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Die Kapelle von Monplaisir: Ein Reinkarnationsbericht nach persönlichen Erinnerungen des Autors
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Die Kapelle von Monplaisir: Ein Reinkarnationsbericht nach persönlichen Erinnerungen des Autors
eBook228 Seiten3 Stunden

Die Kapelle von Monplaisir: Ein Reinkarnationsbericht nach persönlichen Erinnerungen des Autors

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Über dieses E-Book

Ein spannender Reinkarnationsroman, der auf inneren Erlebnissen des Autors basiert.
Die Geschichte eines erfolgreichen deutschen Geschäftsmannes, der über die ihn erschütternden Erlebnisse während einer Reinkarnationstherapie an die Schauplätze seines früheren Lebens geführt wird. Er trifft auf die Nachfahren seiner eigenen früheren Familie, gerät in karmische Verwicklungen und und findet mit Hilfe seiner geistigen Führung letztlich seine Lebensaufgabe.
Die Erzählung erhellt nicht nur die verschlungenen Pfade des Karma, sondern schildert auch das geheimnisvolle Wirken unserer geistigen Führer sowie die Entwicklung der esoterischen Traditionen durch die Jahrtausende.
Ein immer spannender Roman, der über die Handlungsstränge hinaus eine Fülle an geistigem Wissen vermittelt.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum5. Juni 2012
ISBN9783844833379
Die Kapelle von Monplaisir: Ein Reinkarnationsbericht nach persönlichen Erinnerungen des Autors
Autor

Axel Philippi

Axel Philippi, geb. 1946, Vater von vier Kindern, war bis 1985 geschäftsführender Gesellschafter einer Werbeagentur und als Berater für multinationale Unternehmen tätig. Aufgrund medialer und transpersonaler Erfahrungen verkaufte er sein Unternehmen und arbeitete von da an als spiritueller Heiler. Er ist Mitbegründer eines internationalen Heilerkreises mit Sitz in Frankreich und bildet seit Jahren geeignete Persönlichkeiten zu Geistheilern aus.

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    Buchvorschau

    Die Kapelle von Monplaisir - Axel Philippi

    ERKENNTNIS

    VORWORT

    Anstoß für diesen Roman waren persönliche Erinnerungen an mein letztes Leben sowie Erfahrungen meiner Patienten im Rahmen von Reinkarnations-Therapien.

    Seit 1984 arbeite ich als Geistheiler, und es wurde mir schon bald bewusst, dass Erkrankung wie Heilung letztlich immer Bewusstseinsprozesse sind. Ich erlebte, dass Krankheitsbilder erst dann endgültig verschwanden, wenn es gelang, ihre seelischen Ursachen im Bewusstsein des Patienten aufzuspüren und zu verändern. Ich begriff, dass Handauflegen allein nicht ausreichte, wenn nicht nur das Symptom bekämpft werden sollte. In meinen Sachbüchern („Die Flamme der Erkenntnis und „Aus dem Tagebuch eines Heilers) belege ich das an vielen Fällen aus meinem Patientenkreis.

    Trance-Therapien, wie die Reinkarnations-Therapie, gehörten deshalb schon früh zu meinen begleitenden Techniken im Heilungsprozess; und so machte ich die Erfahrung, dass oft unerlöstes und traumatisiertes Geschehen früherer Leben über Zeit und Raum hinweg Schicksal und Krankheit im heutigen Leben begründeten und nur durch den gezielten Einsatz der Reinkarnations-Therapie Hilfe und Befreiung möglich war.

    Der vorliegende Roman versucht nun, diese Zusammenhänge dem Leser auf spannende und unterhaltsame Weise nahe zu bringen.

    DIE KAPELLE VON MONPLAISIR

    autlos flackern Szenen brutaler Gewalt über den Bildschirm. Das blutüberströmte Gesicht eines Polizisten mit klaffender Stirnwunde. Knüppel, die voller Wut auf die gebeugten Köpfe und Schultern durchnässter Demonstranten niedersausen. Geifernde Hunde, die sich immer wieder in Arme und Beine der aufgebrachten Menge verbeißen, die trotzig nicht zurückweichen will. Stiefel, die Transparente und Fahnen in den Schmutz des von den Wasserwerfern aufgeweichten Bodens des Wiesengeländes entlang der Bahnstrecke treten. Rauchschwaden verdunkeln zeitweise das Bild. Und immer wieder der Schwenk der Kamera von den fanatisch aufgerissenen Augen und lautlos schreienden Mündern der Atomgegner zu den gesichtslosen weißen Helmen der Bereitschaftspolizisten in ihren anonymen Einheitsuniformen.

    Angewidert hat Achim Wegener bereits vor einer Weile den Ton seines Fernsehers abgestellt. Die Spätnachrichten sind voll von den Ereignissen rund um den jüngsten Castor-Transport nach Gorleben. Eigentlich hat er das Gerät nur angestellt, um sich von seiner aufsteigenden Unruhe abzulenken. Die Enge und die sterile Atmosphäre seines Hotelzimmers und ein diffuses Unbehagen vor dem Unbekannten, das ihn morgen erwartet, ließen ihn keinen Schlaf finden. Sein Reisewecker zeigt 23 Uhr 45 an, eine Zeit, zu der er normalerweise bereits schläft. Die bedrückenden Bilder bürgerkriegsartiger Aggression und das bläuliche Leuchten des flackernden Bildschirms, das den ganzen Raum in ein gespenstisch bleiches Licht taucht, machen ihn noch unruhiger, und so benutzt Wegener die auf dem Nachttisch liegende Fernbedienung, um sich davon zu befreien und abzuschalten. Zögernd erhebt er sich dann aus dem Bett, unschlüssig, ob er sich noch einmal anziehen und in der Hotelbar Gesellschaft und Ablenkung suchen oder sich mit Hilfe des Inhalts der Minibar seines Zimmers entspannen und beruhigen soll. Zu träge, um sich wieder anzukleiden, entschließt er sich für letzteres. Mit einem Fläschchen Aquavit stellt er sich dann an eines der Fenster, das sich zu seinem Bedauern nicht öffnen lässt, und schaut hinunter auf das gleißende Lichtermeer der nächtlichen Großstadt. Das neu gebaute Hotel einer internationalen Kette steht auf einem Hügel am Stadtrand, und von seinem Zimmer im 24. Stock hat er einen grandiosen Panoramablick auf das auch noch zu dieser Zeit pulsierende Leben in den Straßen der Metropole. Während das eiskalte ölige Getränk in kleinen Schlucken durch seine Kehle rinnt und er hinaus in die Dunkelheit starrt, wird ihm bewusst, dass es auch damals, vor einigen Monaten, eine schlaflose Nacht war, mit der alles begann.

    Seit fast einem Jahr plagen Achim Wegener nun schon eine nagende Unruhe und eine unerklärliche Unzufriedenheit. Sein Beruf, sein geliebtes Tennisspielen am Ende eines stressreichen Arbeitstages mit dem anschließenden obligatorischen Altstadtbummel unter Freunden, ja nicht einmal die zärtlichen Stunden mit seiner Geliebten Sonja Zoellermann auf seiner Segeljacht am Bodensee konnten bis jetzt etwas an diesem deprimierenden Zustand ändern. Mitte vierzig ist Wegener im Zenit seines beruflichen Erfolges.

    Frisch von der Uni kommend, war der ehrgeizige Doktor der Ökonomie und Soziologie vor sechzehn Jahren als Juniorpartner in die neu gegründete deutsche Tochter einer internationalen Unternehmensberatungsgesellschaft eingetreten. Binnen zehn Jahren hatten ihn seine analytischen und strategischen Fähigkeiten, im Verbund mit einer glänzenden Rhetorik, an die Spitze des Unternehmens katapultiert und Dr. Wegener zu einem gefragten Gesprächspartner und Berater in den Chefetagen multinationaler Großfirmen werden lassen. Sein sechsstelliges Jahreseinkommen ließ keine Wünsche offen, und doch musste sich der agile Manager in der letzten Zeit immer öfter eingestehen, dass er zunehmend unzufriedener wurde und ihm Umsatzsteigerung und Gewinnmaximierung der inzwischen auf über hundert Mitarbeiter angewachsenen Consulting-Firma immer weniger bedeuteten. Auch ein mehrtägiges Durchchecken in einer bekannten Diagnoseklinik im Taunus hatte keine Anhaltspunkte für körperlichen Ursachen seines deprimierenden Desinteresses und seiner Antriebslosigkeit ergeben. Als er darüber mit Sonja Zoellermann sprach, die als Diplom-Psychologin in einer psychosomatischen Klinik arbeitete, bestätigte sie ihm, dass ihr seine Veränderung in den letzten Wochen bereits schmerzlich aufgefallen war. Sie meinte ironisch, dass er wohl, laienhaft ausgedrückt, eine Midlife-Crisis beziehungsweise eine Sinnkrise habe. Achim Wegener fand das wenig hilfreich, da er jetzt zwar eine Diagnose, aber keinen Weg aus der Krise kannte. Außerdem wusste er immer noch nicht, warum und wieso ihm alles, was ihm bisher so viel Befriedigung und Freude bereitet hatte, plötzlich so gleichgültig war. Alle gut gemeinten psychologischen Erklärungsversuche seiner Freundin überzeugten ihn nicht, da sie ihm zu oberflächlich schienen, zumal er intuitiv das Gefühl hatte, dass sich da etwas tief in seinem Wesen – von ihm anfänglich unbemerkt – schleichend verändert hatte, ohne dieses „etwas" näher beschreiben oder gar benennen zu können.

    Und noch etwas gab ihm zu denken. Seit einiger Zeit fand er sich von Lebensformen und Philosophien angezogen, die ihm früher nichts bedeutet hatten. Erstmals hatte er das deutlich gespürt, als er sich anlässlich eines Familientreffens mit Rainer, dem Sohn seiner älteren Schwester, über dessen Diplomarbeit unterhalten hatte. Eigentlich wollte er nur höfliches Interesse zeigen. Aber dann fand er sich mitten in einer angeregten Diskussion, und zu seiner eigenen Überraschung fühlte er sich so lebendig und geistig angeregt wie schon lange nicht mehr. Rainer studierte Theologie an einer katholischen Universität und wollte später dieses Fach selbst lehren. Seine Diplomarbeit befasste sich mit dem Wesen der Engel und ihrem Bedeutungswandel im Katholizismus der Neuzeit. Zu seinem nicht geringen Erstaunen musste Achim Wegener hören, dass sein Neffe – sonst ein moderner und allem Neuen gegenüber aufgeschlossener junger Mann des Computerzeitalters – fest an die Existenz dieser mystischen Wesen glaubte und sogar der Überzeugung war, dass jedermann mit ihnen in Kontakt treten könne. Nach Hause zurückgekehrt, hatte er noch lange über das interessante Gespräch nachgedacht und beschlossen, das Angebot seines Neffen anzunehmen, in der nächsten Zeit einmal gemeinsam in einem Kloster an einer von einem bekannten Priester der Charismatischen Bewegung gehaltenen mehrtägigen Engel-Meditation teilzunehmen.

    Kurz darauf kam dann diese bewusste Sommernacht, als er, erfolgreich wie immer, von einer größeren Kundenpräsentation nach Hause zurückgekehrt war, sich noch auf die überdachte Terrasse seiner Penthousewohnung gesetzt und bei einer Flasche Bordeaux versucht hatte, die Gedanken des Tages abzuschütteln, um dann wie gewohnt ins Bett zu gehen. Aber je später es wurde, um so wacher fühlte sich Dr. Wegener. Sein Blick fiel auf das Radio auf dem Beistelltisch, das wohl seine Putzfrau dort vergessen hatte, die ihre Pausen – wenn es das Wetter erlaubte – gern auf der Terrasse verbrachte. Mit einem Seufzer schaltete er das Gerät ein. Alles, was ihn ablenken und ihn Schlaf finden lassen würde, war ihm jetzt willkommen. Verblüfft richtete er sich in seinem Sessel auf, als unvermittelt das laute Stöhnen und Schluchzen eines Mannes aus dem Lautsprecher ertönte. Sein erster Gedanke war, dass er da wohl in ein spätes Hörspiel des Kulturprogramms oder in die Wiedergabe einer der von ihm nicht geschätzten modernen Theateraufführung geraten sei. Er wollte schon nach dem Drehknopf greifen, um ein entspannenderes und unterhaltsameres Programm zu suchen, als ihn der weitere Verlauf der merkwürdigen Sendung zuerst stocken und dann wieder in die Kissen zurücksinken ließ.

    Die von wildem Schluchzen unterbrochenen Wortfetzen aus dem Lautsprecher zeichneten nach und nach das Bild eines Mannes, der sich anscheinend in einem unterirdischen Verlies befand. Frierend und mit Fußfesseln an die feuchte Steinmauer gekettet, versuchte der vom Hunger geschwächte Gefangene gerade die Attacken einiger Ratten abzuwehren, die in ihm wohl eine leichte Beute sahen. In der Stimme des Mannes schwangen Panik und Entsetzen mit, als er fast schreiend schilderte, wie sich zwei der schmutzigen Nager an seinem linken Bein festbissen und sich auch durch Schläge mit seinem zerbeulten Essgeschirr nicht vertreiben ließen. Plötzlich wurde die hysterische Stimme des Gefangenen überlagert von einer sonoren zweiten Stimme, die in beruhigendem Tonfall auf das Opfer einredete und ihm immer wieder suggerierte, dass sein Erleben nur Erinnerung sei und in Wirklichkeit jetzt gar nicht stattfände.

    Langsam beruhigte sich der keuchende Atem und das Schluchzen dessen, der das alles scheinbar gerade erlebte, und Dr. Wegener wurde Zeuge, wie die zweite Stimme den in seinen Erinnerungen Gefangenen nun mit Hilfe von Suggestionen schrittweise aus seinem Erleben befreite und behutsam ins Hier und Jetzt zurückführte. Inzwischen war es dem gespannt Lauschenden klar geworden, dass er zufällig in die Life-Reportage einer ihm unbekannten Therapieform geraten sein musste.

    „Das, meine Damen und Herren, war aus unserer Reihe „Neue Wege in der Psychotherapie der zweite und letzte Teil einer Reinkarnationstherapie unseres Reporters Werner Schon. Sie erinnern sich: Werner Schon und der Moderator dieser Sendereihe, Alexander Lorrang, wollten am eigenen Leib – oder vielleicht sollte ich besser sagen an der eigenen Seele – erfahren, was dran ist an dieser umstrittenen Therapieform. Werner Schon als Patient, der bereit war, auf diese Trancereise zu gehen, und Alexander Lorrang als kritischer Begleiter und Beobachter. Der Therapeut war Dr. Wolfgang Pauly, bekannter Psychologe und Hypnosetherapeut aus Frankfurt. Nach einer kleinen Musikpause schalten wir um in unser großes Life-Studio, wo sich alle drei heute nacht den kritischen Fragen eines interessierten Publikums stellen werden. Bis gleich also!

    Die Stimme der Ansagerin verstummte, und Klänge einer fremdartigen, orientalischen Musik füllten das nächtliche Dunkel auf der Terrasse. Der Duft der blühenden Kastanien im Garten, deren Kronen fast zu ihm herauf reichten, der schwere französische Rotwein in Verbindung mit den faszinierenden Klängen erzeugten in Achim Wegener ein Gefühl von Losgelöstheit und Unwirklichkeit. Er fühlte sich von dem Gehörten angezogen und gleichzeitig von dem Gedanken an mögliche Erinnerungen, die nicht diesem Leben entstammten, erschreckt und abgestoßen. Auf jeden Fall war jetzt seine Neugier so stark geweckt, dass er beschloss, auch der kommenden Diskussion zu folgen, die soeben von der Radiosprecherin angesagt wurde.

    Anderthalb Stunden später – es war inzwischen kurz vor eins – hatte das Weltbild des gestandenen Managers empfindliche Risse bekommen. Alles, woran er bisher glaubte beziehungsweise nicht glaubte, wurde durch diese Sendung auf den Kopf gestellt. Die Fragen aus dem Auditorium, die Antworten der unmittelbar Beteiligten und viele Selbsterfahrungen zugeschalteter Zuhörer zeichneten einen Entwicklungsweg der menschlichen Seele auf, der Dr. Wegeners stolzem Intellekt und der Weltanschauung, auf der er bisher fußte, völlig entgegen lief. Nicht, dass er alles blind geglaubt hätte, was er da hörte, aber an der Ernsthaftigkeit der Akteure und der Glaubwürdigkeit der Zuhörer, die von eigenen Rückerinnerungen, und zwar von der einfachen, spontanen Déjà-vu-Erfahrung im Alltag bis zu komplexen, detaillierten Erinnerungen im Rahmen von Reinkarnationstherapien, berichteten, war seinem Eindruck nach nicht zu zweifeln. Es stellte sich höchstens die Frage nach der Wirklichkeit dieser Erfahrungen. Aber hatte er nicht selbst vor einigen Wochen, im Rahmen eines Manager-Seminars, einen Vortrag über die Diskrepanz zwischen Erfahrung und Wirklichkeit gehalten und seinen Zuhörern klar zu machen versucht, dass Wahrnehmungen immer nur vor dem Bewusstseinshintergrund dessen, der sie macht, zu verstehen und zu bewerten sind, dass Information und Wissen und das sich daraus ableitende Wirklichkeitsgefühl immer subjektiv seien und so etwas wie objektive Erfahrung und Wirklichkeit zwar viel zitierte, aber doch sehr fragwürdige Angelegenheiten seien. Und er hatte seinen interessiert lauschenden Zuhörern von Farbwahrnehmungstests berichtet, die bewiesen, dass das gleiche ‘Rot’, das gleiche ‘Blau’ von vielen Betrachtern unterschiedlich wahrgenommen und emotional bewertet wurde. Weiter zitierte er die Erkenntnisse der Atomphysik, dass ein Photon, die kleinste Lichteinheit, sich, je nach innerer Ausrichtung und damit Bewusstseinslage des Betrachters, entweder als Welle oder als Teilchen darstelle. Also welche Erfahrung war dann wahr und wirklich? Oder sollte es mehrere Wirklichkeiten und Wahrheiten geben? Es war gegen vier Uhr, als Dr. Wegener endlich todmüde ins Bett fiel. Aber selbst im Traum verfolgten ihn noch diese Fragen, und als er früh am Morgen durch sanfte Musik seines Radioweckers geweckt wurde, fühlte er sich wie erschlagen und unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Er rief im Büro an und ließ alle Termine durch seine Sekretärin auf einen späteren Zeitpunkt verschieben.

    In den folgenden Wochen ließ Achim Wegener das Thema „Reinkarnation nicht mehr los. Vierzehn Tage nach diesem nächtlichen Erlebnis flog er zu Gesprächen mit der Europazentrale seiner Firma nach Brüssel. Als er nach dem Abheben der Maschine die Frankfurter Rundschau durchblätterte, fiel sein Blick auf die Überschrift „Vierjähriges indisches Mädchen erinnert sich an sein letztes Leben. Und darunter: „Familie identifiziert sie als ihre vor fünf Jahren durch tragische Umstände ums Leben gekommene Tochter!" In einem dreispaltigen Artikel wurde dann berichtet, dass man zuerst den Erzählungen des Mädchens keinen Glauben geschenkt habe. Aber als die Kleine nicht aufhörte, von ihrem früheren Leben, ihren Eltern und Geschwistern zu erzählen, machte sich ihr jetziger Vater auf die Suche und fand tatsächlich in einer Nachbarstadt eine Familie, auf die alle Angaben des Kindes zutrafen. Das Wiedersehen mit ihrer alten Familie verlief für alle Beteiligten sehr erschütternd. Als das Mädchen schilderte, dass sie als Siebenjährige mit ihrer damaligen Mutter auf dem Markt war, als sie von einem durchgehenden Maultier und seinem Karren überrollt und tödlich verletzt wurde, brach die Mutter von damals, die den frühen Tod ihrer einzigen Tochter nie verwunden hatte, ohnmächtig zusammen. Anschließend kamen in dem Artikel Experten zu Wort, die langatmig erläuterten, dass man eine solche Geschichte nur erklären könne, wenn man an Wiedergeburt glaube. Es blieb dem Leser überlassen, sich eine eigene Meinung zu bilden.

    Als Dr. Wegener bald darauf mit Sonja Zoellermann ein verlängertes Wochenende auf seiner Yacht am Bodensee verbrachte, ließen Sturm und Regen den geplanten Segeltörn buchstäblich ins Wasser fallen. Gezwungen, im Hafen zu bleiben, besichtigten die zwei die Altstadt von Konstanz. Auf der Suche nach Lesestoff, um sich die Zeit zu vertreiben, betraten sie ein Zeitschriftengeschäft. Dr. Wegeners Blick fiel auf einen Buchständer im Eingangsbereich und blieb gleich an dem Autorennamen „Dr. Wolfgang Pauly eines Taschenbuches hängen. Der Titel lautete „Heil werden durch Seelenwanderung. Wie der Klappentext verriet, ging es in dem Buch unter anderem um Fallbeispiele erfolgreicher Behandlungen chronisch Erkrankter durch Reinkarnationstherapie. Wegeners Interesse war geweckt, zumal er sich jetzt erinnerte, dass der Name des Buchautors und der des Therapeuten der Life-Reportage im Radio identisch waren. Zum Erstaunen seiner Begleiterin erstand er das Buch und vergaß dabei ganz die Wirtschaftsblätter und Managermagazine zu kaufen, die sonst seine bevorzugte Lektüre waren. Sonja Zoellermanns Erstaunen wuchs noch, als ihr Freund auf dem Rückweg zur Yacht auf ihr Befragen hin nach und nach mit der Sprache herausrückte und ihr von seinen Erlebnissen der letzten Wochen, und wie sehr sie ihn beschäftigten, erzählte. Die junge Dipl.-Psychologin, von Ausbildung und Selbstverständnis her Freudianerin, hielt gar nichts von der Idee der Wiedergeburt und brachte dies auch unmissverständlich zum Ausdruck. Daher glaubte sie auch nicht, dass traumatische Erfahrungen vergangener Leben Einfluss auf die jetzige Existenz haben und schon gar nicht Ursache heutiger Beschwerden sein könnten. Sie hielt das ganze Gerede um Seelenwanderung und Wiedergeburt schlicht für ausgemachten Humbug. An dieser Stelle brach Achim Wegener das Gespräch, das in eine unfruchtbare Glaubensauseinandersetzung auszuarten drohte, ab, da er sich nicht das Wochenende mit seiner Geliebten verderben wollte, und beschloss, das Buch zu Hause in Ruhe zu lesen.

    Er las es gleich zweimal. Und dann stand für ihn fest, dass er so schnell wie möglich bei Dr. Pauly eine vierwöchige Reinkarnationstherapie buchen wollte. Die Idee, sich selbst in den unterschiedlichsten Rollen zu begegnen und sich dadurch besser verstehen zu können, überzeugte und faszinierte ihn immer stärker, je länger er darüber nachdachte. Und so hatte er seinen Jahresurlaub, den er eigentlich allein in einem Seglerparadies der Karibik verbringen wollte, klammheimlich abgesagt, um Zeit für dieses therapeutische Abenteuer zu haben. Er hielt seine Absicht geheim, um seinen Freunden und Bekannten, die seinem Vorhaben sicherlich mehrheitlich kritisch – um nicht zu sagen ablehnend – gegenüber stehen würden, nicht schon im Vorfeld der Therapie Rede und Antwort stehen zu müssen.

    Nun ist es endlich soweit! Grübelnd schaut er am Vorabend der Therapie aus seinem Hotelfenster in die Nacht hinaus und fragt sich wohl zum hundertsten Mal, was da ab morgen auf ihn zukommt? Ob er sich überhaupt wird darauf einlassen können, und – wenn ja – wie es ihn wohl verändert? Ob sein Leben noch das gleiche sein wird? Lange nach Mitternacht, nach einer Dose Bier und zwei weiteren Fläschchen Aquavit, fühlt er sich müde genug, um Schlaf zu finden. „Aqua vita" – Wasser des Lebens! Was für eine sinnige Bezeichnung für einen Schnaps, aber vielleicht auch ein gutes Omen für das Kommende, denkt er noch ironisch, und ist bald darauf fest eingeschlafen.

    Es ist kurz vor 10 Uhr, als Achim Wegener am nächsten morgen zum ersten Mal die Praxis von Dr. Pauly betritt. Auf den ersten Blick unterscheidet sie sich in nichts von anderen modernen Praxen. Weiße Designermöbel auf türkisblauem Teppichboden und avantgardistische Bilder unbekannter Künstler an den Wänden. Fast wirkt die Atmosphäre etwas steril. Zumindest würde man vom Interieur her nicht ohne weiteres vermuten, hier an einem Ort zu sein, wo es um die Erforschung der Seele und ihrer emotionalen Bilderwelt geht. Am Empfang bittet ihn eine Praxishelferin, noch einen Moment in einem Wartezimmer Platz zu nehmen, das von einer massigen weißen Ledergarnitur beherrscht wird. Bereits nach wenigen Minuten öffnet sich eine zweite

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