Club der Bartträger: Kurzgeschichten von Michael Buzgi Buchacher
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Über dieses E-Book
-Der Altbauer, der seinen Nachkommen keinen Leichenschmaus vergönnt
-Gespräche zwischen Einhörnchen und Eichhörnchen
-Der Pensionistenverein, der seinen Sommerausflug plant
-Ein ehemaliger Häftling, der als Kartenabreißer arbeitet
-Mitglieder des Kameradschaftsbundes, die sich weigern, rosarote Handschuhe zu tragen ...
Sie alle und noch viele andere haben ihren Auftritt in diesem skurril-tragischen Kurzgeschichtenband, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kommt.
Kurzweilig, spannend und lebendig erzählt.
Die Karikaturen stammen von Reini Buchacher.
Michael Buzgi Buchacher
Michael Buzgi Buchacher lebt im Kärntner Gailtal (Österreich) und ist als Künstler und Sänger im In- und Ausland aktiv. "Club der Bartträger" ist sein erstes literarisches Werk.
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Buchvorschau
Club der Bartträger - Michael Buzgi Buchacher
Das Buch
Man sieht es Michael Buchacher alias „Buzgi nicht an, welch vielfältigen Talente in ihm schlummern. Sänger und Obmann beim MGV Dellach, Elvis-Interpret, Songwriter, Buchillustrator, Schauspieler, Kabarettist. Und nun zeigt er mit diesem Buch seine schriftstellerischen Fähigkeiten. Schon der Titel „Club der Bartträger
macht neugierig. Neugierig auf Geschichten in verschiedenen Milieus, Geschichten skurril, makaber, aber auch berührend und immer spannend erzählt.
Das Ende oft verblüffend und überraschend.
In manchen Erzählungen hält er der Gesellschaft spitzbübisch und elegant den Spiegel vor. Vielleicht erkennt sich die Eine oder der Andere wieder? Alle Geschichten ereignen sich ja in Kärnten!
Viel Vergnügen beim Lesen, aber Achtung! Suchtgefahr! Man bekommt von diesen unterhaltsamen Geschichten nicht genug!
Dem ideenreichen Autor und seinem Erstlingswerk viel Erfolg und eine vergnügte Leserschaft!
Theresia Lentsch, Juli 2016
Inhaltsverzeichnis
Abendessen
Affenkäfig
Anonym
Aufgebahrt
Autodrom
Bärbel und Adi
Beichtgeheimnis
Beton
Christkindlmarkt
Club der Bartträger
Dallas
Dames
Der Rasen
Diagnose
Dichter
Eichhörnchen
Einkaufszettel
Eiszeit
Feierabend
Feitelclub
Fortpflanzung
Freie Platzwahl
Früh genug
Frühstück
Gesangsverein
Hüttenwirtin
Impfgegner
Kalbsleber
Kameradschaftsbund
Keller
Kino
Klomuschel
Leichenschmaus
Ministrant
Sommerausflug
Sport
Strafe
Stromausfall
Therme
Tier
Trafikant
Versteck
Verwandtschaft
Wildkamera
Abendessen
„Du hast dich heute wieder einmal selbst übertroffen! Erika lobte die Kochkünste ihres Freundes Peter Sangl. Dieser grinste zufrieden. Ja, bei diesem Spezialgericht machte ihm keiner etwas vor. „Irgendwann musst du mir das Rezept verraten.
Erika hielt das Weinglas zwischen ihren langen Fingern und nippte zufrieden an dem 1975er-Bordeaux. „Das Rezept, Peters Gesichtszüge wurden nun ernster, „das Rezept nehme ich mit ins Grab.
Er griff nach seinem Glas und nahm einen Schluck von diesem vorzüglichen Tropfen, von denen es nur mehr wenige Flaschen weltweit gab. „Und außerdem wirst du die richtigen Zutaten niemals auftreiben können. Du hast nicht die Quellen, die ich habe. Erika hatte sich eine solche Antwort erwartet: „Ja, und ich hätte dann ja auch keinen Grund mehr, deine Einladungen anzunehmen, wenn ich das selber so gut kochen könnte
, grinste sie, mit der Gewissheit, dass sie ihren Freund mit der Rezeptfrage immer wieder aufziehen konnte.
„Ach so, du bist also nur wegen des Essens hier?, flüsterte Peter in Erikas Ohr. Sie bekam eine Gänsehaut, als sie seinen Atem im Nacken spürte. Abrupt unterbrach Peter seinen Annäherungsversuch und stellte sich wie ein Soldat in die Mitte des Esszimmers. „Wollen gnä’ Frau noch ein Stück von diesem köstlichen Auflauf?
fragte er mit nasaler Stimme, wie er das aus alten Filmen mit Theo Lingen gelernt hatte. „Ja, so ein klitzekleines Stückerl könnens mir noch bringen, lachte Erika. Blitzartig verschwand Peter Sangl in seiner Küche, um seiner Geliebten noch ein Stück aus dem Backofen zu holen. Bevor er den Nachschlag servierte, setzte er sich noch schnell die Kappe seiner Ausgangsuniform auf den Kopf, denn Erika stand auf Uniformen, das wusste er. Auf den Rest der Rot-Kreuz-Uniform, die er sonst nur bei feierlichen Anlässen trug, verzichtete er. Er würde sie sowieso nicht mehr lange anhaben. „So, bitte sehr, gnä’ Frau, Ihr Nachschlag.
Er stellte den Teller vor Erika, die schon erwartungsvoll das Besteck in den Händen hielt. „Danke, Herr General! Sie wusste genau, dass es beim Roten Kreuz keinen General gab, aber sie liebte es, Peter so anzusprechen, wenn er seine Kopfbedeckung aufhatte. „General gibt’s kan
, grinste Peter und beobachtete Erika beim Verzehr ihres Lieblingsgerichtes.
Das Rezept für den Auflauf mit gebackenem Blut hatte Peter von seiner Mutter geerbt. Nur die Zutatenliste hatte er geringfügig abgeändert. Peter war auf einem Bauernhof aufgewachsen, wo es normal war, alle Teile eines Tieres zu verwerten. Und aus seiner Zeit am Bauernhof stammte auch seine Liebe zur Hausmannskost.
Nachdem Erika den letzten Bissen des Auflaufes verdrückt hatte, geleitete sie der „Herr General" in seine Schlafgemächer.
Derweil rannen die letzten Tropfen aus den Blutkonservensäcken, die Peter Sangl nach einer Blutspendeaktion abgezweigt hatte. Die Joghurtbecher, die sich auch im gelben Sack befanden, waren bereits rot gesprenkelt.
Affenkäfig
„Ich will aber noch nicht weitergehen! Lautstark wehrte sich das Kind gegen die ziehende Hand seiner Mutter. „Schau Mama! Jetzt kommen zwei Junge mit ihrer Mutter!
„Ja, die waren doch vor zehn Minuten auch schon da, gähnte diese gelangweilt. „Die haben was zu essen in ihren Händen!
„Ja, Kekse sind das, erwiderte die ungeduldige Mutter. „Wer hat denen denn Kekse gegeben? Die sollten lieber Obst essen, das wäre gesünder.
„Ich habe aber auch schon Junge gesehen, die Bananen gegessen haben, wusste das Kind zu berichten. „Das glaube ich dir gerne, aber komm jetzt bitte weiter! Vater wird böse, wenn wir zu spät zum Abendessen kommen.
„Nur noch ein bisschen! Bitte, Mama!, bettelte das Kind. „OK. Ganz kurz. Ich gehe schon mal voraus.
Genervt und schwerfällig bewegte sie sich weiter. „Und greif nicht durch die Gitterstäbe!", rief sie ihrem Nachwuchs noch zu. Doch das Kind hörte diese Worte seiner Mutter nicht mehr. Es hatte schon durch die Stäbe gegriffen und dem verblüfften Menschenkind seine Kekse gestohlen.
Anonym
„Was unser Ziel ist? Ziel gibt es ja eigentlich gar keines, meinte Albert L. „Wir alle sind an einem Punkt angelangt, wo es darum geht, den Status quo zu erhalten, also keinen Alkohol mehr zu trinken.
„Das Ziel könnte auch sein, bis zum Lebensende trocken zu bleiben", warf jetzt Barbara S. in die Runde, was ihr zustimmendes Gemurmel einbrachte.
Zu acht waren sie heute, inklusive dem Kursleiter. Sieben anonyme Alkoholiker und ihr psychologischer Betreuer, Hannes Gradischnig, der auch eine Trinkerkarriere hinter sich hatte. „Wir können uns also darauf einigen, fuhr Hannes jetzt fort, „dass es unser Ziel sein muss, bis ans Lebensende keinen Tropfen Alkohol mehr anzurühren.
Hannes wusste wovon er sprach. Begonnen hatte er seine Trinkerei im Alter von 15 Jahren, als er bei einer kleinen Baufirma als Lehrling begonnen hatte. Punkt neun Uhr hatte er da jeden Tag sein erstes Bier mit dem Zollstock geöffnet. Im Alter von 22 Jahren kam dann auch Schnapstee dazu, weil er Magenprobleme bekommen hatte, der Hannes. Heute war er 35 Jahre alt und leitete den Verein der anonymen Alkoholiker. „Wir wollen heute noch über Ersatzbefriedigungen sprechen. Wer von euch mag beginnen und uns darüber erzählen, was er jetzt macht, anstatt Alkohol zu trinken?"
Zögerlich hob Barbara S. die Hand, nachdem sie noch schnell einen Zug von ihrer filterlosen Zigarette gemacht hatte. „Ich trinke halt Kaffee, meinte sie mit kratziger Stimme. „Schwarz mit Zucker, weil Milch vertrag ich nicht.
„Aha, sehr gut, erwiderte Hannes. „Wie viele Schalen trinkst du pro Tag?
„Zirka 20 werden es schon sein, antwortete Barbara, nachdem sie noch einmal ihre Zigarette mit zittrigen Fingern zu den Lippen geführt hatte. Die anderen Anonymen nickten zustimmend. „Ich trinke auch mindestens fünfzehn Tassen Kaffee am Tag
, meinte jetzt Albert L.
„Wir sollten aber trotzdem darauf achten, mischte sich Hannes jetzt wieder ins Gespräch ein, „dass unsere Ersatzbefriedigungen nicht zur Sucht werden. Auch zu viel Kaffee kann den Körper schädigen. Habt ihr es schon einmal mit Sport versucht?
„Ja, ich geh manchmal spazieren, meinte Barbara, und hustete in ihren Handrücken. „Das ist ja schon ein Anfang
, lobte jetzt der Hannes. Bei sich dachte er, dass es für das fette asoziale Stück sowieso keine Rettung mehr geben würde. Lächelnd sah er auf die Wanduhr und beendete die wöchentliche Zusammenkunft der anonymen Alkoholiker. „Bleibt trocken!", gab er ihnen noch mit auf den Weg.
Nachdem der letzte anonyme Alkoholiker den Raum verlassen hatte, schloss er die Eingangstüre ab und ging in den kleinen Aufenthaltsraum, der neben den WC-Anlagen untergebracht war. Aus dem Kühlschrank holte er sich etwas zu trinken und setzte sich an den Bistrotisch. Es war die Zeit für Veränderungen gekommen. „Zisch! Klack!", machte die Diskonterbierdose. Zufrieden leerte sich Hannes G.