen Ronald vorher noch nie etwas gehört hatte.

    Eine Frage lag ihm aber besonders am Herzen.

    Als sie am Ausgangspunkt der Führung angekommen waren, schauten sie in die Maschinenhalle. Etwas unwohl war Ronald schon zumute, aber er war weiter gekommen, wie er es sich erhofft hatte, wie er es erhoffen konnte.

    Aber trotzdem fehlte noch irgendetwas.

    Irgendein Bezugspunkt, der ihm seine neuen Aufgaben erklären konnte.

    Er sollte in der QS arbeiten und musste unweigerlich auch Entscheidungen treffen, welcher Art auch immer.

    Er musste dafür sorgen, dass gute Sachen produziert wurden und die schlechten auf einem noch unbekannten Weg fernhalten.

    Aber was war gut? Was war schlecht?

    Darüber hatte der Betriebsleiter kein Wort verloren.

    Er war kein geschniegelter, arroganter Herr, wie Ronald sich ihn erst vorgestellt hatte.

    Das hatte ihn schon etwas sympathisch gemacht. Also warum sollte er nicht fragen?

    „Was ist eigentlich Schrott?", wollte Ronald unverhohlen wissen.

    „Und was nicht?"

    „Schrott", das war sein Wortlaut, denn es fiel ihm in dem Moment keine bessere Bezeichnung ein.

    Darauf nahm der Betriebsleiter ein Teil aus der Produktion, warf es auf den Boden, dass es hörbar schepperte und in tausend Einzelteile zerbrach.

    Dann trat er einige Male mit dem Fuß darauf, zeigte auf den Müllhaufen und sagte:„Das ist Schrott."

    Diese Erklärung ersetzte für mehr als die nächsten 20 Jahre alle Weiterbildungen oder Lehrgänge. Auch alles Nachfragen nach Weiter- und Fortbildung verlief schematisch ergebnislos.

    Aber vielleicht war das ein Grund, dass er seine Aufgabe umso intensiver und bewusster ausführen wollte.

    Eine Vorgabe, die man gegeben hat.

    Man hat sich die Frage erlaubt,

    die man am Boden zertrat.

    Hat man als Vorgabe geglaubt,

    so vieles war unbekannt.

    Niemand wollte nur den Schein,

    so wurde die Vorgabe genannt,

    und sie sollte richtungweisend sein

    Alles, was Ronald in dieser Zeit lernte, basierte aus gemachten Erfahrungen, etwas Nachfragen, Interesse und wurde abgerundet mit einer gehörigen Portion Phantasie. Denn viele getroffene Entscheidungen kamen aus der Bauchgegend, viele blieben unkommentiert im Raum stehen. Viele Fragen blieben unbeantwortet.

    Ein Feedback auf seine Anfragen war vermutlich zu 99 Prozent aufgrund der unsicheren Wetterlage im Sandsturm oder beim Schneetreiben im Wasserglas untergegangen, oder wurde wegen der Dringlichkeit einfach unter den Teppich gekehrt.

    Die einzige Voraussetzung, die er für dieses Bewerbungsgespräch erfüllen musste, war eine abgeschlossene Ausbildung, alles andere war nicht wichtig. Die abgeschlossene Ausbildung konnte Ronald vorweisen

    Auch Zeugnisse spielten keine Rolle.

    „Ich sehe, wie sie arbeiten, hatte der damalige Betriebsleiter gesagt, „das allein ist für mich entscheidend.

    Mehr hatte Ronald dazu auch nie gehört.

    Mit dieser Antwort zeigte er auf einen Vorbau auf der Stirnseite der Produktionshalle, der ungefähr drei oder vier Meter hoch, etwas erhaben herausragte. Dieser Vorsprung war mit einer großen Glasscheibe umfasst.

    Bei Ronalds erster Beurteilung sah dieses Glasgebilde wie ein Tunnel oder Durchgang aus.

    Aber Ronald erfuhr schnell, dass sich hinter dieser Glasscheibe Schreibtische befanden und es das Arbeitsbüro des Betriebsleiters und dessen Stellvertreters war.

    Von dort aus konnte er die Produktionshalle einsehen und beinahe jeden Ablauf verfolgen.

    Mehr hatte Ronald dazu noch nicht erfahren.

    Als sie die Produktionshalle verließen, fragte er Ronald: „Wie verstehen Sie sich mit ihrem Nachbarn, Herrn Grillmes?"  

    Herr Grillmes?

    Wie kam er auf diese Frage?

    Woher kannte er den Herrn Grillmes?

    Was hatte der mit der Bewerbung um diese Arbeitsstelle zu tun?

    Ohne auf eine Erklärung warten zu müssen, erklärte er Ronald: „Er wurde vor zwei Wochen in der QS eingestellt."

    Das erklärte auch die Bemerkung der Sekretärin, dass die Stelle schon besetzt sei.

    Herr Grillmes, das war ein Brötchen-durch-die-Gegend-Fahrer, der seit einem Jahr ohne Anstellung war. Ein lieber älterer Herr, der keiner Fliege etwas zu Leide tun konnte.

    „Habe ich kein Problem, antwortete Ronald ohne zu überlegen. „Dann ist ja gut, nickte der Betriebsleiter.

    Erst später erfuhr Ronald, dass er sich in der Person geirrt hatte.

    Es war nicht der besagte Nachbar, sondern jemand mit dem gleichen Namen, der eine Straße weiter von ihm entfernt wohnte.

    An diesen Mann hatte Ronald nicht gedacht. Aber was sollte ihm passieren? Er wollte in diesem Betrieb arbeiten und sein Arbeitsplatz war ihm weitaus wichtiger als seine Beziehung zu seinem vermeintlichen Nachbarn.

    Ronald hatte auch nie erfahren, wie irgendjemand auf den Gedanken kommen konnte, dass es sein Nachbar sein konnte.

    Doch was kümmerte ihn das, er wollte seinen Job erledigen und das war alles.

    Die Auftragslage platzte aus den Nähten,

    was auf einer guten Betriebsführung beruhte.

    Die ganze Welt rief nach diesen Geräten,

    das kam auch den Arbeitern zugute.

    Eine gute Betriebsleitung konnte das garantieren.

    Viele Jahre lief fast alles perfekt.

    Aber die Sicherheit sollte sich verlieren,

    irgendwann war die Leitung defekt.

    Ronald war glücklich, einen Job in einer Firma gefunden zu haben, in der er nicht ganz unten anfangen musste.

    Um ganz ehrlich zu sein, erfüllte ihn dieses Gefühl mit etwas Stolz.

    Auch die ersten Tage und Wochen in dieser neuen Umgebung, sagten Ronald zu.

    Nach dieser ersten „Belehrung" des Betriebsleiters, musste er natürlich viel dazu lernen.

    Anfangs zählte eigentlich nur die optische Kontrolle. Und die gliederte sich in drei Kriterien.

       •     Vollständigkeit

    Maßhaltigkeit

    Oberfläche

    Zu den beiden ersten Punkten musste nicht viel erklärt werden, sie schienen eindeutig zu sein.

    Der dritte Punkt „Oberfläche" war schon etwas komplexer.

    Wie konnte die Oberfläche nicht den Anforderungen entsprechen?

    Das einfachste dabei waren

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1