Mörderisches Schwerin: "Besessen-eine Mordsidee" Kommissar Berger zweiter Fall
Von Diana Salow
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Zuerst finden Angler eine unbekannte männliche Leiche an der Steingrotte im Burg- garten, später ist es Bergers eigene Frau, die plötzlich im Fadenkreuz steht.
An seine Grenzen und in Lebensgefahr gerät er wenige Monate später, als der Mörder der siebenjährigen Julia aufgespürt werden muss. Und plötzlich wird seine Dienstwaffe vermisst und ein Mord im Schweriner Museum sorgt für Schlagzeilen.
Am Ende ist Hauptkommissar Berger nach einem grausamen Gewaltverbrechen in Schwerin auf Spurensuche. Ein Racheakt der ganz besonderen Art lässt die Menschen der Stadt aufschrecken und insbesondere die Frauen nicht zur Ruhe kommen. Zu spät bemerkt Berger, dass eine Spur direkt zu seiner neuen Liebe führt.
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Mörderisches Schwerin - Diana Salow
Epilog
»Besessen – eine Mordsidee« Kommissar Bergers zweiter Fall
Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen oder Gegebenheiten sind rein zufällig, nicht beabsichtigt und entsprangen meiner Fantasie.
Kapitel 1: Gefühle und Gedanken
Ellen Arnold breitete ihr großes Handtuch auf der obersten Stufe in der Panorama-Sauna des Sportparks Belasso in Schwerin aus. Sie legte sich auf ihr flauschiges Handtuch und starrte an die Holzdecke. Ein anstrengender Ermittlungstag bei der Polizei lag hinter der jungen Frau. Ellen sog das Orangenaroma des letzten Aufgusses tief durch die Nase ein, hielt kurz die Luft an und versuchte, den Arbeitstag durch ein langsames Ausatmen weit hinter sich zu lassen. Meistens gelang es ihr, rasch vom Polizeialltag abzuschalten. Ihr erster Chef bei der Kriminalpolizei hatte sie davor gewarnt, die Ermittlungsakten gedanklich noch mit ins Bett zu nehmen. »Nur wer sich entspannen kann, behält den klaren Kopf für die Polizeiarbeit«, war sein Motto. Immerhin hatte er es so in die Leitungsebene des Innenministeriums geschafft – und da will Ellen auch hin.
Heute fiel ihr das Abschalten jedoch schwer. Die Suche nach einem vermissten Kind im Stadtteil Großer Dreesch, ein verwirrter alter Mann, der in die Psychiatrie zurückgebracht werden musste, und die nicht ausgefüllten Steuerunterlagen ließen die Jungkommissarin in den ersten Minuten gedanklich nicht zur Ruhe kommen. Ellen liebte den SPA-Bereich und gönnte sich mehrmals in der Woche eine »Traumzeit«. So nannte sie selbst ihre Auszeit vom harten Polizeialltag im exklusivsten Wellnessbereich, den die Landeshauptstadt Schwerin zu bieten hatte. Durch das große Panoramafenster sah sie die glühende Sonne hinter dem naheliegenden Waldrand langsam untergehen. Hier konnte sie ihren Gedanken freien Lauf lassen.
Ein junges Pärchen betrat die Sauna. Beide setzten sich auf die unterste Stufe und tuschelten vertrauensvoll miteinander. Etwas Eis knisterte noch vom letzten Aufguss auf den heißen Steinen. Das verliebte Pärchen lachte leise. Er streichelte ihr sanft den Rücken, an dem bereits Schweißperlen glänzten. Ellen war tief in ihrer Gedankenwelt versunken und schaute traurig auf die glücklich wirkenden jungen Leute. Der Schweiß in ihrem Gesicht lief ihr bereits in die Augen und brannte. Sie fragte sich des Öfteren, warum sie nicht endlich mit einem festen Partner glücklich sein konnte. Mit Mitte zwanzig machte sie sich immer mehr Gedanken um ihre Zukunft – beruflich und erst recht privat. Hier und da ein One-Night-Stand und ab und an eine unverbindliche Urlaubsbekanntschaft im Ausland befriedigten sie schon lange nicht mehr. Zwar stand die Karriere für sie im Mittelpunkt, aber sie wünschte sich manchmal etwas Festes und vielleicht auch einmal Kinder.
Ellen hatte sich vor Kurzem auf eine Beziehung mit ihrem Chef, Kriminalhauptkommissar Thomas Berger, eingelassen. Auf einer gemeinsamen Dienstreise vor vier Wochen nach München hatte sich plötzlich aus dem stets korrekten Arbeitsverhältnis eine Leidenschaft entwickelt. Thomas, fünfzehn Jahre älter als sie, war eigentlich nicht der Typ Mann, der sie ansprach. Er war ziemlich groß und dunkelblond, recht sportlich, aber ein kleiner Bauchansatz zeigte sich doch schon. Sie war von seinen blauen Augen fasziniert. Ellen bevorzugte eher dunkelhaarige Männer mit braunen Augen, die unrasiert männlich wirkten.
Jedoch an dem Abend vor vier Wochen in München wurde nach dem Besuch eines Fachseminars und ein paar Weißbier zu viel der sonst so disziplinierte Berger schwach. Er verabschiedete sich damals kurz vor Mitternacht an ihrem Hotelzimmer mit einem vielversprechenden Blick und hielt ihre Hand einen Moment zu lang in seiner.
Ellen, ungebunden und einsam, erwiderte sein eindeutiges Verlangen und zog ihn an sich. Sie küsste ihn lang und leidenschaftlich. Keiner der beiden dachte in diesem Moment über Folgen oder Konsequenzen nach, während alle Kleidungsstücke in Ellens Zimmer im Rausch ihrer Gefühle zu Boden fielen. Thomas betrachtete wollüstig den schönen Körper seiner jungen Kollegin. Ellen wurde schon im Gymnasium um ihr Aussehen beneidet. Ihr schlanker Körper, ihre langen Beine, das ebenmäßige Gesicht und ihre wundervollen blonden langen Haare hatte ein älterer und leicht angetrunkener Lehrer auf dem Abi-Ball mit der Schauspielerin Brigitte Bardot verglichen. Ellens grüne Augen verliehen ihrem Gesicht etwas magisch Anziehendes. Wer nicht von ihrem Augenaufschlag fasziniert war, der blieb an ihren vollen Lippen, ihrem sinnlichen Mund hängen.
Thomas konnte es nicht fassen, sie so zu sehen. Wie oft hatte er sich ausgemalt, sie nackt vor sich zu haben und mit ihr zu schlafen. Es rauschte vor Verlangen in seinem Kopf. Sanft nahm er Ellen auf seine Arme und legte sie auf ihr Bett. Er begann, mit zärtlichem Streicheln langsam ihren nackten Körper zu erkunden. Ellen stöhnte leise vor Erregung. Eine Gänsehaut breitete sich über sie aus. Sie genoss es in vollen Zügen, war es doch schon lange her, dass sie so verwöhnt wurde.
Jetzt ergriff Ellen die Initiative. So etwas hatte Thomas noch nicht erlebt. Dinge, die in seiner Ehe absolut tabu waren, entzündeten in ihm ein Feuer der Leidenschaft. »Thomas, nimm mich!«, hauchte Ellen ihm begehrend zu. Er nahm sie fordernd, und beide vergaßen alles um sich herum. Dieses prickelnde Verlangen wiederholte sich noch zweimal in dieser Nacht. Dann endlich fielen sie erschöpft und glücklich in einen tiefen Schlaf.
Erst das Klingeln eines Handys am nächsten Morgen ließ beide vor Schreck aufrecht und verkatert im Bett sitzen. Bergers Frau Ina wünschte ihm einen »Schönen Tag!«, so wie sie es immer tat, wenn er dienstlich auswärts schlief.
Ellen schaute Thomas mit ihren noch verschlafenen, smaragdgrünen Augen, die ringsherum durch schwarze Wimperntusche verschmiert waren, an und fuhr sich wortlos und lasziv mit beiden Händen kämmend durch ihr langes Haar.
Plötzlich schreckte Ellen auf. Die Tür der Sauna öffnete sich. Der kleine Raum füllte sich jetzt zunehmend. Jung und Alt, untersetzt und schlank, alles sammelte sich zum 17-Uhr-Aufguss in der Sauna. Ellen kam aus ihrer Liegeposition langsam hoch und setzte sich gerade auf ihr Handtuch. Sie beobachtete den jungen, durchtrainierten und sonnengebräunten Mann, wie er Eis auf den glühenden Steinen verteilte. In der Mitte der Sauna stehend, verbreitete er den Aufgussdampf mit einem rhythmischen, langsamen Handtuchkreisen.
»He, gib alles, Nick!«, feuerten die Stammkunden der Sauna ihn an.
Nick freute sich über den Zuspruch der Gäste und wedelte lächelnd mit seinem Handtuch, bis auch der letzte Gast erschöpft und zufrieden wirkte.
Ellen stellte sich den dunkelhaarigen Nick als Liebhaber, Ehemann oder sogar als Vater eines gemeinsamen Kindes vor.
Der Beifall der durchschwitzten Saunagäste brachte Ellen nach ein paar Minuten zurück in die Realität. Sie ging nach draußen, duschte eiskalt und begab sich langsam in die Damenumkleide. Für einen entspannten Abschluss im Ruheraum war keine Zeit mehr. Ihre halb ausgefüllte Steuererklärung lag zu Hause auf dem Tisch und sollte in den nächsten Tagen endlich abgegeben werden.
Kapitel 2: Treffpunkt Asservatenkammer
»Guten Morgen, Hauptkommissar Berger!«, tönte es lustig aus allen Räumen, als Thomas Berger über den Gang seiner Abteilung lief. Der Mann hatte sich schon zu oft als Morgenmuffel geoutet, was seine Kollegen erst recht zu aufgesetzter guter Laune motivierte. Sie siezten ihn, wo sonst ein lockeres Du herrschte, und machten sich über ihn und seine üble Morgenlaune lustig.
»Kaffee ausschlürfen und ran an die Arbeit! Oder habt ihr das vermisste Kind heute Nacht etwa gefunden?«, gab Berger im Befehlston von sich. Er zog im Gehen seine alte Lederjacke aus, warf sie über seine Stuhllehne und setzte sich an seinen Schreibtisch. Er schaltete den Computer an und wartete ungeduldig darauf, dass sich sein E-Mail-Postfach öffnete.
Berger studierte kurz die aktuelle Infoline der Landespolizei und trank einen Schluck heißen Kaffee, den ihm seine langjährige Sekretärin liebevoll mit einem Keks dazu hingestellt hatte.
Durch die offene Bürotür erschien seine Assistentin Ellen Arnold. Sie trug enge Jeans, eine