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Schwarze Ammoniten: The Professor Corbyn Mysteries, #1
Schwarze Ammoniten: The Professor Corbyn Mysteries, #1
Schwarze Ammoniten: The Professor Corbyn Mysteries, #1
eBook466 Seiten5 Stunden

Schwarze Ammoniten: The Professor Corbyn Mysteries, #1

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Über dieses E-Book

Wagen Sie sich ins Arkham der 1920er Jahre vor, wenn Sie sich trauen, und erleben Sie hautnah mit, wie der Triumph des Einen den Untergang einer ganzen Stadt bedeuten könnte ...

Etwas Aufregendes, Einmaliges zu entdecken, ist der Traum und das erklärte Ziel eines jeden Archäologen. Doch das, was Professor Robert T. Corbyn mit seiner Expedition im Dschungel Kambodschas ausgräbt, ist noch viel einzigartiger, als er es sich hätte vorstellen können. Die schwarzen, zu riesigen Brocken verschlungenen Ammoniten, welche sich so majestätisch aus dem Schlamm erheben, entziehen sich nicht nur jeglicher wissenschaftlicher Einordnung, sie verstricken Corbyn auch in horrende Albträume und brutale Morde.

Zu spät begreift der Professor, dass er etwas sehr Altes und äußerst Böses nach Arkham gebracht hat. Etwas, das unbescholtene Menschen dazu verleitet, sich von ihrer dunkelsten Seite zu zeigen, um es aus seinem tiefen Schlummer zu erwecken. Jedes Mittel und jeder noch so unwahrscheinliche Handlanger sind diesem kosmischen Grauen dabei recht.

Die Welt braucht einen Helden – und muss unglücklicherweise mit Corbyn vorlieb nehmen. Wird es ihm gelingen, die zerstörerischen Mächte zu besiegen, die in den schwarzen Ammoniten lauern, oder wird am Ende alles zu spät sein?

Dieser Roman ist der erste Teil einer Serie und umfasst 374 Taschenbuchseiten, oder ca. 90.000 Wörter.

SpracheDeutsch
HerausgeberRomana Grimm
Erscheinungsdatum22. Jan. 2024
ISBN9798224128914
Schwarze Ammoniten: The Professor Corbyn Mysteries, #1

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    Buchvorschau

    Schwarze Ammoniten - Mara Blackwood

    Impressum

    Romana Grimm schreibt Horror als Mara Blackwood.

    Urheberrecht bei Romana Grimm / Mara Blackwood (2023)

    Alle Rechte vorbehalten. Wenn Sie Interesse an einer Lizensierung haben, wenden Sie sich bitte postalisch oder per E-Mail an die Herausgeberin.

    Coverdesign von www.thebookcoverdesigner.com / Warrendesign

    Veröffentlicht von:

    R. Grunwald

    Goethestr. 44

    15366 Neuenhagen

    Diese Geschichte ist frei erfunden. Jede eventuell bestehende Ähnlichkeit zu Ortschaften, Geschäften, lebenden oder toten Personen ist rein zufällig.

    Dieses E-Book ist für Ihre persönliche Nutzung lizenziert. Das E-Book darf nicht an Dritte gegeben oder verkauft werden. Wenn Sie das Buch an eine andere Person weitergeben wollen, kaufen Sie bitte eine zusätzliche Lizenz für jeden weiteren Leser.

    Wenn Sie dieses Buch lesen, es aber nicht gekauft haben, oder es nicht für Ihre persönliche Nutzung gekauft wurde, kaufen Sie bitte Ihre eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit der Autorin respektieren und würdigen.

    Inhalt

    ETWAS AUFREGENDES, Einmaliges zu entdecken, ist der Traum und das erklärte Ziel eines jeden Archäologen. Doch das, was Professor Robert T. Corbyn mit seiner Expedition im Dschungel Kambodschas ausgräbt, ist noch viel einzigartiger, als er es sich hätte vorstellen können. Die schwarzen, zu riesigen Brocken verschlungenen Ammoniten, welche sich so majestätisch aus dem Schlamm erheben, entziehen sich nicht nur jeglicher wissenschaftlicher Einordnung, sie verstricken Corbyn auch in horrende Albträume und brutale Morde.

    Zu spät begreift der Professor, dass er etwas sehr Altes und äußerst Böses nach Arkham gebracht hat. Etwas, das unbescholtene Menschen dazu verleitet, sich von ihrer dunkelsten Seite zu zeigen, um es aus seinem tiefen Schlummer zu erwecken. Jedes Mittel und jeder noch so unwahrscheinliche Handlanger sind diesem kosmischen Grauen dabei recht.

    Die Welt braucht einen Helden – und muss unglücklicherweise mit Corbyn vorlieb nehmen. Wird es ihm gelingen, die zerstörerischen Mächte zu besiegen, die in den schwarzen Ammoniten lauern, oder wird am Ende alles zu spät sein?

    Danksagung

    ALLEN, DIE MICH AUF meinen ersten Schritten in die Abgründe des Horrors begleiten, gebührt meine tiefe Dankbarkeit. Es ist spannend, sich in neue Gefilde vorzuwagen, und ungemein beruhigend, dies nicht allein tun zu müssen.

    Kapitel 1

    PROFESSOR ROBERT T. Corbyn, seines Zeichens Vorstand der archäologischen Fakultät der Miskatonic University in Arkham, Massachusetts, hatte sowohl durch fachliche Exzellenz, als auch eine gewisse Ruchlosigkeit seinen exaltierten Posten am altehrwürdigen College erworben.

    Natürlich gehörten Hauen und Stechen – gepaart mit einem gewissen Talent für, sowie dem Einsatz von, Intrigen – zu den notwendigen Überlebensfähigkeiten eines Akademikers, doch versuchte man im Allgemeinen ab einem gewissen Punkt, sich anstatt Feinden Unterstützer unter dem Fußvolk der Studentenschaft heranzuziehen. Von ersteren hatte man, war man erst in den Olymp der Wissenschaften aufgestiegen, wahrlich genug, und in einer Gesellschaft, deren Mitglieder niemals eine Schmähung vergaßen, war jeder fähige Fußsoldat im eigenen Heer von Bewunderern mit Gold nicht aufzuwiegen.

    Es war dieses, wenn auch von Corbyn recht widerwillig aufgebrachte, Bemühen um relativen Frieden, das den Professor veranlasste, den aufgeregten und sogar zornig klingenden Ausrufen seiner an der Grabung beteiligten Studenten zu folgen und nachzusehen, was den Tumult ausgelöst hatte. Eine Schlichtung schien aufgrund der Lautstärke der Auseinandersetzung unumgänglich.

    „Schauen Sie nur, Professor!, rief einer der jungen Männer über das Gezeter der anderen. Er gestikulierte wild mit seiner Kelle zum feuchten Boden und versetzte seinem Grabungspartner damit beinahe einen Hieb gegen die Schläfe. „Schwarzes Mineral!

    „Pass doch auf!, herrschte ihn sein Kollege mit finsterer Miene an. „Ein Brocken Stein ist kein Grund für eingeschlagene Schädel!

    „Vielleicht ja doch. Er ist gänzlich untypisch für Kambodscha!, hielt ein anderer dagegen. „Das Mineral ist schwarz wie Obsidian, sehen Sie, Professor? Der Regen wäscht den Schlamm ab, als wäre er nichts!

    Corbyn drängte sich durch die verschwitzten Leiber seiner Studenten und angeheuerten Hilfskräfte und starrte mit ihnen gemeinsam hinunter auf die Fundstelle.

    „Bei meiner Treu", entfuhr es ihm beim Anblick des tiefschwarzen Etwas im Boden, das die Jungen entdeckt hatten. Geschmeidig ließ er sich in die Grube hinab und kniete sich zu der kleinen Gruppe in den Schlamm. „Ich hoffe, Sie haben es nicht beschädigt."

    „Nein, Sir, natürlich nicht", entgegnete der junge Mann, der am lautesten gerufen hatte, mit vor Entdeckungsfieber glühenden Wangen.

    Corbyn lächelte flüchtig, kaum fähig, seinen faszinierten Blick vom merkwürdig geformten Gestein im Boden zu nehmen. „Verdammt gute Arbeit, Lovejoy, Bernstein."

    „Danke, Sir! Lovejoy setzte die Spitze seiner Kelle an und entfernte vorsichtig weiteren Sand. „Hier, sehen Sie selbst, wie der Regen sofort alles fortwäscht? Es ist, als ob dieses Gestein keinerlei Unebenheiten besäße. Als wäre es eingefettet.

    Es war in der Tat ein hypnotischer Anblick, dem nicht nur Corbyn verfiel. Je mehr Sand Lovejoy und Corbyn entfernten, desto mehr offenbarte der reinigende Regen mit spielerischer Leichtigkeit die erstaunlichen Geheimnisse des Fundes.

    „Diese Farbe ... pechschwarz und kaum Glanz. Und die ungewöhnliche Struktur ...", murmelte Corbyn. Mit einem Finger fuhr er über die abgerundeten Rillen, verfolgte die verschlungenen, tentakelartigen Windungen. Der von seiner Hutkrempe stetig in seinen Nacken tropfende Regen, welcher ihn vor einer halben Stunde noch zur Weißglut getrieben hatte, war vollkommen vergessen.

    „Es könnten ... Ammoniten sein, Professor, meinte einer der am Rand der Grube wartenden Studenten. Seine zögerlichen Worte wurden fester, als sich ihm alle Aufmerksamkeit zuwandte. „Wir sind alle keine Geologen, aber jeder von uns hat wohl die versteinerten Exemplare in Arkhams Museum gesehen. Die Formen sind recht einzigartig.

    Ein zustimmendes Raunen ging durch die Gruppe.

    Corbyn setzte sich auf und wischte sich mit dem Handrücken die feuchte Stirn ab. Sandkörner kratzten über seine Haut und ohne Zweifel hinterließ er einen dunklen Striemen, doch das war immer noch besser als der brennende Schweiß in seinen Augen.

    „Ganz recht, Mr. Whitteman, sagte er nach einem Moment der Kontemplation. „Dieser Fund scheint auf den ersten Blick Ähnlichkeit mit früheren Ammonitenfunden zu haben. Allerdings, und hier nahm seine Stimme ihren während eines Jahrzehnts perfektionierten dozierenden Tonfall an, „ist es nicht unsere Aufgabe, direkt vor Ort eine Bestimmung vorzunehmen. Wir entdecken, dokumentieren und schlussendlich sichern wir unsere Funde mit aller gebührenden Sorgfalt und Achtung. Schließlich sind wir unseren Gastgebern verpflichtet. Er nickte dem Beobachter der kambodschanischen Regierung zu. „Erst, wenn der oder die Funde sich an einem sicheren Ort befinden, ist es an der Zeit, zu erörtern, womit wir es eigentlich zu tun haben.

    „Das wissen wir, wir sind schließlich keine Erstsemester mehr, Professor!", rief jemand. „Aber wir sind neugierig!"

    Gelächter wurde laut.

    Corbyn erlaubte sich ebenfalls ein Lächeln. „Und dafür habe ich volles Verständnis, glauben Sie mir. Dennoch, wir wissen nichts über dieses Fundstück. Wir wissen derzeit nicht einmal, ob es von Menschen hergestellt wurde, oder natürlichen Ursprungs ist. All das und mehr werden wir erst erfahren, wenn wir es nach Hause geholt und eingehend untersucht haben."

    Das Stöhnen seiner Jungs ließ Corbyns Lächeln breiter werden.

    „Nehmen Sie es gelassen! Diese Entdeckung bietet jede Menge Material für Studien und Hausarbeiten. Das sollte in Ihrem Sinne sein, wo doch nicht wenige von Ihnen erst vor unserer Abreise über die Eintönigkeit der Durchsicht uralter Quellen geklagt haben. Das ist Ihre Chance, einen Fußabdruck in der akademischen Welt zu hinterlassen."

    „Jawohl, Professor!", ertönte es mit gutgelauntem Elan.

    Corbyn war froh um seine recht wohlgemute Schar. Das Trumm im aufgeweichten Boden – und es wurde mit jeder verstreichenden Minute deutlicher, dass es sich tatsächlich um mindestens einen Steinklotz beträchtlichen Ausmaßes handelte, und mit einiger Wahrscheinlichkeit um mehr als das – musste freigelegt und gehoben werden, bei diesem Wetter beileibe keine amüsante Aufgabe.

    War erst der erste Glanz der neuen Entdeckung abgerieben, würde die schwere und langweilige Arbeit noch für genügend Unmut sorgen. Und obwohl er keine Meuterei befürchtete, und es nur bedingt seiner Natur entsprach, so oblag es doch ihm als Leiter der Expedition, die Moral hochzuhalten und seine Schützlinge zu ermutigen, wo es nur ging.

    Er entstieg der Grube wenige Minuten später, wies die sich besorgt hinter den Studenten herumdrückenden asiatischen Helfer an, seinen Leuten zur Hand zu gehen, und zog sich in sein Zelt zurück, um die Entdeckung in seinem Grabungstagebuch zu vermerken und jegliche Eindrücke festzuhalten, solange sie noch frisch waren. Gleich zwei Assistenten würden etliche Rollen Film verbrauchen, um alles zu dokumentieren, während zwei weitere Zuarbeiter Zeichnungen anfertigten, und die übrige Koordinierung war bei Dr. Sanders, seinem Stellvertreter, in guten Händen.

    Und anschließend, wenn alle offiziellen Worte zu Papier gebracht und jedes noch so kleine Quäntchen Spekulation auf den Seiten seines privaten Journals niedergeschrieben worden war, würde er sich eine ordentliche Wäsche und etwas von dem Ginsengwein gönnen, den die Tagelöhner ins Camp gebracht hatten. An Tagen wie diesen war eine Belohnung angebracht, egal, wie bescheiden sie ausfallen mochte. Der eigentliche Triumph würde beizeiten folgen und Corbyn, welcher mit einer beneidenswerten Fähigkeit zur Geduld gesegnet war, hatte nichts gegen die Arbeit und die Warterei bis dahin einzuwenden.

    Kapitel 2

    FREDERIC BERNSTEIN war das melancholische Schaf in Professor Corbyns Studentenherde, doch seine Zurückhaltung hatte sich in den Tagen seit der Entdeckung und der ihr folgenden Ausgrabung der kuriosen Ammonitensteine, fünf an der Zahl insgesamt, in Zurückgezogenheit gewandelt – ein Warnsignal für jeden Archäologen, der irgendetwas auf sich hielt.

    Nun, wo Bernstein nicht von seinen Kameraden umringt war, sprang Corbyn eine regelrechte Unmut entgegen, welche er sich nicht erklären konnte.

    „Sie haben nach mir verlangt, Sir?", sagte Bernstein, den Blick aus seinen blassen Augen wie ein Soldat auf das mit kleinen Fundstücken befüllte Regal hinter Corbyns Schreibtisch gerichtet.

    „Wir kennen uns schon ein paar Semester lang, begann Corbyn, „daher werde ich nicht lange um den heißen Brei herumreden. Ihre Kommilitonen machen sich Sorgen um Sie. Ihrer Erzählung nach sondern Sie sich häufig ab und treiben sich stundenlang bei den Tagelöhnern herum. Außerdem sehen Sie nicht gut aus. Nahezu ungepflegt und auch gestresst. Fühlen Sie sich eventuell unwohl oder krank? Benötigen Sie die Dienste des Campdoktors?

    „Nein, Sir. Bernstein verschränkte die Hände hinter seinem Rücken und straffte seine Haltung. „Alles ist bestens.

    Corbyn öffnete sein vergoldetes Zigarettenetui – einer der wenigen wertvollen Gegenstände aus seinem Besitz auf dieser Reise – und entnahm ihm einen Glimmstängel. Wortlos bot er Bernstein ebenfalls einen an, doch dieser lehnte kopfschüttelnd ab.

    „Nun, für alles bestens sehen Sie bemerkenswert übellaunig aus. Corbyn entzündete die Zigarette und nahm einen tiefen Zug. „Lassen Sie mich raten. Es missfällt Ihnen, wie Lovejoy Ihrer beider Entdeckung gegen Ihren Willen hinausposaunt und den Moment an sich gerissen hat.

    Bernsteins blonde Wimpern flatterten kurz, doch er sagte nichts.

    „Ich selbst bin nicht inwärts orientiert wie Sie, aber lassen Sie mich Ihnen trotzdem einen guten Rat geben", fuhr Corbyn fort.

    Bernsteins bemüht gleichgültige Miene ließ ihn nur noch mehr wie einen trotzigen Jungen wirken.

    Gott, dachte Corbyn müßig. Schwer zu glauben, dass ich auch einmal so ein Milchgesicht war.

    Mit der Zigarette im Mundwinkel lehnte er sich gegen seinen Schreibtisch und musterte Bernsteins schlaksige, in frisch gewaschene, jedoch fleckige Kleidung gehüllte Gestalt. Niemand auf der Grabung besaß nach so vielen Wochen im Schlamm noch irgendetwas Blütenreines, nicht einmal die Kleidung, die für die abendlichen gemeinsamen Mahlzeiten reserviert war, und nur so war es richtig in Corbyns Augen. Wer saubere Kleidung trug, hatte nicht energisch genug gegraben.

    Nach einem weiteren Zug und dem Blasen eines exzellenten Rauchringes sagte er: „Normalerweise finden es die Studenten selbst heraus, aber Sie scheinen recht sensibel zu sein. Sie haben großes Interesse an der Archäologie und auch ein gewisses Maß an Talent für die nötige akademische Arbeit, doch was Ihnen fehlt ist der Wille, es zu etwas zu bringen."

    „Der Wille ist durchaus vorhanden, Sir", widersprach Bernstein prompt.

    „Hmm, der Wille zu forschen ganz gewiss, gestand Corbyn ihm zu. „Aber wie steht es um den Willen, hinter Ihrer Arbeit zu stehen und sie der Welt zu präsentieren? Sie gegen die Welt zu verteidigen?

    Die Muskeln in Bernsteins Gesicht zuckten erneut. „Hat diesen Willen nicht jeder von uns?"

    „Offensichtlich nicht auf die Weise, die ich meine." Corbyn wandte sich um und kramte sein privates Erfolgsbuch unter zwei Landkarten hervor. Geübt öffnete er das schwartige Notizbuch und ließ den Studenten sehen, was er auf die Seiten geleimt hatte.

    „Die Ankündigung Ihrer ersten großen Ausstellung, stellte Bernstein fest. Er blickte vom Zeitungsartikel in Corbyns Gesicht. „Der Schatz der siebenzahnigen Schlangengöttin.

    „Nie hat die Welt vorher etwas Derartiges erblickt", sagte Corbyn. „Das Gold, die Edelsteine, die schiere Exotik des Ganzen hat die Menschen über die Landesgrenzen hinaus berauscht. Und zu Recht, nicht wahr? Der Fund ist einmalig in der Welt."

    Bernstein gestand ihm das ohne offensichtlichen Groll zu.

    „Aber was wäre wohl passiert, wenn ich nicht bereit gewesen wäre, mich in diesen Malstrom zu stürzen und mich der ganzen Welt zur Verfügung zu stellen?, fragte Corbyn. „Möchten Sie eine These formulieren?

    „Das würde ich lieber nicht, Sir, erwiderte Bernstein. Ein Hauch trockenen Humors schwang in seiner ansonsten ausdruckslosen Stimme mit. „Ihre Lehrstunden in diesem Klima genügen mir vollauf. Ich kann mit aller Aufrichtigkeit behaupten, dass ich mich sehr auf unsere Heimreise und die damit verbundene Abwesenheit von Wasser in der Atemluft freue.

    Corbyn entschied anhand dieses Geständnisses, dem Jungen das Ratespiel zu ersparen, auch, wenn er sich selbst so um einen möglicherweise anregenden Diskurs brachte.

    „Kaum jemand hätte die harte Arbeit gewürdigt, die in die Entdeckung dieses Unterfangens gesteckt worden war", erklärte er rundheraus. „Niemanden hätte es interessiert, was alles hinter diesem Schatz steckt. Welche Menschen an seiner Schöpfung beteiligt waren, welcher Glaube diese Menschen dazu bewegt haben mochte, einen derartig absonderlichen Kult zu gründen."

    Bernstein kräuselte seine Lippe. „An solchen Motiven besteht sehr wohl ein Interesse in der Allgemeinheit, Sir. Ich weiß es, weil ich jeden einzelnen Bericht gelesen und jede einzelne Sendung dazu im Radio gehört habe."

    „Oh, gewiss, solange es für Groschenromane und gruselige Filme taugt, sind die Leute interessiert, stimmte Corbyn zu. Er nahm den letzten Zug von seiner Zigarette und drückte den Stummel anschließend auf einer Untertasse aus. „Das alles ist auch gut und schön, jeder führt gerne eine hübsche Schnecke aus, die sich ab und an gern graust–

    Bernsteins verkniffenes, vor Luftfeuchtigkeit und Schweiß glänzendes Gesicht machte deutlich, dass er sich dieser Gruppe von Männern nicht sonderlich zugehörig fühlte.

    Corbyn grinste; der Junge hatte kaum ein paar Barthaare vorzuweisen und war erst seit ein paar Monaten alt genug, um überhaupt Alkohol trinken zu dürfen. Wäre die vermaledeite Prohibition nicht dazwischengekommen, sagte er sich gedanklich. Eine echte Schande ist das, und das verwässerte Zeug unserer französischen Freunde kann man kaum als Alkohol bezeichnen. Aber besser als das Gebräu unserer Helferlein, das einem den Magen wegätzt, während man seinen Rausch ausschläft, ist es allemal. Und immerhin der Militärdienst bleibt ihm erspart, solange er auf Grabung ist. Das ist ein nicht zu unterschätzender Segen.

    Er sammelte sich und griff den Faden seines kleinen Monologes wieder auf: „Doch wir müssen die Balance halten, Bernstein", sagte er. „Ich sagte es gleich in meiner allerersten Vorlesung: Die Archäologie hat ihre Sternstunden, so selten sie auch sein mögen, und diese meine Entdeckung war ganz unbestritten eine davon, doch vor allem sollte es uns Archäologen um die Geschichte der Menschheit gehen. Und Geschichte in ihrer Gesamtheit besteht nun einmal nicht nur aus Schätzen und Mumien und verborgenen Tempeln, auch wenn die Öffentlichkeit das gerne glauben möchte. Sie besteht vor allem aus dem längst vergangenen Alltäglichen, aus den Tonscherben und Speerspitzen und Knochen und Malereien, die wir so glücklich sind, entdecken zu dürfen."

    „Das verstehe ich, Sir, sagte Bernstein. „Ehrlich, das verstehe ich sogar sehr gut. Dennoch bereitet es mir kein Vergnügen, mich vor aller Welt zu produzieren. Dieser ... Defekt meines Charakters sollte mir nicht angelastet werden.

    „Ihnen lastet niemand etwas an, und es ist auch kein Defekt, versicherte Corbyn ihm. „Allerdings wird man Sie aufgrund Ihrer zurückhaltenden Persönlichkeit übervorteilen, und das wird im Laufe Ihrer hoffentlich langen Karriere immer und immer wieder passieren, sofern Sie es nicht unterbinden.

    Diese Deklaration provozierte endlich die erwartete Reaktion: Bernstein fuhr auf wie ein Springteufel und spie: „Lovejoy hatte kein Recht dazu, sofort unsere Entdeckung herauszutrompeten!" Seine bisher fischartig flach erscheinenden Augen glänzten fiebrig im Schein der drei Lampen, die Corbyn abends in seinem Zelt brennen ließ, und auch auf seinen Wangen breitete sich eine erregte Röte aus. „Er brüllte schon, als noch überhaupt nichts zu erkennen war, der Tölpel, und hat uns beiden den Moment verdorben!"

    Corbyn schürzte die Lippen und verschränkte trotz der sich sofort unter seiner Weste stauenden Wärme die Arme vor der Brust. „Ihrem Ausbruch entnehme ich, dass dies Ihre erste Entdeckung auf einer Grabung war?"

    Bernstein atmete schwer, doch suchte er sichtlich danach, seine Kontenance zu wahren. „Die erste in dieser Größenordnung. Ich wusste nicht, dass es hier passieren würde, dass ich etwas Großes finden würde, doch ich wusste, dass ich den Moment in meinem Gedächtnis bewahren wollte. Und dieser Kretin hat es versaut."

    „Nun, das ist sehr bedauerlich, Bernstein. Und Corbyn meinte es tatsächlich so. „Keiner von Ihnen konnte wissen, was Sie da ausgraben, aber Sie haben Recht. Jede Entdeckung verdient eine Sekunde der Andacht, oder auch zwei, selbst, wenn man sie anschließend ordnungsgemäß melden muss.

    Bernsteins Blick huschte zum nahezu mannshohen, von einer Plane verdeckten Ammonitenstein, welcher wie ein unförmiger Obelisk in der Ecke von Corbyns Zelt thronte. Das Stück war als einziges noch nicht für den Transport vorbereitet worden, sondern diente den Studenten und Lehrkräften als Modell für Zeichnungen. Sogar die Kambodschaner im Camp wagten sich gelegentlich heran und betrachteten das schwarze Ungetüm mit weiten Augen und besorgten Mienen.

    „Hätten Sie erwartet, so etwas hier zu finden, Professor?, fragte der Student unvermittelt und reckte das Kinn zum verhüllten Gestein. „Ganz ehrlich?

    „Nein, murmelte Corbyn. Er folgte Bernsteins Blick. „Der Kulturkreis hier ist für nichts dergleichen bekannt, nicht einmal in seinen Legenden ist die Rede davon. Ganz abgesehen von der geologischen Unwahrscheinlichkeit, etwas Derartiges so dicht unter der Erdoberfläche aufzuspüren.

    „Darf ich es noch einmal sehen?"

    Corbyn zuckte mit den Achseln und schlenderte um den Tisch herum. Die Plane zurückzuschlagen war kein großer Aufwand, und wenn es dem Jungen ein wenig Seelenfrieden verschaffte, war es ihm die kleine Gefälligkeit recht.

    „Es ist ... außergewöhnlich, flüsterte Bernstein. „So schwarz, dass es alles Licht aufzusaugen scheint. Es ist kein Obsidian, obwohl es sich so glatt und kalt anfühlt.

    Corbyn legte seine Hand über einen besonders großen Ammonit und befühlte die gerillte Struktur. „Es gibt keine Fossilien aus Obsidian, doch was es sonst sein mag, weiß ich auch nicht. Vielleicht können Tests es uns später verraten."

    „Ich würde es nicht wagen, auch nur einen Splitter abzuspalten, gestand Bernstein. „Es würde den Gesamteindruck unwiderruflich verändern ... schmälern.

    „Nun, die Stücke wirken allesamt, als wären sie bearbeitet worden. Säulenartig, aber nicht auf die Weise, die auf einen besonderen künstlerischen Einfluss schließen lässt. Mit etwas Geschick finden wir einen Weg, eine Probe zu entnehmen, so, wie es die Menschen vor uns möglicherweise bewerkstelligt haben. Corbyn schüttelte den Kopf und nahm die Hand herunter. „Hören Sie mich nur an. Ich selbst habe Ihnen immer wieder geraten, sich nicht in vorschnellen Spekulationen zu ergehen und nun bin ich Ihnen so ein schlechtes Vorbild.

    „Es ist nur natürlich, dass in einer solch ungewöhnlichen Situation die Gedanken fliegen, hielt Bernstein dagegen. Nur kurz blickte er Corbyn an, dann hefteten seine Augen sich wieder auf den vage drohend wirkenden Obelisken. „Diese Dinger sind sogar in meinen Träumen. Das hat bisher noch nichts im Studium erreicht. Nicht einmal Ihr Schatz der Schlangengöttin.

    Ein halbherziges Grinsen zog an Corbyns Mundwinkeln. „Nun, in meine Träume hat sie es geschafft, mit allen sieben tödlichen Zähnen und ihren drallen Hüften."

    „Sir", beschwerte Bernstein sich.

    Für einen Augenblick sonnte Corbyn sich in der Empörung des jungen Mannes, doch dann wurde er ernst. „Diese Steine bewirken Ähnliches allerdings auch bei mir, Bernstein. Sie stellen nichts dar, was für uns eine Bedeutung ergeben würde – noch nicht zumindest – und doch zieht mich ihr geheimnisvolles Schwarz in seinen Bann. Noch im Schlaf glaube ich, die gewundenen Formen mit den Fingern nachzeichnen zu können, beinahe, als könnte ich das einst existierende Lebewesen in seiner Schale ertasten. Es ist eine ... bemerkenswerte Erfahrung. Eine, die ich lieber nicht öffentlich machen möchte."

    „Genau wie ich, Professor, pflichtete Bernstein ihm bei. Er ließ die angespannten Schultern sinken. „Ich bin froh, dass mich diese Hirngespinste nicht als einziger plagen.

    „Es könnte die Hitze hier sein, oder der ständig drohende Kollaps unseres Verdauungssystems, flachste Corbyn, doch er konnte die grimmige Wahrheit in den lockeren Worten nicht schmälern. Das Monsunklima war nichts für Schwächlinge. „Abgesehen davon besteht das halbe Leben eines Archäologen darin, Hirngespinsten zu folgen.

    Er seufzte tief und trat einen Schritt zurück. Es war weit genug, um sich der Faszination des Steins zu entziehen und die Willenskraft aufzubringen, ihn wieder unter der Plane zu verbergen. „Was wir bei der Jagd aufspüren, nun, das ist es, was zählt. Solange die Quellen schlüssig sind, ist so ein Unterfangen nicht vergeudet."

    „Das werde ich mir merken, Sir. Bernstein nickte Corbyn zu. „Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich mich nun gern zurückziehen. Ich möchte den anderen bei den morgigen Arbeiten nicht zur Last fallen.

    „Nur einen Moment noch, sagte Corbyn. „Wie gesagt war Lovejoys Verhalten unglücklich, jedoch nicht unerwartet. Gehen Sie nächstes Mal offensiver mit Ihren Erwartungen um, sprechen Sie gegebenenfalls mit Ihrem Partner. Es lässt sich möglicherweise etwas aushandeln. Als Trostpreis biete ich Ihnen die Erwähnung als primärer Finder in meiner Abhandlung an.

    „Lovejoy müssten Sie fairerweise auch erwähnen", bemerkte Bernstein mit leicht erhobenen Augenbrauen.

    Corbyn war froh, dass der junge Mann seinen Humor wiedergefunden zu haben schien. „Das werde ich auch, auf angemessene Weise."

    „Natürlich, Sir."

    „Nehmen Sie Ihren Mut zusammen und stehen Sie für Ihre Vorhaben ein, empfahl Corbyn. „Unser Fachgebiet hat nicht viele Jahrhundertfunde zu bieten, sodass wir ständig um unsere Zuwendungen und Mittel besorgt sein müssen. Seien Sie daher stolz auf das, was Sie mit Ihrer harten Arbeit erreichen und scheuen Sie sich nicht, unsere Geldgeber daran zu erinnern, dass von nichts auch nichts kommt.

    „Das werde ich, Sir. Bernstein zögerte kurz und fügte dann hinzu: „Danke für das Gespräch.

    „Immer wieder gern, erwiderte Corbyn. Er lächelte sardonisch. „Nur bitte nicht allzu bald. Mein Ruf als emotional distanzierter Mann von Welt hängt davon ab.

    Bernstein salutierte grinsend und verlor keine Zeit dabei, das Zelt des Professors zu verlassen.

    Kapitel 3

    NACH DEM FUND DER MERKWÜRDIG fehl am Platz erscheinenden Ammoniten gingen noch zwei weitere Wochen ins Land. Während dieser Zeit gab Professor Corbyns Team sein Bestes, um an den primären Erfolg anzuknüpfen. Doch trotz der günstigen Voraussetzungen – ein obskurer Tempel einer lange vergessenen Sekte mitten im kambodschanischen Dschungel, dessen bloße Existenz so legendenumwoben war, dass die Einheimischen noch heute Schutzgebete murmelten, wenn er Erwähnung fand – sollte dem Trupp an Entdeckern ein solcher Glücksfall versagt bleiben.

    Außer ein paar aufwändig verzierten Schalen und Gefäßen mit zugegeben interessanten, an gewundene Schneckenhäuser erinnernden Mustern war dem nach verrottender Flora und nasser Erde stinkendem Boden nichts zu entlocken gewesen. Die Enttäuschung über das wenig Aufsehen erregende Ende der Expedition schaffte nun endlich, was wochenlange harte Arbeit nicht hatte vollbringen können: Corbyns Studenten, und sogar das Team der Fakultät, waren am Ende ihrer Kräfte angelangt und dementsprechend dünnhäutig aufgelegt.

    Da kam es allen, der Expedition und dem amerikanisch-französischen militärischen Kontingent, welches die Abreise überwachen und koordinieren sollte, zu gleichen Teilen zupass, dass die kambodschanische Seite zur Abwechslung einmal nicht übermäßig an einem bürokratischen Tauziehen interessiert zu sein schien.

    Im Gegenteil hatten die Vertreter der kambodschanischen Regierung am Tag der endgültigen Auflösung des Camps etliche Stunden im Gespräch mit der Schar von Tagelöhnern verbracht, welche zuvor mit unermüdlichem Fleiß beim Packen der Gerätschaften und Utensilien, der Zelte und sogar den persönlichen Gegenständen des archäologischen Teams geholfen hatten. Dass es dabei immer wieder einmal in Strömen regnete und alles dadurch so unangenehm wie nur möglich ablief, war für die Einheimischen nicht von Belang gewesen.

    Hätte Corbyn es nicht als Unsinn abgetan, hätte er annehmen müssen, dass man seine gesamte Entourage lieber gestern als heute verabschiedet hätte – und das, obwohl sie aufgrund des religiösen Aberglaubens bessere Löhne als viele andere Grabungsteams zahlten und eine verfrühte Abreise einen herben finanziellen Verlust für die Leute bedeuten musste.

    Nichtsdestotrotz waren sie überpünktlich bereit für die letzte Inspektion der fünf Ammonitensäulen und den sie begleitenden Stapel an zu stempelnden Formularen und brachten das normalerweise langwierige und unschöne Ringen um Wahrung des Gesichtes in weniger als einer Stunde hinter sich.

    Der Anführer der kambodschanischen Delegation, ein kleiner Mann in Uniform, dessen Namen Corbyn entfiel, sobald er erwähnt wurde, versicherte sich zum wiederholten Male bei den Tagelöhnern, dass die Kisten gut gepolstert und verschlossen waren, bevor er sich abschließend an die Gruppe von Ausländern wandte.

    „Wir wünschen Ihnen große Freude mit Ihrem wertvollen archäologischen Fund, sagte er in gestelztem Englisch und verbeugte sich knapp. „Gute Reise.

    „Wir bedanken uns auf das Höflichste für die Gastfreundschaft. Es wird mir eine Freude sein, Ihrer Regierung sämtliche erscheinenden Bildbände und Abhandlungen zukommen zu lassen", entgegnete Corbyn mit einer ebenso höflichen Verbeugung.

    „Das ist ein äußerst zuvorkommendes Angebot, doch das wird nicht nötig sein. Der Fund wird Ihrer Regierung in seiner Gänze übergeben. Wir erheben keinerlei Anspruch auf irgendeine Art von Beteiligung oder Entschädigung, geschätzter Herr Professor Corbyn. Möge die Sonne stets auf Sie und die Ihren strahlen." Der Abgesandte verneigte sich erneut, gefolgt von all seinen Begleitern, und nur wenige Minuten später war die Delegation wieder in ihre Automobile gestiegen und im Dschungel verschwunden.

    „Was, fragte Sanders mit vor Verblüffung offen stehendem Mund, „war das denn bloß?

    oOo

    Die Rückreise in die Vereinigten Staaten war, so unmöglich es erscheinen mochte, noch miserabler als die vierzehn im feuchtheißen Dschungel verbrachten Wochen, in denen jeder einzelne Teilnehmer der Expedition unter mangelhaften hygienischen Bedingungen sowie unzähligen Insektenbissen und -stichen, dem bedrückenden Wetter und auch der harten Arbeit gelitten hatte.

    Das hat man davon, wenn alle wie durch ein Wunder vom Gelbfieber und Durchfall verschont bleiben, dachte Corbyn grimmig und krallte sich mit zusammengebissenen Zähnen in den hölzernen Armlehnen seines Flugzeugsitzes fest. Ist man einer Kanonenkugel des Schicksals ausgewichen, folgt prompt die nächste.

    Aus dem kleinen Fenster waren hinter unendlichen Regenschlieren außer zuckenden Blitzen nur rollende, nahezu schwarze Wolken zu erkennen. Der ruckelnde und schlingernde, von metallenem Stöhnen begleitete Tanz der schwerfälligen Frachtmaschine inmitten der Sturmböen ließ Corbyn seine letzte Mahlzeit, ein köstliches Fischcurry, zutiefst bereuen, während Sanders neben ihm murmelnd betete und dabei die Augen wie ein verängstigtes Kleinkind zukniff.

    Ich hätte mehr Schnaps trinken sollen, fuhr es Corbyn durch den Kopf, während das Flugzeug abrupt absackte und die Passagiere für elend lange Sekunden während eines hin- und herdriftenden freien Falls in die Gurte hievte. Die Propeller jaulten auf und ein Unglücksrabe ganz hinten fluchte, als ein Gegenstand irgendwo rumpelnd krachte. Das muss die Hölle sein.

    Und doch, erfüllt von Todesangst wie er sie noch nie zuvor in seinem Leben gespürt hatte, konnte Corbyn nicht anders, als auf das wütende Naturschauspiel hinter dem sich unermüdlich erneuernden Regenschleier hinauszuschauen.

    Vor seinen weit aufgerissenen und von Schweiß eingetrübten Augen bewegten sich die Wolkenberge immerzu wie eine träge, gasförmige Masse und bildeten im Sekundentakt der aufleuchtenden Blitze eine endlose Aneinanderreihung von ineinander verschlungenen Ammoniten ab.

    Kapitel 4

    DIE ANKUNFT DER EXPEDITION in Arkham verlief still und beinahe heimlich. Beinahe nur deshalb, weil ein mit aller Dringlichkeit und einiger Verzweiflung in Kairo abgesetztes Telegramm das Krankenhaus auf das Eintreffen etlicher von der Heimreise ungewöhnlich erschöpfter Individuen hingewiesen und um Diskretion gebeten hatte.

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