Im Schatten des Balles Aufstieg, Fall und Neuanfang
Von Oualid Mokhtari
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Über dieses E-Book
geschrieben von Oualid Mokhtari, ist ein biografischer Roman, der
auf den realen Erfahrungen des Autors basiert. Das Werk zeichnet
das außergewöhnliche Leben eines Mannes nach, der vom
Sonderschüler zum anerkannten Sportlehrer aufsteigt und als
Profifußballer die Höhen und Tiefen des Sportgeschäfts erlebt. Der
Roman beleuchtet die Kontraste und Wendungen im Leben des
Protagonisten, seine Kämpfe und Triumphe und ist eine tiefgründige
Reflexion über Resilienz, Burnout, Depression und die Neuerfindung
des Selbst.
Ähnlich wie Im Schatten des Balles Aufstieg, Fall und Neuanfang
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Rezensionen für Im Schatten des Balles Aufstieg, Fall und Neuanfang
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Buchvorschau
Im Schatten des Balles Aufstieg, Fall und Neuanfang - Oualid Mokhtari
Kapitel 1
Ich betrete die Wohnung meiner Eltern, und sofort umhüllt mich diese wohlige Wärme, die nur ein Zuhause ausstrahlen kann. Ob andere Menschen das wohl auch so empfinden, wenn sie die Wohnung ihrer Eltern betreten – dieses Gefühl, nach Hause zu kommen?
Es ist Ramadan, für uns Muslime die heiligste Zeit des Jahres, und trotz der unterschiedlichen Wege, die meine Geschwister und ich gegangen sind, führt uns dieser Monat immer wieder zusammen. Ein unsichtbares Band aus Tradition und inniger Zuneigung zieht uns zurück in den vertrauten Schoß unserer Familie.
Die Wohnung meiner Eltern in Raunheim bei Frankfurt am Main ist wie ein sicherer Ankerplatz für unsere weit verzweigte Familie. Vier Zimmer, jedes liebevoll eingerichtet und von einer behaglichen Modernität, die dem Alter meiner Eltern schmeichelt. Manchmal schweift mein Blick durch die Räume.
Ob ich in meinen eigenen vier Wänden jemals eine solche Behaglichkeit schaffen kann, wie es nur Eltern können? Ob meine eigenen Kinder, wenn sie groß sind und zu Besuch kommen, dieses Gefühl von Geborgenheit und Wärme empfinden werden, wie ich es jetzt gerade tue?
Es ist nicht vollgestopft, sondern wirkt eher wie ein sorgfältig kuratiertes Wohnmuseum, in dem jedes Möbelstück und jeder Gegenstand eine Geschichte zu erzählen hat.
In meiner Vorstellung sehe ich die Wohnung wie einen prallen, aber elastischen Luftballon, der an den Nähten zu platzen droht. Denn während sie für meine Eltern eine geräumige Oase der Ruhe ist, kann sie sich in den Tagen des Ramadan in eine brodelnde, pulsierende Bühne des Familienlebens verwandeln. Ich stelle mir vor, wie Arme und Beine meiner großen Familie dann aus Fenstern und Türen hängen und sie jeden Winkel mit Lachen, Gesprächen und lebendiger Energie füllen. Wie in einem Bienenstock summt und brummt es überall, jeder hat seine Aufgabe, seinen Beitrag.
Dann scheint die Wohnung fast zu vibrieren, als könnte sie die Freude und Liebe, die wir in sie hineinpacken, kaum fassen.
Der Kontrast zwischen der behaglichen Ruhe, die die Wohnung normalerweise ausstrahlt, und der turbulenten, herzerwärmenden Fülle, die sie in den Abenden der Fastenzeit einnimmt, ist einfach zu köstlich und bringt mich zum Schmunzeln.
Ich frage mich, ob meine Eltern das auch so sehen oder ob sie die Ruhe vermissen, wenn das Haus wieder voll ist.
Hier ist das Zentrum der Familie Mokhtari, wo alles begann und wo alles immer wieder zusammenkommt.
—
Doch einen Moment bitte. Bevor wir weiter durch den Trubel und die heitere Aufregung unserer familiären Zusammenkunft navigieren, sollten wir einen kleinen Zwischenstopp einlegen. Sie sollten wissen, mit wem Sie die nächsten Stunden und Seiten Ihrer Lektüre verbringen werden.
Ich heiße Oualid Mokhtari, geboren 1982 in Nador, Marokko.
Jetzt fragen Sie sich bestimmt, wer dieser Oualid ist, oder? Nun, ich denke, es ist nur fair, Ihnen vorab ein wenig über mich zu erzählen. Ich war Fußballprofi – ja, Sie haben richtig gelesen. Ich durchlebte eine Zeit voller Höhen und Tiefen, die mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bin.
Aber das ist nur eine Facette meines Lebens. Es gibt viele Farben in meinem Bild – und Fußball ist nur eine davon. Bereiten Sie sich also darauf vor, in ein buntes Spektrum von Farben und Nuancen einzutauchen, die meine Lebensgeschichte ausmachen.
Ich will noch nicht zu viel verraten, aber ich kann Ihnen versichern, dass Sie am Ende dieses Buches erstaunt sein werden. Es wird eine spannende Reise voller Überraschungen und Gegensätze. Willkommen in meiner Welt! —
Nun dann. Ich beobachte, wie sich der kleine Tisch im Wohnzimmer nach und nach mit allerlei leckeren Speisen füllt. Meine Mutter, meine Schwester Nadia und meine Frau Ilham haben sich wieder einmal selbst übertroffen. Der Duft der Gewürze und Speisen erfüllt die ganze Wohnung und lässt meine Geschmacksnerven vor Vorfreude tanzen.
Auf dem Tisch steht eine reiche Auswahl marokkanischer Spezialitäten. Da ist die Harira-Suppe, eine herzhafte Brühe aus Kichererbsen, Linsen und Tomaten, die an kühlen Abenden von innen wärmt. Daneben dampfen gefüllte Paprikaschoten, ihre Füllung aus Reis und Hackfleisch duftet verführerisch. In einer anderen Schüssel liegen Msemen, knusprige, quadratische Fladenbrote, die warm mit etwas Honig serviert werden. Und dann sind da noch die obligatorischen Datteln – mit ihrer natürlichen Süße das perfekte Pendant zu den herzhafteren Gerichten. Mein Blick schweift zum großen Esstisch, der ebenfalls mit Essen vollgestellt ist. Hier stapeln sich noch mehr Schüsseln und Teller mit Speisen aus großartigen Aromen und Farben. Zum Schluss noch ein Gericht, das nicht typisch marokkanisch ist, aber typisch für meine Mutter: goldgelbe Pommes, selbst geschält und von Hand geschnitten. Ich bin sicher, die Kinder werden sich als Erste darauf stürzen.
Die Unterhaltungen zwischen den Anwesenden werden intensiver. Da höre ich:
»Sind noch Oliven im Kühlschrank? Wer kann mal nachsehen?« Oder: »Nein, bitte noch nicht die Finger ausstrecken. Ihr müsst euch noch ein bisschen gedulden!«
Es ist wie ein Lied, das ich schon tausendmal gehört habe, das mich aber jedes Mal neu berührt.
Ich denke über das Fasten nach, das wir gerade begehen. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang essen und trinken wir den ganzen Tag nichts. Es ist eine Zeit des Verzichts und der Besinnung, aber auch der Freude und des Zusammenseins. Und am Ende des Tages, wenn die Sonne untergeht und der Muezzin ruft, dürfen wir endlich die Köstlichkeiten genießen.
Nach und nach werden die Kinder gebeten, sich vor dem Essen die Hände zu waschen. Alle sind aufgeregt, unruhig, voller Vorfreude auf die bevorstehende Mahlzeit.
Sitzplätze werden gesucht, gefunden, manchmal heftig umkämpft. Aber am Ende findet jeder einen Platz, sei es am Tisch, auf den Sofas, auf den Stühlen oder auf dem Teppich. Das ist unsere Tradition, unsere Art, das Fasten zu brechen und gemeinsam zu feiern.
Und so, umgeben von meiner Familie, all den lieben Gesichtern und den leckeren Speisen, fühle ich mich wirklich zu Hause.
Nach Hause kommen. Ein Wort, das so viel bedeutet. Ein Gefühl, das unbeschreiblich und doch so wichtig ist. Egal, was passiert ist, egal, wo und wie ich war – hier bin ich zu Hause.
Während ich so sitze und den Kindern beim Verzehr der Pommes zuschaue, erfüllt ein herzhaftes Lachen den Raum. Es ist das Lachen meines Vaters – so dröhnend, dass die Wände vibrieren.
»Weißt du noch, Mama?« Er wendet sich meiner Mutter zu. »Weißt du noch, wie du früher auch immer Pommes für unsere Kinder gemacht hast?«
Ein wehmütiges Lächeln breitet sich auf dem Gesicht meiner Mutter aus, und ich sehe in ihren Augen eine hintergründigere Geschichte.
»Ach, das waren noch Zeiten.«
Ich sehe ihr an, dass ihre Gedanken in die Vergangenheit reisen.
»Erzählt uns die Geschichte!«
Die Augen meiner Kinder, Nichten und Neffen leuchten vor Neugier. Und so schweifen wir gemeinsam in eine andere Zeit, in ein anderes Land.
Die offenen Koffer, die auf den brüchigen Mosaikfliesen unseres Hauses in Marokko lagen, schienen ungeduldig darauf zu warten, gefüllt zu werden …
Kapitel 2
Die offenen Koffer, die auf den brüchigen Mosaikfliesen unseres Hauses in Marokko lagen, schienen ungeduldig darauf zu warten, gefüllt zu werden. Unser Haus war ein bunter Mix aus Texturen und Geschichten. Jeder Raum hatte seinen eigenen Charakter, seine eigene Persönlichkeit, die sich in den Wänden, den Möbeln und vor allem in den Menschen, die darin lebten, ausdrückte. Perserteppiche mit ihren komplexen Mustern und warmen Farben bedeckten den Boden. Sie brachten nicht nur Gemütlichkeit, sondern auch einen Hauch von Extravaganz in unser sonst bescheidenes kleines Heim. Sie bildeten einen Kontrast zu den schlichten Mosaikfliesen und brachten die leuchtenden Farben der marokkanischen Keramik, die meine Eltern im Laufe der Jahre gesammelt hatten, besonders gut zur Geltung. Es war eine Frau, die all das zusammenbrachte, eine Frau, die die Räume unseres Hauses mit Wärme und Liebe erfüllte. Und das war Mama. Unsere Mama. Meine Mama. Und Mama nannten wir nicht nur so, weil es eine liebevolle Bezeichnung ist, die Kinder ihrer Mama geben. Es war ihr Vorname, kein Kosename. Ja, Sie haben richtig gelesen. Mama ist ihr wahrhaftiger Vorname. Der Name, der in ihrem Pass steht. Ein ironischer Zufall, der uns immer wieder erheitert. Bis heute. Als hätte das Schicksal entschieden, dass sie in ihrer neuen Heimat Deutschland von fast allen »Mutter« genannt werden würde. Ein Titel, der zu ihr passt, denn sie war und ist eine Mutter mit großem Herz. Mit feinem Gespür verwandelte Mama die einfachsten Verhältnisse in ein Zuhause. Ihre inneren Werte, ihre Fürsorge und Liebe strahlten und machten sie zum Mittelpunkt unseres Familienlebens. Das war sie, seit drei Jahren – der Mittelpunkt im Leben meiner Geschwister. Der leuchtende Stern, der alles zusammenhielt. Denn mein Vater Mustafa war seit dieser Zeit in Deutschland, um zu arbeiten und Geld für unsere Familie zu verdienen. Alle paar Monate kam er zu Besuch nach Marokko. So war Mama diejenige, die uns Kinder großzog, uns ermutigte, uns tröstete und uns zur Seite stand. Ihr Lächeln, ihre Liebe und ihre Kraft erfüllten das Haus und machten es trotz der Abwesenheit meines Vaters zu einem vollständigen, sicheren Rückzugsort. Dieses Bild von Mama setzt sich aus meinen eigenen Erinnerungen zusammen – Erinnerungen, die ich seit meiner Kindheit gesammelt habe, gemischt mit Geschichten, die mir im Laufe der Jahre erzählt wurden. Denn damals war ich erst drei Monate alt.
Nun standen wir vor dem Umzug, vor der Herausforderung, in einem fremden Land eine neue Heimat zu schaffen. Die Möbel, die meine Familie jahrelang begleitet hatten, die Perserteppiche, auf denen meine Geschwister gespielt hatten, die Mosaikfliesen, die sie buchstäblich auf Schritt und Tritt begleitet hatten, würden nun Teil ihrer Erinnerungen werden.
Eine Mischung aus Spannung und Angst lastete auf den Schultern meiner Mutter. Sie freute sich darauf, endlich wieder mit meinem Vater Mustafa zusammen zu sein.
Aber war es das Opfer wert, das sie auf sich nehmen würde? Ein Opfer, das sie am meisten fürchtete?
Und dann diese unkontrollierbaren Gefühlsausbrüche. Ihr schlechtes Gewissen und gleichzeitig die Vorfreude und die Furcht vor dem Unbekannten. Ein neues Land, eine neue Sprache, eine neue Kultur - all das wartete darauf, von ihr entdeckt zu werden.
So kam der Augenblick schneller, als das Gefühlschaos meiner Mutter es verkraften konnte. Der Tag des Abschieds. Ein Tag, so schmerzhaft und zerrissen wie das Ende einer alten Melodie. Ein Abschied, der sich in das Gewebe des Universums einschrieb, in die Weite des marokkanischen Himmels, der sich in den Echos des Abschiedsliedes verlor, das unsere Verwandten sangen.
Und da stand Mama mit tränenfeuchten Augen. Sie schaute ihre Kinder an, Hafida, Saida, Mohamed, Najim, Omar, die in Marokko bleiben würden, in den Armen unserer Tante und unseres Onkels, die versprachen, auf sie aufzupassen.
Meine Mutter blickte auf ihr Fleisch und Blut, als wollte sie sich jedes Detail ihrer Gesichter einprägen.
Youssef, mein drei Jahre älterer Bruder, und ich waren die Auserwählten, die mit ihr und unserem Vater die Reise in das unbekannte Deutschland antreten sollten.
Hayat und Nadia, unsere jüngeren Schwestern, sollten erst in Deutschland das Licht der Welt erblicken, dem Land der neuen Hoffnung.
Heute, als Vater, kann ich kaum nachvollziehen, wie meine Eltern diese Entscheidung treffen konnten. Wie sie die Kraft fanden, sich von ihren Kindern zu trennen. Mir scheint es unmöglich, undenkbar.
Kapitel 3
Eine leichte Brise wehte über die hessischen Ebenen, als unsere kleine Familie in die Mitte Deutschlands zog. Raunheim war unser neues Zuhause, ein kleiner Ort in der Nähe der Metropole Frankfurt am Main – ein Ort wie geschaffen für Menschen wie uns, Menschen mit bescheidenen Mitteln, die einen Neuanfang suchten.
Wir wohnten in einem der Wohnblocks, die so charakteristisch für diese Siedlung waren: Betonklötze, die wie graue Gipfel eines städtischen Gebirges in den Himmel ragten. Auf jeder Etage befanden sich drei Wohnungen, insgesamt neun Einheiten, aufgereiht wie Perlen auf einer Schnur. Unsere Wohnung war eine dieser Perlen, eine bescheidene, aber gemütliche Zweizimmerwohnung.
Dazwischen, in den Freiflächen