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Burgen und Burgenforschung im Nationalsozialismus: Wissenschaft und Weltanschauung 1933–1945
Burgen und Burgenforschung im Nationalsozialismus: Wissenschaft und Weltanschauung 1933–1945
Burgen und Burgenforschung im Nationalsozialismus: Wissenschaft und Weltanschauung 1933–1945
eBook863 Seiten9 Stunden

Burgen und Burgenforschung im Nationalsozialismus: Wissenschaft und Weltanschauung 1933–1945

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Über dieses E-Book

Burgen waren für die Nationalsozialisten Symbole ›wehrhaften Germanentums‹ und ›deutschen Eroberungswillens‹. NS-Politiker richteten Erziehungsstätten in den mittelalterlichen Wehrbauten ein, nutzten sie als Tagungsorte und priesen sie als Touristenzentren der deutschen ›Volksgemeinschaft‹. Diese ideologische Vereinnahmung ist nicht denkbar ohne die Mithilfe derer, die am besten über diese Mittelalterbauten Bescheid wussten, die Burgenforscher und Burgenexperten. Willentlich stellten sie ihre Dienste dem NS-Regime zur Verfügung und profitierten von den vielfältigen Förderungen durch NS-Politiker. Doch die verstärkte Unterstützung von Burgenforschung und Burgendenkmalpflege im Nationalsozialismus führte, anders als bei den Boom-Fächern Prähistorie oder Volkskunde, zu keiner disziplinären Verfestigung. Weder vor 1933 noch nach 1945 war die Burgenforschung ein institutionalisiertes Fach. Das Buch zeigt die Mechanismen auf, die zu dieser Entwicklung führten.
SpracheDeutsch
HerausgeberBöhlau Köln
Erscheinungsdatum3. Aug. 2014
ISBN9783412218041
Burgen und Burgenforschung im Nationalsozialismus: Wissenschaft und Weltanschauung 1933–1945

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    Buchvorschau

    Burgen und Burgenforschung im Nationalsozialismus - Fabian Link

    FABIAN LINK

    BURGEN UND BURGENFORSCHUNG

    IM NATIONALSOZIALISMUS

    Wissenschaft und Weltanschauung

    1933–1945

    2014 · BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

    Publiziert mit Unterstützung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung.

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

    Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind

    im Internet über http://portal.dnb.de abrufbar.

    Umschlagabbildung:

    Einladung zur Eröffnung der Gauschulungsburg Hohenwerfen bei Salzburg,

    datiert auf Anfang März 1939. © BAR Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde, NS 21/99.

    © 2014 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien

    Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com

    Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.

    Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes

    ist unzulässig.

    Korrektorat: Volker Manz, Kenzingen

    Gesamtherstellung: WBD Wissenschaftlicher Bücherdienst, Köln

    Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier

    Printed in the EU

    ISBN 978-3-412-21804-1 (Print)

    Datenkonvertierung: synpannier. Gestaltung & Wissenschaftskommunikation, Bielefeld

    ISBN 978-3-412-22240-6 (eBook)

    Inhalt

    Cover

    Impressum

    Vorwort

    1 Exposé

    2 Einführung

    2.1 Wissenschaft, NS-Politik und Burgenforschung

    2.1.1 Fragestellung und Hypothesen

    2.1.2 Burgenforschung, Habitus, Wissenschaftsfeld

    2.1.3 Quellenauswahl und Aufbau

    3 Nationalsozialismus, Burgen, Burgenforschung

    3.1 Burgen als Orte von nationalsozialistischer Herrschaftspraxis und weltanschaulicher Sinnproduktion

    3.1.1 Bedeutungen der Burgen und Schlösser im politischen Feld

    3.1.2 Originalität und Anschlussfähigkeit der NS-Burgenideen

    3.1.3 Konklusion: Burgen und die ‚rassisch‘-utopische NS-Moderne

    3.2 Die NS-Wissenschafts- und Kulturpolitik, das wissenschaftliche Feld und die Burgenforschung

    3.2.1 Heteronomisierung oder Wahrung der Autonomie des Wissenschaftsfelds?

    3.2.2 NS-Wissenschaftspolitik und die Geistes-

    und Kulturwissenschaften

    3.2.3 Burgenforschung 1933–1945

    3.2.4 Konklusion: Herrschaftsstabilisierung durch Verteidigung der Autonomie

    4 Laufbahnen

    4.1 Der Burgengelehrte: Bodo Ebhardt (1865–1945)

    4.1.1 Burgenforschung zwischen Wissenschaft, Ästhetik und Politik

    4.1.2 Burgenwissen und Methoden 1900 –1945

    4.1.3 Konklusion: Außerakademische Burgenforschung nach 1945

    4.2 Der Archäologe: Gotthard Neumann (1902–1972)

    4.2.1 Die Vor- und Frühgeschichte im Kampf um Autonomie und Neumanns Strategie

    4.2.2 Mittelalterarchäologie und Burgenforschung

    4.2.3 Konklusion: Kontinuitäten ethnozentrischen Denkens und die Mittelalterarchäologie

    4.3 Der Kunsthistoriker: Walter Hotz (1912–1996)

    4.3.1 Burgen, Männerbund und „Grenzlandkampf"

    4.3.2 Burgenforschung und Kunstgeschichte

    4.3.3 ‚Reich‘, ‚Raum‘, ‚Volk‘: Wissensfiguren und Methoden

    4.3.4 Konklusion: Modernisierungen und ‚völkisch-rassische‘ Konstruktionen in der kunsthistorischen Burgenforschung

    4.4 Bilanz

    5 Wissenschaftspraktiken

    5.1 Methoden und Praxis der Burgenforschung im NS-Regime: zwei Burgenunternehmen

    5.1.1 Gemeinschaftsforschung ohne Gemeinschaft: Burg Trifels

    5.1.2 Erzwungene Forschungsgemeinschaft: „Reichsburg" Kyffhausen

    5.1.3 Konklusion: Abgrenzungen statt Gemeinschaftsarbeit

    Abbildungsteil

    6 Schlussfolgerungen

    6.1 Keine Autonomisierung der Burgenforschung im NS-Regime

    6.2 Das ‚Völkische‘ und ‚Rassische‘ in der Burgenforschung

    6.3 Moderne Methoden und neue Perspektiven im Kontext von ‚Volk‘ und ‚Rasse‘

    7 Anhang

    7.1 Abbildungsverzeichnis

    7.2 Abkürzungsverzeichnis

    7.3 Bibliografie

    7.4 Sachregister

    7.5 Personenregister

    Backcover

    Vorwort

    Dieses Buch ist als Dissertation von der Philosophisch-Historischen Fakultät der Universität Basel im Mai 2012 angenommen worden. Ohne die Gespräche und Hinweise, die Kritik und die Motivation vieler Personen wäre das Entstehen dieser Arbeit nicht möglich gewesen. An erster Stelle möchte ich meinem Betreuer Christian Simon danken. Das Zweitgutachten hat freundlicherweise Josef Mooser übernommen, wofür ich ihm ebenfalls danke. Michael Fahlbusch hat mir seine umfangreiche Quellensammlung zur Verfügung gestellt und wertvolle Hinweise auf weitere Quellen gegeben. Caroline Domenghino, Susanne Grunwald, Ruben Marc Hackler, Josef Jurt, Markus Moors, Paul Nolte, Willi Oberkrome, Karl Peschel, Robin Samuel, Dana Schlegelmilch, Heiko Steuer und Monika Wienfort haben Rohfassungen und Entwürfe der Kapitel gelesen, kommentiert und kritisiert. Die Gespräche mit zahlreichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern haben mich auf neue Ideen gebracht und mir geholfen, aus gedanklichen Sackgassen wieder herauszufinden. Hier nennen möchte ich Mitchell G. Ash, Alfons Bora, Christopher Browning, Alon Confino, Gisela Eberhardt, Roman Grabolle, Ingo Haar, Uta Halle, Frank-Rutger Hausmann, Jeffrey Herf, Christian Jansen, Konrad H. Jarausch, Sybilla Nikolow, Otto Gerhard Oexle, Carsten Reinhardt, Daniel J. Sherman, Willibald Steinmetz, Michael Wedekind, Peter Weingart und Thomas Welskopp. Mein Dank gilt auch den Archivarinnen und Archivaren und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für die professionelle Hilfe und ihre freundliche Bereitschaft, meinen Anfragen entgegenzukommen. Zuletzt danke ich dem Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und dem Dissertationenfonds der Universität Basel, ohne deren Unterstützung das vorliegende Buch nicht hätte gedruckt werden können. [<<7]

    1     Exposé

    Die vorliegende Studie besteht aus sechs Teilen.

    Kapitel 1

    (S. 9) beinhaltet Forschungsstand, Fragestellung, Arbeitshypothesen, theoretischer Ansatz und Quellenkritik. In

    Kapitel 2

    (S. 19) werden die Bedeutungen der Burgen und Schlösser für die NS-Politiker und NS-Ideologen und das Verhältnis und die Entwicklung von NS-Wissenschafts- und Kulturpolitik und wissenschaftlichem Feld dargestellt, worin zum Schluss die Burgenforschung eingebettet wird. In

    Kapitel 4

    (S. 153) werden die Laufbahnen dreier Wissenschaftler, die Burgen erforscht hatten, untersucht und in die Geschichte ihrer Fächer und Forschungsbereiche im NS-Regime eingeordnet.

    Kapitel 5

    (S. 297) thematisiert die Forschungspraxis. Darin wird die methodische, technische und theoretische Entwicklung in der Burgenforschung aufgezeigt und die Frage diskutiert, ob Innovationen in diesem Forschungsbereich während der NS-Herrschaft auszumachen sind. Die drei abschließenden

    Kapitel 6.1–6.3

    (ab S. 405) sind als Schlussfolgerungen des Dargelegten konzipiert und bilden den Schluss der Untersuchung. In

    Kapitel 7

    (ab S. 437) sind Bibliografie und Register aufgeführt. Die wichtigsten Resultate der Untersuchung werden nachfolgend dargestellt.

    Burgen und Schlösser gehörten zum mythisch-irrationalen Welt- und Geschichtsbild der NS-Ideologen. Dies gilt nicht nur für Angehörige der engeren NS-Elite, sondern auch für Gau- und Kreisleiter mit regionalem und lokalem Wirkungskreis. Infolge des für die NS-Weltanschauung grundlegenden Prinzips „ewiger Werte" von Kunst, Geschichte und Politik verschmolzen in den Ideenwelten von NS-Ideologen historische Aspekte mit zeitgenössischen Elementen und zukunftsorientierten Ideen. NS-Politiker hatten vielfältige Verwendungszwecke für Burgen und Schlösser. Die historischen Wehrbauten dienten ihnen als Erziehungsstätten für den NS-Führungsnachwuchs, sie spielten eine bedeutende Rolle für die SS besonders in den besetzten Ostgebieten als Zentren der Schulung oder als Lagerstätten für geraubtes Kulturgut und sie waren bedeutend im NS-Kulturkonzept sowie auf metaphorischer Ebene als Symbole von Krieg, territorialer Eroberung und Abwehr. Es scheint für NS-Ideologen und NS-Politiker einerlei gewesen zu sein, ob sie ihre Erziehungsstätten für die NS-Nachwuchsführer in historischen Burgen oder in den NS-Ordensburgen – das waren aus Beton errichtete Gebäude zum Zweck der Nachwuchsschulung, die architektonisch an die Form einer Burg angelehnt waren – einrichteten. Durch die praktischen Umsetzungen dieser Ideen und die daraus resultierende Verwendung von mittelalterlichen Burgen ergaben sich Kopplungen zwischen [<<9] Denkmalpflegern, Wissenschaftlern und NS-Ideologen. Die NS-Politiker benötigten Expertisen und Hilfestellungen von Wissenschaftlern und Denkmalpflegern beim Kauf von Burgen und bei deren innenarchitektonischer Ausgestaltung. Die Arbeit von Burgenforschern und Denkmalpflegern hatte demnach Relevanz für die NS-Politik.

    In Bezug auf die Bedeutungen der Mittelalterburgen für das NS-Regime und die NS-Weltanschauung stellt sich die Frage nach Modernität und Rückwärtsgewandtheit des Nationalsozialismus. Im vorliegenden Buch wird die Ansicht vertreten, dass die Grundcharakteristiken des Regimes sowohl von modernen als auch von antimodernen Aspekten geprägt waren. Das NS-Regime kann als eine – wenn auch sehr eigentümliche – Variante der Moderne gesehen werden, zu der sowohl Mittelalterburgen als auch neueste technische Errungenschaften gehörten. Die Hypothese, dass Burgenforschung und Burgendenkmalpflege zu den förderungswürdigen Wissenschafts- und Kulturbereichen gehörten und aus dem Grund ein Ausbau dieses Forschungsbereichs während der NS-Herrschaft zu erwarten wäre, bildet die Basis für die Analyse des Verhältnisses und der Entwicklung von Wissenschaftsfeld und NS-Wissenschafts- und Kulturpolitik.

    NS-Wissenschafts- und Kulturpolitiker förderten zu Beginn des NS-Regimes vor allem solche Wissenschaftler, die im Wissenschaftsfeld als „völkische Fantasten galten, also kaum akzeptiert waren. Diese Akteure betätigten sich nach der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten als Legitimatoren der neuen Machthaber. Gleichzeitig wurden jüngere, gut ausgebildete Forscher begünstigt, die aufgrund der Knappheit an Stellen vor 1933 schlechte Aussichten auf beruflichen Erfolg gehabt hatten. Diese Förderpolitik hatte Rückwirkungen auf das Wissenschaftsfeld, und zwar dahingehend, dass sich schon bald die Professoren und jüngeren Forscher kritisch über die Protektion „völkischer Fantasten durch die NS-Wissenschaftspolitiker äußerten. Die Inhaber legitimer Positionen im Wissenschaftsfeld befürchteten, dass die deutsche Wissenschaft irreparablen Schaden auf internationaler Ebene nehmen würde. Mit den Kriegsvorbereitungen des NS-Regimes, initiiert durch Hermann Görings „Vierjahresplan" von 1936, schwenkten auch die NS-Wissenschafts- und Kulturpolitiker auf einen anderen Kurs um. Sie benötigten nun wissenschaftlich plausibles Wissen, vor allem von der Rüstungsforschung, den Agrarwissenschaften oder der Physik, um die militärische Schlagkraft NS-Deutschlands zu steigern. Die Anliegen der Wissenschaftler und die Forderungen der NS-Politiker trafen sich an diesem Punkt, was zur Folge hatte, dass Wissenschaftler mit ‚völkischen‘ und irrationalen Ideen fortan nicht mehr gefördert wurden. Auch während des Zweiten Weltkriegs waren für NS-Wissenschafts- und Kulturpolitiker solche [<<10] Wissenschaftler relevant, die über eine internationale Reputation verfügten und wissenschaftlich plausibles Wissen anboten. Insofern betraf dieser Umschwung auch Geistes- und Kulturwissenschaftler, welche die Dominanz des NS-Regimes in Europa wissenschaftlich legitimieren, die vorgebliche Überlegenheit deutscher Wissenschaft demonstrieren und Expertisen zu den von NS-Politikern beabsichtigten Bevölkerungsverschiebungen und dem zu verlagernden Kulturgut erstellen sollten. Die Forderung nach mehr Autonomie des Wissenschaftsfelds vonseiten der Professoren und der Nachwuchswissenschaftler bewirkte eine Stabilisierung des NS-Regimes durch die Wissenschaft.

    Die Burgenforschung gehörte im NS-Regime zu den potenziell förderungswürdigen Wissenschaften. Burgenforscher hatten konkrete Forschungsgegenstände und Fragen, was von NS-Wissenschaftspolitikern als „lebensweltlich und daher positiv beurteilt wurde, und ihre Forschungen konnten leicht popularisiert werden, was der vom NS-Regime geforderten „Wissenschaft für das Volk entsprach. Obwohl viele Burgenforscher bereits vor 1933 ‚völkische‘ und ‚rassische‘ Denkfiguren vertreten hatten, wurden sie von anderen Wissenschaftlern nicht generell als „völkische Schwarmgeister angesehen. Im NS-Regime existierten zwei Varianten der Förderung von Burgenforschung. Entweder wurden die Wissenschaftler direkt von Angehörigen der NS-Elite gefördert oder sie erhielten Unterstützungen durch die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft/Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), was die Mehrzahl der Burgenforscher betraf. Mit der Entfesselung des Kriegs durch das NS-Regime fielen allerdings sowohl die privaten als auch die NS-staatlichen Förderungen weg. Wissenschaftler, die von der DFG im NS-Regime unterstützt wurden, gehörten ausnahmslos zu den Nachwuchsforschern, womit Angehörige der Jahrgänge 1900–1910 („Kriegsjugendgeneration) und 1910–1920 („Nachkriegsgeneration) gemeint sind. Diese akademischen Generationen wiesen bestimmte, habituell bedingte Verhaltensmuster und weltanschauliche Haltungen auf, die auf spezifische soziale Prägungen zurückgingen. Dazu gehörten Sachlichkeit, emotionale Kälte, radikalkonservative Ansichten und das Interesse für das „große Ganze, womit jene Wissenschaftler „völkische Fragen" meinten.

    Obwohl die geförderten Burgenforscher zu denen gehörten, die sowohl das NS-Regime stabilisierten als auch von der NS-Politik profitierten, lässt sich sowohl bei NS-Wissenschaftsorganisationen als auch bei den akademischen Instituten und den einzelnen Fächern keine gesteigerte Relevanz der Burgenforschung festmachen. Einzig in den fächerübergreifenden und reichsweit agierenden geistes- und kulturwissenschaftlichen Forschungsgemeinschaften, den Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften (VFG), ist ein Anstieg der [<<11] Burgenforschung in den 1930er-Jahren deutlich festzustellen. Allerdings war nicht die Burgenforschung an sich für die VFG zentral, sondern ihr Potenzial zur Kopplung mit andern Fächern und Forschungsbereichen, so vor allem mit der Geografie („Burgengeografie") und der Landesgeschichte, was eine methodische und inhaltliche Ausweitung ‚völkisch‘ orientierter Fragestellungen ermöglichte.

    Als Erklärungsansatz für den Sachverhalt, dass trotz vermehrter Förderung der Burgenforschung kein akademischer Ausbau dieses Wissenschaftsbereichs erfolgte, wird wird in

    Kapitel 3.2.4

    (S. 150) die Hypothese aufgestellt, dass die Strukturen und das Kräfteverhältnis im Wissenschaftsfeld die Bildung eines solch interdisziplinären Fachbereichs verhinderten. Die Feststellung, dass keine Konsolidierung der Burgenforschung im NS-Regime erfolgte, dient als Grundlage der

    Kapitel 4.1–4.3

    (ab S. 154), in denen die Laufbahnen von drei Wissenschaftlern analysiert werden. Bodo Ebhardt, Gotthard Neumann und Walter Hotz stehen exemplarisch für verschiedene Forschungsbereiche, nämlich außerakademische Burgenforschung und Gelehrtenvereine (Ebhardt), vor- und frühgeschichtliche Archäologie (Neumann) sowie kunst- und landeshistorisch orientierte Burgenforschung (Hotz).

    Ein erfolgreicher institutioneller Ausbau der Burgenforschung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist nur im Bereich der außerakademischen Forschung auszumachen. Am Beispiel von Bodo Ebhardt wird allerdings deutlich, dass die Förderung der Heimat- und Laienforschung in den 1920er- und 1930er-Jahren die sozialen und symbolischen Differenzen zwischen Laienforschern und akademischen Wissenschaftlern nicht aufhob, vielmehr grenzte sich Ebhardt von den Akademikern ab und die Akademiker distanzierten sich von Ebhardt. Die finanziellen Unterstützungen vonseiten der NS-Politiker, die Ebhardt infolge seiner Annäherungsstrategie an den Nationalsozialismus mobilisieren konnte, verschärften die Differenz zwischen ihm und der akademischen Wissenschaft. Burgenforschung im engeren Sinne blieb also auf den außerakademischen Bereich beschränkt.

    Im Falle der beiden anderen Wissenschaftler verhält sich die Sachlage komplexer. Für Gotthard Neumann bedeutete die archäologische Erforschung mittelalterlicher Wehrbauten eine Erweiterung des fachlichen Horizonts der Vor- und Frühgeschichte. Diese Perspektive resultierte aus der spezifischen Lage der Prähistorie als wissenschaftliches Fach innerhalb des akademischen Felds. Die prähistorische Archäologie war zur Zeit des Machtwechsels 1933 noch nicht vollständig an den deutschen Universitäten etabliert. Da viele NS-Politiker und NS-Ideologen dem Germanenkult große Bedeutung zumaßen, sah die Mehrzahl der Prähistoriker im NS-Regime die Möglichkeit, ihren Forschungsbereich zu [<<12] institutionalisieren, indem sie sich den NS-Politikern andienten. Neumann war also daran interessiert, sein Fach an der Universität Jena, an der er wirkte, fest zu verankern. Teil dieser Strategie war, in der Region Thüringen eine so große Deutungskompetenz wie nur möglich zu erlangen und Forschungsobjekte, die bislang eher von Exponenten anderer Fachbereiche untersucht worden waren, in den Untersuchungsbereich der Vor- und Frühgeschichte einzugliedern. Dazu zählten auch Mittelalterburgen, die bis dahin eher von Laienforschern oder Historikern erforscht worden waren.

    Walter Hotz dagegen verfolgte das Ziel, Burgen als Thema und Forschungsschwerpunkt innerhalb der Kunstgeschichte zu etablieren, denn Burgen und Ruinen gehörten zu den vernachlässigten Forschungsobjekten in der Kunstgeschichte. Obwohl er nach seiner Dissertation zunächst keine akademische Laufbahn einschlug, eröffnete ihm der Kunsthistoriker Hubert Schrade in Heidelberg die Möglichkeit, sich zu habilitieren, allerdings nicht mit einem burgenkundlichen Thema. Der Zweite Weltkrieg verhinderte die Habilitationspläne. Hotz wurde in die Wehrmacht eingezogen und konnte nach 1945 seine Karriere in der Kunstgeschichte nicht weiterführen, da er als kompromittiert galt. Infolgedessen entschied er sich für den Pfarrersberuf – sein Zweitfach war Theologie gewesen –, um seine Existenz zu sichern und trotz des akademischen Misserfolgs weiter über Burgen forschen zu können. Hotz wurde also in die Laienforschung abgedrängt. Die auch nach 1945 unverändert subordinierte Lage der Burgenforschung innerhalb der Kunstgeschichte zeugt von der Dauerhaftigkeit der disziplinären Strukturen im akademischen Feld.

    So lässt sich die Geschichte der Burgenforschung im NS-Regime weder auf der wissenschaftssoziologischen Ebene noch anhand der Laufbahnen der drei Wissenschaftler als eine Erfolgsgeschichte erzählen. Im NS-Regime hatten sie nur mäßigen beruflichen Erfolg. Dies lag nicht nur daran, dass sie ein randständiges Thema erforschten, sondern auch an der Tatsache, dass sie zwar in vielen Punkten mit der NS-Politik übereinstimmten, in wesentlichen Aspekten jedoch andere Meinungen vertraten, von denen sie nicht abrückten. Durch ihre Übereinstimmung mit inhaltlichen Zielsetzungen der NS-Politik und die sich daraus ergebenden Konvergenzen stabilisierten die drei Wissenschaftler das Regime. Gleichzeitig verbauten sie sich aufgrund der Differenzen zwischen ihren Positionen im Einzelnen und der NS-Politik und NS-Weltanschauung bessere Chancen auf eine Etablierung der Burgenforschung während der NS-Herrschaft.

    In

    Kapitel 5

    (S. 297) wird am Beispiel von zwei wissenschaftlichen und denkmalpflegerischen Großunternehmen der 1930er-Jahre – die Burg Trifels in der Pfalz und die sogenannte Reichsburg Kyffhausen in Thüringen – die methodische [<<13] Entwicklung in der Burgenforschung behandelt und die Zusammenarbeit an Ort und Stelle zwischen NS-Politikern und Wissenschaftlern beleuchtet. Die Frage nach der methodischen Entwicklung steht dabei im Kontext der auch heute noch kontrovers diskutierten Thematik um den Zusammenhang von Modernisierung und NS-Politik. Für die Burgenforschung, deren Forschungspraxis nicht durch ein einziges Fach, sondern durch verschiedene Fächer und Forschungsbereiche bestimmt war, stellt sich die Frage, ob die Förderungen der NS-Politiker zur Entstehung einer interdisziplinären Forschungspraxis geführt hatten, die der heutigen Mittelalterarchäologie ähnlich gewesen sein könnte. Die beiden Großunternehmen eignen sich für eine Untersuchung dieser Problemstellung, da Wissenschaftler unterschiedlicher Fachbereiche daran beteiligt waren. Zudem wurden beide Unternehmen von NS-Politikern angestoßen und finanziert.

    Obwohl die finanzielle Unterstützung in beiden Fällen durchaus großzügig ausfiel, lässt sich in der Forschungspraxis die Anwendung einer fächerübergreifenden Methode nicht ausmachen. Zur Begründung dieses Sachverhalts können mehrere Aspekte angeführt werden. Die jeweiligen Methoden waren stark an bestimmte Forschungsgegenstände gebunden. Kunsthistoriker untersuchten das aufgehende Mauerwerk und die Bauplastik, Archäologen die Bodenstrukturen und die sich darin befindlichen Befunde und Funde. Diese Tendenz wurde durch die fehlende wissenschaftliche Autonomie, die bei den Arbeiten herrschte, verstärkt. Die beiden Initianten der wissenschaftlichen Untersuchungen und der daran anschließenden Restaurierungen, der NS-Ministerpräsident Bayerns Ludwig Siebert und der „Führer des NS-Reichskriegerbunds Kyffhäuser Wilhelm Reinhard, nahmen Mitspracherecht für sich in Anspruch. Die an den Unternehmen beteiligten Wissenschaftler und Denkmalpfleger wetteiferten bei den NS-Politikern um die verfügbaren Gelder und arbeiteten daher eher gegen- als miteinander. Im Falle der „Reichsburg Kyffhausen kam der Umstand hinzu, dass das Thüringer Ausgrabungs- und Denkmalschutzgesetz vorsah, dass die Archäologen nur für diejenigen Kulturdenkmäler zuständig sein sollten, die im Boden lagen, und die Kunsthistoriker für solche oberhalb des Bodens, was eine Zusammenarbeit erschwerte. Es hat sich auch gezeigt, dass Methoden wie diejenigen der Archäologie nicht auf jeden materiellen Forschungsgegenstand übertragbar waren. Da die Burgenforschung keine eigenen Methoden aufwies, wären vielfältige Transformationen von bereits bestehenden Methoden in einen neuen Methodenkanon nötig gewesen, der die Untersuchung des aufgehenden Mauerwerks, der materiellen Artefakte, der historischen Quellen und der Bodenstrukturen wie auch geohistorische Überlegungen in sich vereint hätte. Eine solche Entwicklung ist nicht erfolgt. [<<14]

    Bei Walter Hotz, der an keinem der beiden Großunternehmen beteiligt war, liegt der Fall anders. Hotz, der Einflüsse der westdeutschen, geografisch orientierten Landesgeschichte mit seinen kunsthistorischen Ansätzen kombiniert hatte und der im sozialen Feld der sogenannten deutschen Westforschung aktiv war, kam durch die Anwendung des Forschungskonzepts ‚Raum‘ durchaus zu neuen Ergebnissen. Gleichzeitig griff er auf Rasse- und Volksbegriffe zurück, die vor allem Ende des 18. und im Verlauf des 19. Jahrhunderts entstanden waren.

    Was die Kooperationsverhältnisse zwischen Wissenschaftlern und NS-Politikern betrifft, ist festzuhalten, dass sich eine Zusammenarbeit auf der Ebene der alltäglichen Interaktion oft ausgesprochen schwierig gestaltete. Dies lag vor allem daran, dass die NS-Politiker unbedingtes Mitspracherecht verlangten, da sie die wissenschaftlichen Untersuchungen und die Restaurierungsarbeiten bezahlten. Je stärker ein NS-Politiker Einfluss auf die Praxis der Wissenschaftler nahm, desto weniger brauchbare Ergebnisse erzielten die Wissenschaftler. Letztlich hatte dies auch negative Rückwirkungen für die NS-Politiker, da die Wissenschaftler mit ihren Arbeiten in Verzug gerieten. Der direkte Zugriff auf wissenschaftliches Arbeiten durch NS-Politiker verhinderte, dass Ziele der NS-Ideologen durch die Wissenschaft zufriedenstellend erfüllt wurden. Dennoch liegt der Fall in der Burgenforschung anders als z. B. bei den Natur- und Technikwissenschaften. Ludwig Siebert und Wilhelm Reinhard hätten die Burgen auch ohne die Wissenschaft ausgraben und restaurieren lassen, da es ihnen vor allem darum ging, dem NS-Regime und sich selbst ein Denkmal zu setzen. Sie waren also weit weniger von den Wissenschaftlern abhängig, als es die NS-Rüstungspolitik von den Physikern war. Auf der einen Seite verweist dies auf die prekäre Lage der Geistes- und Kulturwissenschaften im NS-Regime, auf der anderen Seite war gerade dieser Sachverhalt dafür ausschlaggebend, dass z. B. Burgenforscher sich den NS-Politikern andienten.

    Die in

    Kapitel 3.2

    (S. 80)

    und den

    Kapiteln 4–5

    (ab S. 153) entwickelte Hypothese, dass die nicht erfolgte Homogenisierung der Burgenforschung auf sozialer, epistemischer und methodischer Ebene nicht durch eine unzureichende Förderung dieses Forschungsbereichs durch die NS-Politik erklärt werden kann, sondern in den disziplinären Strukturen des Wissenschaftsfelds begründet lag, kann abschließend bestätigt werden. Eine wissenschaftssoziologische Analyse zeigt, dass der Burgenforschung maßgebende Elemente eines wissenschaftlichen Fachs fehlten. Die Negativmerkmale für eine disziplinäre Konsolidierung wurden durch die politische Förderung nicht etwa eingeebnet, sondern verstärkt. Der wichtigste Punkt dabei ist, dass eine relativ homogene Wissenschaftlergemeinschaft in der Burgenforschung nicht existierte. Burgenforscher verwendeten die von [<<15] der NS-Politik mobilisierten Unterstützungen ausschließlich dazu, die eigenen Forschungen zu finanzieren.

    Für eine Geschichte der Wissenschaften im Nationalsozialismus ist eine Definition des ‚Völkischen‘ und ‚Rassischen‘ entscheidend, da sich die Frage stellt, welche dieser Elemente zum Wissenschaftsfeld selbst gehörten und welche politischen Ursprungs waren. Es ist in der Untersuchung deutlich geworden, dass ein eindimensionaler Definitionsversuch für die Wissenschaften im Allgemeinen, für die Burgenforschung im Speziellen kaum fruchtbar sein kann. Dies liegt vor allem daran, dass diese Elemente auf unterschiedliche Ebenen bezogen werden müssen. Es werden daher drei Herangehensweisen vorgeschlagen, wie ‚völkische‘ und ‚rassische‘ Denkfiguren in der Burgenforschung festgemacht werden können.

    In einer ersten Perspektive wird davon ausgegangen, dass ‚völkische‘ und ‚rassische‘ Elemente konstitutive Bestandteile des deutschen Wissenschaftsfelds waren. Diese Annahme wird dadurch evident, dass in den 1920er- und 1930er-Jahren sogenannte völkische Wissenschaftler für ihre Volks- und Rassebegriffe auf nationalistische Idealisten wie Fichte oder Arndt oder dann generell auf gegenrevolutionäres Gedankengut zurückgriffen, das im deutschen Wissenschaftsfeld weitgehend akzeptiert war. Sie betrachteten die Französische Revolution als Scheitelpunkt europäischer Geistesgeschichte und Politik und entwickelten Volksbegriffe, die von revolutionärem Gedankengut abgesetzt waren und dem „deutschen Wesen" entsprechen sollten. Wichtigstes Ergebnis dieses Abschnitts ist, dass die in den 1920er-Jahren aktualisierten Volks- und Rassebegriffe sowohl eine epistemische Neuausrichtung als auch eine gesellschaftliche Umorientierung anzeigen sollten. Diese Begriffe waren zugleich Ausdruck einer Kritik an neueren Ansätzen in der Wissenschaft, vor allem am Relativismus und an wissenssoziologischen Theorien, und einer gesellschaftlichen Kritik von rechts außen sowohl an der republikanischen Politik als auch an der kaiserzeitlichen Gesellschaft.

    Da Volks- und Rassekonzepte im Wissenschaftsfeld verankert waren, konnten ‚völkische‘ und ‚rassische‘ Denkfiguren bestimmten Wissenschaftlergemeinschaften dazu dienen, sich epistemisch und konzeptionell von anderen Fächern abzugrenzen. Hier zu nennen sind insbesondere jüngere, auf die Analyse materieller Kultur fokussierte Wissenschaften wie die Vor- und Frühgeschichte, die Volkskunde und auch die Burgenforschung. Für diese Forschungsbereiche hatten Volks- und Rassebegriffe demnach die Funktion einer symbolischen Differenzierung. Gleichzeitig aber konnten ‚völkische‘ und ‚rassische‘ Elemente auch Zeichen einer fortgeschrittenen Heteronomisierung des Wissenschaftsfelds [<<16] sein. Aus dieser Sicht können diese Ideen dem politischen Feld zugeschrieben werden. Ihr Import ins Wissenschaftsfeld ergab sich durch den Kapitalsortenaustausch zwischen Wissenschaftlern und NS-Politikern, was vor allem für solche Forscher zutrifft, die unzureichend etablierten und wenig autonomisierten Forschungsbereichen angehörten. Als Beispiel kann auch hier auf die Vor- und Frühgeschichte verwiesen werden. Die bereits vor 1933 in der prähistorischen Archäologie für die symbolische Distinktion wichtigen Volks- und Rassebegriffe wurden durch diesen Kapitalsortenaustausch mit solchen der NS-Weltanschauung vermengt. In der Nachkriegszeit konnten Prähistoriker die heteronomen Elemente abstreifen, ohne dadurch ihre ethnohistorisch-völkischen Paradigmen aufzugeben, was die Kontinuität dieser Konzepte, wenn auch unter veränderten Vorzeichen, bis heute erklärt.

    Die abschließende Analyse des Verhältnisses von wissenschaftlicher Modernität einerseits und NS-Politik und NS-Weltanschauung andererseits ergibt drei Aspekte. Zum Ersten sind innovative Elemente vor allem in der fächerübergreifenden „Gemeinschaftsforschung, die in den 1920er-Jahren wichtig wurde, festzustellen. Hierbei ist nicht etwa eine Trennung von antimodernem Holismus, der gegen „Individualwissenschaft und gegen die Trennung von Geistes- und Naturwissenschaften gerichtet war, und interdisziplinären Praktiken zu unterstellen, vielmehr gingen beide Phänomene ineinander über. Zum Zweiten ist festzuhalten, dass bestimmte Methoden und Denkansätze zur Überwindung des Historismus beigetragen haben und daher als innovativ angesehen werden müssen, wofür insbesondere das Raumparadigma steht. Zugleich war damit eine Verwissenschaftlichung von ‚völkischen‘ und ‚rassischen‘, in einem substanzialistischen Denken begründeten Ideen verbunden, die sich entweder auf die Volksbegriffe Fichtes, Arndts oder Jahns oder dann auf die methodisch unzureichend abgestützte Rassentheorie Joseph Arthur de Gobineaus bezogen. Zum Dritten muss zwischen den Ansprüchen der Wissenschaftler und der tatsächlichen Umsetzung unterschieden werden. Viele programmatische Aussagen von sogenannten Volksforschern erscheinen als methodisch innovativ und theoretisch anspruchsvoll, konnten aber zu keinem Zeitpunkt umgesetzt werden. Dies ist auf den unsteten und vor allem destruktiven Charakter des Nationalsozialismus zurückzuführen, der auf eine unbedingte Zerstörung der gesellschaftlichen Ordnungen Europas durch einen neuerlichen Weltkrieg hinauslief. Ein wichtigerer Grund dafür ist jedoch darin zu sehen, dass die Konzepte der Volksforscher letztlich in einem Irrationalismus verankert waren, der nicht in ein auf rationalen Annahmen begründetes Denksystem wie das wissenschaftliche gewinnbringend überführt werden konnte [<<17] .

    2     Einführung

    2.1     Wissenschaft, NS-Politik und Burgenforschung

    Seit etwa den 1960er-Jahren wird die Geschichte der Wissenschaften im Nationalsozialismus erforscht. Während in älteren Arbeiten explizit nationalsozialistische Wissenschaftsorganisationen wie die Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe e. V. (SS-Ahnenerbe) und das Amt Wissenschaft in der Dienststelle Rosenberg (Amt Rosenberg)¹ oder die Geschichtsbilder von NS-Ideologen untersucht wurden,² verschob sich der historiografische Fokus seit den 1970er- und 1980er-Jahren auf biografische Analysen und auf die Geschichte der Universitäten und der einzelnen Fächer. Die jüngeren wissenschaftshistorischen Arbeiten³ sind davon geprägt, dass die Wahl des Forschungsgegenstands in der Regel auf eine festgefügte Disziplin oder eine Wissenschaftlergemeinschaft fällt, in deren Rahmen Karrieren einzelner Forscher sowie trans, inter- oder multidisziplinäre Arbeitsweisen analysiert werden.⁴ Kulturen etablierter Wissenschaft stehen im Vordergrund der Forschung, die Aufmerksamkeit wird kaum auf Bereiche wissenschaftlicher Praxis außerhalb der Universitäten gelegt. In den Projekten zur Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft (NDW)⁵ geraten zwar über die engeren Fächergrenzen hinaus auch außeruniversitäre Forschungen ins Blickfeld, die maßgebenden Akteure in den Kaiser-Wilhelm-Instituten (KWI) und in der NDW orientierten sich jedoch stark an der etablierten Wissenschaft. Wissenschaftsbereiche, die in den frühen 1930er-Jahren nicht konsolidiert und auch nach 1945 zu keinem Fach geworden waren, in denen Methoden mehrerer Disziplinen zur Anwendung kamen und die nicht klar gegenüber anderen gesellschaftlichen Bereichen wie Kultur, Politik oder Öffentlichkeit abgegrenzt waren, sind bisher kaum behandelt worden.⁶

    Burgenforschung war ein solcher Wissenschaftsbereich. Seit ihren Anfängen im 19. Jahrhundert bezeichneten ‚Burgenforschung‘ und ‚Burgenkunde‘ eine Forschungspraxis – die Erforschung mittelalterlicher Burgen – und eine spezifische soziale Gruppe von Gelehrten, nämlich Wissenschaftler, die sich als ‚Burgenforscher‘ verstanden. Obwohl sich diese Wissenschaftler nahezu ausschließlich in außerakademischen Vereinen betätigten, galten Burgenforscher zwar nicht als „Pseudowissenschaftler".⁷ Die Vertreter renommierter Fächer brachten der Burgenforschung aber eine eher geringe Wertschätzung entgegen: Aufgrund der Fokussierung auf einen einzelnen Forschungsgegenstand, dazu materiell und im Hinblick auf akademische Geistigkeit wenig prestigeträchtig, galten Burgenforscher als „kauzig oder „verschroben. Gleichzeitig untersuchten aber auch Akademiker hochmittelalterliche Burgen, ohne sich selbst als Burgenforscher zu bezeichnen. Diese akademische Burgenforschung war nicht auf eine einzelne Disziplin beschränkt, sondern wurde von Landes- und Kunsthistorikern, Volkskundlern oder Archäologen unter Anwendung ihrer je eigenen Methoden betrieben. Lehrstühle oder universitäre Institute für Burgenforschung existierten hingegen nicht, Burgenforschung war zu keinem Zeitpunkt ihrer Geschichte [<<20] ein homogener Wissenschaftsbereich oder gar ein Fach. Eine Untersuchung eines solchen Wissenschaftsbereichs eröffnet demnach neue Perspektiven auf Konsolidierungs- und Etablierungsprozesse in den Wissenschaften im Nationalsozialismus, die im Vergleich zu den bisher erforschten Fachbereichen, Fächern und Disziplinen offenbar anders verliefen.

    Für eine historische Analyse der Burgenforschung im NS-Regime sind die folgenden Themen und Ansätze aus der Geschichte der Wissenschaften im Nationalsozialismus relevant: Kontinuität/Diskontinuität, Wissenschaftler und Kulturrepräsentanten als Sinnstifter von Nation und Staat, Selbstmobilisierung und Ressourcen, die wechselseitig in Anspruch genommen werden konnten, Popularisierung und Pseudowissenschaft sowie Gemeinschaftsforschung und Interdisziplinarität.

    Kontinuitäten und/oder Diskontinuitäten in Forscherlaufbahnen sowie in Bezug auf Wissenschaftspraktiken und wissenschaftliches Denken sind unterschiedlich auslegbar. Kontinuität kann einerseits bedeuten, dass ‚völkisches‘ und ‚rassisches‘ Denken von Wissenschaftlern im NS-Regime eine lange Tradition hatte. Auf der einen Seite führt diese Sichtweise zur Interpretation, dass wesentliche Elemente des Nationalsozialismus ihre Wurzeln in der deutschen Gesellschaft des späten 19. Jahrhunderts hatten.⁸ Häufig wird dabei auf das wilhelminische Deutschland verwiesen,⁹ was das NS-Regime als Kulmination illiberaler Denktraditionen erscheinen lässt. Auf der anderen Seite wird dadurch Deutschland eine Sonderstellung in „Mitteleuropa zugesprochen,¹⁰ wonach der Nährboden für den Nazismus angeblich darin zu sehen ist, dass eine Liberalisierung wie in Frankreich oder England nicht stattgefunden hatte („Sonderweg). Durch das Aufeinandertreffen von Modernität und Rückwärtsgewandtheit hatte stattdessen eine stete gesellschaftliche Instabilität vorgeherrscht, die dann erst mit dem Nationalsozialismus kurzzeitig ein Ende fand. Es bleibt bei dieser Interpretation fraglich, ob das Gefüge aus technischer, wissenschaftlicher Modernität und reaktionär-konservativer Geisteshaltung im Kaiserreich als instabiler, gemessen an den Entwicklungen in Frankreich und England gewissermaßen unfertiger Zustand zu interpretieren ist oder ob dies [<<21] nicht vielmehr das eigentliche Charakteristikum des Wilhelminischen Zeitalters war. Dass sich Kaiser Wilhelm II. für neueste Technologie und Wissenschaft und gleichzeitig für Mittelalterburgen und deren Wiederaufbau im Dienst deutschnationaler Kulturpolitik begeisterte, dass völkische Bewegung, Kulturkritik und Pangermanismus im Spätwilhelminismus einen Höhepunkt erlebten, ist eher als kulturgeschichtliche Spezifität des Kaiserreichs denn als Ausdruck eines Sonderwegs anzusehen.¹¹

    Mit Kontinuität lässt sich aber auch eine ganz andere Denkfigur konstruieren, nämlich eine Kontinuität der „Normalforschung, was suggeriert, dass nach 1933 keine profunden Wandlungen in der deutschen Wissenschaft stattgefunden hatten. In diesem Zusammenhang ist das Konstrukt verfertigt worden, NS-Politiker hätten nach dem Machtwechsel 1933 zwar grundlegend in die Personalpolitik der DFG eingegriffen, das Kerngeschäft der Wissenschaft sei von der NS-Politik aber nicht maßgebend beeinträchtigt worden. Im Besonderen hätten Wissenschaftler „zeittypische Schlagworte und Ideologeme vor allem dazu verwendet, ihrem „normalen" Tagesgeschäft nachgehen zu können.¹² Wenn die deutsche Forschung von den politischen Umgestaltungen kaum tangiert wurde, die deutschen Hochschullehrer sich von der NS-Politik mehrheitlich fernhielten, dann sind Verstrickungen von Wissenschaftlern mit dem Regime schwerlich festzustellen. Nach dieser Darstellung hatten Wissenschaftler sowohl nach 1933 als auch nach 1945 ohne Unterbrechung und ohne größere Veränderungen ihres Forschungsfokus weitergearbeitet. Solche Ansichten können heute nicht mehr länger aufrechterhalten werden.

    Verschiedene Varianten der Auslegung sind auch für Diskontinuität festzuhalten. Einerseits kann der Begriff eine Entkopplung des NS-Regimes von der deutschen Gesellschaft suggerieren, was die Interpretation begründet, zwischen 1933 und 1945 hätte keine „richtige Wissenschaft" mehr stattgefunden. Zweifelsohne [<<22] hatten das Gesetz zur Wiederherstellung des Beamtentums vom 7. April 1933, die Nürnberger Gesetze oder die Pogrome vom November 1938 tief greifende soziale Folgen für die deutsche Wissenschaft. Bis 1938 wurde gut ein Drittel der gesamten Belegschaft an den Hochschulen entlassen, wovon mehrheitlich national- und linksliberal gesinnte sowie als jüdisch kategorisierte Wissenschaftler betroffen waren.¹³ Die Vorstellung aber, nach 1933 sei die „moderne Geistigkeit" ausgezogen und es wären nur noch Intellektuelle zweiten oder dritten Ranges in Deutschland verblieben, ist heute obsolet geworden. Forschungsergebnisse, die international anerkannt waren und auch nach 1945 Verwendung fanden, wurden im NS-Regime geleistet, Forschungsinstitute konnten gar expandieren.¹⁴ Von den jeweiligen Wissenschaftlern behauptete Diskontinuitäten sind mehrheitlich auf ihre eigene Vergangenheitspolitik zurückzuführen.¹⁵

    Es stellt sich also die Frage, was der Januar 1933 für die deutsche Wissenschaft bedeutete – einen scharfen Bruch oder „a culmination of longstanding trends"?¹⁶ Angesichts dessen, dass sowohl Organisationen wie die DFG als auch Arbeitsformen wie die „Gemeinschaftsforschung" bereits in den 1920er-Jahren existierten und nach 1933 weitergeführt wurden, tendieren die jüngeren Forschungen dahin, den von NS-Wissenschaftspolitikern verfolgten Kurs weitgehend als eine Anknüpfung an bestehende Strukturen und Einrichtungen zu sehen. Wissenschaftler mussten in der NS-Wissenschaftspolitik daher eine Möglichkeit gesehen haben, den eigenen Profit zu mehren. Dabei handelte es sich mehrheitlich, bei Weitem aber nicht nur um solche Forscher, die zuvor entweder eine marginale Rolle in der Wissenschaft gespielt hatten, methodisch [<<23] und theoretisch als unzureichend galten, wegen fortgeschrittenen Alters keine Hoffnung auf eine Hochschulkarriere mehr hatten oder zu den ersten professionellen Absolventen eines noch jungen und nicht etablierten Fachs gehörten.¹⁷ Statt von Kontinuitäten oder Diskontinuitäten ist für die Geschichte der Wissenschaften nach 1933 also eher von Wandlungen und Umbauten auf personeller, institutioneller, kognitiver und semantischer Ebene zu sprechen.¹⁸ Weitere Brüche, Umbrüche und Veränderungen erfolgten während der NS-Herrschaft, ausgelöst durch Ereignisse wie die Verkündung des „Vierjahresplans" und die Gründung des Reichsforschungsrats (1936/1937), den Kriegsbeginn 1939, den ersten Kriegswendepunkt 1941/1942 (Schlacht um Moskau, Kriegseintritt der USA) und den zweiten von 1942/1943 (Stalingrad). Solche Wendepunkte wirkten sich auf den Handlungsspielraum der Forscher in entscheidender Weise aus.¹⁹

    Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des NS-Regimes mussten sich die deutschen Wissenschaftler neu ausrichten. Während zunächst 4.300 Wissenschaftler an den Universitäten entlassen wurden, fand nach dem Erlass des Artikels 131 am 10. April 1951 ein Großteil von ihnen wieder Arbeit an den deutschen Hochschulen.²⁰ Nur wenige Mitglieder der Wissenschaftlergemeinschaft wurden fallen gelassen, und wenn, dann waren es oft solche, die sich nicht etwa wegen ihrer Zusammenarbeit mit NS-Politikern unmöglich gemacht, sondern sich während des NS-Regimes unkollegial verhalten hatten. Der Archäologe Hans Reinerth, der sich in der Vor- und Frühgeschichte aufgrund persönlicher Verfehlungen viele Feinde gemacht hatte, wurde 1949 durch eine Resolution von der Fachgemeinschaft ausgeschlossen. Dennoch gestand ihm die Zunft zu, seinen akademischen Lebensabend als Leiter des Freilichtmuseums in [<<24] Unteruhldingen zu verbringen.²¹ Wollten Wissenschaftler ihre Karrieren in den 1950er- und 1960er-Jahren fortsetzen, mussten sie ihre politischen Haltungen den Zeitumständen anpassen, sich also nach der demokratischen oder der sozialistischen Ordnung richten. Eine Fortsetzung der eigenen Laufbahn in der Nachkriegszeit war nur durch eine behutsame Loslösung von den alten Verflechtungen und ein Eingehen von neuen Vernetzungen möglich.²²

    Verstrickungen von Wissenschaftlern mit der NS-Politik bedurften auch gedanklicher Kongruenzen.²³ Mit der sogenannten Machtergreifung schworen mehrere bedeutende Akademiker, so Martin Heidegger in der Philosophie oder der Kunsthistoriker Wilhelm Pinder, aus eigenem Antrieb einen Fahneneid auf Adolf Hitler. In der Meinung, der NS-Staat erlange nur Legitimation durch die aktive Mitwirkung der „geistigen Führerschaft, schalteten sie sich ins Zeitgeschehen ein und sprachen sich für die NS-Politik aus.²⁴ Hunderte andere Professoren folgten ihrem Beispiel und unterzeichneten das „Bekenntnis der Professoren zum NS-Staat am 23. Oktober 1933, nur vier verweigerten die Loyalitätsbekundung.²⁵ Das Einschalten ins Zeitgeschehen war tief in der deutschen Gelehrtenkultur verankert, vor allem, aber nicht nur, in den Geisteswissenschaften, deren Vertreter sich traditionell als „Erzieher der deutschen Nation" verstanden.²⁶ In dieser Tradition standen auch [<<25] die Denkmalpfleger, die durch ihre Rolle als Bewahrer der kulturellen Güter in der Öffentlichkeit weit sichtbarer waren als die Professoren. Seit der Gründung des Deutschen Reichs 1871 betätigten sie sich vermehrt als Sinnstifter der Nation und verstanden ihre Tätigkeit als Volkserziehung, wobei die Denkmäler für sie materielle Bedeutungsträger nationaler Werte waren.²⁷ So stand denn auch der Denkmalpflegetag 1933 unter dem Leitwort „Denkmalpflege und Heimatschutz im Wiederaufbau der Nation.²⁸ Weil die „Erziehung des deutschen Volkes zur nationalsozialistischen „Volksgemeinschaft" eines der Hauptziele der NS-Politiker war,²⁹ ergaben sich vielschichtige Überlappungen mit der Tätigkeit und dem Selbstverständnis von Wissenschaftlern und Kulturarbeitern.

    Wissenschaft und Kultur sind daher schwerlich als unpolitisch anzusehen. In der Vergangenheit jedoch diente die Sichtweise, Wissenschaft sei grundsätzlich unpolitisch, dazu, die Wissenschaft positiv, oft gar moralisch und ethisch, zumindest aber modern im Sinne eines Fortschrittdenkens darzustellen. Diese Konstruktion erweckt die Vorstellung, dass die Wissenschaft missbraucht oder für „falsche Zwecke in den Dienst genommen wurde, dass eine „richtige Wissenschaft und eine „korrumpierte" NS-Wissenschaft existiert hätten, was die Wissenschaftler von der Verantwortung ihrer Handlungen entbindet.³⁰ Heute dagegen ist davon auszugehen, dass die Mehrzahl der Wissenschaftler sich aus eigenem Antrieb darum bemühte, vom NS-Regime Forschungsgelder oder Aufträge zu erhalten.³¹ [<<26] Dies erstaunt nicht weiter, denn wissenschaftliche Fakten werden zwar durch die Anwendung von Ideen, Theorien und Labormaschinen erzeugt, das System Wissenschaft ist aber nur durch die Mobilisierung von Forschungsgeldern und die Bildung von Allianzen mit den Mächtigen der Gesellschaft möglich. Die NS-Zeit stellte hier keine Ausnahme dar.

    Die Ansicht von der Indienstnahme der Wissenschaft wurde vor allem durch zwei Deutungen aufgebrochen, nämlich „Selbstmobilisierung (Karl-Heinz Ludwig) und „Wissenschaft und Politik als Ressourcen füreinander (Mitchell G. Ash). Das Konzept der Selbstmobilisierung erlaubt es, Gruppen in den Blick zu nehmen, die am NS-Regime teilhatten, ohne politisch aktiv geworden zu sein, wie z. B. die Ingenieure. Fälle politisch motivierter Selbstmobilisierung stellten bei ihnen die Ausnahme dar, Loyalitätsbekundungen gegenüber dem deutschen Staat oder beabsichtigte Profitmaximierungen mithilfe der NS-Politiker die Regel.³² Es ist davon auszugehen, dass die Mehrzahl der deutschen Wissenschaftler meinte, neutrale Forscher und nicht politische Aktivisten zu sein. Aus dieser Haltung heraus partizipierten sie am NS-Regime und stabilisierten die NS-Herrschaft.³³ Dadurch wird erklärbar, warum sich Martin Heidegger nicht für seine Positionierung zugunsten des NS-Regimes erklären zu müssen glaubte, schließlich hatte er sich aus seiner Sicht nicht politisch positioniert.³⁴ Zwischen seinem wissenschaftlichen Denken und der NS-Weltanschauung lagen vielmehr Homologien vor.

    Im Gegensatz zu den Technik- und Naturwissenschaftlern, die eher aufgrund sachlogischer und technokratischer Aspekte den NS-Staat unterstützten, entschieden sich Geisteswissenschaftler oft aus konzeptionellen und epistemologischen Gründen für das NS-Regime, was sich besonders deutlich in der Denkfigur von der „Volkwerdung der Deutschen zeigt, die 1933 angeblich angebrochen war. Vertreter der „Deutschen Soziologie, unter ihnen Hans Freyer, Gunther Ipsen oder Max Hildebert Boehm, meinten an dieser „Volkwerdung mitwirken zu können. Für Freyer war der Wille, „Volk zu werden, den Deutschen eigen, das deutsche Volk konnte nur im Rahmen eines sozialen Gefüges von „Führung und Gefolgschaft, Herrschaft und Dienst" wieder Subjekt der eigenen Geschichte werden. Die Soziologie musste an [<<27] diesem Prozess als „politische Wissenschaft teilhaben. Dabei sahen diese Wissenschaftler ihre Rolle im NS-Staat nicht als eine untergeordnete an, vielmehr beabsichtigten sie, „sich der Bewegung geistig zu bemächtigen.³⁵ Eine solche Bemächtigung kam mehrheitlich jedoch nicht zustande, und die Selbstmobilisierung der Wissenschaftler war von NS-Politkern oft gar nicht erwünscht. Heideggers Konzept der „zwei Führerschaften, eine im Bereich der Politik, die andere auf intellektueller Ebene,³⁶ ist als Verkennung des totalen Anspruchs der Nationalsozialisten zu werten. Einem Strategiepapier der Geheimen Staatspolizei von 1936 ist zu entnehmen, dass „im nationalsozialistischen Staat die einzelnen Lebensgebiete (Stände) wie Wirtschaft, Kunst, Wissenschaft ihre Angelegenheiten nicht unabhängig in eigener Souveränität, sondern […] sich nach der nationalsozialistischen Weltanschauung gestalten und sich auch in ihrer Gestaltung den Anforderungen der Partei grundsätzlich unterwerfen.³⁷ Es erstaunt daher nicht, dass Heidegger spätestens um 1936 begann, sich mehr und mehr vom NS-Regime abzuwenden.³⁸

    Aufgrund der Tatsache, dass mit Ausnahme von vagen Formulierungen kein einziges Strategiepapier der NS-Politiker erhalten ist, aus dem hervorgehen würde, wie sich die Wissenschaftler im neuen Staat zu verhalten hatten und was sie erforschen sollten, hat Mitchell Ash die These entwickelt, dass das Verhältnis von Wissenschaft und Politik prinzipiell als ein symmetrisches zu betrachten ist. Ash sieht dabei die Beziehung zwischen Wissenschaftlern und Politikern als Tauschverhältnisse.³⁹ Ausgetauscht wurde, was der jeweilige Akteur anzubieten hatte und der andere benötigte. In diesem Sinne lässt sich das Verhältnis von Wissenschaft und Politik als ein Ensemble von Ressourcen betrachten. Wie Peter Weingart festgehalten hat, ergab sich daraus gerade keine „Verwischung der Grenzen" zwischen Politik und Wissenschaft, sondern eine gegenseitige Stärkung der beiden gesellschaftlichen Teilsysteme.⁴⁰ Die Allianzen zwischen Wissenschaftlern und NS-Politikern waren dabei dynamischen Entwicklungen unterworfen. Wollten Wissenschaftler erfolgreich sein, mussten sie Gewandtheit zeigen, denn die NS-Wissenschaftspolitik war [<<28] ausgesprochen unstet.⁴¹ Auch in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften sind Ressourcenensembles auszumachen, insbesondere in Bereichen, die in den 1930er-Jahren noch nicht vollständig an den Universitäten etabliert waren. Dazu zählen die Soziologie und die Vor- und Frühgeschichte, deren Vertreter einen Ressourcenaustausch mit NS-Politikern unterhielten, der sich retrospektiv auszahlte. Es ist zwar zu bezweifeln, dass die Soziologie zwischen 1933 und 1940 zu einem institutionalisierten akademischen Fach wurde, Sozialwissenschaftler gewannen jedoch in der NS-Zeit massiv an Relevanz und bildeten diejenige Wissenschaftlergemeinschaft, welche die Institutionalisierung der Soziologie nach 1945 vorantrieb.⁴² Die vor- und frühgeschichtlichen Archäologen dagegen konnten während der NS-Herrschaft ihre akademische Verankerung so weit festigen, dass ihr Fach auch nach 1945 an den deutschen Universitäten Bestand hatte.⁴³

    Ein erfolgreicher Austausch von Ressourcen zwischen Wissenschaft und NS-Politik bedurfte der Resonanzen im jeweiligen sozialen Feld. Resonanzkonstellationen sind besonders deutlich am Beispiel der Popularisierung wissenschaftlichen Wissens zu erkennen. Forderten NS-Wissenschaftspolitiker eine „Wissenschaft für das Volk", so sahen z. B. vor- und frühgeschichtliche Archäologen darin die Möglichkeit, eine Anerkennung der Relevanz ihrer Forschungen in der Öffentlichkeit herbeizuführen.⁴⁴ Eine Schwierigkeit bei der Analyse von Popularisierungsstrategien ist, dass die Grenzen zwischen Fachwissen, populärem Wissen, „Pseudowissenschaft oder „ideologisierter Wissenschaft unscharf sind.⁴⁵ Besonders die letzten beiden Begriffe verleiten [<<29] zur Annahme, zwischen nationalsozialistischer „Pseudowissenschaft und „echter wissenschaftlicher Wissenschaft sauber trennen zu können. Eine „ideologisierte oder „Pseudowissenschaft erscheint nach den gängigen Beurteilungen als eine Nichtwissenschaft, nationalsozialistische Wissenschaftskonzepte seien folglich keine „richtigen Wissenschaften gewesen und ‚völkische‘ und ‚rassische‘ Denkfiguren könnten mit den „objektiven Methoden der Wissenschaft als pseudowissenschaftlich entlarvt werden.⁴⁶ Diese Ansicht hat zur Folge, dass „NS-Wissenschaft von „Wissenschaft abgekoppelt wird, was mit einer Dämonisierung besonders von Forschungen der SS einhergeht. Auch wird der Blick auf die Frage verstellt, wer in welcher sozialen Position solche Denkfiguren vertrat und welche Rolle sie für eine bestimmte Gruppe von Wissenschaftlern spielten. Diese Frage ist auch deshalb relevant, weil Wissenschaftler den Begriff ‚Pseudowissenschaft‘ gerne dazu verwendeten, andere Forscher zu diskreditieren.⁴⁷

    Wissenschaftler hatten oftmals ganz konkrete Gründe, sich einer NS-Wissenschaftsorganisation anzuschließen, was am Beispiel bestimmter Mitarbeiter beim SS-Ahnenerbe deutlich wird.⁴⁸ Das SS-Ahnenerbe führte skurrile Unternehmungen durch und betrieb zugleich ernsthafte Forschung, was vor allem für die zahlreichen archäologischen Ausgrabungen gilt. Besonders die Ergebnisse der Ausgrabungen von Haithabu, einer frühmittelalterlichen Handelsstadt, die ab 1934 unter Heinrich Himmlers Protektion standen, erbrachten bahnbrechende Ergebnisse für die Vor- und Frühgeschichte. Der damalige Ausgräber, SS-Sturmbannführer, SD-Mitarbeiter und Leiter der Abteilung Ausgrabungen im SS-Ahnenerbe Herbert Jankuhn hatte auch entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Frühmittelalterarchäologie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.⁴⁹ Es ist hier also mitnichten von „Pseudowissenschaft" zu sprechen. [<<30] Der Grund für Jankuhn, sich dem SS-Ahnenerbe anzuschließen, war, dass diese Organisation kostspielige Unternehmungen finanzierte und ihm erlaubte, relativ unabhängig zu arbeiten. Wissenschaftlich exzellente Forschung fand im Rahmen von ‚rassisch‘-utopischen Zielsetzungen statt, denn das SS-Ahnenerbe stand im Dienste Heinrich Himmlers, der die ‚rassische‘ und kulturelle Überlegenheit der Germanen in Vergangenheit und Gegenwart wissenschaftlich begründet haben wollte.

    Solche Forschungsorganisationen, auch wenn sie im Dienst einer menschenverachtenden und rassistischen Politik standen, konnten innovative Methoden befördern und neue wissenschaftliche Ergebnisse erzielen. Die Frage nach wissenschaftlicher Innovation während des NS-Regimes hängt mit der kontrovers diskutierten Thematik des Verhältnisses von wissenschaftlicher Modernisierung, völkischer Ideologisierung und NS-Politik zusammen. Es ist zu fragen, ob der Nationalsozialismus, „sei es der Absicht oder nur der Funktion nach, modernisierende Wirkung […] in einer längerfristigen Perspektive auf die deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts" hatte⁵⁰ oder ob die NS-Politik nur kurzfristig Modernisierungseffekte in ansonsten antimodernen, weil destruktiven Kontexten bewirkte.⁵¹ Ursache der Kontroverse ist die Annahme, Modernität und Moderne seien mit liberalen und demokratischen Werten sowie mit wissenschaftlicher Rationalität verbunden.⁵² Entgegen einer solch normativen Annahme hat Willi Oberkrome am Beispiel der Volksgeschichte gezeigt, dass diese Richtung in der deutschen Geschichtswissenschaft einerseits interdisziplinäre, methodisch innovative Ansätze aufwies, die betreffenden Wissenschaftler andererseits aber auch ‚völkische‘ Denkfiguren vertraten. ‚Völkisches‘ Denken und wissenschaftliche Modernität schlossen sich laut Oberkrome nicht aus. Nach 1945 konnte ihm zufolge die Volksgeschichte infolge eines Abstreifens der ‚völkischen‘ Elemente in die Struktur- und Sozialgeschichte Kölner, Bielefelder und Hamburger Prägung überführt werden, was angesichts [<<31] der Kontinuitäten der einzelnen Protagonisten unschwer nachvollziehbar ist.⁵³ Innovation und Modernität eines Forschungsfelds zeichnen sich demnach offenbar auch dadurch aus, dass ihre Schule bildende Deutungshoheit beibehalten wird; dies ist in erster Linie ein wissenssoziologisches Phänomen. Die Frage ist, ob ein auf dem 19. Jahrhundert basierendes tribalistisches Konzept wie die Volksgeschichte tatsächlich als innovativ in dem Sinne zu bezeichnen ist. Denn ein Aspekt bleibt bei dieser These unberücksichtigt. Es ist konzeptgeschichtlich nicht klar, was „interdisziplinär heißen soll. Die Akteure verwendeten dieses Wort auf jeden Fall nicht, sondern sprachen eher von einer „ganzheitlichen Herangehensweise. Peter Schöttler meinte, gewissermaßen als Gegenthese zu Oberkrome, dass „trotz äußerer Anzeichen von Wissenschaftlichkeit (theoretische Vor- und Nachüberlegungen, zahlreiche Karten, Statistiken usw.) die „Entwicklungsgeschichte des Volksleibes als Organismus keine wirkliche Innovation dargestellt habe, sie sei vielmehr „eine skurrile ‚Modernisierung‘ jener Rassen, Volks- und Kulturgeschichten [gewesen] […], wie sie im 18. und 19. Jahrhundert vor der Konstituierung einer akademischen Geschichtsforschung verbreitet waren."⁵⁴ Ob also die Arbeitsweise des nationalsozialistischen Historikers Günther Franz als methodisch innovativ und originell bezeichnet werden kann⁵⁵ oder ob es sich dabei um eine Versachlichung und Verwissenschaftlichung von Wissen handelte, das einem irrational-romantischen, rückwärtsgewandten und ‚rassisch‘ begründeten Denken verpflichtet war, bleibt offen.

    Einen Erklärungsansatz für dieses scheinbare Zusammengehen moderner und rückwärtsgewandter Elemente bietet Jeffrey Herf mit dem Konzept des „reaktionären Modernismus, das er am Beispiel jungkonservativer deutscher Intellektueller in den 1920er- und 1930er-Jahren entwickelt hat. Modern war ihr Denken aufgrund der Bejahung neuester Technologie und Wissenschaft sowie des „freien Denkens, das über die Zugehörigkeit zu einem politischen Lager hinausführte. Reaktionär waren sie, weil sie sich gegen liberale Werte [<<32] richteten und Werthaltungen der Gegenrevolution vertraten, die ihrer Meinung nach nur in einem ständisch, gleichzeitig aber auch „volksgemeinschaftlich" basierten Staat repräsentiert sein konnten.⁵⁶ Insbesondere die Vorstellung vom „mittelalterlichen Gemeinwesen war hier ein Stimulus für einen alternativen Gesellschaftsentwurf zu Republik und Demokratie. Viele Mediävisten sahen in der sogenannten Machtergreifung der Nationalsozialisten denn auch das Anbrechen eines „neuen Mittelalters.⁵⁷

    Die Verschränkung von völkisch-revisionistischen Ansichten und neuen wissenschaftlichen Arbeitsweisen wie der sogenannten Gemeinschaftsforschung zeigt sich insbesondere bei Wissenschaftlern in der deutschen Westforschung und Ostforschung, die sich Anfang der 1930er-Jahre in den methoden- und disziplinenübergreifenden Forschungsverbünden der VFG organisierten.⁵⁸ Mit den Bezeichnungen „Ostforschung und „Westforschung sind Akteure und Institutionen gemeint, die das Deutschtum in den östlichen und westlichen Grenzgebieten Deutschlands und darüber hinaus erforschten.⁵⁹ Dabei bestand ein bedeutender Unterschied in den ‚völkisch-rassischen‘ Denkfiguren der Westforscher und der Ostforscher. Während Vorstellungen wie die angebliche Ungleichheit der deutschen und der slawischen Bevölkerung eher biologistisch substanziiert waren, sind in der Westforschung mehrheitlich ‚völkisch‘-kulturelle Differenzierungsbemühungen auszumachen.

    In den VFG kam der Burgenforschung ein bedeutender Rang zu. Hermann Aubin, der als einer der maßgebenden Begründer der Volksforschung in den 1920er-Jahren gilt,⁶⁰ meinte 1937 mit Blick auf die Ostforschung, dass sich [<<33] die Burgenforschung als ein „Sondergebiet der Siedlungskunde entwickeln würde, in der ganze Burgensysteme und die Zusammenhänge mit dem „vom Burgengürtel umhegten Siedlungsland untersucht würden.⁶¹ Burgenforschung scheint demnach ein Scharnierbereich zwischen Geschichte, Archäologie, Siedlungsforschung und Kunstgeschichte gewesen zu sein. Am Beispiel dieses Forschungsbereichs müsste sich demnach die Verschiebung von einem disziplinär gebundenen methodischen Herangehen zu einem problem- und objektorientierten Ansatz zeigen. Um mit Oberkrome zu argumentierten, ließe sich vermuten, dass die heutige Mittelalterarchäologie, ein interdisziplinäres Fach, das aus Archäologie, Landesgeschichte, Geografie und Volkskunde besteht,⁶² entsprechend in älteren, revisionistisch motivierten und ‚völkischen‘ Konzeptionen der 1920er- und 1930er-Jahren wurzelt.

    Burgen spielten auch in der Westforschung eine wichtige Rolle, insbesondere solche im deutsch-französischen Grenzgebiet, die dem mittelalterlichen Herrschergeschlecht der Staufer zugeschrieben wurden. Schöttler hatte 1997 dazu angeregt, im Westen „die Politik grenznaher Altertumsvereine und lokaler Initiativen zu betrachten, die sich für die Restaurierung grenznaher Burgen einsetzten."⁶³ Solche außerakademischen Burgen, Heimat- und Altertumsvereine hatten es sich zur Aufgabe gemacht, Burgen und Schlösser nicht nur zu erforschen, sondern auch zu erhalten. Dabei war die Wissenschaftspraxis sowohl der Gelehrtenvereine als auch der VFG nicht auf das nationalstaatliche Territorium begrenzt, sondern auf alle deutschsprachigen und auf die daran angrenzenden Gebiete ausgerichtet. An solchen Forschungen waren in den 1920er-Jahren deutsche, schweizerische, österreichische, vereinzelt auch niederländische und belgische sowie elsässische und lothringische Wissenschaftler beteiligt.⁶⁴ Sie konzentrierten sich folgerichtig auf jene als „volksdeutsch" [<<34] bezeichneten Gebiete, die zusammengenommen einen angeblich „germanischen Kulturraum" bildeten.

    Die Geschichte der Burgenforschung ist bisher ausschließlich innerhalb des eigenen Fachbereichs behandelt worden. Sie wird darin als Forschungsgeschichte begriffen, die zum Selbstverständnis von Burgenforschern und Mittelalterarchäologen gehört. Mit Forschungsgeschichte kann die Geschichte der bisherigen Forschungen an einer Burg gemeint sein, die aktuell untersucht werden soll. Weil archäologische Forschung immer auch die Zerstörung der Befunde und Kulturschichten impliziert und in der Vergangenheit die Methoden nicht so ausgefeilt waren wie heute, ist damit zu rechnen, dass ein Gutteil des zu Untersuchenden nicht mehr vorhanden ist. Deshalb müssen die alten Bestände an Funden, Dokumentationen und Publikationen möglichst umfassend aufgearbeitet werden, um Lücken, Versäumnisse und bisher nicht bekannte, wichtige Informationen zu eruieren.⁶⁵ Forschungsgeschichte kann aber auch Forschergeschichte sein. Wie in jedem Wissenschaftsbereich sind in der Burgenforschung die „Pioniere" und deren Verdienste ein beliebtes Thema.⁶⁶ Zur Geschichte des eigenen Fachs gehört ferner die Rezeptionsgeschichte, also Untersuchungen zur Verwendung von Burgen als Bauformen und als Symbole in späteren Zeiten als in derjenigen ihrer Errichtung. Die Forschungen thematisieren häufig die Frage, wie die mittelalterliche Burg als architektonisches Motiv im 19. und 20. Jahrhundert neu oder wieder verwendet wurde und welche Umwandlungen in der [<<35] Bedeutung der Burg in Gesellschaft und Politik erfolgten.⁶⁷ Die bisherigen Darstellungen zum vorliegenden Thema zeigen, dass die Burg Ort der Inszenierung von NS-Herrschaft war.⁶⁸

    2.1.1     Fragestellung und Hypothesen

    Eine Geschichte der Burgenforschung, die ganz Deutschland und aufgrund der Arbeitsweise der Wissenschaftler die angrenzenden deutschsprachigen Länder mit einschließen soll, ist im Rahmen einer Dissertation nicht zu leisten. Daher beschränke ich mich auf Exempel aus Forschungspraxis und Akteurskonstellationen in der Burgenforschung während des NS-Regimes. Auf der Basis der Forschungsliteratur werde ich drei Hauptfragen behandeln:

    1 | Auf der Ebene einer historischen Wissenschaftssoziologie ist angesichts der Tatsache, dass Burgenforschung 1933 akademisch nicht

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