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Und Keiner Sprach Mit Mir
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eBook198 Seiten3 Stunden

Und Keiner Sprach Mit Mir

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Über dieses E-Book

Manchmal trifft man Menschen in seinem Leben, die einen einfach nicht mehr loslassen. Ihre Geschichten und Meinungen könnten den eigenen so ähnlich sein, aber dennoch haben sie sich anders entschieden. Meist mag man diese Menschen noch nicht einmal besonders, aber sie so einfach aus den Gedanken streichen funktioniert auch nicht. Manchmal hilft da nur eins, das Leben der Menschen noch einmal nachzuleben, so, wie bei dem Leben von Annika ...
Annika ist mittlerweile 30 Jahre alt und ihr ganzes Leben hat sie versucht der Einsamkeit zu entkommen, aber egal, was sie machte, am Ende war sie immer allein. Auf der Suche nach dem Grund dafür, geht sie zurück in ihre Kindheit, zu ihrer ersten Liebe und zu all ihren Versuchen der Einsamkeit zu entkommen.

SpracheDeutsch
HerausgeberAdrian Kadin
Erscheinungsdatum5. Dez. 2011
ISBN9781465894489
Und Keiner Sprach Mit Mir
Autor

Adrian Kadin

"The best way to understand the world is by creating another one" Adrian Kadin Adrian is a young bestseller author and artist. Her books show you the extraordinary worlds of ordinary people. She dives into the mind of her main characters and show you their world, their thinking and feeling. Sometimes it seems to be so fantastic, that it can't be true and sometimes it is so true that it can't be just fiction. After she pulished two novels in German ( Und Keiner Sprach Mit Mir und Die Verstrickungen Des Herrn M.). Now she is working in English. The Entanglement of Mr M is her first book and actually she is working on BoomKA (working title), a story about a woman who has lost her memories and woke up in a strange hospital, where nothing seems to be like it should be. Beside her books, Adrian is drawing pictures in the tradition of American Comics and Japanese Mangas. Also she is designing her clothes.

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    Buchvorschau

    Und Keiner Sprach Mit Mir - Adrian Kadin

    Foreword - Vorwort

    Es gibt immer wieder Menschen, denen man im Laufe des Lebens begegnet und die man nicht versteht. Ihre Meinungen, ihre Entscheidungen, ihr ganzes Leben ist für einen nicht nachvollziehbar und dennoch lassen einen die Gedanken an sie und ihr Leben nicht los. Dabei müssen die anderen noch nicht einmal aus einer anderen Kultur kommen oder anders aufgewachsen sein, vielmehr ist es die Ähnlichkeit des Umfeldes, die scheinbar gleichen Optionen und dennoch unterschiedlichen Leben, die einen an dem anderen faszinieren. Warum hat derjenige sich so entschieden? Hätte er nicht auch ganz anders handeln können? Wie kam er zu seinen Meinungen? Und was treibt ihn an?

    Letztendlich wird man das Leben der anderen nie verstehen und man selbst hätte wahrscheinlich immer anderes gehandelt, aber wenn man sich die Geschichte und den Lebensweg der anderen bewusst macht, kann man die Entscheidungen und Meinungen der anderen tolerieren, denn im eigenen Weltbild handeln schlussendlich alle Menschen logisch und richtig, auch wenn es für einen selbst nicht so scheint. Alles, was passiert hat seinen Sinn, so auch, dass jemand mit ähnlichen Optionen wie man selbst doch ein ganz anderer Mensch sein kann, den man nicht versteht, meist noch nicht einmal mag, sondern einfach von der Unbegreiflichkeit dieses Lebensentwurfes fasziniert ist.

    Ein guter Weg das Leben eines anderen nachzuvollziehen, ist es, die Geschichte des anderen zum Leben zu erwecken, sich selbst in seine Rolle zu begeben und alles selbst einmal durch zu leben …

    Chapter 1 - Wie alles begann …

    Mein Name ist Annika. Ich bin jetzt 30 Jahre alt und lebe in einer Großstadt im Osten von Deutschland. Hier bin ich geboren und aufgewachsen. Meine Stadt liegt irgendwo im Nirgendwo. Mit knapp 100.000 Einwohnern ist die Stadt nicht wirklich groß und auch so hat sie eigentlich kaum etwas zu bieten, dennoch habe ich mich hier immer zu Hause gefühlt. In den historischen Gebäuden im Stadtzentrum bin ich groß geworden und in den Parks der Stadt bin ich heute noch sehr gern unterwegs, um einfach mal zu entspannen und die Natur zu genießen, die man in anderen Großstädten nicht so einfach findet. Hier kenne ich so gut wie jede Ecke, jeden guten Shop, jeden Club, jede Kneipe und vor allem die Menschen hier, die sich seit meiner Kindheit kaum verändert haben. Auch wenn ich einige Jahre wo anders lebte, war meine Heimatstadt doch immer der Mittelpunkt meines Lebens und ich war mir sicher, dass ich später einmal hierher zurückkehren werde.

    Zu mir selbst gibt es nicht wirklich viel zusagen. Ich bin nicht besonders groß oder auffällig, dennoch habe ich schon immer auf mein Aussehen geachtet. Die aktuellen Modetrends sind mir nicht wichtig. Ich bin vielmehr eine Individualistin, die ihren ganz persönlichen Stil hat. Ich bevorzuge dunkle, natürliche Farben, die zu meinen dunklen Haaren und blassen Teint passen. Ich war schon immer eher der Schneewittchentyp und den habe ich auch bewusst hervorgehoben. Die Männer fanden es gut und ich hatte es so immer recht leicht, jemanden Neues kennenzulernen. Das schüchterne, blasse Mädchen muss bei einigen den Beschützerinstinkt geweckt haben. Außerdem mag ich es, wenn die Stoffe weich fallen, meinen Körper umspielen und ich weiblich aussehe ohne das es gleich zu aufdringlich wirkt. Ich achte dazu auch sehr auf die Kleinigkeiten, die der Kleidung immer etwas Besonderes verleihen, wie Rüschen, Schleifen, Spangen und so weiter. Auch bei meinen langen, dunklen Haaren mag ich es schlicht, aber nicht einfach. Selten trage ich sie offen oder nur zu einem Pferdeschwanz gebunden, ich achte immer darauf, dass sie schön zurechtgemacht sind und ein kleines Extra besitzen, wie Tücher, Haarreifen oder einfach eine Blume. Mir ist es auch wichtig, dass ich nicht jeden Tag gleich aussah. Ich hatte schon immer viele Kleidungsstücke, die ich unterschiedlich kombinieren konnte, dennoch habe ich immer darauf geachtet, dass ich meinem Stil treu bleibe. Am Ende muss aber immer alles perfekt zusammenpassen. Manchmal bin ich, wenn ich mir nicht 100prozentig gefallen habe, nicht aus dem Haus gegangen, weil ich mich sonst nicht wohlgefühlt hätte. Wichtig bei meinem Auftreten war mir auch immer, dass ich etwas Besonderes hatte, etwas was meine Persönlichkeit unterstrich und mich von den anderen abhob, manchmal waren es nur Accessoires und manchmal trug ich Marken, die sich sonst niemand in meinem Umfeld hätte leisten können. Anpassung an den Mainstream war noch nie mein Ding und sollte es nie werden. Auch sonst habe ich immer nur das gemacht, was ich wollte, egal ob es um mein Aussehen, Hobbys, meine Karriere oder um Männer ging. Doch nicht immer schien das Glück dabei auf meiner Seite zu stehen, vor allem was Männer anging, bin ich eigentlich immer an die Falschen geraden, bis heute. Aber auch sonst lief nicht alles nach Plan und ich musste einige Umwege gehen, bevor ich da angelangt war, wo ich heute bin.

    Doch am besten ist es, wenn ich dort beginne, wo alles angefangen hat, hier in meiner Stadt …

    Chapter 2 - Meine Kindheit

    Ich wurde am 18.5.1980 in einer ostdeutschen Großstadt geboren. Meine Heimat ist, wie schon gesagt, eine schöne Stadt mit historischen Bauten und viel Natur, auch wenn sie kaum einer kennt. Ich lebte mit meinen Eltern im Zentrum der Stadt. Hier gibt es viele alte Gebäude, die damals teilweise schon restauriert waren und in so einem Altbau habe ich viele Jahre mit meinen Eltern gewohnt. Ganz klassisch in einer 3-Zimmer-Wohnung, in der ich von Anfang an mein eigenes Zimmer hatte.

    Meine Mutter Brigitte und mein Vater Jürgen lebten zu dieser Zeit schon fast 5 Jahre hier und genauso lange waren sie ein Paar. Beide kamen von kleinen Dörfern aus dem Umland, die es hier zuhauf gibt, und versuchten sich in der Stadt ein gemeinsames Leben aufzubauen, dazu gehörte es auch, eine Familie zu gründen. Beide mussten schon in ihrer Kindheit viel Verantwortung übernehmen, was ihnen auch bei der eigenen Familie half.

    Meine Mutter, die älteste von drei Schwestern, hatte schon früh gelernt, einen Haushalt zu führen. Ihre Mutter ist verstorben, als sie gerade einmal 10 Jahre alt war, und da der Vater jetzt alleine die Familie versorgen musste, war er auf jede Unterstützung angewiesen. Sie kümmerte sich um das Wohlergehen der Schwestern und des Vaters, wie sie es heute ganz sicher auch noch machen wird. Auch bei uns kümmerte sie sich immer um das Wohl der Familie und ging nebenher noch ihrem Job als Laborantin nach. Trotz der wenigen Zeit, die sie für sich hatte, achtete sie sehr auf ihr Aussehen. Ihr war es sehr wichtig, gepflegt auszusehen, denn ihr Lebensmotto lautete: Den ersten Eindruck kann man nicht wiederholen. Sie legte ebenfalls sehr viel Wert auf ein schönes zu Hause und auf eine harmonische Familie. Streit mochte meine Mutter nie, dem ging sie lieber aus dem Weg oder versuchte ihn so schnell wie möglich zu schlichten, wie sie es schon immer bei ihren Schwestern getan hatte. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Sie ein Hobby hatte oder überhaupt irgendwelchen Freizeitaktivitäten nachging, da sie entweder arbeitete oder sich um den Haushalt kümmerte. Wenn Sie dann doch einmal nichts zu tun hatte, genoss sie die Zeit in unserm schönen zu Hause.

    Auch mein Vater kam aus einer Großfamilie. Er war der Jüngste von sieben Geschwistern und ist auf einen Bauernhof mit vielen Tieren groß geworden. Hier musste er schon früh bei der Arbeit mithelfen, denn auf so einen Bauernhof wird jede Hand gebraucht. Er war der Einzige, der von seiner Familie studieren durfte. Das war damals so, eines von den Kindern aus Nicht-Akademiker-Familien konnte eine Universität besuchen und mein Vater hätte dazugehören können. Doch da meinem Vater die Familie wichtiger war, meine Mutter hier ihre Arbeit hatte und er in dieser Stadt keine Möglichkeit hatte zu studieren, entschloss er sich, eine Ausbildung als Sozialhelfer zu machen und später das Studium nachzuholen, wenn sich die Gelegenheit dazu bieten würde. Er arbeitete in meiner Kindheit vor allem in der Jugendhilfe und hatte da auch immer viel zu tun. Im Gegensatz zu meiner Mutter, die die meiste Zeit allein war, hatte mein Vater immer Zeit für seine vielen Freunde, was sich bis heute nicht geändert hat. Er verbrachte seine Freizeit mit ihnen und nahm meine Mutter und mich auch öfters mit zu den Treffen. Aber meist langweilten wir beide uns sehr, da mein Vater sich mehr mit den anderen beschäftigte als mit uns und wir eigentlich nur darauf warteten, wieder nach Hause gehen zu können. Er hatte auch ein Hobby, das ihn stark beanspruchte. Er handwerkte in seiner freien Zeit viel, egal ob es sich dabei um die Reparatur von Radios, Waschmaschinen, Fenstern oder sonstigen handelte. Weil er dies sehr gut konnte, wurde er immer für die Reparaturen, die in unserem Mietshaus anstanden, geholt und auch Freunde ließen sich gerne von meinem Vater helfen. Die Arbeit und sein aufwendiges Hobby ließen meinem Vater kaum Zeit für die Familie. Wenn er dann doch einmal Zeit für uns hatte, verbrachten wir sie immer gemeinsam in unserer schönen Wohnung, die meine Mutter extra für diese wenigen Momente noch ein weniger perfekter herrichtete, als sie es eh schon immer tat.

    Häufig nutzten wir auch die Zeit, um die Großeltern zu besuchen, denn diese waren immer sehr wichtig für meine Eltern, genauso wie ihre Geschwister. Bei den Besuchen war meist die ganze Familie anwesend und man hatte viel zu tun. Vor allem an den Feiertagen gab es anfänglich häufig Diskussionen, bei welcher Familie wir welchen Feiertag verbringen sollten, da wir immer zu beiden Familien eingeladen wurden und sich jede freute, wenn wir sie besuchten und am besten die ganzen Feiertage dort verbringen würden. Deshalb war eines eigentlich immer sicher, wir waren an keinem Feiertag allein. Ich selbst war lieber bei der Familie meiner Mutter, den Bauernhof, auf dem mein Vater groß geworden ist, konnte ich nie wirklich etwas abgewinnen. Es war mir hier meist zu laut. Die Familie war mir etwas zu dörflich, kaum einer machte was anderes als Landarbeit, alle arbeiteten auf dem Hof oder waren in anderen Bereichen der Landwirtschaft tätig, sodass die Familie väterlicherseits eigentlich kein anderes Thema kannte als Landwirtschaft und Tierpflege, was mich nun überhaupt nicht interessierte, ich kam ja aus der Stadt. Aber dennoch war ich, wie es sich gehört, auch hier regelmäßig mit dabei, wenn eine Familienfeier anstand oder wir uns entschieden, die Feiertage bei den Eltern meines Vaters zu verbringen.

    Doch nun erst einmal zurück zu mir und meiner Kindheit …

    Wie gesagt: Ich bin in einer Großstadt irgendwo im Nirgendwo geboren und auch hier aufgewachsen. Als einziges Kind meiner Eltern habe ich mir auch ab und zu ein Geschwisterchen gewünscht, vor allem einen älteren Bruder, der mich später auch immer mitgenommen hätte, wenn er ausgeht oder mich seinen Freunden vorstellt. Doch meist war ich ganz froh, allein zu sein, denn dann verbrachten meine Eltern wenigstens die wenige Zeit, die sie hatten, mit mir und nicht mit meinem Bruder.

    Meine Kindheit unterschied sich kaum von der anderer Kinder meiner Zeit und in der Gegend. Ich ging zuerst in die Kindergrippe, dann kam der Kindergarten und mit sieben Jahren kam ich in die Schule. Auf die Schule hatte ich mich damals, wie die meisten Kinder, sehr gefreut. Ich fing sehr früh an viel zu üben, denn ich wollte die Beste sein und schaffte das auch immer oder so gut wie immer, jedenfalls war ich stets unter den besten Fünf. An den angebotenen Freizeitaktivitäten nahm ich ebenfalls regelmäßig teil, auch wenn ich mich mittlerweile kaum mehr daran erinnern kann, was ich alles gemacht habe. Aber eins weiß ich noch ganz sicher, mir wurde immer gesagt, dass ich sehr kreativ bin und viel Fantasie habe. In einem Ferienlager, wie es zu dieser Zeit üblich war, war ich aber nur einmal. Es hat mir nicht wirklich viel Spaß gemacht, da alle immer das Gleiche machen mussten. Ich war schon damals eine Individualistin und habe lieber die Ferien in der Stadt oder bei meinen Großeltern verbracht, hier konnte ich wenigstens immer das machen, was ich wollte.

    Meine Kindheit empfand ich alles in allem als sehr glücklich, jedenfalls die ersten 10 Jahre. Meine Eltern waren immer für mich da und haben mich auch bei der Entfaltung meiner Persönlichkeit unterstützt. In meiner Erinnerung scheint diese Zeit heute jedoch, wie aus einer anderen Welt zu sein, irgendwie vernebelt und eigentlich nicht wirklich. Das Ende dieser Zeit kam 1990. Im Jahre der Wiedervereinigung, deren Vorboten man schon einige Zeit früher gespürt hatte, verändert sich auch hier viel. Obwohl ich mich nicht wirklich an die Zeit erinnern kann, wie es vorher war und währenddessen, war die Wende doch ein Einschnitt in meinem Leben. Es schien sich alles zu verändern und vor allem in meiner Familie war nichts mehr, wie es war. Oder vielleicht war es noch nie so, wie ich glaubte, dass es gewesen zu sein schien. Vielleicht bilde ich mir auch nur ein, damals in einer intakten Familie gelebt zu haben und schon lange vor der Wende haben die Probleme angefangen, ich wollte es nur damals nicht sehen. Und will es heute eigentlich auch nicht wissen, denn so hatte ich wenigsten eine unbeschwerte Kindheit, jedenfalls in meinen Erinnerungen, auch wenn sie vielleicht nicht wahr ist.

    Chapter 3 - Und dann kam die Wende …

    Ich war gerade 10 als sich meine ganze Welt auf einmal veränderte, es war aber nicht die große Politik, die sich auf mich auswirkte, sondern die Veränderungen, die plötzlich bei uns in der Familie auftauchten und alles infrage stellten, was vorher richtig und gut war.

    Als Erstes merkte ich die Veränderung im Schulsystem, es gab auf einmal neue Fächer und andere sind dafür weggefallen. Und die vielen Freizeitaktivitäten wurden weniger, wir hatten jetzt öfters den ganzen Nachmittag frei und hingen dann in der Stadt rum oder waren bei Freunden zu Hause, da unsere Eltern meist arbeiten mussten. Doch trotz der Veränderungen machte ich weiter, wie ich es gelernt hatte, denn ich glaubte damals noch immer, wenn ich mich nur richtig anstrenge, dann wird alles wieder gut. Für die Schule lernte ich fleißig, damit ich weiterhin die Beste war und auch an den künstlerischen Freizeitaktivitäten, die noch angeboten wurden, nahm ich regelmäßig teil. Ich wollte damals, dass meine Eltern stolz auf mich sein konnten und mein Vater war immer stolz auf mich, wenn ich viel machte, viel unterwegs war und vor allem, wenn ich mich anstrengte, die Beste in allem zu sein, was ich machte. Ich strengte mich sogar ein wenig mehr an als früher, damit ich meine Eltern ganz sicher nicht enttäuschen würde.

    Für meine Eltern schien sich jedoch ein wenig mehr zu ändern, sowohl beruflich als auch privat. Meine Mutter musste Überstunden machen, weil jetzt immer weniger Leute bei ihr im Labor arbeiteten und dann auch alles neu organisiert wurde. Außerdem kümmerte sie sich jeden Abend um den Haushalt, manchmal sogar bis spät in die Nacht, nur damit es bei uns zu Hause schön aussah. Das Einzige, um das sie sich in dieser Zeit kaum kümmerte, war ihr Aussehen. Früher achtete sie sehr darauf, dass sie modisch gekleidet war und immer gepflegt aussah. Durch die ganze Arbeit hatte sie keine Zeit mehr, sich um sich zu kümmern und ließ sich immer mehr gehen. Heute glaube ich auch, dass das der Grund war, warum mein Vater anfing, sich mit anderen Frauen zu treffen. Ich kenne es ja auch aus meinen Beziehungen, wenn ich mich gehen ließ, schauten sich die meisten Männer nach anderen Frauen um. Auf der anderen Seite verstehen aber die wenigsten Männer, wie viel Energie, Zeit und Geld das perfekte Aussehen kostet.

    Aber nicht nur das Leben meiner Mutter bzw. meine Mutter an sich schien sich zu verändern, auch das Leben meines Vaters war plötzlich ein ganz anderes. Er verlor recht schnell seinen Job und da er schon immer vorhatte zu studieren, entschloss er sich, ohne zu zögern, zu einem Lehramtsstudium in einer anderen Stadt. Weil sein Studienort nicht gleich um die Ecke von unserem zu Hause lag, konnte er nicht jeden Tag nach Hause kommen und so blieb er manchmal für Wochen weg. Dazu kam, dass er damals auch noch einen Wochenendjob angenommen hatte, um sein Studium und uns zu finanzieren. Er arbeite viel für die Familie, denn mein Vater wollte nicht, dass wir wegen seines Studiums auf etwas verzichten mussten. Dadurch wurde die Anzahl seiner Besuche aber nochmals deutlich weniger und wenn er sich dann einmal ankündigte, freute ich mich schon Tage vorher auf seinen Besuch. Leider klappt es nicht immer, manchmal musste er kurzfristig absagen, da ihm was Wichtiges dazwischen gekommen war. Aber wenn es dann einmal so weit war, dann warte ich bis spät abends, nur um ihn zusehen, auch wenn ich am anderen Tag Schule hatte. Weil er meist nicht lange blieb,

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