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Die Wahrnehmung des Islams in Deutschland: Religionsmonitor - verstehen was verbindet
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eBook160 Seiten1 Stunde

Die Wahrnehmung des Islams in Deutschland: Religionsmonitor - verstehen was verbindet

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Über dieses E-Book

Der Islam ist heute die zweitgrößte Religion in Deutschland und durch Moscheen wie auch andere religiöse Symbole in der Öffentlichkeit präsent. Zugleich ist sein Bild in weiten Teilen der Bevölkerung ungewöhnlich negativ geprägt. Diese Ablehnung lässt sich in einer zunehmend pluralistischen und multireligiösen Gesellschaft nicht als Randerscheinung abtun. Vielmehr werden damit zentrale Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts aufgeworfen.
Die vorliegende Publikation untersucht vor diesem Hintergrund die besonderen Facetten des Islambildes und die Wahrnehmung der Muslime hierzulande. Die Autoren Kai Hafez und Sabrina Schmidt setzen sich intensiv mit dem Einfluss von Stereotypen auseinander und analysieren die Entstehungsursachen der verbreiteten Islamfeindlichkeit. Dabei gehen sie auch dem Zusammenhang zwischen politischer Einstellung, sozialem Hintergrund sowie persönlichen Kontakten und dem Islambild nach. Das Buch möchte Vorurteilsstrukturen aufbrechen und Argumente für eine unvoreingenommene Begegnung und sachorientierte Auseinandersetzung liefern.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum29. Jan. 2015
ISBN9783867936545
Die Wahrnehmung des Islams in Deutschland: Religionsmonitor - verstehen was verbindet

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    Buchvorschau

    Die Wahrnehmung des Islams in Deutschland - Kai Hafez

    Religionsmonitor

    1.Das Islambild

    Die Daten des Religionsmonitors 2013 bieten aus wissenschaftlicher Perspektive die Möglichkeit, nicht nur das Bild des Islams selbst zu untersuchen, sondern auch zu den Ursachen für die unterschiedlichen Facetten der Wahrnehmung vorzudringen. In der Forschung ist dies bislang nur sehr begrenzt und vereinzelt geschehen. Zwar gibt es seit den 1990er Jahren weltweit Untersuchungen zum Medienbild des Islams, zum Islambild in der öffentlichen Meinung und zur Islamophobie beziehungsweise Islamfeindlichkeit (zur Einführung vgl. Schneiders 2010a; Hafez 2013a). Gerade die Entstehungsursachen des Islambildes in der Bevölkerung sind aber bislang weitgehend ungeklärt. Dabei scheint allerdings klar zu sein, dass viele etablierte Annahmen der Rassismusforschung für diese Fragestellung nicht greifen: So sind etwa Negativbilder des Islams weder vorrangig in sozial deprivierten Schichten zu finden, noch scheint formale Bildung in dem Maße als Korrektiv zu wirken, wie es etwa beim Antisemitismus der Fall ist. Fragen wie diese lassen sich durch uni- und bivariate Analysen der Daten des Religionsmonitors zumindest teilweise erhellen.

    »Nicht nur das

    Bild des Islams

    untersuchen, sondern auch

    zu den Ursachen

    der Wahrnehmung vordringen«

    Die gesellschaftliche Relevanz der Studie ergibt sich aus allgemeinen wie aus speziellen Überlegungen. Die Wahrnehmung anderer Religionen ist keine unwesentliche Randerscheinung in unserer Gesellschaft, vielmehr kann sie das Zusammenleben der Bürger maßgeblich beeinflussen. Zwar besteht, was das interreligiöse Miteinander angeht, kein zwangsläufiger Zusammenhang zwischen vorherrschenden Religionsbildern und individuellem Handeln. Gerade im persönlichen Kontakt dominieren vielfach universelle menschliche Regeln und Werte des zivilen Umgangs. Zugleich aber sind alltägliche Diskriminierung und sogar Gewalt gegen religiöse Minderheiten mögliche Konsequenzen gesellschaftlicher Wahrnehmungen. In den letzten Jahren hat es in Deutschland und anderen europäischen Ländern nicht nur eine Reihe fremden- und islamfeindlicher Morde und anderer Gewaltakte gegeben, von denen die »NSU-Morde« nur die bekanntesten sind (European Monitoring Centre 2002, S. 80 ff.; Cesari 2006, S. 70 ff.). Zahlreiche Studien, etwa der OECD, haben zudem gezeigt, dass gerade Musliminnen mit Kopftuch am Arbeitsplatz vielfach diskriminiert werden (Amnesty International 2012). Schließlich wurde im Zusammenhang mit Äußerungen des damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff öffentlich in Frage gestellt, ob »der Islam zu Deutschland gehört« oder nicht. Dabei kam auch sprachlich zum Ausdruck, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt dort gefährdet ist, wo es um die Beziehungen zwischen muslimischen und nichtmuslimischen Bürgern sowie zum Islam allgemein geht. Vor dem Hintergrund der ohnehin anstehenden Frage nach dem gesellschaftlichen Zusammenhalt moderner pluralistischer Gesellschaften sind diese Störungen Grund genug, verstehen zu wollen, »was uns trennt«.

    Im folgenden Kapitel wird zunächst das Islambild der deutschen Gesellschaft näher beleuchtet und konzeptionell eingeordnet. Es wird untersucht, inwieweit die Islamwahrnehmung als islamfeindlich eingestuft werden kann und ob bereits Züge eines anti-islamischen Rassismus erkennbar werden. Der Religionsmonitor 2013 enthält eine Reihe von Indikatoren, die eine Einordnung der Islamwahrnehmung in Deutschland ermöglichen. Wir konzentrieren uns im Wesentlichen auf zwei Fragen, die den deutschen Befragten gestellt wurden. Erstens wurde untersucht, ob der Islam eher als Bereicherung oder eher als Bedrohung wahrgenommen wird, und zweitens, ob der Islam als zur westlichen Welt »passend« empfunden wird. Die Fragen und dazugehörigen Daten lassen sich unterschiedlichen Ebenen der sozialpsychologischen Bildtheorie zuordnen. Die fraglos schwierige, umfassende Definition der Begriffe »Bild«, »Stereotyp«, »Feindbild« und »Diskurs« kann an dieser Stelle nicht geleistet werden, zumal dies andernorts bereits ausführlich geschehen ist (Hafez 2002, Bd. 1). Für eine Beschäftigung mit dem gesellschaftlichen Islambild sind dennoch einige Vorbemerkungen erforderlich. Das Islambild besteht grundsätzlich aus verschiedenen Bildelementen, aus Fakten und Informationen zu konkreten Facetten des Islams, aber auch aus pauschalen, übergreifenden Strukturmerkmalen der Wahrnehmung von Muslimen und des Islams. Diese Strukturen können zunächst wertfrei als »Stereotype« bezeichnet werden (siehe Info-Kasten). In dieser Untersuchung beschäftigt uns zunächst die Frage, wie verbreitet bestimmte Formen negativer oder positiver Islamstereotype sind. Der Grad der Zustimmung zu ihnen begrenzt den offenen Raum, der Gesellschaften für individuelle Bildprägungen bleibt.

    INFO

    Der Untersuchungsrahmen des Religionsmonitors 2013

    Mit dem Religionsmonitor 2013 legt die Bertelsmann Stiftung eine empirische Untersuchung der sozialen und politischen Relevanz von Religion vor. Die Grundlage bilden Interviews mit insgesamt 14.000 Menschen in 13 verschiedenen Ländern. Neben Deutschland zählen dazu Frankreich, Großbritannien, Israel, Kanada, Schweden, die Schweiz, Spanien, Brasilien, Indien, Südkorea, die Türkei sowie die USA. In den meisten Ländern erfolgte die Erhebung mittels einer Zufallsauswahl und einer standardisierten Telefonbefragung der Bevölkerung ab 16 Jahren (USA und Kanada ab 18 Jahren). In Israel, Südkorea und der Türkei wurden persönliche Face-to-face-Interviews geführt. Die Befragung fand in allen Untersuchungsländern zwischen Oktober und Dezember 2012 statt.

    Der Stichprobenumfang für Deutschland beträgt insgesamt N = 2005 Befragte, wovon N = 429 Befragte aus einer namensbezogenen (onomastischen) Zufallsstichprobe für Muslime stammen. In allen anderen Ländern wurden zwischen N = 1000 und N = 1018 Interviews geführt. Für deskriptive Aussagen wird in der Studie auf eine länderweise Gewichtung zurückgegriffen, die die Stichproben an die jeweiligen Randverteilungen in der Bevölkerung anpasst (etwa nach Alter und Geschlecht). Da in dieser Untersuchung vornehmlich die »Fremdwahrnehmung« derjenigen interessiert, die selbst nicht dem Islam angehören, wurde in der Regel die muslimische Teilpopulation aus dem Datensample des Religionsmonitors herausgerechnet (vgl. dazu unter 1.1).

    INFO

    Was ist ein Stereotyp?

    Bei Stereotypen handelt es sich zunächst um »schematisierte Bildstrukturen«, also einfache und einprägsame Beschreibungen einer Person oder Gruppe. Dabei wird üblicherweise herausgehoben, was vermeintlich typisch ist. Die Sozialpsychologie sieht Stereotype nicht per se als schlecht beziehungsweise pathologisch an. Sie gelten vielmehr als unvermeidlich, um die Umweltkomplexität zu reduzieren. Stereotype können jedoch mehr oder weniger »festgefahren« sein. Denn obwohl wir in unserem Alltag häufig stereotyp denken, sind wir in der Lage, einzelne Strukturkomplexe zu differenzieren und überlieferte Stereotype zu modifizieren. Das »Feindbild« ist eine besondere Form des negativen Stereotyps und beinhaltet nicht nur eine negative Sicht des Anderen, sondern unterstellt diesem auch eine aggressive Handlungsabsicht. Der Spielraum, der bleibt, Stereotype aufzubrechen, ist daher sehr wohl von gesellschaftlicher Bedeutung: Denn wie wir mit einem Menschen umgehen, kann davon abhängen, welche stereotype Grundhaltung wir zu ihm als Mitglied einer bestimmten Gruppe – zum Beispiel einer Religionsgruppe – haben und welche Feindbilder

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