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366 Tage: Ein gefährliches Spiel um die Liebe
366 Tage: Ein gefährliches Spiel um die Liebe
366 Tage: Ein gefährliches Spiel um die Liebe
eBook469 Seiten6 Stunden

366 Tage: Ein gefährliches Spiel um die Liebe

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Über dieses E-Book

Sophie Wagner ist als Raumausstatterin in Berlin tätig. Als sie von einem gewissen Herrn Bolte den Auftrag erhält, ein Bordell einzurichten, ist sie im ersten Moment geschockt, doch sie nimmt den Auftrag an. Die beiden besprechen die Entwürfe, verstehen sich auf Anhieb und kommen sich näher.

Aber: Herr Bolte entpuppt sich als Sascha Kampmann – Immobilien Mogul aus Berlin. Er hat Sophie einen gefakten Auftrag erteilt, um sie näher kennenzulernen und bietet ihr zur Wiedergutmachung einen lukrativen Job in seinem Unternehmen an.

Sophie lehnt ab und möchte nichts mehr mit ihm zu tun haben.

Um das Vertrauen und das Herz von Sophie zurückzugewinnen, greift Sascha zu illegalen Mitteln.

Zwischen den beiden entwickelt sich ein gefährliches Spiel um die Liebe.

Wer wird gewinnen?

 

Sophie gerät in Lebensgefahr, da sie herausgefunden hat, wer für den schweren Autounfall von Saschas Vater verantwortlich ist.

Wird Sascha sie retten können?

 

 

Hinweis: Der Roman enthält erotische Szenen!

 

 

 

Die Autorin Beverly Black lebt im Norden, wo die Liebe die Natur umarmt und der Himmel die Nordsee küsst.

Herz, Schmerz, Liebe, Hoffnung, gemischt mit etwas Erotik und einem Happy End – das ist ihr Genre.

 

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum1. Mai 2023
ISBN9783755441021
366 Tage: Ein gefährliches Spiel um die Liebe

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    Buchvorschau

    366 Tage - Beverly Black

    366 Tage - Ein gefährliches Spiel um die Liebe

    366 Tage

    Ein gefährliches Spiel um die Liebe

    Von

    Beverly Black

    Covergestaltung: Sanchellino

    Bildmaterial: Adobe Stock

    Lektorin: Rose G. Archer

    Text: Beverly Black

    Dieser Roman ist kein Produkt von ChatGPT oder KI, sondern ein Ergebnis meiner freien Fantasie und Kreativität.

    Danke!

    Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile geschützt. Jede Verwertung und Vervielfältigung des Werkes ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig und strafbar. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der Übersetzung, sind vorbehalten! Ohne ausdrückliche schriftliche Erlaubnis des Autors/Verlages darf das Werk, auch nicht Teile daraus, weder reproduziert, übertragen noch kopiert werden, wie zum Beispiel manuell oder mithilfe elektronischer und mechanischer Systeme inklusive Fotokopien, Bandaufzeichnungen und Datenspeicherung. Zuwiderhandlung verpflichtet zu Schadenersatz.

    Alle im Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse usw. wurden vom Autor nach bestem Wissen erstellt. Die Personen und Handlung des Buches sind vom Autor frei erfunden. © Beverly Black 2023

    1. Kapitel

    Sardinien

    Es war zum Mäuse melken. Seit er diese unbekannte Schönheit am Flughafen von Tortoli gesehen hatte, war es um ihn geschehen. Er musste unaufhörlich an sie denken. Ihre dunklen, langen, leicht gelockten Haare wehten im seichten warmen Wind und ihr strahlend weißes Lachen, ließ sein Herz schneller schlagen. Sie wäre fast mit ihm zusammengestoßen, hatte ihn aber gar nicht wahrgenommen, da sie in ein Gespräch mit drei Frauen vertieft war. Sicherlich ein Mädelstrip. Er war schon oft an verschiedenen Flughäfen gewesen und erkannte jedes Mal, wenn Frauen auf Tour waren. Und die kleine Truppe gehörte definitiv auch zu dieser Gattung. Sexy neue Outfits, Haare frisch geschnitten und sie hatten mehr Schminke in ihren Gesichtern als üblich. Außer: diese unbekannte Schönheit. Sie stach aus der Gruppe hervor, da sie nicht so stark geschminkt war und eher schlichte, sportliche Kleidung trug. Vielleicht war sie ihm deshalb gleich aufgefallen?

    Alle vier Frauen hielten eine Dose Prosecco in der einen Hand und den viel zu voll gepackten Plastikkoffer in der anderen. Die Frauen lachten laut, albern und waren bereit für jedes Abenteuer. Die lustige Gruppe steuerte einen Taxi-Bus an.

    Da er sein Smartphone in der Hand hielt, machte er ein Foto von der unbekannten Schönheit und dem Nummernschild des Taxis. Warum auch immer?!

    „Los, wir müssen uns beeilen!", drang die dunkle Stimme seines Vaters Wolfgang in seine Gedanken.

    Er warf einen letzten Blick auf die dunkelhaarige Schönheit, die hinter einer beigefarbenen Schiebetür eines Bullis verschwand und stieg in den schwarzen Porsche Cayenne.

    „Soll ich dich nicht doch begleiten, Paps?", fragte Sascha seinen Vater, der grimmig und verschlossen neben ihm saß.

    Wolfgang schüttelte kaum merklich den Kopf und sein Blick ging stur nach vorn. „Nein."

    Sascha seufzte und zuckte gleichgültig mit den Schultern. Er war eh mit seinen Gedanken bei der Unbekannten und schaute sich das Foto auf seinem Smartphone an. Was, in Gottes Namen, faszinierte ihn nur so an dieser fremden Frau? Er zoomte das Gesicht auf dem Foto näher heran und konnte ihre unglaublich grau-grünen Augen erkennen, die groß waren und ihr einen Hauch von einer Puppe verliehen. Ihre Gesichtszüge waren so fein und geschmeidig, sie musste eine Puppe sein. Ihre Haut war ebenmäßig und ihre vollen Lippen luden zum Küssen ein und ein Lächeln huschte um seine Mundwinkel.

    „Was lachst du?", wollte sein Vater von ihm wissen, doch es klang nicht freundlich.

    Sascha seufzte, schloss das Foto und steckte das Smartphone in seine Jackentasche. „Nichts, Vater. Nichts."

    *

    Enrico erkannte an dem verbissenen Gesichtsausdruck von Wolfgang, dass er seine Entscheidung nicht geändert hatte.

    Vor einiger Zeit hatte Wolfgang ihm per Telefon mitgeteilt, dass er aus dem Geschäft aussteigen will, das die beiden vor Jahrzehnten gemeinsam aufgebaut hatten.

    Wolfgang trat Enrico mit erhobenem Haupt entgegen und nickte. „Enrico."

    Eigentlich fielen die beiden sich stets zur Begrüßung in die Arme. Immerhin kannten sie sich seit dem Studium und waren wie Brüder zueinander, waren durch dick und dünn gegangen. Jetzt standen sie sich verloren und reserviert gegenüber. Und reichten sich noch nicht einmal die Hände.

    Es herrschte eine kühle Atmosphäre zwischen den beiden, die Enrico mit einem Räuspern unterbrach. „Wolfgang … schön dich zu sehen. Aber bitte, setz dich doch. Möchtest du einen Whisky?"

    Er lehnte dankend ab und nahm Platz.

    „Deinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hast du deine Meinung seit unserem letzten Telefonat nicht geändert. Enrico goss sich einen Whisky ein, nahm ihm gegenüber Platz und blickte ihn verständnislos an. „Wieso gerade jetzt?

    Wolfgang richtete sich auf und antwortete mit überzeugter Stimme: „Ich habe lange genug Geld gewaschen. Ich werde bald in Rente gehen und möchte meinem Sohn Sascha eine ehrliche Firma vererben."

    Enrico gab ein leises Lachen von sich und drehte das Glas zwischen seinen Fingern. „Ehrliche Firma? Ich glaube, den Zeitpunkt hast du schon lange überschritten. Wir beide haben ihn längst überschritten."

    „Tut mir leid. Ich bleibe bei meiner Entscheidung."

     „Und das ist dein letztes Wort?" Enrico sah ihn an, als würde er es ihm noch immer nicht glauben.

    Wolfgang nickte. „Ich werde natürlich die letzte Summe waschen, aber dann bin ich raus."

    „Und was wird aus den neuen Ferienwohnungen? Die stellen wir noch gemeinsam zu Ende, oder? Der alten Zeiten wegen."

    „Das werde ich mir noch überlegen."

    „Gut, dann ist dem nichts mehr hinzuzufügen." Enrico erhob sich.

    Wolfgang tat ihm Gleiches nach und beide reichten sich diesmal die Hand.

    „Es w­­ar mir eine Ehre, mit dir Geschäfte gemacht zu haben und ich werde dich als Geschäftspartner schmerzlich vermissen, mein Freund." Enrico umschloss die Hand von Wolfgang und er meinte es aufrichtig.

    *

    Während der Rückfahrt zum Hotel, überlegte Wolfgang, ob er das Richtige getan hatte. Ja, es fühlte sich gut an, sich endlich von diesen illegalen Machenschaften gelöst zu haben. Schon viel zu viele Jahre war er die Marionette seiner eigenen Habgier gewesen. Außerdem hatte Wolfgang tatsächlich vor, aus dem Unternehmen auszusteigen und alles seinem Sohn Sascha, zu überlassen. Sascha war jetzt soweit und konnte die Immobilien- und Baufirma ohne Probleme leiten.

    Wolfgang hatte seit der Gründung seiner Firma immer nur hart gearbeitet und war so gut wie nie in den Urlaub gefahren. Er hatte erst spät geheiratet und war Vater geworden. Jetzt wollte er alles, was er bisher versäumt hatte, mit seiner Frau Inge nachholen. Bei dem Gedanken huschte ein Lächeln über sein Gesicht, das in der nächsten Sekunde verschwand, da es laut krachte.

    Ein schwarzer Wagen versuchte, ihn von der schmalen Fahrbahn zu drängen. Immer wieder prallte der Fremde in die Seite des Porsches und bugsierte ihn Richtung Steilküste.

    „Hey! Spinnen Sie! Was soll das!", schrie Wolfgang und versuchte gegenzulenken.

    Doch die Küstenstraße hatte es in sich, da jetzt der kurvenreiche Teil anfing. Ihm kam ein Auto entgegen, dem er gerade noch ausweichen konnte. Der Porsche tänzelte auf dem heißen Asphalt und brauchte einige Sekunden, um wieder in die Spur zu kommen.

    Der Angreifer war hartnäckig und schob Wolfgang von hinten an und brachte ihn damit auf die Gegenfahrbahn.

    Dann geschah es.

    Ein Lastwagen kam direkt auf ihn zu.

    Wolfgang wusste in diesem Moment, dass er nie wieder mit seiner geliebten Inge einen Urlaub nachholen konnte.

    Es knallte und der Porsche schoss im hohen Bogen über den Abgrund. Wie ein rollender Stein polterte er den Abhang hinunter und blieb kurz vor dem türkis-blauen Wasser liegen.

    Eine Woche später

    Sascha starrte auf den schwarz glänzenden Sarg, der vor einem dunklen tiefen Erdloch aufgestellt war. Die Worte des Pastors prallten an ihm ab.

    Die Beisetzung fand, auf Wunsch seiner Familie, im kleinsten Kreis statt. Bei dem Bekanntheitsgrad seines Vaters wären sicherlich Hunderte von Trauergästen erschienen. Ihm waren diese dreißig Personen schon zu viel. Einer der Trauergäste und engster Freund seines Vaters war Enrico Romano. Enrico war die letzte Person, die seinen Vater lebend auf Sardinien gesehen hatte.

    „Ich werde alles daransetzen, um den Verursacher des schrecklichen Unfalles zu ermitteln. Sicherlich war es ein Betrunkener oder Drogenjunkie. Solche schweren Verkehrsunfälle häufen sich in der letzten Zeit auf Sardinien. Enrico hatte Sascha fest an sich gedrückt. „Ich bin für dich da. Egal was du brauchst … rufe mich an, ja?

    „Danke Enrico, das weiß ich zu schätzen. Vielen Dank für alles."

    Enrico klopfte ihm mitfühlend auf die Schulter. „Dafür nicht. Sobald es dir besser geht, klären wir die weiteren Geschäfte, ja? Die Ferienwohnungen müssen noch fertiggestellt werden. Und ich habe schon neue Aufträge, die dringend umgesetzt werden müssen."

    Sascha nickte. „Sobald ich hier alles geklärt habe, werde ich zu dir kommen."

    Ja, er war jetzt der Geschäftsführer von Kampmann Immobilien. Sein Vater hatte ihn seit Jahren auf diesen Moment vorbereitet. Doch keiner hatte gedacht, dass er so schnell in die Fußstapfen seines Vaters treten musste.

    Tage später

    Seit dem plötzlichen Tod seines Vaters, fühlte sich alles irgendwie dumpf und taub um ihn herum an.

    Er saß hinter dem großen Schreibtisch und wusste nichts mit sich und der Zeit anzufangen.

    Seine Mutter, seine Schwester und auch der Vorstand, rieten ihm, sich eine Auszeit zu nehmen, um zu trauern.

    Wollte er nicht. Wo sollte er auch hin? Ihm würde nur die Decke auf den Kopf fallen. Ob jetzt hier in Berlin oder irgendwo sonst auf der Welt. Seine Mutter und seine Schwester Emma waren gemeinsam nach Rügen gereist, in eines ihrer Ferienhäuser, um sich zu erholen.

    Sascha seufzte, nahm sein Smartphone und öffnete die Fotodatei. Das letzte Foto, das er von seinem Vater gemacht hatte, war, als dieser auf Sardinien aus dem Flugzeug gestiegen war und zum Wagen lief. Er konnte noch immer nicht glauben, dass sein Vater tödlich verunglückt war. Er war stets ein aufmerksamer Fahrer gewesen und die Aussage vom Lastwagenfahrer, dass ein anderer Wagen direkt hinter dem seines Vaters gewesen war und ihn von der Straße drängen wollte, machte ihn stutzig. Von dem Verursacher fehlte jedoch jegliche Spur.

    Und dann, ganz plötzlich, entdeckte er das Bild der geheimnisvollen Schönheit, die er auf Sardinien am Flughafen fotografiert hatte. Er hatte sie seit dem Tod seines Vaters völlig vergessen. Sascha zoomte das Foto größer und als er ihr wunderschönes Gesicht sah, huschte ein Lächeln um seine Mundwinkel. Ein kleiner Lichtblick in der Dunkelheit, die ihn seit Tagen umhüllte. Was sie wohl machte und wo sie wohnte? Ob sie einen Freund hatte oder sogar verheiratet war? Wie war ihr Name? Hatte sie Kinder?

    Und dann, ganz plötzlich, hatte er eine Idee und diese Idee verankerte sich in seinem Gehirn und lenkte ihn von seinem unendlichen Kummer ab. Er griff zum Hörer.

    *

    „Was haben Sie sich nur dabei gedacht? Herr Möller sah mich aus schmalen Augen an und seine Mimik war schlimmer, als das Wetter draußen. Passend zum Ende meiner zwei Wochen Urlaub, hatte die Sonne sich versteckt und dunkle Regenwolken zogen über Berlin hinweg. Und hier in seinem Büro braute sich gerade ein Unwetter zusammen. „Wie konnten Sie den Termin nur vergessen?

    „Ich habe den Termin nicht vergessen. Er wäre erst Morgen gewesen", versicherte ich meinem Chef zum hundertsten Mal.

    Seine viel zu buschige Augenbraue schoss nach oben. „Ach? Und warum hat Bastian dann den Termin gerettet, als Sie im Urlaub waren?"

    „Sie glauben doch wohl nicht ernsthaft, dass ich einen Termin vergesse, beziehungsweise ihn ausgerechnet in meinen Urlaub lege?" So langsam wurde ich sauer und machte das passende Gesicht dazu. Irgendetwas stimmte hier nicht.

    „Tut mir leid, Frau Wagner, aber das hätte Ihnen nicht passieren dürfen. Er nahm hinter seinen Schreibtisch Platz und faltete die Hände wie zum Gebet. Dann warf er mir über den Rand seiner schmalen Brille einen tadelnden Blick zu. „Deswegen erhalten Sie eine Abmahnung. Bei einem weiteren Fehlverhalten muss ich Sie leider entlassen.

    Ich wollte ihm so viele Schimpfwörter um die Ohren hauen und in meinen Gedanken tat ich dies auch, aber meine Lippen blieben zusammengepresst. Ich nickte nur und verließ das Büro.

    So eine verdammte Scheiße! Wie konnte das nur passieren? Ich wusste ganz genau, dass der Termin bei den Hagemanns erst für Morgen im Terminkalender stand. Oder hatte ich doch einen Fehler begangen? Immerhin war ich kurz vor meinem Mädelstrip nach Sardinen in ein tiefes Loch gefallen. Ich hatte drei Wochen zuvor meinen Freund beim Sex mit einer anderen erwischt. Wir waren seit drei Jahren zusammen und er hatte die meiste Zeit davon auf meine Kosten gelebt. Eigentlich wollte ich schon vor einem halben Jahr mit Jörg Schluss machen, aber irgendwie hatte ich es immer vor mir hergeschoben. Jörg vertröstete mich immer wieder damit, dass er bald einen besseren Job bekäme und mir dann alles zurückzahlen würde. Ich war so naiv und hatte ihm jedes Mal aufs Neue geglaubt. Nun ja, bis ich vor drei Wochen unverhofft nach Hause kam und ihn mit einer anderen Tusse in unserem Bett erwischte.

    Nachdem ich zwei Tage lang nur geheult hatte, wurde mir klar, dass ich nicht wegen ihm traurig war, sondern weil ich so dumm war und nicht schon viel eher die Beziehung beendet hatte. Ich war total sauer auf mich selbst.

    Zum Glück stand der Mädelstrip auf dem Plan. Er hatte mich aus dem Loch geholt und als ich auf der wunderschönen Mittelmeerinsel war, wurde mir bewusst, dass ich endlich frei war. Offen für ein neues Leben.

    Dafür überraschte mich heute mein Chef mit diesem vergessenen Termin. Ich schaute in meinem Onlinekalender nach und tatsächlich: der Termin Hagemann war genau in meinem Urlaub eingetragen. Das war mir noch nie passiert!

    Nun ja, aufstehen, Krone richten und weiter machen.

    Ich machte mich an die Arbeit. Ich hatte einen neuen Auftrag. Ein lesbisches Pärchen hatte sich ein heruntergekommenes Café in Kreuzberg gekauft und ich sollte den beiden Frauen bei der Einrichtung behilflich sein. Ich öffnete die Unterlagen auf meinem Laptop, kontrollierte und überarbeitete sie und fuhr los.

    Eva und Jamie erwarteten mich bereits voller Vorfreude. Wir nahmen an einem der alten Tische Platz, und ich präsentierte beiden Frauen am Laptop, wie ihr Café aussehen könnte.

    „Und hier würde ich dann einige Vasen hinstellen immer mit frischen Blumen schmücken … oder als günstige Alternative diese Kunstblumen. Sie sehen wie echte Blumen aus. Ihr braucht sie nur ab und zu abzubrausen."

    „Das sieht einfach atemberaubend aus! Ich kann es kaum erwarten, bis wir mit dieser Einrichtung unser Café eröffnen können, schwärmte Eva und ich konnte ihr ihre Aufregung regelrecht ansehen. Ihre Wangen glühten und ihre klaren blauen Augen strahlten. Genau wie die ihrer Frau Jamie. Die beiden gaben sich einen Kuss. „Ich bin so aufgeregt!

    „Und wann geht es los?", wollte Jamie von mir wissen.

    „Ich habe alle Handwerker für die nächste Woche bestellt, schicke euch die Firmennamen und den genauen Ablaufplan und werde dann öfter bei euch vorbeischauen und kontrollieren, ob die Jungs auch keinen Unfug machen."

    Zum Abschied umarmten die beiden mich und gaben mir eine Tüte mit selbstgemachten Muffins mit.

    Als ich zurück im Geschäft ankam, begrüßte Bastian mich. „Na, sind die Damen mit deinen Entwürfen zufrieden?"

    „Ja. Ich hielt ihm die Tüte mit den leckeren duftenden Muffins entgegen. „Komm, wir trinken einen Kaffee.

    Wir schlenderten in die Küche und hatten uns gerade einen Milchkaffee gemacht, als Herr Möller zu uns trat.

    „Sophie, du hast eine erneute Anfrage erhalten." Seine Stimme war brummig und sein Gesicht noch immer grimmig.

    „Oh. Und von wem?" Ich umklammerte den warmen Becher.

    „Von einem gewissen Herrn Bolte."

    „Okay. Und worum geht es?", hakte ich nach.

    „Ich habe dir alle Daten auf deinen Account geschickt. Du sollst dich morgen mit ihm treffen."

    „Gut. Danke, Herr Möller, ich werde mir gleich alles durchlesen." Ich lächelte ihn gekünstelt an und nippte am Milchschaum.

    „Gleich? Wie wäre es mit jetzt. Nicht, dass Sie noch mal einen Termin vergessen, Frau Wagner", teilte er böse aus und verschwand.

    „Oh Mann, der hat es echt auf dich abgesehen", seufzte Bastian und biss genussvoll in den Muffin.

    „Sag mal, und du hast den Termin von Hagemann gerettet? War der echt in meinem Urlaub?", fiel es mir ein.

    „Ja. Ich habe es auch nur durch Zufall erfahren, da Herr Hagemann hier angerufen hat und nachgefragt hat, wann du genau kommen wolltest", brachte er entschuldigend hervor.

    „Schon gut. Danke, dass du so schnell für mich eingesprungen bist." Ich tickte ihn an die Schulter und stand auf.

    „Gern geschehen." Bastian zwinkerte mir zu und steckte sich den Rest vom Muffin in den Mund.

    Ich stellte meinen Milchkaffee ab, öffnete die Datei und da stand lediglich, dass es sich um eine Villa handelte, die im Stadtteil Weißensee renoviert werden sollte. Mehr nicht. Seltsam. Wie sollte ich mich denn darauf vorbereiten? Egal. Ich traf mich morgen mit Herrn Bolte und dann erfuhr ich sicherlich Genaueres.

    Den Rest des Arbeitstages ließ mich Herr Möller, zum Glück in Ruhe, und ich machte pünktlich Feierabend.

    2. Kapitel

    Am nächsten Tag

    Es war doch wirklich zum Verrecken! Mein Wagen wollte partout nicht anspringen. Ich drehte verzweifelt den Schlüssel hin und her, doch außer einem dröhnenden Husten des Motors, tat sich gar nichts. Was hatte er denn jetzt? Heute Morgen lief er doch noch einwandfrei. Ich war extra eher vom Studio nach Hause gefahren, da es von hier aus wesentlich einfacher war, nach Weißensee zu kommen und warf einen panischen Blick auf die Uhr. In dreißig Minuten war der Termin mit Herrn Bolte. Mit dem Wagen kein Problem, aber jetzt musste ich auf die Tram ausweichen und bis Weißensee mehrmals die Linie wechseln. Ich öffnete die Datei und suchte verzweifelt nach einer Telefonnummer. Nichts. Herr Bolte hatte nichts Konkretes angegeben aber jammern half mir auch nicht weiter. Ich haute auf das Lenkrad und stieg aus. Eigentlich wollte ich die Tür zuschlagen, aber besann mich in letzter Sekunde, dass mein armer Käfer nichts dafür konnte. Ich hatte meinen kleinen Gefährten leider etwas vernachlässigt. Der TÜV war längst fällig gewesen. Es grenzte schon an ein Wunder, dass ich nicht von der Polizei angehalten wurde. Aber im Moment fehlte mir das Geld, den TÜV zu bezahlen, geschweige denn eine größere Reparatur.

    „Probleme?", rief Frau Becker mir aus dem Küchenfenster zu.

    „Ja, meine Kiste springt nicht an."

    „Dann nehmen Sie doch meine", bot sie mir freundlich an.

    Ohjeh, Frau Becker war eine fünfundsiebzig Jahre alte Dame, die seit dreißig Jahren nicht mehr hinterm Steuer gesessen hatte. Und das Schlimme war: das Steuer gehörte einem Trabi, der seitdem im Schuppen stand.

    „Danke. Ich werde wohl mit dem Bus und der Tram fahren." Ich wollte gerade gehen, als sie wieder rief. Ich hatte jetzt wirklich keine Zeit, um mit ihr ein Schwätzchen zu halten.

    „Aber er fährt noch. Ich war gestern Abend bei Franz … wir haben Karten gespielt."

    Ich blieb abrupt stehen und drehte mich in Zeitlupe zu ihr um. Sie war gestern noch mit dem ollen Ding zu Franz gefahren? Franz war ihr Freund, der im nächsten Stadtteil wohnte. Anscheinend konnte sie meinen pikierten Gesichtsausdruck deuten, denn sie lachte. „Ja, Sie können ihn nehmen. Er ist auch vollgetankt. Der Schlüssel steckt."

    Meine Gedanken sprangen von „Hilfe?, zu „Gott sei Dank!

    Ich entschied mich für „Gott sei Dank!" und eilte zur Garage. Der Schlüssel steckte tatsächlich und ich stieg ein. Bevor ich den Wagen startete, seufzte ich mehrmals verzweifelt und wusste nicht, ob es nicht doch die falsche Entscheidung gewesen war. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass ich jetzt schon zehn Minuten zu spät kommen würde. Herr Möller riss mir morgen sicherlich den Kopf ab, wenn der Kunde sich über mich beschwerte. Also: erneut aufstehen, Krone richten, Schlüssel drehen und schon knatterte ich durch die Berliner Innenstadt.

    Mit siebzehn Minuten Verspätung erreichte ich die Adresse. Ein schwarzer Porsche Cayenne parkte bereits davor und ein Mann lehnte lässig an der Motorhaube.

    Ich schnappte mir meine Tasche und stieg schweißgebadet aus dem kleinen fahrenden Pappkarton. „Herr Bolte? Entschuldigen Sie bitte vielmals meine Verspätung!, rief ich ihm entgegen und reichte ihm meine verschwitzte Hand. „Sophie Wagner.

    Obwohl er eine verspiegelte Pilotenbrille trug, konnte ich seinen abschätzenden Blick regelrecht spüren. Er machte keine Anstalten, meine Begrüßung zu erwidern, also zog ich meine Hand schnell zurück. War vielleicht ganz gut, dass er nicht erwidert hatte, ich schwitzte wirklich aus jeder Pore. Also lächelte ich verlegen und wich einen Schritt zurück.

    „Sie fahren einen Trabi?", fragte er, als wäre ich mit einem ekeligen, versifften Fahrzeug erschienen.

    „Äh … nein, er gehört meiner Vermieterin. Mein Wagen ist nicht angesprungen, deshalb bin ich auch z…"

    Er löste sich von der Motorhaube und schlenderte überheblich zum Eingangstor hinüber. „Dann wollen wir uns mal das Gebäude ansehen", fiel er mir unhöflich ins Wort.

    Ich folgte ihm und rollte mit den Augen. Das hatte mir ausgerechnet gefehlt. Ein arroganter Pinkel und auch leider noch gutaussehend, wie so oft. Ich mochte solche Spinner nicht. Sie glaubten, dass sie, nur weil sie Geld hatten, sich wie die letzten Arschlöcher benehmen und machen konnten was sie wollten. Seine Kleidung schien von irgendwelchen angesagten Designern zu stammen und kostete sicherlich so viel, wie ich in einem halben Jahr verdiente. Aber: der Kunde ist ja bekanntlich König!

    Herr Bolte zeigte mir die Räumlichkeiten, die in einem sehr schlimmen Zustand waren. Anscheinend stand die Villa schon viele Jahre leer. Aber das liebte ich ja an meinem Beruf … aus alt mach neu. Nachdem ich mir alle Zimmer angesehen hatte, blieben wir auf der Terrasse stehen. Der Garten wirkte wie aus einem verwunschenen Märchen und Herr Bolte wie der dazugehörige Prinz. Dann war ich Aschenputtel oder es gab hier einen Kaninchenbau, der zu Alice ins Wunderland führte. Ich musste über meine verrückten Gedanken selber lachen, worauf er mich mit einer hochgezogenen Braue anschaute. So, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank. Ich räusperte mich. „Haben Sie konkrete Vorstellung, Herr Bolte? Ich meine, welchen Stil bevorzugen Sie und wann möchten Sie einziehen?", fragte ich ihn und holte meinen Notizblock hervor.

    „Oh, ich werde hier nicht einziehen."

    „Nicht?" Ich stutzte.

    „Nein, ich will hier ein Bordell eröffnen."

    Ich hatte mich doch gerade verhört oder hatte der Lackaffe tatsächlich Bordell gesagt? Da ich nicht antwortete, sprach er weiter. Er schlenderte arrogant vor mir her, wobei mir sein wohlgeformter, knackiger Hintern auffiel. Er musste sich sportlich betätigen, denn seine Arme waren stramm und ein Bizeps deutete sich unübersehbar unter seinem Designer- Poloshirt ab. Herr Bolte nahm nun endlich auch seine blöde Sonnenbrille ab. Als er sich zu mir umdrehte, hätte ich mir gewünscht, dass er sie nicht abgenommen hätte. Wahnsinnig blau-graue Augen, in einem mehr als gutaussehenden Gesicht, funkelten mich provozierend an. „Oder haben Sie ein Problem damit?"

    Ich straffte meine Haltung und schenkte ihm ein breites Grinsen. Ich schluckte den ersten Schock hinunter. Er wollte mich ärgern aber nicht mit mir, du Blödmann. „Nein. Ich habe zwar noch nie so ein Etablissement eingerichtet. Aber wie heißt es doch so schön: einmal ist immer das erste Mal."

    „Schön. Haben Sie schon konkrete Vorstellungen, Frau Wagner?"

    „Ehrlich gesagt: nein. Aber wenn Sie mir einen Tag Zeit geben und ich von Ihnen die Umrisse der Räume erhalte, werde ich sie bis morgen nachreichen."

    „Gut. Ich werde Ihnen alles zuschicken und erwarte bis morgen, siebzehn Uhr, die ersten Entwürfe." Er setzte wieder seine Brille auf und begab sich zur Wohnungstür.

    Ich eilte ihm nach und hatte meine Augen wieder auf sein Gesäß geheftet. Ich seufzte innerlich. „Und wann soll … soll … das Bordell eröffnet werden? Ich bräuchte da schon einen genauen Termin."

    Herr Bolte warf mir über seiner breiten Schulter einen Blick zu. „Sagen wir in drei Monaten, schaffen Sie das?"

    „Und wie hoch ist das Budget?"

    „Es gibt kein Budget. Sie können sich austoben. Er nickte mir zu und hielt mir doch tatsächlich die Tür auf. „Bitte nach Ihnen, Frau Wagner.

    „Danke", murmelte ich und stürmte die Stufen des Gebäudes hinunter zum Trabi. Ich musste hier schnellstens weg.

    Herr Bolte öffnete seinen Wagen per Fernbedienung und hielt sich an der Tür fest. „Also, dann bis morgen siebzehn Uhr. Schönen Tag noch!" Er stieg ein und fuhr mit hohem Tempo los.

    Ich blieb noch einige Zeit am Trabi stehen und blickte dem arroganten Pinkel hinterher. Dann sah ich zur Villa hinüber und konnte noch immer nicht fassen, was ich dort einrichten sollte. Ein Bordell? War es denn zu fassen? Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie ein Bordell von innen aussah. Oh man, was sollte ich denn jetzt machen?

    Während der Fahrt nach Hause ging ich schon mal in Gedanken die einzelnen Räume durch. Brauchte ein Bordell überhaupt eine Küche? Nun ja, sicherlich waren die Damen auch mal hungrig oder wollten sich einen Kaffee oder Tee kochen. Ebenso notwendig war sicher auch ein Badezimmer, jede Frau wollte doch wohl nach dem Liebesakt duschen, oder? Gäste -WC? Und sicherlich gab es Personal, das nur für die Sauberkeit und den Bar-Service zuständig war, oder? Fragen über Fragen ratterten, wie ein Waggon einer Achterbahn, durch meinen Kopf.

    „Und? Hat er Zicken gemacht?", begrüßte mich Frau Becker, als ich langsam knatternd den Weg zum Haus hinauffuhr.

    „Nee, alles super! Ich stieg aus und kam zu ihr ans Fenster. „Sie haben mir wirklich das Leben gerettet, Frau Becker. Vielen Dank!

    Sie freute sich und winkte meine Worte mit einer laschen Handbewegung fort. „Ich bin froh, dass Kurt bewegt wird. Ich fahre ja nicht mehr so viel."

    „Kurt?" Ich lachte.

    „Ja. Er gehörte meinem Mann Kurt und als er gestorben ist, konnte ich es nicht übers Herz bringen und ihn verschrotten lassen. Mein Neffe hat ihn auf Vordermann gebracht, damit ich ihn noch fahren kann."

    „Eine liebevolle Geste, das ist eine schöne Erinnerung an Ihren Mann."

    „Ja. Gott hab` ihn selig. Oh. Meine Kartoffeln kochen."

    „Ich habe Kurt auch wieder vollgetankt!", rief ich ihr nach, als sie vom Fenster verschwand.

    *

    „Findest du das nicht gemein? Wieso hast du dich nicht als Sascha Kampmann vorgestellt?", wollte Kay wissen, als sein Freund ihm von dem angeblichen Bordellprojekt erzählte.

    Sascha zuckte mit den Schultern. „Ich wollte sie testen … ob sie sich schnell aus der Ruhe bringen lässt oder schockiert über so einen pikanten Auftrag ist. Außerdem bin ich die letzten Male genug auf die Nase gefallen, als ich Frauen kennengelernt habe. Sobald sie erfahren, wer ich wirklich bin, tanzen nur noch die Dollarzeichen in ihren Augen. Ich will endlich was … etwas Ehrliches finden."

    „Wow … welch weise Worte aus dem Mund eines Millionärs", zog ihn sein Freund auf.

    „Der plötzliche Tod meines Vaters hat mir verdeutlicht, dass das Leben so schnell vorbei sein kann. Meine Eltern wollten endlich ihr Leben genießen und dann … Sascha verstummte und merkte wie sich sein Herz zusammenzog. „Und jetzt ist meine Mutter allein.

    Kay klopfte ihm tröstend auf die Schulter. „Du hast vollkommen Recht. Dann bin ich mal gespannt, wie Frau Wagner das Bordell einrichtet."

    Sascha wischte sich flink über die Augen und lachte leise. „Und ich erst. Sie sitzt bestimmt vor ihrem Computer und verzweifelt."

    „Oder sie ist so genial und hat fabelhafte Ideen, sodass du vielleicht ernsthaft überlegst, doch ein Bordell zu eröffnen", brachte Kay mit amüsierter Miene hervor.

    *

    Ich war kurz davor zu verzweifeln! Seit Stunden googelte ich mich durchs Internet und schaute mir Bordelle an. Ich durfte nicht vergessen, meinen Browserverlauf zu löschen. Sollte ich morgen plötzlich tot sein, aus welchen Gründen auch immer und meine Sachen wurden von meinen Eltern abgeholt, wäre es megapeinlich, wenn meine Eltern die Bordelle sehen würden.

    Eigentlich wiederholte sich der Einrichtungsstil immer wieder und die meisten Räume waren nostalgisch kreiert, so, als wäre der Mann im 19. Jahrhundert gelandet. Aber es gab auch einige Ausnahmen, die sehr modern aussahen. Ich entschied mich, einen Mix aus beidem anzuwenden.

    Herr Bolte hatte mir bereits eine halbe Stunde nach unserem Treffen die gesamten Pläne der Villa geschickt. Also machte ich mich ans Werk und plante bis spät in die Nacht.

    Als ich gegen 1 Uhr wie tot ins Bett fiel, war ich, kaum dass ich das Kissen berührt hatte, eingeschlafen.

    Ich träumte, dass Herr Bolte vor mir stand und ich als Prostituierte in der Villa arbeitete und er mein Kunde war. Peinlich. Ich hatte ihn sogar mit freiem Oberkörper gesehen.

    Gegen neun Uhr erreichte ich meinen Arbeitsplatz und wurde sofort von Bastian in Beschlag genommen. „Und? Was wollte dieser Herr Bolte von dir?"

    Ich lief einfach weiter zu meinem Schreibtisch und stellte die Tasche ab. „Ich soll ein Bordell für ihn einrichten."

    Bastian schaute mich an, als wollte ich ihn auf den Arm nehmen und lachte. „Ach, komm schon. Mir kannst du es doch sagen."

    Meine Mimik blieb ernst und ich nahm Platz. „Echt jetzt. Herr Bolte plant in Weißensee ein Edelbordell."

    Bastian schien noch nicht überzeugt zu sein und setzte sich einfach vor mich auf den Tisch, worauf ich eine böse Grimasse zog. „Komm schon. In Weißensee bekommt er nie und nimmer eine Genehmigung für dieses Sexding."

    Als Bastian das sagte, geriet ich ebenfalls ins Grübeln. „Stimmt, da sagst du auch was. Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht."

    „Siehste. So, und nun sag schon, was für einen lukrativen Auftrag hast du schon wieder an Land gezogen?" Er wippte wie ein kleines Kind mit den Beinen herum und brachte dadurch meinen Bilderrahmen zum Wackeln, der in der rechten Ecke des Tisches stand. Darauf waren meine Eltern zu sehen. Sie lebten in Schwerin.

    „Oh Bastian, echt jetzt! Ich muss ein Bordell einrichten, aber du hast mich auf etwas aufmerksam gemacht, was ich nicht in Betracht gezogen hatte, fuhr ich ihn einen Ton schärfer an, worauf er das Wippen einstellte und einen Schmollmund machte. „Würdest du bitte von meinem Tisch hüpfen.

    Er sprang herunter und wirkte nun echt angepisst. „Ist ja schon gut. Du meinst auch, du bist hier die Heldin der Firma!" Und dann zog er beleidigt von dannen.

    Ja, war ich auch - irgendwie. Vor knapp einem Jahr hatte ich bei „Möller Einrichtung" angefangen und hatte in dieser Zeit unzählige lukrative Aufträge an Land gezogen. Bastian war bereits seit drei Jahren hier angestellt und ging oft leer aus, beziehungsweise erhielt er nur Larifari Aufträge. Was aber auch daran lag, dass Bastian irgendwie kein Händchen für Farben hatte und sein Geschmack außerdem langweilig und konservativ war. Genau wie bei Herrn Möller, dem Inhaber der Firma. Ich wunderte mich eh, dass er sich so lange über Wasser halten konnte. Aber sein Glück war, dass es viele alteingesessene Berliner gab, die im Osten gelebt hatten und noch der guten alten Zeit hinterher trauerten. Geschmäcker waren zum Glück verschieden. Und an meinen Entwürfen hatte Herr Möller auch meistens etwas zu meckern. Zu bunt, zu schrill, zu modern, affig und er würde keine Luft in diesen Räumlichkeiten bekommen. Aber das Geld, dass ich dadurch in die Firma brachte, dass gefiel ihm natürlich. Manchmal spielte ich echt mit dem Gedanken, mich selbstständig zu machen. Ich war wirklich gut und würde in Berlin sicherlich einige interessante Projekte an Land ziehen können. Ich freute mich schon auf das Café von Jamie und Eva. Wenn ich mit dieser Einrichtung punktete, und sich das in Berlin herumsprach, konnte ich sicherlich noch andere Cafés einrichten. Aber jetzt konzentrierte ich mich erstmal auf das Bordell. Ich veränderte noch einige Details und baute neue Elemente ein. Um kurz vor sechzehn Uhr war ich fertig und betrachtete mein Ergebnis. Also ehrlich? Wenn ich ein Kerl wäre, ich würde mir ein Abo für dieses Bordell holen.

    Was mich trotzdem stutzig machte, war, dass der Stadtteil Weißensee eher dem Familienleben und der Freizeitgestaltung galt. Hier gab es tolle Ausflugsziele am See entlang und viele Einrichtungen, in den die Kinder toben konnten und alles wirkte so freundlich und gesittet. Und hier wollte Herr Bolte ein Edelbordell eröffnen? Nun, war nicht mein Problem, da musste er sich schon mit dem Bauamt und den Bürgern des Stadtteiles auseinandersetzen.

    Herr Bolte hatte mir per Mail mitgeteilt, dass er mich in einem Restaurant treffen möchte, das direkt am Weißensee lag.

    Da ich allein in der Firma war, beschloss ich, mich vorher noch umzuziehen. Ich wählte ein dunkelgrünes Sommerkleid, legte etwas silbernen Schmuck an und schminkte mich, was ich sonst nie so richtig tat, also nicht so intensiv wie jetzt. Aber ich wollte dem arroganten Bordellheini zeigen, dass ich nicht das langweilige Landei war, für das er mich angeblich hielt.

    Ich war tatsächlich nervös, als ich meinen Wagen, der zum Glück jetzt wieder einwandfrei lief, vor dem Restaurant parkte. Warum er gestern nicht anspringen wollte, war mir noch immer ein Rätsel.

    Ich warf einen letzten prüfenden Blick in den Rückspiegel und kontrollierte mein Make-up. Da. Ein schwarzer Porsche Cayenne fuhr auf den Parkplatz des Restaurants. Ich hielt den Atem an, als Herr Bolte ausstieg. Er war ganz in schwarz gekleidet und betrat mit eleganten Schritten das Gebäude. Er strahlte eine unglaubliche Macht und auch Sexappeal aus. Und dieser intensive, alles durchdringende Gang, brachte seinen heißen Hintern zum Glühen. Und mich auch. „Showtime", sagte ich zu meinem Spiegelbild und machte mich auf den Weg.

     „Guten Abend!", wurde ich von einem Kellner freundlich begrüßt.

    „Guten Abend. Ich bin mit Herrn Bolte

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