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Teneriffa Pulp: Kanaren Krimi 1/3
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Teneriffa Pulp: Kanaren Krimi 1/3
eBook157 Seiten1 Stunde

Teneriffa Pulp: Kanaren Krimi 1/3

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Über dieses E-Book

Privatdetektiv Lech Burdanowski wird von seiner Detektei nach Teneriffa geschickt. Auf der Urlaubsinsel ist einer seiner Kollegen verschwunden. Burdanowski klärt nicht nur den Mord an seinem Kollegen auf, sondern auch weitere, damit verbundene Verbrechen - krasse Vorfälle, die auf schlagende Weise den nicht nur krisenbedingten, ganz normalen Wahnsinn zum Ausdruck bringen.
SpracheDeutsch
HerausgeberImPrint Verlag
Erscheinungsdatum17. Aug. 2012
ISBN9783936536867
Teneriffa Pulp: Kanaren Krimi 1/3

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    Buchvorschau

    Teneriffa Pulp - Stefan Brendle

    978-3-936536-86-7

    1

    Mit TUIfly von Frankfurt kommend, war Burdanowski um 6.45 Uhr Ortszeit, eine Viertelstunde früher als geplant, auf dem Aeropuerto de Tenerife Sur gelandet. Nach Verzögerungen erst bei der Gepäckauslieferung, dann am zunächst unbesetzten Schalter seiner Autovermietung und schließlich bei der Mietwagenvergabe, in der verbeulten Karre, die man ihm zuerst andrehen wollte, blinkte es rot und die Seitenscheibe fiel beim Runterlassen in die Tür, fuhr er im dichten Morgenverkehr und jetzt und ohne Aufpreis in einem fast nagelneuen Ford Focus die kilometerweit von Autohäusern, Computerläden, Restaurants, Möbel- und Supermärkten gesäumte Autopista del Sur westwärts, links das Meer und rechts die hohen Berge, und dann nach einer weiten Rechtskurve vor einem Masten-gekrönten Berg voll rein in die Haupttourismuszone Süd, Blick übers glitzernde Wasser auf die im Dunst liegende Nachbarinsel La Gomera und zur Küste runter nun alles ein einziger, von gewaltigen Hoteltürmen überragter Häuserhaufen. Burdanowski fuhr an der Abfahrt nach Los Cristianos vorbei und bei Playa de las Américas raus, auf einer Brücke über die Autobahn und dann, Blech eng hinter Blech und im Schritttempo, hinein in die Retortenstadt. Sein Hotel suchend, hielt er sich zunächst an einen markierten Stadtplan-Flyer, verfuhr sich, fragte dann einen Taxifahrer nach dem Weg, schließlich fand er, was er suchte, einen mittelgroßen, weißblauen Betonklotz mit Balkongängen, fuhr, nach einer Parklücke in der zweispurigen Einbahnstraße spähend, daran vorbei, entdeckte rechts seine Lücke, blinkte und stoppte, hinter ihm Hupen, der Hintermann, zu nahe aufgefahren, musste, wie dann auch dessen Hintermänner, zurückstoßen, quetschte sein Gefährt rückwärts in Position, stieg aus, versenkte den Autoschlüssel in der Hosentasche, schloss die Fahrertür, versuchte dem Abgasqualm auszuweichen, die Karre vor ihm, ein Toyota-Pickup, war mit laufendem Motor geparkt, schaute sich nach Gebührenautomaten um, konnte keine entdecken, sagte »Na, immerhin was« und öffnete gerade die linke Hintertür, als sein Handy klingelte. Burdanowski griff sich das Mobile Phone aus der Nylontasche am Gürtel, schnappte seine US-Feldjacke vom Rücksitz, warf sie über die linke Schulter, checkte den Anruf, auf dem Display die Nummer von Sabrina, der Sekretärin der Frankfurt-Filiale der Kalkbrenner Detective GmbH, schloss die Hintertür, bog um den Wagen, wischte sich den Schweiß von der Stirn, die Luft noch kühl, aber die Morgensonne schon stechend heiß, versuchte vorsichtig die Heckklappe zu öffnen, der Abstand zur nächsten Karre war gering, aber es klappte, drückte die grüne Handytaste und hielt sich das Mobiltelefon ans Ohr.

    »Howdy.«

    »Cowboys reisen mit leichtem Gepäck?«, fragte Sabrinas glockenhelle Stimme.

    Mit der freien Rechten hob Burdanowski erst seine alte Reisetasche und dann den kleinen, abgeschabten Rucksack raus auf die Straße. »Kann man so sagen. Was steht an?«

    »Okay«, sagte Sabrinas Stimme, »ich weiß ja, dass du deinen Kollegen da nicht leiden kannst und seit neuestem eigentlich nur noch dieses komische, dieses radikal-kritische Philosophenzeugs liest. Aber ich hab dir seine Akte säuberlich kopiert und alles in ein nagelneues Ringbuch geheftet und jetzt liegt das Ding hier auf meinem Schreibtisch und du hast es nicht mitgenommen.«

    Burdanowski drückte die Heckklappe zu. »Stimmt, eben fällt’s mir ein, ich hab’s vergessen, gestern Abend.«

    »Ich tu dir noch mal einen Gefallen.«

    Burdanowski zog den Autoschlüssel aus der Hosentasche, sein Daumen betätigte die Schließautomatik. »Jetzt komm, das Geschriebene in der Akte hab ich mir flüchtig zur Brust genommen, Wilfried Körners blöde Fresse kenn ich aus dem FF, die wurde ihm von mir sogar schon poliert, wie du weißt, für das Hotel, in dem er abgestiegen ist, hab ich gebucht, ich spreche außer Deutsch und Englisch auch noch einigermaßen Spanisch und was ich nicht rauskriege hier vor Ort, das kann ich ja bei dir erfragen.«

    »Ja, und ansonsten bist du ja eh vor allem zum Wandern auf der Insel.«

    Burdanowski hatte den Schlüssel wieder in der Tasche versenkt, sich dann den Rucksack über die freie Schulter geworfen und jetzt griff er nach der Reisetasche. »Sagen wir mal, seit Körner hier verschwunden ist, interessiert er mich schon, sein Fall.«

    »Zumindest ein klein wenig.«

    Burdanowski, mit leichtem Gepäck sperrig beladen, quetschte sich zwischen dem geparkten Blech hindurch auf den Gehweg. »So ungefähr.«

    »Und, Teneriffa – erster Eindruck?«

    Burdanowski, jetzt voll im Fußgänger-Betrieb, bahnte sich seinen Weg zum Hoteleingang, aus dem Tattoo-y-Piercing-Shop links dröhnte – Blablaba Bumbum Blablabla Bumbumbum – maximal aufgedrehter Techno-Rap, auf der Straße donnerte panzerartig ein Kipplaster vorbei und dann legte rechts, irgendwo zwischen den Häusern auf der anderen Straßenseite, ein Presslufthammer los.

    »Lärm vor allem, viel zu viel Verkehr und Gestank.«

    »Klingt gut. Noch was?«

    »Na ja, die Landschaft, das, was ich bisher von ihr mitgekriegt habe, erinnert ein bisschen an New Mexico, nein, eher an Arizona, ist allerdings von hier unten betrachtet ziemlich zur Kulisse runtergefahren.«

    »Aber das gibt sich ja dann wohl, beim ersten Aufstieg.«

    Sich unverzagt durchs Gedränge kämpfend, schaute Burdanowski rechts über die Flachdächer weg in Richtung Roque del Conde. »Genau, vielleicht gleich mal auf den Tafelberg dort hinten.«

    »Na dann, viel Spaß noch.«

    »Ebenfalls.«

    Burdanowski erreichte sein Hotel, stieg zwischen wartenden Touristen, Koffern und Taschen die Stufen zum verglasten Eingang hoch, betrat das mit Touristen, Koffern und Taschen besetzte Foyer und blieb zur Orientierung neben einem Haufen Gepäck und zwei fetten Blondinen stehen, beide betonfrisiert, beide deutsch quasselnd und beide abwechselnd auf ihre Armbanduhren und in Richtung Portierstresen weisend. Vor dem Tresen standen zwei dürre Männer, die dort wohl schon länger beschäftigt waren und es nun endlich geschafft zu haben schienen, zumindest aber ihre Papiere zusammenräumten. Burdanowski bewältigte das letzte Stück zum Tresen, setzte neben den beiden Dürren Tasche und Rucksack ab, nahm die Jacke von der Schulter, zog seinen Papierkram aus der Jackentasche, legte ihn auf die Theke, warf die Jacke wieder über die Schulter, sortierte den Hotelgutschein aus, zückte den Geldbeutel, entnahm ihm den Personalausweis, legte den Ausweis zum Gutschein, schob beides, während durchs offene Fenster rechts das bisher noch gut vernehmbare Presslufthämmern vom Quietschen einer Kreissäge übertönt wurde, über die Theke zum Portier, einem jungen Typ, der trotz des militärischen Irokesenschnitts freundlich lächelte und durch nichts aus der Ruhe zu bringen schien, und sagte auf Spanisch: »Das Zimmer ohne Baulärm, überhaupt möglichst ruhig, wenn’s geht.«

    Die beiden Dürren schienen das zu verstehen und hatten zumindest am Personalausweis den Landsmann erkannt. Sie feixten in Richtung Burdanowski und redeten Deutsch, der mit einer Kappe auf dem Kopf zuerst.

    »Ganz ohne Baulärm geht hier nicht«, sagte er. »Aber der Lärm ist weniger geworden, immerhin.«

    Der ohne Kappe nickte. »Dafür stehen sie jetzt massenweise auf der Straße.«

    »Die Arbeitslosenquote im sonnigen Spanien hat die 20 Prozent satt überschritten«, sagte der mit Kappe.

    Der ohne Kappe schüttelte den Kopf. »Nix mehr viel trabajo.«

    Der mit Kappe winkte ab. »Aber die meisten von denen sehen das recht locker.«

    »Ja«, sagte der ohne Kappe, »man braucht auch nicht so viel Geld hier. Heizkosten fallen weg, Winterreifen dito.«

    Der knochige Zeigefinger des Kappenträgers wies auf Burdanowskis Jacke.

    »Auch Wintermäntel braucht man keine, jedenfalls hier unten an der Küste nicht.«

    Meckernd lachten die beiden Dürren und dann machten sie sich auf den Weg zu ihrem Tross. Der Portier hatte Burdanowski mittlerweile statt eines Schlüssels eine Keycard auf den Tresen gelegt und auf der Rückseite eines kartonierten Hoteladressen-Faltblattes die Zimmernummer notiert. Burdanowski verstaute seinen Kram, bis auf den Personalausweis, den der Mann hinterm Tresen noch einbehielt, und dann zerrte er ein zerknittertes und gefaltetes Kuvert aus der Hosentasche.

    »Oiga«, sagte er zum Portier, »machen wir’s kurz und deutlich. Ich bin Privatdetektiv, aus dem gleichen Stall wie der verschwundene, und wenn dir dazu jetzt was einfällt«, Burdanowski zog zweimal zwanzig Euro aus dem Kuvert und legte die Scheine vor sich auf die Theke, »die Detektei will ihren Mitarbeiter nicht einfach so als verschwunden akzeptieren wie eure Polizei hier und ich verfüge über eine gewisse Spesenkasse.«

    Der Portier, Blick erst aufs Geld und dann auf Burdanowski, zögerte einen Moment und dann zuckte er mit den Schultern. »Ich kann dir sagen, an welchem Strand dein Kollege verschwunden ist, ich kann dir die Stelle beschreiben, an der sie sein Zeug fanden, Badetuch, Schuhe, was auch immer, und ich kann dir auch seine Zimmernummer geben. Das Zimmer ist allerdings wieder belegt.«

    »Noch was?«

    »Si, und er hing öfters mit einer Gruppe Deutscher zusammen, meist im Casa Ramon – Café, Bar und Restaurant, hier raus, dann rechts hundert Meter die Straße runter und auf der anderen Seite. Die Deutschen sind, soviel ich weiß, noch nicht abgereist und halten sich dort wohl jetzt gerade zum Frühstück auf.«

    Burdanowski schob die Kohle über den Tresen. »Bueno, und wenn ich noch irgendwelche Fragen habe, …«

    Der Portier lächelte nicht mehr, er grinste. »Dann kommst du zu mir.«

    Auch Burdanowski grinste jetzt. »Und ansonsten weißt du von nichts.«

    »No, nada.«

    Der Portier ließ sein Trinkgeld unter der Theke verschwinden, Burdanowski verstaute das Spesen-Kuvert in der Hosentasche und seine Reisetasche, den Rucksack und auch die Jacke zunächst mal hinterm Tresen und dann ging er den Weg zurück, den er gekommen war, querte das sich gerade leerende Foyer, kämpfte sich durchs Gedränge auf der Treppe und dem Gehweg davor, der Shuttlebus zum Aeropuerto war inzwischen eingetroffen und die Gepäckverladung in vollem Gang, marschierte in Richtung seiner geparkten Karre und dann, bei der Karre angekommen, spurtete er durch den Verkehr über die Straße, marschierte weiter, an Bars, Grills und Schnickschnack-Läden vorbei, umging ein aufgepumptes Schlauchboot und mehrere auf den Gehweg gestellte Ständer mit Strohhüten, Badehosen und Sonnencreme und dann stand er vor dem Casa Ramon, einem größeren Touristen-Schuppen, nach vorne hin offen und noch durch eine Markise erweitert und vollgerammelt bis zum Anschlag. Direkt am Gehweg drei Tische mit grölenden Engländern, die Männer zumeist oben ohne und auch die Frauen schon ziemlich blau, dahinter dann gemischtes Publikum, ältere Ehepaare und auch Familien mit Kindern, und ganz hinten, rechts neben der langen, von einer Touristengruppe und ein paar älteren Spaniern besetzten Theke, sechs irgendwie deutsch anmutende Typen um einen großen Tisch. Burdanowski schlängelte sich nach hinten durch zur Theke, quetschte sich, dort angekommen, auf einen gerade frei gewordenen Hocker, studierte die auf Tafeln geschriebenen Angebote,

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