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Auf nackten Füßen zum Erfolg 3: Las Caballeras de Pies Descalzos al Éxito (Die Ritterinnen auf nackten Füßen zum Erfolg)
Auf nackten Füßen zum Erfolg 3: Las Caballeras de Pies Descalzos al Éxito (Die Ritterinnen auf nackten Füßen zum Erfolg)
Auf nackten Füßen zum Erfolg 3: Las Caballeras de Pies Descalzos al Éxito (Die Ritterinnen auf nackten Füßen zum Erfolg)
eBook460 Seiten6 Stunden

Auf nackten Füßen zum Erfolg 3: Las Caballeras de Pies Descalzos al Éxito (Die Ritterinnen auf nackten Füßen zum Erfolg)

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Über dieses E-Book

Lola alias "Auf nackten Füßen zum Erfolg" alias Doña Quijota de Pies Descalzos al Éxito hat nun ein richtiges Ritterschwert aus Stahl und ist damit gewappnet, richtig in den Kampf und in neue Abenteuer zu ziehen. Zusammen mit ihrem neuen Schwert und ihrer neuen Schildknappin Sancha Anita, die eigentlich ihre Cousine Ana ist und mit Stolz Lolas Spitznamen und Lebensmotto "Auf nackten Füßen zum Erfolg" und die Leidenschaft für den Kampfsport teilt, stellt sie sich mit körperlicher und geistiger Kraft und Stärke und ihrer Leidenschaft für Kampfsport den großen Gefahren und fiesen Gegnern. Auf die zwei Caballeras de Pies Descalzos al Éxito (span. für "Ritterinnen auf nackten Füßen zum Erfolg") warten spannende Abenteuer, in die sie sich actionreich, schlagkräftig und kampferprobt stürzen. Dabei geraten die zwei Ritterinnen nicht nur an die Grenzen ihrer Kampfkunst, sondern auch an die Grenzen ihrer geistigen Fähigkeiten.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum9. Jan. 2024
ISBN9783758394560
Auf nackten Füßen zum Erfolg 3: Las Caballeras de Pies Descalzos al Éxito (Die Ritterinnen auf nackten Füßen zum Erfolg)
Autor

Finn Magnus

Finn Magnus (geb. 1994) wuchs in Oberhausen im Ruhrgebiet auf. Er hatte schon als Kind die blühende Fantasie, sich eigene Geschichten auszudenken. Oft sind es die verrückten Dinge, die er nachts träumt, die ihn zu seinen Geschichten inspirieren. Schon früher hat er außerhalb der Schule oft Geschichten geschrieben. Meistens waren das eher Fan-Fictions zu seinen Lieblingsserien im TV. Aber auch Detektiv- und Abenteuergeschichten hat er sich ausgedacht. Allerdings nur für sich. Von Vatersseite hat er das Talent zum Dichten geerbt. Es macht ihm einfach Spaß sich zu überlegen, wo und wann sich etwas wie abspielen kann, und seine Geschichten haben seinen Verwandten und Freunden immer gefallen. "Auf nackten Füßen zum Erfolg 2" ist die Fortsetzung seines Debütromans "Auf nackten Füßen zum Erfolg". Eine weitere Fortsetzung ist auch schon geplant.

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    Buchvorschau

    Auf nackten Füßen zum Erfolg 3 - Finn Magnus

    1. Kapitel: Lola stellt sich vor

    Ich heiße, me apellido Lola Alvarez-Sanchez und bin sechzehn Jahre alt. Ich wohne mit meinen Eltern und meinem kleinen Bruder Luis in Dortmund. Ursprünglich kamen wir aus Marbella, zogen aber später nach Dortmund, um in Deutschland ein besseres Leben zu führen. Eigentlich leben wir ein ganz normales Leben in unserer neuen deutschen Heimat, doch noch bis vor zwei Jahren lebten wir dort eher in ärmlicheren Verhältnissen als heute. Mein Vater Juan Alvarez-Gomez musste, als wir nach Deutschland kamen, beruflich erst einmal einen neuen Anschluss im Leben finden und schaffte es nicht direkt einen guten Job zu finden. Auch meine Mutter María Sanchez-García musste einen Nebenjob aufnehmen, da sie als Hausfrau alleine nicht genug verdiente, damit das Geld für unsere vierköpfige Familie reichte. Unter dieser kleinen finanziellen Schwäche litt unsere Familie Jahre lang und auch ich litt auch außerhalb der Familie, denn meine Freunde trugen damals coolere Klamotten als ich und konnten es sich auch leisten ihre Stars live auf der Bühne zu sehen, während ich mich bloß mit den CDs dieser zufriedengeben musste. So erging es nicht nur mir, sondern auch meiner besten Freundin Marijana – auch sie kam nicht aus Deutschland, sondern vom Balkan, und ihre Familie floh damals vor den Bomben des Jugoslawienkrieges. Doch in den letzten zwei Jahren hatte sich viel verändert. Denn als ich mich eines Abends mit Marijana zu einem Salcrabbio-Konzert geschlichen hatte, habe ich auf der Flucht ein Plakat aufgefischt, dessen Anblick mein Leben für immer veränderte. Zunächst einmal hatte ich wenige Worte behalten und mir gemäß diesen Worten folgend einen neuen Namen zugelegt. Seitdem nenne ich mich „Auf nackten Füßen zum Erfolg und gehe diesem Lebensmotto folgend nur noch barfuß durch die Welt. Selbst über den heißesten Asphalt im Sommer oder durch den kältesten Schnee im Winter gehe ich barfuß und ich muss ehrlich sagen, dass ich mir dabei weder die Füße verbrannt noch vereist habe. Auch finanziell hat sich seitdem einiges gebessert, denn dieses Plakat, was mir meinen Namen gab, handelte von dem Erfolg von „Unverpackt-Läden, von denen meine Madre (Mutter) María Sanchez-Garcia und Marijanas Mutter Ivanka Ković einen sochen in Dortmund betreiben. Unser Unverpackt-Laden trägt den Namen „Descalcería", was sich von descalzo, dem spanischen Wort für barfuß, ableitet. Auch stieß ich im selben Jahr damals auf die Martial-Arts-Schule in Dortmund und lernte dort Freestyle Kickboxing und das mit richtig großem Erfolg. Ich trage nicht nur mittlerweile den schwarzen Gürtel, sondern bin auch mehrfache deutsche Meisterin, Europameisterin und sogar zweifache Weltmeisterin unter den Junioren. Meine Erfolge auf nackten Füßen im schwarzen Gi (so nennt sich der Kampfanzug, den Kickboxer tragen) trugen maßgeblich zu einem gewissen Wohlstand bei. So zogen meine Eltern mit mir und Familie Ković vom Borsigplatz nach Hörde in die unmittelbare Nähe der U-Bahn-Haltestelle Karl-Liebknecht-Straße um und dort leben wir nun in einem wohlhabenden Doppelhaus. Es ist viel schöner da und ich finde, obwohl Marijana und ich einen Migrationshintergrund haben, werden wir dort sehr gut akzeptiert. Auch weiterhin fahren wir mit der Straßenbahn ins Gymnasium. Nur müssen wir dieses Mal früher losfahren und an der Kampstraße umsteigen, während wir früher direkt mit der U44 vom Borsigplatz aus zur Schule fahren konnten. Schwarz wie mein Gi und mein Gürtel sind auch meine schulterlangen pechschwarzen Haare, die ich meistens zu einem kegel-oder kugelförmig gebundenen Zopf hochgesteckt trage, welcher von einem bunten Haargummi festgehalten wird. Meine Fähigkeiten im Kampfsport stelle ich nicht nur im schwarzen Gi, sondern auch in Gestalt der tapferen Ritterin Doña Quijota de Pies Descalzos al Éxito (spanisch für Auf nackten Füßen zum Erfolg) unter Beweis, die stets mit ihrem Schwert für das Gute und für die Gerechtigkeit kämpft und von ihrer treuen Gefährtin Sancha María alias Marijana Ković begleitet wird.

    2. Kapitel: Ein Rechtsextremer zu viel

    Wenn Sie den Aufzeichnungen meiner bislang vergangenen Tage aufmerksam gefolgt sind, dann dürften Sie mitbekommen haben, dass ich zum einen kurz vor Ende der Sommerferien ein echtes Ritterschwert aus Stahl erwarb – zuvor benutzte ich ein Spielzeugschwert aus Holz, was aber dank seiner Hülle aus Alufolie so echt wie ein richtiges Schwert aus Stahl aussah – aber auch zum anderen, dass ich einen sehr bösen Klassenkameraden namens Adolf Steiner hatte. Und um diesen geht es nun. Adolf Steiner trägt den Vornamen, der vor vielen Jahren überall in Deutschland rote Fahnen mit Hakenkreuzen aufhängen. Ein sehr düsteres Kapitel der deutschen Geschichte, das Marijana und ich uns nicht herbeisehnen, da für uns dann kein Platz in diesem schönen Land gewesen wäre, doch zugleich ein Kapitel, mit dem wir uns abfinden mussten.

    Mir war nicht bekannt, ob Adolf Steiners Name nur zufällig oder in Anlehnung an den damaligen deutschen Führer Adolf Hitler gewählt wurde, doch scheinbar hatte der berühmteste Träger seines Vornamens Adolf Steiners Charakter nachhaltig geprägt. Er verehrte Adolf Hitler als großen Adolf von Braunau, der so gütig war, dem deutschen Volk das Land im Osten zurückzugeben und das Land des deutschen Volkes von allem unreinem Blut zu säubern. Er tauchte stets in Springerstiefeln und brauner Kleidung auf und verfluchte jeden, der nicht der arischen Rassenideologie entsprach und beschimpfte sie mit den schmutzigsten Schimpfwörtern, die man sich nur vorstellen konnte. Darunter litten alle, die eine andere Religion, eine politisch linkere Einstellung hatten oder nicht Deutsch genug waren, während er voller Stolz und Arroganz von seiner arischen Herkunft sprach und dabei so rechts eingestellt war, dass man sich etwas rechtsextremeres als ihn nicht vorstellen konnte.

    Marijana und ich konnten ihn Steiner nicht leiden, was sich aber wohl von selbst versteht, so rechtsextrem wie der war. Er beschimpfte Marijana, mich und unsere Familien wegen unseres Migrationshintergrunds mit abschätzigen und diffamierenden Schimpfwörtern und meinte, wir hätten in Deutschland nichts verloren und sollten wieder dahingehen, wo wir hergekommen waren.

    Dabei war Marijana sogar in Deutschland geboren und lediglich ihre Eltern kamen vom Balkan. Ich war zwar in Spanien geboren und hatte meine früheste Kindheit vor der Schulzeit dort verbracht, fühlte mich aber inzwischen so sehr mit Deutschland verbunden, dass ich mich selbst wie eine Deutsche fühlte. Doch das interessierte Adolf nicht, sodass Marijana und ich ihn aus diesem Grund nicht leiden konnten. Doch wir mussten unter ihm leiden und das schlimmer, als es uns lieb war.

    Es begann damit, dass Marijana und ich vor den Sommerferien noch in unserer Klasse fleißig Werbung für unseren Unverpackt-Laden Descalcería machten. Wir erzählten allen, wo der Laden zu finden sei und wie gut und zukunftstragend die Idee ist, wenn wir auf Verpackungen und damit auf den vielen Verpackungsmüll verzichten, der doch unserer Umwelt und Natur viele Probleme bereitet. Jeder aus der Klasse nahm sich einen Flyer über den Laden, so auch Adolf Steiner. Zunächst fand ich das gut, da ich mich freute, dass auch er sich für solche zukunftstragenden Ideen interessierte, ahnte jedoch nicht, dass er das nur machte, um etwas Schlimmeres daraus zu machen. Er bewahrte den Flyer auf und zwar so lange, bis er damit etwas anstellen konnte und zwar etwas, was sich weder Marijana noch ich uns in unseren schlimmsten Alpträumen ausmalten. Dann kamen die Sommerferien und Marijana durfte mit ihrer und meiner Familie und mir nach Málaga fliegen und dort meine Verwandten besuchen. Meine Verwandtschaft dort besteht aus meinen Großeltern väterlicherseits und der vierköpfigen Familie meines Onkels Miguel Alvarez-Gomez und meiner Tante Carmen Sanchez-Garcia, die der Bruder meines Vaters Juan und die Zwillingsschwester meiner Mutter María sind und sich genauso wie meine Eltern gefunden haben.

    Mein Onkel Miguel und meine Tante Carmen haben einen Sohn namens Enrique, der etwa genauso alt wie ich ist, und eine Tochter namens Ana, die sechs Jahre jünger als ich ist, und kurz nach dem viel zu frühen Tode unserer Großeltern mütterlicherseits das Licht der Welt erblickte. Großmutter Lola und Großvater Enrique, nach denen Madre und Tía (Tante) Carmen ihre Erstgeborenen benannt hatten, kamen bei einem Autounfall ums Leben.

    Kurz darauf wurde Ana geboren und mein Vater wanderte mit Madre und mir nach Deutschland aus, wo mein um zehn Jahre jüngerer Bruder Luis vier Jahre später das Licht der Welt erblickte. Meine kleine Cousine Ana sieht mir verdammt ähnlich und ich denke mir immer, wenn ich sie ansehe, das bin ich nur sechs Jahre jünger. Die schwarzen Haare schienen unsere Mütter all ihren Kindern vererbt zu haben. Es waren vier richtig schöne Wochen Sommerferien in Málaga und meine beste und schwarzhaarige Freundin Marijana lernte sogar in Gegenwart meines Cousins Enrique ihre schwarzgeränderte Brille mit den zwar runden aber zur Nase hin wie ein Dreieck spitzzulaufenden Gläsern gegen eine Rosarote zu tauschen. Umso mehr vermisste die verliebte Nuss ihren Prinzen, als sie wieder in Deutschland war. Und dann fanden auf einem Mittelaltermarkt ein echtes Ritterschwert und ich zusammen und sind seitdem unzertrennlich. Auch der Start in die Oberstufe ist uns gelungen. Marijana und ich hatten zwar jetzt nicht mehr jedes Fach zusammen, doch die meisten Kurse schon und blieben die besten Freundinnen, die man sich vorstellen konnte. Wir hatten auch beide Glück, dass wir kein Fach mit Adolf Steiner zusammen hatten und so Ruhe vor seinen Naziparolen gegen uns hatten. Doch das hatte auch Nachteile, wie wir feststellen durften, denn dadurch, dass wir uns fernblieben, konnten wir nicht wissen, was er mit uns vorhatte. So kam es, wie es kommen musste. Es kam wirklich richtig schlimm.

    Wir schreiben den November des entsprechenden Jahres. Das Halloweenfest lag schon über eine Woche zurück und es hatte mir sehr viel Spaß gemacht, es zusammen mit Marijana, Saskia und einigen Freunden Halloween zu feiern. Marijana und ich hatten Saskia im Sommer zwei Jahre zuvor bei einer Freitagsdemo kennengelernt. Sie hatte blonde Haare, eine grüne Seele und führte die Friday-for-Future-Demos der Dortmunder Jugend an.

    Nachdem Marijana und ich Saskia im Sommerurlaub wieder getroffen hatten, besuchte sie uns im Oktober in unserem Unverpackt-Laden, der Descalcería, und erzählte uns, dass sie Ende der Sommerferien der grünen Partei beigetreten war. Dann zeigte sie uns nicht nur ihren frischgebackenen grünen Parteiausweis der Partei Bündnis 90/Die Grünen, auf dem Saskia mit ihren schulterblonden Haaren auf einem Foto lächelte, neben dem ihr vollständiger Name Saskia Greta Berger, ihre Mitgliedsnummer und ihr Geburtsdatum standen, sondern lud uns beide zu ihrer Halloween-Party am 31. Oktober ein. Marijana und ich nahmen die Einladung herzlich entgegen. Saskias Geburtsdatum war laut ihres Parteiausweises der 3. Januar des Vorjahres meines Geburtsjahres, also der 3. Januar siebzehn Jahren zuvor.

    Bei unserer ersten Begegnung in der Descalcería hatte ich Saskia für gleichalt geschätzt und war nun schon ein wenig überrascht, dass sie eineinviertel Jahr älter als ich war. Marijana und ich nahmen ihre Einladung zur Halloween-Party herzlich entgegen und besuchten am Abend des 31. Oktobers Saskia in deren Haus, um mit ihr und ihren Freunden von Fridays for Future Benni, Tommi, Annika, Daniel, Alina, Moritz und Catrina zu feiern. Wir Mädchen waren alle als Hexen verkleidet, davon unsere blonde Freundin Saskia mit einem grünen Kleid, weißen Socken und einem Besen als Bibi Blocksberg; die gelockte, aber normalerweise blonde Annika als Hermine Granger und die glatthaarige und normalerweise brünette Alina als Luna Lovegood, für die sie sich extra die Haare gefärbt hatten: Annika in braun und Alina in blond; die Jungs waren alle als Vampire oder Zombies verkleidet. Das Halloweenfest mit gruseligen Snacks wie Gespensterkeksen, Fledermaus-Kartoffelchips, Schokoladenspinnen, Kürbiskuchen und einer giftgrünen Halloweenbowle mit Waldmeisterwackelpudding drin und einer blutroten Halloweenbowle, die nach Himbeere, Johannisbeeren und Erdbeeren schmeckte und dazu tausend Gruselfilme und einer „Süßes oder Saures"-Tour war richtig spaßig.

    Dann kam der November. Obwohl er ein Herbstmonat war, wurde es schon recht winterlich und der erste Schnee begann auch über Dortmund zu fallen. Marijana trug bereits dicke Wollsocken und Fellstiefel, doch ich ging weiterhin barfuß durch die Welt. Gemäß meinem Lebensmotto Auf nackten Füßen zum Erfolg ging ich ganzjährig barfuß. Selbst im kältesten Winter und bei eisigstem Wind ging ich barfuß durch die Welt. Oft wurde ich deswegen schon gefragt, ob ich nicht Eisfüße bekäme, doch ich verneinte stets. Schuhe trug ich nie, außer in der Schule im Chemie- oder Biologieunterricht, um die Füße vor Chemikalien zu schützen – schließlich trug ich ja auch zum Schutz von Augen und Händen dann Schutzbrille und Handschuhe – doch waren diese Schuhe dann höchstens Leguano-Barfußschuhe, die trotz ihres Namens ihr Versprechen nie einhielten, mir das Gefühl vom Barfußlaufen zurückzugeben, und meine Füße eher schwitzen ließen, sodass ich sie stets nach dem Verlassen von Chemie- und Biounterricht wieder lüftete, so wie ich es sonst immer 24/7 tat. So auch im kalten November, der mir ein wirklich schönes Gefühl brachte, als ich barfuß durch den Schnee lief und das fühlt sich angenehmer an, als andere vielleicht denken, denn die Füße sind überhaupt nicht kalt, sondern werden warm durchblutet und der Schnee fühlt sich schön weich und feucht wie Morgentau an. Diese recht positiven Erfahrungen hatte ich bereits einige Jahre zuvor in meinem ersten Barfuß-November gemacht, für den mich alle anderen jedoch mit großer Skepsis angesehen hatten.

    So ging auch ich an den Tagen des Novembers durch den frischen Schnee barfuß, sei es zur Schule oder zum Einkaufen oder in unseren Unverpackt-Laden Descalcería, der auch am Abend des 9. Novembers pünktlich schloss. Marijana und ich räumten noch mit Marijanas Vater Ivo auf, bevor wir nach Hause gehen wollten. Ivo musste noch die Abrechnungen machten und ließ Marijana und mich schon vorgehen, um schon einmal die sieben Pizzen zu kaufen, die es heute Abend bei uns zu essen geben sollte. Marijana und ich verließen die Descalcería und gingen in eine nahegelegene Pizzeria, um die Pizzen zu bestellen: zweimal Salami-Schinken-Champignons-Paprika für Marijana und mich, einmal Hawaii für Luis, zweimal Margherita für unsere Mütter und unsere Väter liebten die Calzonen, wobei mein Vater die mit Salami und Schinken und Marijanas Vater, die mit Thunfisch und Krabben gefüllte Calzone bevorzugte. Der Pizzabäcker buk die Mafiatorten und wir konnten sie nach zehn Minuten in Empfang nehmen. Ich bezahlte und trug die heißen, dampfenden Delikatessen nach draußen rüber zu unserem Laden. Marijana half mir beim Tragen. Sie trug drei der sieben Pizzen plus Salat mit Pizzabrötchen und Zitronenlimonade, die es im Angebot dazu gab. Doch als wir unseren Unverpackt-Laden, die Descalcería,

    erreichten, erstarrten wir fast, als wir sahen und hörten, welche Szenen sich dort abspielten. Schon von Weitem hörten wir einen Streit, in den Marijanas Vater Ivo verwickelt war, was uns dazu brachte schneller zum Unverpackt-Laden zu eilen, als uns lieb war. Die Stimme, mit der sich Ivo streitete, gehörte Adolf Steiner, der Ivo beleidigte und ihn und seine Familie zurück auf den Balkan wünschte. Ivo verteidigte sich zwar, indem er ihm erklärte, er wäre damals aus Jugoslawien geflohen, weil dort Krieg herrschte, und sich nun in Deutschland heim fühlte. Doch das akzeptierte Adolf nicht. Er brüllte ihn an und beschimpfte ihn mit rechten Parolen. Marijana und ich hatten schon fast unseren Unverpackt-Laden, die Descalcería, warf, da hörten wir Marijanas Vater Ivo sich noch gegen Adolf Steiner verteidigen:

    „Ich habe hier in Deutschland meine Heimat und nicht in Jugoslawien, wo meine Frau und ich unsere Familien im Krieg verloren haben. Ich gehe hier nicht weg! Eher sterbe ich!"

    „Na, gut, wenn das so ist, werde ich dir diesen Wunsch erfüllen!"

    Adolf Steiner zog ein Springmesser aus seiner Hosentasche hervor und stach damit Ivo tief durch die Schulter. Ivo schrie vor Schmerz. Marijana, die das mit ansah, schrie ebenfalls laut:

    „Nein!!! Papa!!!"

    Marijana wollte aufspringen, doch ich hielt sie fest und zog sie hinter einen Baum.

    „Sei vorsichtig, Marijana, bleib hier! Wenn du dazwischen rennst, bringt er dich womöglich auch um."

    Ich hielt Marijana fest, was gar nicht so einfach war. Sie liebte ihren Vater über alles und konnte das nicht mitansehen, ohne aufzuspringen, sodass ich ihr die Augen zuhielt, als ich sie festhielt. So sah ich, was geschah, Marijana jedoch nicht. Und das war auch besser so, denn was ich da zu sehen bekam, war einfach zu grausam. Nachdem Adolf ruch- und erbarmungslos Steiner Marijanas armen und unschuldigen Vater Ivo tief unter die Schultern gestochen hatte, brach Ivo in der Tür zusammen. Steiner steckte sein Messer wieder ein und lachte dabei wie der Teufel und ordnete mit rechtsextremen Parolen, wie einem feierlichen Hitlergruß an, unseren Laden in Asche zu verwandeln. Eine Ritterin wie ich konnte das nicht zulassen, zumal ich eine der besten jungen Kampfsportlerinnen der Welt war. Ich griff nach meiner Tasche und wollte meine Ritterklamotten rausholen. In der Tasche befanden sich neben meinen Ritterklamotten, darunter vor allem mein Edelstahlschwert, auch noch ein Megaphon war, das vor allem wie eine Polizeisirene klingen konnte. Ich zog dieses Megaphon eher als mein Schwert hervor, mit dem ich zum Angriff schreiten wollte. Doch das Megaphon erfüllte denselben Zweck. Ich schaltete es ein und rief ganz laut:

    „Achtung! Hier spricht die Polizei! Hände hoch und stehen bleiben!"

    Die Adolf Steiner und seine rechtsextreme Bande schreckten danach auf:

    „Verdammt, die Bullen!", rief Adolf Steiner.

    „Nichts wie weg!"

    Er und seine rechtsextreme Bande drehten sich um und rannten davon. Sie hatten noch nicht einmal einen brennenden Molotow-Cocktail nach dem Geschäft geworfen, so schnell sind sie geflohen. Kaum waren sie weg, schon räumte ich das Megaphon weg und rannte mit Marijana zusammen zu ihrem schwerverletzen Vater, der da auf dem Boden lag. Marijana hob ihn hoch:

    „Papa, mein lieber Papa, du blutest, Papa!"

    „Marijana, röchelte Ivo, „schön, dass ich dich noch einmal sehen kann, bevor ich die Augen schließen werde.

    Ivo Ković spuckte Blut. Adolf Steiner hatte sehr gut getroffen. Sein Stich durfte Herz und Lunge erwischt haben.

    „Papa!, rief Marijana und weinte, „Papa, ich flehe dich an, du darfst nicht sterben. Papa! Lola, tu doch was!

    Ich griff nach meinem Handy, was ich in meiner Umhängetasche in einer Handyhülle trug und rief schnell die 112 und orderte schnell einen Krankenwagen in die Thomasstraße in Dortmund-Innenstadt. Ich benachrichtigte die Feuerwehr so gut ich konnte, während ich Ivo in den Armen seiner Tochter Marijana sah, wie er nur noch Blut spuckte, stark unter der Schulter blutete und die Lippen nach und nach blau wurden. Der Krankenwagen war wohl schon unterwegs, doch Ivo spuckte nur noch Blut und konnte kaum noch die Augen offenhalten.

    „Papa!, rief Marijana, „ich bitte dich, Papa, bleib hier! Bleib bei uns!

    Doch dann schloss Ivo Ković die Augen. Marijana schlug ihm auf die Wange und rief:

    „Papa, mach die Augen auf! Papa!"

    Dann hörte ich die Sirene und sah das Blaulicht. Ich machte mich durch Winken bemerkbar und lenkte so den Krankenwagen vor den Unverpackt-Laden Descalcería.

    Der Notarzt und die Sanitäter stiegen aus und eilten zu dem Verletzten Ivo Ković. Sie zogen Marijana beiseite und setzen sie an die Stufe vorm Laden. Dann kümmerten sie sich schnell um den verletzten Ivo Ković.

    Ich erzählte den Rettern, was passiert war, und sie kümmerten sich schnell um die schlimme Stichwunde, die Adolf Steiner ihm zugefügt hatte. Der Notarzt schloss ein mobiles EKG an und versorgte die Wunde, um die Blutung zu stoppen. Da ich ihm erklärt hatte, dass die Lippen blau wurden und die Augen zufielen, entschied er schnell, den Defibrillator zu nehmen, um Ivo wieder mit Strom wieder stabil zu bekommen:

    „Er wird brachikard: Defi schnell!"

    Ein Rettungsassistent kam mit dem Defi und er half.

    „Wir können ihn transportfähig machen.

    Wahrscheinlich sind Herz und Lunge getroffen, er muss schnell ins Krankenhaus und notoperiert werden."

    Er sah auf das EKG und das zeigte eine Nulllinie.

    „Er wird brachikard: Defi schnell!"

    Der Rettungsassistent packte mit dem Defibrillator eine Ladung Strom auf Ivo Kovićs Körper. Doch das half nichts.

    „Noch immer Nulllinie. Defi mit 100."

    Der Rettungsassistent packte mit dem Defibrillator eine Ladung Strom auf Ivo Kovićs Körper. Doch das half nichts.

    „Noch immer Nulllinie. Defi mit 140."

    Der Rettungsassistent packte mit dem Defibrillator eine Ladung Strom auf Ivo Kovićs Körper. Doch das half nichts.

    „Noch immer Nulllinie. Defi mit 180."

    Der Rettungsassistent packte mit dem Defibrillator eine Ladung Strom auf Ivo Kovićs Körper. Doch das half nichts.

    „Noch immer Nulllinie. Defi mit 200."

    Der Rettungsassistent packte mit dem Defibrillator eine Ladung Strom auf Ivo Kovićs Körper. Doch das half nichts.

    „Noch immer Nulllinie. Defi mit 240."

    Der Rettungsassistent packte mit dem Defibrillator eine Ladung Strom auf Ivo Kovićs Körper. Doch das half nichts.

    „Noch immer Nulllinie. Wir geben auf. Exitus."

    Der Notarzt stand auf und drehte sich mit schüttelndem Kopf zu Marijana um. Diese wurde kreidebleich und schrie auf:

    „Nein! Das darf nicht sein! Nein!"

    Marijana eilte zu ihrem Vater zu, der nun wirklich tot vor ihr lag. Er war in ihren Armen gestorben, ohne das Bewusstsein je zurückerlangt zu haben.

    Marijana schrie und weinte bitterlich neben ihm:

    „Nein, Papa! Nein! Das darf nicht…, nein!"

    Marijana war außer sich. Sie schrie und weinte neben ihrem Vater und rüttelte und schüttelte an ihm, doch er wurde nicht mehr lebendig. Schließlich färbte sich ihr Gesicht rot vor Wut und ich hörte sie leise rufen:

    „Adolf, das hättest du nicht tun dürfen. Ich werde dir das heimzahlen, das schwöre ich dir!"

    Ich saß auf der Stufe des Unverpackt-Ladens neben dem Notarzt, der gerade den Totenschein ausstellte. Damit war es offiziell, dass Ivo Ković verstorben war: Ermordet durch Adolf Steiner.

    „Junge Dame, wie war dein Name?"

    „Lola Alvarez-Sanchez, ich bin die beste Freundin seiner Tochter."

    „Lola, du musst die Polizei verständigen, damit sie die Leiche hier abholen können. Ich werde jetzt deiner Freundin eine Beruhigungsspritze geben. Ich glaube, anders kann sie den Tod ihres Vaters nicht ertragen."

    „Ja, machen Sie das."

    Der Arzt nahm seine Arzttasche, öffnete sie und bereitete eine Beruhigungsspritze vor. Als die Kanüle gefüllt war, drehte er sich nach Marijana um. Da hörte ich ihn sagen:

    „Wo ist denn deine Freundin?"

    Ich drehte mich nach ihm um und sah, dass Marijana nicht mehr da war.

    „Sie ist wohl rein aufs Klo gegangen", log ich.

    Daraufhin gab der Arzt mir die Beruhigungsspritze. Er impfte mir nicht die Beruhigungsinjektion ein, sondern gab mir die Kanüle, damit ich sie Marijana injizieren konnte. Ich nahm die Kanüle entgegen und sagte zum Notarzt:

    „Fahren Sie schon mal los. Ich rufe die Polizei und werde ihr die Beruhigungsspritze geben." Dann packte der Arzt zusammen und gab mir den Totenschein.

    „Gut, dann auf Wiedersehen."

    Der Notarzt stieg in den Krankenwagen und fuhr davon.

    Daraufhin machte ich mich auf die Socken, äh auf die nackten Füße. Ich hatte dem Notarzt zwar gesagt, dass Marijana sich aufs Klo verzogen hätte. Doch ich kannte sie nur zu gut, um zu wissen, welchen Plan sie wirklich verfolgte. Ich eilte durch den Schnee und eilte dorthin, wo ich die Rechtsextremen vermutete. In Richtung Synagoge, da die Rechtsextremen Neo-Nazis wohl Reichsprogromnacht feierten. Ich musste nicht lange auf meinen nackten Füßen zum Erfolg durch den Schnee laufen. Schnell konnte ich Marijana und Adolf Steiner entdecken. Marijana hatte Adolf Steiner gegen den Gitterzaun an der Tunnelrampe der U-Bahnausfahrt Richtung Borsigplatz gepresst. Ich hätte auch so gehandelt, da ich diesem bösen Neo-Nazi für seine Schandtaten am liebsten dermaßen die Kickboxerin in mir präsentieren und ihn dermaßen krankenhausreif schlagen würde, dass er danach nicht mehr weiß, wo er seine Springerstiefel tragen muss, die ihm bestimmt im Mund anstelle der Zähne stecken. Und eins konnte mir dieser Nazi dann glauben: Nämlich, dass meine nackten Füße wesentlich solider und härter als seine Springerstiefel sind. Besonders jetzt, nachdem ich hatte mitansehen müssen, wie er den Vater meiner besten Freundin Marijana ermordert. Marijana hatte, wie bereits erwähnt, Adolf Steiner gegen den Gitterzaun an der Tunnelrampe der U-Bahnausfahrt Richtung Borsigplatz gepresst. Die Stelle kannten Marijana und ich zu gut, weil wir früher als kleine Chicas (Mädchen) dort immer mit der Straßenbahn in den Tunnel eingefahren waren.

    Nun brüllte Marijana Adolf Steiner dort an. Sie kochte so richtig vor Wut, während sie ihn anbrüllte. Sie kochte wie ein heißer Teekessel, aus dem gleich der Dampf rauskam. Ihr Kopf rauchte wie der Schornstein einer Dampflok und sie brüllte wie eine wilde Löwin:

    „Adolf, du Nazi-Sau! Du mieses Schwein! Du hast heute Abend das Geschäft meines Vaters zerstört und ihn umgebracht! Du hast mein Herz gebrochen!

    Dafür werde ich dir jetzt auch etwas brechen!"

    „Höre mal, Zigeunerhure, wir können über all das reden", stammelte Steiner.

    „Zigeunerhure?! Wen schimpfst du hier eine Zigeunerhure?! Mich, hä?! Jetzt zeige ich dir mal, was die Zigeunerhure kann!", schrie Marijana und trat auf Steiner ein.

    Sie prügelte auf ihn ein und schrie ihm ins Gesicht:

    „Du gemeiner Mörder, du mieses Schwein, du miese Nazi-Sau hast eine Nazi-Missetat zu viel begangen! Du hast meinen Vater auf dem Gewissen!

    Dafür werde ich dich…!"

    Und Marijana prügelte auf ihn ein. Steiner wehrte sich vergebens mit seinen Springerstiefeln gegen meine Freundin. Ich eilte auf die beiden zu, da packte Marijana Adolf Steiner am Schlaffittchen und ließ ihn über der Tunnelausfahrt baumeln:

    „Okay, ich habe dich schon verstanden, du schwarze Zigeunerin. Ich habe dir und deiner Zigeunerfamilie Unrecht getan. Sag mir, was ich tun kann, um das Malheur, was ich an deinem Zigeunervater begangen habe, wieder gut zu machen."

    „Das Malheur! Du nennst mich und meine Familie Zigeuner und den Mord an meinem Vater ein Malheur!", brüllte Marijana und sah ihn zornbebend an.

    Sie kochte und ihre Augen waren blutrot. Sie konnte nur noch knurren wie ein spanischer Kampfstier. Steiner hatte nicht bemerkt, dass sich hinter ihm eine Trennwand befand, die das Tunnelportal der dort auffahrenden U-Bahn-Linie 44 markierte. Marijana, zornbebend wie eine kleine Löwin, ließ ihn bereits über den U-Bahn-Gleisen schweben. Er zitterte vor Angs und wollte sich für die Missetat an Marijanas Vater entschuldigen und versprach ihr, sie in Ruhe zu lassen, wenn sie ihn wieder runterlassen würde. Marijana kochte noch immer vor Wut. Das spürte ich. Sie sah wohl den Mörder ihres Vaters mit einem großen Hass in die Augen. Dann erwiderte sie zornig:

    „Und ob, Steiner! Ich lasse dich wieder runter!"

    Da ließ Marijana ihn los. Steiner fiel die Oberleitung streifend auf die U-Bahn-Gleise der Linie 44. Gerade in diesem Moment kam ich auf die beiden zu und spürte die Erschütterungen unter meinen nackten Füßen. Ich sah mit Marijana über die Trennwand und sah, die U-Bahn-Linie 44 aus dem Tunnel über Steiners Körper fahren. Das Blut spritzte auf die Wände. Die U-Bahn-Linie fuhr drüber ohne zu bremsen. Sie bremste schon, aber erst dahinter.

    Auf den Gleisen lag Steiners toter Körper. Der Kopf war vom Rest des Körpers abgetrennt. Der übrige Körper lag in der Stellung eines Hakenkreuzes. Auf der Wand standen in blutroten Lettern die Worte „Ich war ein Nazi.

    Ich starb zurecht durch das Schwert der Gerechtigkeit."

    Zumindest empfand ich es so, dass dort diese blutroten Lettern standen. Marijana und ich sahen diese Worte mit großer Freude an.

    „Nun ist das Schwein da, wo es hingehört. In der Hölle bei den anderen großen Nazis wie Himmler, Goebbels und allen voran Hitler."

    „Marijana, auch wenn ich ihn ebenso wie du nicht leiden konnte, so Nazi wie der war, so hätte ich ihn sicherlich nicht umgebracht."

    „Weißt du, Lola, das Schwein hat meinen Vater auf dem Gewissen! Ich kann erst wieder ruhig schlafen, wenn ich es selbst tot sehen werde! Und jetzt ist es tot und ich bin sehr froh darüber! So, jetzt lass uns nach Hause gehen!"

    Marijana und ich gingen daraufhin zurück zu unserem Unverpackt-Laden, der Descalcería. Sie in ihren Winterstiefeln und ich auf nackten Füßen zum Erfolg durch den frischen Schnee. Marijana kam wieder runter und guckte mich wirklich sehr komisch an, wie ich das mit nackten Händen und Füßen aushielt, während sie Stiefel und Handschuhe trug. Sie konnte wohl nicht glauben, dass das entgegen den Erwartungen und Vorurteilen sehr angenehm ist. Ehrlich, barfuß durch den Schnee zu laufen, ist wirklich cool. Der Schnee fühlt sich wirklich angenehm weich wie Watte an, nur eben ein wenig nasser und man bekommt davon auch keine kalten Füße. Das erzähle ich zwar auch gerne meiner Freundin Marijana, doch sie will mir das nicht wirklich glauben. In mir lief nun ein unheimlicher Film, wie ich das der Polizei erzählen sollte, was eben an der U-Bahn-Ausfahrt vorgefallen war. Wir erreichten den Unverpackt-Laden.

    Wir blieben vor der Tür stehen und ich holte mein Handy und rief die Polizei. Diese eilte herbei. Ich zeigte ihr den Verstorbenen und den Totenschein. Einer der beiden Beamten war Polizeikommissar Meier. Sein Name stand auf dem Namensschild auf der Uniform, aber auf seiner Schulterklappe thronte nun ein silberner Uniformstern.

    Zwei Jahre zuvor war er noch Hauptmeister und der Polizist gewesen, dem ich meinen Box-Sack zu verdanken hatte. Ich erklärte Kommissar Meier und seinem Kollegen Schulz wie es zu diesem Mord kam:

    „Meine Freundin Marijana und ich waren Pizzen holen gegangen, während Marijanas Vater Ivo noch zurückblieb. Als wir ihn abholen wollten, tauchten die Neo-Nazis vor dem Laden auf und ihr Anführer Adolf Steiner beschimpfte ihn und wollte den Laden hier niederbrennen, wenn ich ihn nicht mit einer List verscheucht hätte. Leider hatte das Ivo nicht viel genützt, weil Adolf ihn niedergestochen hatte und dabei so sehr verletzt hatte, dass er noch seinen Verletzungen an Ort und Stelle erlag."

    „Also, Lola, sprach Polizeikommissar Meier, „du erinnerst mich an die Lola, die vor zwei Jahren uns dabei half, den Taschendieb zu schnappen.

    „Diese bin ich auch, Herr Kommissar."

    „Ah, dann kennen wir uns doch. Also Lola, du bist sehr mutig, aber gut, dass du dich nicht eingemischt hast. Die Nazis waren wirklich unberechenbar. Ihre Tat hier kann nur als Mord eingestuft werden, da das Motiv und die Hinterhältigkeit festgestellt sind. Sie werden wegen Mordes verfolgt. Ich werde sofort die Fahndung nach ihnen einleiten. Wir werden dann deine Freundin und dich nach Hause fahren."

    „Machen Sie das, Herr Kommissar, bringen Sie uns nach Hause."

    Ich nahm Ivo Kovićs Schlüssel und schloss den Unverpackt-Laden Descalcería ab. Dann nahm ich unsere Pizzen, die noch immer neben der Tür geparkt waren.

    „Ich hoffe, dass unsere Pizzen noch nicht kalt sind", sagte ich ein wenig lächelnd.

    Ich nahm meine Tasche, die Schlüssel und die Pizzen und Marijana und ich stiegen ins Polizeiauto. In der Zwischenzeit war auch schon ein Leichenwagen da gewesen und hatte sich der Leiche Ivo Kovićs angenommen. Marijana weinte noch immer bitterlich, um ihren jungen Vater, der sie so dramatisch vor ihren eigenen Augen verließ, aber sie war nicht mehr wütend, weil sie vor nicht allzu langer Zeit den Mörder ihres Vaters seinem ewigen Richter übergeben hatte. Doch ich presste ihr den Mund zu und schwieg auch selber. So schwiegen wir während der gesamten Fahrt. Die Polizei fuhr los und brachte uns zu unserem Doppelhaus in Hörde nahe der U-Bahn-Haltestelle Karl-Liebknecht-Straße. Die Polizei schellte bei Familie Ković. Marijanas Mutter Ivanka kam zur Tür und sah Marijana und mich mit den Pizzen in der Hand. Doch sie war ganz überrascht, dass sie anstelle ihres Mannes zwei Polizeibeamte sah.

    „Na so etwas, die Polizei, was will sie denn hier?

    Und wo ist mein Mann? Wo ist Ivo?"

    „Frau Ković, sprach Kommissar Meier. „Dürfen wir hereinkommen? Wir müssen ihnen leider eine traurige Meldung machen.

    „Oh, Gott, was ist passiert?"

    Die Polizeibeamten führte Marijana, ihre Mutter und mich in die Doppelhaushälfte. Während Meiers Kollege mit Marijana die Treppe zu Marijanas Zimmer ging, ging Kommissar Meier mit Marijanas Mutter ins Wohnzimmer.

    „Frau Ković, wir müssen ihnen leider die traurige Mitteilung machen, dass ihr Mann heute Abend Opfer eines Verbrechens wurde. Er wurde von Neo-Nazis ermordet."

    „Nein, nein, Herr Polizist, sagen Sie, dass das nicht wahr ist."

    „Doch, Frau Ković, es ist wahr."

    „Nein."

    Marijanas Mutter Ivanka brach in Tränen aus. Ich hatte alles mitgehört und eilte auf meinen nackten Füßen zum Erfolg zu ihr rüber.

    „Herr Kommissar, ich glaube, es ist besser, ich gehe mit Marijana und ihrer Mutter zu mir rüber. Dann können meine Familie und ich ihnen Trost spenden. Die Pizzen waren eh für uns alle gedacht."

    „Das ist eine gute Idee, Lola. Wir kommen mit rüber. Einer muss ihnen beibrigen, was passiert ist."

    Mir gefiel es, dass Kommissar Meier mit rüber kommen wollte. Ich wollte ihm gerne meine Pokale zeigen, die ich dem Bock-Sack zu verdanken hatte, den er mir wiederum im Namen der Dortmunder Polizei geschenkt hatte. In Gedanken fragte ich schon:

    „Möchten Sie auch noch kurz mit mir in mein Zimmer gehen, Kommissar Meier? Dann kann ich Ihnen nämlich den Box-Sack zeigen, den ich vor zwei Jahren, als Belohnung von Ihnen bekommen habe und was ich damit alles schon erreicht habe."

    Doch schnell verkniff ich mir diese Frage, da es unangepasst war und bei Marijana ankommen würde, als wäre ich herzlos und mich würde der Tod des Vaters meiner besten Freundin kalt lassen. Aber er ließ mich nicht kalt. Im Gegenteil: Ich trauerte mit Marijana voll und ganz mit. Gemeinsam mit Marijana, Ivanka und mir ging er rüber in die Doppelhaushälfte, die meine Eltern, mein kleiner Bruder Luis und ich gemeinsam bewohnten.

    Obwohl wir vier eine Familie waren, standen auf unserem Klingelschild drei Nachnamen, da das spanische Namenssystem nun einmal zwei Nachnamen pro Person vorsah, von dem einer von Vater und der andere von Mutter kam. So standen da die Namen J. Alvarez-Gomez, M. Sanchez-Garcia und Alvarez-Sanchez auf dem Klingelschild. Ich schloss auf und brachte Marijana, deren Mutter und die Polizeibeamten ins Haus. Zunächst schickte Kommissar Meier Luis auf sein Zimmer. Dann unterrichtete er zusammen mit seinem Kollegen Polizeimeister Schulz meine Eltern von dem Tod ihres Freundes Ivo. Sie brachen vor Kummer zusammen und ließen sich auf das Sofa plumpsen. Kommissar Meier sprach langsam und vorsichtig zu meinen Eltern und der Witwe Ivanka:

    „Wenn Sie Unterstützung in dieser schlimmen Situation brauchen, dann können wir Ihnen einen Polizeipsychologen oder einen Seelsorger empfehlen, sagte Kommissar Meier und legte zwei Visitenkarten auf den Tisch. „Wenn Sie wollen, unterrichten wir den Pfarrer der Gemeinde?

    „Sí, machen Sie das", antwortete Madre.

    Daraufhin nahm Kommissar Meier sein Telefon und rief beim Pfarrer an. Pfarrer Simon Segen eilte daraufhin herbei und leistete uns

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