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Abschied zu zweit?!: Der lange Kampf um unser Recht.
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eBook586 Seiten4 Stunden

Abschied zu zweit?!: Der lange Kampf um unser Recht.

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Über dieses E-Book

Um die Lebensgeschichte und das 'Selbstbestimmte Lebensende' zweier Menschen.
Sie waren gute Freunde. Daraus wuchs eine große Liebe über den Tod hinaus.
Jetzt kämpfen sie um ein würdevolles selbst bestimmtes Lebensende.
Das Buch beschreibt die Ereignisse und die Gemütslagen, die Hoffnung aber auch die
Hoffnungslosigkeit sowie die Verzweiflung des Autors und seiner Ehefrau.
Das Buch gibt auch einen Einblick in private Lebensbereiche.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum28. März 2022
ISBN9783347558014
Abschied zu zweit?!: Der lange Kampf um unser Recht.

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    Buchvorschau

    Abschied zu zweit?! - Karl-Heinz Rohde

    Recht auf Selbstbestimmung

    Verstoß gegen Grundgesetz

    Bundesverfassungsgericht kippt Verbot von Sterbehilfe | 26.02.20 | 12:44 Uhr

    Das Bundesverfassungsgericht hat das Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe für verfassungswidrig erklärt. Es verstoße gegen das Recht auf selbstbestimmtes Sterben. Ärzte dürfen also künftig todbringende Medikamente verschreiben und so Hilfe zum Suizid leisten.

    Das 2015 eingeführte Verbot der geschäftsmäßigen Sterbehilfe verstößt gegen das Grundgesetz.

    Das hat das Bundesverfassungsgericht am Mittwoch entschieden. Es gebe ein Recht auf selbstbestimmtes Sterben, sagte der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, bei der Urteilsverkündung in Karlsruhe. Das schließe die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen und dabei Angebote von Dritten in Anspruch zu nehmen.

    Die Entscheidung eines Einzelnen zum freiwilligen Suizid müsse von Staat und Gesellschaft als Akt autonomer Selbstbestimmung respektiert werden, hieß es weiter.

    Der neue Strafrechtsparagraf 217 mache das allerdings weitgehend unmöglich, weshalb die Richter ihn für nichtig erklärten. Ausdrücklich sprechen die Richter dem Bundestag als dem Gesetzgeber zwar das Recht zu, die Suizidhilfe zu regulieren. Dabei müsse aber Raum zur Umsetzung einer Selbsttötung verbleiben.

    Protokoll 260-Tage

    02.02.2021 Dienstag 03:43 (260)

    Heute habe ich den Entschluss gefasst, ein Buch über unsere letzten Tage zu schreiben. Ein Buch, dass sehr persönlich ist, aber auch anderen Menschen eine Tür öffnen kann zu einem würdevollen, glücklichen und selbstbestimmten Lebensende. Mit diesem Buch möchte ich die Geschichte unserer Vergangenheit wiedergeben, ein Protokoll unserer letzten Tage führen und das Thema ‚Selbstbestimmung‘ aus unserer Sicht behandeln. Selbstbestimmung heißt doch, dass jeder selbst bestimmen kann und nicht, dass andere bestimmen, ob man selbst bestimmen darf.

    Unser Leben, unser Abschied

    Ein schöneres Lebensende als das Unsere, können wir uns nicht vorstellen. In Liebe zusammen selbstbestimmt gehen zu können, bleibt den meisten Menschen verwehrt. Unser Eheversprechen alles gemeinsam zu durchstehen, galt über den Tod hinaus. Zusammen sind wir stark und gehen diesen Schritt.

    Entscheidungskraft gehört dazu und vielleicht eine Sichtweise, die in den meisten Fällen verdrängt wird. Ein Tag des Gehens bleibt keinem erspart, da ist es nur eine Frage der rechtzeitigen Beachtung dieses Themas, einer klaren Entscheidung und die Wahl des richtigen Zeitpunkts.

    In ewiger Liebe an dem schönsten Tag, unserem Hochzeitstag, gemeinsam und friedlich umarmt einzuschlafen, ist immer unser Wunsch gewesen. Dieser Wunsch ist nun Realität geworden. Wir wollten nicht vom Zufall überrascht werden. Von uns beiden wollte keiner allein sein oder bleiben.

    Hätte der Zufall einen von uns gehen lassen, so wäre dem anderen gegebenenfalls das Recht auf ein Ende wegen zu starker Trauer verwehrt worden. Das wollten wir nicht riskieren. Unser Tun war und ist also gut durchdacht und unser freier, gemeinsamer Wille.

    Der richtige Zeitpunkt

    Für mich war schon seit Jahren der Wunsch gereift, mein Lebensende selbst zu bestimmen. Es ist der Wunsch, zu einem Zeitpunkt zu gehen, an dem der Geist noch fit ist und die körperlichen Einschränkungen es noch erlauben, sich eigenständig und voll zu bewegen. Ich wollte nie in ein Pflegeheim, für mich der Wartesaal auf den Tod, nie mit Medikamenten das Ende hinauszögern, nie auf die körperliche Pflege durch andere angewiesen sein und nie meinen Liebsten einen Zustand des Bedauerns präsentieren.

    Aber wann ist der richtige Zeitpunkt? Mit der richtigen Einstellung ist es mir nicht schwergefallen, den Zeitpunkt festzulegen. Meine Entscheidung war leicht. 75 Jahre ist ein stolzes Alter und körperlich in der Regel auch gut zu erreichen. Wenn ein Lebensalter erreicht ist, zu dem gesagt werden kann, es war ein wunderbares, erfülltes Leben, ich habe nichts vermisst, dann halte ich diesen Zeitpunkt für den Richtigen. Diesen Termin habe ich bei Gesprächen mit meiner Frau mehrfach genannt, ohne es genauer zu diskutieren. Heute sagt mir mein Körper etwas anderes. Oft habe ich das Gefühl, es nicht mehr bis zum 75. Lebensjahr zu schaffen; und so habe ich den Zeitpunkt für mich vorverlegt, bewusst und mit Zufriedenheit. Mit meiner Frau habe ich darüber vor dem Start des Buchs nicht gesprochen. Sie ist voller Lebensfreude, hilft mir meine Wehwehchen besser zu ertragen. Es fällt mir nicht leicht, meinen vorgezogenen Termin, dieses Thema nun ausführlich mit ihr zu besprechen. Ich verschiebe es Tag für Tag.

    Der Autor Karl an seinem Arbeitsplatz Anfang Februar 2021.

    Das Lebensende

    In unserer Gesellschaft sind das Lebensende und der Tod Tabuthemen. Sie sind mit Trauer und Leid verbunden. Leid deswegen, weil in vielen Fällen der Verlust der Lebensqualität, eine Krankheit oder gar ein Unfall das Leben einschränkt oder beendet. Oft bleibt der Partner in tiefer Trauer zurück. In jungen Jahren ist die Entscheidung für ein Weiterleben unbedingt richtig, denn das Leben bietet viele neue Alternativen und ersetzt die Trauer durch Dankbarkeit und Erinnerung an die gemeinsame Zeit. Die Partnerschaft ist ein Lebensabschnitt dem ein weiterer folgt. Für uns ist jedoch ein Lebensabschnitt erreicht, ab dem nur noch Gemeinsamkeit zählt. Als Menschen haben wir durch die Medizin die Möglichkeit, Schmerzen zu lindern und Krankheiten weitgehend zu heilen. Das Altern mit seinen vielfältigen Nebenerscheinungen können wir aber nicht verhindern. Es gibt dann zwei Wege.

    Erstens, wir ertragen alles, was uns das Restleben auferlegt oder nehmen ärztliche Unterstützung in Anspruch, solange es geht. Der Genuss des Restlebens ist dann davon abhängig, wie die Medikamente wirken. Irgendwann kippt die Waage und wir warten nur noch auf die Erlösung. Zweitens, wir beugen vor und ermöglichen uns eine Entscheidung über unser Lebensende dann zu fällen, wenn die Lebensfreude von den negativen Seiten überflügelt wird. Dies bedeutet allerdings eine rechtzeitige Auseinandersetzung mit diesem Thema. Zu zweitens bedarf es einer Planung mit einem würdigen Abschied, denn das Ende ist, soll es nicht als Kurzschlusshandlung gewertet werden, nicht von heute auf morgen möglich. Ein würdiger Abschied beinhaltet die Regelung vieler Punkte, die Information von Verwandten und guten Freunden. Insbesondere, wenn noch eine Partnerschaft besteht, wäre es sehr unfair, die Entscheidung zu verheimlichen. Außerdem soll es keine Flucht aus dem Leben und auch keine Verzweiflungs-Tat sein. Ich gebe zu, das sind große Forderungen, doch bin ich mir sicher, dass dieser Weg der einzig akzeptable und respektierte ist. Vielmals ist oft aber ein Stadium erreicht, an dem wir unbedacht auf das Ende zusteuern. Bleibt dann einer der Partner zurück, ist das Leben oft inhaltlos, von Trauer und Einsamkeit geprägt. Solange die Lebensfreude größer ist als die Lebens Beeinträchtigung ist ein Weiterleben für die meisten von uns der richtige Weg. Worin jeder den Sinn des Lebens sieht, ist eine ganz individuelle, persönliche Einstellung. Keiner sollte dem anderen in diesem Fall versuchen, die eigene Einstellung überzustülpen. Natürlich sind Diskussionen jederzeit wünschenswert. Zum Schluss muss jedoch jeder eine eigene Abwägung und Entscheidung treffen. Meine Einstellung zum Leben ist, dass so lange wie das Leben ohne Krankheiten und wesentliche Beeinträchtigungen geführt werden kann, es lebenswert ist.

    Medizinische Hilfe halte ich für viele Gebrechen und Krankheiten insbesondere in jüngeren Jahren für unverzichtbar. Ich habe ein Alter erreicht, an dem ich Entscheidungen zu treffen hatte, ob die Beeinträchtigungen schlimmer werden oder gegebenenfalls medizinisch behandelt, besser werden. Mit Trigeminus Schmerzen habe ich seit über 15 Jahren zu tun. Zunächst traten diese Schmerzen nur sporadisch einen Monat im Jahr auf und waren zu ertragen. Mittlerweile seit circa anderthalb Jahren sind diese Schmerzen nur noch durch Medikamente zu vermeiden. Ohne Medikamente sind sie unerträglich geworden. Vergleichbar sind die Schmerzen mit starken Zahnschmerzen, bei denen auch der Nerv gereizt wird. Die Schmerzen treten im Ruhezustand und ganz besonders beim Kauen, beim Sprechen und auch beim Küssen auf. Und wer will schon auf diese 3 Dinge verzichten. Nun ist es aber so, dass ein Zahnarztbesuch meistens nur eine Stunde dauert. Man stelle sich vor, der Zahnarztbesuch hält Tage, Wochen, Monate jeweils mit 5 Behandlungen pro Tag an. Wie lange ist das auszuhalten? Parallel zu den Trigeminus-Beschwerden habe ich ein Zittern in der rechten Hand und mittlerweile auch im rechten Bein, was auf eine Parkinson Erkrankung hindeutet. Durch Medikamente ist das Zittern zwar zu mildern, aber nicht ganz zu eliminieren. Außerdem schreitet der Abbau der Hirnzellen-Verbindungen voran. Eine Verbesserung wird es also nicht geben. Zu komplexen medizinischen Behandlungen bin ich nicht bereit. Trotzdem lebe ich noch gerne mit meiner Frau.

    Noch 8 Monate

    Ab heute sind es noch 260 Tage bis zu dem festgelegten Tag X. Für mich eine lange Zeit, wenn ich Schmerzen habe; eine viel zu kurze, wenn ich an meine Frau denke. Mit ihr ist es nie langweilig egal ob gerade die Sonne scheint oder ein paar Wolken am Himmel stehen. Sie ist mein Sonnenschein meine Göttin und wir haben viel Freude und Spaß zusammen.

    Meine geliebte Ehefrau Karin

    Ich liebe meine Frau über alles. Ein Leben ohne sie wäre für mich inhaltlos. Wenn ich zurückblicke, so fängt unsere Geschichte 1983 an.

    Ich war ein erfolgreicher Abteilungsleiter bei einem mittelständischen Zulieferer der Automobilbranche in Lüdenscheid, Nordrhein-Westfalen. Meine Abteilung, die Technische Datenverarbeitung und Automatisierungstechnik, war auf über 50 Mitarbeiter angewachsen. Wir hatten zwei neue Produkte (GCL und PLAST) entwickelt, die es in dieser Form auf dem Markt nicht gab. GCL war ein Grafikprogramm für die Werkzeugkonstruktion. PLAST war ein Programm für ein Fertigungsleitrechner-System in der Kunststoff-Fertigung. Um die Entwicklungen zu vermarkten, wurde die Firma SOMA (Sondermaschinen) mit ihren Mitarbeitern übernommen und ein Teil meiner Entwicklungs-Mannschaft dahin integriert. Als Betriebsleiter und später als Geschäftsführer war ich insgesamt für das Unternehmen SOMA verantwortlich. Meine jetzige Frau Karin gehörte zu den übernommenen Mittarbeitern beziehungsweise Mitarbeiterinnen. Sie war eine ausgesprochen zuverlässige Sekretärin und stand mir in allen geschäftlichen Aufgaben zur Verfügung. Ich konnte mich Hundert Prozent auf sie verlassen. Das Verhältnis zwischen uns wahr durch tiefe, vertraute Zusammenarbeit gekennzeichnet. Drei Jahre arbeiteten wir in der Firma SOMA in dieser Konstellation zusammen.

    Als ich mich 1986 wegen einer Produktbereinigung, mit Zustimmung der SOMA Gesellschafter, mit dem Fertigungsleitrechner- Programm selbständig machte, wechselte sie ebenfalls in meine Firma als Sekretärin. Sie gab also eine sehr sichere Anstellung für mein junges Entwicklungs-Unternehmen auf. Parallel gründete ich mit einem guten Freund, der aus der Versicherungsbranche kam, eine gleichnamige Vertriebsgesellschaft. Die ersten drei Jahre wuchs das Unternehmen auf 12 Mitarbeiter an. Wir hatten gute, aber auch anspruchsvolle Aufträge. Die von mir entwickelten Software-Programme waren ein Novum auf den Gebieten der Software. Das Fertigungsleitrechner-Programm war zukunftsweisend und erforderte den Ausbau der Entwicklungs-Mannschaft. Für ein größeres Projekt verpflichtete ich aus Kapazitätsgründen einen 10 Jahre älteren, aus früheren Zeiten mir bekannten Projektleiter. Zunächst lief das Projekt reibungslos. Dann aber nach 10 Monaten stellte sich heraus, dass dieser Projektleiter das Vertrauen missbraucht hatte. Den Kunden und 2 meiner wichtigsten Mitarbeiter hatte er auf seine Seite gezogen, um das Geschäft allein abzuwickeln. Das Unternehmen geriet in Schwierigkeiten. Da die Projekte nicht beendet werden konnten, war die Folge, ein finanzieller Zusammenbruch, in deren Folge auch meine erste Ehe scheiterte. Mit den geschäftlichen Schwierigkeiten 1989, entstand durch Karins Loyalität und Hilfe für meine Situation ein freundschaftliches, privates Verhältnis zu ihr. Sie war die Einzige, die mich in meiner Krisen-situation unterstützt hat. Selbst als ich nach meiner beruflichen und privaten Krisensituation 5 Jahre lang eine Lebensgefährtin hatte, mit der ich zusammenlebte, war unsere Freundschaft ungebrochen. Oft sahen wir uns und behandelten Projekte und Aufgaben aus meiner selbstständigen Tätigkeit. Als meine Lebensgefährtin schwanger wurde waren wir uns einig, dass wir das Kind bekommen wollten. Dann aber hat sie, ohne Rücksprache mit mir, die Schwangerschaft abgebrochen. Wir gerieten in eine schwere Krise. Beruflich endete zu diesem Zeitpunkt auch mein Projekt in Dortmund. Als Folgeprojekt erhielt ich ein interessantes Projekt-Angebot in Nürnberg. Ich konnte dieses Projekt nicht absagen und mietete in Nürnberg eine kleine Wohnung. Zunächst hielt die Beziehung trotz Krise noch einige Monate, brach aber wegen der Entfernung dann auseinander. Karin war inzwischen überzeugte Single, hatte einen Freund, der Pilot war, führte aber für meine Firma weiterhin nebenbei die Buchhaltung und stand mir als Gesprächspartnerin immer zur Seite. Der Text der Karte trifft meine Empfindungen zu unserer Freundschaft.

    Zum Jahresende 1994 habe ich an Karin folgenden Brief geschrieben

    Diese Karte spricht mir aus der Seele (Text zusammen kopiert).

    An meine Freundin Karin Flor und jetzige Ehefrau

    Aus Freundschaft wird Liebe

    Die Freundschaft zu Karin hätte ich schon damals für keine Beziehung aufgegeben. Wenn ich am Boden lag, verstand sie es mich wiederaufzubauen. Wusste ich kaum Auswege und war verzweifelt, schaffte sie in unseren Gesprächen wieder Erleichterung. Mit der Auflösung meiner Entwicklungsfirma nahm sie eine Anstellung in einem anderen Unternehmen an; machte aber weiterhin die Buchhaltung für mein Vertriebsunternehmen. Auch als ich wieder beruflich Boden unter den Füßen hatte, war sie ein fester Anker in meinem Leben.

    Oft wurde ich von meiner damaligen Lebensgefährtin vor die Wahl gestellt, mich zwischen ihr und Karin zu entscheiden. Ich kann es heute nachvollziehen, dass es für einen Partner schwer ist, andersgeschlechtliche Freundschaften zu akzeptieren. Innerlich habe ich aber bereits damals geahnt, dass die Entscheidung zugunsten von Karin fallen würde. So war dies auch mit ein Grund dafür, dass meine damalige Beziehung endete. In Nürnberg schweifte ich beziehungsmäßig einige Zeit herum. Karin und ich sahen uns zunächst alle 3 Wochen. Mein Büro blieb jedoch in Bochum erhalten und von einem Treuhandgeschäftsführer geleitet. Karin war weiterhin für die Buchhaltung zuständig und so trafen wir uns zunächst ein bis zweimal im Monat. Mit dem Ende einer flüchtigen Beziehung in Nürnberg wurden unsere Treffen häufiger und ich bemerkte bei mir neben freundschaftlichen Gedanken die ersten Liebesgefühle. Ich betrachtete sie plötzlich aus einem anderen Blickwinkel, nicht mehr als Freundin, sondern als Frau.

    Der Wunsch nach körperlicher Nähe wuchs, wurde erwidert und führte zu schlaflosen Nächten. Nach einem guten, aber schnellen Frühstück mussten wir uns dann für den Rest der Woche verabschieden. Mit jedem Abschied viel uns die Trennung schwerer. Das war der Start zu unserer großen Liebe. Nach kurzer Zeit trafen wir uns fast jedes Wochenende. Zweimal fuhr ich von Nürnberg zu ihr nach Lüdenscheid, einmal kam sie zu mir nach Nürnberg. Mehr und mehr spürten wir Liebe in uns, die sich anfühlte als wären wir schon Jahre verbunden. Die Wochenenden haben wir so lange wie möglich ausgedehnt.

    Manchmal fuhr ich erst sonntags nach 23 Uhr von Lüdenscheid wieder nach Nürnberg. Die Straßen waren frei. Mein Auto, ein Audi 200 Quadro, musste Höchstleistungen bringen. Die Tachonadel stand oft, obwohl es Nacht war, weit über 200 Stundenkilometer. Die Strecke (400 km) habe ich zu verkehrsarmen Zeiten in zweieinhalb Stunden bewältigt. Damals habe ich mir gesagt, dass ich bei so hoher Geschwindigkeit sehr aufmerksam sein muss und nicht einschlafen darf. Auch wenn ich heute bei freier Autobahn manchmal kurzzeitig eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h erreiche, kommen mir die damaligen Fahrten höchst risikoreich vor. Damals habe ich über die Risiken nicht viel nachgedacht.

    Es stand die Liebe im Vordergrund. Meine Gefühle konnte ich über eine Karte, die ich in einem Bücherladen gefunden habe, am besten beschreiben.

    Meine Liebe hätte ich nicht besser ausdrücken können.

    Stuttgart

    Beruflich wechselte ich Ende 1999 von Nürnberg nach Stuttgart zu einem mehrjährigen Projekt, bei dem es um den Software-Test für den Endkunden, der Deutschen Bahn AG ging. Ich mietete in Stuttgart ein kleines Apartment. Die Entfernung nach Lüdenscheid hatte sich kaum verändert. Weiterhin besuchten wir uns an den Wochenenden regelmäßig. Unsere gegenseitigen Besuche wurden aber intensiver und oft von Donnerstag oder bis Montag früh ausgeweitet. Wir genossen jede gemeinsame Minute. In der Woche telefonierten wir fast täglich. Wenn sie am Wochenende kam, kochte ich zum Empfang Spaghetti mit meiner speziellen Soße, wir tranken Rotwein und hatten Wochenenden wie sie schöner nicht sein konnten. Täglich telefonierten wir und bemerkten, dass das Wetter in Lüdenscheid regnerischer und schlechter wahr als das Wetter In Stuttgart. Ein wenig wollte ich sie davon überzeugen nach Stuttgart zu ziehen und habe dabei auch mit dem Wetter geschwindelt. Bald hatte ich das Gefühl, dass es schön wäre, wenn wir auch in der Woche zusammen wären, und sie sah es genauso. Der Wunsch zusammenzuleben wurde stärker und 2001 war es dann so weit. Als der Vermieter mir eine Neubau Maisonette-Wohnung anbot, kündigtes sie kurzentschlossen. Gemeinsam richteten wir mit viel Engagement unsere neue Wohnung ein. Finanziell hatten wir keine Sorgen und so gestaltenten wir die Wohnung mit Erlaubnis des Vermieters nach unseren Vorstellungen. Mit über 160 qm, offenem Kamin sowie zwei Terrassen, hatten wir unseren Traum einer gemütlichen gemeinsamen Wohnung realisiert. Wir waren nun glücklich, unsere Zweisamkeit täglich genießen zu können. Karin hatte eine gute Anstellung als Personalsachbearbeiterin bei einer großen Bildungsinstitution in Stuttgart und ich ein super Projekt bei der Firma Alcatel. Im Laufe der nächsten Jahre kamen zwischen Karin und mir mehr und mehr unsere Unterschiede zum Vorschein. Nun sollte sich zeigen, ob das Zusammenleben auf Dauer Bestand haben würde. Wann würden die ersten ernsthaften Differenzen auftauchen? Wie würden wir darüber sprechen? Welche Kompromisse würden wir finden? Diese Fragen haben wir uns damals allerdings nicht gestellt.

    Wie sag ich’s? Wie frag ich’s?

    ----------------------------------------------------

    An meine über alles geliebte Frau

    Heute steht wieder ein Tag auf dem Bauernhof bevor. Ich denke er wird mir guttun.

    Die Nacht war kurz und ich konnte nicht weiterschlafen.

    Meine Gedanken kreisen um mein Thema des würdevollen und selbstbestimmten Sterbens.

    Es sind die Gedanken eines frohen und zufriedenen Menschen.

    Ab heute möchte ich meine Gedanken und mein Tun darauf ausrichten, das was ich aufgeschrieben habe, umzusetzen.

    Es ist schon schwierig, die Maus richtig zu bedienen und somit muss ich mich mit der sprachlichen Texteingabe zufriedengeben, deren Rechtschreibprüfung und Umsetzung meiner Worte nicht immer richtig funktioniert.

    Ich möchte auch keine Korrektur vornehmen, da meine Gedanken so aufgeschrieben werden sollen, wie sie durch meinen Kopf gehen.

    Mein Lebensende möchte ich nicht dem Zufall überlassen.

    Was für mich wichtig ist, habe ich definiert und möchte es an dieser Stelle nochmals kurz wiederholen.

    Selbstbestimmtes und eigenverantwortliches sterben bedeuten für mich:

    • schmerzfrei sterben

    • bewusst und selbstbestimmt sterben

    • zuhause sterben

    • Ich möchte dich nicht leiden sehen

    • Nicht erleben und sehen, wenn du sehr krank wirst

    • Ich möchte nicht gepflegt werden müssen

    • Ich möchte vorab alles geregelt wissen

    • den Nachlass gut geregelt wissen (Stiftung)

    • Ich möchte noch körperlich und geistig fit sein

    • Ich möchte nicht allein bleiben

    • wenn möglich, bis zum letzten Tag mit dir lachen

    • in Harmonie und Freude sterben

    • von meinen wirklichen Freunden/Verwandten verabschieden

    Diese Punkte habe ich aus meinem Gefühl aufgeschrieben und nur einmal korrigiert.

    Noch ist der Zeitpunkt richtig, um alle diese Punkte umzusetzen.

    Immer noch mehr zu verlangen ist für mich sowieso nicht die richtige Devise.

    Vielleicht war ich nicht immer der Mensch, der ohne andere zu eigenen Entscheidungen gekommen ist.

    Diese Entscheidung Ist mir nun jedoch, nach reiflicher Überlegung, nicht schwergefallen.

    Ich bin nicht zimperlich mit mir und ich hasse es, immer über die kleinen oder großen Wehwehchen, die ja mittlerweile vielfältig sind, zu sprechen.

    Unsere Liebe beziehungsweise meine Liebe zu dir ist ungebrochen riesengroß und das Größte was in meinem Leben passiert ist. Ohne dich wäre mein Leben inhaltlos.

    Es ist daher für mich das Schwierigste, dir ebenfalls eine Entscheidung abzuverlangen. Nämlich die Entscheidung, wie du dich zu diesem Thema stellst.

    Auch wenn es für mich das größte Glück ist, mit dir gemeinsam zu gehen, habe ich das größte Verständnis dafür, wenn du dich weiterhin für das Leben entscheidest.

    Wenn du dich für das Leben entscheidest, solltest du es mir mitteilen. In diesem Fall sollst du so gut gestellt sein und mein gesamtes Vermögen übernehmen, so dass du ein gutes Leben auch ohne mich hättest.

    Für den Fall, dass du dich zu einem gemeinsamen gehen entscheidest hätte ich allerdings folgende bitte.

    • Du darfst traurig sein

    • Du darfst mir deine Ängste mitteilen

    • Du darfst alle deine Wünsche äußern

    • Wenn wir allerdings über dieses Thema sprechen wünsche ich mir eine offene und freudige Unterhaltung.

    • Nicht der Tod, sondern unsere Gemeinsamkeit und das Sein danach sollte uns bewegen und im Vordergrund stehen

    • Es sollte uns beide glücklich machen über Themen, die dem Partner wichtig sind, fröhlich und offen zu sprechen.

    • Du darfst auch deine Entscheidung revidieren und mir mitteilen.

    Gründe dafür musst du nicht benennen

    Nur wenn diese Punkte erfüllt werden kann ich Die Zeit bis zu unserem gemeinsamen Ende noch uneingeschränkt mit dir genießen.

    Das Gefühl, dass ich dich zu etwas gedrängt habe was du eigentlich nicht willst wäre für mich nicht tragbar und würde mich in eine nicht gewollte Stimmung versetzen.

    Deine Zweifel sollten nicht in Vorwürfen oder Frust mir gegenüber enden. Ich will gerne versuchen mit dir darüber zu sprechen, wenn dieses Gefühl bei mir entsteht und wodurch es entstanden ist.

    Gehen wir gemeinsam würde ich mir wünschen, dass unsere gemeinsame Zeit auf Erden Mit Freude Zuneigung Liebe und Verständnis fortgeführt wird.

    Gehe ich allein würde ich mir wünschen, dass du mir bei meinen Vorbereitungen hilfst ohne Vorwürfe ohne Leid und Trauer.

    Wünschen würde ich mir ein gemeinsames und ein verständliches Gehen und dass wir das weitere tun wie ein gemeinsames Projekt ansehen und auch Freude voll daran arbeiten und abschließen.

    Einen Punkt noch: in den letzten Wochen habe ich des Öfteren Das Gefühl, dass ich nicht mehr bis zu unserem Hochzeitstag durchhalte.

    Was also ist zu tun?

    Zu dieser Frage und auch zu unserem eventuell gemeinsamen Projekt wünsche ich mir eine frohe Diskussion mit dir. Ich hoffe sehr, dass das möglich ist Helfe dir aber auch dabei es möglich zu machen.

    In ewiger Liebe

    Dein Ehemann / Marito / Karlchen und manchmal Karl-Heinz

    (IlvubD)

    07.02.2021 Sonntag 03:38 (255)

    Die Gedanken und die Ideen an mein Buch lassen mich nicht schlafen. Wichtiges aus meinem Leben möchte ich meinen Nachkommen mitteilen.

    Nicht wundern über die Uhrzeit. Seit der Pillen Einnahme bin ich Frühaufsteher geworden. Unabhängig von den Wochentagen stehe ich so zwischen 3 und 5 Uhr auf, weil mein Kopf so voller Gedanken ist. Bisher habe ich mich der Fertigstellung meines Programms gewidmet. Nun, seitdem ich das Buch schreibe, ist dieses Projekt hinzugekommen und ich verteile meine Arbeitszeit auf beide Projekte.

    Selbstverständlich schreibe ich dieses Buch über mein Programm CST-Office ®. Das CST-Office liegt in der Endphase der Tests und ich habe noch in der Anwendung einige Fehler zu bearbeiten. Ob ich es jedoch noch fertigstelle, steht in den Sternen. Wer aber hat gesagt: „, Wenn ich wüsste, dass ich morgen sterbe, würde ich heute noch einen Baum pflanzen".

    Also bleibe ich dran. Die Funktion ‚Vorlesen‘ möchte ich in Programmteil ‚Seitenwahl‘ einfügen. Und prompt ist es auch wieder so weit. Nachdem ich die Buch-Seite aufgeschlagen habe, stoße ich auf einen Ablauffehler im Programm, eine Kleinigkeit mit großer Auswirkung. Diesen Programmfehler muss ich erst einmal beheben. Nach einer dreiviertel Stunde ist der Fehler beseitigt. Nun kann ich aus dem Inhaltsverzeichnis und dem Dialog jede Seite anwählen. Zufrieden über die neue Funktion schreibe ich an dem letzten Absatz weiter. In dem Chronologie-Teil meines Lebens werde ich die Kapitel ‚Wer bin ich‘ und das Kapitel ‚aus meiner Kindheit‘, einfügen.

    Es ist jetzt 07:15 Uhr und ich bemerke wieder ein stärkeres Ziehen im Kieferbereich. Auch die Hand zittert wieder stark, so dass ich mit der Maus Bedienung und der Tasten Eingabe erhebliche Probleme habe. Vieles muss ich doppelt machen oder die Fehleingaben wieder löschen. Zeit für die Pillen Einnahme, die ein wenig Abhilfe schaffen, jedoch die Schmerzen und das Zittern nicht vollständig verhindert. Mit einem Frühstück nach dem Duschen werde ich meine Projekte fortführen.

    13:51 Uhr. Meine Frau kommt in mein Arbeitszimmer und wir nehmen uns in den Arm. Über unsere Projekte haben wir zwar gesprochen, aber noch weiß ich nicht genau wie sie zu dem gemeinsamen Abschied steht. Interessiert blickt sie auf meinen Bildschirm. Sie fragt mich, ob sie mein Buch lesen könne. Ich erwiderte: „prinzipiell ja, möchtest du auch einen Beitrag für das Buch schreiben". Meine Frage bleibt unbeantwortet. Stattdessen sagt sie, dass sie Abschiedsbriefe schreiben werde. Heute will ich die alten Fotos durchsehen. Ich habe eine konventionelle Bilderkiste, Alben und in meinem Rechner ein elektronisches Fotoalbum. Ich werde gleich in den Keller gehen und mir die Fotos hohlen. Mal schauen was ich noch Schönes finde. Ich suche Bilder aus meiner Vergangenheit. Für die Verwandten und Freunde möchte ich einen Zusatz anhängen. Ich richte am Ende des Buches eine Bildergalerie ein. Die konventionellen Bilder scanne ich ein und finde in der ersten Bilderserie auf dem PC auch Fotos von meiner Kindheit in Berlin.

    Der Berg ruft

    08.02.2021 Montag 15:30 (254)

    Am Nachmittag fallen mir Bilder von meinen Bergtouren mit Wolfgang in die Hände. Wolfgang war ein guter Arbeitskollege als ich das Projekt bei der DATEV bearbeitete. Alle 2 Monate verabredeten wir uns zu

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