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Humor im Klassenzimmer: Soziale Kompetenzen stärken – Ermutigen – Motivieren
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Humor im Klassenzimmer: Soziale Kompetenzen stärken – Ermutigen – Motivieren
eBook205 Seiten2 Stunden

Humor im Klassenzimmer: Soziale Kompetenzen stärken – Ermutigen – Motivieren

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Über dieses E-Book

Humor ist eine stark unterschätzte Ressource für gelingendes Unterrichten und Erziehen.Peter Veith zeigt mit eindrücklichen Beispielen aus der Praxis, wie Humor als positive Kraft im Erziehungs- und Lerngeschehen genutzt werden kann. Diese wunderbare Fähigkeit lässt sich entwickeln, wenn Erziehende ihr humorvolles Wesen stärken, eine partnerschaftliche Grundhaltung beherzigen, ein Gespür für witzige Situationen entwickeln und Humor als Unterrichtsprinzip einsetzen. Selbst Verhaltensprobleme lassen sich oft mit humorbasierten Strategien bewältigen. Zahlreiche Impulse inspirieren dazu, den Humor von Schülerinnen und Schülern zu fördern, denn: Humorvolle Kinder lernen besser und leichter!
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum7. Aug. 2007
ISBN9783647995168
Humor im Klassenzimmer: Soziale Kompetenzen stärken – Ermutigen – Motivieren

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    Buchvorschau

    Humor im Klassenzimmer - Peter Veith

    Teil I: Die Sache humorvoll anzupacken, motiviert besser

    Kapitel 1: Humor – was ist das?

    An einem einzigen Schulvormittag erleben Lehrer oft gleich Dutzende der nachfolgenden Szenen. Sekundenschnell ziehen sie an uns vorbei: humorvolle Geistesblitze, Chancen für humorvolle Augenblicke, Möglichkeiten, eine Humortechnik pädagogisch nützlich einzusetzen. Und eh wir uns dessen bewusst sind, verschieben nachdrängende Ereignisse sie in die Vergessenheit. Steigen wir doch ohne lange Vorworte mitten in den Schulalltag! Die folgenden Beispiele zeigen Alltagsszenen. Jede dieser Situationen kann zum Einsatz von Humor genutzt werden … wenn wir uns dazu imstande fühlen und pädagogischen Sinn darin sehen.

    Schauen wir uns zunächst Beispiele unter dem Blickwinkel »Chancen sehen – Chancen nutzen« an, eben Chancen, Humor gezielt pädagogisch einzusetzen.

    Jedem Beispiel ist eine Idee zugeordnet, humorvoll zu handeln und damit positiv erzieherisch zu wirken. Das sind noch keine Tipps! Es soll lediglich die mögliche Richtung aufgezeigt werden, in die dieses Buch weist. Wie letztlich Sie in ähnlichen Situationen Humor einsetzen können, wird Ihr individuelles Handeln sein, das zu Ihrer Person passt.

    Dazu werden Sie in diesem Buch Begleitung, Anregung, Trainingsmöglichkeiten und natürlich auch Tipps erhalten.

    Situationen im Schulalltag

    Situation 1: Lehrerin S. plant in Deutsch eine Übungsphase zur Umwandlung von direkter Rede in indirekte Rede. Sie wählt im Lese- und Sprachbuch Seite 104 die Übung 3 aus. Dort sollen direkte Rede-Sätze aus dem vorherigen Lesetext (Kurzgeschichte) übertragen werden. Die Inhalte sind Probleme Jugendlicher mit restriktiven Eltern, also ein ernstes Thema, von dem die Schüler allerdings emotional angesprochen sind.

    Dem wurde in der vorausgegangenen Textarbeit genug Raum gegeben.Übungssätze nach folgendem Muster: »Ich kann über meine Haarfarbe selbst bestimmen«, keifte Friederike wütend … »Wir möchten doch keinen Ärger mit den Nachbarn«, meinte der Vater versöhnlich.

    Situation 2: Sebastian meldet sich: »Herr V., Ihr Pulli ist hinten ganz gelb.« (Herr V. hat sich wohl an der Tafel angelehnt und sein gelber Tafelanschrieb zeichnet sich stark auf der weinroten Wolle ab.)

    Situation 3: Kathrin bringt der Lehrerin einen Sonnenblumenstrauß mit. Die freut sich und merkt nicht, dass Blütenstaub auf ihre weiße Bluse fällt und Flecken bildet. Einige Schüler lachen (sie aus), Frau E. reagiert.

    Chancen sehen – Chancen nutzen

    Zu Situation 1: Statt »trockener« Grammatik-Übungen zu einem Problemtext können doch auch lustige Texte oder Einzelsätze vorgegeben werden: Donald Duck rief bekümmert: »Das wird mir meine Daisy nie verzeihen!« – Kriminalkommissar Schnüffelnase knurrte: »Diese Unterhose kommt mir bekannt vor!« Die Idee, speziell lustige Texte zum Üben regelmäßig zu verwenden, hat vor allem Pfeiffer (s. Literatur) konsequent umgesetzt.

    —› Was zu tun ist: Den pädagogischen Wert (Motivation) lustiger Texte als »Transportmittel« von Übungsstoffen bejahen; »stetig« Materialsammlung im Sinne eines Repertoires anlegen (unterschieden in Fächern und Altersbereichen).

    Zu Situation 2: Wenn Sebastian den verfleckten Pulli des Lehrers meldet, dann weckt das die Schadenfreude mancher Schüler. Der Lehrer kann darauf humorvoll reagieren – aber er muss dazu bereit sein, mental und spontan! Dann bringt er sicher etwas Gelungenes: »Oh, eine geheime Schrift an meinem Rücken!« – Staunend (theatralisch!) den Pulli ausziehen. Gerade Grundschüler sind baff und begeistert, wenn der Lehrer dann auch noch die »geheime Botschaft« verlesen kann (Lehrer können sie spontan der aktuellen Klassensituation anpassen; z.B. wenn zur Zeit viel gepetzt wird: »Ich hasse Petzer!« oder wenn Schüler meinen, sie bekämen zu viel Hausaufgaben: »Veith, gib weniger auf!«)

    —› Was zu tun ist: Gespür für witzige Situationen entwickeln und erhalten; Selbstvertrauen: Mit spontanen Einfällen kann ich gewisse knifflige, ungünstige Situationen »entschärfen«.

    Zu Situation 3: Reagieren Lehrer nicht oft auf eigene Missgeschicke recht unfreundlich, launenhaft-schlecht? Wie wichtig (für die gute Lernstimmung oder Motivation der Lehrerin) wäre es, wenn die Lehrerin sich die Freude über Kathrins Sonnenblumen erhalten könnte und nicht sich über die (ärgerlichen!) Flecken ärgert! »Tolles Design!«

    —› Was zu tun ist: Über sich selbst, eigene Fehler und Ungeschicklichkeiten lachen können (erfordert stabiles Selbstbewusstsein, »Ausgeglichenheit«); unliebsame Lacher (aus Schadenfreude) verblüffen können und nicht moralisieren, verurteilen oder strafen.

    Weitere Szenen aus dem Schulalltag

    Situation 4: Es ist stickig warm, Sommer. Die Klasse müht sich »verzweifelt« und gutwillig an einem englischen Text herum, der heute besonders schwierig zu sein scheint. Deutet man die Körpersprache richtig, dann hat wohl niemand mehr Lust etwas zu tun.

    Situation 5: Sem rechnet folgende Aufgabe: Oma Gerda gibt ihrer Enkelin Wibke zum Jahresanfang 100 Euro auf das Sparbuch. Es gibt 2,5 % Zinsen. Nach einem halben Jahr legt sie nochmals 200 Euro zu gleichen Bedingungen dazu. Wie viel hat Wibke am Jahresende auf ihrem Konto? Sem rechnet an der Tafel, während die Klasse in Stillarbeit damit beschäftigt ist: 100 x 2,5=2500 + 200= 2700: 0,5 (halbes Jahr) = 5400 Euro.

    Chancen sehen – Chancen nutzen

    Zu Situation 4: Wie oft merken Sie, dass es mal wieder »harzt«, es mühsam ist, Sie selbst gar nicht mir Ihrem Unterricht zufrieden sind? Die belastende Situation zu benennen entlastet, entkrampft … und erleichtert. »Oh, fällt es uns heute wieder schwer!« – »Habt ihr auch keine Lust oder geht es mir allein so?« Mit der klaren Feststellung, dass die Arbeit wichtig und unumgänglich ist, beugen Sie Missverständnissen vor. Aufhören gilt nicht! Aber eine kurzfristige Unterbrechung zum mentalen »Frischmachen« ist immer mal drin! »Wer hat einen witzigen Vorschlag, was wir die nächsten fünf Minuten tun könnten? »Schlafen!«, meinte mal ein Schüler. Die Schlafversuche danach waren nicht unwitzig. Einer stoppte die Zeit! Sicher empfanden die Schüler danach ihre Pflicht als weniger belastend als zuvor …

    —› Was zu tun ist: Gefühl für die aktuelle Atmosphäre in der Klasse entwickeln, Klarheit über die Befindlichkeit (körperliche und mentale) der Schüler und der eigenen Person gewinnen; solche Störfaktoren akzeptieren, sie ernst nehmen und geeignete »Unterbrecher« (zeitlich klar kalkuliert) zur Verfügung haben.

    Zu Situation 5: Sem rechnet »kriminell« falsch! Das Ergebnis ist ein Witz! Solche Situationen sind in Mathematik relativ häufig. Natürlich lässt sich darüber lachen, wenn die Komik dieser Aussage Schülern klar wird: Bei 2,5 % verdoppelt sich ein Kapital! Es gibt noch Verrückteres im Schulalltag: 1,5 Euro als Monatslöhne, ein Zug braucht für 120 Kilometer 7856 Stunden …

    Die Heiterkeit dieser Aussagen kann ruhig bewusst gemacht und genutzt werden! Das Beispiel wählte ich aber auch um zu warnen: Gerade hier kann das Lachen (über ein absurdes Ergebnis) den Schüler beschämen und entmutigen. Diese Gefahr muss gesehen und eindeutig gebannt werden. Das lässt sich durch klare Worte und herzliche Gesten, aber vor allem durch eine warme, akzeptierende Beziehung zu diesen Kindern erreichen.

    —› Was zu tun ist: Humorvolle Äußerungen für eine positive Klassenatmosphäre, auch zur Zwischenmotivation, nutzen können. »Empfindlichkeiten« erkennen, Beschämung verhindern. Positive, warmherzige Grund-Beziehung Lehrer-Schüler aufbauen und pflegen. Weitere Notwendigkeiten:

    –   Erziehende halten situations- und altersangemessene humorvolle Unterbrechungen der Routinetätigkeiten für sinnvoll und können sie richtig einsetzen.

    –   Humor als Unterrichtsprinzip betrachten, ein Repertoire haben für Spaß bringende Spiele, Aktionen, Arbeitsmittel; auch Lerntheken, -zirkel witzig gestalten.

    –   Fröhliche Lernatmosphäre herstellen und halten können und Heiterkeit als Grundlaune immer wieder verstärken (und ihren Sinn bejahen) und sie als Motor der Ermutigung und Förderung einzelner Schüler sehen und nutzen können.

    Zu Beginn dieses Buches sehen wir, »was zu tun ist«, wenn Humor als positive Kraft im Erziehungs- und Lerngeschehen genutzt und integriert werden soll. Sie lesen in Kapitel 2, wie Sie Ihr humorvolles Wesen stärken und in Verbindung mit einer partnerschaftlichen Grundhaltung positiv ins Erziehungsgeschehen im Klassenzimmer einbringen können.

    In Teil II erwerben Sie Techniken, mit denen Sie Sinn für witzige Situationen entwickeln und spezifische Verhaltensprobleme Ihrer Schüler »lösen« können. Teil III kreist um die Grundidee, dass humorvolle Schüler lieber und leichter lernen. In Teil IV werden Formen des Humors als Unterrichtsprinzip reflektiert: Wie kann mit Humortechniken alltäglicher unangenehmer Stress und »Mühsal« bewältigt werden? Im Schlusskapitel können Sie sich Impulse holen für ein bewusster humorvolles Arbeiten und Leben, so dass Sie schließlich spontan und kreativ dort, wo Sie es für (pädagogisch) sinnvoll erachten, Humor gezielt und dann sicher auch wirkungsvoll einsetzen können.

    Lehrerinnen und Lehrer sind beliebt, wenn …

    Schauen wir uns drei Schüler-Äußerungen zu Lehrer(innen) an; Sonja über ihre Lehrer:

    Herr M. war immer so streng und verstand keinen Spaß. Immer nur Physik … so ernst und verbissen, als wäre es das Wichtigste im Leben und man ohne eine gute Physiknote ohne Chance später im Leben sei … Frau S. dagegen war auch streng, aber die konnte auch mal lachen und sich freuen über etwas.

    Carlo über Herrn D.:

    Er lockerte manche langweilige oder anstrengende Stunde auf, indem er meinte: Jetzt ein Witz! Wenn er anständig war, durften wir auch einen erzählen. Nach so einer fünfminütigen Pause war es dann etwas leichter … einmal hat er ein Blatt mit drei Cartoons gebracht und wollte wissen, welches der beste sei … war auch lustig.

    Max über Frau F.:

    Sie war schon okay. Manchmal nervte sie uns schon gewaltig. Geil waren manchmal ihre Übungssätze in Grammatik: Der Dino Mololo fraß gestern Abend meine Großmutter. Bestimme die Satzteile … so in dem Stil … und witzige Diktate brachte sie auch oft, fällt mir jetzt ein …

    Diesen Menschen, teilweise schon lange schulentlassen, bedeutet offenbar Witz, Humor, Spaß, »es leichter nehmen«, sehr viel. Bei humorvollen Lehrern entschuldigt man auch manchmal krampfigen, »langweiligen« Unterricht, ja sogar die berüchtigte Strenge (da handelte sie meist nur konsequent, nicht autoritär). Ist ein humorvoller Lehrer »streng« (ich verzichte hier auf die Vertiefung dieses Begriffes und verweise auf die landläufige Bedeutung), dann unterstellt man ihm gern gute Absicht und dass er »recht hatte«. Und implizit schwingt in solchen Aussagen stets auch eine klare Botschaft mit: Humorvolle Lehrer sind gute Lehrer (recht oft auch beliebt), bei ihnen kann man etwas lernen … und falls dies mal nicht zutrifft: Humorvolle Menschen sind okay, menschlich … sie bemühen sich um einen guten »Draht«, sie sehen Schüler nicht als Objekte oder »Nummern«.

    Wie Sie dieses Buch zum Änderungsprozess nutzen können: Piktogramme zeigen den Weg

          Um öfter Sinn für Humor entwickeln, Humor gezielt einsetzen, Situationskomik erkennen und nutzen zu können, hilft natürlich Training. Mit diesen Übungen können Sie neue praktische Erfahrungen machen.

        Bei diesem Zeichen halte ich eine schriftliche Reflexion zum Bewussterwerden wichtiger Zusammenhänge und zu einer hilfreichen Selbsterfahrung für sehr wertvoll für den »Lern«-Prozess.

        Hier finden Sie lustige Texte, die die Bandbreite dessen abdecken sollen, was Menschen lustig finden (können). Im besten Fall sollten Sie einfach darüber lachen und gut motiviert weiterlesen.

         Bei jedem Kapitel gebe ich weiterführende Hinweise zu lesenswerter Lektüre.

    Das finde ich (nicht) lustig!

    Humor scheint, wie die Beispiele und Schüleraussagen nahe

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