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Spielzeit: Tanz um Liebe
Spielzeit: Tanz um Liebe
Spielzeit: Tanz um Liebe
eBook379 Seiten5 Stunden

Spielzeit: Tanz um Liebe

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Über dieses E-Book

Spielzeit führt den Leser in die exotische Welt hinter dem Bühnenvorhang und erlaubt einen intimen Blick auf die Menschen und Geschehnisse im Theater.
Es handelt von Triumph und Scheitern. Von der Passion für den Tanz, misslungenen Vorstellungen, den Sorgen des Ballettmeistern und den beglückenden und anstrengenden Momenten des Theateralltags. Dem Beginn und Ende von Karrieren, von Verletzungen und Enttäuschungen und dem Entstehen des Ballettabends Romeo und Julia.
Eine Geschichte von manipulierter Kindheit, Gefühllosigkeit, Konkurrenz und Einsamkeit - aber auch vom Ballett als der „schönsten Sache der Welt.“
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum15. Okt. 2014
ISBN9783735714664
Spielzeit: Tanz um Liebe
Autor

Michael Heuermann

Michael Heuermann, geboren 1952 in Berlin, studierte dort klassischen Bühnentanz an der Tanzakademie Tatjana Gsovsky / Gert Reinholm. Seine ersten Engagements führten ihn an das Staatstheater Wiesbaden/ an das Nationaltheater Mannheim und an die Städtischen Bühnen Augsburg. Am Staatstheater Oldenburg arbeitete er bis zu seinem Ausscheiden aus dem Theater als 1. Solotänzer, Trainingsleiter, Choreograph und Ballettmeister. Es folgten Ausbildungen in Rhythmischer Erziehung sowie Ballettpädagogik. Nach einem Studium der Erziehungswissenschaften und verschiedenen therapeutischen Ausbildungen arbeitete er viele Jahre als approbierter Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut sowie als Tanztherapeut / Heilpraktiker. Seit 2012 lebt er wieder in Berlin und ist Lehrbeauftragter an der Universität der Künste. Nach seinen Fachbüchern "Musik-Bewegung-Gestaltung", "Geträumte Tänze - getanzte Träume" und "Aus der Reihe tanzen" erschienen seine Dissertation "Tatjana Gsovsky – Der Berliner Stil zwischen Der Idiot und Tristan" sowie die Biografie "Tatjana – Leben und Werk der Choreographin und Pädagogin Tatjana Gsovsky".

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    Buchvorschau

    Spielzeit - Michael Heuermann

    Glossar

    Das Theater geht wieder los

    Nach 12 Tagen Hitze hat Paul nun wirklich genug vom Sommer. Für heute, am 28. August 1975 sind schon wieder über 30 Grad vorhergesagt. Bei diesen Temperaturen, besonders wenn sie mit feuchter Luft daherkommen, wird Paul für alle Menschen mit denen er zu tun hat, ziemlich unerträglich. Hitze lähmt ihn. Würde man ihn schon normalerweise nicht gerade zu den Optimisten zählen, an solchen Tagen wird er wahrlich zum absoluten Schwarzmaler und hängt vorzugsweise apathisch herum. Und wenn sich dann Aktivitäten doch nicht ganz vermeiden lassen, sind es Strafen von ganz oben.

    Doch Paul hat auch gelernt Unpässlichkeiten mit Disziplin zu meistern oder wie er immer sagt, „Alles eine Frage des Willens". Nicht selten geht es für ihn um nichts anderes, als auf die Unübersichtlichkeiten des Daseins mit der genauen Umsetzung von gut durchdachten Plänen zu reagieren. Der Stratege gegen den Rest der Welt. Auch wenn er dafür oft belächelt wird, ohne eine gewisse Ordnung geht für ihn eben rein gar nichts. Das war in seinem Leben schon immer so, jedenfalls soweit er sich erinnern kann. Er gehörte zu jenen, bei denen man bereits im Elfjährigen den zukünftigen Mann mit all seinen Charaktereigenschaften genau erkennen konnte.

    Paul ist als Tänzer am hiesigen Theater engagiert. Heute ist um 10 Uhr die Eröffnung der diesjährigen Spielzeit. Um halb zehn will er dort sein, selbstverständlich rechtzeitig, denn Pünktlichkeit, oder besser Verlässlichkeit, verlangt er von sich und von anderen. Deswegen: der Hitze trotzen und los! Mögen andere Entschuldigungen und Ausflüchte haben, auf ihn ist Verlass.

    Die große Balletttasche mit sauberen Trikots und Handtüchern steht schon seit gestern Abend bereit. Jetzt noch die Kontaktlinsen einsetzen und dann am besten eine Straßenbahn früher, man weiß ja nie an solchen Tagen. Es ist nicht weit zum Theater und Paul geht die 15 Minuten normalerweise zu Fuß, aber da das Thermometer jetzt schon 24 Grad anzeigt, will er ausnahmsweise mal die Straßenbahn nehmen.

    Gerade als er die Wohnung verlassen will klingelt das Telefon. Ja, es geht ihm gut. Ja, heute ist erster Tag. Danke, wird schon gut werden. Aha, sie hat einen Arzttermin. Es ist viel zu heiß, klar, er … Als er die Wohnung verlässt, hat er wie so oft nach den Anrufen seiner Mutter den Eindruck, dass es für sie nur darum geht, ihre Vorstellungen und Bilder, die sie von seinem Leben hat, zu bestätigen. Bloß keine Irritationen oder gar Veränderungen, die machen ihr Angst.

    Auf der Straße verschlägt es ihm fast den Atem. Der Weg zur Haltestelle ist nur kurz, und doch läuft ihm schon der Schweiß den Rücken runter. Gott sei Dank ist die Bahn pünktlich, aber ziemlich voll, kaum frische Luft. Sein Hemd ist jetzt schon nass, seine Stimmung sinkt erheblich. Und dann soll er heute noch trainieren? Grässlicher Gedanke.

    Nach vier Stationen darf er endlich aussteigen. Mit zügigen Schritten nimmt er den geschwungenen Weg durch die Grünanlage mit den Rhododendren und Weiden. Vorbei an dem kleinen See, geht er über die zierliche Steinbrücke der Auffahrt zu. Jetzt noch die große Freitreppe, die in einem großzügigen Halbkreis den Haupteingang umrahmt. Heute erscheint ihm der gewaltige klassizistische Bau aus gelbem Sandstein noch größer, die Fenster noch höher.

    Mit großen Schritten nähert er sich dem eintönigen und leblosen zweigeschossige Neubau, der erst vor kurzem seitwärts an das alte Theater angebaut wurde. Doch kaum um die Ecke gebogen, trifft Paul der Schlag. Er steht vor einer schwatzenden, gestikulierenden und sich umarmenden Menschenmenge. Unüberhörbare Begrüßungsfloskeln und intime Urlaubsgeständnisse. Warum stehen die hier alle in der Hitze? Ihm ist überhaupt nicht nach Reden, schon gar nicht nach Umarmungen. Zu heiß, zu klebrig. Also, Kopf gesenkt und durch. Es dauert eine Weile, bis er die Pforte erreicht. Leider doch nicht ohne ein „Mensch, Junge, wie geht’s denn? und ein „Na, auch wieder hier?. Er wird freundlich geschubst, bekommt einen Klaps auf die Schulter Herzliche Zuneigungen halt ... Er könnte aus der Haut fahren.

    Würdest du bitte diese neue Kollegin da drüben mitnehmen? Sie weiß nicht wohin. Lotte, die immer freundliche Pförtnerin hinter der Glasscheibe weiß, dass sie sich gerade dafür an Paul wenden kann. Natürlich wird er. Aber wo ist sie? Sie weist mit der Hand, dort! Wo? Oh Gott, dieses schreckliche Gewühl und dieser Lärm. Warum müssen die hier alle in diesem kleinen Vorraum …? Paul kann kaum noch atmen. Wer könnte es sein? Vielleicht die junge Frau? Ja, das ist mit Sicherheit eine Tänzerin, die da den Aushang im Schaukasten studiert.

    28. August 1975

    Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen!

    Ich freue mich, Sie alle zum Beginn der Spielzeit 1975/76 mit ihren vielfältigen Aufgaben begrüßen zu dürfen. Wenn Sie für kommende Theatersaison neu an diesem Haus engagiert sind, so heiße ich Sie recht herzlich willkommen!!

    Wir können uns gemeinsam auf die vielseitige Arbeit der nun beginnenden Spielzeit freuen, die zahlreichen Zuschauer sind für uns Unterstützung und Ansporn zugleich.

    Ein besonderer Dank geht noch einmal an alle für ihr großes Engagement, das zum Gelingen des in der vergangenen Spielzeit festlich begangenen 100jährig-en Eröffnungsjubiläums beigetragen hat.

    Es gibt andere, moderne Beispiele aus Beton und Glas in unserer Republik, unser ehrwürdiges Haus ist mit viel Aufwand und Liebe zum Detail in seinem hundertjährigen Bestand restauriert worden und erhielt einen modernen Anbau. Nicht alles konnte termingerecht vollendet werden. So konnten zum Beispiel die roten Samtpolster der Sitze im Zuschauerraum erst im Dezember 1974 angefertigt werden. Ebenso wurden die goldenen Engel bzw. aufwendig gearbeiteten Lampen der Logen im ersten und zweiten Rang erst im Januar darauf restauriert. Das hat allen hier im Haus während des laufenden Spielbetriebes große Disziplin abverlangt – dafür meinen Respekt!

    Dass der neue Kristallleuchter nun wieder die Blicke der Zuschauer nach oben in das Gewölbe der Kuppel auf die Malereien lenkt, war für uns alle rechtzeitig zur Jubiläumsveranstaltung ein schönes Geschenk für die Anstrengungen und entstandenen Ärgernisse. Da sind wir uns wohl alle einig: Damit ist unser „Zuhause" wieder fertig.

    Wie schön, dass unsere Produktionen weiterhin sowohl großen Beifall finden als auch zu fruchtbaren kontroversen Diskussionen führt. Ich vertrete weiterhin die Auffassung, dass Theater gar nicht anders kann, als politisch zu sein, die Thematisierung aktueller politischer Themen darf kein Tabu sein. Das Schauspiel hat mehr zu bieten als kunstfertige Sprache, die Oper mehr als schönen Gesang und das Ballett mehr als edle Schönheit in der Bewegung.

    Dieses ehrwürdige Theater mit seiner treuen Anhängerschaft hat schon so viele stürmische Spielzeiten erlebt, die nun beginnende lässt wieder auf einige wirkliche Programmhöhepunkte hoffen: Puccini, Verdi, Kálmán, Prokofieff, Kleist, Schiller und Goethe. Nicht zu vergessen die erfolgreichen Vorstellungen vergangener Jahre, die inzwischen erfolgreich ihren Platz in unserem Repertoire gefunden haben, oder diejenigen, die aus der letzten Spielzeit bald wiederaufgenommen werden. Allen Mitgliedern für die kommenden Premieren von Oper, Operette, Ballett, Musical und Schauspiel ein herzliches Toi, Toi,

    Toi!!!

    Ihr Hardy Hausmann

    Als Paul hinter ihr steht, dreht sie sich um. Ballett? fragt er. Sie nickt. Deutsch? sie nickt.

    Der Gegensatz zwischen den beiden kann kaum größer sein. Er, Mitte zwanzig, mit müden blauen Augen in einem schön geschnittenen, vielleicht etwas zu kantigen Gesicht, kurze blonde, modisch frisierte Haare. Sein gut geformter, leicht athletischer 180cm großer Körper steckt in ordentlicher Kleidung. In seiner grauen Hose mit Bügelfalte, seinem kurzärmeligen karierten Hemd und diesen Sandalen könnte man ihn auch für einen Sparkassenangestellten halten. Seine Devise: bloß nicht auffallen! Wohl niemand würde ihn in dieser Bekleidung als erotisch bezeichnen.

    Das genaue Gegenteil ist diese junge zierliche Frau ihm gegenüber. Nicht sehr groß, kaum zwanzig, jedoch sehr verführerisch. Eine auffallende Erscheinung mit einem sehr offenen, entspannten Gesicht. Rote sinnliche Lippen, große dunkelbraune, interessiert blickende Augen. Augen, die Lebenserfahrung offenbaren. Sie trägt eine moderne Frisur aus kurzem, dunklem Haar, das ihr fransig ins Gesicht fällt, und ihre Anmut mit einer überraschenden Kindlichkeit unterstreicht. Kleine Hände, die Nägel unlackiert, halten die Henkel einer großen, weichen Tasche über ihrer Schulter. Paul bemerkt, wie er sie länger als gewohnt anschaut. Der weiche Stoff eines schlichten, ungemusterten dunkelroten Kleides verhüllt und präsentiert zugleich ihre idealen, ausgewogenen Körperproportionen. Weiches Jersey auf scheinbar nackter Haut, umspielt kleine, wohlgeformte Brüste. Er ist sich sicher, dass viele sie so betrachten, weil sie … ja, warum eigentlich? Weil sie eine völlig verblüffende, fast kindliche Aufbruchstimmung vermittelt. Welt, hier bin ich!

    Es ist zwar noch viel Zeit, sagt Paul hastig, aber ich gehe schon mal in den Zuschauerraum, denn hier draußen … wenn du mitkommen willst? Sie nickt. Warum spricht sie nicht? Aus Prinzip? Zu stolz, zu dumm?

    Er wird später in Erinnerung an diese erste Begegnung sagen, er habe sich nach diesem ersten Zusammentreffen mit Rosalinde an die Worte eines Ballettlehrers erinnert: Tänzer, die viel schwatzen, haben oft auf der Bühne nicht viel zu erzählen.

    Paul geht voraus durch die verschlungenen Gänge des Theaters, über die Seitenbühne und durch eine kleine Tür ins Foyer. Ich bin Paul. Rosalinde, hört er sie nun energisch sagen. Na also, sie kann also doch sprechen. Sie schieben sich in eine der hinteren Reihen und setzen sich.

    Noch ist das Parkett nicht gefüllt. Die cremefarbenen Flügeltüren des Zuschauerraums mit ihrer unlängst erneuerten Goldbemalung stehen weit offen und lassen mit den Menschen auch die warme morgendliche Spätsommerluft in die Stuhlreihen. Woge auf Woge schieben sich die Menschen aus dem Foyer durch die Türen, von der einen Seite als schwarze Silhouette mit gleißendem Sonnenlicht im Rücken und von gegenüber, angestrahlt, einem Auftritt auf einer Bühne gleich. Wellen von Menschen, Worten und Düften schwappen wie an einen Strand und versickern in den Stuhlreihen.

    Es gibt wahrscheinlich wieder nichts Wichtiges mitzuteilen, raunt Paul ihr zu, aber es ist eben der gemeinsame Auftakt in die neue Theatersaison und der Intendant lädt ein. Sie nickt.

    Er schaut auf die Uhr, 9 Uhr 45. Er fühlt sich etwas entspannter. Das mag auch daran liegen, dass es hier drinnen nicht ganz so heiß ist. Oder ist es auch einfach wieder schön hier zu sein? Zurück in der Familie? Na ja, nun mal keine Rührseligkeiten!

    Aber es stimmt schon, er fühlt, dass dieses Haus mit warmer Atmosphäre empfängt, einem Flair, das es gerade auch den neu Engagierten leicht macht, sich schnell aufgenommen zu fühlen. Er weiß inzwischen, ein gutes Klima entsteht erst durch die Menschen, auch wenn sich die Kollegen häufig hinter Figuren, Charakteren und Rollen verstecken. Und eines hat Paul ganz sicher gelernt, nämlich schnell, wie mit großen Antennen, die Umgebung und die Menschen abzutasten, um die Stimmungen zu sondieren. So kann er stets ergründen, ob die Menschen nun auf der Bühne stehen oder in zivil sind, wie er es gerne ausdrückt, und wie er ihnen begegnen kann. Bloß keine Überraschungen!

    Von der neuen Kollegin neben ihm kann er sich allerdings immer noch kein rechtes Bild machen. Aber was soll's, Tänzerinnen sind auch nur Menschen, und wenn sie neu sind an einem Haus, verstecken manche ihre Angst hinter Allüren.

    Paul bemerkt Rosalindes aufmerksamen Blick auf die Menschen in den Reihen. Mach dir nichts draus, die sind immer so, kommentiert er das turbulente Geschehen. Er hat keine Ahnung, warum er das jetzt sagt. Warum glaubt er immer, sich um andere kümmern zu müssen? Rosalinde jedenfalls scheint eher amüsiert über die unterschiedlichsten Szenen.

    Eine Menschenmenge ziemlich unterschiedlichen Alters belebt inzwischen die vorderen Reihen. Einige Männer, Schauspieler, hängen mehr in den Reihen, als dass sie sitzen. Sie tun, was sie meistens tun, sie reden, ihre lautstarken Stimmen zeichnen sie aus, ihre Körpersprache weniger. Einige Schauspielerinnen in ihrer Nähe, teils schöne, teils charaktervolle Frauen, unterhalten sich da schon etwas verhaltener. Dahinter die Regieassistenten neben dem Oberspielleiter.

    Er erkennt Frauen und Männer vom Chor, einige Sängersolisten. Bühnenarbeiter in blauen Anzügen. Ein Ruf von dort, ein Gruß von hinten, nervöse Satzfetzen, die sich in den unruhigen Klangteppich einweben, der sich inzwischen über den gesamten Zuschauerraum legt.

    Viele der Anwesenden kennt Paul auch nach mehreren Jahren noch nicht. Sicher, da sind einige Damen und Herren der Schneiderei, daneben Mitarbeiter aus der Maskenbildnerei, auch die Damen von der Kasse und die zwei Herren der Requisite, dahinter einige aus den Werkstätten, aus der Schreinerei, Tischlerei, Malerei, Schlosserei. Und, klar der Schuster, der hat ja am selben Tag wie er Geburtstag. Von ihm holt er sich immer seine Ballettschläppchen und wunderbare, maßgeschneiderte Stiefel ab. Er sieht einige Beleuchter neben Damen und Herren des Orchesters, und erkennt, etwas weiter weg, den Generalmusikdirektor. Ein sehr großer hagerer Mann mit großer Brille, der im Orchestergraben immer so deutlich zu sehen ist, auch für Kurzsichtige. Und Paul erkennt einige Frauen und Männer aus dem Chor. Er winkt zur Begrüßung.

    Nicht weit weg von ihm kommt eine Gruppe junger Frauen durch die Türen, alle sehr schlank, leger und luftig bekleidet. Einige von ihnen haben Gesichter, als wären sie Modemagazinen entsprungen, grüßen auffällig und setzen sich schließlich wie Püppchen nebeneinander. Ihre Haare sind zu einem strengen Knoten gebändigt, oder fallen weit über die Schultern und umrahmen eingefallene Wangen. Tänzerinnen. Die Mehrzahl von ihnen ist sprachlos und wirken steif. Internationalität führt außerhalb des Ballettsaals mitunter zur Sprachlosigkeit, dass hat er schon oft bemerkt. Er geht die Reihe durch: Claudia, Simone, Karla, Anita, Jasmin, Pascale, Beata, Rieko, Lesley, Deborah, Jenny, Louisa, ein neues Gesicht ohne Namen - Deutschland, Frankreich, Polen, Japan, England, Amerika, Südafrika, Niederlande. In ihrer Bewegungslosigkeit erscheinen einige von ihnen in einem merkwürdigen Widerspruch zu all dem, was sie umgibt. Etwas Einheitliches, fast Normiertes geht von den sehr jung aussehenden Frauen aus. Wie bei vielen klassischen Tänzerinnen, scheint ihnen ihre Persönlichkeit abhanden gekommen zu sein. Fast als benötigten sie ihre Ballettschritte, um wer zu sein oder um auszudrücken, dass sie überhaupt lebendig sind. So sitzen sie regungslos, manchmal mit einem Lächeln antwortend.

    Ein junger Mann mit einem schönen, harmonisch geschnittenen Gesicht und sehr knabenhaften Figur, fast androgyn, nähert sich ihnen, Küsse rechts und links. Sein Alter - schwer einzuschätzen. 19? 25? Braune Augen unter einer hohen Stirn zeigen südliches Feuer, mindestens ein Elternteil muss Italiener sein. Sein glattes, sehr dunkles Haar ist über dem schmalen Gesicht nach hinten gekämmt. Paul erinnert sich, dass er vor einigen Monaten hier vorgetanzt hat und André heißt. Aber wieso sind sie so vertraut miteinander? Würde er es nicht besser wissen, so könnte er glauben, sie würden sich schon eine Ewigkeit kennen. Alles nur gespielt? Sichtlich nervös hat er sich neben eine der jungen Tänzerinnen gesetzt und redet fast pausenlos, erzählt von seiner Ausbildung in der Schweiz.

    Allmählich wird es auch im Zuschauerraum wärmer und Paul wird es langsam ungemütlich hier. Wann geht es endlich los? Warum hatte er nur diese blöde Tasche nicht wie geplant in die Garderobe gebracht? Ach, richtig, Rosalinde. Er schaut sie an und ist erneut beeindruckt von diesem jungen, unschuldig dreinschauenden Gesicht. Das erste Mal in so einem Theater? Sie schüttelt den Kopf, sagt kein Wort. Na, dann nicht, denkt Paul und wischt sich mit seinem Taschentuch den Schweiß von der Stirn, das er bei Hitze immer in seiner Hemdtasche bei sich hat. Er schlägt die Beine übereinander und rutscht etwas tiefer ins Polster. Wieder einmal stellt er fest, dass er nicht bei den anderen der Ballettgruppe sitzt. Dass die Männer vom Ballett selten ein einheitliches Bild abgeben, dass sie schon rein äußerlich sehr unterschiedlich sind, ist für ihn keine ausreichende Erklärung dafür. Wieso fühlt er sich neben ihnen oft so fremd? Na gut, dann sind es eben einfach nur Kollegen, nicht mehr als das, muss ja auch gar nicht sein. Doch manchmal hat er schon den Wunsch nach etwas Vertraulichkeit. Liegt es an der Sprache? Oder daran, dass kaum jemand länger als eine oder zwei Spielzeiten bleibt? Warum gibt es eigentlich nur so wenig deutsche Tänzer? Er war damals der Einzige, der in Frankfurt die Abschlussprüfung gemacht hatte. Vielleicht stirbt Ballett in der BRD bald aus? Quatsch, es gibt so viele ausländische Männer, die tanzen wollen. Rumänen, Franzosen, Engländer … Nur wenige Reihen von ihm entfernt hört er lebhafte Diskussionen auf Polnisch, auffallend intensives lautes Lachen. Er hat den Eindruck, dass sie gar kein Interesse daran haben, ihn an ihrem Gespräch teilhaben zu lassen. Und dann ist da noch Jens, sehr groß, mit einer für seine Jugend erstaunlich spärlichen Frisur, unterhält sich mit Waast, einem ziemlich kleinen Kollegen. Beide haben einen starken Akzent. Paul muss plötzlich schmunzeln. Dänisch klingt immer so, als hätte der Sprecher eine heiße Kartoffel im Mund – holländisch, als hätte er sich den Rachen verbrannt. Wer hatte ihm das vor kurzen doch noch gesagt?

    Wir sind schon ein ziemlich merkwürdig zusammengewürfeltes Völkchen beim Ballett, geht ihm nicht zum ersten Mal durch den Kopf. Bei gegebenem Anlass betont er stets: wir sind eine ganz eigene Gattung, ewig jung, denn in unseren vollendet durchtrainierten Körpern ist uns eine Zeitaufschiebung in der Abfolge von Jugend und Alter gewährt. Er ist sich sicher, dass es dieses faszinierende Zusammenspiel von Körperbeherrschung und bewusster Ausstrahlung ist, das den meisten vom Ballettensemble ein Flair von Zeitlosigkeit im Alterungsprozess verleiht. Aber eben doch nur leiht, denn manchmal, da spürt er seine Knochen doch sehr.

    Plötzlich schmiegt sich jemand an Pauls Seite, sanft, bestimmend und fordernd. Martina. Oft schon ist sie in den vergangenen Spielzeiten zu ihm gekommen, sie haben geredet, sich gegenseitig aufgebaut und unterstützt. Sie, die Ballettassistentin, die ewig müde, die kaum Zeit für sich hat. Er, der im Durcheinander des täglichen Theaterbetriebes oft Orientierungslose. Auch wenn sie überarbeitet erscheint, hat sie doch immer ein offenes Ohr für ihn. Sie verstanden sich in den vergangenen Jahren oft auch ohne Worte, waren sich häufig sehr nahe, ohne jedoch voneinander mehr zu wissen, als für die Arbeit im Ballettsaal notwendig ist. Nur einmal, kurz vor Ende der letzten Spielzeit, haben sie den ganzen Abend lang in der Kantine gesessen und erzählt. Da erfuhr Paul, dass Martina selbst nie Tänzerin gewesen war, dass sie mit 13 die bittere Wahrheit akzeptieren musste, für den Tanz nicht die richtigen Voraussetzungen zu haben. Sie hatte ihm mit Tränen in den Augen davon erzählt, dass ihr das bei einer Eignungsprüfung mitgeteilt worden war. Zu klein war sie, der Körperbau zu stämmig und für eine Tänzerin nicht schlank genug. Ihr Gesicht war ideal für die Bühne, ja, ihre Ausstrahlung einzigartig. Auch ihre Tanztechnik hatte schon ein außerordentliches Niveau erreicht. Ihre Bewerbungsmappe, erzählte sie ihm, listete damals eine stattliche Anzahl von Schüleraufführungen auf, erste Rollen in Schwanensee, Das schlecht behütete Mädchen und Die Puppenfee. Alles sehr beeindruckend. Aber eine berufliche Karriere als Tänzerin? Sie solle sich doch das Ballett als ihr Hobby erhalten. Zynismus oder Mitleid?

    Aber dann hatte sie nach dem Realschulabschluss die Ausbildung zur Ballettpädagogin gemacht. Nachdem sie einige Jahre an der Ballettschule des Theaters gearbeitet hatte, wurde sie von Helmut, dem Ballettmeister, gefragt, ob sie nicht seine Assistentin werden wollte. Natürlich hatte sie die Chance ergriffen -Sie ist ihm sehr dankbar. Das leuchtete Paul ein.

    Und Paul hatte daraufhin erstmals jemandem etwas von seiner Vergangenheit, von seinem Weg bis hierher an dieses Theater erzählt, von seinem Gefühl der Enge, der Aussichtslosigkeit seines Tänzerlebens. Und sie haben über den Ballettmeister gesprochen.

    Paul löst sich aus Martinas Nähe, Mann ist mir heiß! Ich geh' kaputt! Wo ist Helmut überhaupt? Martina lächelt, nickt Rosalinde zu und zeigt dann auf den Platz neben dem Generalmusikdirektor. Ich weiß nicht, was der schon wieder hat, flüstert sie ihm zu, er ist jetzt schon wieder in heller Aufregung, dabei hat doch die Spielzeit noch gar nicht begonnen.

    Endlich, seufzt Paul, setzt sich abrupt auf und weckt damit Rosalinde aus ihren Personenbeobachtungen.

    Ein sympathischer Mann, ungefähr 55 Jahre, betritt dynamisch die offene, nur mit einem langen Tisch und drei Stühlen ausgestattete Bühne. Der Intendant. Leicht angegrautes Haar über einem braungebrannten Gesicht, hellblaues, kurzärmeliges, offenes Hemd. Er lächelt, schaut liebevoll in den Zuschauerraum. Eine Frau mit Knotenfrisur und obligatorischer Brille, sehr ordentlich und altmodisch gekleidet, seine Sekretärin und rechte Hand, folgt ihm. Eine Altersbestimmung würde ihr unweigerlich ihren Charme nehmen. Sie setzen sich.

    Die Bühne, ohne schwarze Stoffbahnen oder Bühnenbild an den Seiten, schafft keine besondere Atmosphäre. Fast werden die beiden Menschen vom schwarzen Samt der Rückwand verschluckt. Der freie Blick rechts und links auf die weißen Steine und die Scheinwerfer, das alles steht im großen Kontrast zum Zuschauerraum. Ernüchternd, wenig suggestiv und fantasievoll. Verkehrte Welt. Der Intendant mit seinen Fakten und Zahlen da oben, theatraler Glanz, Entertainment und die Stars da unten.

    Die Sekretärin legt ihm einige Bögen Papier hin, während er versucht das Mikrofon in Betrieb zu nehmen. Schließlich gibt er auf und benutzt seine eigene, ehemalige Schauspielerstimme: Begrüßung der Anwesenden, Begrüßung der neu engagierten Mitglieder. Ein paar Anmerkungen zu den ersten Premieren dieser Spielzeit und den zu erwartenden Problemen mit den Probenräumen, Probezeiten. Einige Worte über die vergangene Spielzeit. Und dann die Bitte, ihn doch mit Inszenierungen, die die guten Bürger der Stadt verschrecken, zu verschonen. Das erspare ihm die Flut unzähliger Briefe von aufgebrachten Zuschauern. Alles mit gespielter Ernsthaftigkeit, dabei schmunzelnd. Er sei doch schon ein alter Mann und vertrage nun einmal diese Fanpost nicht mehr. Ein Schmunzeln und Kichern in den Reihen. Und die Mitarbeiter mögen in der nächsten Zeit bitte von irgendwelchen separatistischen Aktivitäten absehen. Obwohl er ja sehr viel Verständnis für die Autonomiebestrebungen der Kapverdischen Inseln habe, die neuerdings unabhängig von Portugal seien. Lautes Lachen. So lieben sie ihren Intendanten. Und schließlich die Nachricht über den Unfall einer Theatermitarbeiterin aus der Requisite und dass er deshalb die Vorstände und den Verwaltungsrat zu sich bittet. Er möchte diese junge Mitarbeiterin und ihre Familie mit all den Problemen nicht allein gelassen wissen.

    Bei diesen Worten kann jeder im Zuschauerraum, eine deutliche Betroffenheit in der Stimme des Intendanten wahrnehmen. So ein Geschehen geht ihm sehr nahe. Da ist plötzlich nichts mehr zu spüren von Routine und The Show must go on, nicht bei ihm. Das leichte Vibrieren seiner Stimme in den wenigen Worten lässt spüren, wie er dieses Theater leitet. Für viele ist er so etwas wie eine väterliche Figur, für die Meisten einfach nur sehr menschlich. Das ist in einem Theaterbetrieb von heute keine Selbstverständlichkeit mehr.

    Viele empfinden große Sympathie für diesen Mann, der da oben auf der Bühne seine Betroffenheit nicht verbirgt und mit seinen Augen Fragen in den Zuschauerraum sendet. Wie können wir ihr helfen? Wie können wir einfach weiter machen, wo uns doch ein Mensch aus unserer Theaterfamilie braucht? Er bittet um Ideen und lädt dazu in sein Büro ein. Nach einigen Minuten lädt ein betagter Schauspieler zur nächsten Gewerkschaftsversammlung ein. Dann noch ein paar Mitteilungen, Informationen, das war es. Der Intendant wünscht allen eine schöne und erfolgreiche Spielzeit, drückt seine Freude darüber aus, dass so viele weibliche Mitarbeiter an diesem Haus arbeiten, weil wir doch 1975 das internationale Jahr der Frau haben.

    Und dafür die ganzen Umstände, spöttelt Paul und steht auf. Sein Hemd ist durchnässt, seine Stimmung miserabel. Am liebsten würde er … er nimmt seine Tasche und folgt Martina. Wir sehen uns ja gleich, ruft sie ihm mit einem Lächeln zu, ich zeige Rosalinde noch ihre Garderobe.

    Die Patchworkdecke im Zuschauerraum löst sich auf. Die Farben und Geräusche werden von dem hellen Sonnenlicht im Foyer aufgesogen. Jeder strebt seiner Tätigkeit in diesem Hause zu.

    Das Ballett wird sich um 11 Uhr 30 Uhr im Ballettsaal zum ersten Training treffen.

    Aus der Theaterzeitung Nr. 1

    Spielzeit 75/76 -September/Oktober

    Die neue Spielzeit

    Neben den vielfältigen Aufgaben, die das Ballett in der Oper, der Operette und dem Musical übernehmen wird, haben die Damen und Herren des Balletts unter der Leitung von Helmut Diers in der gerade begonnenen Spielzeit zwei Ballettabende geplant:

    Am 19. Oktober die Wiederaufnahme des erfolgreichen vierteiligen Abends Fundstücke aus der letzten Spielzeit mit den Balletten Sonatine (Musik: Streicherserenade von A. Dvorak), 19 + 3 (Musik: Romanzen und Balladen von R. Schumann), Bolero (Musik: Maurice Ravel) und Der wunderbare Mandarin Musik: B. Bartok)

    Die Premiere des abendfüllenden Ballettes Romeo und Julia (Musik: Sergej Prokofjew) im Frühjahr des kommenden Jahres.

    Auch in dieser Spielzeit können wir wieder einige neue Mitglieder im Ballettensemble begrüßen.

    Rosalinde Wiesrich kommt direkt nach dem Abschluß ihres Ballettstudiums aus München, das sie mit Auszeichnung abgeschlossen hat, in unser Ensemble als Gruppentänzerin mit Soloverpflichtungen.

    Deborah Redhouse, ist neues Mitglied in der Gruppe und war zuvor in Ulm, Krefeld und Braunschweig engagiert.

    André Zurbriggen, hat gerade seine Ausbildung am Konservatorium in Lausanne absolviert und ist Tänzer in der Gruppe.

    Im November wird der Solotänzer Bernd Twolle mit dem Ballett Bolero im Rahmen des Festivals „Hispania" in Maastricht gastieren.

    9. September 1975

    Unglaublich, wie schnell die Zeit vergeht. Nun sind es schon wieder vier Monate her, dass ich hier vortanzen war.

    Damals war ich so aufgeregt und hatte völlig vergessen alles aufzuschreiben. Nun habe ich mir ein neues Tagebuch gekauft – weil ja ab jetzt alles neu wird in meinem Leben! Auf dem Deckel steht groß :

    ROSALINDE 1975

    und das ist die erste Seite.

    Also beginne ich mal mit meinem Vortanzen hier. Es war damals ja schon Mai!

    Ich wusste, dass es an sich viel zu spät war für ein Vortanzen. Die Verträge werden doch immer im Oktober abgeschlossen. Meine Mutter meinte noch, ich sei doch noch gar nicht fertig! Der Anruf von der zentralen Bühnenvermittlung in Frankfurt kam am Abend vorher. Eine Tänzerin wollte heiraten und ihren unterschriebenen Vertrag zurückgeben. Schwanger, wollte heiraten!!! Den Vertrag zurückgeben wegen einer Hochzeit? Ich versteh so etwas nicht. Wie kann man einfach so mit dem Tanzen aufhören? Wie kann man sich ein Kind andrehen lassen. Wie kann man überhaupt wegen einem Mann?

    Ich also in den Zug, unglaublich früh. Dem Mann an der Pforte, der mir so dämliche Fragen stellte, hatte ich gesagt, dass ich keine neue Schülerin an der Theaterballettschule bin, dass ich Rosalinde Wiesrich heiße und gebeten wurde, für die Compagnie vorzutanzen. War ich doch auch, man hatte mich doch angerufen und mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, schon morgen an diesem Haus vorzutanzen. Also!

    Ich bemerkte sehr genau, wie er mich eingehend betrachtete. Der hat mich wahrscheinlich mit so einem mitleidigen Blick angeschaut, weil ich so jung aussehe, dabei bin ich schon 19. Ich bin kein Kind mehr! Gott sei Dank! Jetzt entscheide ich selber, was ich tue und lasse. Ich bin nicht durch all die Scheiße gegangen, damit man Mitleid mit mir hat. Die Vergangenheit zählt nicht mehr. Sie ist abgeschlossen. Ich will am besten überhaupt nichts mehr damit zu tun haben. Nicht mit der immer nörgelnden Mutter und schon gar nicht mit E. Was vergangen ist, ist ein für alle mal vorbei. Die Zukunft ist es, worauf es jetzt nur noch ankommt! Sie liegt zwar noch im Nebel, doch ich sehe alles deutlich vor mir: große Theater, Premieren und Erfolge.

    Ich sollte um 16 Uhr da sein. Ich war zu früh, vorher gab es noch ein Eleventraining, da habe ich einfach zugeschaut. Das war schrecklich! Die armen Mädchen. Sie wurden angeschrien und herumkommandiert. Sie hatten nur Angst in den Augen, Spaß hat ihnen das sicherlich nicht gemacht. Wieso ist der Mann so wütend auf sie, dachte ich sofort. (Ein Mädchen musste als Strafe 5 Minuten hinten im Saal wie eine Säule in der 5.Position stehen und durfte sich nicht bewegen.) Ich hatte ja keine Ahnung, dass es derselbe war, der zwei Stunden später mit einem Lächeln zu mir sagte: „ Ich glaube, sie passen gut in meine Mannschaft" - als ob wir beim Fußball wären! Nach diesem Eleventraining hatte ich ein kleines Exercice für mich gemacht und danach für den Ballettmeister und seiner Assistentin drei einstudierte Variationen getanzt. Dornröschens Auftritt aus dem 1. Akt und danach einen Czardas und eine Carmenphantasie (von einem Lehrer der Ballettakademie choreographiert):. Der Pianist war wirklich toll! und ich war einfach gut! Bei Carmen habe ich ihn so was von angemacht, nun ja, gelernt ist gelernt. Als er dann fragte, ob ich mit einem Gruppenvertrag mit Solo einverstanden sei, muss ich ihn wohl sehr seltsam angeschaut haben, denn dann meinte er: Er glaube, es würde da sicherlich wohl häufiger für mich was Solistisches rausspringen. Klar war ich zufrieden. Ich hatte

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