GOOGIES BAR und andere natürliche Phänomene
Von Erich von Neff
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Über dieses E-Book
Die einzelnen Geschichten stehen in einem losen Zusammenhang zueinander, spielen alle (fast alle) in besagter Bar, und die gleichen Personen tauchen immer wieder auf, haben sogar eine gewisse Geschichte miteinander. Eine Prostituierte, eine Nazi, ein paar Schwule, ein Transvestit, ein Zeitungsjunge – ein faszinierend-verrücktes Setting, welches Geschichte (NS-Zeit) und den amerikanischen Umgang mit derselben geschickt miteinander verknüpt.
Erich von Neff
Erich von Neff is a San Francisco longshoreman. He received his masters degree in philosophy from San Francisco State University and was a graduate research student at the University of Dundee Scotland. Erich von Neff is well known on the French avant-garde and mainstream literary scenes. He is a member of the Poetes Francais ,La Societes des Poetes et Artistes de France, Vice Chancelier de la Federation Poetique de Saint Venance Fortunat, and Membre d'honneur du Caveau Stephanois. He has had the following publications in France (en français): Poems: 1303 Short Stories: 318 Small press books 9 Books 1 Prix (Prizes) 26 Erich von Neff's novel "Prostitutees au bord de La Route" (Prostitutes by the Side of the Road) was published by "Cashiers de Nuit" (1999) with a grant from Centre Region des Lettres de Basse-Normandie. Erich von Neff's book of poems "Les Putains Cocainomanes" (The Cocaine Whores) was published by Cahiers du Nuit, 1998. "Les Putains Cocainomanes " was discussed on 96.2 FM, Paris, 1998 by Marie-Andre Balbastre, Poem # 45 was read. Several poems from "Les Putains Cocainomanes "were read at the Cafe Montmarte in Paris,2010. Several poems from "Les Yeux qui faiblissent ont faim de la vigilance eternelle de la verite "were read at the Cafe Au soleil de la Butte in Paris, 2014. Poems from " Un Cube chrome a l'interieur d'une coquille d'oeuf cassee" were read at the Cafe Au soleil de la butte" in Paris 2014. A Trophée Victor Hugo was awarded to Erich von Neff's novel "Une Lancia rouge Devale Lombard Street a tombeau ouvert," (The Red Lancia Roars Down Lombard Street), 1998. Several poems from my "Le Puttane della cocaina" (The Cocaine Whores) were read by Giulia Lombardo at the Caffe Litterario in Rome, at the Caffe Palatennistavolo,Teni Italy & Caffe degli artisti in Milan, Bookbar in Rome, Bibliocafe in Rome , and in five other Italian cafes in Italy,2014. Several poems from my "Le Puttane della cocaina" were read by Giulia Lombardo at the Caffe Palatennistavolo,Terni Italy in February ,6 readings in May 2015, 3 readings in June 2015, 2 readings in July, 4 readings in August, 4 readings in September,3 readings in October, 5 readings in December, 2015. 2 readings of my "Le Puttane dela cocaina"were read by Giulia Lombardo at the,Caffe Palatennistavolo,Terni Italy, January 2016. 2 readings of my "Le Puttane della cocaina" were read by Giulia Lombardo at the ...
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Buchvorschau
GOOGIES BAR und andere natürliche Phänomene - Erich von Neff
Sie steht an der Ecke von Post und Leavenworth Streets* wartend unter einem Schirm. Die Blondine. Mit Haaren, die auf Schulterlänge herabhängen. Sich von roten Cowboy-Stiefeln abheben. Zwischen dem Rot und dem Blond trägt sie ein lila Kleid, das sehr eng anliegt. Hin und wieder wirbelt sie ihren Schirm herum und streut dabei den Regen umher. Scheinwerferlichter fahren vorbei. Mehr Scheinwerferlichter fahren vorbei. Sie klopft leicht mit dem Zeh ihrer Stiefel. Ungeduldig. Und sie langt in ihre Handtasche nach einer Filterspitze. Zigarette. Sie zündet sie mit einem goldenen Feuerzeug an. Pust. Pust.
Der dicke kahle Mann in dem schwarzen Chrysler Imperial kreist um den Block. Er hat ihn schon einmal umkreist, um Mut zu fassen und abzuschätzen. Fleisch. Einige kosten mehr als andere. Einige sind diskriminierend und mögen keine dicken kahlen Männer. Er betrachtet sie. Rote Cowboy-Stiefel und all das.
Eine Katze saust unter ein Auto. Sicher. Die Katze schielt nach der Blondine, die auf und ab geht. Darauf hoffend, dass der dicke kahle Mann nicht zurückkommt. Aber er wird wahrscheinlich zurückkommen. Obwohl er die Gegenwart der Katze, die unter dem Auto lauert, nicht wahrnimmt.
Der dicke kahle Mann fährt die Sutter Street herunter, auf der sich kein Fleisch zeigt. Er biegt mit dem Chrysler rechts in die Jones Street ein. Dort, Dank sei Gott, paart sich rechter Schenkel mit linkem Schenkel, Reihen davon. Bereit. Geschützt durch Schirme. Weiss, schwarz und grau. Rosa, brown und lila. Worunter Lippen mit kontrastierenden Farben geschürzt sind. (Wiederholung der Serie rückwärts.) Der dicke kahle Mann grinst breit. Hoffnung.
Die Rothaarige stößt ihre Freundin mit dem Ellbogen an. „Hol’ dir ‘ne Ladung von diesem Typen." Der schwarze Chrysler patroulliert weiter. Die Straße hinunter. Vorbei an zwei Teenagern, die Lollipops lutschen, natürlich. Die den Fahrzeuginsassen ängstlich anschauen. Der anzüglich zurückgrinst mit stierenden Augen. Glotz. Glotz. Sie lecken noch etwas an ihren Lollipops. Es nützt nichts. Der Chrysler Imperial fährt gebieterisch vorbei.
Er verlangsamt sein Tempo bei einer japanischen Frau, die gerade ihre Handtasche zuschnappen lässt. Die gerade einen Kunden in einer weißen Limousine abgefertigt hat. Der schwarze Chrysler fährt neben ihr her. Darin sitzt der dicke kahle Mann anzüglich grinsend. Die Reihen und Reihen gepaarter Schenkel angrinsend. Die zittern in einem plötzlichen kalten Windstoß. Woraufhin der dicke kahle Mann grinst und grinst. Von Ohr zu Ohr. Diese wunderbare Veränderung in seinem Gesicht wird von einem Paar Augäpfel nach dem anderen gesehen. Blau, braun, schwarz, grün und grau. Und viele Schattierungen davon. Die den dicken kahlen Mann uninteressant finden trotz seines anzüglichen Grinsens.
Der schwarze Chrysler nähert sich dem „High Tides Cocktail an der Ecke von Geary und Jones Streets. Der dicke kahle Mann dreht das Steuer herum. Woraufhin der Chrysler beginnt, die Geary Street herunterzufahren. Vorbei am Alcatraz Theater, wo „Cloud 9
gespielt wird. Er kauft kein Ticket. Das Auto fährt weiter. Vorbei an Googies Bar. Er geht nicht hinein. Stattdessen biegt er rechts in die Leavenworth Street ein. Zwei betrunkene Schotten gehen in Kilts und Hochland-Aufmachung (Dudelsackspieler von der Edinburgh Castle Bar) den Hügel hinauf. Sie haben keine Schirme und sie haben keine wohlgeformten Beine. Der dicke kahlköpfige Mann fährt weiter, genau dahin zurück, woher er anfangs gekommen war. Die Ecke von Post und Leavenworth Streets. Nach der Blondine in den roten Cowboy-Stiefeln suchend, denn er hatte sich endlich für sie entschieden. Nachdem er zweimal um den Block gefahren war. Aber die Blondine war nicht mehr da. Sie war mit dem Mann in der weißen Limousine verschwunden. Der ein ziemlich geiler Kerl war, das kann ich Ihnen versichern.
Nur die Katze war da, unter einem Reifen nach dem dicken kahlköpfigen Mann spähend. Der sich am Kopf kratzte und wegfuhr.
--
*im Rotlichtbezirk von San Francisco
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2. Googies Bar
Am folgenden Abend. In Googies Bar. Die Rückkehr des dicken kahlen Mannes, der jetzt neben der Blondine sitzt. Eine leere Budweiser-Flasche steht vor ihm. Die Blondine fährt mit ihrem Finger um den Rand ihres Champagnerglases. „Okay, Dickerchen", sagt der Barkeeper. Der dicke kahle Mann schaut auf, während der Barkeeper ein weiteres Bier vor ihn schiebt, obwohl er keines bestellt hatte.
„Ein Dollar, sagt der Barkeeper. Die Blondine flüstert dem dicken kahlen Mann etwas ins Ohr. Er bestellt ihr noch ein Glas Champagner und läß einen Dollar als Trinkgeld liegen. „Danke, Dickerchen
, sagt der Barkeeper. Die Blondine nippt an ihrem Champagner. Rote Lippen an klarem Kristall. Der dicke kahle Mann schaut in den Spiegel. Er reflektiert zwei schwule junge Männer am äußersten Ende der Bar, die in Lederjacken gekleidet sind und in kleinen Schlückchen Tequila trinken, jeder mit einem pfefferminzgestreiften Strohhalm ins Glas getaucht, das sie teilen. Breites Grinsen über beiden Gesichtern. Schwarzes Leder zu schwarzem Leder;