Wo die Liebe hinfällt: Spannende Reportagen über multikulturelle Paare
Von Gatzanis
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Buchvorschau
Wo die Liebe hinfällt - Gatzanis
Ob Leidenschaft, Sympathie, Faszination oder Notwendigkeit – Menschen verschiedener Nationalitäten beginnen überall auf der Welt Liebesbeziehungen oder schließen Ehen. Dass Liebe keine Grenzen kennt und wie kulturelle Unterschiede das gemeinsame Leben beeinflussen, zeigt dieses Buch mit spannenden Geschichten über Paare aus zwei Kulturen, die in Deutschland leben. Es sind persönliche Bekenntnisse, zum Teil von den Paaren selbst erzählt, und gleichzeitig brisante Fallbeispiele über Konflikte und den Umgang mit Klischees und Vorurteilen. Sie erhellen viele unerwartete Aspekte der Partnerschaft und des täglichen Zusammenlebens, die Paare gleicher Nationalität vielleicht nicht alle nur vom Hörensagen kennen.
Petra Sparrer studierte Romanistik, Anglistik und Agrarökonomie in Gießen. Mehrmonatige Auslandsaufenthalte, u.a. in Brüssel, Paris und Glasgow sowie ihre Arbeit als Journalistin und Lektorin in Stuttgart und Köln weckten ihr Interesse an multikulturellen Lebensformen.
Wo die Liebe hinfällt
Geschichten von Paaren
aus zwei Kulturen
Wo die Liebe hinfällt
Herausgeberin Petra Sparrer
Deutsche Erstausgabe eBook @ GATZANIS Verlag, 2012
Umschlaggestaltung: linea gestaltung, Wolfgang Steidle
Autoren: Petra Sparrer, Tobias Büscher, Paul Santosi, Katalin Sipos, Marion Sparrer, José Segura, Arne Mack, Maline Thierolf, Peter E. Krämer, Jolanta Gatzanis, Claudia Schwab, Karin Billanitsch
Fotos: Privatarchive und Martina Bordt
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3932855405
weitere Bücher aus dem Gatzanis-Verlag
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Danksagung
Für die Mitwirkung an diesem Buchprojekt danken wir besonders herzlich allen Paaren, die uns ermöglicht haben, ihre Geschichte darzustellen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Diese dunklen Augen
Familie ja, Heiraten – nein!
Seine Wurzeln, ihr Lächeln – the best of both worlds
Im Land der Kopfmenschen
Out of Ungarn: Herzenswärme entscheidet
Balanceakt zwischen Bosporus und Neckar
Eis mit Erdbeben
Was eine Beziehung braucht und was sie ausmacht
Sapore di Sale, Sapore di Mare ...
Gerührt, nicht geschüttelt
Chicken Curry oder drei Stunden mit einem multikulturellen Paar
Eine kleine Pause für die Liebe
Literaturtipps
Vorwort
Wo die Liebe hinfällt
Dieses strahlende Lächeln, diese feurigen Augen, schwindelerregend dieser Blick, dieser Akzent und dieser knackige Hintern! Und das soll es jetzt gewesen sein? Weiche Knie, Wehmut im Koffer und später – nach dem Urlaub – eine wahnwitzige Telefonrechnung. Luigi nur noch einmal im Jahr zum Nebensaisontarif?
Es gibt Paare unterschiedlicher Herkunft, denen reicht das nicht, das bisschen Sand auf unserer Haut, das bisschen Strohfeuer bei Bacardi-Rum, bei Schafskäse mit Olivenöl. Die wollen mehr als eine Fernbeziehung. Grund: Liebe. Eine Flughafen-Abschiedszene à la Casablanca kommt dann einfach nicht mehr in Frage. »Ich schau Dir in die Augen, Kleines?« Gerne, aber nicht zum Abschied.
Jede sechste Ehe wird in Deutschland zwischen einem In- und einem Ausländer geschlossen, sechs Millionen sind es in Europa. Jährlich lassen sich um die 40 000 multikulturelle Paare in Deutschland trauen; von 1950 bis heute wurden mehr als eine Million binationale Ehen registriert. In Großbritannien zählt sie schon keine Behörde mehr, so selbstverständlich sind sie in einer Gesellschaft, die sich schon seit dem Ende der Kolonialzeit als multikulturell versteht. Tatsächlich stellen die Zahlen jedoch nur Anhaltspunkte dar.
Es gibt viel mehr multikulturelle Beziehungen. Nicht nur zwischen denen, die sich im Mutterland des Partners das Ja-Wort geben: Wer sich auf Mallorca in einen Engländer verliebt oder in Deutschland sein Herz an ein französisches Au-Pair-Mädchen oder einen norwegischen Austauschstudenten verliert, hat zum Kennen lernen ohne Trauschein alle Zeit der Welt. Heiratszwang wegen begrenztem Aufenthaltsrecht besteht nur mit einem außereuropäischen Partner. Und wenn schon, warum dann überhaupt in Deutschland heiraten? San Francisco oder Hawaii können viel aufregender sein, der Heimatort des Erwählten viel stimmungsvoller.
Darüber hinaus entscheiden sich natürlich auch viele Menschen aus verschiedenen Kulturen für ein gemeinsames Leben, die bereits beide im selben Land leben und nicht erst Grenzen überwinden müssen, um zueinander zu finden. Multikulturell sind auch Verbindungen zwischen Einwanderern und deutschen Partnern oder zwischen Kindern von Einwanderern. In diesen Fällen lebt der Partner schon lange im Mutterland des anderen und hat manchmal bereits die gleiche Staatsangehörigkeit. Solche Paare gehen – wenn sie dann heiraten – nicht in die Statistiken binationaler Partnerschaften ein, obwohl sie sich durch ihre familiären Wurzeln und Traditionen kulturell unterscheiden.
Ob ledig oder verheiratet, oder welche Nationalität im Pass steht, verrät uns nicht wirklich etwas über die daran geknüpften Schicksale. Und um persönliche Schicksale geht es in diesem Buch.
Wir haben Paare ganz unterschiedlicher kultureller und ethnischer Herkunft einfach einmal erzählen lassen: Wie ist das so als stolzer Kubaner mit einer emanzipierten Frauenrechtlerin in Marburg? Wie lebt ein Balletttänzer aus Kolumbien mit seiner früheren Kollegin Claudia, der Tochter eines Opernsängers aus München? Und wie fühlt sich Stefanie eigentlich in der Pforzheimer Moschee? Schließlich will sie – im Unterschied zu bereits 11 000 Deutschen – nicht zum Islam konvertieren und versteht auch keines der Worte des Imam. Ihre potenziellen Schwiegereltern gehören zu den 75 Prozent von drei Millionen Muslimen in Deutschland, die aus der Türkei stammen.
Für dieses Buch sind individuelle Momentaufnahmen über Paare aus verschiedenen Kulturen entstanden. Aus ihrer Sicht haben uns die Paare gemeinsam erzählt, was sie erzählen wollen. Und was nicht, das eben nicht.
Wo die Liebe hinfällt, erfahren wir, da steht sie manchmal nicht mehr auf. Ein emotionales Ruhekissen ist das Unternehmen »Zu-Zweit-Zusammengewürfelt« nicht. Eine Chance zum Glücklichsein allemal.
Der Prolog ist meist noch leicht und lustig. Und das könnte man sich so vorstellen: Aus Jeanette, Claudette, une Cigarette werden Horst, Helga und ein Erdinger Weißbier und warum nicht auch Rita, Rastababy und ein Talismann?
Böhmen sehen im sprichwörtlichen Sinn zum ersten Mal deutsche Dörfer. José aus Spanien kommt in Göttingen so manches ganz schön deutsch vor. Brezeln, Berliner und Vollkornbrötchen kauft er anfangs ganz ohne Worte per Handzeichen. Rita und Kebba müssten sich auf Englisch streiten. Die Amerikanerin Monique fühlt sich in der Sauna ganz nackt und fragt sich, ob sie prüde ist.
Mit den ersten witzigen Irrungen und Wirrungen in der fremden Sprache bei Aldi oder an der Bushaltestelle fängt alles an. Dann lässt der Spießrutenlauf zwischen familiären Blicken und administrativen Paragrafen nicht mehr lange auf sich warten: Je außereuropäischer und andersfarbiger, desto größer die Angriffsfläche.
Frisch verliebt, landet ein Ghanaer oder ein Kubaner nicht nur unsanft bei Ritas Vater, sondern auch dort, wo der deutsche Amtsschimmel ihn mit zielsicherer Gründlichkeit abwirft: auf dem Boden der german reality. Und die klingt so: Aufenthaltsgenehmigung, Arbeitserlaubnis, Wohnrecht, Ledigkeitsbescheinigung, Gesundheitszeugnisse, Sozialversicherung, Steuererklärung ...
Nix exotisch-erotisch. Es gibt nettere Arten, deutsch zu lernen. Und schon schlüpft der liebevolle Partner in die Rolle des Beraters und organisatorisch begabten Pragmatikers in Sachen unliebsamer Bürokratie. Wer wie Andie McDowell und Gérard Depardieu in »Greencard« Grenzen überschreitet, hat es eben auch mit Stempeln und Klauseln zu tun: Verliebt, verparagrafiert, verheiratet. Auch wenn Geschwister und Eltern nicht mitfeiern können. Sonst droht er wieder, der Flughafenblick à la Casablanca.
Und wie vermeiden homosexuelle Paare aus zwei Kontinenten schmerzvolle Abschiedsszenen und lange Trennungen? Sie dürfen immer noch nicht ganz selbst entscheiden, ob sie in eheähnlicher Gemeinschaft leben oder nicht. Ob ausländische Homosexuelle einreisen und heiraten können, liegt im Einzelfall nach wie vor im Ermessen der Behörden. Verdacht auf Scheinehe eingeschlossen. Obwohl Deutschland mit der eingetragenen Partnerschaft nun wie Norwegen, Schweden, Island, Frankreich und die Niederlande dem liberalen Vorbild Dänemarks folgt. Aber wenn – beispielsweise – nicht ein Italiener, sondern ein Libanese der festen Absicht ist: Nicht ohne meinen Peter? Es wäre sicher nicht im Sinne der ihn abweisenden Behörden, wenn er sich letztendlich doch genötigt sähe, eine deutsche Freundin zu heiraten, damit er dauerhaft in der Nähe seines Liebsten sein kann.
Die beschriebenen Paare im Buch sind von uns zufällig ausgesucht, doch sind auch sie Teil einer Gesamtentwicklung: Migration, Mobilität, Tourismus, ausbildungs- und berufsbedingte Aufenthalte in New York, Tokio, London, Kalkutta, Kapstadt oder Hamburg, führen zu mehr spannenden Begegnungen. Nicht nur in Paris, wo »schwarz-weiße« Paare »Dominos« und arabisch-französische Duos »Couscous-Pommesfrites« heißen.
Irgendwann fällt die Entscheidung für ein Land, einen Wohnort und die Art der Küchengewürze. Und dann? Immer wieder Ferien am Meer? Vielleicht befällt auch den, der seine Heimat verlassen hat,