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In der Fremde glauben: Die Auswirkungen von Flucht und Vertreibung im Ostteil des Bistums Fulda
In der Fremde glauben: Die Auswirkungen von Flucht und Vertreibung im Ostteil des Bistums Fulda
In der Fremde glauben: Die Auswirkungen von Flucht und Vertreibung im Ostteil des Bistums Fulda
eBook653 Seiten7 Stunden

In der Fremde glauben: Die Auswirkungen von Flucht und Vertreibung im Ostteil des Bistums Fulda

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Über dieses E-Book

Zehntausende katholische Heimatvertriebene gelangten in den seit Juli 1945 von der Sowjetarmee besetzten Ostteil des Bistums Fulda, den heutigen Freistaat Thüringen.

Hier in Mitteldeutschland, wo Katholiken seit der Reformation in der Minderheit waren, änderte sich die innere und äußere Gestalt der katholischen Kirche grundlegend, indem sie weitgehend von den Vertriebenen geprägt wurde.

Die Kirche in der SBZ/DDR wurde allmählich zur "Flüchtlings-Kirche". Erst die komplex verlaufende Integration landsmannschaftlicher Traditionen unter den Bedingungen einer beginnenden SED-Herrschaft hatte dies ermöglicht und kirchliche "Heimat" präformiert.

Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Aufnahme, die "leiblich- seelische" Versorgung und weitere kirchliche Maßnahmen zur Betreuung der "Zugezogenen" vor allem in den Diasporagebieten.
SpracheDeutsch
HerausgeberEchter Verlag
Erscheinungsdatum1. Jan. 2015
ISBN9783429061883
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    Buchvorschau

    In der Fremde glauben - Torsten W. Müller

    1 Einleitung

    1.1 „Kirche, die aus dem Osten kam"

    ¹

    Zum tieferen Verstehen des mitteldeutschen Katholizismus in den Neuen Bundesländern ist es unentbehrlich, die Wurzeln dieser recht heterogenen Diasporakirche zu untersuchen und evident darzustellen.² Seit der Reformation bestand in Mitteldeutschland³ eine eindeutige und fast ausschließlich evangelisch geprägte Konfessionsstruktur; nur in wenigen geschlossenen katholischen Gebieten, in Städten oder industriellen Ballungsräumen konnten sich vereinzelt katholische Gemeinden etablieren.⁴ Erst durch Flucht und Vertreibung⁵ seit 1944/1945 kam es zur massenhaften Ansiedlung von Katholiken im „Kernland der Reformation",⁶ sodass die heutige Diaspora eine Diaspora der Heimatvertriebenen ist, die ihre Entstehung und ihren Ursprung letztlich in dem von Deutschland begonnenen Zweiten Weltkrieg und in den Beschlüssen der alliierten Siegermächte hat.⁷

    Auf den Konferenzen in Teheran, Jalta und Potsdam legten die Alliierten die ethnische und territoriale Neuordnung Europas nach dem Zweiten Weltkrieg fest.⁸ Im Osten kam es zu erheblichen Grenzverschiebungen, deutsche Gebiete mussten abgetreten werden. Die dort und im übrigen Ostmitteleuropa lebenden Deutschen wurden in das verkleinerte, besetzte und geteilte Deutschland vertrieben.⁹ Außerdem flohen zahlreiche Deutsche bereits vor Kriegsende vor der Sowjetarmee oder waren von Polen und Tschechen aus ihrer angestammten Heimat verwiesen worden. Infolgedessen kamen rund zwölf Millionen Menschen¹⁰ aus dem ehemaligen Osten des Deutschen Reiches bzw. aus Ostmitteleuropa in das Gebiet des heutigen Deutschlands und fanden hier Aufnahme.¹¹ Thüringen

    Konfliktpotentiale in den Aufnahmegemeinden, wie die Störung der alten Dorfordnung, der soziale Abstieg der Flüchtlinge – bedingt durch das Fehlen adäquater Erwerbsmöglichkeiten – und die Auseinandersetzungen zwischen Einheimischen und Zugewanderten, deren Werthaltungen häufig aufgrund unterschiedlicher Traditionen und konfessioneller Strukturen beträchtlich divergierten, blieben latent vorhanden.¹² Das Einströmen der Vertriebenen verursachte – neben sozialen, wirtschaftlichen und rechtlichen Problemen – auch in kirchlicher Hinsicht zahlreiche Belastungen und Konflikte.

    Von den zwölf Millionen Heimatvertriebenen waren rund fünf bis sechs Millionen – also ungefähr die Hälfte – Katholiken.¹³ 95 Prozent der Sudetendeutschen, fast alle Oberschlesier, ein großer Teil der Niederschlesier und der südosteuropäischen Volksgruppen des Balkans waren katholisch. Die ostpreußischen Diözesanen der Bistümer Ermland und Danzig sowie die zahlreichen Katholiken des ehemaligen polnischen Korridors traf das Schicksal der Vertreibung ebenso.¹⁴

    Der Zustrom dieser Heimatvertriebenen in das Territorium der SBZ ließ die Gesamtzahl der Katholiken hier nahezu verdreifachen.¹⁵ Auch in Thüringen¹⁶ war quasi „über Nacht" eine neue, anders geartete Diaspora¹⁷ entstanden. Jurisdiktionell gehörte der Großteil dieses noch recht junge Landes¹⁸ zum Bistum Fulda¹⁹, dessen östlicher Diözesananteil seit der Reformation – mit wenigen Ausnahmen – protestantisch geprägt war.²⁰

    Dieser Ostteil des Bistums Fulda stellte sich 1945 recht heterogen dar. Es lassen sich vier Gebiete verschiedener Struktur und Tradition unterscheiden: das Eichsfeld, die Rhön, die Stadt Erfurt und die „thüringische Diaspora".

    - Das Obereichsfeld²¹ und Teile der Rhön (Dekanat Geisa)²² waren geschlossen katholische Gebiete, die inmitten eines evangelischen Territoriums wie Inseln lagen. In diesen beiden Landstrichen wohnte vor Flucht und Vertreibung zusammen mehr als die Hälfte der katholischen Stammbevölkerung.

    - Die Stadt Erfurt und fünf sie umgebende so genannte „Küchendörfer" gehörten bis 1802 zum Erzbistum Mainz.²³ Die Anzahl der Katholiken war im Vergleich zu den sie umgebenden Territorien höher.

    - Das übrige Thüringen war Diaspora²⁴ mit einer sehr geringen Katholikenzahl.²⁵

    Nachdem im 19. Jahrhundert ein Teil dieses Gebiets (preußische Provinz Sachsen, Herzogtum Gotha, Fürstentümer Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen) zum Bistum Paderborn, ein anderer Teil (Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach) zum Bistum Fulda gehört hatte, erfolgte durch das „preußische Konkordat" von 1929 die Eingliederung des gesamten Gebietes in das Bistum Fulda.²⁶

    Vor dem Einsetzen der Migrationsströme lebten etwa 133.000 Katholiken in diesem Gebiet; nach Vertreibung und Zwangsaussiedlungen stieg die Zahl der Katholiken bis 1949 auf 444.000 an, was einer Steigerung von über 234 % entspricht.²⁷ Durch diesen Zuzug von katholischen Christen änderte sich das Profil der katholischen Kirche in Thüringen grundlegend und wurde in besonderem Maße von den Vertriebenen geprägt.²⁸

    Einer zwangsläufig überforderten kirchlichen Verwaltung und damit auch der geordneten Seelsorge hat das plötzliche Hereinströmen so vieler Katholiken verständlicherweise erhebliche Schwierigkeiten bereitet, die sich durch die Errichtung der Interzonengrenze und die Abtrennung vom Westteil des Bistums und dem dort residierenden Ortsordinarius noch vermehrten.²⁹ Neben diesem von der alliierten Besatzungsmacht errichteten und von der SED stetig ausgebauten Grenzregime bestimmten weitere politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen von Anfang an nahezu die gesamte Existenz kirchlichen Lebens in der SBZ und DDR.³⁰

    Bezüglich der Heimatvertriebenen führte dies zu zahlreichen Reglementierungen des öffentlichen Lebens. So gab es eine offizielle Sprachregelung, die die Benennung der Zugezogenen festlegte: Von den Sowjets selbst wurde noch 1945 die verharmlosende Bezeichnung „Umsiedler für den amtlichen Sprachgebrauch der SBZ verbindlich vorgeschrieben, den das SED-Regime der DDR schon 1950 zum „ehemaligen Umsiedler verschärfte, um anzudeuten, dass das so bezeichnete Problem bereits so gut wie gelöst sei. Im Amtsdeutsch der Länder Thüringen und Sachsen florierte zusätzlich der Begriff des „Neubürgers, der jeden Bezug auf die Flucht oder verlorene Heimatgebiete ausblendete. Der sich in der Bundesrepublik ab 1949 durchsetzende Terminus der „Vertriebenen bzw. „Heimatvertriebenen wurde von der DDR-Regierung stets als „revisionistisch eingestuft und durfte unter keinen Umständen Verwendung finden.³¹

    Jeder Sammelbegriff für die Heimatvertriebenen und Migranten ist jedoch zwangsläufig verkürzend. Die vorliegende Studie bevorzugt einen pragmatischen Umgang mit der komplizierten Terminologie: Es wird – neben den in Anführungszeichen gesetzten staatlichen Begriffen³² – der Terminus „Flüchtling benutzt, da er vermehrt in Akten kirchlicher Provenienz, die weitgehend die schwerpunktmäßige Forschungsgrundlage vorliegender Untersuchung ausmachen, auftaucht. Synonym dazu steht der „Vertriebenen-Begriff, – er wird überwiegend gebraucht – der sechs Jahrzehnte nach seinem Entstehen eine semantische Umformung erfahren hat, bei der es nicht mehr um eine Revisionshoffnung geht, sondern um Anerkennung: „Es geht um die nach wie vor nicht selbstverständliche Anerkennung der Tatsache, daß die Vertreibung der Deutschen nach 1945 ein Unrecht war, das mit vorangegangenen noch schlimmeren deutschen Verbrechen zweifellos erklärt, aber eben nicht gerechtfertigt werden kann."³³

    1.2 Forschungsstand

    Die zeitgeschichtliche Katholizismusforschung für den Bereich der SBZ/DDR kennt bisher nur wenige fundierte Untersuchungen über die (katholischen) Heimatvertriebenen und ihre Eingliederung. Die reichhaltigeren Forschungen aus dem bundesdeutschen Gebiet können bei der Betrachtung der Eingliederungsprozesse Vertriebener im Ostteil des Bistums Fulda wohl nur zum Vergleich herangezogen werden.³⁴ Als Vorlage oder Strukturierungshilfe für die mitteldeutsche Thematik können sie nicht direkt und unmittelbar dienen, da mit der SBZ/DDR eine besondere politische und gesellschaftliche Situation existierte, in die die „Vertriebenenproblematik involviert ist. Allgemeingeschichtliche Untersuchungen zu diesem Thema sind zudem nur partiell für eine kirchengeschichtliche Darstellung brauchbar, da sie die Gesamtthematik unter anderen Aspekten behandeln und die katholische Kirche – wegen ihres Minderheitsstatus’ – oft nur am Rande erwähnen. Für die evangelische Zeitgeschichtsschreibung fehlen Ausführungen für Thüringen gänzlich; die zahlreichen Monografien und Sammelbände, die die Nachkriegszeit thematisieren, beschreiben vor allem das Verhältnis von Staat und Kirche³⁵ – dabei besonders den „Thüringer Weg³⁶ – sowie die kirchliche Neuordnung Thüringens inklusive der „Entnazifizierung"³⁷.

    Die Thematik der katholischen Vertriebenen in der SBZ/DDR griff als erster Josef Pilvousek 1993 auf.³⁸ Er stellte zunächst statistische Daten vor, die die extremen Verschiebungen innerhalb der katholischen Kirche in diesem Bereich aufzeigten, und untersuchte Integrationsversuche der Ortskirche. Sein Fokus lag darüber hinaus auf der Problematik des Bleibens. Auf regionale Besonderheiten bzw. eine tiefer gehende Betrachtung der genauen Vorgänge konnte Pilvousek in diesem ersten Übersichtsartikel nicht näher eingehen. Weitere Artikel Pilvouseks sollten das Forschungsfeld der katholischen Heimatvertriebenen in der SBZ/DDR weiter ergänzen.

    Die von ihm 1995 eingeführte Prozessbeschreibung „Von der ‚Flüchtlingskirche‘ zur ‚Katholischen Kirche in der DDR‘"³⁹ charakterisiert wohl den mitteldeutschen Katholizismus treffend, jedenfalls wird der Begriff der „Flüchtlingskirche" seither von zahlreichen anderen Autoren benutzt.

    Das methodische Vorgehen und die zu verwendende Terminologie wurden in einem Grundlagen-Aufsatz konkretisiert.⁴⁰ Darin favorisiert Pilvousek für die Katholizismusforschung in der SBZ/DDR den Begriff der „Beheimatung" anstelle des Integrations-Terminus. 2009 gab er zusammen mit Elisabeth Preuß einen Sammelband zu dieser Thematik heraus, wobei auch staatliche Integrationsversuche Berücksichtigung fanden.⁴¹

    Verschiedene Aufsätze und Artikel beschreiben Einzelaspekte der Eingliederung der katholischen Vertriebenen und ihrer Priester näher. 2009 schrieb Pilvousek über Gottesdiensträume und Seelsorger als drängendste Probleme der katholischen Kirche der Nachkriegszeit,⁴² im selben Jahr über die hl. Hedwig von Schlesien und ihre Verehrung in der SBZ/DDR.⁴³ Den besonderen Lebensschicksalen heimatvertriebener Priester wandte er sich 2009 in einem Aufsatz in der „Römischen Quartalschrift" zu.⁴⁴ Über die evakuierten katholischen Rheinländer während des Zweiten Weltkrieges im Gau Thüringen⁴⁵ sowie über die Schwierigkeiten und Chancen katholischen Gottesdienstes in evangelischen Kirchen Mitteldeutschlands während der Kriegs- und Nachkriegszeit⁴⁶ informieren zwei weitere Aufsätze aus der Feder Pilvouseks.

    Einzelne Jurisdiktionsgebiete und Regionen sind bereits Gegenstand eingehender Forschung gewesen. Für den östlichen Anteil der Diözese Osnabrück – das spätere Bischöfliche Kommissariat Schwerin – liegt mit der „Chronik des Bischöflichen Kommissariates Schwerin 1946-1973" eine fundierte Darstellung der Migrationsbewegungen und der damit einhergehenden Probleme für die katholische Kirche in Mecklenburg vor.⁴⁷

    Dr. Martin Holz erforschte in seiner Dissertation das Wachstum der katholischen Diasporagemeinden und die sich daraus ergebenden neuen Perspektiven für die katholische Kirche auf der Insel Rügen. Die Monographie stellt exemplarisch die Untersuchung eines geschlossenen Gebietes – hier bedingt durch die Insellage – dar.⁴⁸

    In meiner Diplomarbeit habe ich die Problematik der Heimatvertriebenen in der katholischen Ankunftsgesellschaft des Eichsfeldes erforscht, das durch seine katholische Bevölkerungsmehrheit eine Besonderheit in der durch die Diasporasituation gekennzeichneten Kirche in der SBZ/DDR darstellt. Innerhalb des Migrationsgeschehens war dieses Gebiet durch seine exponierte Grenzlage besonders betroffen. Die Studie betrachtete vor allem die Rolle der katholischen Kirche und ihren Einsatz für die Flüchtlinge; eine Beheimatung der Vertriebenen in die homogene Welt des katholischen Eichsfeldes gelang trotz aller Bemühungen nicht.⁴⁹

    Weitere Monografien behandeln die Heimatvertriebenen, vernetzen das Thema aber nicht breit genug oder marginalisieren die integrationshemmenden Interessenkonflikte. Wolfgang Tischner⁵⁰, der eine Studie über die Anfangsjahre der katholischen Kirche in der SBZ/DDR vorlegte, erwähnt den Zuwachs der Katholiken nach 1945 auf dem Gebiet der SBZ/DDR, wobei er den Integrationsprozess der Vertriebenen in die bestehenden Gemeinden als problemlos bezeichnet. Er bezieht die Thematik einer Beheimatung der heimatlos Gewordenen nicht als solche ein, obwohl er mehrfach die Veränderung der Großgruppe der Katholiken durch den Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen anführt.

    Vor allem das Verhältnis Staat-Kirche stellt Birgit Mitzscherlich⁵¹ in ihrer Dissertation über das Bistum Meißen 1933 bis 1951 in den Vordergrund. Der Flüchtlingsproblematik widmet sie nur wenige Textseiten. Dabei streift sie lediglich kursorisch kirchliche und staatliche Eingliederungsmaßnahmen.

    Ulrike Winterstein beschreibt in ihrer Dissertation den vertriebenen Klerus im Aufnahmeland Sachsen und betrachtet das Thema unter dem Aspekt der Elitenforschung.⁵² Die Selbst- wie auch Fremdwahrnehmung der „Ostpriester war jedoch weit davon entfernt, sich als „Führungselite zu verstehen. Den heimatvertriebenen Klerus als „Elitegruppe" zu bezeichnen, scheint auch deshalb unangebracht, da dieser Terminus, der soziologische Wurzeln hat, in den Quellen selbst nicht vorkommt und auch sonst kaum das Wesen und Selbstverständnis der heimatvertriebenen Geistlichen trifft.

    Biografische Zugänge zur Thematik wählten mehrere Autoren. Konrad Hartelt stellte drei heimatvertriebene Schlesier und spätere Protagonisten der katholischen Kirche in der SBZ/DDR mit je einer Monografie näher vor: Kapitelsvikar Dr. Ferdinand Piontek⁵³ und Prälat Dr. Joseph Negwer⁵⁴, die beide in Breslau führende Ämter inne hatten und nach der Vertreibung in Mitteldeutschland tätig wurden. Auch der spätere Kapitelsvikar und Bischof von Dresden-Meißen, Gerhard Schaffran, stammte aus Schlesien und wurde zu einer prägenden Gestalt des mitteldeutschen Katholizismus. Einem Teil seines Lebens widmet Hartelt eine Biografie.⁵⁵ Sebastian Holzbrecher stellte in seiner Diplomarbeit das Schicksal des letzten deutschen Weihbischofs in Breslau, Joseph Ferche, dar, der nach einem kurzen Aufenthalt in Thüringen in Köln ansässig wurde.⁵⁶ Unverkennbar ist bereits hier der Einfluss der Schlesier auf Leben, Wirken und Struktur der katholischen Kirche in der SBZ/DDR; einen Überblicksartikel zu dieser Tatsache verfasste der Erfurter Pastoraltheologe Franz-Georg Friemel.⁵⁷

    Allgemeinhistorische Darstellungen sowie vernetzende Gesamtüberblicke zur Flüchtlings- und Eingliederungsforschung speziell für Thüringen liegen bislang kaum vor. Über die gesamte SBZ/DDR informiert das umfassende Standardwerk von Michael Schwartz.⁵⁸ Lediglich Manfred Wille, ehemaliger Professor für Zeitgeschichte in Magdeburg und Vorreiter bei der Erforschung der Vertriebenenproblematik in der DDR, veröffentlichte 2006 eine Monografie, die die Aufnahme und Eingliederung der Heimatvertriebenen in Thüringen dokumentiert.⁵⁹ Der eigentliche Text der Darstellung umfasst nur 37 Seiten, ein umfangreicher Dokumentenanhang schließt sich an. Seine Mitarbeiterin Steffi Kaltenborn legte 1989 ihre Dissertation „Die Lösung des Umsiedlerproblems auf dem Territorium der Deutschen Demokratischen Republik dargestellt am Beispiel des Landes Thüringen (1945-1948)" vor.⁶⁰ Sie ist im Stil und Duktus einer DDR-Abschlussarbeit verfasst, steht innerhalb des Grundrahmens des SED-Geschichtsbildes und wurde nie publiziert, obwohl die Arbeit eine Fülle an neuen Erkenntnissen liefert. Die Verfasserin schrieb aber einige Aufsätze, die sich thematisch an die Dissertation anlehnen⁶¹, einen längeren über die Wohn- und Lebensverhältnisse der Vertriebenen in Thüringen⁶² sowie über die Ansiedlung Gablonzer Industrie im Kreis Gotha.⁶³

    Innerhalb der volkskundlichen Erzählforschung Thüringens rücken seit 1995 die Heimatvertriebenen stärker in den Fokus der Betrachtung. Ein erster Aufsatz⁶⁴ von Gudrun Braune sowie ein umfangreicher Band mit neun biografischen Skizzen geben Einblicke in die Lebenswelt von Flüchtlingen und Vertriebenen auf der Basis von Zeitzeugeninterviews.⁶⁵ Lebensgeschichtliche Erinnerungen von Vertriebenen über die Ankunft in Thüringen liegen mehrfach gedruckt vor.⁶⁶

    Einige wenige Ortschroniken und Stadtgeschichten haben in letzten Jahren die Vertriebenenproblematik aufgegriffen und auf breiterem Raum dargestellt.⁶⁷ Allerdings spielen in den meisten gedruckten Ortschroniken Thüringens die Heimatvertriebenen oft nur insofern eine Rolle, wie sie zum quantitativen Wachstum der Dorfbevölkerung beitrugen. Über den Modus der Ankunft, Aufnahme und über integrationshemmende Interessenkonflikte wurde wenig oder kaum geforscht. Andere Publikationen vernachlässigen das Thema ganz.⁶⁸ Der seit dem Fall der Mauer sich auch in Thüringen etablierende „Bund der Vertriebenen förderte einige regionalgeschichtliche Publikationen: Der Kreisverband Arnstadt im Bund der Vertriebenen veröffentlichte 2000 eine Dokumentation über die Eingliederung der Heimatvertriebenen im Landkreis Arnstadt, die viele Fotos, Zeitzeugeninterviews und Dokumente enthält.⁶⁹ Der Bund der Vertriebenen Thüringen gab 2001 das Buch „Heimatvertriebene Künstler in Thüringen heraus, das 30 verschiedene Biografien und Werke beschreibt.⁷⁰

    Was bisher fehlt, sind detaillierte Untersuchungen und Darstellungen des „Vertriebenenproblems" im kirchlichen Bereich für einzelne Territorien unterschiedlicher konfessioneller und struktureller Art auf dem Gebiet der SBZ/DDR. Die vorliegende Arbeit kann dazu beitragen, diese Forschungslücke zu füllen, da sie exemplarisch Flüchtlings- und Eingliederungsforschung für den Ostteil des Bistums Fulda betreibt.

    1.3 Territoriale und zeitliche Eingrenzung

    Als Untersuchungsgebiet wurde der östliche Anteil der Diözese Fulda gewählt, zu dem das Eichsfeld, die Rhön, die Stadt Erfurt und die thüringische Diaspora seit 1929 gehörten.⁷¹ Durch die Errichtung der Interzonengrenze 1945 wurde die Diözese geteilt: der Bischof residierte im westlichen Teil, während der östliche Bistumsanteil von ihm getrennt war und unter sowjetischer Verwaltung stand. Die pastoralen und gesellschaftlichen Entwicklungen in diesem Bistumsteil verliefen aufgrund politischer Entwicklungen und antikirchlicher Maßnahmen des totalitären SED-Systems grundlegend verschieden von denen im Westen.⁷² Diese Kluft wurde bereits während der Besatzungszeit sichtbar, verschärfte sich zusehends mit der deutschen Staatenbildung: der Ostteil des Bistums gehörte ab 1949 zur DDR, der Westteil zur Bundesrepublik. Unter Angliederung des Bischöflichen Kommissariates Meiningen und gleichzeitiger Abspaltung der Rhön entstand aus pastoralen Gründen aus dem östlichen Fuldaer Diözesananteil 1994 das Bistum Erfurt.⁷³ Deshalb ist es legitim und notwendig, den Ostteil des Bistums Fulda im Hinblick auf das Einströmen der katholischen Heimatvertriebenen und die damit verbundenen neuen Akzentsetzungen sowie Umstrukturierungen zu untersuchen.

    Die zeitliche Eingrenzung erweist sich als evident: Ein Anfang wurde mit dem Jahr 1945 gesetzt, als alliierte Truppen Deutschland besetzten und der Zweite Weltkrieg ein Ende nahm.⁷⁴ Infolgedessen begannen die massenhaften Zwangsmigrationen aus Ostmitteleuropa. Die zeitliche Begrenzung bis 1955 liegt darin begründet, dass zu Beginn der 1950er Jahre die Anzahl der Quellen, in denen die Vertriebenen erwähnt werden, rapide abnimmt. Die Behörden der DDR führten schon nach 1949 keine Statistiken zu dieser Bevölkerungsgruppe mehr und propagierten eine gelungene und beendete Integration der Flüchtlinge. Mit dem Auslaufen der letzten sozialen Sondermaßnahmen für „Umsiedler" 1953 stellte die DDR ihre Vertriebenenpolitik vollständig ein und belegte diese Thematik mit einem strengen Tabu.⁷⁵

    Zur Logik der Terminierung gehört, dass bereits 1947/1948 die Auseinanderentwicklung von Ostzone und Westzonen unübersehbar war. Die Gründung beider deutscher Staaten zeigte deutlich, dass die geschaffenen Verhältnisse sich nicht wesentlich verschieben würden. Mit der doppelten Blockintegration 1955 – Beitritt der Bundesrepublik zur NATO und der DDR zum Warschauer Pakt – schien die deutsche Teilung irreversibel geworden zu sein.⁷⁶

    Vor allem innerkirchliche Gesichtspunkte sprechen dafür, Mitte der 1950er Jahre eine weitere Zäsur anzusetzen. Das kirchliche Leben der Nachkriegsjahre war durch einen beharrlichen und mühevollen Aufbau charakterisiert. Enorme Anstrengungen wurden unternommen, um die Pastoral und die seelsorglichen Einrichtungen aufzubauen und zu festigen. Zahlreiche Schuppen, Garagen oder Gasthäuser wurden zu Gottesdiensträumen umgebaut, und einige wenige Kirchenneubauten entstanden.⁷⁷ Diözesane Verwaltungen mussten aufgebaut oder neu geordnet werden, da die Kommunikation zu den im Westen liegenden Ordinariaten weiter eingeschränkt wurde.⁷⁸ Als eine zentrale Form der Kirchenorganisation auf dem Gebiet der SBZ/DDR wurde von Pius XII.⁷⁹ 1950 die „Ostdeutsche Bischofskonferenz gegründet.⁸⁰ Besonders die Frage des Priesternachwuchses verlangte nach einer Lösung: 1952 wurden das „Philosophisch-Theologische Studium Erfurt und das „Alumnat" eröffnet und waren die einzigen Ausbildungsstätten für katholische Theologinnen und Theologen in der ehemaligen DDR.⁸¹ Weitere Institutionen wurden in Magdeburg, Halle und Schöneiche gegründet, um dem Erfurter Studium den Nachwuchs zu sichern.⁸² In den neu errichteten Seminaren auf der Huysburg und in Neuzelle verbrachten die Diakone die letzte Zeit vor der Priesterweihe.⁸³ Auch die Gründung von Ausbildungsstätten für Seelsorgehelferinnen fällt in diese Periode.⁸⁴ Vor allem der Aufbau des katholischen St.-Benno-Verlages Leipzig war für den Auftrag der Glaubensverkündigung und eine christliche Lebenshilfe von immenser Bedeutung.⁸⁵ So können die Jahre bis 1955 für die katholische Kirche in der DDR durchaus als fruchtbare Wachstumsjahre definiert werden, in denen sich u.a. eine umfangreiche Bautätigkeit und eine lebhafte Gemeindearbeit auf allen Gebieten entfaltete.⁸⁶

    In diesem Zeitraum bildete sich eine eigene Mentalität innerhalb der katholischen Kirche in der DDR heraus, die – anders als am Ende der 1940er Jahre – Kirche im totalitären Staat für notwendig und möglich hielt. Könnte es nicht sein, dass lebendige „Flüchtlingsgemeinden" samt erfolgreichen Pastoralkonzepten und Seelsorgsinitiativen sowie im äußeren Bereich Gottesdiensträume und Seelsorgestellen usw. dazu beigetragen hatten, ein neues Bewusstsein von katholischer Kirche in Mitteldeutschland herbeizuführen? Bischöfliche Äußerungen zum Überleben in der Diaspora und zur Notwendigkeit von Kirche in der DDR belegen dies.⁸⁷ So kann man mit Josef Pilvousek davon sprechen, dass etwa ab Mitte der 1950er Jahre ein innerer Wandlungsprozess einsetzte: von einer „Flüchtlingskirche zur „Katholischen Kirche in der DDR.⁸⁸

    Gleichzeitig begann der Staat damit, den Einfluss der Kirchen zurückzudrängen. Der Leipziger Oratorianer Wolfgang Trilling fasste diese Phase bis 1955 unter dem Stichwort „harte Fronten" zusammen.⁸⁹ Die Jahre nach 1955/1956 nannte er „Scheidung und Läuterung", da nun die weltanschauliche Position der SED auch für den Staat kompromisslos als Grundlage ausgegeben wurde.⁹⁰ Sichtbar wird dies unter anderem an der Einführung kultischer Ersatzhandlungen (Jugendweihe usw.) und dem ständig größeren Druck, der auf die katholische Kirche ausgeübt wurde – zum Teil mit einer primitiven, aggressiven und oft vulgären antireligiösen Propaganda.⁹¹ Somit scheint es legitim, das Jahr 1955 als Zäsur anzusehen und den Untersuchungszeitraum dieser Arbeit auf die Jahre von 1945 bis 1955 zu beschränken.

    1.4 Aufbau und Methode

    Vor dem Hintergrund der oben skizzierten Forschungslage wird die folgende Untersuchung den Transformationsprozess der katholischen Kirche im Ostteil des Bistums Fulda im Hinblick auf das Einströmen der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen rekonstruieren. Für die Kirche stellten diese erzwungenen Migrationen eine besondere Herausforderung dar. Es ist zu fragen, wie die katholische Kirche damals organisiert war, welche institutionellen und personellen Strukturen bzw. Hierarchien es gab und wie Entscheidungsprozesse abliefen. Eine besondere Rolle spielen dabei der „Traditionstransfer aus dem Osten"⁹² sowie die Mentalitäten der unterschiedlichen Landsmannschaften, die analysierend darzustellen sind, um ihre Wirkungen in Pastoral und Liturgie in den gewachsenen oder neu entstandenen katholischen Gemeinden aufzeigen zu können.

    Ziel der Arbeit wird es auch sein, darzustellen, wie die katholische Kirche auf die sich ergebenden Aufgaben, Probleme und Chancen reagierte. Unter welchen Umständen erfolgten Ankunft, Aufnahme und Eingliederung der heimatvertriebenen Katholiken, Priester und Ordensleute in diesem Territorium? Welche Rolle spielten Glaube und Kirche bei dem Prozess der allmählichen Beheimatung in den neu entstehenden Gemeinden? Dabei sollen vor allem auch personelle, strukturelle, mentale und geistlich-theologische Veränderungen der Aufnahmegemeinden dargestellt werden, die die pastorale Besonderheit des Jurisdiktionsbezirks – des heutigen Bistums Erfurt – ausmachen. Zentrale „Bausteine der konfessionellen Identität"⁹³ und der Beheimatung werden eingehend beschrieben und anhand konkreter Fallbeispiele untersucht.

    Zu den Forschungsdesideraten der zeitgeschichtlichen Katholizismusforschung gehören vor allem auch die informellen Verbindungen innerhalb der Gruppe der Vertriebenen – unter Umgehung des staatlichen Koalitionsverbotes – und ihre Auswirkungen auf die Identitäten der Zugezogenen. Trotz der repressiven Grundhaltung des herrschenden Regimes konnten im ersten Nachkriegsjahrzehnt unter den Vertriebenen viele Selbstorganisations- und Kommunikationsphänomene beobachtet werden, die von der Forschung bisher nur unzureichend wahrgenommen und gewichtet worden sind.⁹⁴ Außerdem lässt eine Analyse der Medien der Meinungsbildung, d.h. kirchliche Zeitungen und Literatur der (Vertriebenen-)Seelsorge, aufschlussreiche Ergebnisse erwarten.⁹⁵

    Es ist weiterhin auf das Phänomen einzugehen, dass große Teile der geflüchteten und vertriebenen Katholiken nach einigen Jahren offenbar ihre (äußere) Kirchenbindung verloren haben. Es wird zu untersuchen sein, wie dabei der politische Druck einerseits und der Verlust der aus der alten Heimat überkommenen Volkskirchlichkeit andererseits zusammenhängen, da im Ostteil der Diözese Fulda auch durch den Zuzug der „Neubürger" keine Volkskirche entstehen konnte, sondern die Diasporasituation für die gesamte DDR-Zeit prägend bleiben sollte.

    Die Arbeit gliedert sich in drei große Kapitel: Die Voraussetzungen der Vertriebenenseelsorge, die Wege zu Identität und Beheimatung sowie die Vorstellung kirchlicher Akteure in diesem Prozess. Im ersten Kapitel werden die verschiedenen Migrationsbewegungen nach Mitteldeutschland und die damit verbundenen Herausforderungen für die katholische Kirche beschrieben; breiteren Raum nimmt die Ankunft der Heimatvertriebenen aus Ostmitteleuropa ein. Die personellen und jurisdiktionellen Änderungen der Diasporakirche im Ostteil der Diözese Fulda stehen dabei im Mittelpunkt.

    Das zweite Kapitel beschreibt die verschiedenen Wege der Identitätssuche und Versuche der Beheimatung der katholischen Heimatvertriebenen im Aufnahmegebiet. Allen voran stehen die Hilfen der Caritas, die Zugezogenen leiblich zu versorgen. Daneben war man aber ebenso bemüht, den Vertriebenen eine seelsorgliche Betreuung zukommen zu lassen. Ziel aller Seelsorge war die Sammlung der Katholiken und der Aufbau von Gemeinden. Dieser Prozess wurde geistlich begleitet von theologischen Deutungen, die man mit dem Begriffspaar „Heilige Heimat zu umschreiben suchte. Das Themenfeld Wallfahrten gilt es ebenso, hinsichtlich der Thematik zu untersuchen. Die Begegnungen der Konfessionen waren im Aufnahmegebiet geradezu unumgänglich, wobei die Nutzung evangelischer Kirchen für den katholischen Gottesdienst eine „räumliche Ökumene beförderte. Stets war man aber bemüht, einen eigenen Gottesdienstraum oder einen Kirchenneubau zu realisieren.

    Die kirchlichen Akteure in diesem Prozess der Ankunft, Aufnahme und Beheimatung stehen im Mittelpunkt des dritten und letzten Kapitels: Priester, Seelsorgshelferinnen und Ordensangehörige, die nach Mitteldeutschland einströmten. Ein Resümee rundet die Arbeit ab.

    Um das Thema vernetzt und perspektivisch darstellen zu können, werden verschiedene methodische Ansätze gewählt. Mit der ereignisgeschichtlichen Methode wird deskriptiv der Ablauf der Geschehnisse der Jahre 1945 bis 1955 dargestellt. Anhand der strukturgeschichtlichen Methode werden die Aufnahmegebiete näher in den Blick genommen, um gleichsam komparativ Mentalitäten, „Milieus" sowie kirchliche und weltliche Eliten zu untersuchen. Die ideengeschichtliche/theologische Methode greift das Thema unter einem anderen Gesichtspunkt auf, wobei besonders theologische Grundüberzeugungen, seelsorgliche Konzepte und deren Auswirkungen auf die Pastoral in einer zunehmend säkularen Umwelt reflektiert und dargestellt werden.

    1.5 Quellen

    Die Dissertation fußt primär auf schriftlichen Quellen unterschiedlichster Provenienz, die sich in den Archiven des Landes Thüringen befinden. Vor allem wurden kirchliche Archive konsultiert. Hier wäre zunächst das Bistumsarchiv der Diözese Erfurt zu nennen, das eine nahezu lückenlose Überlieferung an Akten aus der Zeit zwischen 1945 und 1955 aufweist. Dies sind vor allem die so genannten „Flüchtlingsakten", von denen man einen guten Überblick über die ersten Nachkriegsjahre in Mitteldeutschland bekommt. Aber auch Aktenbestände, die die Seelsorge und Caritas betreffen, die Stellenakten der einzelnen Pfarreien und Seelsorgestellen sowie der allgemeine Aktenbestand der Nachkriegsjahre wurden ausgewertet. Weiterhin enthält das Archiv die Korrespondenz der thüringischen Geistlichkeit mit der Diözesanleitung in Fulda, die Aufschluss über die sich seit 1945 entwickelnden eigenen jurisdiktionellen Verhältnisse in Thüringen gibt. Das Bistumsarchiv in Fulda bewahrt Akten über die Beziehungen des westlichen Diözesananteils zu seinem in der SBZ gelegenen Territorium. Auch die Flüchtlingsproblematik wird hierin vermehrt thematisiert. Das Archiv des Erzbistums Köln enthält Akten der Kriegs- und Nachkriegszeit, die auch das Bistum Fulda betreffen, da rheinische Katholiken während des Bombenkrieges in Thüringen untergebracht waren und der damalige Kölner Erzbischof Josef Frings⁹⁶ nach 1945 Anlaufstelle für ostdeutsche Flüchtlinge und ihre Anliegen war. Sie wurden für eine Auswertung ebenso herangezogen wie die Überlieferungen im Bischöflichen Kommissariatsarchiv Heiligenstadt, im Bischöflichen Bauamt Erfurt und in Ordensarchiven.

    Um die Vertriebenen-Thematik in Thüringen möglichst detailliert darzustellen, konnte auf die intensive Recherche in den einzelnen Pfarrarchiven der Städte und Dörfer Thüringens nicht verzichtet werden. Dort befindliche, handgeschriebene oder gedruckte Pfarrchroniken ehemaliger Seelsorger und relevante Akten haben die Arbeit in wesentlichen Punkten ergänzt.

    Neben kirchlichen wurden auch staatliche Archive für die Dissertation herangezogen. Vor allem das Hauptstaatsarchiv in Weimar enthält Akten der Sowjetischen Militäradministration in Thüringen, Akten der ersten Nachkriegs-Landesregierung und Akten der Thüringer SED. Auch die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der DDR wurden für das Projekt eingesehen und ausgewertet, da bereits in den 1950er Jahren die Tätigkeiten der katholischen Kirche immer Anlass für eine Überwachung durch MfS-Mitarbeiter waren. Das Bundesarchiv in Berlin enthielt wichtige Details, genauso wie das Staatsarchiv Gotha, das Stadtarchiv in Heiligenstadt und das Archiv des Landkreises Eichsfeld.

    Selbstverständlich gilt, dass nicht allen Überlieferungen der gleiche Quellenwert zukommt. Besonders die unter zahlreichen Enttäuschungen und Entbehrungen verfassten Erlebnisberichte offenbaren eine selektive Wiedergabe der Wirklichkeit. Die staatlichen Akten geben die kirchlichen Zusammenhänge und Lebensvollzüge oftmals verkürzt, zumeist aber verfälscht wieder.

    ¹G. Dolge, Die Kirche, die aus dem Osten kam, in: Freies Wort. Ilm-Kreis, 5.12.2012. Der Erfurter Kirchenhistoriker Josef Pilvousek griff diese journalistische Formulierung auf und verwendete sie als Titel für seine Abschiedsvorlesung am 7.6.2013 im Erfurter Mariendom. J. Pilvousek, Kirche, die aus dem Osten kam. Zum Stand zeitgeschichtlicher Katholizismusforschung in den Neuen Ländern, in: Jahrbuch für mitteldeutsche Kirchen- und Ordensgeschichte 9 (2013) 277-287.

    ²Joachim Garstecki, der frühere Generalsekretär von „Pax Christi", vermittelte einen ersten Einblick in die Problematik, als er 1992 in einem Interview über die Katholische Kirche in der Bundesrepublik und in der ehemaligen DDR sowie den Einigungsprozess sagte: „[…] es stoßen im Grunde zwei sehr unterschiedliche Katholizismen aufeinander: Im Westen der im wesentlichen rheinisch-westfälisch geprägte, der auch gewohnt ist, sich politisch zu artikulieren, und der nicht gerade durch eine große Staatsferne charakterisiert ist; im Osten dagegen ein im wesentlichen schlesisch geprägter Katholizismus. Da gibt es schon rein mental Unterschiede, wie man sie sich größer gar nicht vorstellen kann. Der politisch erprobte, wache, rheinisch-westfälisch geprägte Katholizismus stößt auf einen schlesischen Katholizismus in Berlin, Görlitz oder Meißen, der gegenüber Staat und Öffentlichkeit seit den Kulturkampfzeiten des ausgehenden 19. Jahrhunderts äußerst defensiv eingestellt ist. Das kann auf Anhieb gar nicht zu einer lockeren und lebbaren Synthese führen. Da gilt es Spannungen zu überwinden." M. Höllen, Loyale Distanz? Katholizismus und Kirchenpolitik in SBZ und DDR. Ein historischer Überblick in Dokumenten. Bd. 3 (1966-1990), 2. Teil-Band: 1977 bis 1990, Berlin 2000, 333.

    ³Vgl. zum Begriff den Sammelband J. John (Hg.), Mitteldeutschland. Begriff - Geschichte - Konstrukt, Rudolstadt 2001.

    ⁴Vgl. H.-G. Aschoff, Diaspora in der DDR, in: E. Gatz (Hg.), Katholiken in der Minderheit. Diaspora – Ökumenische Bewegung – Missionsgedanke (Geschichte des kirchlichen Lebens in den deutschsprachigen Ländern seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Die Katholische Kirche III), Freiburg-Basel-Wien 1994, 127-133.

    ⁵Das Begriffspaar „Flucht und Vertreibung" wird in der zeitgeschichtlichen Forschung und auch in vorliegender Arbeit oft verkürzend benutzt, um die aufeinander folgenden Ereignisse von Flucht, Vertreibung und (Zwangs-)Aussiedlung der Deutschen aus Ostmitteleuropa im Kontext des Zweiten Weltkrieges konzise zu beschreiben. Vgl. K. E. Franzen / S. Troebst, Vertreibung, in: Lexikon der Vertreibungen. Deportation, Zwangsaussiedlung und ethnische Säuberung im Europa des 20. Jahrhunderts, Wien-Köln-Weimar 2010, 693-696, hier 695.

    ⁶Vgl. J. Pilvousek, Flüchtlinge, Flucht und die Frage des Bleibens. Überlegungen zu einem traditionellen Problem der Katholiken im Osten Deutschlands, in: C.-P. März (Hg.), Die ganz alltägliche Freiheit. Christsein zwischen Traum und Wirklichkeit (EThSt 65), Leipzig 1993, 9-23.

    ⁷Die Vertreibung der Deutschen nach 1945 lässt sich nicht monokausal erklären oder begründen. Sicher spielen der durch die Gewaltpolitik im Zweiten Weltkrieg geweckte Hass auf die Deutschen sowie die sehr viel älteren Nationalitätenkonflikte und deren nationalistische Homogenisierungsvorstellungen eine bedeutende Rolle. Vgl. M. Schwartz, Vertriebene und Umsiedlerpolitik. Integrationskonflikte in den deutschen Nachkriegs-Gesellschaften und die Assimilationsstrategien in der SBZ/DDR 1945-1961 (Quellen und Darstellungen zur Zeitgeschichte 61), München 2004, 48f.

    ⁸Vgl. A. Fischer (Hg.), Teheran, Jalta, Potsdam. Die sowjetischen Protokolle von den Kriegskonferenzen der Großen Drei (Dokumente zur Außenpolitik 1), Köln ²1973. W. Benz, Potsdam 1945. Besatzungsherrschaft und Neuaufbau im Vier-Zonen-Deutschland (Deutsche Geschichte der neuesten Zeit vom 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart), München ³1994. H. Graml, Die Alliierten und die Teilung Deutschlands. Konflikte und Entscheidungen 1941-1948, Frankfurt am Main 1985.

    ⁹Vgl. B. Meissner, Die Deutschen Ostgebiete auf den Kriegs- und Nachkriegskonferenzen der Alliierten, in: H. Rothe (Hg.), Die historische Wirkung der östlichen Regionen des Reiches. Vorträge einer Tagung zum vierzigjährigen Bestehen der Bundesrepublik Deutschland im Oktober 1989, Köln-Weimar-Wien 1992, 259-297.

    ¹⁰Die Zahlen schwanken zwischen 12 und 15 Millionen. Grundsätzlich ist wohl davon auszugehen, dass statistische Angaben einen Trend wiedergeben, aber kaum präzise Zahlen. Die neueren Forschungen sprechen von 15 Millionen Opfern von Vertreibung und Massendeportationen, von denen zwölf Millionen im verkleinerten Nachkriegsdeutschland registriert wurden. Vgl. M. Schwartz, Vertriebene, 49-51.

    ¹¹Die erzwungene Massenmigration führte dazu, dass im verbliebenen deutschen Territorium die Bevölkerungszahlen drastisch anstiegen – von 58,8 Millionen im Jahre 1939 auf 68,4 Millionen 1949, wobei in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) die geflüchteten oder vertriebenen Menschen ein Viertel der Nachkriegsbevölkerung ausmachten. Vgl. M. Schwartz, Sowjets – Kommunisten – Einheimische – Vertriebene. Zum Spannungsfeld der „Umsiedler"-Integration in der SBZ/DDR, in: J. Pilvousek / E. Preuß (Hg.), Aufnahme – Integration – Beheimatung. Flüchtlinge, Vertriebene und die „Ankunftsgesellschaft" (Studien zur kirchlichen Zeitgeschichte 3), Münster 2008, 9-27, hier 10f.

    ¹²Einem breiteren Publikum machte zuletzt Andreas Kossert das Thema zugänglich. A. Kossert, Kalte Heimat. Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945, München 2008.

    ¹³Vgl. R. Bendel, Katholische Kirche und Vertriebene, in: Lexikon der Vertreibungen. Deportation, Zwangsaussiedlung und ethnische Säuberung im Europa des 20. Jahrhunderts, Wien-Köln-Weimar 2010, 338-341, hier 338.

    ¹⁴Vgl. F. X. Arnold, Das Schicksal der Heimatvertriebenen und seine Bedeutung für die katholische Seelsorge, in: Christ unterwegs 2 (1948) 1-9, hier 1. P. Mai, Das Verhältnis von Staat und Kirche in den deutschen Ostgebieten - Die Katholische Kirche, in: G. Zieger (Hg.), Die Rechtsstellung der Kirchen im geteilten Deutschland. Symposium 1./3. Oktober 1987 (Schriften zur Rechtslage Deutschlands 14), Köln-Berlin-Bonn-München 1989, 41-59.

    ¹⁵Vor dem Krieg hatte es in diesem Gebiet rund 1,1 Millionen Katholiken gegeben. Von 1945 bis 1949 erhöhte sich die Gesamtzahl der Katholiken auf etwa 2,8 Millionen. Vgl. J. Pilvousek, Flüchtlinge, 11.

    ¹⁶Zur Beschreibung des Untersuchungsgebietes werden die Begriffe „Thüringen und „Mitteldeutschland in dieser Arbeit oft synonym gebraucht, wenngleich sie auch nicht in jedem Fall deckungsgleich mit dem Ostteil der Diözese Fulda sind. Vgl. dazu O. Lemuth, Thüringen und Mitteldeutschland, in: J. John (Hg.), Mitteldeutschland. Begriff - Geschichte - Konstrukt, Rudolstadt 2001, 393-408.

    ¹⁷Vgl. H.-J. Röhrig, Neue Diaspora, in: LThK Bd. 3, Freiburg ³2009, 202-203, hier 202.

    ¹⁸Unter Hitlers „Muster-Gauleiter Fritz Sauckel (1894-1946) war seit 1925/1927 der NSDAP-Gau Thüringen entstanden, zu dem neben dem Freistaat Thüringen auch der preußische Regierungsbezirk Erfurt und der Kreis Schmalkalden (preußischer Regierungsbezirk Kassel) gehörten. Parteipolitisch war also ein „Trutzgau Thüringen durchgesetzt worden, der wegweisend für eine spätere administrative Zuordnung preußischer Landesteile werden sollte. Sauckel verlangte aber nicht nur auf Parteiebene nach einem „Großthüringen; er versuchte – zunächst vergeblich – die alten Verwaltungsgliederungen zu zerschlagen und einen „Reichsgau Thüringen zu gründen. Auch wenn dies formal nicht gelang, bildeten sich dennoch während der NS-Zeit in wirtschaftlicher und institutioneller Hinsicht übergreifende Strukturen zwischen Thüringen und dem Regierungsbezirk Erfurt heraus. Beispielsweise fusionierten 1941 die beiden Staatspolizeistellen Erfurt und Weimar. Schließlich verfügte ein Führererlass vom 1.4.1944 die Aufteilung der preußischen Provinz Sachsen, wobei Sauckel die Befugnisse eines Oberpräsidenten im Bereich des Regierungsbezirkes Erfurt zufielen. Nach der Zerschlagung des „Tausendjährigen Reiches 1945 kam es zu einschneidenden Gebietsreformen, in deren Verlauf die Auflösung Preußens durch den Alliierten Kontrollrat beschlossen und der Weg für völlig neue Staatsgebilde frei gemacht wurde. So erfolgte auch in Thüringen 1945 der letzte Schritt zum staatlichen Zusammenschluss, wobei man die preußischen Territorien (Eichsfeld, Erfurt, Schmalkalden) von ihren angestammten Regionen löste und der neu gebildeten „Provinz Thüringen zuteilte, die nun etwa alle Gebiete des heutigen Freistaates umfasste. Dazu genehmigte bereits im Mai 1945 die US-amerikanische Besatzungsmacht den Aufbau einer einheitlichen Verwaltung im ehemaligen Gaugebiet Thüringens. Federführend dabei war der Sozialdemokrat und spätere Regierungspräsident Dr. Hermann L. Brill (1895-1959), der mit dieser Neuorganisation beauftragt wurde. Er war es auch, der nun geschickt die Gunst der Stunde nutzte und u.a. den Regierungsbezirk Erfurt sowie den Kreis Schmalkalden der neuen Provinz Thüringen einverleibte; ein Plan, den er bereits 1920 hegte, der aber wegen des Widerstandes Preußens scheiterte. Beim feierlichen Akt der Regierungsbildung am 9.6.1945 wurde aber die angestrebte endgültige territoriale Arrondierung Thüringens ausdrücklich einer späteren Entscheidung überlassen. Diese erfolgte mit der Einrichtung einer Länderstruktur durch die Siegermächte am 6.7.1945, in deren Folge auch das „Land Thüringen entstand. Zunächst autorisierten die Vertreter der sowjetischen Militärbehörden die Tätigkeit der Regierung der „Provinz Thüringen, sodass die Aufbauarbeit ungehindert fortgesetzt werden konnte. Aber am 16.7.1945 wurde diese Regierung unter Dr. Brill abgesetzt, und die SMAD installierte eine von ihr abhängige Landesverwaltung. Die unter den Amerikanern konstituierte Provinz Thüringen verschwand; an ihre Stelle trat das Land Thüringen in der SBZ. Vgl. S. Raßloff, Fritz Sauckel. Hitlers „Muster-Gauleiter und „Sklavenhalter, Erfurt ³2008. M. Fleischhauer, Der NS-Gau Thüringen 1939-1945. Eine Struktur- und Funktionsgeschichte (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Thüringen. Kleine Reihe 28), Köln-Weimar-Wien 2010. M. Overesch, Hermann Brill in Thüringen (1895-1946). Ein Kämpfer gegen Hitler und Ulbricht (Politik- und Gesellschaftsgeschichte 29), Bonn 1992. V. Wahl, Thüringen unter amerikanischer Besatzung (April bis Juli 1945). Blätter zur Landeskunde, Erfurt ⁴2001. T. W. Müller, Wie das Obereichsfeld zu Thüringen kam. Zeitgeschichtliche Anmerkungen, in: EHZ 57 (2013) 121-124.

    ¹⁹Vgl. J. Leinweber / A. Wostratzky, Bistum Fulda. Von den Anfängen bis zur Gegenwart, Fulda 1983. E. Gatz, Bistum Fulda, in: E. Gatz (Hg.), Die Bistümer der deutschsprachigen Länder. Von der Säkularisation bis zur Gegenwart. Ein historisches Lexikon, Freiburg 2005, 287-299. L. Pralle, Das Bistum Fulda, in: H. Butterwegge / A. Erdle (Hg.), Diaspora heute. Weg und Wandlung, Paderborn 1962, 105-109.

    ²⁰Vgl. J. Pilvousek, Erfurt und Fulda 1929-1994. Marginalien zur Geschichte einer diözesanen Verwandtschaft, in: Fuldaer Geschichtsblätter. Zeitschrift des Fuldaer Geschichtsvereins 79 (2003) 193-219.

    ²¹Zum Eichsfeld gehört auch das kleinere, auf niedersächsischem Gebiet liegende Untereichsfeld (mit Zentrum in Duderstadt), das im Folgenden aber nicht weiter berücksichtigt wird. Vgl. B. Opfermann, Die kirchliche Verwaltung des Eichsfeldes in seiner Vergangenheit. Ein Handbuch mit 5 Karten, Leipzig 1958. R. Linge / P. Schmidt, Kirche und Glaube im Eichsfeld, Leipzig 1967. J. Pilvousek, Die Geschichte der katholischen Kirche im Eichsfeld, in: Eichsfeld-Jahrbuch 4 (1996) 9-16. A. Wand, Das Eichsfeld als Bischöfliches Kommissariat 1449-1999. Ein Amt macht Geschichte (Studien zur katholischen Bistums- und Klostergeschichte 41), Leipzig 1999. T. W. Müller, Zur Geschichte der Kirche im Eichsfeld, in: Verein für Eichsfeldische Heimatkunde e.V. / Heimatverein Goldene Mark (Untereichsfeld) e.V. (Hg.), Die Kirchen im Eichsfeld. Kirchen- und Kunstführer, Duderstadt ²2011, 10-14. T. W. Müller, Das katholische Eichsfeld unter „zwei gottlosen Diktaturen". Randbemerkungen zur jüngsten Geschichte, in: Stiftung der Kreissparkasse Eichsfeld (Hg.), Die Herzen sind einander zugewandt. Papst Benedikt XVI. im Eichsfeld, Duderstadt 2012, 15-18.

    ²²Vgl. A. Schröter, Land an der Straße. Die Geschichte der katholischen Pfarreien in der thüringischen Rhön, Leipzig 1966. R. Brodmann, Unter dem hohen Rössbergkreuz. Menschen-Dörfer-Schicksale. Beiträge zur Heimatgeschichte des Geisaer Landes unter besonderer Berücksichtigung der Ortschaften der Pfarrei Spahl, hg. v. Robert Arnrich, Leipzig ²1984.

    ²³Vgl. J. Pilvousek, Erfurt, in: LThK Bd. 3, Freiburg ³2009, 759-761. J. Pilvousek, Die Stadt als sakrale Gemeinschaft. Erfurt im Spätmittelalter, in: M. Moritz / K. Brodersen (Hg.), Amplonius. Die Zeit. Der Mensch. Die Stiftung. 600 Jahre Bibliotheca Amploniana in Erfurt (Schriften des Museums für Thüringer Volkskunde 34), Erfurt 2012, 99-105. M. Klaus, Die mainzischen Küchendörfer, in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 53 (2001) 11-42.

    ²⁴Vgl. B. Opfermann, Zur Geschichte der Thüringischen Diaspora, in: Marienkalender 66 (1964) 108-111. B. Opfermann, Das Bischöfliche Amt Erfurt-Meiningen und seine Diaspora (Studien zur katholischen Bistums- und Klostergeschichte 30), Leipzig 1988.

    ²⁵Vgl. J. Pilvousek / E. Preuß, Die katholische Kirche, in: K. Schmitt (Hg.), Thüringen. Eine politische Landeskunde (Jenaer Beiträge zur Politikwissenschaft 4), Baden-Baden ²2011, 230-248. C. Brodkorb, Bistum Erfurt, in: E. Gatz (Hg.), Die Bistümer der deutschsprachigen Länder. Von der Säkularisation bis zur Gegenwart. Ein historisches Lexikon, Freiburg 2005, 221-240. J. Pilvousek, Zur Geschichte des Bistums Erfurt. Ein Überblick, in: Jahrbuch für mitteldeutsche Kirchen- und Ordensgeschichte 1 (2005) 147-150.

    ²⁶Der Vollzug des Konkordates erfolgte erst 1930 (Bulle „Pastoralis officii"). Vgl. J. Pilvousek, Erfurt und Fulda. – Über die Bedeutung des Konkordates für das Bistum Fulda berichtet M. Möller, Joseph Damian Schmitt. Bischof von Fulda (1907-1939), in: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 49 (1997) 211-257, hier 242-247.

    ²⁷Vgl. J. Pilvousek, Flüchtlinge, 12.

    ²⁸„Geistig wurde der Raum der mitteldeutschen Diaspora, der weitgehend identisch ist mit den heutigen fünf neuen Bundesländern, vor allem vom schlesischen Katholizismus und in zweiter Linie auch vom ostpreußischen Katholizismus getragen. Wesentliche Beiträge personaler und sachlicher Art leisteten ferner die Bistümer Paderborn, Hildesheim und Fulda mit ihren jeweiligen theologischen Ausbildungsstätten." P. Hünermann, Erfurter Theologie? Versuch einer Profilbestimmung, in: ThG 55 (2012) 82-140, hier 139.

    ²⁹Vgl. C. Brodkorb, Erfurt und Magdeburg. Von bischöflichen Verwaltungsbezirken zu Ortskirchen, in: Römische Quartalschrift 99 (2004) 283-304.

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