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Pieces of Fate (Schicksalsgeschichten)
Pieces of Fate (Schicksalsgeschichten)
Pieces of Fate (Schicksalsgeschichten)
eBook362 Seiten4 Stunden

Pieces of Fate (Schicksalsgeschichten)

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Über dieses E-Book

„Pieces of Fate – Schicksalsgeschichten“ ist eine Sammlung von sechs Kurzgeschichten des Autors David P Elliot. Die Erzählungen können dem Genre „Geschichten mit unerwartetem Ausgang“ zugeordnet werden.

Von den sechs Erzählungen wurde nur „Caroline“ bereits vorher veröffentlicht. Die Geschichte war für einen Kurzgeschichten-Wettbewerb des BBC im Jahr 2010 verfasst worden. Sie erhielt keinen Preis, wurde aber als Resultat daraus als E-Buch veröffentlicht.

„Medusa“ entsprang den Erfahrungen des Autors, die er in seiner früheren Karriere in der IT Industrie gemacht hat. Die Geschichte hat ihren Ursprung in den 80er Jahren, bevor die moderne Computerspiel-Industrie zu einem riesigen globalen Geschäft heranwuchs.

„Das Cottage“ ist der erste Teil von zwei Erzählungen in dieser Sammlung, die die Nachforschungen in einem angeblichen Spuk in der Neuzeit beschreibt. Obwohl der Name des Hauses geändert wurde, ereignet sich die Geschichte in einem Anwesen, das der Autor einst bewohnte und wo es angeblich spukt.

Der Titel der vierten Geschichte, „Der Geldhai“ rührt von der Tätigkeit des Titelcharakters her, einem Geldeintreiber namens Gary Bowler, der es auf die Schwachen und Wehrlosen abgesehen hat.

„Der Dieb im Warteraum“ entstand aus einer Herausforderung an den Autoren. Dabei musste er in zehn Minuten eine Kurzgeschichte verfassen, worin ein Dieb, ein Warteraum und eine Reifenpanne vorkommen. Das war das Ergebnis davon. Während er sich die Geschichte innerhalb der zehn Minuten erdacht hatte, brauchte der Autor weitere 60 Minuten, um die Geschichte zu Papier zu bringen.

Die letzte Geschichte, „Long Alley“ spielt sich ebenfalls in der näheren Umgebung des Autors ab und beschreibt Originalschauplätze und wahre Ereignisse aus der Vergangenheit als Hintergrund für einen moderen Spuk. Der Autor empfiehlt, „Das Cottage“ zuerst zu lesen, da es ein Prolog für „Long Alley“ ist.

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum11. Nov. 2012
ISBN9780957341128
Pieces of Fate (Schicksalsgeschichten)
Autor

Michael T Ashgillian

David P Elliot was born in Reading in the UK and, apart from 8 years in the Police Service in the 1970s, he spent almost 30 years in the IT industry before leaving to concentrate on his first love, writing. His debut novel ‘CLAN’, to which ‘The Gathering’ is a sequel, is a historical, supernatural thriller, first published in December 2008 and so far has sold in 16 countries, as well as being translated into German and can be downloaded as an audio book in MP3 or iPod formats narrated by the author. He has 3 grown up children and 3 grandchildren one of which inspired the novel. He now lives in Faringdon UK, with his partner Monika, a native of Munich. ‘Pieces of Fate’ his second book is an anthology of short stories in the ‘Tales of the Unexpected’ mode and is available in paperback or as an e-book, with the individual stories available only in e-book form. He is also working on developing ‘Clan’ as a feature film. You can find out more at www.davidpelliot.com

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    Buchvorschau

    Pieces of Fate (Schicksalsgeschichten) - Michael T Ashgillian

    CAROLINE

    I

    II

    III

    IV

    V

    Carolines Geschichte

    VI

    MEDUSA

    I

    II

    III

    IV

    V

    VI

    VII

    VIII

    IX

    DAS COTTAGE

    I

    II

    III

    IV

    V

    VI

    VII

    DER GELDHAI

    I

    II

    III

    IV

    V

    VI

    VII

    VIII

    DER DIEB IM WARTERAUM

    I

    LONG ALLEY

    I

    II

    III

    IV

    V

    VI

    VII

    VIII

    IX

    X

    XI

    XII

    XIII

    XIV

    XV

    XVI

    XVII

    EPILOG

    ŰBER DEN AUTOR

    CLAN – ES WIRD DICH ÜBERZEUGEN....

    For Thomas, Erin & Joshua

    Einführung

    „Pieces of Fate – Schicksalsgeschichten" ist eine Sammlung von sechs Kurzgeschichten des Autors David P Elliot. Die Erzählungen können dem Genre „Geschichten mit unerwartetem Ausgang" zugeordnet werden.

    Von den sechs Erzählungen wurde nur „Caroline"  bereits vorher veröffentlicht. Die Geschichte war für einen Kurzgeschichten-Wettbewerb des BBC im Jahr 2010 verfasst worden. Sie erhielt keinen Preis, wurde aber als Resultat daraus als E-Buch veröffentlicht.

    Medusa" entsprang den Erfahrungen des Autors, die er in seiner früheren Karriere in der IT Industrie gemacht hat. Die Geschichte hat ihren Ursprung in den 80er Jahren, bevor die moderne Computerspiel-Industrie zu einem riesigen globalen Geschäft heranwuchs.

    „Das Cottage" ist der erste Teil von zwei Erzählungen in dieser Sammlung, die die Nachforschungen in einem angeblichen Spuk in der Neuzeit beschreibt. Obwohl der Name des Hauses geändert wurde, ereignet sich die Geschichte in einem Anwesen, das der Autor einst bewohnte und wo es angeblich spukt.

    Der Titel der vierten Geschichte, „Der Geldhai" rührt von der Tätigkeit des Titelcharakters her, einem Geldeintreiber namens Gary Bowler, der es auf die Schwachen und Wehrlosen abgesehen hat.

    „Der Dieb im Warteraum" entstand aus einer Herausforderung an den Autoren. Dabei musste er in zehn Minuten eine Kurzgeschichte verfassen, worin ein Dieb, ein Warteraum und eine Reifenpanne vorkommen. Das war das Ergebnis davon. Während er sich die Geschichte innerhalb der zehn Minuten erdacht hatte, brauchte der Autor weitere 60 Minuten, um die Geschichte zu Papier zu bringen.

    Die letzte Geschichte, „Long Alley" spielt sich ebenfalls in der näheren Umgebung des Autors ab und beschreibt Originalschauplätze und wahre Ereignisse aus der Vergangenheit als Hintergrund für einen moderen Spuk. Der Autor empfiehlt, „Das Cottage zuerst zu lesen, da es ein Prolog für „Long Alley ist.

    CAROLINE

    I

    Detective Chief Inspector Matthew Richards stand hinter dem Einwegspiegel und schaute hinüber in das Verhörzimmer. Er beobachtete den Mann, der bewegungslos am Tisch an der Wand am anderen Ende des Raumes saß.

    Soweit Richards beurteilen konnte, hatte sich der Mann kaum bewegt, seit er vom diensthabenden Beamten, Sergeant George Brown, hereingeführt und gebeten worden war, sich auf den Stuhl zu setzen.

    Der Raum war nur spärlich möbliert. Abgesehen von einem kleinen Regal, das an der Wand neben dem Tisch angebracht war und auf dem ein Aufnahmegerät stand, einem bedruckten Plastikschild, das an die Wand gepinnt war und die Gefangenen über ihre Rechte aufklärte, und dem freien Stuhl gegenüber dem Mann, war der Raum leer.

    Fast leer, mit Ausnahme des ziemlich gelangweilt dreinblickenden, uniformierten Polizeibeamten, der mit über der Brust verschränkten Armen am Türrahmen lehnte und anscheinend den – „Was war er eigentlich? dachte Richards, „ - Gefangenen? Zeugen? bewachte.

    Ohne den Blick von dem Mann im Verhörzimmer zu wenden, sagte Richards zu Sergeant Brown, der neben ihm stand: „Erzähle mir doch bitte noch einmal, was er gesagt hat, George."

    „Er kam alleine, vor einer halben Stunde, trat an den Empfangsschalter und sagte nur: „Er ist tot. Ich habe ihn umgebracht. Er ist tot. Ich fragte ihn, wer denn tot sei, doch er gab keine Antwort. Er wiederholte nur immer wieder: „Er ist tot. Ich habe ihn umgebracht."

    Richards studierte den Mann, der noch immer bewegungslos mit beiden Händen flach vor sich auf dem Tisch, den Kopf gebeugt und auf einen bestimmten Punkt zwischen seinen Händen starrend dasaß. Aus irgendeinem Grund erinnerte er Richards an einen Aristokraten aus dem Mittelalter, der auf den Fall des Beils wartete, um ihn zu enthaupten.

    „Und er hat nichts weiter gesagt?"

    „Nein. Ich habe ihn gefragt, ob er denn jemanden überfahren hätte, oder erstochen, erschossen – was er denn damit meinte, er hätte ihn umgebracht. Aber er hat nichts weiter gesagt."

    Richards nickte. „Hat er ein Auto dabei? Hat da jemand nachgesehen?"

    „Ja, wir haben das überprüft, und nein – wir konnten kein Auto finden. Ich habe jemanden rausgeschickt, um nachzusehen, für den Fall, dass eines da draußen beschädigt ist - was darauf hinweisen würde, dass er doch jemanden angefahren hat und so traumatisiert war, dass er nicht angehalten hat. Das kann schon vorkommen. Manchmal können sich die Leute einfach nicht dazu bekennen, was sie da angestellt haben. Ich dachte, wir könnten einen Schaden finden, einige Spuren, doch wir können kein Auto finden. Es schaut so aus, als ob er einfach zu Fuß hier hineinmarschiert ist.

    „Nun, zumindest wissen wir, wer er ist. Das ist schon mal gut", sagte Richards. Er erkannte den Mann im Verhörzimmer – es handelte sich um Jeremy Carlton, also den prominentesten Bürger der Stadt. Rechtsanwalt von Beruf, reich, mächtig und sehr einflussreich.

    Gab es irgendwo ein Komitee – er war im Vorstand, eine wohltätige Organisation, die Hilfe benötigte – er unterstützte sie. Also, wenn man etwas brauchte – die Genehmigung eines Antrags oder eine Baugenehmigung, oder nur eine neue Schaukel für den Spielplatz; wenn er irgendwo die Finger im Spiel hatte, klappte es, wenn er gegen etwas war, klappte es eben nicht.

    Richards kannte ihn einigermaßen gut. Als Polizeibeamter von höherem Rang konnte er kaum umhin, mit der wichtigsten Persönlichkeit aus der Politik und dem Rechtswesen hier in der Stadt regelmäßig in Kontakt zu kommen. Er konnte jedoch nie richtig mit ihm warm werden. Vielleicht war es nur so eine Art von seitenverkehrtem Snobismus. Richards hasste Privilegien, ob sie nun verdient waren oder nicht, und Carlton war sicherlich privilegiert. Nicht er hatte zu entscheiden, ob Carlton sie sich verdient hat oder nicht.

    „Er sitzt im Polizeikomitee, nicht?, Sergeant Brown klang plötzlich etwas besorgt. „Hätte ich ihm doch besser nur eine Verwarnung geben sollen? Ich will bei diesem Burschen nichts verkehrt machen. Er sah Richards an, um bei ihm ein Zeichen der Zustimmung zu entdecken.

    „Eine Verwarnung für was?, Richards wandte endlich seinen Blick von Carlton ab. „Wir haben keine Beweise dafür, dass er ein Verbrechen begangen hat; ja, nicht mal dafür, dass überhaupt eines begangen wurde. Er behauptet, jemanden getötet zu haben und wir wissen nicht, wen; ob es die Wahrheit ist, ob es ein Unfall war oder Vorsatz - nicht mal, dass überhaupt jemand tot ist. Wir tun hier nur unseren Job, Sergeant, egal, mit wem wir es zu tun haben - wir behandeln hier alle gleich.

    In dem Moment, da er den Satz beendet hatte, merkte Richards, wie naiv das eben Gesagte für den misstrauischen Sergeant geklungen haben musste. Die Wirklichkeit war, dass Richards es so haben wollte, und nicht selten verscherzte er es sich bei seinen Vorgesetzten aufgrund seines Mangels an Kompromissbereitschaft und seines Unwillens, die politischen Spielchen zu spielen, die er bei seinen eigenen Vorgesetzten so verabscheute.

    „Ich rede besser mal mit ihm", sagte er schließlich.

    II

    Carlton blickte nicht auf, als Richards den Raum betrat und ihm gegenüber am Tisch Platz nahm. Er starrte weiterhin unverwandt auf den Punkt zwischen seinen Händen.

    Carlton trug zwar einen sehr teuren Anzug, doch Richards fiel auf, dass er Carlton heute zum ersten Mal ohne Krawatte und unrasiert gesehen hat. Freilich waren nur ein paar Bartstoppeln zu sehen, doch reichte das schon aus, einem Mann, der gewöhnlich wie aus dem Ei gepellt aussah, ein etwas vernachlässigtes Aussehen zu verleihen.

    Manche Leute kriegten es einfach nie hin, gepflegt auszusehen, was immer sie auch anhatten. Richards war einer davon. Egal, wie sorgfältig sein Anzug gebügelt war oder seine Schuhe geputzt waren, innerhalb von wenigen Minuten nach dem Anziehen sah er immer so aus, als hätte er in seinen Kleidern geschlafen.

    Für gewöhnlich brauchte sein dunkelbraunes Haar einen Schnitt; demzufolge hatte es die Tendenz, sich zu kringeln und machte es ihm somit unmöglich, es unter Kontrolle zu halten. Das Hervorstechendste an ihm waren seine stahlblauen Augen; er wusste, dass er damit einigen Mitmenschen unangenehm war. Er schien die Gabe zu besitzen, Lügen zu durchschauen, was ihm - obwohl dies etwas weit hergeholt schien - bei Verhören sehr zugutekam.

    Carlton wiederum war einer dieser irritierenden Zeitgenossen die, soweit es Richards anging, immer so aussahen, als ob ihnen ein Kammerdiener beim Ankleiden half, die sich mindestens zweimal am Tag rasierten und niemals ein Haar, oder eine Falte an der falschen Stelle hatten.

    Nur aber heute anscheinend nicht.

    „Erinnern Sie sich an mich, Mr Carlton? Detective Chief Inspector Richards? Wir haben uns vor einer Woche in der Stadt bei der Polizei-Veranstaltung getroffen, die Sie ihn ihrer Rolle als Vorsitzender des Polizisten-Komitees arrangiert haben?" Richards war vom Polizeipräsidenten, der, zusammen mit einer ganzen Schar von weiteren prominenten, hiesigen Würdenträgern, ebenfalls anwesend war, zur Teilnahme verdonnert worden.

    Es gab keine Reaktion auf Richards Fragen und Carlton zeigte keinerlei Zeichen, dass er sie überhaupt gehört hat, geschweige denn ihn zu kennen.

    „Schau´n Sie, Mr Carlton, ich muss herausfinden, warum Sie hier sind. Sie haben dem diensthabenden Beamten gegenüber erwähnt, dass Sie jemanden getötet haben. Wen haben Sie getötet? Wann? Wo? Was soll das Ganze denn?"

    „Er ist tot. Ich habe ihn umgebracht", kam die leise Antwort, die mehr an den Tisch oder an sich selbst gerichtet zu sein schien, als eine direkte Reaktion auf Richards Fragen.

    „Wen? Wen haben Sie getötet?", wiederholte Richards. Und wieder gab es keine Antwort darauf.

    Dieses einseitige Verhör zog sich fast zwei Stunden lang hin und wurde nur gelegentlich von kurzen Pausen unterbrochen, die mehr für Richards Wohlbefinden eingeschoben wurden, als für Carltons.

    Trotz der Tatsache, dass Angeklagten von ihren Anwälten regelmäßig dazu geraten wurde, „nichts" zu sagen, wusste Richards doch, dass - wenn man nur lange genug auf einen Verdächtigen einredete - dieser letztendlich doch etwas sagen würde, obwohl dieser sich nicht gleich direkt offenbaren oder das ihm angehängte Verbrechen zugeben würde. Es war, wie er wusste, eigentlich ziemlich schwierig, stundenlang dazusitzen und nichts zu sagen.

    Für gewöhnlich würde der Angeklagte doch das Gespräch eröffnen und irgendwas von sich geben, was mit der Tat überhaupt nichts zu tun hat und wenn man sich erst einmal miteinander unterhielt, würden sich die Schleusen schließlich doch öffnen.

    Jegliche, anscheinend bezuglose Unterhaltung führte letztendlich dazu, dass man relevante Informationen, wenn auch langsam und mühsam, heraus kitzeln konnte. Trotz des entschlossenen Vorsatzes, „nichts" zu sagen, könnte der Verdächtige sehr bald nicht mehr umhin, wie ein Vogel zu singen!

    Doch nicht dieser Vogel und nicht dieses Mal.

    Frustriert gab Richards schließlich auf. „Ich will, dass Sie hier sitzen und darüber nachdenken, was Sie da tun, Mr Carlton. Ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, dass Sie der Polizei hier wertvolle Zeit verschwenden, und ich kann es mir nicht länger leisten, hier zu sitzen und mich noch länger Ihrer..., er machte eine Pause, um nach den richtigen Worten zu suchen, „...Sache zu widmen. Falls Sie sich doch dazu entschließen können, uns etwas mitzuteilen, dann sprechen Sie bitte mit dem Beamten. Ich habe Besseres zu tun.

    Er war sich sicher, dass Carlton eine Art von Zusammenbruch erlitten hatte. Er würde einen Psychiater hinzuziehen, um mit ihm zu reden. Vielleicht könnte der ja herausfinden, was sich im Kopf dieses offensichtlich gestörten Mannes abspielte.

    Er machte sich daran, den Raum zu verlassen und gerade, als er die Türe öffnete, hörte er hinter seinem Rücken eine leise Stimme, so leise, dass er sich jetzt nicht sicher war, überhaupt etwas gehört zu haben.

    „Terry Belling."

    Richards drehte sich zu Carlton um der, zum ersten Mal seit, er den Raum betreten hatte, den Kopf gehoben hatte und ihn ansah; seine Augen hatten einen gehetzten Ausdruck: sein Blick war schwer, müde und leblos und er jagte einen kalten Schauer über Richards Rücken.

    „Terry Belling," wiederholte Carlton leise. „Ich habe Terry Belling getötet. Er ist im Blue Boar."

    Daraufhin wandte Carlton sich langsam wieder ab, um seine ursprüngliche Position einzunehmen, und wieder saß er da mit hängendem Kopf, die Handflächen flach vor sich und starrte auf den Tisch.

    Trotzdem sich Richards zurück auf seinen Stuhl setzte und eine weitere Stunde lang versuchte, etwas aus Carlton herauszubringen, kam nicht ein einziges weiteres Wort über dessen Lippen.

    III

    „Das Blue Boar ist seit sieben Jahren geschlossen und vernagelt", sagte George Brown zu Richards, als er mit einem Becher Tee und einem ziemlich unappetitlich aussehenden Sandwich wieder an ihren Tisch in der Kantine zurückkehrte. Er klappte die obere Hälfte des dünnen Brotes zurück und starrte misstrauisch auf den Belag, der angeblich aus gebratenem Schinken bestehen sollte.

    „Es hat dort einen Brand gegeben, fuhr er fort, „Offenbar startete das Feuer in der Küche. Das hat denen wohl den letzten Stoß versetzt. Das Pub machte bereits vor dem Brand ziemlichen Verlust. Der Pächter hatte vermutlich die Nase voll, hat sich was Besseres gesucht. Sie haben seither nicht wieder aufgemacht. Ist seitdem zugenagelt.

    Richards nippte an seinem Kaffee. „Schicken Sie einen Wagen da raus. Sagen Sie ihnen, sie sollen sich dort mal umsehen. Detective Sergeant Willis soll sie begleiten. Mal sehen was sie da finden können – und sagen Sie ihnen auch, vorsichtig zu sein. Falls es sich rausstellt, dass es doch ein Tatort ist, möchte ich nicht, dass irgendwelche Spuren verwischt werden, besonders wenn der Verdächtige ein verdammter Rechtsanwalt ist. Und finden Sie raus, wem das Anwesen jetzt gehört. Ich nehme an, es ist eine der Brauereien, aber wir überprüfen das besser."

    „Gehen Sie nicht mit da raus?" sagte Brown beim Aufstehen.

    „Erst wenn sie was finden. Ich fahre zu seinem Haus und besuche seine Frau. Ich traf sie letzte Woche auf der Feier. Sie erschien mir eigentlich ganz nett. Viel jünger als Carlton. Vielleicht kann sie ja etwas Licht auf das Ganze werfen. Und was ist mit diesem Terry Belling – haben wir was über ihn?"

    Brown zuckte mit den Schultern, „Nur ein kleiner Rabauke, so wie es aussieht; ein paar kleinere Verfahren wegen Cannabis-Besitz - für den Eigengebrauch, nichts Schwerwiegendes und eines wegen Sachbeschädigung während einer Rauferei. Offensichtlich handelte es sich dabei mehr ein Handgemenge unter Betrunkenen - ein zerbrochenes Fenster im Pub, sowas in der Richtung. Ach ja! Und eines für den Verkauf von gestohlenen Waren, Erwerb eines „heißen iPods, so wie es scheint, der „vom Lastwagen gefallen war – nicht gerade ein Meisterverbrecher. Das Meiste davon geschah vor ein paar Jahren. Er scheint seither keinen Ärger mehr gemacht zu haben."

    „Haben wir seine Adresse?" fragte Richards.

    „Die letzte bekannte Adresse stammte von damals, als er zum letzten Mal verurteilt wurde. Ein Streifenwagen hat sich dort bereits umgesehen; es gibt dort nur kleinere Apartments, Studentenbuden und sowas. Die Mieter wechseln dort alle fünf Minuten. Es gibt dort keinen mehr, der sich noch an ihn erinnert, und mit einer derzeitigen Adresse hatten wir auch kein Glück. Es gibt da aber doch eine interessante Sache – seine letzte Anklage, eine wegen Cannabis-Besitzes. Er gab als Beruf 'Bürokaufmann' an. Raten Sie mal, wo er angestellt war?"

    „Ich rate nicht, Sergeant!", Richards neigte dazu, an allem Anstoß zu nehmen, was für ihn oberflächlich oder unprofessionell klang, soweit es ein möglicherweise schwerwiegendes Verbrechen betraf.

    Brown räusperte sich, leicht peinlich berührt von Richards unterschwelliger Kritik, doch dann fuhr er fort: „Er arbeitete bei 'Carlton & Messenger', dem hiesigen Rechtsanwaltsbüro. Messenger starb vor 30 Jahren; das Büro gehört unserem Gast da unten."

    Vier Stunden, nachdem Jeremy Carlton in das Polizeirevier gekommen war, stieg Richards in sein Auto und machte sich auf den Weg in Richtung Manor Lane.

    Die Straße war vermutlich benannt nach 'Manor House', dessen Eigentümer Carlton war, Das stattliche Herrenhaus gehörte zu einer kleinen Anzahl von sehr teuren Anwesen in einem sehr teuren Stadtteil. Noch bevor Richards es schaffte, vom Polizeirevier in der Stadtmitte in den Vorort hinauszufahren, meldete sich das Funkgerät mit einem Krächzen und er hörte die vertraute Stimme von Detective Sergeant Willis.

    „Wir sind im Blue Boar, Chef, sagte Willis. „Der Ort war ziemlich solide verbrettert, aber wir haben es geschafft, reinzukommen. Wir sind im Keller. Wir haben eine Leiche gefunden. Ich habe die Spurensicherung und den Pathologen informiert. Ich glaube es wäre gut, wenn Sie rüberkommen würden.

    „Wissen wir, wer es ist?" fragte Richards.

    „Leider nicht, Chef, unmöglich zu sagen ohne gerichtsmedizinisches Gutachten. Aber eines ist sicher – er ist keines natürlichen Todes gestorben. Sein Gesicht ist vollkommen zertrümmert, keineswegs konnte das ein Unfall oder ein Sturz gewesen sein. Und um das Ganze noch zu bekräftigen, fügte der Beamte hinzu: „Jemand hat ihm die Fresse eingeschlagen.

    IV

    Es war bereits drei Uhr nachmittags, als Richards und Willis den Ort verließen, der nun offiziell zum Tatort erklärt worden war – der Keller des Blue Boar, und es hatte angefangen zu regnen, gerade als sie ins Auto stiegen.

    Richards drehte am Zündschlüssel, ohne den Motor anzulassen, schaltete die Scheinwischer auf Intervall und beobachtete den immer stärker werdenden Regen, wie er sich auf dem Glas sammelte, bevor die Scheibenwischer ihn fortwischten.

    Er saß schweigend da und ging in Gedanken all die Fakten durch, die sie soweit gesammelt hatten, bevor er schließlich sprach. „Geben Sie mir Bellings Akte," sagte er und streckte seine Hand in Richtung Willis aus.

    Willis lehnte sich zurück, um den Vorgang vom Rücksitz zu holen und reichte Richards den prall gefüllten Ordner. Der Kriminalkommissar blätterte die Sammlung von losen Seiten durch, bevor er weitersprach. „Okay, wir warten auf den Bericht des Gerichtsmediziners und auf die Obduktion, aber ich glaube wir können davon ausgehen, dass es sich bei der Leiche um Belling handelt. Das Gesicht ist zu schwer entstellt für eine Identifizierung, und das gilt wohl auch für einen Zahnbefund. Laut der Akte hier haben wir keine DNA, aber wir haben Fingerabdrücke, also können wir ihn damit identifizieren. Er scheint die richtige Größe, das richtige Gewicht und Alter zu haben, und falls wir keine zweite Leiche übersehen haben, haben wir auch Carltons Geständnis. Also, vorbehaltlich der Bestätigung der Identität und der Todesursache sieht es so aus, als ob wir hier einen Mord, ein Opfer und sehr wahrscheinlich auch einen Täter haben."

    „Niemand kann so schwere Gesichtsverletzungen überleben, bot Willis an. „Doch ich vermute wir brauchen den Obduktionsbefund, um zu bestätigen, dass es sich hierbei tatsächlich um die Todesursache handelt. Es kann natürlich auch sein, dass diese abscheuliche Attacke ausgeführt wurde, nachdem er bereits tot war.

    „Zentrale an DCI Richards, over. Die Unterhaltung der beiden Beamten wurde durch das plötzliche Krächzen des Funkgerätes unterbrochen, und Richards nahm das Mikrofon in die Hand. „DCI Richards hier; sprechen Sie, over.

    „Okay. Nachricht von Sergeant Brown. Anscheinend wollten Sie wissen, wer die Besitzer des Blue Boar sind. Wir haben den Namen des Grundstücksmaklers vom Schild vor dem Gebäude. Es scheint, als ob das Anwesen einem Gewerbegrundstückskonzern gehört: Minster Investments plc. Sie waren die letzten paar Jahre ziemlich damit beschäftigt, bankrotte Pubs aufzukaufen. Sie scheinen am Gaststättengewerbe nicht interessiert zu sein, mehr an langfristigen Immobilieninvestments. Für das ganze Anwesen wurde kürzlich eine Baugenehmigung für den Umbau in moderne Wohnungen gewährt. Offenbar wollen sie auf dem Grundstück 65 Apartments und Häuser errichten. Sergeant Brown sagt, es würde Sie interessieren zu hören, dass der Hauptaktionär von Minster Investments und deren Vorstand ein gewisser Jeremy Carlton ist."

    „Okay. Danken Sie Sergeant Brown von mir. Wie kommt der Psychiater mit Carlton voran, wissen Sie etwas?"

    „Anscheinend kriegt er noch weniger aus ihm raus als Sie, kam die Antwort aus dem Funkgerät. „Er sagt, Mr Carlton leidet an einem tiefliegenden psychologischen Trauma und es könnte Monate dauern, es zu entwirren, wenn überhaupt. Es ist unwahrscheinlich, dass wir in der nahen Zukunft irgendwas Brauchbares aus ihm rausbringen.

    „Okay, danke. Richards legte das Mikrofon in die Halterung zurück und wandte sich an Willis. „Es ist unwahrscheinlich, dass man Carltons Geständnis hinsichtlich seines Geisteszustandes jemals erst nehmen wird. Doch die Tatsache, dass ihm das Anwesen, in dem die Leiche gefunden wurde, gehört und dass er uns berichtet hat, dass man sie dort findet, ist ziemlich aussagekräftig. Aber wir brauchen auch ein Motiv hier. Wir wissen, dass Belling vor Jahren für Carlton gearbeitet hat. Lassen Sie uns zu seinem Büro fahren, um mal mit den Mitarbeitern zu sprechen. Jemand wird sich an ihn erinnern, und ich möchte fast wetten, dass, wenn es auch nur die geringste Spur von einem Skandal gibt, jemand uns nur zu gerne davon erzählen wird.

    „Und was ist mit Mrs Carlton?, fragte Willis. „Sie waren vorher gerade auf dem Weg zu ihr gewesen. Sollen wir mal hinfahren?

    Richards überlegte für einen Moment und antwortete dann: „Nein, schicken Sie einen Streifenwagen hin. Lassen Sie ihr ausrichten, dass wir ihren Mann auf dem Revier haben und dass ich so bald wie möglich bei ihr vorbeischaue, um mit ihr zu sprechen. Informieren Sie sie auch, dass ein Doktor bei ihm ist, und wenn wir erst grünes Licht haben, wir nochmal mit ihm reden werden. Doch bis dahin soll sie sich gedulden, bis sie von mir hört."

    „Und was, wenn sie darauf besteht, ins Revier zu kommen, um ihn zu sehen?"

    „Wir können sie vermutlich nicht davon abhalten, aber sagen Sie ihr, dass sie damit nur ihre Zeit verschwendet. Sie wird ihn nicht sehen können, weil er uns nach seiner medizinischen Begutachtung bei den Ermittlungen helfen wird. Wir werden sie wissen lassen, ob und wann sie ihn sehen kann."

    „Scheint mir ein bisschen hart", sagte Willis.

    „Warum bringen sich die Menschen gegenseitig um, Willis?, sagte Richards, und ohne auf eine Antwort zu warten fuhr er fort: „Sex oder Geld. Manchmal beides zusammen. Falls Carlton Belling umgebracht hat, will ich ein Motiv, bevor ich seine Frau verhöre. Lassen Sie uns in sein Büro fahren und versuchen, eines zu finden.

    V

    Die Büroräume von Carlton & Messenger waren komfortabel und ruhig; in der Atmosphäre lag ein Hauch von Effizienz und Wohlstand. Es waren insgesamt um die 30 Mitarbeiter, doch nur zwei – vermutlich abgesehen von Carlton selbst - konnten sich direkt an Terry Belling erinnern.

    Paul Brice und Hilda Burning arbeiteten für Jeremy Carlton seit 25, respektive 23 Jahren.

    Hilda Burning war eine respektable Dame unbestimmten Alters. Sie strahle Überlegenheit aus und hatte permanent den Ausdruck auf ihrem Gesicht, der Richards an jemanden erinnerte, der die meiste Zeit damit verbrachte, Zitronen auszusaugen. Sie war die Leiterin des Büros und schien ihre Autorität zu genießen; sie versuchte nicht, ihre Geringschätzung gegenüber den zahlreichen jüngeren Angestellten zu verbergen, die sie nur allzu gerne zurechtwies, bevor

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