Mit dem Motorrad auf die Lofoten und Vesterålen: Ein Reisebericht für Motorrad-Freunde und die, die es werden möchten
Von Joachim Schulze
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Über dieses E-Book
Joachim Schulze
Joachim Schulze wurde 1958 in Lübeck geboren. In seiner Jugendzeit unternahm er bereits viele Reisen, die ihn quer durch Europa führten. Nach seinem Studium der Angewandten Geologie an der Universität in Kiel nahm er 1992 eine Stelle in einem Ing.-Büro in Garbsen bei Hannover an. Er ist seit 1993 verheiratet und hat zwei mittlerweile erwachsene Kinder. Die Leidenschaft zum Motorradfahren entdeckte er für sich erst relativ spät und so erwarb er mit 59 Jahren seinen Aufbauführerschein A2. Besondere Motorradtouren ans Nordkapp im Jahr 2018 und auf die Lofoten und Vesteralen im Jahr 2022 weckten in ihm die Begeisterung, seine Erfahrungen und Erlebnisse in Form von Reiseberichten auf interessante und ansprechende Weise zu dokumentieren.
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Buchvorschau
Mit dem Motorrad auf die Lofoten und Vesterålen - Joachim Schulze
Wie alles begann
Es sind nun ca. 4 Jahre vergangen, seitdem ich meine erste Motorradreise in den äußersten Norden Europas unternommen habe. An dieser Stelle möchte ich auf meinen Reisebericht „Mit dem Einzylinder zum Nordkap" aus dem Jahr 2018 hinweisen. Er ist ebenfalls im Verlag Tredition veröffentlicht und kann dem Anhang dieses Berichtes entnommen werden. Auf Grund der tollen Erlebnisse und Erfahrungen, die ich auf jener Reise gewonnen hatte, hege ich nun den Wunsch, noch einmal eine Reise in den Norden Europas zu unternehmen. Ursprünglich wollte ich die Reise im Juni 2020 antreten. Die Planungen waren schon weit fortgeschritten und sollten in die Tat umgesetzt werden. Doch da kam sie, die Corona-Welle, und machte alle Planungen zunichte. Es half also nichts, die Reise musste verschoben werden. Um ganze 2 Jahre! Ich hatte also viel Zeit, das Ziel und die Streckenplanung zu überdenken. Als besondere Herausforderung wollte ich Karelien, den Westen Russlands über St. Petersburg, entlang des größten Binnensees Europas, den Ladoga-See, bis auf die Kola-Halbinsel im Oblast Murmansk durchfahren, über Kirkenes durch Nord-Norwegen sollte es bis auf die Lofoten gehen. Von hier aus wollte ich den Rückweg antreten und die Fjell- und Fjordlandschaften im Süden Norwegens durchqueren. Es sollte wieder eine spannende und erlebnisreiche Tour werden. Aber auch hieraus wurde nichts, denn am 24. Februar 2022 änderte sich bekanntlich Einiges. Mit dem großangelegten Überfall Russlands auf die Ukraine erledigten sich auch meine Überlegungen und Planungen den äußeren Westen Russlands mit dem Motorrad zu entdecken. Auch ich zählte zu denjenigen, die sich ein Krieg in Europa in der heutigen Zeit nicht vorstellen konnten. Aber man wird eines Besseren belehrt. Und so musste ich mich erneut umorientieren.
Ich beschloss für mich, auf weitere detaillierte Planungen zu verzichten, und als Alternativlösung die ursprünglich anvisierte Inselgruppe der Lofoten anzusteuern. Ohne eine Buchung von Fähren oder Unterkünften auf Campingplätzen sollte die Reise Anfang Juni 2022 nun endlich beginnen. Meine alte Yamaha XT 660 ZA Ténéré aus dem Jahr 2011, die sich auf meiner letzten Reise als besonders tourentauglich erwiesen hatte, sollte wieder aus dem Tiefschlaf geweckt und für eine Reise vorbereitet werden. Hierzu habe ich sie zunächst von einer Yamaha Fachwerkstatt mit einer gründlichen Inspektion durchchecken lassen und von Straßenbereifung (Pirelli Skorpion Trail II) auf tourentaugliche Bereifung (Metzler Tourance) umrüsten lassen. Aus meinen Erfahrungen während der Tour zum Nordkap 2018 ist die gewählte Bereifung ein wesentlicher Sicherheits-Aspekt, der gründlich überlegt sein sollte. Aber hierzu später mehr.
Was zeichnet die Ténéré aus? Vor- und Nachteile
Es soll hier keine Lobrede auf die Yamaha XT 660 ZA Ténéré gehalten werden, und dennoch besitzt sie aus meiner Sicht für Inhaber der Führerscheinklasse A2 einige Vorteile. Zum einen verfügt sie über einen durchzugsstarken Motor mit exakt 48 PS (also das Maximum für den A2 Führerscheininhaber) und ein Drehmoment von 57 Nm bei 5250 U/min, welches deutlich über dem, vergleichbarer Motorräder liegt. Auch der Tankinhalt, der nach Angaben des Hersteller 23 Liter beträgt und Reichweiten von bis zu 450 km gewährleistet, hat sich für mich als besonders positiv herausgestellt. Hierzu muss ich jedoch sagen, dass ich den Tankinhalt nie bis in die Reserve gefahren habe. Der Einzylinder der Ténéré mit 5-Ganggetriebe ist mit Sicherheit sehr robust. Ich habe die Maschine mittlerweile über 20.000 km gefahren und sie ist unter allen klimatischen Bedingungen immer sofort angesprungen. Allerdings muss man wissen, dass ein Einzylinder stets eine Mindestdrehzahl benötigt, damit er ohne Murren „rund" läuft, was jedoch dazu führt, dass oftmals viel geschaltet werden muss.
Ein wesentlicher Aspekt ist die Wahl der richtigen Bereifung. Vom Hersteller wurde die Ténéré mit der tourentauglichen Bereifung „Metzler Tourance ausgestattet. Ich habe die Maschine zeitweise auch mit einer Straßenbereifung „Pirelli Skorpion Trail II
gefahren. Im Vergleich muss ich jedoch sagen, dass ich für eine Tour in den Norden Europas immer die tourentaugliche Bereifung wählen würde. Dies auch vor dem Hintergrund, dass man besonders in Schweden mit kilometerlangen Schotterpisten rechnen muss.
Da die Maschine fahrfertig deutlich über 200 kg auf die Waage bringt, zählt sie nicht gerade zu den Leichtgewichten, was das Handling besonders auf unebenem Gelände erschwert.
Auch die Sitzhöhe von 865 mm ist nichts für kleinere Personen. Ich hatte das Glück, dass meine Maschine beim Kauf bereits tiefer gelegt war und somit für mich ein sicherer Stand beim Anhalten der Maschine möglich ist.
Seit gut 3 Jahren ist mittlerweile das mit viel positiver Kritik beschriebene Nachfolgemodel, die Ténéré 700 auf dem Markt verfügbar. Sie wird jedoch von 2 Zylindern mit 73 PS (68 Nm bei 6.500 U/min) angetrieben und ist daher für den A2-Führerscheininhaber nicht ohne Leistungsreduzierung fahrbereit. Wer das nötige Kleingeld von ca. 10.000 Euro (zzgl. Reiseausstattung) investieren will, für den ist die neue Ténéré bestimmt eine gute Wahl.
Der Weg auf die Lofoten und Vesterålen
Nach meiner Empfindung braucht jede Tour ein Ziel. Für einige ist der Weg das Ziel oder eine Stadt, ein Berg, ein Breiten- oder Längengrad oder eine Insel. Mein Ziel war klar definiert: ich wollte die Inselgruppe der Lofoten und Vesterålen erreichen und mit dem Motorrad bereisen.
So wie ich besuchen insgesamt ca. 280.000 Touristen pro Jahr die Lofoten und Vesterålen. Die beste Reisezeit in Bezug auf relativ stabiles Wetter beschränkt sich jedoch auf die Monate Juni bis August. Die Inselgruppe kann auf dem Landweg von Norden über die Stadt Narvik und auf dem Seeweg u.a. von Süden mit der Fährverbindung Bodø – Moskenes erreicht werden. Viele Besucher nutzen die [E10] als Haupttransitstrecke über die Lofoten für ihre Tour zum Nordkap.
Wer die [E10] über die Lofoten fährt, bekommt auf jeden Fall einen ersten Eindruck von der besonderen Schönheit dieser Inselgruppe. Ich wollte auf meiner Reise die Lofoten mit den nördlich anschließenden Vesterålen in ihrer Gesamtausdehnung zwischen den Ortschaften Å im Süden und Andenes im Norden bereisen und auch abseits der [E10] Land und Leute kennenlernen und Besonderheiten entdecken.
Daher habe ich mich im Vorfeld im Internet mit einigen Highlights auf den einzelnen Inseln beschäftigt. Hierzu zählen insbesondere die an einigen Stellen anzutreffenden weißen Sandstrände, die in türkisblaues Wasser eintauchen und somit den Flair einer Südseeregion suggerieren. Auch die malerischen Fischerdörfer, markante Bergformationen, spektakuläre Fjorde und zerklüftete Küstenregionen prägen diese unglaubliche Landschaft. In meinem Reisebericht habe ich versucht, die von mir besuchten Lokalitäten zu beschreiben und wichtige Tipps zu den Sehenswürdigkeiten vorzustellen.
Manch einer wird sich die Frage stellen „soll ich die Reise allein antreten, zu zweit reisen oder mich lieber einer Gruppe anschließen?" Hierauf gibt es sicher keine klare Antwort. Diese Entscheidung ist wohl sehr individuell zu treffen. Ihr solltet hierzu folgende Überlegungen anstellen:
Ist es für mich wichtig, die Freiheit zu haben, jederzeit eigene Entscheidungen zu treffen, mich mit niemandem abstimmen zu müssen, anzuhalten, um die Landschaft zu genießen oder zu fotografieren, jeden Tag an einem anderen Ort zu sein, Essen einzukaufen, das vielleicht nur mir schmeckt, je nach Laune die Fahrstrecke gestalten oder kurzfristig umzugestalten, nie zu schnell oder zu langsam zu fahren, mit netten Leuten ins Gespräch zu kommen?
Andererseits hat man zu zweit oder in einer Gruppe stets die Möglichkeit