Sonnenthal
Von Birgit Böckli
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Über dieses E-Book
Sonnenthal – Ein Kurzthriller mit Horrorelementen
Sie nehmen dich auf, wenn du alt und gebrechlich bist. Sie sorgen für dich, wenn es sonst niemand tut. In Haus Sonnenthal kannst du deinen Lebensabend genießen. Wenn dir hin und wieder etwas seltsam vorkommt, schau einfach in eine andere Richtung und denke nicht weiter darüber nach. Du kannst ein gutes Leben führen.
Nur eines darfst du niemals tun:
Stelle keine Fragen! Denn die Antworten könnten tödlich sein.
Für Günther Rombach geht ein Traum in Erfüllung, als er einen der begehrten Plätze in dem Seniorenstift "Haus Sonnenthal" ergattert. Doch dann ereignet sich ein schrecklicher Unfall, und schon bald befindet sich Rombach in tödlicher Gefahr.
Birgit Böckli
Ich bin Jahrgang 1972 und lebe mit meiner Familie in einer Kleinstadt in Nordbaden. Mit dem Schreiben habe ich bereits in der Grundschule begonnen. Ich schreibe hauptsächlich Krimis und Horrorgeschichten, weil ich diese Genres auch als Leser am liebsten mag. Wichtig sind mir in all meinen Texten die Figurenentwicklung und die psychologischen Hintergründe. Außerdem versuche ich meist, meinen Geschichten irgendeinen ungewöhnlichen Aspekt zu verleihen.
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Buchvorschau
Sonnenthal - Birgit Böckli
Chapter 1
Rombach wartete lange, bis die Frau mit den sonnengelben Haaren wieder auftauchte. Sie winkte ihn lächelnd zu sich, und er folgte ihr mit vielen kleinen Schritten den Flur entlang, bevor das Büro ihn verschluckte.
Der Mann hinter dem Schreibtisch war groß, eine Masse von Mensch unter einem liebenswürdigen, blassen Gesicht. Er musste sich förmlich auseinanderfalten, um aufzustehen.
„Mein Name ist Baumbusch, stellte er sich vor, „und ich leite dieses Haus. Haus Sonnenthal erfreut sich eines ausgezeichneten Rufes. Wir bemühen uns, eine Alternative zu den städtischen Altenheimen darzustellen.
„Ihre Empfangsdame…"
„Frau Hauser?"
„Ja, ähm, Frau Hauser war so freundlich, mir alles zu zeigen. Einen
wunderschönen Park haben Sie hier. Und die Apfelbäume… Er schämte sich ein wenig. „Ich bin mir nur nicht sicher, ich meine, in der Broschüre stand gar nichts über…
Baumbusch lächelte nachsichtig, sein Blick streifte Rombachs abgetragene Cordjacke. „Sie meinen die Kosten, nicht wahr?"
Die Knie zusammengepresst, saß Günther Rombach steif auf seinem Besucherstuhl. Er hätte gar nicht herkommen sollen.
„Keine Sorge", fuhr der Direktor fort, „am Geld ist bei uns noch keine Aufnahme gescheitert. Darf ich Ihnen eine kleine Geschichte erzählen - meine kleine Geschichte? Nach dem Medizinstudium arbeitete ich viele Jahre in Amerika. Und als ich schließlich nach Deutschland zurückkehrte, erfuhr ich, dass mein Vater inzwischen verstorben war."
Rombach wurde nervös, er verstand nicht, warum der Doktor ihm all das erzählte.
„Er starb ganz allein. Sie fanden ihn erst, als er schon über eine Woche tot war. Dieses Erlebnis gab meinem Leben eine ganz neue Richtung. Ich beschloss, alten Menschen aus der Einsamkeit herauszuhelfen, Menschen, die keine Familie mehr haben. Deshalb gründete ich Haus Sonnenthal. Sein Tonfall wurde sachlich. „Sie wissen, dass das eine der Bedingungen ist?
„Ich bin alleinstehend, sagte Rombach, und seine Kehle fühlte sich mit einem Mal sandig an. „Schon lange.
„Darf ich dann noch fragen, warum Sie Ihre Wohnung aufgeben wollen?"
„Ein leichter Schlaganfall. Jetzt geht es wieder, bis auf die Hand, die will nicht mehr richtig. Er zeigte dem Direktor seine steifen Finger. „Danach hatte ich plötzlich Angst, allein zu leben. Und die öffentlichen Altersheime, wie soll ich sagen? Man liest so viel. So viel Negatives, wissen Sie?
Der Doktor nickte. „Ich schätze, ich darf reinen Gewissens behaupten, dass sich bei uns noch nie jemand verwahrt oder weggesperrt fühlen musste."
„Ich hätte noch eine Frage."
„Bitte, fragen Sie nur."
Rombach rutschte auf dem Leder herum. Die Temperatur im Raum schien mit jeder Minute weiter anzusteigen. „Was befindet sich im Obergeschoß? In der zweiten Etage."
Baumbusch grinste ihn an. „Oh, das da oben ist unsere Klinik. Wir haben eine eigene kleine Klinik eingerichtet, ein paar Zimmer, ein Untersuchungsraum. Sogar ein OP gehört dazu. Natürlich können wir nicht alles selbst behandeln. Aber mit einer entzündeten Gallenblase werden wir schon fertig." Er lachte blechern.
„Toll, murmelte Rombach abwesend, „ und wann könnte ich…
„Wenn Sie alles geregelt haben, kommen Sie einfach her. Ich lasse Zimmer achtzehn für Sie herrichten."
Rombach schwitzte, in seinen Ohren bliesen die Posaunen. Er durfte bleiben. Er durfte bleiben!
„Also, Herr Rombach, dann erwarten wir Ihre Ankunft in den nächsten Wochen. Ich freue mich. Eine blasse Hand durchschnitt die Luft vor seiner Nase. Rombach atmete die Nachricht ein wie eine frische Brise. „Und ich erst. Auf Wiedersehen, Herr Doktor.
Chapter 2
An einem sonnigen Vormittag passierte Günther Rombach das verschnörkelte Eisengitter, das Tor zu einer neuen, wunderbaren Welt. Frau Hauser half ihm mit dem vollgestopften Koffer, und als auch das letzte Paar Socken in der Kommode verschwunden war, wagte er sich auf den Balkon. Die milde Junisonne streichelte seinen Rücken, und er ließ den Blick über die Grünflächen bis zu dem geteerten Spazierweg wandern, der sich im dichten Rasen zu verbergen suchte. Alte, knorrige Apfelbäume reckten die Kronen in den Himmel, im Hintergrund wuchs wie ein riesiger Pilz