Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Verrücktes Australien: Känguru zum Frühstück
Verrücktes Australien: Känguru zum Frühstück
Verrücktes Australien: Känguru zum Frühstück
eBook177 Seiten2 Stunden

Verrücktes Australien: Känguru zum Frühstück

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Australien – ein Land, in dem der Regen nach oben fällt, die Bäume nach unten wachsen und eine Einladung zur Kängurujagd nichts Außergewöhnliches ist. Kann man als Deutscher in diesem verrückten Land leben und glücklich werden?
Daniel Kramer und seine Familie wollten es wissen! 2012 sagten sie „See ya later, mate!“, packten die Koffer und wagten am anderen Ende der Welt einen Neuanfang. Zwei Jahre lebte die vierköpfige Familie in Canberra, bevor sie ins subtropische Queensland zog. Zwischen Hungry Jack’s, Portugiesischen Galeeren und Ingwerbier schreitet der Prozess ihrer Australisierung unaufhaltsam voran.
In unterhaltsamen Anekdoten erzählt der Autor vom Alltag im verrückten Australien und liefert dabei viele überraschende Einsichten in dessen Kultur, Geschichte, Flora und Fauna: Er berichtet vom exzessiven Rasenmähen, von Kopfgeldjägern als Gründungsvätern, betrügerischen Buchten und Emus, die einem die wohlverdiente "german bratwurst" streitig machen.
Die Lektüre dieses Auswanderbuches wird jeden begeistern, der einen Sinn für die Kuriositäten des Lebens hat.
SpracheDeutsch
HerausgeberMANA-Verlag
Erscheinungsdatum15. Apr. 2015
ISBN9783955030339
Verrücktes Australien: Känguru zum Frühstück

Ähnlich wie Verrücktes Australien

Ähnliche E-Books

Essays & Reiseberichte für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Verrücktes Australien

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Verrücktes Australien - Daniel Kramer

    Kapitel I

    Ankunft

    Bis hierher war die Anreise ohne größere Zwischenfälle verlaufen. Dies änderte sich auf dem Tullamarine Airport in Melbourne. Wir hatten den Kindern wiederholt gesagt, dass sie aufhören sollten, auf den Sitzbänken im Wartebereich herumzuturnen. Aber natürlich war dies ohne Wirkung geblieben. Nach zwanzig Stunden auf engen Flugzeugsitzen war ihr Bewegungsdrang einfach nicht zu bremsen. Plötzlich riss Esther und mich ein markerschütternder Schrei aus unserem Dämmerzustand. Daan hatte zu viel riskiert, war kopfüber von einer der Bänke gestürzt und hatte es mit der ihm eigenen Fähigkeit, sich mit geringem Aufwand beachtliche Schäden zuzufügen, geschafft, sein Kinn an einer der metallenen Bodenverstrebungen aufzuschlagen. Blut und Tränen flossen, der Fünfjährige war nicht zu beruhigen. Es sah nach einer tiefen Platzwunde aus. Während sein älterer Bruder unberührt weiter herumsprang, sahen wir uns nach der Ersten Hilfe um. Glücklicherweise befand sich genau neben unserem Wartebereich der Sanitätsraum. Zwei junge Menschen in weißen Uniformen begutachteten Daan, versicherten uns, dass es sich lediglich um eine oberflächliche Wunde handelte und verklebten diese mit reichlich Mullbinde. Wenig später konnten wir, in Begleitung eines nach wie vor gut gelaunten Erstgeborenen und nun wieder bestgelaunten Zweitgeborenen, das Flugzeug nach Canberra besteigen. Die letzte Etappe unserer Anreise hatte begonnen.

    Der Flieger in die Hauptstadt Australiens war eine kleine, propellergetriebene Maschine. Die vorherigen Strecken – von Berlin nach London, von London nach Singapur und von Singapur nach Melbourne – hatten wir jeweils in weitaus größeren Flugzeugen zurückgelegt. Den Flug von London nach Singapur im Airbus A380. Eine unserer Maßnahmen, den Kindern die lange Reise schmackhaft zu machen, hatte darin gelegen, ihnen zu erzählen, dass wir mit dem größten Flugzeug der Welt fliegen würden. Das fanden sie auch ziemlich cool. Im Endeffekt war der Flug im A380 unspektakulär. Esther und ich merkten keinen Unterschied zu anderen Großraumfliegern. Die Kinder ihrerseits sahen sich ohne Unterbrechung irgendwelche Filme auf den kleinen, in die Rücklehnen der vorderen Sitze integrierten Monitoren an, allein an „Cars 2 erfreuten sie sich jeweils dreimal. „Alvin and the Chipmunks, „Toy Story 1 bis 3, „The Ugly Duck, „Antz, „Madagascar 1 und 2 sowie kürzere Animationsfilme rundeten die Sache ab. Zwischendurch schliefen sie ein. Daan bewies eine angeborene perfekte Zielerfassung in der Nahrungssuche, als er beim Servieren des Mittagessens wach wurde, mit kaum geöffneten Augen das Angebot scannte, den Nachtisch – ein in Folie eingeschweißtes Stück Kuchen – lokalisierte, dieses auspackte, verzehrte und ohne ein Wort gesprochen zu haben wieder einschlief.

    Kurz: Ihnen wäre eine Reise auf einem Ochsenkarren ebenso recht gewesen, solange das Unterhaltungsprogramm ihren Vorstellungen entsprochen hätte. Nichtsdestoweniger mag es verwundern, dass die Flugzeuge umso kleiner werden, je näher man der australischen Hauptstadt kommt. Dazu zwei, drei erklärende Worte:

    Seine Existenzberechtigung fand Canberra vor gut einhundert Jahren darin, dass sich die beiden wichtigsten Städte des Landes, Melbourne und Sydney, nicht einigen konnten, wer von den beiden die Hauptstadt des Landes werden sollte. Nach jahrelangem Streit kam man zu der salomonischen Lösung, auf ungefähr halber Strecke zwischen den beiden Kontrahenten eine neue Stadt zu gründen. Der Deal sah folgendermaßen aus: Die neue Stadt würde etwas näher an Sydney liegen, dafür wurde Melbourne die Ehre zu Teil, bis zum Abschluss der Bauarbeiten als Übergangshauptstadt zu fungieren. Nachdem ein Architekturwettbewerb entschieden war und der Entwurf des US-Amerikaners Walter Burley Griffin den Zuschlag erhalten hatte, begann man, die am Reißbrett entworfene Stadt aus dem Busch zu stampfen. In den folgenden Dekaden wurden dann nach und nach Regierungsgebäude gebaut und man bemühte sich, mit bescheidenen Erfolgen, der Stadt eine Bevölkerung hinzuzufügen. Es dauerte auch beinahe vierzig Jahre, bis endlich der See im Zentrum der Stadt aufgestaut wurde, der in Walters Entwurf eine ganz entscheidende Rolle gespielt hatte. In den 1950er und 1960er Jahren nahm das bis dahin beinahe nicht-existente Bevölkerungswachstum dann ganz langsam an Fahrt auf. Der Grund hierfür lag in erster Linie in dem Umstand, dass die aus Südeuropa einwandernden Neuaustralier, vor allem aus Italien und Griechenland, allein in Canberra eine Chance hatten, billig an Häuser heranzukommen. Für Regierungsmitglieder, Bürokraten und die Verwaltungskräfte des Landes blieb die Stadt weiterhin unattraktiv. Es ging das geflügelte Wort um, man hätte für Canberra unsinnigerweise bestes Farmland geopfert. Noch im Jahr 1996 verursachte der damals frisch gekürte Regierungschef einen Aufschrei unter Canberra-Befürwortern, als er erklärte, er werde sich keineswegs in der Hauptstadt niederlassen, sondern seinen Wohnsitz in Sydney beibehalten. Es würde ja wohl genügen, wenn er zu den wichtigen Terminen in die Hauptstadt pendelte.

    So saßen wir also mit einer Handvoll Anzugträgern in der kleinen Propellermaschine und näherten uns unserem neuen Zuhause. Warum hatten wir grade Canberra ausgewählt? Eine der wenigen australischen Städte, die nicht am Meer liegen? Die den Ruf genießt, langweilig und bieder zu sein? Und in der es einen für australische Verhältnisse kalten Winter gibt? Natürlich hatten wir keineswegs von Beginn an geplant, uns in der Buschhauptstadt niederzulassen. Der Grund lag vielmehr in dem ziemlich ausgefeilten Einwanderungssystem der Australier. Um ein unbegrenztes Aufenthaltsvisum zu bekommen braucht man eine gewisse Punktzahl – um genau zu sein: 110. Die gibt es für das Alter der Antragsteller (je jünger, desto besser), die Englischkenntnisse (je besser, desto besser), die Finanzen (je mehr, desto besser) und die berufliche Ausbildung (je größer der Mangel entsprechend qualifizierter Menschen in Australien, desto besser). Auch die Herkunft kann ein paar Punkte liefern, was bei uns glücklicherweise der Fall war. Da Deutsche zu den offiziell anerkannten Minderheiten des Landes gerechnet werden, gab es hierfür fünf. Trotzdem fehlten uns ein paar Punkte. Es gibt aber die Möglichkeit, fehlende Punkte von bestimmten australischen Staaten oder Territorien zu bekommen, wenn dort Antragsteller mit einer entsprechenden beruflichen Ausbildung gesucht werden. Im Gegenzug verpflichtet man sich, zwei Jahre in der jeweiligen Ecke des Landes zu verbringen. Unser Einwanderungsantrag nach South Australia war schon weit vorangeschritten, als in Folge der Weltfinanzkrise 2009 die Karten neu gemischt wurden. South Australia und dessen (am Meer gelegene) Hauptstadt Adelaide wollten uns nicht mehr.

    Aber es gab, so unser Einwanderungsanwalt Heinz H. Bergmann, Hoffnung: Canberra. Dort würden Leute gesucht, die Esthers Berufsgruppe (welfare project manager, also Projektmanagerin im sozialen Bereich) angehörten. Wenn wir glaubhaft darlegen könnten, dass wir unbedingt – und ausschließlich – in Canberra leben wollten, hätten wir gute Chancen, die fehlenden Punkte zu bekommen. Wir brauchten einige Tage, um diese Neuigkeit zu verdauen. Canberra??? Auf unserer Erkundungsreise nach Australien im Jahr 2009 hatten wir die Stadt auf unserem Weg von Sydney nach Adelaide wortwörtlich rechts liegenlassen.

    Schließlich setzte ich mich an den Schreibtisch und schrieb ein Committment Statement, etwa zu übersetzen mit „Verpflichtungserklärung. Im Hinterkopf war dabei stets der Gedanke präsent, dass es sich ja „nur um zwei Jahre handelte. Danach konnten wir gehen, wohin wir wollten. Ich legte mich voll ins Zeug und schwärmte auf zwei Seiten von Canberra: der Natur, der Ruhe, dem guten Umfeld für kleine Kinder, der extrem niedrigen Kriminalitätsrate, der sauberen Luft, den zahllosen Möglichkeiten, Outdoor-Aktivitäten nachzugehen: radfahren, wandern, fischen in den zahlreichen Seen und Teichen der Stadt – den hervorragenden beruflichen Perspektiven, den guten Schulen und Universitäten; und gleichsam der Vielfalt und Internationalität der Stadt. In der Hauptstadt saßen die Botschafter aller Länder, internationale Organisationen, Stiftungen und Interessenverbände. Gab es einen besseren Ort auf der Welt, um einen gutbezahlten Job zu ergattern und seine Kinder aufwachsen zu lassen? Eben!

    Bergmann war begeistert von meinem Phantasiereichtum. Er fügte als pfiffige Ergänzung lediglich hinzu, dass wir, da wir ja aus der Hauptstadt Deutschlands kämen, auch in Australien in der Hauptstadt leben wollten. Auf dieses Argument war ich nicht gekommen. Berlin mit seinen 3,5 Millionen Einwohnern, Canberra mit nicht einmal 400.000 … aber die Tatsache, dass es sich in beiden Fällen um Hauptstädte handelte, war ja tatsächlich unumstößlich.

    Den Sachbearbeiter beim australischen Einwanderungsministerium überzeugte unsere Erklärung jedenfalls, und nur darauf kam es an. Das ACT genannte Hauptstadtterritorium (Australian Capital Territory) teilte uns die benötigten Punkte zu und einige Monate später hielten wir ein Visum in den Händen, das uns den unbegrenzten Aufenthalt auf dem fünften Kontinent ermöglichte sowie alle Arbeitnehmerpflichten und -rechte zuwies.

    Canberra ist teuer. Die eine Hälfte der Bevölkerung besteht aus Angestellten des öffentlichen Dienstes, die mit ihren sehr großzügigen Gehältern die Preise versauen. Die andere Hälfte der Bevölkerung besteht aus Handwerkern – Dachdeckern, KFZ-Mechanikern, Fliesenlegern, Zimmermännern und solcherlei Berufsgruppen. Die verdienen auch ordentliches Geld. Der Spruch vom goldenen Handwerk hat in Australien in jedem Fall Gültigkeit.

    Aus diesem Grund war es uns auch nicht gelungen, in Canberra eine bezahlbare Unterkunft für die ersten Wochen zu finden. Wir waren auf Queanbeyan ausgewichen, eine unmittelbar an Canberra angrenzende Stadt im benachbarten Bundesstaat New South Wales. Die Bilder der Unterkunft hatten im Internet besser ausgesehen als das, was wir bei unserer Ankunft vorfanden. Die Village Cabins lagen an der Hauptausfallstraße von Queanbeyan. Entsprechend laut war der Verkehrslärm. Es gab keine Grünflächen, auf denen die Kinder spielen konnten, geschweige denn einen Spielplatz. Die Klientel des Caravan Parks schien in erster Linie aus Malochern zu bestehen, die für Vertragsarbeiten einige Wochen in der Gegend verbringen mussten. Unsere Unterkunft bestand aus einem kleinen Raum mit Kochzeile und einem weiteren mit Dusche und Toilette. Ein Ehebett, zwei Einzelbetten, Tisch mit vier Stühlen. Der Fernseher stand auf dem Kühlschrank, die Kinder verteilten ihr Spielzeug auf den Betten, und wir verstauten unsere nicht unbeträchtlichen Gepäckmengen geschickt unter sowie zwischen den Betten, in und auf den Schränken, so dass schmale Korridore zur Fortbewegung bestehen blieben. Da die Abende Anfang Mai – im Spätherbst – bereits recht kühl und feucht waren, mussten wir zu verschiedenen Gelegenheiten unsere Wäsche auf den Stuhllehnen, Betten und Schränken trocknen. Trotzdem waren wir mit 800 Dollar in der Woche noch gut bedient. Wir hatten eine Basis, um uns um die Organisation des weiteren Aufenthalts zu kümmern.

    An erster Stelle stand der Kauf eines Autos. Wir hatten den Miet-wagen für nur zwei Wochen eingeplant, und ohne Auto geht in dieser Gegend gar nichts. Parallel – oder besser noch davor – mussten wir uns um SIM-Karten für unsere Handys sowie einen mobilen Internet-zugang kümmern. Des Weiteren lag einiges an Ämtergängen vor uns: Eine Steuernummer beantragen, die braucht man um arbeiten zu können. Uns bei der staatlichen Krankenversicherung anmelden. Kindergeld beantragen, was uns als permanent residents (dauerhaften Einwohnern, so die offizielle Bezeichnung unseres Visastatus) vom ersten Tag an zustand. Einen australischen Führerschein besorgen. Der Führerschein ist in Australien das wichtigste Identitätsdokument, und unser internationaler Führerschein war nur drei Monate gültig. Zur Bank, die Kreditkarte abholen. Ein Konto bei der Commonwealth Bank hatten wir – unter beträchtlichem Aufwand – schon von Deutschland aus eröffnet. Dabei war es zu einem lustigen Ereignis gekommen:

    Die Bank in Australien hatte von uns verlangt, dass wir zu der australischen Botschaft in Berlin gingen, damit dort bestätigt wurde, dass wir diejenigen waren, für die wir uns ausgaben. Ein Botschaftsmitarbeiter sollte unsere Pässe mit uns, leibhaftig vor ihm stehend, abgleichen, und eine entsprechende Bestätigung anfertigen. Diese lästigen Hürden bestehen wahrscheinlich aufgrund von Geldwäsche- und Terrorismusfinanzierungsgesetzen. Als Esther und ich bei der Botschaft anrückten wollte der Sicherheitsmensch am Eingang von uns wissen, weshalb wir die Botschaft zu besuchen wünschten. Esther erklärte selbstverständlich: „We need our personalities to be verified. Also: „Wir müssen unsere Persönlichkeiten bestätigen lassen. Der Sicherheitsmensch sah uns ausdruckslos an. Wahrscheinlich fragte er sich, was aus seinem Heimatland noch werden sollte. Aber er ließ uns rein. Im Fahrstuhl fiel uns auf, dass wir ja hier wären, um unsere Identitäten verifizieren zu lassen, keinesfalls unsere Persönlichkeiten. Dies wäre sicher auch ungleich schwerer gewesen. Na ja, wir waren eben noch nicht richtig im Englischen trainiert. Und Esther hatte in dem vorgeschriebenen Sprachtest einige Monate zuvor 7 ½ von 9 möglichen Punkten geholt, musste sich also auf keinen Fall blöd vorkommen.

    Wie auch immer ... neben dem Kauf eines Autos und den anderen genannten Amtsgängen war eines ganz entscheidend: Ein Haus zur Miete zu finden. Denn der Aufenthalt in den Village Cabins war nicht nur exorbitant teuer, er stellte uns alle vier auch vor beträchtliche Herausforderungen. Es war nicht einfach, sich mit organisatorischen Dingen zu beschäftigen, oder auch nur ein längeres Gespräch zu führen, während in einem Meter Abstand die Kinder unter bemerkenswert lautem Gejohle auf den Betten herumsprangen. Auf ihrer Seite hingegen sah es so aus, dass ihr Lebensraum extrem einge schrumpft war und sie sich ständig

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1