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Eine Zigeunerhochzeit und eine Schottische Beerdigung
Eine Zigeunerhochzeit und eine Schottische Beerdigung
Eine Zigeunerhochzeit und eine Schottische Beerdigung
eBook212 Seiten2 Stunden

Eine Zigeunerhochzeit und eine Schottische Beerdigung

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Über dieses E-Book

Francisco Angulos neuer Roman "Eine Zigeunerhochzeit und ein schottisches Begräbnis" ist ein Meisterwerk des magischen Realismus, das sowohl den gelegentlichen Leser als auch den Literaturwissenschaftler gleichermaßen verzaubern wird. Angulo erweist sich als ebenbürtiger Mitstreiter solcher Autoren wie Gabriel García Márquez und Julio Cortázar in seiner Gabe, Alltägliches und Fantastisches auf so natürliche Weise zu vermischen.

Die Handlung folgt den Missgeschicken von Agustín, einem angehenden Schriftsteller, der in Armut in einem Madrider Vorort lebt, und seinem eigentümlichen Freund Luisito, der immer irgendeinen abwegigen Plan schmiedet, um schnell reich zu werden. Als Luisito Agustín in eine Scheinehe mit einer somalischen Einwanderin namens Marilyn verwickelt, entfaltet sich eine urkomische Kette absurd-phantastischer Ereignisse.

Was Angulo als wahren Erzählmeister auszeichnet, ist seine Geschicklichkeit, mit der er zahlreiche komische und dramatische Elemente kunstvoll miteinander verflechtet, ohne dabei den roten Faden zu verlieren. Jede Szene, so aberwitzig sie auch sein mag, geht organisch aus der vorherigen hervor. Wenn das Trio zum Beispiel gezwungen ist, vor der Polizei vom Flughafen zu fliehen, landen sie aus Versehen auf einer Zigeunerhochzeit und dann bei einer schottischen Totenwache.

Angulo beherrscht die Sprache meisterhaft und wechselt mühelos zwischen poetischer Prosa und derben Madrider Umgangssprache. Auch die Charakterzeichnung ist virtuos, die Figuren sind archetypisch und doch einzigartig schrullig.

Eine der größten Leistungen des Romans ist die Humanisierung randständiger Figuren wie Luisito, einem gerissenen Gauner aus der Madrider Unterwelt mit einem Herz aus Gold. Die Freundschaft zwischen ihm und dem introvertierten Agustín scheint donquichotteske Anklänge zu haben. Auch dass Angulo Klischees vermeidet, wenn er die Roma porträtiert und stattdessen liebenswerte, aber glaubwürdige Figurenzeichnungen bietet, ist gelungen.

Die absurden Situationen, in die die Protagonisten geraten, könnten in leeren, absurden Humor abgleiten, offenbaren hier aber immer tiefergehende Wahrheiten über die menschliche Existenz. Wenn Agustín Panikattacken erleidet und denkt, er stirbt, können wir uns mit seinen irrationalen Ängsten identifizieren. Sogar die Killer, die Marilyn verfolgen, haben ihre verborgenen Motive.

Alles in allem kann sich Angulo mit "Eine Zigeunerhochzeit und ein schottisches Begräbnis" durchaus neben die Meister des magischen Realismus stellen, ohne als Nachahmer zu erscheinen. Seine agile, lyrische Prosa, seine überschäumende Fantasie und sein mitfühlender Blick machen diesen Roman zu einer Feier der Wunder und Nöte des Lebens.

Ich empfehle nachdrücklich, sich auf Angulos Universum einzulassen. Auch wenn die fantastischen Elemente unwahrscheinlich scheinen, atmen seine Figuren eine zutiefst bewegende Authentizität. Nach der Lektüre dieses Romans wird die reale Welt anders aussehen, geheimnisvoller, poetischer. In seinen Seiten ist das Wesen des Menschseins eingefangen.

 

 

 

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum21. Okt. 2023
ISBN9798223706496
Eine Zigeunerhochzeit und eine Schottische Beerdigung
Autor

Francisco Angulo de Lafuente

Francisco Angulo Madrid, 1976 Enthusiast of fantasy cinema and literature and a lifelong fan of Isaac Asimov and Stephen King, Angulo starts his literary career by submitting short stories to different contests. At 17 he finishes his first book - a collection of poems – and tries to publish it. Far from feeling intimidated by the discouraging responses from publishers, he decides to push ahead and tries even harder. In 2006 he published his first novel "The Relic", a science fiction tale that was received with very positive reviews. In 2008 he presented "Ecofa" an essay on biofuels, whereAngulorecounts his experiences in the research project he works on. In 2009 he published "Kira and the Ice Storm".A difficultbut very productive year, in2010 he completed "Eco-fuel-FA",a science book in English. He also worked on several literary projects: "The Best of 2009-2010", "The Legend of Tarazashi 2009-2010", "The Sniffer 2010", "Destination Havana 2010-2011" and "Company No.12". He currently works as director of research at the Ecofa project. Angulo is the developer of the first 2nd generation biofuel obtained from organic waste fed bacteria. He specialises in environmental issues and science-fiction novels. His expertise in the scientific field is reflected in the innovations and technological advances he talks about in his books, almost prophesying what lies ahead, as Jules Verne didin his time. Francisco Angulo Madrid-1976 Gran aficionado al cine y a la literatura fantástica, seguidor de Asimov y de Stephen King, Comienza su andadura literaria presentando relatos cortos a diferentes certámenes. A los 17 años termina su primer libro, un poemario que intenta publicar sin éxito. Lejos de amedrentarse ante las respuestas desalentadoras de las editoriales, decide seguir adelante, trabajando con más ahínco.

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    Buchvorschau

    Eine Zigeunerhochzeit und eine Schottische Beerdigung - Francisco Angulo de Lafuente

    Vorwort

    Francisco Angulos neuer Roman Eine Zigeunerhochzeit und ein schottisches Begräbnis ist ein Meisterwerk des magischen Realismus, das sowohl den gelegentlichen Leser als auch den Literaturwissenschaftler gleichermaßen verzaubern wird. Angulo erweist sich als ebenbürtiger Mitstreiter solcher Autoren wie Gabriel García Márquez und Julio Cortázar in seiner Gabe, Alltägliches und Fantastisches auf so natürliche Weise zu vermischen.

    Die Handlung folgt den Missgeschicken von Agustín, einem angehenden Schriftsteller, der in Armut in einem Madrider Vorort lebt, und seinem eigentümlichen Freund Luisito, der immer irgendeinen abwegigen Plan schmiedet, um schnell reich zu werden. Als Luisito Agustín in eine Scheinehe mit einer somalischen Einwanderin namens Marilyn verwickelt, entfaltet sich eine urkomische Kette absurd-phantastischer Ereignisse.

    Was Angulo als wahren Erzählmeister auszeichnet, ist seine Geschicklichkeit, mit der er zahlreiche komische und dramatische Elemente kunstvoll miteinander verflechtet, ohne dabei den roten Faden zu verlieren. Jede Szene, so aberwitzig sie auch sein mag, geht organisch aus der vorherigen hervor. Wenn das Trio zum Beispiel gezwungen ist, vor der Polizei vom Flughafen zu fliehen, landen sie aus Versehen auf einer Zigeunerhochzeit und dann bei einer schottischen Totenwache.

    Angulo beherrscht die Sprache meisterhaft und wechselt mühelos zwischen poetischer Prosa und derben Madrider Umgangssprache. Auch die Charakterzeichnung ist virtuos, die Figuren sind archetypisch und doch einzigartig schrullig.

    Eine der größten Leistungen des Romans ist die Humanisierung randständiger Figuren wie Luisito, einem gerissenen Gauner aus der Madrider Unterwelt mit einem Herz aus Gold. Die Freundschaft zwischen ihm und dem introvertierten Agustín scheint donquichotteske Anklänge zu haben. Auch dass Angulo Klischees vermeidet, wenn er die Roma porträtiert und stattdessen liebenswerte, aber glaubwürdige Figurenzeichnungen bietet, ist gelungen.

    Die absurden Situationen, in die die Protagonisten geraten, könnten in leeren, absurden Humor abgleiten, offenbaren hier aber immer tiefergehende Wahrheiten über die menschliche Existenz. Wenn Agustín Panikattacken erleidet und denkt, er stirbt, können wir uns mit seinen irrationalen Ängsten identifizieren. Sogar die Killer, die Marilyn verfolgen, haben ihre verborgenen Motive.

    Alles in allem kann sich Angulo mit Eine Zigeunerhochzeit und ein schottisches Begräbnis durchaus neben die Meister des magischen Realismus stellen, ohne als Nachahmer zu erscheinen. Seine agile, lyrische Prosa, seine überschäumende Fantasie und sein mitfühlender Blick machen diesen Roman zu einer Feier der Wunder und Nöte des Lebens.

    Ich empfehle nachdrücklich, sich auf Angulos Universum einzulassen. Auch wenn die fantastischen Elemente unwahrscheinlich scheinen, atmen seine Figuren eine zutiefst bewegende Authentizität. Nach der Lektüre dieses Romans wird die reale Welt anders aussehen, geheimnisvoller, poetischer. In seinen Seiten ist das Wesen des Menschseins eingefangen.

    „ICH MUSSTE VIERZEHN Schauerromane schreiben, bevor ich einen humoristischen Roman schreiben konnte."

    So begann das Vorwort des Romans. Nichts in Agustíns Leben war einfach gewesen. Er hatte seit seinem fünfzehnten Lebensjahr gearbeitet und wusste nur zu gut, was es hieß, sich jeden Peseta hart zu verdienen. Anders als die meisten Leute vielleicht dachten, litt man auch in den sogenannten Ersten-Welt-Ländern Hunger, auch wenn man vielleicht nicht daran starb, denn man konnte ja immer irgendwie überleben mit hartem Brot oder wie Agustín die letzten zwei Jahre mit Nudeln, die mit etwas Tomatensoße übergossen waren, nichts Besonderes, keine Wurst, kein Markentomatenketchup. Hier sterben die Leute vielleicht nicht vor Hunger, aber vor Depressionen und Ekel...

    Umgeben von armen Teufeln, Alkoholikern, Drogensüchtigen, Dealern fühlte er sich doch bei seinesgleichen, denn er hatte gesehen, wie diese Unglücklichen fähig waren, einem die Brieftasche zu stehlen, nur um dann das Geld für Essen für die Kinder der Nachbarn auszugeben. Als bei der Familie im Erdgeschoss mitten im Winter der Strom abgestellt wurde, warf Luisito, der Dealer aus dem vierten Stock, der mit in Öl getunktem Brot, Billigwein aus dem Tetrapak und afrikanischen Zigaretten überlebte - der Hanfverkauf brachte ja nicht mehr ein - einen Schlauch aus seinem Fenster in den vierten Stock runter in den ersten, um seinen Strom zu teilen.

    Oft erinnerte er sich an das, was ihm ein Feldwebel gesagt hatte, als er zum Wehrdienst eingezogen wurde:

    Keine Sorge wegen der Einweihungsriten, hier spielen wir die fiesen Streiche.

    Wenn die Schläge von innen kommen, wenn der Feind die eigene Regierung ist, dann schließen sich Randgruppen und Unterdrückte wie Geschwister zusammen. Die Hölle ist gemütlicher, wenn die Teufel dich in die Familie aufnehmen.

    Ein Sonnengruß mit billigem Wein: Der Neujahrsvorsatz des Drogenabhängigen, Alkoholikers, Dealers, Diebes und der Prostituierten, ein neues Leben zu beginnen. Aber niemand entkommt der Hölle, nur vielleicht Dante Alighieri in der Göttlichen Komödie, und das war ja Fiktion, ein Roman, eine Komödie.

    Kapitel 1

    Der Flughafen

    Madrid

    1988

    Ich war auf dem Weg zum Flughafen Barajas in Madrid, um meine Frau abzuholen, die mit einem Langstreckenflug aus dem Ausland kam. Ich war nervös, denn ich hatte sie noch nie gesehen, und obwohl auf dem Papier alles einfach schien, wurde es in Wirklichkeit komplizierter, als ich gedacht hatte.

    Luisito hatte sich angeboten, mich in seinem alten Kleintransporter mitzunehmen. Mehr als mir einen Gefallen zu tun, wollte er sichergehen, dass alles glatt lief, denn er bekam eine Provision für die Heiratsformalitäten. Ich nehme an, er hatte Angst, dass ich im letzten Moment kneifen könnte.

    Der kleine Titan Twin Bell Wecker klingelte seine messingenen Glocken, früh um sechs. Ich stand zeitig auf, um meine Rituale zu beginnen und metholodisch jeden Schritt zu befolgen, damit mich die Nerven nicht übermannten. Zum Frühstück trank ich Lindenblütentee mit einer trockenen Toastscheibe, kein Koffein oder Milchprodukte, ich wollte keine Magenschmerzen oder Durchfall riskieren. Ich brauchte Zeit zum Wachwerden, merkwürdigerweise wache ich zwar leicht auf, aber bis mein Vegetativsystem in Gang kommt, dauert es mindestens eine Stunde. Mein Geist funktioniert schon, aber mein Körper noch nicht, wie man so sagt, ich spüre weder Kälte noch Wärme. Da ich seit meiner Kindheit unter solchen Anfällen litt, hatte ich mir eine Methode, eine Vorgehensweise zurechtgelegt, um meinen Organismus zum Hochfahren zu zwingen.

    Luisito frühstückte schon unten im New York Café, wie ich den schäbigen Laden in diesem heruntergekommenen Viertel immer fand.

    Na, mein Bester? 'nen Kaffee? Los, heute geht's auf meine Rechnung, du heiratest ja... Er lachte schon für sich allein. Mir wurde schlecht im Magen.

    Wir fingen gut an, ich war gerade aus dem Haus, nach zwei Stunden Vorbereitung, und das Einzige, woran ich denken konnte, war, dass es nicht gut ausgehen würde. Mit Glück würde ich nur ein paar Stunden auf dem Revier verbringen und dann mit einer Geldstrafe nach Hause gehen. Ich sah mich schon vor dem Richter überlegen, wie ich mich verteidigen sollte. Würde es als Menschenhandel gelten? Betrug am Staat? Vielleicht etwas mit Ausbeutung von Frauen? Ich glaube nicht, dass die Frauenrechtsgruppen das sehr witzig fänden.

    Ach was, lass den Kopf nicht hängen, los, trink einen Schnaps. Das wird schon. Statt mir zu helfen, wenn jemand anfing mich zu fragen, wie es mir ging, oder sagte, ich sähe blass aus, löste das eine unkontrollierte Kettenreaktion aus, von der ich nie wusste, wie sie enden würde.

    Luisito hatte nur zwei Sorgen: dass ich seinen Transporter vollkotze und meinen Teil der Abmachung nicht einhalte. Mit Sicherheit hatte er das Geld schon für eines seiner aberwitzigen Geschäfte ausgegeben. Einmal hatte er einen Wagen mit Hotdogs, einmal verkauften wir Barbies am Strand, dann die Gelegenheitsjobs und der Hanfanbau und -verkauf... Er konnte genauso gut einen gebrannte Mandelstand aufmachen wie einen Kindergarten. Wie man so sagt, ein Macher, und früher wie heute war das Einzige, was er erreichte, Zeit, Geld und Geduld zu verlieren. Aber genauso wie ich nicht davon abließ, eines Tages Schriftsteller zu werden, war er schon in ein neues Projekt vertieft, noch bevor das alte den Bach runterging, mit Begeisterung, sehr viel Begeisterung.

    Diesmal klappt's, jetzt wird's was, damit mach ich Kohle! Wie oft hatte ich ihn das sagen hören, fassungslos, ohne aufzuhören von seinem neuen Plan zu reden, mit einem so besessenen Gesicht, dass es Angst machte.

    Ich weiß nicht, wie ich es geschafft habe, ohne zu kotzen am Flughafen anzukommen. Jetzt musste ich mich nur noch darauf konzentrieren, die Toiletten im Auge zu behalten. Oft, wenn ich in ein Kaufhaus oder einen Bahnhof ging, prägte ich mir alle Wegweiser ein, um den schnellsten Weg zur nächsten Toilette zu finden.

    1988 war der Flughafen noch nicht so überfüllt, Billigflieger und Reisebüros an jeder Ecke gab es noch nicht. Der Parkplatz war bis auf ein paar Autos hier und da unter den Wellblechunterständen ziemlich leer. Wir parkten so weit wie möglich vom Eingang entfernt, denn es war besser, wenn man uns aus dem Transporter steigen sah. Ich hatte die schwarze Samthose und das weiße Hemd an, das ich auf der Hochzeit meiner Cousine Amparo getragen hatte. Ich dachte mir, wenn ich schon meine Frau abhole, dann wenigstens gut gekleidet und herausgeputzt. Luisito trug die immergleiche Mischung aus Rocker und Heavy Metal: Cowboystiefel, ausgewaschene blaue Jeans, schwarzes Hemd und eine dicke Goldkette mit einem Christus um den Hals. Erbstück von seinem Vater, nachdem der sich mit Ginebra Larios, Celtas Cortos Zigaretten und Camarón de la Isla Schallplatten zu Tode gesoffen hatte. Das war das Einzige, was ihm blieb.

    Auf der Straße vor dem Eingang stand eine lange Schlange Taxis, die meisten Fahrer standen zusammen und plauderten gelassen, obwohl immer wieder Streit ausbrach, weil jemand die Reihe nicht eingehalten oder einem anderen die Kunden vor der Nase weggeschnappt hatte.

    Jetzt konnte man schon das Dröhnen der Düsentriebwerke der landenden und startenden Flugzeuge hören und spüren.

    Als wir noch zusammen Gelegenheitsjobs machten, hielten wir oft am Flugfeld Cuatro Vientos, um Starts und Landungen zu beobachten. Luisito war fasziniert von allem, was mit Fliegerei zu tun hatte, aber Pilot konnte man nur werden, wenn man viel Geld hatte, also blieb es für ihn ein unerreichbarer Traum. Das Leben wäre ganz anders, wenn wir in einer anderen Gegend oder Familie geboren wären. Aber man kann sich nicht aussuchen, wo man geboren wird, und auch der Hölle kann man nicht entkommen. Ich bin sicher, in einem anderen Leben wäre Luisito Pilot und ich vielleicht Schriftsteller, wer weiß.

    Beim Betreten durch die Haupttür stieß ich frontal mit einer Gruppe Chinesen, Japanern oder Leuten aus irgendeinem anderen asiatischen Land zusammen. Es überraschte mich, wie viele Menschen auf der Welt hin und her reisten. Für mich war es schon eine Herausforderung, den öffentlichen Nahverkehr ins Zentrum von Madrid zu nehmen, geschweige denn vierzehn Stunden zu fliegen, um in Japan zu landen und dort zu entdecken, wie klein meine Welt doch ist. Reisen und die Welt zu sehen war wohl nichts für uns, wir begnügten uns mit einfacheren Dingen: Ein Mahou-Bier und eine gute Tortilla im New York - natürlich meine ich damit die Bar gegenüber meinem Haus. 

    Ich hatte den Heiratsvertrag wie eingebrannt im Kopf. Die Stunde der Wahrheit rückte näher, wir gingen auf den Zollbeamtentisch zu, um nach Marilyn zu fragen, aber bevor wir bedient wurden, gab es dort Krach mit einem riesigen Schwarzen, der sehr wütend schien. Obwohl der Mann Spanisch sprach, war er so aufgeregt, dass man kein Wort verstand. Ein Polizist versuchte, ihn an beiden Armen festzuhalten, sie wirkten wie kleine Kinder, die sich an seinen massigen Armen festklammerten. Er musste locker zwei Meter groß sein und über 120 Kilo wiegen, alles Muskeln, ein echtes Tier. Wir waren nicht in der Lage, uns in Schwierigkeiten zu bringen, aber die Neugier zwang uns, näher zu treten und zu sehen, was los war. Nach einer Weile Ringen schien sich der Mann zu beruhigen. Die Zollbeamtin erklärte ihm, dass etwas mit seinen Papieren nicht stimmte, aber dass sie das noch bestätigen müssten.

    Ich sah auf die Uhr an der Wand hinter dem Schalter, es war neun Uhr morgens. Vielleicht war es das erste Mal, dass Luisito nicht zu spät kam. Er hatte den Aktenordner mit den Unterlagen unterm Arm, als wäre er mein Anwalt.

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