Von unermesslichen Wiesenorten will ich sprechen
Von Manfred Henne
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Über dieses E-Book
Nach 32 Jahren gelang Kappler mit Hilfe seiner Frau 1977 die spektakuläre Flucht aus einem römischen Krankenhaus.
In Sant’Anna di Stazzema, in der Toskana gelegen, wurde am 12. August 1944 ein Massaker durchgeführt. 560 Personen starben. Die deutsche Wehrmacht und SS-Truppen verübten die grausamen Verbrechen. Die Bewohner der Häuser wurden auf Sammelplätze, in Stallungen und Hinterhöfe getrieben und mit Handgranaten ermordet. Die Häuser der Siedlungen wurden niedergebrannt.
Manfred Henne, geboren in Albstadt-Ebingen, aufgewachsen in Obernheim, Zollernalbkreis, lebt im Kreis Ludwigsburg. Bis zur Rente im Beruf als Schriftsetzer tätig, zuletzt als Fotosetzer in einer Verlagsdruckerei.
Der Autor ist in der Landesarchäologie als ehrenamtlich Beauftragter für das Landesamt für Denkmalpflege tätig und nimmt regelmäßig an archäologischen Grabungen teil. Seine Interessensgebiete sind Archäologie und Landesgeschichte.
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Buchvorschau
Von unermesslichen Wiesenorten will ich sprechen - Manfred Henne
Manfred Henne
»Von unermesslichen
Wiesenorten will ich sprechen«
Die Massaker in den Fosse Ardeatine und Sant’Anna di Stazzema
Titelzitat aus Peter Pessl, Gedichte
© 2023 Europa Buch | Berlin
www.europabuch.com | info@europabuch.com
ISBN 9791220137751
Erstausgabe: April 2023
Gedruckt für Italien von Rotomail Italia
Stampato presso Rotomail Italia S.p.A. - Vignate (MI)
Alle Rechte liegen beim Autor.
»Von unermesslichen Wiesenorten will ich sprechen«
Posthum, allen Opfern in den Fosse Ardeatine
und Sant’Anna di Stazzema gewidmet
Dank an
Herrn Direktor Dr. Müller vom Staatsarchiv Ludwigsburg und an Herrn Direktor Dr. Gohle
von der Zentralen Stelle Ludwigsburg zur Aufklärung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen für die Einsichtnahme der Akten
Vorwort
Fünf Stunden dauert das Morden in den Fosse Ardeatine, die Leichenberge wachsen zur Decke und die neuen Opfer müssen sich über die bereits Getöteten legen, die Mörder steigen hinzu um besser treffen zu können.
Der Eingang zum Inferno ist gesäumt von den italienischen Farben: die grünen Pinien, der weiße Vorplatz und der rote Fels; auf den sandigen Platz brennt mitleidlos die Sonne, als ob sie die Mordtaten an den Tag bringen müsste. Aber es ist alles bekannt.
Italien wird zum Kriegsgegner der Deutschen
Am 8. September 1943 verkündete Italiens Regierungschef Pietro Badoglio den Waffenstillstand mit den bisherigen Kriegsgegnern, den Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und der Sowjetunion. Italien wurde damit vom Verbündeten der Deutschen zum
Feind.
Mit der Landung alliierter Truppen auf Sizilien am 10. Juli 1943 wird das Ende der faschistischen Herrschaft eingeleitet. Mussolini wird am 11. Juli 1943 auf Befehl von König Vittorio Emanuele III. verhaftet. Neuer italienischer Ministerpräsident wird Pietro Badoglio, der die faschistische Partei auflöst. Nach seinem Sturz wurde Benito Mussolini in den Abruzzen interniert. Am 12. September 1943 befreiten ihn deutsche Fallschirmjäger aus dem Gefängnis auf dem Gran Sasso. Mit deutscher Hilfe versucht Mussolini ein letztes Mal die Herrschaft in Nord- und Mittelitalien an sich zu reißen: In einer Rundfunkansprache von München aus, ruft er die »Soziale Republik Italien« im norditalienischen Salò aus. Als Folge erklärt die süditalienische Regierung unter Badoglio am 13. Oktober dem Deutschen Reich den Krieg. Die Westmächte erkennen Italien daraufhin als Verbündeten an.
Am 28. April 1945 wird der »Duce« auf der Flucht nach Deutschland von Partisanen zusammen mit seiner Geliebten Clara Petacci in Giuliano di Mezzegra (Comer See) erschossen. Italien beendet den Krieg im Mai 1945 auf der Seite der Alliierten.
Herbert Kappler
* 23. 7. 1907 in Stuttgart, † 9. 2. 1978 in Soltau, studierte in Stuttgart Mathematik. Anschließend arbeitete er als Ingenieur. 1931 trat er der NSDAP und der SA bei, 1932 der SS. 1933 wurde er als »Hilfspolizist« eingesetzt, anschließend war er bei der Württembergischen Politischen Polizei (ab 1936 Gestapo) tätig.
Kappler in Tübingen
Kappler leitete von 1934 bis 1938 die Gestapo in Tübingen. Das Haus in der Münzgasse 13 war ab 1936 Sitz der Tübinger Polizeidirektion. Hier befand sich auch die Außenstelle der Geheimen Staatspolizei. Diese organisierte maßgeblich die Verfolgung von politischen Gegnern, kirchlichen Oppositionellen, Juden, Sinti und Roma, Zwangsarbeitern, Homosexuellen und »Asozialen«. Die Polizei und die nationalsozialistischen Parteiverbände SA und SS verhafteten bereits im Frühjahr 1934 in Tübingen 27 politische Gegner, insbesondere Kommunisten und Sozialdemokraten und verschleppten sie in das Konzentrationslager Heuberg (Stetten am kalten Markt). Nach ihrer Entlassung mussten sich die Betroffenen regelmäßig bei der Polizeidirektion melden. Ab Anfang 1936 war die neugegründete Außenstelle der Württembergischen Polizei (Gestapo), deren Leiter
Herbert Kappler war, für die Verfolgung politischer Gegner zuständig. Insgesamt 22 Juden aus Tübingen wurden deportiert. Nur zwei überlebten den Holocaust.
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Polizeichef in Rom
Der von Heinrich Himmler 1931 gegründete Sicherheitsdienst des Reichsführers SS, abgekürzt SD, war eine parteiinterne Geheimpolizei der NSDAP. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurde er zu einem bedeutenden Instrument der Repression von Oppositionellen und der Durchsetzung der Judenverfolgung im Ausland. Ab Frühjahr 1939 arbeitete Kappler als Polizeiverbindungsoffizier an der Deutschen Botschaft in Rom. Im November 1939 war er an den Verhören des HitlerAttentäters Georg Elser beteiligt. Nach der Besetzung Italiens im September 1943 leitete SS-Obersturmbannführer Herbert Kappler die SD-Außenstelle in Rom. Er ließ unter anderem Folterzentren einrichten und war an mehreren verbrecherischen Aktionen beteiligt. Ab September 1943 war Kappler Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD (KdS) in Rom. Er organisierte ab Oktober 1943 die Deportation der dortigen Jüdinnen und Juden in die deutschen Vernichtungslager.
Das Attentat
Am 23. März 1944 marschiert eine Kompanie des Regiments »Bozen« wie jeden Tag gegen 15 Uhr in Rom durch die Via Rasella in der Innenstadt unweit der Via Veneto. Zwei Sprengkörper explodieren, die eine Widerstandsgruppe in einem Müllbehälter in der Straße versteckt hatte. Bei dem Attentat werden 33 Männer der Polizeikompanie getötet und über 40 schwer verletzt.
Als die Deutschen die Nachricht vom Attentat erreicht, beabsichtigt Stadtkommandant General Kurt Mälzer, das ganze Viertel um die Via Rasella in die Luft zu jagen. Schnell setzt sich aber der Chef der Sicherheitspolizei der SS, Herbert Kappler, durch: Wie bereits bei ähnlichen, wenn auch kleineren Anschlägen in der Vergangenheit, will er in einer sogenannten Sühneaktion für jeden gefallenen Polizisten zehn italienische Zivilisten erschießen lassen. Kappler aber hat Probleme, in den von ihm kontrollierten Gefängnissen genügend Geiseln zu finden. Er lässt sich deshalb von der italienischen Verwaltung weitere Häftlinge zuliefern und greift auch auf jüdische Bürger zurück, die vor der Deportation stehen. Insgesamt sind es fünf Männer mehr als die 330 für 33 tote Polizisten.
Festnahme von Zivilisten nach dem Anschlag in der Via Rasella,
Rom - Foto: Bundesarchiv
Das Massaker
Am 24. März 1944 wurden unter der Leitung von Herbert Kappler (an den Exekutionen nahm auch Erich Priebke, die Nummer zwei hinter Kappler, teil), 335 Männer in den Tuffsteinhöhlen an der Via Ardeatina durch Genickschuss ermordet: »154 Personen aus dem Gestapogefängnis und 43 Personen aus Wehrmachtsgefängnissen. Von diesen 43 waren 3 zum Tode verurteilt worden, 16 hatten Freiheitsstrafen zwischen einem und 15 Jahren abzusitzen, 23 warteten auf ihr Urteil, und einer war sogar freigesprochen worden. Weitere 10 Opfer wurden unter den in der Via Rasella verhafteten Zivilpersonen ausgewählt, denen man Sympathien für die kommunistische Partei nachweisen zu können glaubte.
50 Personen stellte die italienische Quästur zur Verfügung, von denen 40 aus politischen Gründen und 10 wegen Verstößen gegen die öffentliche Sicherheit im Gefängnis saßen. Unter den aus