Mörderisches Schwerin: Engel quält man nicht-Kommissar Berger dritter Fall
Von Diana Salow
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Über dieses E-Book
Zuerst finden Angler eine unbekannte männliche Leiche an der Steingrotte im Burg- garten, später ist es Bergers eigene Frau, die plötzlich im Fadenkreuz steht.
An seine Grenzen und in Lebensgefahr gerät er wenige Monate später, als der Mörder der siebenjährigen Julia aufgespürt werden muss. Und plötzlich wird seine Dienstwaffe vermisst und ein Mord im Schweriner Museum sorgt für Schlagzeilen.
Am Ende ist Hauptkommissar Berger nach einem grausamen Gewaltverbrechen in Schwerin auf Spurensuche. Ein Racheakt der ganz besonderen Art lässt die Menschen der Stadt aufschrecken und insbesondere die Frauen nicht zur Ruhe kommen. Zu spät bemerkt Berger, dass eine Spur direkt zu seiner neuen Liebe führt.
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Buchvorschau
Mörderisches Schwerin - Diana Salow
Mut
»Engel quält man nicht« Kommissar Bergers dritter Fall
Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen oder Gegebenheiten sind rein zufällig, nicht beabsichtigt und entsprangen meiner Fantasie.
Kapitel 1: Gekaufte Liebe
»Thomas, du kannst hier nicht die ganze Nacht bleiben! Hörst du? Du hast nur für eine Stunde bezahlt und die ist längst um«, mahnte Gina und schüttelte ihre rote Mähne zurecht. Während ihr Kunde langsam erwachte, prüfte sie im Spiegel an der Decke den Sitz ihrer schwarzen Lederkorsage und zog sich die halterlosen Strümpfe auf gleiche Höhe ihrer festen Oberschenkel. Gina war schlank und sah von den Damen, die Berger im Blue Angel kurz zuvor gesehen hatte, am wenigstens wie seine verstorbene Frau Ina und seine Kollegin Ellen Arnold aus. Allein unter diesem Aspekt hatte er Gina ausgewählt.
»Lass mich noch einen kleinen Augenblick hier liegen! Ich fahr gleich los und dann kannst du deinen nächsten Kunden empfangen«, bat Hauptkommissar Thomas Berger und starrte ebenfalls in den großen ovalen Spiegel, der an der Decke direkt über dem Bett montiert war. Die Flasche Sekt, die er fast allein ausgetrunken hatte, hatte ihn schon etwas angeschlagen. Vielleicht hätte er im Laufe des Tages doch eine Kleinigkeit essen sollen. Ihm war klar, dass er tatsächlich in einem Bordell gelandet war und er schämte sich dafür.
Berger kannte das Blue Angel in der Schweriner Ziegeleistraße nur aus den Erzählungen seiner Kollegen von der Sitte. Fast monatlich fand dort eine große Razzia statt. Die Personalausweise der Damen wurden kontrolliert und speziell ausgebildete Polizeihunde suchten nach Drogen. In den Kellerräumen wurde vor zwei Monaten ein Pokerabend, bei dem es um fünfstellige Einsätze ging, aufgelöst. Das Blue Angel war ansonsten das gepflegteste und bekannteste Etablissement von Schwerin. Diskretion und Sauberkeit des Hauses und erst recht der Damen hatten für den Bordell-Chef höchste Priorität. Nur er allein wählte die Frauen nach Aussehen, Herkunft, Haut- und Haarfarbe sorgfältig aus und warb mit ihnen auf der Homepage des Etablissements.
»Thomas, bitte, ich möchte nicht das Sicherheitspersonal rufen«, bat Gina und hoffte, dass er sich endlich erheben würde. Sie hatte noch zwei angemeldete Stammkunden, die bald eintreffen würden. Es handelte sich nicht um Laufkundschaft, sondern um langjährige und spendable Gäste, die Gina auf keinen Fall an eine ihrer Kolleginnen verlieren wollte. Thomas war das erste Mal Gast des Hauses und niemandem bekannt. Gina spürte an seinem Verhalten, dass er vermutlich das erste und auch das letzte Mal ein Bordell aufgesucht hatte. Nach einem neuen Termin fragte er nicht. Ein Notfall, schlussfolgerte Gina.
Berger war endlich aufgestanden und zog seinen schwarzen Slip, seine Jeans und ein dunkelblaues Shirt über. Er fuhr sich mit den Händen durch sein kurzes Haar. Er ging auf die fünfzig zu und war für sein Alter ein sehr attraktiver Mann, nach dem sich nicht nur die Frauen in seiner Dienststelle umdrehten. Sie fanden seine graumelierten Schläfen und seine tiefe warme Stimme reizvoll. Seine Körpergröße von fast zwei Metern, seine sportliche Figur und das intensiv duftende Aftershave waren auch Gina sofort aufgefallen.
Hundert Euro hatte Berger bereits vor Ginas Dienstleistung übergeben. Er schlüpfte in seine sportlichen Slipper und war sichtlich verlegen, dass er – der schon seit seiner Jugend als Womanizer bekannt war – ein Bordell aufgesucht hatte. Jederzeit hätten seine Kollegen aus der Schweriner Polizeiinspektion zu einer Razzia auftauchen können. Das wurde ihm bewusst, als er das Holster seiner Dienstwaffe anlegte und seine Lederjacke drüberzog.
Gina erschrak und guckte ihn entsetzt mit ihren großen Augen an. Sie fragte sich plötzlich, ob er als Kunde im Blue Angel abgestiegen war oder ob er jetzt auf einmal seinen Dienstausweis hervorholen und eine Polizeiaktion starten würde. Sie hatte schon die seltsamsten Geschichten über Polizeieinsätze in Bordellen gehört.
›Nichts wie weg hier‹, dachte Berger ein paar Minuten später, trat auf das Gaspedal seines Golfs und fuhr schnellstens nach Hause.
Kapitel 2: Einsamkeit
Berger war noch nicht ganz durch die Wohnungstür seines Einfamilienhauses, da klingelte sein Telefon. Er feuerte achtlos zwei Briefe auf den großen Stapel Post, der sich seit Wochen türmte, ging zur Kommode im Flur und nahm den Hörer ab. »Ja, Berger hier«, meldete er sich und schaute prüfend in den Spiegel, der über der Kommode hing. Er beobachtete seinen Mund beim Sprechen und hörte seinem langjährigen Tennisfreund Ben zu.
»Schön, dass ich dich endlich erreiche. Ich habe schon so oft angerufen, nie warst du zu Hause!«, beschwerte Ben sich. »Wie geht es dir? Wollen wir nicht mal wieder ein Match spielen?« Seine Stimme klang sorglos und unbekümmert.
»Nee, lass mal, Ben! Ich komme nicht mehr auf die Tennisanlage. Die Sache mit Lisa und das ganze Gequatsche im Club … Ich habe da keinen Bock mehr drauf«, antwortete Berger. »Gib mir noch etwas Zeit, ja? Ich melde mich bei dir, aber im Moment wird es absolut nichts. Nett, dass du angerufen hast, Ben. Sei mir nicht böse!« Berger beendete das Telefonat rasch. Er hatte keine Lust, mit seinem Tennisfreund zu diskutieren. Der tragische Tod seiner Freundin Lisa saß noch zu tief in seinem Gedächtnis.
Berger ging in die Wohnstube und holte eine Flasche Jim Beam aus der Anrichte. Er goss einen Whisky ins Glas und setzte sich auf die große Ledercouch. Als es das Glas zum Mund führte, roch er an seiner Hand das aufdringliche Parfüm von Gina und rümpfte angewidert die Nase. Seine verstorbene Frau Ina hätte sich nie in so eine billig riechende Wolke gehüllt, dachte er traurig. Und seine ehemalige Kollegin Ellen, die mit ihm eine Affäre begonnen hatte und seit zwei Monaten in der Untersuchungshaft in Waldeck saß, benutzte gar kein Parfüm.
Berger goss sich einen zweiten Whisky ein. Diesmal war es ein doppelter. Er schluckte ihn in einem Zug hinunter und schüttelte sich. Er dachte an Ellen und mutmaßte, wie es wohl in fünf Monaten sein würde, wenn er zum ersten Mal Vater eines Jungen oder Mädchens sein würde. Vater eines Kindes, das er beim Fremdgehen gezeugt und nie gewollt hatte. Er hatte gehofft, dass Ellen verhütet, und sich darüber überhaupt keine Gedanken gemacht. Berger seufzte. Es würde das Kind einer krankhaft eifersüchtigen Mutter sein, die vor Kurzem nicht nur seine Frau Ina, sondern auch seine Tennisfreundin Lisa vorsätzlich getötet hatte. Er schwankte in seinen Gefühlen hin und her. Einerseits konnte das Ungeborene nichts für seine Eltern und andererseits würde es das Kind einer Mörderin sein, die auf ihren Prozess wartete und schon im Gefängnis saß. Nur um ein Haar hatte das SEK verhindert, dass Ellen nicht auch Berger getötet hatte. Dann wäre ihr gemeinsames Kind schon Halbwaise, bevor es den ersten Schrei von sich gegeben hätte.
Berger schraubte den Verschluss der Whisky-Flasche ein drittes Mal ab und trank einen großen Schluck. Diesmal direkt aus der Flasche. Jetzt fühlte er sich besser. Ein wohliges Gefühl machte sich in seinem Körper breit. Langsam zog er seine Sachen aus, warf alles auf einen Sessel und rekelte sich auf der Couch. Nach einem letzten prüfenden Blick auf sein Handy legte er es auf den Tisch. Nach ein paar Minuten war er eingeschlafen, lag auf dem Rücken und schnarchte mit weit geöffnetem Mund. Leise stöhnend wälzte sich sein Körper von einer unbequemen Lage in eine noch unbequemere. Die Kissen flogen beim Drehen von der Couch auf den Boden.
Stunden später schaute er auf sein Handy. Zum Glück konnte er noch eine halbe Stunde lang schlummern, um dann pünktlich um acht Uhr seinen Dienst in der Schweriner Polizeiinspektion zu beginnen.
Es war