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Nordseekrimi Teetied: Ein mitreißender Küstenkrimi mit spannenden Ermittlungen an der Nordsee - Krimi Empfehlung
Nordseekrimi Teetied: Ein mitreißender Küstenkrimi mit spannenden Ermittlungen an der Nordsee - Krimi Empfehlung
Nordseekrimi Teetied: Ein mitreißender Küstenkrimi mit spannenden Ermittlungen an der Nordsee - Krimi Empfehlung
eBook248 Seiten3 Stunden

Nordseekrimi Teetied: Ein mitreißender Küstenkrimi mit spannenden Ermittlungen an der Nordsee - Krimi Empfehlung

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Über dieses E-Book

Teetied – und sie haben so viel Zeit..

Als in Sankt Peter Ording das Leben erwacht, stolpert ein sterbender Mann vor die Füße der Passanten. Jede Hilfe kommt zu spät und die Rettungskräfte können nur noch den Tod des Obdachlosen feststellen. Valentine Herzog und ihr Partner Jannis Karlsson werden hinzugezogen, denn schon vor der Obduktion wird klar, dass das ein Fall für die Sondereinheit für besonders schwere Verbrechen und Serienmorde ist.

"Wieso sollte ein obdachloser Mann das Risiko eingehen, nachts überfallen zu werden, indem er eine gefälschte Rolex am Handgelenk trägt?" Herzog weiß, dass die teure Fälschung ein Zeichen sein muss – ein Zeichen, welches den Start einer Mordserie markiert. Trotz ihres bedrohten Privatlebens, in dem ein Stalker sie in Angst und Schrecken versetzt, macht sie sich gemeinsam mit ihrem Partner auf die Suche nach dem vermeintlichen Serientäter. Und sie soll recht behalten. Denn der Mann, den sie suchen, stellt bereits die nächste Uhr. Tick, tack – Wenn die Uhr verstummt, wird jemand sterben….

Also worauf warten Sie noch? Klicken Sie nun auf "In den Einkaufswagen" und lassen Sie sich an die Nordseeküste entführen!
SpracheDeutsch
HerausgeberPsiana Verlag
Erscheinungsdatum17. Nov. 2023
ISBN9783757605759

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    Buchvorschau

    Nordseekrimi Teetied - Liv Holm

    Prolog

    Valentine Herzog zog ihre Haustür hinter sich zu und lehnte sich mit geschlossenen Augen an die kühle Wand im Flur. Ihr Kollege Jannis Karlsson hatte sie noch gebeten, einen Cocktail mit ihm im Cafe Köm zu trinken, doch sie hatte abgelehnt. Ihr war jetzt nach einem heißen Bad zumute. Sie würde die Musik laut aufdrehen, um ihre Gedanken zu vertreiben und sich die steifen Muskeln vom warmen Wasser lockern zu lassen. Gerade erst hatten sie und Karlsson den Fall der „Nipptide-Morde" abgeschlossen – der erste Fall, in dem sie gegen einen Serientäter ermittelt hatten. Herzog hielt einen Moment inne, ließ den Kopf mehrmals in der Luft kreisen. Sie spürte die leichten Kopfschmerzen, die in der Nackengegend begannen und sich ihren Weg über den Hinterkopf bis in die Stirn bahnten. Für einen kurzen Augenblick gönnte sie sich die Erinnerung an den Moment, in dem sie und Karlsson sich verabschiedet hatten.

    Sie hatten sich umarmt und dabei eine Weile länger in der Umarmung verweilt, als es üblich war. Herzog hatte gespürt, dass dieser Fall sie und ihren Partner für immer miteinander verbinden würde. Er hatte ihr mit der Hand den Rücken entlanggestrichen und ihre Schultern fest gedrückt, bevor er sich mit einem Wangenkuss von ihr verabschiedet hatte.

    Herzog ließ das Badewasser einlaufen. Sie drehte den Wasserhahn vollständig nach links, sah, wie der Wasserstrom zu dampfen begann.  Herzog griff zu ihrem liebsten Badezusatz. Der Duft von Rosen und Sommer erfüllte den Raum. Für einen Moment schloss sie die Augen, spürte beim Einatmen die Luftfeuchtigkeit in ihrer Nase. Sie holte das Feuerzeug und zündete sich die Teelichter an, die sie für entspannende Abende nach herausfordernden Arbeitstagen stets im Badezimmerschrank bereithielt. Herzog strich die Kleidung ab, warf sie auf einen Haufen auf den Boden.

    Für einen Moment überlegte sie, welche Musik sie einstellen sollte, dann griff sie zum Handy, um die entsprechende Playlist herauszusuchen.

    In genau diesem Moment begann das Telefon in ihrer Hand, zu vibrieren. Sie sah die unterdrückte Nummer auf dem Display, stöhnte auf, wollte sie doch so schnell wie möglich in die Wanne. „Ja?", fragte sie, doch am anderen Ende blieb es still.

    „Hallo?, fragte sie erneut. Das Atmen drang wie ein undurchdringbarer Schleier durch den Hörer. „Hören Sie, wer ist denn da?, dieses Mal klang ihre Stimme genervt.

    Die Worte, die der Mann sprach, bevor die Leitung tot war, waren lediglich ein Flüstern: „Ich sehe dich. Ich beobachte dich. Ich weiß, was du tust."

    Kapitel 1

    Der Mann legte seine Jacke auf den Fußboden, strich sie glatt und setzte sich dann mit seinem ganzen Körper darauf – so, wie er es immer tat, wenn es warm genug war, um im Pullover zu schlafen. Denn Jacken mussten beschützt werden.

    „Ey Alter, leg‘ dich woanders hin und stink‘ dort die Gegend voll", hörte er die Stimme des Jugendlichen. Die anderen, die um ihn herum versammelt standen, johlten auf. Doch der Mann reagierte nicht. Er war es gewohnt, dass die Menschen sich über ihn lustig machten. Verstohlen versuchte er, die restlichen Haare, die er noch hatte, auf dem Kopf zu richten. Schon immer hatte er Wert darauf gelegt, nicht allzu sehr zu verwahrlosen. Doch das Leben auf der Straße war hart und kennzeichnend – selbst an dem Urlaubsort Sankt Peter Ording, an den die Menschen reisten, um sich etwas Gutes zu tun.

    Ganz ruhig legte der Mann sich in die kleine Lücke zwischen einer Bank und der Hauswand. Wie jeden Abend versuchte er, unsichtbar zu werden, kein Aufsehen zu erregen.

    „Entschuldigung?, hörte er die freundliche Männerstimme. Auch dieses Mal gab er keine Antwort. Er machte sich ganz klein, versuchte, in der Lücke zwischen der Bank und der Hauswand zu verschwinden. Seine Atmung ging flach und er schloss die Augen, in der Hoffnung, nicht gemeint zu sein. „Entschuldigen Sie?, fragte die Stimme erneut, dieses Mal deutlich näher. Der Mann lugte vorsichtig über die Bank hinweg und erkannte einen jungen Mann, der ihn freundlich ansah: „Möchten Sie noch etwas zu Abend essen, bevor sie schlafen?"

    Der ältere Mann sah sein Gegenüber skeptisch an. Die lilagefärbten Haare standen in Stacheln vom Kopf ab, eine silberglänzende Kette zog sich vom geweiteten Ohrloch bis zum Nasenpiercing. Hose und Shirt hingen weit am Körper hinunter und die Füße steckten in schwarzen Tretern.

    „Engen die Schuhe deine Füße nicht ein?", in dem Moment, in dem der Mann den Satz aussprach, schämte er sich bereits dafür. Er hatte so lange nicht mehr mit Menschen gesprochen, dass er offenbar verlernt hatte, wie es funktionierte. Er senkte den Kopf, wollte sich schon entschuldigen, doch der Punk begann, zu lachen.

    „Meine Füße haben sich dran gewöhnt, meinte er schulterzuckend und hakte nach, „Wie ist es nun mit Essen? Haben Sie Hunger oder nicht?

    Noch immer konnte der Mann nicht aus seiner Haut. Er spürte das Zwicken in der Magengegend. Es musste Stunden her sein, dass er zuletzt ein hartgewordenes Brötchen gegessen hatte. Und doch war da das Gefühl, am Boden festzukleben und niemals mehr aufstehen zu können. Freundlichkeit hatte er so lange nicht mehr erlebt, dass es einen Haken geben musste. Je mehr der Mann versuchte, eine Antwort zu geben, desto mehr schien diese in seinem Halse steckenzubleiben. Der Punk zuckte die Schultern: „Ich hole mir jetzt jedenfalls Burger und Pommes. Ich bringe Ihnen einfach was mit, dann können Sie schauen, ob Sie etwas essen wollen."

    Der Mann sah dem Punk hinterher, beobachtete, wie dieser in das Restaurant trat. Er konnte den Blick nicht vom Eingang abwenden, ging fest davon aus, dass er wieder einmal enttäuscht würde – dass der Punk ihm aus der Ferne vielleicht noch lachend mit der Mahlzeit in der Hand zuwinken würde. Als er erkannte, dass der junge Mann Wort hielt, stiegen ihm die Tränen in die Augen. Verstohlen wischte er sie fort, wollte nicht, dass der Punk seine Rührung erkannte. So viel Leid hatte er erfahren – Leid, Schmerzen und Häme. Er zog sein Shirt glatt, richtete seine Haare. Aus der Ferne sah er dem jungen Mann für einen kurzen Moment in die Augen, bevor er den Blick erneut senkte. Der junge Mann stellte Burger, Pommes und Softgetränk vor ihn auf die Bank. Aus dem Augenwinkel nahm der Obdachlose wahr, wie er sich mit einem Kopfnicken verabschieden wollte.

    „Ich weiß, wie es ist, wenn jeder so tut, als wäre man nicht da, weil man nicht zur Gesellschaft passt. Irgendwann denkt man, dass man von niemandem mehr gesehen wird", sagte der Punk und wandte sich von dem älteren Mann ab.

    Doch der Mann wurde gesehen – und das schon seit Tagen. Auch in diesem Moment, in dem ein Fremder am anderen Ende des Platzes saß und dem Mann beim Essen zusah.

    Kapitel 2

    „Verdammt nochmal, das gibt es doch nicht!", Valentine Herzog knallte ihr privates Handy auf den Schreibtisch. Sie strich sich die dunklen Strähnen, die sich wieder einmal aus ihrem Zopf gelöst hatten, aus der Stirn und schloss für einen Moment die Augen. Gedankenverloren fasste sie sich über die Stelle an ihrem Ringfinger, an der bis vor Kurzem ihr Ehering gesessen hatte. Sie betrachtete den feinen Strich, der ein wenig heller war als der Rest der Haut. Noch immer verstand sie nicht, wie sehr sich ihr Ehemann in so kurzer Zeit verändert hatte.

    „Theo?, fragte ihr Kollege Jannis Karlsson, der bei dem lauten Knall zusammengezuckt war. Herzog zuckte mit den Schultern: „Ich habe beim besten Willen keine Ahnung, woher die Nachrichten sonst stammen könnten. Aber meine Kontaktpersonen haben Theo im Auge und sind fest davon überzeugt, dass er seit Monaten keinen Zugriff mehr auf ein Smartphone hat.

    Valentine Herzog hatte ihren Ehemann während des vergangenen Falles angezeigt, nachdem er sie eines Abends brutal und heimtückisch beim Betreten der gemeinsamen Wohnung zusammengeschlagen hatte. Theo Herzog war noch nie der charmante Bilderbuchehemann gewesen, von dem die meisten Mädchen in jungen Jahren träumen. Er hatte schon immer eine raue Ader und den Hang zum Cholerischen. Und doch hatte Valentine Herzog sich in ihn verliebt und ihn nach wenigen gemeinsamen Jahren schließlich geheiratet. Ihre Ehe war ein Auf und Ab gewesen, mit den klassischen Höhen und Tiefen, die wohl jede Ehe mit sich bringt. Und dennoch war ihr Mann nie aggressiv gewesen – bis der Umzug nach Sankt Peter Ording anstand. Die Ermittlerin hatte ein Angebot erhalten, welches sie unmöglich hätte ausschlagen können. Mit ihrer besonders feinfühligen Art, die sie ihrer Hochsensibilität verdankte, war sie prädestiniert für den Posten, der in diesem wunderschönen Kurort gerade erst eingeführt worden war. Sie wollte ihn unbedingt haben – den Job als Ermittlerin einer Sondereinheit, die für besonders schwere Mordfälle rund um die Nordseeküste ins Boot geholt wurde.

    Anfangs hatte Theo zugestimmt und dem Neubeginn ebenfalls entgegengefiebert. Die Stimmung war jedoch gekippt, als der selbstständige Malermeister in der neuen Heimat keine Aufträge mehr erhielt. Theo Herzog hatte sich mehr und mehr zu einem unzufriedenen und schließlich aggressiven Mann entwickelt. Die Ermittlerin hatte ihn aus der gemeinsamen Wohnung geworfen, als er sie zum ersten Mal körperlich angegangen hatte. Doch das hatte nichts genützt. Als sie eines Abends nach der Arbeit heimgekommen war, hatte der erste Schlag gesessen. Er war so fest gewesen, dass sie keine Chance mehr gehabt hatte, die folgenden Schläge und Tritte abzuwehren. Es war ihr Glück gewesen, dass ihr Partner Jannis Karlsson die Eskalation erwartet und sie unwissend abendlich nach Hause begleitet hatte. Er war es gewesen, der Theo Herzog überwältigt und den Notarzt gerufen hatte. Inzwischen war Herzogs Noch-Ehemann zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren und vier Monaten verurteilt worden, von denen er rund sechs Monate bereits abgesessen hatte. Herzog spürte, wie sie bei dem kurzen Flashback errötete. Sie schämte sich für die Verletzlichkeit, die sie an diesem Abend gefangen genommen hatte, ebenso wie für die Tatsache, dass ihr Kollege sie so gesehen hatte.

    „Die wievielte Nachricht ist das jetzt?, fragte Karlsson, doch Valentine Herzog schüttelte den Kopf: „Inzwischen wird es dreistellig sein. Seit dem ersten Anruf vor einem halben Jahr bekomme ich wöchentlich mehrere neue Nachrichten. Ich kann froh sein, dass ich mein privates Handy überhaupt noch nutzen darf. Wenn es nach Hagedorn ginge, hätte ich längst eine neue Nummer. Dabei habe ich wohl schon Schlimmeres erlebt als einen Idioten, der mir Angst machen möchte. Herzog spürte, wie sich die Maske ganz automatisch über ihr Gesicht legte. Ohne Pause sprach sie weiter: „Mein Handy musste ich natürlich dennoch prüfen lassen. Allerdings hatte die IT keine Chance, zurückzuverfolgen, von wo aus die Nachrichten gesendet werden. Wie so oft, wenn es sich um Stalking handelt, liegt der Ursprung irgendwo außerhalb von Europa und springt wild zwischen mehreren Orten hin und her. Unser Schreiber ist technisch auf jeden Fall versiert – was im Grunde gegen Theo spricht, weil der schon Probleme hatte, bei den Abrechnungen das Excel-Programm zu bedienen. Ist aber nicht weiter wichtig. Mich schockt so schnell nichts mehr."

    Mit einem Schulterzucken hielt Herzog ihrem Kollegen das Display ihres Telefons hin. Wenn du dich beobachtet fühlst, dann drehe dich ruhig um. Denn ich sehe dich, mein Mädchen! Ich bin immer für dich da.

    Kapitel 3

    Der Mann gab ein wohliges Seufzen von sich. Nach den heißen Sommertagen waren die lauen Nächte eine Wohltat. Eine sanfte Brise, die vom Meer herrührte, wehte ihm um die Nase. Der Mann roch das salzige Wasser, mit dem er sich täglich mehrmals erfrischte, um nicht allzu sehr wie das zu wirken, was er nach mehreren Jahren Straße geworden war – ein obdach- und mittelloser, alter Mann. Einen kurzen Moment gestattete er sich, an das „Früher" zu denken. Sein halbes Leben lang hatte er hart gearbeitet, genügend Geld verdient, um seine Frau und seine Tochter zu ernähren. Der Mann schloss die Augen, als er sich die blonden, im Wind verwehenden Locken seines Kindes in den Sinn rief. Und das Lächeln seiner Frau, es war so ansteckend gewesen. Doch dann war sein Mädchen krank geworden. Sie hatte stumm gelitten und ihr Leid ertragen. Der Mann und seine Frau waren da, so gut sie konnten. Als herkömmliche Medizin nicht griff, hatten sie es mit etlichen, teuren alternativen Heilmethoden versucht. Der Mann spürte den Kloß im Hals, die Verzweiflung, die von ihm Besitz ergriff, als er daran dachte, wie er und seine Frau das kleine Mädchen beim Sterben begleitet hatten. Und wie er dann alleine zurückgeblieben war, nachdem seine Frau sich entschlossen hatte, der gemeinsamen Tochter hinterher zu reisen. Er war gebrochen gewesen und dieser Zustand hatte angehalten. Der Mann hatte nicht das Wertvollste verloren, als er auf der Straße landete – er hatte alles verloren, lange bevor er aus seiner Wohnung auszog.

    „Aufwachen Prinzessin!", es war nicht die Stimme, die ihn weckte. Es war der Eimer Wasser, der über ihm ausgeschüttet wurde. Mit einem Ruck setzte er sich auf, versuchte, zu verstehen, was geschah. Er sah den Fremden mit der schwarzen Skimaske, spürte das Wasser, das durch seine Kleidung hindurchsickerte und ihn erschaudern ließ. Er riss die Augen auf, wusste sofort, dass er sich nicht in der klassischen Situation befand, die er bereits kannte. Es handelte sich keineswegs um einen scherzhaften Angriff halbwüchsiger Jungen, denen er ein Dorn im Auge war. Dieser Mann mit der Maske wollte sich keinen übergriffigen Spaß mit ihm erlauben – er wollte mehr. Der Obdachlose sah es in den Augen, die durch die Maske hindurchblickten. Sie waren eisig, gefühllos und kalt.

    „Gut geschlafen, Prinzessin?", der Maskierte legte den Kopf schief. Der Mann versuchte unbeholfen, aufzustehen, Adrenalin schoss durch seinen Körper und doch war er nicht schnell oder stark genug, um dem Maskierten etwas entgegenzusetzen. Ein brennender, dumpfer Schmerz durchfuhr ihn, als der Fremde sich mit seinem gesamten Gewicht auf sein Bein stellte. Es war das Bein, welches mit offenen Wunden übersät war und dessen Wundflüssigkeit das Hosenbein mehr und mehr verklebt hatte. Der Mann schrie auf, hielt sich die Stelle, die sich wie ein Feuer in ihm ausbreitete, bettelte den Maskierten an, doch es half nichts. Der Obdachlose sah sich zu allen Seiten um, doch mitten in der Nacht unter der Woche war hier keine Hilfe zu erwarten. Schließlich war es die Menschenleere, die ihn diesen Ort als Übernachtungsmöglichkeit hatte auswählen lassen.

    „Bitte, bettelte der Mann, „Bitte. Ich will nicht sterben. Ihm war nicht klar, woher er wusste, dass der Fremde ihn umbringen will. Und dennoch hatte er keinen Zweifel, dass das sein Plan war. So oft der Mann auch über die Sinnlosigkeit seines Daseins nachgedacht hatte, wollte er keineswegs sterben. Schon gar nicht, nachdem er nach so vielen Jahren endlich wieder Vertrauen aufgebaut hatte. Inzwischen hatte er sich an den jungen Punk, der ihm nun regelmäßig warme Mahlzeiten brachte, so sehr gewöhnt. Er hätte ihm so gerne noch gesagt, wie dankbar er ihm war.

    Doch noch immer erkannte der Mann keine Regung in den Augen des Maskierten. „Keine Sorge, flüsterte er, der noch immer auf dem schmerzenden Bein des Obdachlosen stand, „Ich werde dich jetzt nicht umbringen.

    Die Worte standen im völligen Gegensatz zu den Augen des Maskierten, um die sich nun kleine Lachfältchen gebildet hatten. Der Obdachlose heulte auf, als der Fremde mit einem letzten Rucken von seinem Bein hinabstieg und sich zu ihm hockte. Er war vollkommen unfähig, etwas anderes zu tun, als sein vor Schmerzen glühendes Bein zu umklammern. Der reißende Schmerz ließ seine Sinne schwinden, die Welt vor seinen Augen verschwamm. Fast ohnmächtig vor Schmerz konnte er die Bewegungen des Mannes kaum noch wahrnehmen. Die Stimme, die nun dicht an seinem Ohr war, hörte er jedoch laut und deutlich:

    „Du hast noch eine ganze Nacht als lebender Mann vor dir."

    Kapitel 4

    Valentine Herzog hörte die Stimmen von Jannis Karlsson und Michael Hagedorn bereits, bevor diese das Büro betraten. Der Leiter des Morddezernats klang aufgeregt und sprach einen Hauch schneller als sonst. Seufzend schaltete Herzog ihr privates Handy, auf dem sich bisher noch keine Nachricht eingefunden hatte, aus. Anhand des Tonfalls und der Sprechgeschwindigkeit ihres Chefs konnte sie ausmachen, dass ihre volle Aufmerksamkeit gefordert wurde. Heute würde sie keine Akten bearbeiten, alte Fälle analysieren und recherchieren. Heute würde ein neuer Fall reinkommen.

    „Was haben wir?", fragte sie, als Hagedorn und Karlsson das Büro betraten. Hagedorn blieb für einen Moment stehen, schüttelte den

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