Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Küsse voller Zärtlichkeit
Küsse voller Zärtlichkeit
Küsse voller Zärtlichkeit
eBook369 Seiten4 Stunden

Küsse voller Zärtlichkeit

Bewertung: 4.5 von 5 Sternen

4.5/5

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Michelle Carver hat als Managerin von Disney World in Florida einen anstrengenden Job. Für ein Privatleben hat sie kaum Zeit, deshalb beschränkt sie sich auf gelegentliche Affären. 'Liebe' kommt in ihrem Wortschatz nicht vor.
Cindy Claybourne ist Studentin und hat einen Ferienjob in Disney World. Sie merkt, dass sie sich zu Michelle hingezogen fühlt, dass sie hinter ihre harte Schale schauen möchte. Aber Michelle lässt das nicht so einfach zu. Doch Cindy gibt nicht auf und kämpft für ihre Liebe zu Michelle. Wird Michelle endlich einsehen, dass Cindy die richtige für sie ist?
SpracheDeutsch
Herausgeberédition eles
Erscheinungsdatum29. Apr. 2013
ISBN9783956090073
Küsse voller Zärtlichkeit

Ähnlich wie Küsse voller Zärtlichkeit

Titel in dieser Serie (1)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Lesbische Literatur für Sie

Mehr anzeigen

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Küsse voller Zärtlichkeit

Bewertung: 4.5 von 5 Sternen
4.5/5

1 Bewertung0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Küsse voller Zärtlichkeit - Kay Rivers

    »Ms. Williams.«

    »Ms. Carver.«

    Michelle Carver blickte an der hochgewachsenen Gestalt hinauf, die ihr gerade die Hand gab. Ein starker Händedruck. Sie will Eindruck auf mich machen. Sie schmunzelte in sich hinein, ohne dass Cait Williams es merkte. Und das hat sie geschafft. Ein Kribbeln durchzog Michelles Hand und setzte sich in ihren Körper fort. Seit langem hatte sie sich nicht mehr so energiegeladen gefühlt.

    Als Chefin von Disney World fühlte sie sich sonst oft eher ausgelaugt. Es war nicht einfach für eine Frau in ihrer Position. Sie hatte sie sich schwer erkämpfen müssen. Und sie musste jeden Tag darum kämpfen, sie zu behalten. Sie war überzeugt davon, dass es Cait Williams ebenso ging. Das hatten sie sicherlich gemeinsam. Und einiges andere.

    Sie hatte viel von Cait gehört. Sie war eine außergewöhnliche Erscheinung im IT-Bereich, und sie war nach Orlando gekommen, um mit Michelle über einen Auftrag zu verhandeln, den Disney World zu vergeben hatte. Einen großen Auftrag. Das ganze Areal sollte neu vernetzt werden, was für jede IT-Firma in Amerika einen Leckerbissen darstellte.

    »Bitte, setzen Sie sich doch.« Michelle wies auf den Besprechungstisch in ihrem Büro im obersten Stock des Verwaltungsgebäudes von Disney World.

    »Wundervoller Ausblick«, sagte Cait, deutete auf die verglaste Fensterfront, hinter der das bunte Treiben von Disney World wogte, und lächelte Michelle an.

    Michelle fühlte, wie sich das Kribbeln in ihrem Körper verstärkte. Sie drehte sich um und schaute ebenfalls durch die Glasfront hinaus. »Manchmal sehe ich es schon gar nicht mehr«, sagte sie, »aber ja, wundervoller Ausblick.« Sie drehte sich zurück und lächelte auch. »Meine IT-Verantwortlichen werden gleich kommen«, fuhr sie fort. »Leider verstehe ich nicht allzuviel von Computern. Aber da ich das Geld bewilligen muss, werden Sie hauptsächlich mich davon überzeugen müssen, dass Ihre Firma die richtige für diesen Auftrag ist.«

    »Oh, da sehe ich kein Problem.« Cait lehnte sich zurück, und ihre sich öffnende Jacke gab den Blick auf eine Seidenbluse frei, die sich leicht über ihren Brüsten spannte.

    Macht sie das absichtlich? dachte Michelle.

    »ITC ist die beste IT-Firma in Amerika. Etwas Besseres werden Sie nicht finden.« Cait lächelte noch mehr.

    Michelle lächelte zurück. »Wenn Sie mich davon überzeugen können, haben Sie den Auftrag.«

    Es klopfte an Michelles Tür, und ihre Sekretärin kam herein. »Die IT ist da.«

    Michelle nickte. »Schicken Sie sie rein.«

    Zwei Männer betraten den Raum.

    »Mein IT-Leiter, Mr. Boyd, und sein Stellvertreter, Mr. Ogushi«, stellte Michelle vor. »Ms. Williams kennen Sie bereits?«

    »Ich habe von Ihnen gehört«, sagte Terence Boyd und gab Cait die Hand. »Sie sollen gut sein.«

    »Wir sind gut«, sagte Cait und zeigte die Zähne, während sie auch Ogushi die Hand gab. »Wählen Sie ITC als Partner, und Sie werden nie wieder Probleme haben.«

    »Das ist ein großes Versprechen«, sagte Terence Boyd.

    »Das wir halten können«, sagte Cait, während sich alle setzten. »Ich habe Ihnen hier einiges mitgebracht.« Sie öffnete ihren Aktenkoffer und legte jeweils eine Mappe vor jeden auf den Tisch. »Wie Sie sehen«, sie schlug ihr eigenes Exemplar auf, »haben wir uns schon einige Gedanken gemacht, wie wir Ihre IT-Einrichtungen verbessern können.«

    »Viel ist da nicht zu verbessern«, bemerkte Terence Boyd etwas beleidigt.

    »Oh doch«, sagte Cait. Sie ließ ihren Blick zu Michelle hinüberschweifen und blinzelte ein wenig. »Ich glaube, da ist eine ganze Menge zu verbessern.« Ihr Blick kehrte zu den beiden Männern zurück.

    Michelle hätte fast sichtbar geschmunzelt, aber sie unterdrückte diesen Impuls. Wenn Cait so weitermachte . . . »Was sagen Sie zu Ms. Williams’ Vorschlägen, Terry?« fragte sie ihren IT-Leiter.

    »Ich müsste sie mir erst einmal genauer ansehen«, erwiderte Terence Boyd. »Mir scheint, das ist nicht dasselbe, was Sie uns im Vorfeld schon geschickt hatten.« Er blickte Cait Williams etwas vorwurfsvoll an.

    »Nein.« Cait zeigte wieder lächelnd die Zähne. »Wir haben das zwischenzeitlich noch verbessert.«

    »Wie lange brauchen Sie, Terry?« fragte Michelle.

    »Mindestens eine Stunde, besser zwei«, sagte Terence Boyd. »Ich muss das mit unseren Installationen abgleichen.«

    Michelle nickte ihm zu. »Tun Sie das.« Die beiden Männer standen auf. »Vielleicht kann ich Ihnen solange ein paar der wichtigsten Punkte von Disney World zeigen«, wandte Michelle sich wieder an Cait, während die Männer den Raum verließen.

    »Sehr gern«, sagte Cait und lächelte verheißungsvoll.

    Michelle ging zu ihrem Schreibtisch und drückte den Knopf für die Gegensprechanlage. »Ms. Hawkins? Rufen Sie doch im Tourist Board an und sagen Sie, sie sollen eine kleine VIP-Tour arrangieren. Zwei Personen. Wir kommen gleich rüber.«

    Eine Weile später saßen sie in einem Restaurant. »Das Areal ist großartig. Ich möchte Ihnen ein ehrliches Kompliment für Ihre Arbeit aussprechen«, sagte Cait.

    »Danke.« Michelle neigte leicht den Kopf.

    »Die Modernisierung der IT ist allerdings dringend notwendig«, fuhr Cait fort.

    Michelle lächelte. »Das müssen Sie natürlich sagen.«

    »Es ist wahr. Ich sage das nicht nur wegen des Auftrags«, bemerkte Cait. »Interne IT-Leute werden mit der Zeit immer etwas schlampig. Dann ist es gut, eine externe Firma hinzuzuziehen.«

    »Ihre«, sagte Michelle.

    Cait grinste. »Am liebsten natürlich meine, das ist wahr.«

    Michelles Blick fiel auf Caits tiefgebräuntes Dekolleté. »Wir werden sehen, was sich da machen lässt«, sagte sie.

    Sie kehrten gemeinsam in Michelles Büro zurück. »Rufen Sie Mr. Boyd an«, sagte Michelle zu ihrer Sekretärin. »Wir sind wieder da.«

    Kurz darauf erschienen Terence Boyd und sein Stellvertreter. Ihre Gesichter wirkten ein wenig betreten. Sie setzten sich alle an den Besprechungstisch.

    »Konnten Sie mit Ms. Williams’ Unterlagen etwas anfangen?« fragte Michelle.

    »Ja.« Terence Boyd nickte.

    »Und? Was halten Sie von ihren Verbesserungsvorschlägen?«

    »Sie sind machbar«, sagte Terence Boyd etwas widerwillig.

    »Das hoffe ich«, sagte Michelle. »Und sind sie gut?«

    Sie sah aus dem Augenwinkel, wie sich ein selbstsicheres Grinsen in Cait Williams’ Gesicht stahl. Beinahe wäre sie ihm gefolgt.

    »Das meiste ist akzeptabel«, sagte Terence Boyd.

    »Akzeptabel?« Cait explodierte beinahe. »Es ist eine Verbesserung um mindestens fünfzig Prozent! Wenn nicht sogar mehr. Ganz zu schweigen von den neuen Möglichkeiten und Funktionen!«

    »Hat sie recht?« Michelles Mundwinkel zuckten.

    Terence Boyd wand sich etwas. »Ja, hat sie«, gab er dann zu.

    »Dann sollten wir das im Detail besprechen«, sagte Michelle. Sie nickte Cait zu. »Erklären Sie mir genau, was Sie machen wollen. Nicht den technischen Teil . . . das können Sie dann mit Mr. Boyd besprechen. Erklären Sie mir, was es den Besuchern für Vorteile bringt, wenn wir das neue System installieren. Und welche Vorteile für Disney.«

    »Die Abläufe werden vereinfacht«, begann Cait. Sie schlug ihren Ordner auf und zeigte auf eine graphische Darstellung. »Sehen Sie, hier. Der Weg ist kürzer und direkter.«

    Michelle beugte sich zu ihr. Sie spürte ihre Nähe mit irritierender Deutlichkeit. »Hm-hm«, machte sie. Sie verstand, was Cait meinte und konzentrierte sich auf ihre Erläuterungen, obwohl es ihr schwerfiel.

    »Müssen Sie heute schon nach Miami zurückfliegen?« fragte Michelle, als sie die Sitzung beendet hatte. Boyd und Ogushi waren bereits gegangen.

    »Das kommt darauf an.« Cait legte den Kopf schief.

    »Worauf?« Michelle fühlte ein Zittern in ihrem Inneren.

    »Auf dich«, sagte Cait sehr leise. Ihre Augen hielten Michelles fest, sie beugte sich vor, kam immer näher, und ihre Lippen berührten Michelles. Ein Arm umfasste ihre Taille, zog sie heran, hielt sie in festem Griff. Ihre Lippen wurden fordernder.

    Michelles Knie wurden weich.

    Caits Hand streichelte Michelles Hüfte, wanderte auf ihren Po, drückte ihren Schenkel fest und bestimmend.

    Michelle hätte beinahe aufgestöhnt. »Nicht hier«, sagte sie schweratmend. »Heute Abend bei mir zu Hause.«

    Cait ließ sie los und grinste. »Wenn du mir sagst, wo das ist, komme ich gern hin.«

    Michelle streckte sich, während die ersten Sonnenstrahlen auf ihr Bett fielen. Sie fühlte sich gut. Ihr Körper schmiegte sich wohlig entspannt in die Laken, ein vertrautes Gefühl nach einer Nacht mit einer leidenschaftlichen Frau. Es war ein Erlebnis gewesen, mit Cait zu schlafen. Ein Erlebnis der besonderen Art. Cait war . . . hm . . . ziemlich dominant, das war Michelle nicht gewöhnt. Ihr gut trainierter, muskulöser Körper hatte Michelle einiges abverlangt. In den Armen einer starken Frau zu liegen, sich die Entspannung zu gönnen, die sie nach einem harten Tag gut gebrauchen konnte, war doch eine großartige Sache. Sie mochte große Frauen, vielleicht, weil sie selbst eher klein war. Ihre straffe, wohlgeformte Figur in diese zupackenden Hände zu geben, sich fallenzulassen, zumindest für den Moment, das hatte ihr sehr gefallen.

    Cait war bereits gegangen. Sie war zum Flughafen gefahren, um nach Miami zurückzufliegen. Michelle bedauerte das ein wenig, obwohl sonst eher sie diejenige war, die frühzeitig ging. Die Frauen, mit denen sie ansonsten schlief, waren allerdings auch bei weitem nicht so beeindruckend wie Cait. Cait war nicht nur eine Frau fürs Bett, sie war eine erfolgreiche Geschäftsfrau, ebenso wie Michelle selbst, Vizepräsidentin einer großen IT-Gesellschaft, und das schon in jungen Jahren. Michelle wünschte sich beinahe etwas mehr von ihr als nur Sex.

    Das Telefon auf ihrem Nachttisch klingelte. Michelle rollte sich hinüber und nahm ab. »Ja?«

    »Ich sitze gerade im Flieger und denke an dich«, kam eine dunkle Stimme aus dem Hörer.

    »Oh, Cait.« Michelle setzte sich auf. »Ich hätte nicht gedacht, dass du heute morgen noch einmal anrufst.« Caits Stimme jagte ihr Schauer über den Rücken.

    »Ich dachte daran, wie du im Bett liegst«, flüsterte Cait, »und da . . . musste ich einfach anrufen.«

    »Hm.« Michelle konnte nichts sagen. Sie fühlte, wie Caits Stimme Reaktionen in ihr auslöste, die sie so früh am Morgen nicht gewöhnt war. Jedenfalls meistens nicht. »Das . . . das ist nett von dir«, sagte sie. Ihre Stimme klang heiser.

    »Ich würde am liebsten zurückkommen und da weitermachen, wo wir vorhin aufgehört haben«, flüsterte Cait sinnlich. »Kommst du bald mal nach Miami?«

    »Das . . . eigentlich . . . ja, warum nicht?« Michelle fühlte sich ein wenig überrascht. Das klang ja fast so, als ob Cait ebenso viel an Michelle lag wie umgekehrt. Als ob auch sie sich von Michelle nicht nur sexuell angezogen fühlte.

    »Vielleicht zur Vertragsunterzeichnung«, sagte Cait. »Dann machen wir einen offiziellen Termin draus.«

    Michelle lachte ein wenig. »Du bist dir ja sehr sicher. Es gibt auch noch andere Firmen, die sich beworben haben.«

    »Haben die genauso gute Argumente wie ich?« fragte Cait mit rauer Stimme.

    Michelle fuhr es kalt und heiß durch den Körper. »Kaum«, sagte sie. »Aber nach solchen Kriterien treffe ich meine Entscheidungen nicht. Wenn es um so viel Geld geht, zählt nur, dass Disney das beste Ergebnis für den besten Preis bekommt.«

    »Ich glaube, das kann ich bieten«, sagte Cait mit einem leichten Lachen. »In jeder Hinsicht.«

    »Du bist unmöglich, Cait«, schmunzelte Michelle. »Aber du hast recht. Ich werde Terry die anderen Angebote noch einmal prüfen lassen, aber ich glaube, du hast gute Karten.«

    »Wirst du sie auch selbst prüfen, die Angebote?« fragte Cait.

    Michelle lachte. Sie wusste, worauf Cait hinauswollte. »Die anderen Anbieter sind alle Männer, da kommt eine genauere Prüfung meinerseits wohl kaum in Betracht.«

    »Wie schön«, sagte Cait. Ihr Grinsen war im Telefon zu hören.

    »Ich freue mich sehr, dass wir dieses Geschäft abschließen konnten«, sagte Michelle und stieß mit Cait an. »Euer Angebot war wirklich das beste.« Sie trank und setzte ihr Glas ab. Sie blickte sich um. Es war ein interessantes Restaurant, in dem sie saßen, ein reines Frauenrestaurant. Es wurde von Frauen betrieben, und nur Frauen waren als Gäste zugelassen.

    Cait blickte sie über den Restauranttisch hinweg an und verzog die Lippen. »Ich habe es ja auch engagiert untermauert.«

    Michelle hob die Augenbrauen. »Ich habe dir gesagt, dass das nicht die Kriterien sind, nach denen ich urteile – geschäftlich.«

    Cait grinste. »Hauptsache, du hast es getan. Jetzt ist der Vertrag unter Dach und Fach. Der Vorstand wird sich kringeln, und mir bringt es eine dicke Provision ein.«

    »Das freut mich«, sagte Michelle. »Und außerdem haben wir uns dadurch kennengelernt. Du wirst ja öfter einmal nach Orlando kommen, um die Fortschritte zu überwachen.« Sie lächelte Cait an.

    »Das glaube ich kaum«, sagte Cait und trank von ihrem Whisky. »Dafür habe ich meine Leute.«

    »Na, dann vielleicht einfach privat«, sagte Michelle und blinzelte. Cait und sie waren sich in den vergangenen Wochen erheblich näher gekommen. Michelle hatte das Gefühl, endlich jemand gefunden zu haben, mit der sie sich nicht nur im Bett austauschen konnte. Cait war ihr so ähnlich. Sie hatten so viel gemeinsam. Ihr Herz hatte sich zum ersten Mal seit Jahren aus seiner Ecke hervorgewagt und zeigte Interesse. Es pochte auch jetzt wieder laut, während sie Cait ansah.

    Caits durchdringend blaue Augen richteten sich auf sie. »Auch das glaube ich nicht«, sagte sie.

    Michelle runzelte die Stirn. »Erwartest du, dass ich immer nach Miami komme?« fragte sie. Das war ein bisschen viel verlangt, wie sie fand. Ein wenig mehr Gegenseitigkeit hätte sie schon vorausgesetzt.

    Cait lehnte sich zurück und verzog abschätzig die Mundwinkel. »Ich erwarte, dass du überhaupt nicht mehr kommst.«

    »Wie?« Michelle hatte Mühe zu verstehen, worauf Cait hinauswollte.

    »Du glaubst doch nicht etwa, dass das hier irgend etwas mit Sympathie zu tun hatte, oder doch?« Cait sah sie an. »So dumm kannst du nicht sein. Es war ein Geschäft. Von Anfang an.«

    »Ich wiederhole, dass ich meine Entscheidungen nicht von so etwas abhängig mache«, entgegnete Michelle automatisch. Sie hatte noch gar nicht richtig erfasst, um was es ging. Vielleicht wollte sie es auch einfach nur nicht erkennen.

    »Eben deshalb habe ich so getan, als ginge es nicht darum«, sagte Cait. Sie grinste diabolisch. »Und du hast es geglaubt.« Sie beugte sich vor. »Du bist doch überhaupt nicht mein Typ. Du bist viel zu widerspenstig, viel zu selbstbestimmt. Ich mag meine Frauen lieber . . .«, sie zögerte mit einem noch breiteren Grinsen, ». . . gefügig.« Sie lehnte sich zurück und musterte Michelle zufrieden. »Nimm es einfach so, wie es ist. Es war doch sicher ganz schön für dich. Du magst ja Blümchensex.« Sie schnippte mit den Fingern, und eine kleine, blonde Frau an einem der Nebentische stand auf und kam zu ihr herüber. Sie setzte sich auf Caits Schoß. »Wir gehen jetzt«, sagte Cait zu ihr. Die andere stand gehorsam auf und wartete auf Cait. »Mach’s gut, Michelle – und danke für den Auftrag.« Sie ging und klatschte der anderen so schmerzhaft auf den Po, das die zusammenzuckte. Aber sie wehrte sich nicht.

    Michelle saß da und starrte auf den Punkt, an dem die beiden verschwunden waren. Das konnte ja wohl nicht wahr sein. Sie dachte, sie hätte eine Seelenverwandte gefunden, und die – sie fasste es einfach nicht. Wut stieg in ihr hoch. Wie hatte sie sich nur so hereinlegen lassen können? Sie hatte nicht nur mit Cait geschlafen, ihr nicht nur den Auftrag gegeben . . . sie hatte auch von ihr geträumt. Das hatte seit langem keine Frau mehr in ihr ausgelöst.

    Sie saß eine Weile da und starrte stumm vor sich hin.

    »Darf ich mich zu dir setzen?«

    Michelle blickte auf. Eine junge Frau stand vor ihrem Tisch und lächelte. Eine sehr attraktive junge Frau. Nein, wollte Michelle schon sagen, aber dann überlegte sie es sich anders. »Ja, sicher, warum nicht?«

    »Bist du zum ersten Mal in Miami?« Die Frau setzte sich.

    »Nein«, sagte Michelle. »In letzter Zeit war ich öfter hier.«

    »Michelle! Was tust du? Hör auf damit! Du tust mir weh!«

    Michelle kam plötzlich wieder zu sich. Sie lag mit der Frau im Bett, die sie erst heute Abend kennengelernt hatte, alles war bis jetzt zufriedenstellend gelaufen, und auf einmal hatte sie sich ausgeklinkt. Als ob in ihrem Kopf ein Schalter umgelegt worden wäre. Sie hatte Cait mit deren Spielgefährtin gesehen, und am liebsten hätte sie sie erwürgt. Anscheinend hatte sie so etwas Ähnliches mit der Frau in ihrem Bett getan.

    »Tut mir leid.« Sie rollte sich herunter. Sie sah die Frau neben sich kurz an. »Tut mir wirklich leid, ich wollte das nicht.« Sie fuhr sich erschöpft über die Augen.

    »Also wenn du auf so was stehst . . .« Die Frau neben ihr stand auf und zog sich an. »So was mache ich nicht.«

    »Ich auch nicht«, sagte Michelle müde. »Normalerweise nicht.«

    »Das beruhigt mich nicht besonders«, sagte die andere. »Selbst wenn du die Wahrheit sagst. Habe ich dich dazu angeregt, so . . . auszuflippen?« Sie schlüpfte in ihre Schuhe.

    »Nein, mit dir hat das gar nichts zu tun.« Michelle sah ihr zu.

    Die Frau blickte auf Michelle hinunter. »Aber mit einer gewissen Cait Williams, habe ich recht?«

    Michelle musterte die Frau im Halbdunkel aufmerksam. Anscheinend hatte sie Caits Namen hervorgestoßen, während sie – Was machte es schon aus? Sie kannte sie nicht einmal. »Ja«, sagte sie. »Das muss wohl so sein.« Sie schluckte und räusperte sich. »Bitte nimm meine Entschuldigung an. Ich habe das wirklich nicht gewollt. Es tut mir entsetzlich leid.«

    »Sieht aus, als ob du meinst, was du sagst«, bemerkte die andere, anscheinend wenigstens teilweise versöhnt. »Was ist mit dieser Frau? Warum hasst du sie so?«

    »Ich hasse sie nicht, ich –« Michelle brach ab, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte.

    Die andere fuhr sich mit einer Hand über die Kehle und lachte verwirrt. »Wenn das Liebe sein sollte, hatte ich bisher eine falsche Vorstellung davon!«

    »Nein, ich –« Michelle hob eine Hand und ließ sie wieder fallen. »Ich sagte ja schon, es tut mir leid, . . . hm . . .«

    »Cindy«, ergänzte die andere seufzend. »Mein Name ist Cindy.«

    »Oh ja, Cindy.« Michelle verzog das Gesicht. »Entschuldige. Ist mir furchtbar peinlich.«

    »Dass du meinen Namen vergessen hast oder dass du mich erwürgen wolltest?« lachte Cindy. Sie schien das Ganze nun nicht mehr so schwer zu nehmen. »Macht nichts. Das mit meinem Namen, meine ich. Das mit dem Erwürgen –«

    »Oh Gott!« Michelle schlug die Hände vors Gesicht, als ob ihr erst jetzt klar würde, was sie getan hatte. Sie nahm die Hände wieder herunter. »Willst du mich anzeigen? Das könntest du.«

    Die andere lächelte. »Und mich von dummen Cops angrinsen lassen, während sie sich wieder und wieder beschreiben lassen, was wir getan haben, als das passierte? Nein, danke.«

    »Danke«, sagte Michelle. »Ich habe das wirklich noch nie getan, das musst du mir glauben.«

    »Ich glaube dir.« Cindy lächelte auf eine Art, wie Michelle sie bisher noch nie bei einer Frau in ihrem Schlafzimmer gesehen hatte. »Ich glaube dir, weil es bis dahin sehr schön war. Du warst sehr zärtlich.« Ihre Stimme klang weich.

    »Ich –« Michelle schwang sich aus dem Bett und warf sich schnell einen Kimono über. »Ich hatte nicht viel Mühe damit«, sagte sie verlegen. »Du hast . . . du bist – es lag an dir.«

    »Schade, dass wir es nicht zu Ende bringen konnten.« Cindy trat auf sie zu und hauchte Michelle einen sanften Kuss auf die Nase. »Das hätte ich mir sehr schön vorgestellt.«

    Etwas klang in ihrer Stimme mit, das Michelle die Stirn runzeln ließ. Ein merkwürdiger Ton, den sie nicht kannte. »Ja«, sagte sie nur. Sie war irritiert. Hätte diese Frau einfach türknallend das Zimmer verlassen, wäre es ihr angenehmer gewesen, ein sauberer Schlussstrich, aber nun stand etwas im Raum – 

    »Ich geh dann«, sagte Cindy.

    »Ja«, wiederholte Michelle. »Und noch mal: Es tut mir leid. Ich hoffe, du trägst mir nichts nach.«

    »Höchstens eine Träne!« erwiderte Cindy lachend und verschwand.

    Michelle wusste nicht, was sie davon halten sollte. Ihre One-night-stands verliefen sonst anders. Nicht nur, was dieses merkwürdige Ausflippen betraf. Auch die Frauen waren anders. Aber vielleicht lag es nur daran, dass sie in Miami war. Die Frauen in Miami. Die Frauen in Miami. Sie biss grimmig die Zähne zusammen und ging wieder ins Bett.

    So früh am Morgen, dass keiner mit ihr gerechnet hatte, betrat Michelle am nächsten Tag ihr Büro in Orlando. Sie hatte den ersten Flug genommen, um das verhasste Miami zu verlassen.

    »Ms. Carver, tut mir leid, ich . . .« Ihre Sekretärin stolperte völlig verwirrt hinter ihr her in ihr Büro. Michelle war an ihr vorbeigerauscht, ohne Guten Morgen zu sagen. »Ich bin noch nicht fertig mit der Post, ich meine . . . die Post ist noch gar nicht da«, entschuldigte Ms. Hawkins sich verängstigt. Sie kannte Michelles Wutausbrüche, wenn etwas nicht nach ihren Wünschen lief, nur zu gut.

    Michelle hob die Hand und stellte ihren Aktenkoffer ab. »Schon gut. Ich weiß, dass ich früh bin.«

    Die Sekretärin atmete erleichtert aus. Aber immer noch zeigte ihr Blick eine verunsicherte Spannung. Die Laune ihrer Chefin konnte sehr schnell umschlagen.

    »Besorgen Sie mir doch ein paar Aufnahmen aus dem Park, Ms. Hawkins.« Mit einer Hand knöpfte Michelle ihre Jacke auf, während sie mit der anderen in dem aufgeschlagenen Terminkalender auf ihrem Schreibtisch blätterte. »Ich will für die nächste Werbekampagne nicht wieder diese gestellten Fotos. Am besten bringen Sie mir alle, die unsere versteckten Kameras in den letzten Tagen geschossen haben.«

    »Alle?« fragte Ms. Hawkins erstaunt.

    Michelle starrte sie an. »Haben Sie irgend etwas an dem Auftrag nicht verstanden?« Ihre Stimme klang scharf.

    »Oh doch . . . ja . . . natürlich. Alle«, stammelte Ms. Hawkins. Sie wandte sich ab, um zu gehen oder wohl eher zu flüchten.

    »Und bringen Sie mir eine Tasse Kaffee! Stark!« brüllte Michelle ihr hinterher.

    »Oh Gott, die hat ja wieder eine Laune . . .«, sagte eine andere Sekretärin, die gerade aus dem Aufzug getreten war, während Ms. Hawkins fahrig zwischen Bildschirm und Tür hin und her blickte. »Wie lange willst du das noch mitmachen, Patsy?«

    »Ich weiß nicht . . . ich kann nicht . . . Sie hat auch ihre guten Seiten . . .«, murmelte Patsy vor sich hin, anscheinend immer noch etwas suchend. Auf ihre Kollegin achtete sie kaum.

    »Wann?« Die andere schnaubte durch die Nase. »Zwischen Mitternacht und null Uhr eins?« Sie trat auf Patsy Hawkins’ Schreibtisch zu. »Beruhige dich. Was suchst du denn?«

    Patsy blickte auf. »Den Schlüssel . . . ich meine . . . die Tasse . . . ihre Tasse . . . sie trinkt nur aus einer, und die habe ich eingeschlossen, aber ich kann den Schlüssel nicht finden. Und dann – ich soll noch ein paar Bilder besorgen, und sie will einen Kaffee. Ich kann nicht alles gleichzeitig machen . . .« Tränen traten in ihre Augen.

    »Setz dich«, befahl ihre Kollegin. »Kümmere dich um die Bilder. Ich mache das mit dem Kaffee.«

    »Aber ihre Tasse –« Patsy war immer noch den Tränen nahe.

    »Sie soll froh sein, wenn sie einen Kaffee bekommt, so, wie sie sich aufführt«, bemerkte ihre Kollegin trocken. »Ich werde ihr den Kaffee bringen, und wenn sie einen Mucks sagt, schütte ich ihn ihr ins Gesicht. Dann sieht sie, was sie davon hat.«

    Patsy ließ sich erschöpft auf ihren Stuhl fallen. »Sie kann dich entlassen«, flüsterte sie.

    »Wird sie schon nicht. Und wenn – mein Gott, es gibt genug andere Jobs.« Ihre Kollegin entfernte sich in Richtung Kaffeeküche. Kurz darauf kehrte sie zurück, mit einer Tasse auf einem Tablett mit Zucker und Milch.

    Patsy telefonierte wegen der Bilder. »Danke, Mary Beth«, formten ihre Lippen lautlos.

    Mary Beth nickte und betrat Michelles Büro. »Ihr Kaffee!« verkündete sie laut.

    Michelle blickte auf. »Wo ist Ms. Hawkins?«

    »Die telefoniert wegen der Bilder.« Mary Beth setzte das Tablett auf Michelles Schreibtisch ab.

    Michelle starrte darauf. »Das ist nicht meine Tasse«, sagte sie irritiert.

    »Ich bin auch nicht Ihre Sekretärin«, parierte Mary Beth. »Also passt es wieder.«

    Michelle blickte sie überrascht an. Soviel Selbstbewusstsein hatte sie selten bei einer ihrer Angestellten erlebt. »Sie wissen schon, wer ich bin, oder?« fragte sie.

    »Wer weiß das nicht? Sie sind der oberste Boss«, erwiderte Mary Beth. »Sie können mich und Patsy und uns alle feuern. Sie können ganz Disney World leerfegen, wenn Sie wollen.«

    »Und trotzdem haben Sie keine Angst vor mir?« Michelle lehnte sich in ihren Chefsessel zurück, kaute an ihrem Bleistift und betrachtete Mary Beth interessiert.

    »Warum sollte ich?« sagte Mary Beth. »Sie sind ein Mensch wie wir alle. Zumindest waren Sie mal einer, als Sie nackt auf die Welt kamen.«

    Michelle blieb die Luft weg. Dann brach ein enormes Lachen aus ihr heraus. »Sie sind unglaublich!« prustete sie.

    »Sie auch, Ms. Carver«, entgegnete Mary Beth. »Deshalb bewundere ich Sie. Aber bitte . . . Patsy hat nur ein paar Nerven. Trampeln Sie nicht so darauf herum. Sie macht ihren Job gut und tut alles für Sie.«

    Michelle war sprachlos. Sie wusste nicht, ob sie schreien oder lachen sollte. Sie räusperte sich. »Möchten Sie wechseln?« fragte sie. »Ihre Nerven sind offensichtlich sehr stabil. So eine Sekretärin brauche ich.«

    »Nein, danke«, sagte Mary Beth. »Ich möchte Patsy nicht den Job wegnehmen, und außerdem fühle ich mich wohl, da, wo ich jetzt bin.«

    »Wo sind Sie denn?«

    »Bei Mr. Marinello.«

    Michelle unterdrückte ein Grinsen. »Der ist viel ruhiger als ich, da haben Sie recht«, bemerkte sie statt dessen nüchtern. Eigentlich fand sie, Steve Marinello war ein Schlappschwanz, aber er war ein nützlicher Mitarbeiter, denn er und seine Abteilung führten immer genau das aus, was Michelle ihm befahl. Er diskutierte nicht. Im Gegensatz zu seiner Sekretärin. Wahrscheinlich stand er bei ihr voll unter dem Pantoffel. »Sollten Sie es sich anders überlegen, melden Sie sich bei mir«, schloss Michelle. Sie wandte sich wieder ihren Papieren zu.

    Mary Beth verließ den Raum und drehte sich noch einmal um.

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1