Leipzig 5: Geschichte der Reformation in Dresden und Leipzig (erweiterte Ausgabe)
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Über dieses E-Book
Dass beide Städte, was die Reformationsgeschichte derselben anlangt, zusammengehören, wird jeder zugeben, welcher mit dieser Geschichte einigermaßen vertraut ist.
Waldenburg, den 31. Oktober 1838
Claudine Hirschmann
Claudine Hirschmann, Jahrgang 1970, wollte den Dingen stets auf den Grund gehen, begeisterte sich allerdings nicht nur für Wassersport, sondern absolvierte frühzeitig bereits eine Ausbildung in Schauspiel, Instrumentalmusik und klassischem Gesang. Ihr Studium gestaltete sich ebenso interdisziplinär, doch die Paläografie entwickelte sich bei ihr zu einer Leidenschaft. Seit Ende der 80iger Jahre hat sie ihren Platz in der Welt des Buches gefunden, wobei das Genre durchaus zwischen Lyrik, Belletristik und Sachbuch wechselte. Staubige Archive, ggf. gar unter dem Dach eines Kirchturms, der gerade von einem Sturm eingehüllt ist, haben jedoch ihren eigenen Charme und für sie eine besondere Anziehungskraft. Nachdem Hirschmanns Buchreihe »Auf historischen Spuren« bereits vor Jahren positiven Anklang fand, engagiert sich die Autorin seither als Paläografin und Archivarin sowie Herausgeberin Literatur vergangener Jahrhunderte zu erhalten und verständlich zugänglich zu machen. Wobei künftig Streifzüge in neuzeitliche Themen gar nicht ausgeschlossen sind. Inzwischen lebt Claudine Hirschmann als freie Autorin in Leipzig sowie Köln. Weitere Informationen zur Autorin und ihren Büchern erfahren Sie unter www.historisches-archiv.de
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Buchvorschau
Leipzig 5 - Claudine Hirschmann
In liebevollem Gedenken
Ein Bild, das Menschliches Gesicht, Person, Porträt, Augenbraue enthält. Automatisch generierte Beschreibung./0005-Bilder//Groote.jpgBrigitte Hirschmann, geborene Groth (Groote) wurde in den Kriegsjahren geboren und wuchs in Lützen auf. Früh zeigten sich verschiedene Begabungen, spielte sie unter anderen mehrere Instrumente, doch galt ihr hauptsächliches Interesse der Literatur sowie Leipziger Stadtgeschichte. Als geschätzte Lehrerin und herzensgute Mutter vermittelte sie stets, den ideellen Wert in den Dingen zu sehen und zu schätzen.
So setzte sie sich leidenschaftlich für die Bewahrung historischer Zeitzeugnisse ein und war maßgeblich am Entstehen der Buchreihe »Auf historischen Spuren« beteiligt.
In Wertschätzung, Dankbarkeit und Liebe setzen ihre Kinder die Reihe fort, um die ihnen geschenkte Liebe zu Büchern und zur Stadt Leipzig weiterzutragen und ihr Wirken über heutige Generationen hinaus lebendig zu halten.
Brigitte Hirschmann lebte viele Jahre in ihrer geliebten Stadt Leipzig, die sie für ihre Kinder mit ihnen verließ und bis zum letzten Tag auf eine gemeinsame Rückkehr hoffte. Leider war ihr das zu Lebzeiten nicht gegönnt. Ihre letzte Ruhestätte fand sie im Familiengrab auf dem Friedhof in Leipzig-Gohlis.
./0005-Bilder//IMG_20200502_133211.jpgInhaltsverzeichnis
Vorwort
Vorwort der Originalausgabe
1 Kirchlicher Zustand in Dresden und Leipzig vor der Reformation
2 Luther in Dresden
3 Herzogs Georg von Sachsen Stellung zu dem Evangelio
4 Die Leipziger Disputation und ihre Folgen
5 Herzog Georg gibt öffentliche Verbote gegen die evangelische Lehre
6 Wie Luther die um des Evangelii willen von Herzogs Georg Vertriebenen tröstet
7 Georgs Maßregeln, um nach seinem Tod den römischen Glauben in seinen Ländern zu erhalten
8 Einführung der Reformation in Dresden und Leipzig durch Heinrich den Frommen
9 Vollendung der Reformation durch Herzog Moritz
10 Die Zeit der Reformation in Bildern
Bildverzeichnis
Bekanntschaft mit Claudine Hirschmann
Vorwort
Mit der Reihe »Auf historischen Spuren« hat sich die Autorin zur Aufgabe gemacht, Literatur vergangener Jahrhunderte für heutige Leser aufzubereiten und wieder verfügbar zu machen. Dabei werden Änderungen, die sich beispielsweise aus der Überprüfung historischer Fakten ergeben, schonend eingearbeitet und der Schreibstil des Verfassers möglichst unverändert übernommen, um den Sprachgebrauch der damaligen Zeit zu erhalten.
Mitunter gar um Missverständnisse zu vermeiden, gehören auch Änderungen hinsichtlich Orthografie zur Überarbeitung. Denn lange Zeit schrieb man nach Gefühl oder eben herrschenden Meinungen und das gleiche Wort in einem Text auch unterschiedlich. Erst im Jahre 1880 veröffentlichte Konrad Duden das erste deutsche Wörterbuch, welches sich nachfolgend als allgemein gültiges Regelwerk etablierte.
Das vorliegende Buch enthält gegenüber vorangegangener Ausgaben unter anderen Berichtigungen kleinerer Irrtümer, die aus einer weiteren Recherche offensichtlich wurden, Ergänzungen aus der Sichtung zusätzlichem Datenmaterial, außerdem eine Vielzahl an Bildern, die zur Veranschaulichung der in den Berichten erwähnten Einzelheiten beitragen.
Als Vorlage für das Buch diente:
Leipzig, im Mai 2024
Claudine Hirschmann
Vorwort der Originalausgabe
Dass seit dem Jahre 1817 die großen Taten Gottes des 16. Jahrhunderts vor dem geistigen Auge unserer Zeit genossen aufs Neue vorübergegangen sind und das Reformationszeitalter gleichsam noch einmal von uns durchlebt worden ist, hat unstreitig auf die Bewohner des protestantischen Deutschlands den wohltätigen Einfluss geäußert und die Liebe zu dem Evangelio vielfach wiederum angeregt. Das Volk besonders ist in unserer Zeit häufig durch Wort und Schrift auf das Werk der Reformation, das ein Werk Gottes war, hingewiesen worden, und es hat sich gern erzählen lassen von den großen Veränderungen, welche durch schwache Werkzeuge vor dreihundert Jahren in der Kirche herbeigeführt worden sind.
Auch für die Städte Dresden und Leipzig bricht mit dem künftigen Jahr abermals sein Jubeljahr an. Erst nämlich wurde daselbst sowie in den übrigen Städten der damals albertinischen Länder die Reformation eingeführt. Die Bewohner Dresdens und Leipzigs nun in nachstehendem Schriftchen darauf hinzuweisen, wie von ihren Vätern vor 300 Jahren für die Wahrheit gestritten worden ist, und ihnen so das Evangelium selbst, für welches jene kämpften, teurer zu machen, drang und zwang den Verfasser sein Herz. Sind ihm doch gerade diese Städte, in denen beiden er einst das Wort des Herrn verkündete, besonders lieb geworden. Dass beide Städte, was die Reformationsgeschichte derselben anlangt, zusammengehören, wird jeder zugeben, welcher mit dieser Geschichte einigermaßen vertraut ist. Hoffentlich werden auch andere sächsische Städte Schriftsteller finden, welche die im Jahre 1539 daselbst erfolgte Einführung der Reformation erzählen. Dass die nachstehende Darstellung, obgleich sie nur eine populäre ist und sein sollte, aus den Quellen geschöpft sei, dafür sollten zum Teil die dem Text untergesetzten Anmerkungen zeugen.
Das Sammeln der in Chroniken und anderen Schriften zerstreuten Nachrichten und die Zusammenstellung derselben zu einer fortlaufenden Erzählung hat übrigens so bedeutende Schwierigkeiten, dass ich, wenn ich nicht völlig erreichte, was ich erreichen wollte, auf eine nachsichtsvolle Beurteilung wohl Ansprüche machen kann.
So möge denn das Buch hingehen und Segen stiften und dem Volk erzählen von den Taten des allmächtigen Gottes!
Waldenburg, den 31. Oktober 1838
1 Kirchlicher Zustand in Dresden und Leipzig vor der Reformation
Schon seit dem Jahre 1517 hatte das Wort Gottes in Kursachsen sowie in mehreren anderen deutschen Ländern aufs Neue seine himmlische Kraft bewahrt, hatte der Welt die Augen geöffnet, verjährte Irrtümer beseitigt und die Bollwerke des Aberglaubens zertrümmert. Aber während dort Jünglinge und Greise, Fürsten und Untertanen des wohltuenden Lichtes sich freuten, das seine Strahlen, wie einst zu den Zeiten der Apostel, weithin verbreitete, mussten Tausende in dem von Gott so reich gesegneten Land des Herzogs Georg¹ in Finsternis schmachten und vermochten der Anbetung im Geist und in der Wahrheit, welche Christus forderte, sich nicht zu freuen.
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Wie nämlich von dem Beginn des Mittelalters an bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts Finsternis die Völker Europas überhaupt deckte, so waren auch die damals herzoglich-sächsischen Länder mit ihren beiden größten Städten Dresden und Leipzig dem Irrtum und Aberglauben verfallen.
./0005-Bilder//DresdenCastle_1550.jpgWenden wir unseren Blick zuerst auf Dresden, jene von einer reizenden Gegend umgebene Residenz des Herzog Georg, so fehlte es zwar zu Anfang des 16. Jahrhunderts daselbst keineswegs an Kirchen¹, Kapellen und Altären. Aber was nützen Kirchen, wenn die Herzen nicht Tempel Gottes sind, was die Altäre, wenn der Christ nicht geistliche Opfer bringt? Diesen vernünftigen Gottesdienst suchte man umsonst in dieser Stadt.
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die Geistkapelle zum Hospital St. Bartholomäi.
Die Fürstenkapelle im herzoglichen
Schloss, von Georg erbaut.
Die Niclaskapelle auf dem Rathaus zu Alt-Dresden.
Die Alexiuskapelle auf der Elbbrücke zu Ehren des Leichnams Christi.
Die Jakobskapelle oder der wallfahrtenden Brüder. Sie wurde durch Herzog Georg mit dem Jakobshospital verbunden.
Die Maternihospitalkapelle an dem ehemaligen Frauentor.
Die Erasmuskapelle in Alt-Dresden, wo jetzt der Palaisgarten ist. Sie gehörte anfangs zu dem dasigen Kloster, bis demselben die Dreikönigskirche zugewiesen ward.
Die Kapelle unserer lieben Frauen am Queckbrunnen. Georg hob jedoch diese Kapelle auf.
Die Kapelle zu St. Johannis, von Georg erbaut und späterhin zum böhmischen Gottesdienst gebraucht.
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Zeremonien, die das Auge wohl ansprachen, aber das Herz leer ließen, unziemliche Aufzüge auf offenem Markt, unnatürliche Kasteiungen, ein Hersagen unverständlicher Gebete machten den Gottesdienst aus. Sittenlosigkeit und Unwissenheit herrschten unter Laien und Priestern und fanden vorzüglich in den Klöstern einen sicheren Wohnsitz. Die Belege zu diesen Behauptungen liefert die Geschichte.
Große Wallfahrten wurden alljährlich zu der Frauenkirche in Neu-Dresden (jetzt Altstadt-Dresden) veranstaltet. Es wurde nämlich in dieser