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Über dieses E-Book

Festivals und ihre Eigenheiten. Zu ihnen gehört neben viel Musik und bewusstseinsverändernder Getränke und Substanzen fraglos auch das morgendliche Aufwachen und die Frage nach dem Warum. Dixi-Klos und permanente Beschallung mischen sich mit Mahlzeiten, die im normalen Leben nicht den Weg auf den Esstisch finden würden. Dazu der Normalität des Alltags entrückte Menschen sowie Gerüche, die in der westlichen Zivilisation eher nur noch selten wahrgenommen werden.

Frank wagt spät den Sprung in diese Parallelwelt. An Job, Ehe, Kinder und Heim ist bereits der Haken dran. Flüchtige Bekannte einer Party werben ihn an und nehmen ihn mit. Eine innere Kraft schiebt ihn in eine Richtung, die ihm bisher verborgen geblieben ist. Ein Strudel der Ereignisse lässt ihn sich neu kennenlernen.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum24. Jan. 2024
ISBN9783758351839
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    Buchvorschau

    plusquamperfekt - Michael Amber

    „We are the young

    with a modern attitude

    breakin´ down the walls

    - breakin´ all the rules"

    (Dan Hartman)

    Inhaltsverzeichnis

    KOPFSCHMERZEN

    TRAUER UND TRETBOOT

    IZABELLA MIT ‚Z‘

    KAPUZIS UND LÖWEN-T-SHIRTS

    DIXIE-KLO-LA-OLA

    BÖSCHUNGSBRAND

    KONZERT

    ZURÜCKKOMMEN

    ANFAHRTSSTAU

    KUSSMUND KINGSIZE

    DER AUFTRAG

    TREFFPUNKT BIERBUDE RECHTS VOR DER BÜHNE

    PARTY

    DIKTATUREN

    ERWACHEN

    Kopfschmerzen

    Frank erwachte. Ein Geräusch riss ihn aus dem nur leichten Schlaf. Zunächst öffnete sich nur das linke Auge. Das reichte bereits. Ein stechender Schmerz durchzuckte seinen Kopf. Frank schloss das Auge sofort wieder. Es änderte sich nichts. Eine tonnenschwere Steinplatte drückte auf das Innere seines Kopfes, gepaart mit leichtem Schwindel. Frank versuchte sich zu organisieren, irgendeinen Plan zu machen.

    „Wo sind die Tabletten? Wasser zum Nachspülen? Wasser zur Bekämpfung des Lederhalses. Verdammt, die Blase drückt auch. Jetzt aufstehen? Das ist das Ende."

    Egal. Er musste etwas tun. Langsam erhob er sich und versuchte, das Feuerwerk in seinem Hirn zu ignorieren. Mit leicht zitternden Fingern streckte er die linke Hand vor und fischte eine Ibu aus der Kulturtasche. Das kühle Nass aus der Plastikflasche entspannte ihn. Frank sackte wieder auf seine selbstaufblasbare Luftmatratze, die er vor ein paar Tagen in einem Campingshop im Gewerbegebiet am Stadtrand erworben hatte und erwartete das Einsetzen der Wirkung seiner Gegensteuerung. Aber nach nur wenigen Sekunden erhob er sich wieder. Die Blase drohte zu platzen. Er schälte sich aus dem Schlafsack, den er sich von dem eifrigen Verkäufer mit den blendend weißen Zähnen zusammen mit der Matratze aufschwatzen ließ und öffnete den Zelteingang.

    Als er stand, verstärkte sich der Schwindel. Zusätzlich stellte sich ein Brennen in den Augen ein, welches durch die Helligkeit noch zunahm. Frank ließ den Kopf hängen und stützte sich mit den Händen auf dem Knie ab, kam aber schnell wieder hoch, da sich jetzt alles noch schlimmer drehte. Langsam setzt er sich in Bewegung. Schritt für Schritt. Vorbei an Zelten, Gartenpavillions und Campingstühlen für 8,99 Euro aus dem Baumarkt.

    Ein Tetrapack platze, als er unabsichtlich darauf trat. Die restliche Pfirsich-Eistee spritze über den trockenen Boden, der das Zuckerzeug begierig aufsaugte. Die Entfernung zur naheliegenden Dixi-Kloreihe taxierte Frank auf 200 Meter. Die Zeit, die er dorthin brauchte, kam ihm aufgrund seiner Verfassung vor wie eine Ewigkeit. Die letzten Meter rannte er, bis er endlich sein Ziel erreichte. Die Farbe der Dixis wirkte matter als gestern. Im schmutzigen Petrol standen sie in der Morgensonne da, als hätte sie der erste Festivaltag auch äußerlich ruiniert und der Regen vom Abend sie nicht reingewaschen, genauso wie ihn selbst. Vor ihnen standen Leute in einer Schlange an. Sein Muskel drohte zu versagen. Er konnte es nicht mehr anhalten und zwängte sich zwischen zwei Dixireihen. Die Entspannung der Erleichterung durchströmte seinen Körper und ließen ihn für einen kurzen Augenblick sogar den Hubschrauber vergessen, der immer noch seine Rotorblätter tief in sein Hirnfleisch senste.

    Als er aus dem Schutz der bleichen Reihen hervorkam, blickten ihn einige Schlangensteher aus ihren roten Augen mit schwarzen Ringen darunter ob seines Verhaltens angewidert an. Frank entschuldigte sich wortlos mit einem Schulterzucken. Er suchte den Weg zurück zu seinem Zelt. Zwischen der St. Pauli Totenkopfflagge und dem Fahnenmast, auf dessen Spitze eine aufgeblasene Gummipuppe steckte, war es aufgebaut. Zunächst ging er in die falsche Richtung, da auch dort eine Kiezclubflagge wehte. Er bemerkte seinen Fehler und drehte wieder um. Am Rand des Trampelpfades stand ein junges Mädchen und hielt ein Schild hoch. Frank blickte auf, um die Aufschrift zu lesen. „Ich halte ein Schild hoch." stand darauf und brachte ihn zunächst zum Stutzen und schließlich zum Schmunzeln.

    „Alter was hängen hier doch für komische Leute herum." dachte er und schüttelte den Kopf. Trotz der Entbehrungen fühlte sich Frank pudelwohl. Er fragte sich, was er sonst jetzt machen würde, statt hier zu sein. Im Supermarktchaos kurz vor oder am Wochenende in der Schlange vor der Kasse stehen, vielleicht auch im Garten mit guter deutscher Chemie Läuse von den Rabatten vertreiben. Oder eines er Kinder vom Übernachtungsgeburtstag abholen. Natürlich mit der obligatorischen Tasse Kaffee beim Vater oder der Mutter des Geburtstagskindes, die froh waren, dass der alljährlich wiederkehrende Horror vorbei war.

    Zurück beim Zelt sank Frank auf eine der beiden Bierzeltgarnituren. Sie waren wie die Zelte rundum mit einer Staubschicht bedeckt. Die morgendliche Kühle ließ ihn erschaudern. Er vergrub seinen Kopf in den Händen. Einige Eindrücke des vergangenen Tages schwirrten durch sein Gedächtnis und er versuchte sie zu ordnen. Eine auf einem Pappteller angerichtete undefinierbare Masse aus Tacochips, Hack, Mais und Guacamole - genannt Tex-Mex-Tallrit - hatte ihn am gestrigen Abend gerettet. Die vorherige Druckbetankung mit allerlei holländischem Bier wurde durch diese Masse so einigermaßen aufgefangen. Allerdings bereute er jetzt, dass er die in der Fressbude auf der Theke stehenden aus einer großen Blechdose je nach Geschmack selbst zu entnehmenden Jalapenos großflächig auf den Zutaten seiner Mahlzeit verteilt hatte. Als Spätfolge kam nunmehr Sodbrennen auf und bereitete ihm Schwierigkeiten. Frank versuchte dies so gut es geht zu ignorieren. Ablenkung verhalf ihm dabei die Beobachtung von zwei zwischen den Zelten hin- und her wankenden jungen Burschen. Sie irrten planlos umher. Plötzlich blieb der eine stehen und kratzte sich am Kinn, welches mit einem Ziegenbärtchen veredelt war. Zum anderen Burschen gewandt sagte er:

    „Scheiße Alter, lass uns die Suche aufgeben. Wir finden die anderen sowieso nicht."

    Der andere Bursche antwortete nicht. Stattdessen nickte er und beide sanken zwischen zwei Zelten fast zeitgleich nebeneinander nieder. Frank war neugierig, erhob sich und warf einen Blick auf den Ort, wo eben noch die beiden Jungen standen. Sie waren nicht vom Erdboden verschluckt worden, sie lagen ohne Matte oder Decke auf ihm. Der kleinere in den Arm des anderen gekuschelt. Keine Minute war vergangen, da vernahm Frank schon ein Schnarchen.

    Der Himmel war wolkenverhangen, aber es regnete nicht. Frank erkannte vereinzelte Vögel hoch in der Luft. Ein Blick auf seine alte, aber unverwüstliche Swatch verriet ihm die Uhrzeit. Es war halb sieben.

    „Ach du Schande. Das reicht noch nicht." dachte er und beschloss, sich nochmal hinzulegen. Er verschwand in seinem Zelt und schlüpfte in den noch warmen Schlafsack.

    Trauer und Tretboot

    Die Sonne schien. Eigentlich kein Wetter für eine Beerdigung. Das dachten alle. Die Frauen um Birgit, der Pastor und die Kirchendiener, die die Urne über den langen Hauptweg hin zum Grabfeld III/B 4 brachten. Und die anderen, die sich kurz darauf auf der Urnengemeinschaftsgrabanlage vor einer Öffnung in der Erde versammelten.

    Frank hörte nicht zu, was der Pastor am Grab sagte. Er betrachtete die um das Loch stehenden Trauernden, als plötzlich die Beine der Witwe nachgaben. Zwei Vertraute fingen Birgit auf, die einen Weinkrampf bekam. Der Pastor redete unbeirrt weiter. Der Psalm 121, 3-8 schien sein Favorit zu sein.

    Frank schätzte die Zahl der Anwesenden auf mindestens hundert Leute. „Nein, es mussten mehr sein, dachte er, „denn die Kapelle fasst nicht mehr. Zudem standen noch einige draußen, die keinen Platz mehr gefunden hatten.

    „Je jünger der Gestorbene, desto mehr Leute sind da." hatte ein älterer Herr in Richtung seines Nachbarn geflüstert.

    Viele der Anwesenden kannte Frank nicht. Vielleicht waren ja auch Friedhofstouristen dabei, denn es war eine historische Sehenswürdigkeit. Die Anlage lag auf einem städtebaulichen Filetstück am Rande der Innenstadt. Eine denkmalgeschützte Steinmauer umzog sie und am Haupteingang an der Nordseite gewährten oder verwehrten schmiedeeiserne Tore den Einlass. Obwohl es nur wenig Grünflächen gab, wirkte das alles wie ein Park. Alter Baumbestand zwischen den Grabfeldern erzeugte dieses Gefühl. Die Kapelle, in der eben noch die Andacht stattgefunden hatte, lag genau in der Mittel des Friedhofes. Alter Backstein, schön verziert. Zwischen zwei Predigtabschnitten hatte ein portabler CD-Player ‚Winds of Change‘ von den Scorpions gespielt.

    „Der Song kommt nicht bei jedem an." dachte Frank und versuchte, Klaus Meines Pfeifen bestmöglich zu überhören. Jetzt wurde die Urne in die Erde gesenkt.

    „Heute sind Urnen aus Hanf." hörte Frank es hinter sich tuscheln.

    „Hanf, echt?" kam zurück.

    „Ja, ich weiß schon, was Du jetzt denkst."

    Der Pastor warf als erster mit eine kleinen Schippe Sand in die Grube und murmelte etwas, was Frank nicht hören konnte. Langsam bildete sich eine Schlange von Menschen, die Abschied nehmen und ebenfalls Erde oder eine Rose platzieren wollten.

    Nicolas war kurz vor seinem 40. Geburtstag gestorben. Krebs. Ging aber schnell. Er war ein Nachbar von Frank und dessen Frau Carina, die nicht mit zur Beerdigung wollte. Frank dagegen hatte das Bedürfnis, sich zu verabschieden. Obgleich er mit Nick, wie Nicolas von allen genannt wurde, eigentlich nur wenig zu tun hatte, warf er sich in seinen schwarzen Anzug und kombinierte das weiße Hemd mit einem schwarzen Langbinder nebst schwarzen Slippern.

    „Die Einschläge kommen näher." hatte ein anderer Nachbar gesagt, als die Neuigkeit von Nick´s Ableben die Runde durch die Straßen der Neubausiedlung machte.

    „Die Einschläge kommen näher." spukte seitdem in Franks Kopf herum. Er war im selben Alter.

    Kurz darauf im Hotel Heide brachten die Kellnerinnen zwei unterschiedliche Arten von Tabletts. Auf der einen Fraktion war Butterkuchen mit und ohne Füllung, die anderen waren mit Brötchenhälften bestückt. Frank erkannte Kochschinken mit Mandarinenstücken, Käsescheiben -wahrscheinlich Gouda-, Lachs mit einem Spritzer Meerrettich und irgendeinen Mayonnaisensalat. Frank tippte auf den Klassiker, Fleischsalat. Aus weit entfernten Lautsprechern quoll undefinierbarer BarJazz. Am Tisch gegenüber saßen die zwei Männer, die vorhin über

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