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MRSA: Die Vertuschungsmaschinerie
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eBook154 Seiten2 Stunden

MRSA: Die Vertuschungsmaschinerie

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Über dieses E-Book

Ein höchst aktuelles Buch, das die Autorin Dolly Hüther vorlegt. Sie berichtet aus erster Hand und hautnah von den Gefahren, denen sie während ihrer Aufenthalte in Krankenhäusern ausgesetzt war und denen andere, wir, ausgesetzt sind, sobald wir auch nur eine Klinik betreten. Mangelnde Hygiene, spät diagnostizierte Erkrankungen, der sogenannte Ärztepfusch und die Bedrohung durch den gemeingefährlichen „Killerkeim“ MRSA gehören fast schon zum un/heimlichen Klinikalltag. Den dramatischen Ereignissen in dieser Sache hätte die Betroffene oft gern Grenzen gesetzt – und fand sich als Kämpferin wieder, um als Patientin der Entmündigung zu entgehen, die Selbstheilungskräfte zu mobilisieren und ein Restvertrauen gegenüber dem Behandlungs- und Pflegepersonal erhalten zu können.

Von diesem Weg, der mal Widerstand, mal Kooperation verlangt, spricht sie ungeschönt und direkt. Über ihre Wut und ihren Mut, ihren Humor und ihre Trauer hinaus nehmen die Lesenden wahr, welches eigenverantwortliche Engagement möglich und nötig ist, um die Versäumnisse der Gesundheitspolitik, die Vertuschungsmanöver der Institutionen und die virulenten Risiken nicht länger passiv hinzunehmen. Sie hat hier stets aus Notwendigkeit gehandelt, das macht ihre Darstellungen und Informationen so wertvoll für die Leserschaft. Dieser Band kann also ansteckend und revitalisierend zugleich sein.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum21. Sept. 2015
ISBN9783739259949
MRSA: Die Vertuschungsmaschinerie

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    Buchvorschau

    MRSA - Dolly Hüther

    (nicht)

    VORWORT

    Das Erscheinen dieses brisanten Buches einer Autorin, die in erster Person aus der Perspektive als betroffene Patientin spricht, bedarf einer editorischen Ergänzung.

    Nachdem der Erstverlag die avisierten Exemplare gedruckt hatte, die dank des aktuellen Themas rasch vergriffen waren, verweigerte er den Nachdruck weiterer Bücher. Offenbar hatte ihn der anfängliche Mut verlassen.

    Nun konnte endlich der Nachdruck weiterer bereits bestellter Bücher durch den zweiten Verlag erfolgen – allerdings hat die Autorin die bereits in der Originalversion unkenntlich gehaltenen Personennamen (z. B. Dr. B.) einem weiteren Verschlüsselungs-System unterzogen, um derart jedwede Identifikation der Protagonisten auszuschließen, sei sie auch noch so unwahrscheinlich. So wurden alle Namen mit XY gekennzeichnet und zusätzlich mit einem alphabetischen Anfangsbuchstaben ergänzt, z.B. Chefarzt Dr. XYA oder Dr. XYB ...

    Ist der Schachzug der Autorin erst mal erkannt, hinterlässt er gewiss ein leichtes Schmunzeln bei den Leserinnen und Lesern, trotz oder gerade im Hinblick auf den Titel dieses Buches.

    Der Autorin danke ich für Ihren Mut und wünsche dem Kreis ihrer Leserschaft wichtige Erkenntnisse bezüglich eines heiklen Themas des noch krankenden Gesundheitssystems, ein Thema, das uns jedoch (auch) mit einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft entlässt.

    Monika Jehl Juni 2015

    EINLEITUNG

    Das ist zu viel, einfach zu viel, was im letzten Jahr und auch in den Jahren zuvor in den Krankenhäusern passiert ist. Das ist nicht mehr nur den Medien wie Tageszeitungen, Fernsehen und Zeitschriften zu entnehmen. Schlimmer ist es, denn die Missstände rücken näher, sind hautnah mitzuerleben, wenn nicht gar am eigenen Leib zu erfahren, wie ich feststellen musste. Und leider häufen sich ähnliche Vorfälle auch in meinem Umfeld. Ich weiß, das Ganze ist ein sehr komplexes Thema, komplexer kann es nicht sein. Und momentan stehen die Krankenhäuser und ihr Personal, ob Ärzteschaft oder Pflegekräfte bis hin zur Verwaltungsspitze, wieder einmal im Fokus der Öffentlichkeit. Doch trotz ihrer erhöhten Medienpräsenz bleibt das ungute Gefühl zurück, im Wesentlichen ändert sich nichts.

    Denn wenn es bei den Demonstrationen auf der Straße (immerhin, Ärzte und Ärztinnen streiken!) nicht um höhere Bezüge oder Vergütungen geht, um Personalnotstand und den damit einhergehenden Arbeitsstress, gilt das Medieninteresse den ExpertInnen.

    Tatsächlich sind es oft nur Experten, die da vorgeführt werden! Was ich mich nach ihren Statements, Interviews und statistischen Verweisen frage, ist: Was kommt von dem Gesagten oder Geschriebenen beim Gros der ZuhörerInnen oder LeserInnen an? Diejenigen, mit denen ich über die Thematik sprach, beendeten oft genug schulterzuckend das Gespräch: Was kann man da schon machen? Allein ist doch sowieso nichts zu ändern! Manche wiegelten gar von vornherein ab: Lassen wir das. Am besten ist’s, das Ganze schnell zu vergessen! Leicht gesagt, wenn die- oder derjenige (noch) nicht zu den Geschädigten zählt. Aber viele dieser Personen haben mich humpeln sehen; einige wussten von meinen mehrfachen Operationen während der letzten Jahre, andere hatten sich erkundigt, wenn ich fünfzehn Wochen wie vom Erdboden verschwunden war, weil ich im Krankenhaus oder in der REHA weilte. Ändern? Will ich etwas ändern? Ja, ich will.

    Aber nicht das war mein Ziel, als ich während meiner Krankenhausaufenthalte und -behandlungen mit meinen Aufzeichnungen begann. Ich war erschöpft – durch den zähen Verlauf einer erst spät diagnostizierten Infektionserkrankung; verzagt über den sich Wochen, Monate hinziehenden Heilungsprozess, unterbrochen durch Rezidivbildungen. Ich war empört, wenn sich ein „Verdacht auf ... im Laborbericht nicht bestätigte, weil die gründlichere Untersuchung aus Kostengründen nicht stattgefunden hatte ..., wütend über mangelnde Hygiene im Krankenhaus, wodurch ich mir den „Killerkeim MRSA zugezogen hatte ... zu perplex und unwissend um das richtige Wort an der richtigen Stelle gesagt zu haben ..., aufgebracht über das Vertuschungsmanöver, das ich jetzt nachweisen kann.

    Es reichte mir! Ich hatte so manches Mal laut aufschreien müssen. Aber das half nicht lange. Also schrieb ich, fertigte Gedächtnisprotokolle an, notierte Verlaufsphasen meiner Erkrankung und ihrer vorläufigen Heilung. Das war der erste, persönlich motivierte Schritt, ein selbsttherapeutischer Versuch sozusagen. Der überarbeitet und vervollständigt jetzt in Form dieses Buches zu einer politischen Lösung an der Basis beitragen möchte. Denn es gibt Gefahren und Probleme in Krankenhäusern, die zu minimieren in der Hand eines jeden, einer jeden hier und heute liegt:

    Hygieneempfehlungen einzuhalten, die in einem Krankenzimmer aushängen, um bereits bei einem Besuch im Krankenhaus sich und andere zu schützen;

    Informationen einzuholen, um über PatientInnen-Rechte unterrichtet zu sein;

    die Aufklärungspflicht seitens der ÄrztInnen zu verlangen, sobald ihr nicht entsprochen wird;

    Erfahrungen zu kommunizieren, um so das eigene Selbstbewusstsein und das Problembewusstsein anderer zu stärken.

    Ich habe mir viele Gedanken gemacht, wie ich die folgenden Berichte und Erfahrungen so gestalten kann, dass sie für möglichst viele Menschen nachvollziehbar sind und ihnen im Falle eines Falles helfen, die richtige Vorsorge und die entsprechenden Entscheidungen zu treffen. Diesem Anspruch hoffe ich mit der Auswahl der folgenden neun Berichte entgegenzukommen.

    KUNSTFEHLER? ODER SCHLICHT PFUSCH?

    Im Radio (SR3, 25.06.2014) wird von gesundheitsschädigenden Legionellen (Bakterien) berichtet, die in einem Saarlouiser Krankenhaus aufgefunden worden waren. Ach – jetzt dort gefunden? Ich kann nur bitter lächeln. Es handelt sich um ein ziemlich altes Problem, das, wie es aussieht, wieder einmal nicht rechtzeitig gelöst worden ist.

    Mein Ehemann hat über fünfundzwanzig Jahre lang bei einer Wassertechnikfirma gearbeitet. Bereits in den 80-90er Jahren wurde da in Fachvorträgen vor Installateuren auf diese Problematik aufmerksam gemacht. Alte oder marode Rohre sollten rechtzeitig ausgetauscht werden, damit in der Warm- und Kaltwassererzeugung wie in ihren Zuleitungen sich keine pathogenen Legionellen bilden. Sobald stark legionellenhaltiges Wasser eingeatmet werde (beispielsweise per Inhalationsgerät, oder beim Duschen), gefährde es den Menschen. Ich höre weiter: Großartig, dieses Krankenhaus ist jetzt frei von Legionellen. Die Nachricht wird verkündet, als ob eine Naturkatastrophe überstanden wäre.

    Am Tag zuvor lautete die Überschrift der Saarbrücker Zeitung (Nr. 143, Seite A 3, Thema des Tages) in roter Schrift: „Ärztepfusch". Und weiter: „Eine vergessene Schere im Bauch, falsche Diagnose, schlecht behandelte Knochenbrüche – die Liste ärztlicher Fehler ist lang. Viele Patienten [es sind Patientinnen, die es sehr viel öfter trifft] schalten Experten ein. [Keine Expertinnen?] Mehr als 12 000 Beschwerden gab es 2013, in 2243 Fällen war ein Behandlungsfehler nachweisbar." Und – wie hoch ist die Zahl derer, die infolge solcher Fehler gestorben sind? Von den vielen unnötigen Toten ist keine Rede! Auch das Verschweigen hat System, so funktioniert die Vertuschungsmaschinerie. In der Spalte HINTERGRUND sind keine konkreten Fälle beschrieben, erst recht keine Namen genannt. Aber immerhin werden die Adressen von Institutionen angegeben, die mit Rat und Tat zur Seite stehen wollen. Doch sobald ich diese sogenannten helfenden Institutionen mit meinen Interessen als MRSA-Betroffene abgleiche, muss ich feststellen, dass der unter anderem gelistete Medizinische Dienst der Krankenversicherungen mir gar nicht weiterhelfen wird, er würde mich an die Krankenkasse verweisen. Die Hauptaufgaben des MDK bestehen darin, Gutachten zu erstellen, wenn Pflegestufen festzulegen sind. Von wegen Krankenkassenadressen, von wegen Anlaufstellen der Ärztekammer. Im Verlauf meiner Aufzeichnungen wird nachvollziehbar, wie sich die Institutionen aus der Affäre ziehen statt zu helfen. Wenn die Zeitungsspalten stattdessen genutzt worden wären, einen betroffenen Patienten, eine Patientin zu Wort kommen zu lassen, könnten sich ihre diesbezüglichen Erfahrungen für LeserInnen als hilfreicher herausstellen.

    Und angesichts der öffentlich bekannt gewordenen Häufigkeit von Behandlungsfehlern und Fehldiagnosen beruhigen folgende Sätze keineswegs mehr: Och, das sind Einzelfälle ... oder: Das kann dir überall passieren. Aber die Experten selbst machen es vor und betreiben Augenwischerei. Bei jeder Gelegenheit wird meines Wissens wenn nicht negiert, dann auf fahrlässige Art und Weise relativiert. Wie von Herrn Josef Mischo, Präsident der Ärztekammer des Saarlandes, in einem Interview (gleiche Zeitung, gleiches Datum): „Überall, wo Menschen arbeiten, können Fehler passieren." Stellen Sie sich vor, da hat uns der Herr Präsident aber auf etwas ganz Neues aufmerksam gemacht. Natürlich bin ich hellhörig und kritisch geworden nach all den gemachten Erfahrungen, insbesondere was das Verdrängen, Herunterspielen oder Vertuschen von Missständen im Krankenhaus angeht. Die betreffen einfache Vorsorgemaßnahmen, die angemessene Behandlung von PatientInnen, die Verbreitung gemeingefährlicher Keime wie auch unterlassene Nachforschungen über die Ursache ihres Auftretens, vom Pfusch einmal ganz zu schweigen.

    Ich hätte nichts dagegen, als Einzel-, Sonder- oder bedauernswerter „Krankenhausunfall" dazustehen. Leider ist dem nicht so. Aus den folgenden tatsächlich passierten Vorfällen, die sich bis auf einen in meinem Umfeld ereignet haben, wird deutlich, inwieweit das Vertrauensverhältnis zwischen ÄrztInnen und PatientInnen bereits auf dem Spiel steht; wie sehr sich die Umgangsweisen verändert haben, auch die von PatientInnen und Pflegekräften in den Krankenanstalten. Das beobachte ich schon länger. Erschreckend sind die Geschichten geworden, als sie immer näher rückten und sich häuften. Das schärfte meinen Blickwinkel.

    TALK-SHOW

    Kürzlich erzählte eine junge Frau während einer Sendung mit Markus Lanz, im Alter von fünfzehn Jahren sei ihr rechtes Bein operiert worden, obwohl das linke krank war. Heute fehlen ihr beide Beine. Diese Frau hat einen Prozess angestrengt – und gewonnen. Die Höhe des Schmerzensgeldes aber, das ihr zugestanden wird, reicht gerade einmal aus, um sich den unbedingt nötigen Kauf eines Autos leisten zu können. Und was für eins? Einen alten Gebrauchtwagen. Auch hier handelt es sich nicht um einen Einzelfall, wie ich beweisen werde. Um gehört zu werden, wünsche ich mir manchmal, einen Bekanntheitsgrad zu haben wie ein Günther Wallraf oder Michael Moor. Haben sie mit ihren Recherchen nicht eine Menge an unglaublichen Zuständen aufgedeckt und eine Veränderung auf den Weg gebracht?

    DIE GEBÄRMUTTER

    Von einem der Ereignisse, die sich in der letzten Zeit häufen, berichtete meine Freundin B.S. Erst wenige Tage zuvor war sie aus einer Klinik heimgekehrt. Sie verständigt mich telefonisch darüber, und ich möchte wissen, ob sie die notwendig gewordene Kürettage schmerzfrei überstanden hat. Da wispert sie wie ein Mäuschen in den Hörer:

    Nein, die Behandlung zu diagnostischen Zwecken konnte gar nicht erst durchgeführt werden, weil die operierende junge und unerfahrene Ärztin meine Gebärmutter durchstochen hat. So konnte die Ausschabung nicht vorgenommen werden. Zuerst einmal mussten sie die von ihnen verursachte Wunde verschließen, und das muss jetzt verheilen.

    B. S. erinnert mich daran, dass während der ärztlichen Vorbesprechung der Chefarzt ihr versichert hatte, bei einer Risikopatientin, wie sie eine sei, die Operation persönlich durchzuführen ...

    Als der Heilungsprozess endlich abgeschlossen war, wurde Frau S. zu weiteren Voruntersuchungen ins Krankenhaus bestellt. Der operative Eingriff sollte dann am nächsten Morgen erfolgen, um die notwendige Gewebeprobe zu entnehmen. Sicherheitshalber informierte Frau S. sowohl das Pflegepersonal als auch die ÄrztInnenschaft detailliert über die unhygienischen WC-Bedingungen, die Frau S. bei ihrem Erstbesuch vorgefunden hatte. Sie wies darauf hin, nicht mehr gewillt zu sein, sich in einer derart verschmutzten Umgebung umzuziehen. Ihren Krankenhausunterlagen sei zu entnehmen, dass sie mit ihren Allergien, der Neurodermitis und dem Asthma als Risikopatientin von den Behandelnden eingestuft worden sei. Sie selbst wolle und müsse sich schützen, wenn gewisse Räumlichkeiten im Krankenhaus nicht einmal den Regeln einer Grundreinigung entsprächen.

    Pünktlich erscheint Frau S. am nächsten Morgen zur Aufnahme. Trotz OP-Termin ist leider kein Bett für die Patientin frei. Trotzdem wird Frau S. gebeten, sich umzuziehen, und wieder steht sie in dem verdreckten WC-Raum.

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