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Chronik des Untergangs: 1991 - Der Kollaps der Sowjetunion
Chronik des Untergangs: 1991 - Der Kollaps der Sowjetunion
Chronik des Untergangs: 1991 - Der Kollaps der Sowjetunion
eBook170 Seiten1 Stunde

Chronik des Untergangs: 1991 - Der Kollaps der Sowjetunion

Von Anonym

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Über dieses E-Book

Die Auflösungserscheinungen in den sozialistischen Ländern am Ende der 1980er Jahre machten auch vor der Sowjetunion nicht halt. Aber erst 1991 wurde zum Schlüsseljahr für den Niedergang des politischen und ökonomischen Systems der UdSSR. Nachdem die baltischen Staaten den Austritt aus der Union erklärt hatten, versuchte die Zentralmacht, auch durch Militäreinsatz, ihre Hoheit über die Abtrünnigen wiederherzustellen. So kam es am 7. Januar mit dem »Vilniusser Blutsonntag« zum tödlichen Auftakt des Jahres 1991, ehe am 19. August erneut Bilder von schießenden Panzern, diesmal beim Augustputsch in Moskau, um die Welt gingen, bis schließlich der Oberste Sowjet die Union offiziell auflöste und diese am 31. Dezember zu existieren aufhörte.
Nur drei von vielen bedeutenden Daten des Jahres 1991, die hier in Form einer ausführlichen Zeittafel Tag für Tag, Woche für Woche exakt beschrieben werden - und damit die große Bedeutung dieses »Wendejahres« für das Verständnis der späten Sowjetunion untermauert.
SpracheDeutsch
HerausgeberEdition Berolina
Erscheinungsdatum3. März 2016
ISBN9783958415218
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    Buchvorschau

    Chronik des Untergangs - Anonym

    edition berolina

    Die russische Revolution erschütterte mich, und die historische Überlegenheit ihrer

    Prinzipien über diejenigen der Mächte,

    die uns den Fuß auf den Nacken setzen,

    litt in meinen Augen keinen Zweifel.

    Thomas Mann (1919)

    Das Ende der Sowjetunion war eine

    der großen geopolitischen Katastrophen des

    20. Jahrhunderts.

    Wladimir Putin (2005)

    Inhalt

    Vorwort

    Die Spätphase der Sowjetunion

    1991

    JANUAR

    FEBRUAR

    MÄRZ

    APRIL

    MAI

    JUNI

    JULI

    AUGUST

    SEPTEMBER

    OKTOBER

    NOVEMBER

    DEZEMBER

    Nachwort

    Danksagung

    Anmerkungen

    Vorwort

    Wann begann der Niedergang der Sowjetunion? Eine Frage, deren Beantwortung gewisse Schwierigkeiten bereitet. Es gab in der Vergangenheit verschiedene Ansätze dazu. Diese decken ein breites Spektrum ab, von eher apologetischen bis wütend antikommunis­tischen Einfärbungen. Hier, in der Einführung zur Chronik des Jahres 1991, des letzten Jahres der Sowjetunion, soll die Vorgeschichte des endgültigen Zusammenbruchs, dieser »geopolitischen Katas­trophe« (Putin), die vor genau 25 Jahren stattfand, kurz in Erinnerung gerufen werden. In Verbindung ­damit soll auch versucht werden, ansatzweise obige Frage zu beantworten. Man steht dabei vor der Wahl, eher simplifizierende, schablonenhafte Erklärungsmuster zu verwenden, oder zu differenzieren. Man muss ja nicht gleich so radikal sein wie manche Zeitgenossen, die die Geschichte der Sowjet­union von Anfang an als einen einzigen Niedergang begreifen.

    Wie ihr Ende, so waren auch die Anfänge der Sowjetunion von außerordentlichen Umständen begleitet. Das weithin vorindustrielle Zarenreich mit seiner in der Masse bitterarmen und verelendeten Bevölkerung geriet durch den für Russland negativen Verlauf des Ersten Weltkriegs ab 1914 in existenzielle Schwierigkeiten. Hunger, Missernten, militärische Misserfolge, wirtschaftlicher Niedergang, politische Führungslosigkeit verdichteten sich zu einer explosiven Mischung, die sich zunächst im Februar 1917 von bürgerlicher Seite (Abdankung des Zaren) und dann im November (»Oktoberrevolution« nach altrussischem Kalender) mit der vom deutschen Kaiserreich finanziell und logistisch unterstützten Machtübernahme der Bolschewiki in gewaltsamen Umstürzen entluden. Lenin und seine Anhänger begannen sofort mit Waffenstillstandsverhandlungen und der sozialpolitischen Umgestaltung des Landes gemäß ­Parteiprogramm der Bolschewiki. Dabei stießen sie naturgemäß auf Widerstand, sei es von den entmachteten Eliten des Zarenreiches (politisch und wirtschaftlich), sei es von der Entente, die mit militärischen Expeditionskorps den kommunistischen Staatsstreich im ehemaligen Zarenreich rückgängig zu machen versuchte, sei es vom deutschen Kaiserreich, das nun die Früchte seiner Diversionspolitik gegenüber Russland ernten wollte (Abtrennung der Ukraine etc.). Jahrelange innere und äußere Kämpfe waren die Folge.

    Doch trotz aller Angriffe und Sabotagemaßnahmen entstand im ersten Jahrzehnt bis 1927 auf wundersame Weise ein Staatenverbund aus vier Teilrepubliken: der russischen, der ukrainischen, der weißrussischen und der transkaukasischen, die später in weitere Unterstaaten aufgeteilt wurde (der usbekischen, der kasachischen, der georgischen, der aserbaidschanischen, der kirgisischen, der tadschikischen, der armenischen, der turkmenischen Sowjetrepublik; 1940 kamen noch die litauische, die moldawische, die lettische und die estnische sozialistische Sowjetrepu­blik hinzu, was die Zahl der Sowjetrepubliken auf insgesamt 15 brachte). Nach großartigen Erfolgen (umfassende Bildung für alle bis in die entlegensten Dörfer, Aufbau der Schwerindustrie, Elektrifizierung des Landes, Verbesserung der Lebensumstände für die Masse der Bevölkerung usw.) und einigen Rückschlägen (Hungersnöten, Repressionen, Schauprozessen) befand sich die Sowjetunion dann 1945, kaum 28 Jahre nach ihrer Entstehung, als Siegermacht des Zweiten Weltkriegs auf dem Höhepunkt ihrer bisherigen Geschichte. Sie hatte die Hauptlast des Kampfes gegen Hitler-Deutschland getragen und auch den Hauptanteil am Sieg über den gewaltigen deutschen Militärapparat, war nunmehr etabliert als Weltmacht, mit Sitz im Sicherheitsrat der neugeschaffenen Vereinten Nationen, als eine von fünf Zentralmächten der Welt (die übrigen waren USA, Frankreich, Großbritannien und China). Ausschließlich mit dem »rasenden, blutrünstigen Terror« des Stalinismus lässt sich diese Leistung nicht schlüssig erklären.

    In den drei Jahrzehnten ihrer Existenz hatte die Sowjetmacht zwar einer zu 90 Prozent des Lesens und Schreibens unkundigen, verelendeten Bevölkerung gesicherte Existenzgrundlagen und allgemeine Bildung vermitteln können, doch Partei, Gesellschaft und Bevölkerung kamen auf dem Weg vom Sozialismus zum Kommunismus nur mühsam voran. Die »Mühen der Ebene« erwiesen sich als noch anstrengender als die »Mühen der Berge« (Brecht). Es ist daher eine müßige Frage, ob man den Niedergang hier (1945) ansetzen lässt oder tatsächlich formal korrekt mit dem Totengräber der Sowjetunion, der »Machtergreifung« Michail Sergejewitsch Gorbatschows am 11. März 1985. Irgendwann in den vier Jahrzehnten zwischen 1945 und 1985, nach vielen Erfolgen – Wiederaufbau der kriegszerstörten Landesteile, wirtschaftliche Konsolidierung, weitere Verbesserung der Lebensverhältnisse für die Masse der Bevölkerung, Atombombe, Wasserstoffbombe, Etablierung des Warschauer Vertragssystems als Militärbündnis, Etablierung des Rates für Gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) lange vor der Europä­ischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), Weltraumfahrt, Steigerung des Lebensstandards nach den Verheerungen des Zweiten Weltkriegs etc. pp. – und überstandenen Krisen – DDR 1953, Ungarn 1956, Tschechoslowakei 1968 etc. –, kam das System aus dem Tritt. Der Sozialismus stellte sich für viele Menschen in Ost und West – nicht zuletzt dank der unaufhörlichen Westpropaganda – nur als eine armseligere Variante des Kapitalismus dar. Erst im Nach­hinein, nach dem Ende der Sowjetunion und der »sozialistischen Staatengemeinschaft«, ging vielen Menschen auf, wie viele positive Seiten das sozialistische Modell trotz aller Mängel aufwies, dass Konzernbosse und Großkapital dort nichts zu sagen hatten, dass das Gesellschaftssystem nicht – wie im Westen – nur der Profitmaximierung der obersten zehn Prozent der Gesellschaft diente.

    Unterminiert durch die gezielte Hochrüstungsstrategie der USA, die gemeinsam mit den ihr hörigen NATO-Staaten des Westblocks immer neue, immer aufwendigere, immer teurere Waffensysteme ins Werk setzte und damit die Sowjetunion als erklärte »Feindmacht« dazu zwang, ebenfalls permanent nachzurüsten, wuchsen die Kosten für den sowjetischen Rüstungssektor ins Unermessliche und zwangen die Sowjetunion, den Konsumsektor dafür zu reduzieren, sprich: den Lebensstandard ihrer Bürger wieder zu senken. Die Verschuldung stieg (obgleich sie selbst am Ende der Existenz der Sowjetunion nur einen Bruchteil der US-Staatsverschuldung betrug), und die westliche Dauerbeschallung mit Ideologemen, denen zufolge das planwirtschaftliche System der Sowjetunion per se nicht erfolgs- und überlebensfähig sei und daher auf den Müllhaufen der Geschichte gehöre, verfing in den Köpfen von (scheinbar) naiven Geistern wie Gorbatschow, der eigenen Aussagen zufolge zu der Auffassung gelangte, man müsse die Sowjetunion samt den Kommunistischen Parteien unbedingt auflösen, man müsse den östlichen Staatenbund auflösen, man müsse die Staaten und Völker der Sowjetunion einer »westlichen Freiheit« zuführen, um diese Völker zu ihrem verdienten Glück in »Happyland« gelangen zu lassen. Die Sozialstatistiken der meisten Nachfolgestaaten einstiger staats­sozialistischer Länder sprechen eine andere Sprache. Das Geschenk der Freiheit entpuppte sich als Danaergeschenk, entkleidet seiner ideologischen Verbrämungen und Marketing-Kulissen von »Freiheit«, Luxus und Wohlstand erwies es sich als Massenverelendung, verbunden mit unermesslichem Reichtum für einige wenige Profiteure des Niedergangs (Oligarchen).¹

    Dass es andere Möglichkeiten gegeben hätte, dass es sehr wohl eine Alternative zu dem von Gorbatschow eingeschlagenen Kurs gegeben hätte, zeigt das Beispiel Chinas. Hier wurden wirtschaftspolitische Korrekturen, die Integration marktwirtschaftlicher Elemente, innerhalb eines weiterexistierenden, übergeordneten staatsmonopolistischen »Sozialismus« vorgenommen, also innerhalb eines generell sozial ausgerichteten, am Allgemeinwohl orientierten und nicht einseitig auf Bereicherung und Gier beruhenden Wirtschaftssystems, unter der Herrschaft eines Einparteiensystems. Waren Gorbatschows »Reformen« scheinbar eher amateurhaft, von einer Mischung aus Dummheit, Naivität und Sprunghaftigkeit (heute so, morgen so) gekennzeichnet, lassen sich die chinesischen Wirtschaftskorrekturen seit Deng Xiaoping (Ende der 1970er Jahre) als systematische, klug vorbereitete und durchgeführte Reformmaßnahmen lesen, die zu einem selbst von westlichen Ökonomen als »märchenhaft« bezeichneten, mittlerweile schon fast vier Jahrzehnte dauernden, vorbildlosen ununterbrochenen Wirtschaftsaufschwung führten, der das Land von einer sehr niedrigen Ausgangsbasis in die Spitzengruppe der asiatischen Länder führte, was den Lebensstandard der breiten Masse angeht.

    Ansetzend beim Unterbau, dem Agrarsektor und der Leicht­industrie, wurde seinerzeit in China begonnen, die Basis für einen umfassenden Umbau der Industrie unter Beibehaltung des politischen Systems der kommunistischen Einparteienherrschaft zu schaffen. Die Reformen wurden zunächst in »Sonderwirtschaftszonen«, gleichsam unter Quarantäne, erprobt und nur im Erfolgsfall auf die restliche Wirtschaft des Landes übertragen. Damit waren die Voraussetzungen gegeben, größere wirtschaftliche Verwerfungen zu vermeiden und nur tatsächlich erprobte und in ihren Konsequenzen überschaubare und beherrschbare Reformen einzuführen und zu nutzen. So wurden nach und nach auch dem Management der großen chinesischen Staatsbetriebe größere Freiheiten zugestanden, die staatliche Preisfestsetzung – bei fortbestehender Preiskontrolle – aufgegeben und der Industrie Kapital durch eine Reform des Banken- und Versicherungssektors verschafft. Im Gegensatz dazu führten »Perestroika« und »Glasnost« à la Gorbatschow in der späten Sowjetunion (wie beabsichtigt?) zu Anarchie und einem völligen Zusammenbruch des Wirtschafts-, Steuer- und Finanzsektors, der den Zusammenbruch des Gesamtstaates nach sich zog.²

    Ein besonderes Armutszeugnis war die überstürzte Einführung völliger politischer »Freiheit« in der Sowjetunion gemäß Westblock-Standards im Rahmen von »Glasnost«, ohne die gleichzeitige Einführung verbindlicher politischer Spielregeln. Das absehbare Ergebnis war zur wirtschaftlichen auch noch politische Anarchie, wo schließlich jede administrative Einheit – jede Sowjetrepublik, jeder Rajon, jede Oblast, jede Stadt und jedes Unternehmen – machte, was sie wollte. Gorbatschows simplifizierende Erklärung für die eigene Unfähigkeit: Das sei notwendig und unausweichlich gewesen. Dabei gab es eine Reihe von Personen in der sowjetischen Führungsebene (wie Nikolai Ryschkow), die verzweifelt für eine Politik der sorgsam geplanten und evaluierten kleinen Schritte statt Gorbatschows Politik der unkoordinierten Sprünge in alle möglichen Richtungen plädierte.³ Ryschkow hatte ein Programm zum geordneten Übergang zur Marktwirtschaft nach westlichem Muster innerhalb von sechs bis acht Jahren und bei möglichst geringen Belastungen für die Bevölkerung vorgelegt, das an die erfolgreichen Kossyginschen Reformen der 1960er Jahre anschloss (der achte Fünfjahresplan 1966 bis 1970 hatte die höchsten Produktionsziffern aller Sowjet-Zeiten erbracht), die im Gefolge des »Prager Frühlings« leider abgebrochen wurden. Aber Jelzin (und Gorbatschow) legten sich stattdessen auf das »500-Tage-Programm« der durchgeknallten westhörig-»liberalen« Wirrköpfe à la Jegor Gaidar & Konsorten fest – die »Schocktherapie«, die wundersame Ergebnisse bringen sollte (Wohlstand für alle war noch das Mindeste), aber absehbar ins völlige Chaos führen würde.⁴

    Die »Politik« Gorbatschows führte

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