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Mit dem Rad von Wien nach Berlin
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eBook203 Seiten1 Stunde

Mit dem Rad von Wien nach Berlin

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Über dieses E-Book

Die Strecke Wien – Berlin hat eine lange Tradition. Zuerst waren es Militärreiter, die diese Strecke jährlich ritten. Mit Aufkommen von Fahrrädern begleiteten diese die Reiter, um dann 1893 selbst eine Radfahrt zu machen. Zirka 150 Radfahrer nahmen an dieser Premierenfahrt teil. 1993 wurde die Fahrt zum 100-jährigen Jubiläum wiederholt. Viele Einzelfahrer sind es auch gefahren. Ich war einer davon. Das Alleinsein beim Fahren sehe ich auch als sehr bereichernd.

Ich bin die Strecke ab der österreichischen Grenze alleine gefahren.

Sie stellt für mich einen Teilabschnitt einer Fahrt vom nördlichsten zu südlichsten Punkt Europas dar.

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum17. Nov. 2017
ISBN9783743841444
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    Buchvorschau

    Mit dem Rad von Wien nach Berlin - Johann GÜNTHER

    Vorwort

    Die Strecke Wien - Berlin hat eine lange Tradition. Zuerst waren es Militärreiter, die diese Strecke jährlich ritten. Mit Aufkommen von Fahrrädern begleiteten diese die Reiter um dann 1893 selbst eine Radfahrt zu machen. Zirka 150 Radfahrer nahmen an dieser Premierenfahrt teil. 1993 wurde die Fahrt zum 100-jährigen Jubiläum wiederholt. Viele Einzelfahrer sind es auch gefahren. Ich war einer davon. Das Alleinsein beim Fahren sehe ich auch als sehr bereichernd. Man kann seinen Kopf frei bekommen und über Dinge nachdenken, wo man in Gemeinschaft keine Zeit hat. Coelho sagt in seinem Buch Die Schriften von Accra:

    "Denn wer niemals allein ist, kennt sich selbst nicht.

    Und wer sich selbst nicht kennt, fürchtet die Leere."[1]

    Drei Mottos hatte ich während der Radfahrt nach Berlin im Kopf:

    1. Ritsch ist noch nicht angekommen

    Das sagte die Frau von Werner Zemann im Rehabilitationszentrum Hochegg zu mir. Sie meinte damit, dass ich mich noch so bewege wie vor dem, Herzinfarkt. Ich hätte noch nicht registriert, dass ich alles langsamer machen sollte. Das nahm ich mir auf dieser Reise zu Herzen. Ich machte mehr Pausen und fuhr kürzere Strecken.

    2. Gott wird es richten

    Das sagte Martin Steiner zu mir. Er hatte lange keinen Job, war aber nicht nervös. Er sagte: Es wird sich ein Weg finden. Er - damit meinte er Gott - wird es richten. So nahm ich es auch. Meine arabischen Freunde im Oman sagten Inschallah - so wie Gott will. Auch der österreichische Kaiser Franz Joseph sagte So mir Gott helfe.

    3. Du hast Verantwortung gegenüber Deiner Familie

    Das sagte mir Lorli vor der Abreise. Ich müsse auf mich achten, nicht nur wegen mir selbst, sondern wegen meiner Familie. Alle würden sich Sorgen machen und daher solle ich auf meinen Körper achten.

    Diese Fahretappe schloss die Lücke für meine Durchquerung Europas von Kopenhagen nach Venedig. Ich war in Summe über 2.000 Kilometer gefahren. Ich bewältigte die Strecke in drei Abschnitten:

    Wien - Venedig,

    Berlin - Kopenhagen

    Wien - Prag und

    Prag - Berlin.

    Den Teil von Wien bis Laa bin ich gemeinsam mit Hannelore gefahren. Alle anderen Etappen war ich alleine unterwegs. Ich liebe es alleine zu fahren. Da kann man über sich selbst und die Welt nachdenken und den Kopf frei bekommen. Ein Urlaub für Geist und Körper. Ich respektiere mein eigenes Tempo.[2]

    War ich alle vorherigen Etappen mit meinem mechanischen Touren-rad gefahren, so hatte ich für die Fahrt nach Berlin ab der österreichischen Staatsgrenze ein eBike. Nach einem Herzinfarkt im vergangenen Jahr in China wollte ich meinem Körper vor allem auf den Bergstrecken Unterstützung geben.

    Johann Günther

    Hinterbrühl, August 2017

    [1] COELHO, Paulo: Die Schriften von Accra, Zürich 2013, Seite 40

    [2] COELHO, Paulo: Sei wie ein Fluss, der still die Nacht durchströmt, Zürich 2006, Seite 168

    Start in Wien

    Wien-Ladendorf

    Montag 1. August 2016 

    Wir waren müde vom gestrigen späten Essen und haben nicht so gut geschlafen. So verspätete sich die Abfahrt ins Weinviertel. Ich montierte den Radträger und die Räder am Auto und nach dem Frühstück fuhren wir los. Um 10,15 waren wir in Floridsdorf. Wir fanden einen Parkplatz in einer Nebengasse und Lorli schrieb die Adresse auf, damit wir das Auto bei der Rückkunft wieder finden. Wir querten die Alte Donau. Viele Boote waren unterwegs. Dann durch einen Park und an der Floridsdorfer Donau-Brücke hinüber zur Donauinsel., wo wir dann Richtung Westen fuhren.

    Es war kühl und wir hatten Gegenwind. Die Landschaft auf der Insel ist sehr urtümlich. Nichts verbaut. Nur grün. Vor dem westlichen Ende der Insel querten wir über eine Radbrücke auf das Festland nordseitig. Ich hatte am Vortag ein Navigations-App installiert und das leitete uns.

    Am Nordufer der Donau fuhren wir Richtung Westen. Es waren viele Radfahrer unterwegs. Vor allem solche mit viel Gepäck, also Langstreckenfahrer. Beim Restaurant Tuttendörfel, wo auch eine Rollfähre nach Klosterneuburg hinüber führt, bogen wir dann nach Norden ins Weinviertel ab. Wir fuhren einige Zeit auf einer Straße, das aber nur deswegen, weil ich die Navi-Angaben falsch interpretierte.

    Wir kamen durch die Dörfer Bisamberg und Kleinengersdorf. Schöne Orte mit gepflegten Häusern. Auch viele gut aussehende Restaurants. Im Dorf Flandorf kehrten wir ein. Das heißt wir saßen im Freien an einem Tisch, weil drinnen war eine noble Hochzeit in Gang. Eigentlich war das Lokal geschlossen, man gab uns aber einen kleinen Kaffee und für Lorli ein Coca Cola.

    Gestärkt fuhren wir weiter. Durch den Ort Sebarn und dann weiter auf der Hauptstraße, die aber wenig befahren war. Erst in Möllmannsdorf verließen wir die Landstraße und fuhren in den Ort hinein. An einer Kirche vorbei und einen Berg hinauf. Am Ende des Tales querten wir und fuhren in Serpentinen den Hang hinauf um dann einem Weg durch die Felder zu folgen. Es ging immer leicht bergauf und bergab. Der Weg führte lange bergab, bis wir im Dorf Würnitz landeten. Schon von weitem sah ich ein Gasthaus. Es war 13 Uhr und Zeit für eine Mittagsrast. Das Gasthaus war aber geschlossen. Ich fragte eine Frau, die uns zu einem anderen Gasthaus leitete. Es gefiel uns. Wir saßen im Garten. Der Wirt war sehr bemüht. Er servierte mit seinem Enkelkind, das erst in den Kindergarten geht und jetzt Ferien beim Opa verbringt.

    Wir aßen Palatschinken mit Pilzen beziehungsweise Eierschwammerl. Es war angenehm eine ¾ Stunde zu rasten. Der Wirt wollte uns einen Rat geben, wie wir weiterfahren sollten, er sprach aber unverständlich und kannte sich anscheinend in seiner eigenen Umgebung nicht aus. So folgten wir den Angaben des Navisystems.

    Die Stimmung trübte sich, weil Lorli hatte vergessen ihren Akku aufzuladen und jetzt ging der Strom dem Ende entgegen. Sie fuhr mit mehr mechanischem Einsatz, was ihr viele - zu viele - Kräfte raubte. Einen Berg schoben wir die Räder, um die Batterie zu schonen.

    Wir trafen zwei Männer, die mit großem Gepäck unterwegs waren. Sie fuhren eine Langstrecke und wirkten so, als kämen sie aus Tschechien.

    Als wir nach mehreren Hügeln wieder auf einem oben waren und da eine Bank stand machten wir eine Rast. Das tat gut. Lorli legte sich hin. Ich fotografierte. Ich versuchte ein Foto mit dem Selbstauslöser. Den Apparat legte ich auf den Paketträger meines Rades. Damit der Fotoapparat nicht hinunter fallen kann, schnallte ich ihn mit einem Gummi fest. Als wir dann lächelnd auf der Bank saßen und auf das Auslösen des Bildes warteten fiel das Rad im Zeitlupentempo um. Mein Handy flog aus der Tasche heraus und auf den Asphalt des Weges. Es hatte einen Sprung. Ich zog mir auch einen Glassplitter im Finger ein. Gott sei Dank funktionierte es noch. Aber das Glas war kaputt und musste gerichtet werden.

    Letztlich zeigte das Display der Rad-Batterie von Lorli nur mehr Reserve an. Es ging hinunter in ein Tal und bald sollte der Ort Ladendorf kommen, wo es einen Bahnhof gab. Mistelbach - was wir ursprünglich als Ziel ansahen - lag noch weitere 8 Kilometer weiter. Wir fuhren aber nicht auf der Hauptstraße, sondern folgten dem Radweg, der sich durch die Landschaft schlängelte. Wir kamen durch eine Kellergasse und ein kleines Dorf - Eggersdorf. Jetzt hatten wir es geschafft: das Ortschild Ladendorf er-schien. Im Dorf fragten wir nach dem Bahnhof, der etwas außerhalb lag. Genau vor dem Bahnhof war dann die Batterie an Lorlis Rad leer. Das war Glück!

    Lange fanden wir den Eingang in den Bahnhof nicht. Lorli sah dann einen Türöffner und ich konnte Fahrkarten kaufen. In zehn Minuten sollte laut Fahrplan auch der nächste Zug nach Wien kommen. Wir setzten uns auf die Bank in den Schatten und gingen erst 5 Minuten vor Eintreffen des Zugs zum Bahnsteig. Dort war ein Plakat, das sagte, dass die Strecke zwischen Laa an der Thaya und Wolkersdorf gesperrt sei. Es gäbe einen Schienenersatzverkehr mit Bussen, die aber keine Räder mitnehmen würden. Wir überlegten und entschieden uns ohne Räder nach Wien zu fahren und diese mit dem Auto zu holen. Ich sperrte sie am Radständer des Bahnhofs ab. Als wir zur Bundesstraße kamen sahen wir einen Bus. Ich hielt ihn auf. Er fuhr in die entgegengesetzte Richtung. Eine Frau lenkte ihn und telefonierte nach unserem Bus. Schließlich meinte sie, wenn er Platz hätte würde er die Räder mitnehmen. Und so war

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