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Der Leadership Effekt: Wie nachhaltiges Wachstum entsteht
Der Leadership Effekt: Wie nachhaltiges Wachstum entsteht
Der Leadership Effekt: Wie nachhaltiges Wachstum entsteht
eBook411 Seiten4 Stunden

Der Leadership Effekt: Wie nachhaltiges Wachstum entsteht

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Über dieses E-Book

Der dramatische Wandel der Geschäftswelt und die stetig steigenden Herausforderungen für Führungskräfte hinterlassen deutliche Bremsspuren in der Geschäftsentwicklung deutscher Unternehmen. Warum finden viele trotz ausreichender Kapazitäten und Ressourcen nicht in die Erfolgsspur?
Der Wandel kann nur durch Führungskräfte mit den nötigen Kompetenzen und Fähigkeiten bewältigt werden. Das Zeitalter des Leadership ist angebrochen. Leader denken anders und in einem größeren Kontext, sehen den Markt und die Produkte aus verschiedenen Perspektiven und tragen ihre Vision von der Zukunft mit Vehemenz in die Organisation. Damit geben sie Mitarbeiter*innen das Gefühl an etwas Großem und Wichtigem beteiligt zu sein. Sie schaffen neue Organisationsformen, die es trotz beträchtlicher Unternehmensgröße ermöglichen, schnell und agil zu bleiben oder zu werden.
Leader sind die Leitwölfe ihrer Organisation und genau wie diese verfügen sie über ein außerordentlich hohes Maß an Umsetzungskompetenz. Sie haben einen hohen Anspruch, sorgen für Klarheit und sind willens Veränderung durchzusetzen.
Der Leadership Experte Jürgen Fuhrich zeigt nachvollziehbar und verständlich auf, wie sich Führungskräfte zu Leadern entwickeln können und Wachstumsperspektiven für ihre Organisation finden.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum7. Nov. 2022
ISBN9783347773844
Der Leadership Effekt: Wie nachhaltiges Wachstum entsteht
Autor

Jürgen Fuhrich

Über 25 Jahre Führungserfahrung. Top Positionen in Geschäftsleitung, Marketing und Vertrieb im nationalen und internationalen Business. Neben der Führung globaler Marken zählt auch die Führung und Steuerung nationaler Vertriebsorganisationen und das Management von Kunden/Kundinnen zu meinen Kompetenzen. Die Führung vom Mitarbeiter*innen über mehrere Kontinente hinweg in einer globalen Organisation gehört ebenso zu meinem Erfahrungs-Portfolio . Meine strategische Kompetenz reicht über die Entwicklung von langfristigen Unternehmenszielen und globaler Marketingstrategien, der Akquisition von Marken bis hin zur kompletten Neuausrichtung von Organisationen.

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    Buchvorschau

    Der Leadership Effekt - Jürgen Fuhrich

    Teil 1

    Reflexion

    Der Faktor Erkenntnis

    Ziel: Ursachen von Symptomen trennen und neue Erkenntnisse gewinnen

    „Das Problem zu erkennen ist wichtiger, als die Lösung zu erkennen, denn die genaue Darstellung des Problems führt zur Lösung."

    Albert Einstein

    Kapitel 1

    Unternehmensführung war selten so anspruchsvoll

    „Du kannst entweder zusehen, wie etwas passiert, oder ein Teil davon sein. "

    Elon Musk

    Unternehmen unter Druck

    Unternehmen stehen unter einem enormen Innovations- und Veränderungsdruck. Die Herausforderungen sind vielfältig und müssen mehr oder weniger zeitgleich bewältigt werden. Und das in einer Phase, in der vielen – bildlich gesprochen – das Wasser bis zum Hals steht. Sie kämpfen mit höchstem Einsatz um das Überleben ihres Geschäftsmodells und versuchen, sich für das neue Zeitalter zu rüsten. Das verlangt der Unternehmensführung einiges ab, und es lässt sich wohl ohne Übertreibung feststellen: Unternehmensführung war selten so anspruchsvoll. Die folgenden Aspekte stellen nur eine Auswahl dieser Herausforderungen dar.

    Globalisierung

    Technischer Fortschritt in den Bereichen Information und Kommunikation, Transport und Verkehr, Kapitalmarktinnovationen sowie die zunehmende Liberalisierung des Welthandels haben zu einer weltweiten Vernetzung der Märkte und Gesellschaften geführt.

    Die Globalisierung bietet Unternehmen erhebliche Chancen, die Öffnung der Märkte erweitert die Anzahl der Absatzmärkte und somit den potenziellen Kundenkreis. Allerdings führt die Globalisierung auch zu mehr Komplexität, die vom Unternehmen beherrscht werden muss. Durch die globale Verflechtung der einzelnen Märkte besteht die Konkurrenz nicht mehr nur aus Betrieben und Geschäften in der näheren Umgebung, sie umfasst nunmehr die ganze Welt.

    Globalisierung bietet erhebliche Chancen, aber erhöht auch die Anforderungen an Unterehmen.

    Somit steigt der Wettbewerbsdruck enorm an. Dieser drückt sich in immer günstigeren Preisen und daraus folgend einem immensen Kostendruck aus. Deshalb suchen Unternehmen neue, günstigere Einkaufsquellen überall auf der Welt und müssen durch Rationalisierung und eventuelle Verlagerung der Produktion ins Ausland ihre Wettbewerbsfähigkeit erhalten.

    Dies hat große Auswirkungen. Die zu meisternden Herausforderungen reichen von möglichen Sprachbarrieren über verschiedene Länderwährungen, die durch ihre schwankenden Wechselkurse die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung beeinflussen, verschiedene Steuersysteme mit unterschiedlichen Regelungen und Mehrwertsteuersätzen, voneinander abweichenden Gesetzen und rechtlichen Vorgaben bis hin zum Aufbau einer funktionierenden und robusten globalen Lieferkette, oftmals auch für Rohstoffe und Halbfertigfabrikate. Die Coronapandemie und die Blockade des Suez-Kanals durch ein einziges Containerschiff haben gezeigt, wie fragil diese globalen Lieferketten sind und welche Auswirkungen eine Unterbrechung dieser Kette hat.

    Durch die Globalisierung ist überdies eine gewisse wirtschaftspolitische Cleverness und Gewandtheit für Unternehmen unerlässlich, denn die politische Großwetterlage hat einen großen Einfluss auf die Geschäftsentwicklung, z. B. der Handelskonflikt zwischen China und den USA oder auch die Differenzen zwischen dem Westen und Russland, die ihren Höhepunkt im Ukrainekrieg gefunden haben. Dieser hat u. a. zum endgültigen Aus für die Gaspipeline „North Stream 2" geführt, denn die Versorgung mit Gas, Kohle und Öl aus Russland ist aus naheliegenden Gründen nicht mehr gewollt. Die sich daraus ergebenden Herausforderungen für Unternehmen sind gewaltig. Die Energieversorgung muss anderweitig gesichert werden, die gestiegenen Energiepreise haben immense Auswirkungen auf die Kosten und sollten über eine mögliche Preisanpassung der eigenen Produkte an die Kunden weitergegeben werden, ohne die eigene Wettbewerbsposition zu schwächen. Gleichzeitig müssen Unternehmen inflationsbedingte Lohnforderungen und -Erhöhungen durch eine gesteigerte Produktivität ausgleichen. Zusätzlich sind die Unternehmen von beiderseitigen Sanktionsmaßnahmen betroffen und müssen diese und deren Auswirkungen berücksichtigen.

    Als wäre das nicht schon genug, entschied zeitgleich die chinesische Regierung einen Corona-Lockdown in Shanghai zu verhängen, der die globalen Lieferketten bis ins Mark erschütterte und zusätzlich zu dem Ukrainekrieg zu einem erheblichen Mangel an Rohstoffen, Halbfertigfabrikaten und Fertigprodukten mit teilweise extrem verlängerten Lieferzeiten führte. Dies sind nur einige Beispiele, wie Weltpolitik Einfluss auf Unternehmen nimmt.

    Unternehmen brauchen wirtschaftspolitisches Geschick und unternehmerische Rafinesse.

    Der Weltmarkt wird überwiegend von großen, global agierenden Unternehmen beherrscht. Deshalb haben es kleinere Unternehmen schwer, sich gegen die mächtige Konkurrenz und den Wettbewerbsdruck durchzusetzen. Als Folge daraus sind die kleinen Unternehmen gezwungen, strategisch versierter, cleverer und agiler zu werden, um ihre Existenzberechtigung in einem globalen Markt zu behalten. Das erfordert enorme Anstrengungen und einen wachen Geist.

    Der demographische Wandel und Fachkräftemangel

    Der demographische Wandel verändert Deutschland zusehends: Deutschland altert und schrumpft. Das Bundesumweltamt geht in einer Studie zur Verringerung der Treibgasemissionen von einer Bevölkerungszahl von 72,2 Mio. Menschen in Deutschland im Jahr 2050 aus. Dies bleibt nicht ohne Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung.

    Die Kombination aus längerer Lebenserwartung und konstant niedrigen Geburtenraten in Deutschland führt zu einem sich deutlich verschlechternden Verhältnis von Rentnern/Rentnerinnen und Menschen im erwerbsfähigen Alter. Die Situation verschärft sich durch eine nicht ausreichende Zuwanderung jüngerer Menschen aus dem Ausland.

    Trotz technischen Fortschritts und Robotik werden gut ausgebildete menschliche Arbeitskräfte gebraucht.

    Der Rückgang des potenziellen Arbeitskräfteangebots verstärkt sich demzufolge – mit entsprechenden Auswirkungen auf unser Sozialversicherungs- und Rentensystem sowie den Arbeitsmarkt. Dies stellt Unternehmen vor eine große Herausforderung, denn trotz technischen Fortschritts und Robotik werden zur Produktivitätssteigerung immer noch gut ausgebildete menschliche Arbeitskräfte gebraucht. Darum gilt es, alle möglichen potenziellen Arbeitnehmer*innen in den Arbeitsprozess zu integrieren. Heute ist eine Weiterbeschäftigung vieler älterer Arbeitnehmer*innen und ein Wiedereinstieg von Frauen in den Beruf ohne Alternative. Für einen durchschlagenden Erfolg dieser Initiativen bedarf es aber einer grundlegenden und weitgehenden Veränderung der Rahmenbedingungen und einer neuen Denkhaltung in den Unternehmen.

    Der Mangel an qualifizierten Fachkräften tritt immer deutlicher zutage. Der weltweite Fachkräftemangel hat sich im letzten Jahrzehnt fast verdoppelt, und in Deutschland lag die Steigerung dem DIHK Arbeitsreport 2019 zufolge bei fast 50 %. Am stärksten von diesem Fachkräftemangel betroffen ist die Baubranche, gefolgt von der Industrie und dem Dienstleistungsbereich.

    Mit dem Verschwinden der Älteren gehen kostbares Know-how und Erfahrung unwiederbringlich verloren.

    Zusätzlich zu dieser bereits bestehenden Mangelsituation erreicht die Babyboomer-Generation langsam das Rentenalter und verschärft dieses Problem noch. Ein erheblicher Kahlschlag in den Unternehmen ist die Folge. Aus diesem Grunde ist der Umgang mit älteren Mitarbeiter*innen oftmals nicht nachvollziehbar. Da werden Abfindungen und Altersteilzeitregelungen für Menschen ab 55 Jahren angeboten, um solche älteren Mitarbeiter*innen loszuwerden, um dann junge, unerfahrene, aber billigere und digitalisierte Mitarbeiter*innen einzustellen in der Hoffnung, Kosten zu sparen und digitale Transformation zu beschleunigen. Ein entscheidender Fakt wird aber dabei gern übersehen: Immer seltener kann adäquater Ersatz gefunden werden, und mit dem Verschwinden der „Alten" geht unfassbar viel Know-how und Erfahrung unwiederbringlich verloren. Das führt häufig zu einer Situation, in der die Jungen oft die Fehler der Alten wiederholen, ein Umstand, der die Entwicklung vieler Unternehmen unnötigerweise hemmt.

    In einer Zeit, in der händeringend Fachkräfte gesucht werden, ist es notwendig, durch angemessene Arbeitszeit- und Entlohnungsmodelle, kombiniert mit einem entsprechenden Aufgabengebiet, die Kapazitäten und die Erfahrung der „Alten" zu nutzen.

    Neue Arbeitsmodelle, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleisten, sind unbedingt erforderlich.

    Natürlich sind ältere Jahrgänge körperlich oft nicht mehr so belastbar und meistens auch keine digitalen Nerds, aber sie haben in der Regel ein gutes Verständnis des Geschäftsmodells und der Kunden/Kundinnen. Wer ihnen mit wachem Geist und nicht mit einem mitleidigen Lächeln zuhört, kann viel über die Stärken und Schwächen des Geschäftsmodells und die Entwicklung der Firma im Wandel der Zeit erfahren. Dieses Wissen kann durchaus helfen, ein besseres, digitalisiertes Geschäftsmodell zu entwerfen. Ein flexibles Arbeitszeitmodell kann den Wissenstransfer unterstützen und ist in der Lage, den Wünschen der „Alten" und des Unternehmens Rechnung zu tragen.

    Frauen sind gegenüber Männern unter den Erwerbstätigen immer noch unterrepräsentiert. Die Situation hat sich in den letzten Jahren zwar verbessert, aber es gibt noch einiges an Reserven zu mobilisieren. Neue Arbeitszeit- und Partizipationsmodelle müssen geschaffen werden, denn die heutigen Modelle schließen noch zu viele Frauen von einer höherwertigen Beschäftigung aus. Flexible Arbeitszeiten, die Möglichkeit als „Freelancer" wichtige Arbeitsangebote für mehrere Firmen zu leisten, ohne Ausbeutung zu riskieren, und viele andere Vorschläge existieren schon, werden aber nur selten umgesetzt. Dies ist unter den gegebenen Rahmenbedingungen eine fahrlässige Verschwendung von Ressourcen.

    Auch der Umgang mit Immigranten muss sich unter diesen Voraussetzungen ändern. Unternehmen dürfen hier nicht auf die Politik hoffen und warten, sondern müssen selbst aktiv werden. Wahrscheinlich sind nicht alle Einwanderer ausgebildete Programmierer, IT-Fachleute, Ingenieurinnen oder Ärzte, aber sie sind überwiegend jung, gesund und in der Mehrheit lernbereit, wenn ihnen eine bessere Zukunft in Aussicht gestellt wird.

    Ansprüche der Kunden und Kundinnen

    Kundenwünsche müssen zunehmend Eingang in die Supply Chain finden.

    Verbraucher*innen sind sich ihrer Rechte und ihrer Macht bewusst, sie stellen hohe Ansprüche. Sie erscheinen zunehmend ungeduldiger, lange Lieferzeiten werden nicht mehr oder nur ungern hingenommen – eine große Herausforderung für jede Supply Chain. Es gilt plötzlich nicht mehr nur, die Belange des Unternehmens zu berücksichtigen, sondern Kundenwünsche müssen zunehmend Eingang in die Logistik- und Herstellungskette finden, welche manchmal diametral zu den Unternehmensanforderungen stehen. Ein Beispiel ist die Wartezeit an der Kasse – in den Augen vieler Menschen eine sinnlose Zeitverschwendung – weshalb einige Handelsunternehmen Shops ohne Kassen entwickeln.

    Amazon gehört auch hier zu den Vorreitern und forciert mit seinen Amazon-Go-Filialen den Einkauf ohne Kasse. Die Verbraucher*innen füllen den Wagen und beim Verlassen des Ladens wird automatisch vom Konto abgebucht. Zusätzlich bringt Amazon Dash Carts zum Einsatz. Diese wetterfesten Einkaufswagen verfügen über Kameras, die erkennen welche Waren in den Wagen gelegt werden. Außerdem verfügt das System über eine Waage für das Wiegen von Obst und Gemüse.

    Das Kaufverhalten der Kunden/Kundinnen ändert sich rapide. Sie wollen nicht mehr zwischen online und offline unterscheiden, sie nutzen sämtliche Kanäle, wobei der Einkauf über mobile Geräte und Apps zunehmend wichtiger wird. Der E-Commerce Umsatz in Deutschland lag im Jahr 2020 bei 83 Mrd. Euro, und laut einer Studie von PWC kaufen 78 % der Deutschen mindestens einmal pro Monat online ein. Gerade die Generation ab 55 Jahre, die sogenannten Silver-Ager, haben während der Pandemie ihre Liebe zum Internetshopping entdeckt.

    Die Customer Journey beginnt heutzutage überwiegend im Internet, denn die Menschen gehen immer häufiger online auf Einkaufsbummel – ein Trend, der durch die Coronapandemie noch verstärkt wurde. Verbraucher*innen sind zudem bequemer geworden. Die Möglichkeit, im Internet – ohne zeitliche oder räumliche Beschränkung – shoppen zu können und sich um den Transport der Ware keine Gedanken machen zu müssen, bestimmt mit der zunehmenden Bedeutung des Online-Handels die Erwartungshaltung. Eine schnelle Lieferung, eine gute Rücksendelösung und möglichst niedrige Versandkosten werden dabei vorausgesetzt.

    Dieser Vorteil des Online-Einkaufs muss im Offline-Handel durch ein echtes Einkaufserlebnis und einen besseren Kundenservice – nicht nur rund um die Beratung – ausgeglichen werden. Im B2B-Segment beinhaltet die Erwartungshaltung der Kunden zusätzlich nicht nur die fristgerechte Lieferung der Produkte verbunden mit technischem Service und einer kompletten Anwendungsschulung, sondern auch darüber hinausgehende Unterstützung. Sie erwarten heute, dass man ihr Geschäftsmodell unterstützt. Dies beinhaltet flexible Finanzierungslösungen, aber auch weitere Maßnahmen, wie z. B. die Entwicklung von zusätzlichen Wertschöpfungsmöglichkeiten.

    Verbraucher*innen sind heute aufgeklärter und misstrauischer denn je.

    Verbraucherinnen sind heute aufgeklärter und misstrauischer denn je. Klassische Werbung tut sich zunehmend schwer, Kunden/Kundinnen können sich oftmals mithilfe von alternativen Informationsquellen ein eigenes Bild machen. Testberichte oder Erfahrungsberichte von Verwender*innen mit einer aussagekräftigen Bewertungsskala, wie z. B. eine Sternebewertung, relativieren viele Werbeaussagen.

    Sie kaufen auch bewusster ein. Spielten früher der Preis und die entsprechende Qualität, also das Preis-Leistungs-Verhältnis, die wichtigste Rolle, so sind in den letzten Jahren einige zusätzliche Parameter hinzugekommen. Verbraucher*innen achten vermehrt auf gesunde Ernährung und legen einen Fokus auf die Inhaltsstoffe sowie Nachhaltigkeit.

    Es wird auch zunehmend Wert auf artgerechte Nutztierhaltung und nachhaltigen Anbau von Nutzpflanzen, Gemüse und anderen Nahrungsmitteln gelegt. Zusätzlich kommt dem moralischen Aspekt, wie beim Thema des fairen Handels, eine immer größere Bedeutung zu, was den wirtschaftlichen Spielraum der Unternehmen häufig einschränkt. Diese Entwicklungen machen es für Unternehmen nicht gerade leichter, bieten aber, bei einem entsprechend ausgerichteten Geschäftsmodell, auch große Chancen.

    Wertewandel in der Arbeitswelt

    Eine sinngebende Tätigkeit und die Work-Life-Balance werden für die jüngeren Generationen immer wichtiger.

    Der demographische Wandel beeinflusst auch die Wertesysteme im Berufsleben. Die jungen Generationen besitzen andere Werte und Vorstellungen gegenüber der Arbeitswelt. Das heißt für Unternehmen und Führungskräfte, sie müssen mit einem Mix aus verschiedenen Einstellungen zur Arbeit zurechtkommen. Wer die besten Nachwuchskräfte gewinnen will, muss die Wertesysteme dieser

    Menschen berücksichtigen und ernst nehmen, denn schon jetzt, können qualifizierte junge Jobsuchende zwischen verschiedenen Arbeitgebern auswählen.

    Die Generation der Baby Boomer, die Jahrgänge nach 1955, ist noch sehr stark durch Arbeit und Karriere bestimmt. Menschen dieser Altersgruppe wollen beruflich vorankommen und sich für ihren Einsatz belohnen, was sich in einem gewissen Statusdenken ausdrückt.

    In den folgenden Generationen geht die Bedeutung der Arbeit zunehmend zurück und Status spielt ebenfalls keine so große Rolle mehr. Galten in der Vergangenheit z. B. Firmenwagen oder Prämiensysteme und Incentives als besonders erstrebenwert, rücken materielle Anreize heute zunehmend in den Hintergrund – eine echte Herausforderung für Unternehmen. Verschiedene Berufsgruppen, wie z. B. Vertriebsmitarbeiter*innen, bei denen diese Stimuli bisher als das Nonplusultra der Motivation und Zufriedenheit galten, sind davon besonders betroffen.

    Die Sinnhaftigkeit der ausgeführten Tätigkeit und das Privatleben rücken in den jüngeren Generationen zunehmend in den Vordergrund. Es geht immer weniger darum, Karriere zu machen oder gar Führungsverantwortung zu übernehmen – häufig werden Hierarchien sogar infrage gestellt –, sondern sehr viel stärker um Work-Life Balance und die Möglichkeit, sich selbst verwirklichen zu können.

    Dies alles verlangt eine veränderte und anpassungsfähige Personal- und Entlohnungspolitik mit einer entsprechenden Flexibilität. Kein einfaches Unterfangen, wenn z. B. Tarifverträge existieren, die dann selbstverständlich auch entsprechend neu verhandelt werden müssen.

    Digitale Transformation

    Die digitale Transformation 1muss ganzheitlich verstanden werden.

    Der technologische Fortschritt macht Dinge möglich, von denen Menschen früher nur träumen konnten. Entwicklungen wie der 3D-Druck, künstliche Intelligenz und Big Data verändern die Welt. Der Einsatz von Software-Lösungen zur Steigerung der Effizienz, Effektivität und Produktivität ist heute unverzichtbar. Gleichzeitig wird die Art und Weise, wie Menschen miteinander kommunizieren und Kontakt halten, mehr und mehr digitalisiert. Dies alles bietet große Chancen, aber stellt Unternehmen auch vor Herausforderungen.

    Der Übergang in die Digitalisierung fällt deutschen Unternehmen schwer. Die meisten versuchen, ihr Geschäftsmodell zu digitalisieren, oftmals ohne eine wirkliche Strategie und ohne den Nutzen zu hinterfragen. Sie beschränken sich darauf, die Website zu überarbeiten, digitale Formulare zu entwickeln oder ein bisschen Social Media zu bedienen. Manche gehen immerhin schon einen Schritt weiter und bieten einen Webshop und/oder eine App an. Alles löblich, aber nur bedingt hilfreich. Digitalisierung muss als Ganzes verstanden werden, d. h. die Unternehmen sind gezwungen, eine angepasste Wertschöpfungskette zu entwickeln. Das bedingt in der Regel ein neues, ganz oder zumindest in weiten Teilen digitalisiertes Geschäftsmodell. Es scheint langsam ein Umdenken einzusetzen, wie der „Digitalisierungsindex 2020/2021" zeigt, eine Studie im Auftrag der Deutschen Telekom, die untersucht, wie mittelständische Unternehmen ihre digitale Transformation vorantreiben.

    Die Digitalisierung des deutschen Mittelstands hat deutlich wahrnehmbar Fahrt aufgenommen, hauptsächlich getrieben durch die Coronakrise. Der Index-Wert des deutschen Mittelstands 2020 kletterte gegenüber 2019 um zwei Punkte nach oben der bislang höchste gemessene Zuwachs. Haupttreiber für den digitalen Fortschritt: ein deutliches Plus bei der Produktivität in den Unternehmen.

    Digitalisierung kann Win-win-Situationen schaffen.

    Über alle Bereiche der Wertschöpfung, Branchen und Unternehmensgrößen hinweg nahm der Grad der Digitalisierung zu. Diese verändert auch das Arbeitsleben. Angetrieben durch die Kontaktbeschränkungen aufgrund der Coronapandemie ist z. B. der Trend zum Homeoffice dramatisch beschleunigt worden. Diese Entwicklung ist nicht mehr umzukehren, weil sie in den meisten Fällen für alle Beteiligte sinnvoll ist. Arbeitnehmer*innen gewinnen Zeit, weil der tägliche Weg zur Arbeit entfällt, die Umwelt profitiert von weniger Verkehr und Abgasen, die Unternehmen freuen sich über motivierte Mitarbeiter*innen, und durch den Wegfall von Anwesenheitszeiten können Unternehmen durch kleinere Büroflächen Kosten einsparen.

    Ein intelligenter Umgang mit Digitalisierung kann zu Win-Win Situationen führen. Als Konsequenz ergeben sich daraus aber neue Herausforderungen bezüglich der Infrastruktur, der Arbeitsprozesse- und Methoden, der Kommunikation und Zusammenarbeit sowie der Datensicherheit. Cybersecurity ist inzwischen zu einem der wichtigsten Faktoren der Unternehmensführung geworden.

    Klimawandel und Umweltschutz

    Das Bewusstsein über die Alternativlosigkeit des Klima- und Umweltschutzes hat inzwischen auch Politik und Industrie erreicht.

    Das Klima auf der Erde wandelt sich, und zwar schneller, als die Menschheit es erwartet hat. Diese Tatsache ist nicht mehr zu leugnen und hat inzwischen auch die Politik und die Industrien, die mit fossilen Brennstoffen Geschäfte machen, erreicht und wird von diesen mittlerweile akzeptiert. Sogar die Internationale Energieagentur IEA, 1974 als eine Einheit der OECD in Reaktion auf die damalige Ölkrise zur Sicherung des Ölnachschubs gegründet, fordert eine beispiellose Transformation im globalen Energiesektor und plädiert für ein sofortiges Ende der fossilen Energiegewinnung. In ihrem neuen Bericht „Net Zero by 2050 präsentiert die Agentur eine „Roadmap für das globale Energiesystem. Ziel ist die Sicherstellung des Netto-Null-Emission-Ziels zum Zwecke des Klimaschutzes bis zum Jahr 2050.

    Umweltverbände und andere Organisationen haben viele Menschen für dieses Thema sensibilisiert und – verbunden mit immer häufiger zu beobachtenden Umwelt- und Wetterkatastrophen – zum Umdenken gebracht. Der Druck von Verbraucher*innen, das Geschäftsmodell nachhaltiger zu gestalten und Umweltbelange mehr zu berücksichtigen, steigt deshalb stetig. In der Vergangenheit war es relativ einfach, sich als umweltbewusstes Unternehmen zu präsentieren. Eine neue Kläranlage hier, Umstieg auf Recyclingpapier da, ein Wechsel auf größtenteils regenerativen Strom reichten als Maßnahmen meistens aus. Diese betrafen allerdings fast immer nur die Peripherie und nicht das Geschäftsmodell direkt. Diese Zeiten dürften endgültig vorbei sein.

    Jetzt gilt es, das gesamte Geschäftsmodell nachhaltiger zu gestalten und sich als Unternehmen und Führungskraft seiner Verantwortung zu stellen. Das ist mehr als überfällig. Wer sich einmal mit offenen Augen in oder vor ein beliebiges Fast-Food-Restaurant stellt wird erstaunt sein wie viel Müll in nur einer halben Stunde anfällt. Die Müllberge in den Innenstädten, die durch Essen und Getränke „to go" verursacht werden sind ein weiteres Beispiel. Solche Fälle sind wahrscheinlich in allen Branchen zu finden.

    Nachhaltigkeit ist mittlerweile einer der wichtigsten Wettbewerbsfaktoren.

    Wer glaubt, weiterhin mit Alibi-Aktionen über die Runden zu kommen, wird zwangsläufig scheitern. Nachhaltigkeit ist inzwischen einer der wichtigsten Wettbewerbsfaktoren. Deshalb sind Unternehmen zukünftig gezwungen, mehr und größere Investitionen in diesem Bereich zu tätigen. Die Bandbreite reicht von neuen Herstellungsprozessen über den Umstieg auf energiesparende Fertigungsanlagen, neue Materialien und Rohstoffe mit einer besseren Umweltbilanz, verbesserte und intensivierte Recyclingprozesse, klima- und umweltfreundliche Produktinnovationen, Abfall- und Abwasservermeidung sowie Wiederaufbereitung bis hin zu neuen umweltfreundlichen Bewirtschaftungslösungen in der Landwirtschaft. Und diese Aufzählung ist noch lange nicht vollständig.

    Hier die richtigen Entscheidungen zu treffen und z.B. passende Finanzierungsmöglichkeiten zu finden, stellt Unternehmen und vor allen Dingen die Unternehmensführung vor beträchtliche Herausforderungen.

    Disruption

    Disruption ist nichts wirklich Neues, aber die Digitalisierung verleiht ihr nahezu unendliche Möglichkeiten.

    Und wäre das alles nicht schon genug für die Unternehmen, weht gleichzeitig der Sturm der Disruption durch das Land. Sie stellt per se nichts wirklich Neues dar, sondern ist im Prinzip schon so alt wie die Menschheit. Allerdings verleiht ihr die Digitalisierung neue Möglichkeiten und eine mörderische Geschwindigkeit. Die Skalierung von digitalen Angeboten ist fast uneingeschränkt möglich, ohne gleichzeitig zu viel Kapital in Manpower oder Maschinen investieren zu müssen. Disruption passiert von oben und unten zugleich, soll heißen von großen Technologiegiganten ebenso wie von kleinen Unternehmen oder Startups, das macht sie doppelt gefährlich.

    Die Giganten rollen ihre digitalen Lösungen und Geschäftsmodelle einfach auf neue Geschäftsfelder aus und wo ihnen entsprechende Technologie fehlt wird sie mithilfe der nahezu unendlich verfügbaren finanziellen Ressourcen einfach zugekauft. Und sie sind clever und bereit, alles auf den Kopf und infrage zu stellen. Diese Denkhaltung führt zu immensen Wettbewerbsvorteilen und macht die Entdeckung und Erschließung von neuen Märkten möglich. So schrecken sie z. B. nicht davor zurück, den Zugang zu ihrer eigenen Infrastruktur als Geschäftsmodell zu monetarisieren. Eine solche Denkweise ist nicht gerade typisch für ein deutsches Unternehmen.

    Prominentestes Beispiel für ein solches Vorgehen ist wohl AWS (Amazon Web Services). Dieser Ableger von Amazon ist inzwischen der größte Profittreiber im Konzern. Amazon hat die Cloud nicht erfunden, aber sie waren der erste Player, der kompromisslos und entschieden die eigene Server-Infrastruktur vermarktete, das Wachstum dieses neuen Geschäftsmodells in Schwung brachte und sich damit einen neuen gigantischen Markt erschloss. Im Jahr 2019 erreichte Amazon Web Services einen Umsatz von ca. 35 Mrd. USD und erzielte einen Betriebsgewinn von ca. 9,2 Mrd. USD. Zum Vergleich und als Gradmesser: Das größte deutsche Technologieunternehmen SAP erreichte mit allen Sparten zusammen einen Gesamtumsatz von ca. 27,5 Mrd. EUR und einen Betriebsgewinn nach IFRS von ca. 4,5 Mrd. EUR. Obwohl AWS erst 2006 gegründet wurde, ist dieser Amazon-Bereich inzwischen größer und profitabler als SAP.

    Ein Beispiel dafür, welche Auswirkungen es haben kann, wenn Firmen den Mut aufbringen, anders zu denken. Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht. AWS repräsentierte im 4. Quartal 2019 laut Statista einen globalen Marktanteil von 33 % und seriöse Prognosen gehen von einem Marktwachstum von jährlich 20 % bis zum Jahr 2025 aus. Es fällt leicht, sich vorzustellen, was das bei nur gleichbleibendem Marktanteil für den Umsatz und die Profitabilität von AWS bedeutet. Und das nur, weil Amazon durch eine andere Sicht der Dinge eine für andere in Stein gemeißelte Regel („Gewähre keinen Zugang zu deiner Infrastruktur!") gebrochen hat.

    Aufgrund ihrer rigorosen Besetzung von Geschäftsfeldern und ihrem Mut, ein Risiko einzugehen, sind Firmen wie Amazon deutschen Unternehmen um Längen voraus. Wo deutsche Führungskräfte auf Nummer sicher gehen und erst einmal alles bis ins Detail analysieren, erobern Firmen wie Amazon oder Alphabet im Eiltempo neue Märkte.

    Neben dem Druck der Großen müssen sich etablierte deutsche Unternehmen auch kleinerer Player erwehren. Sie werden von jungen und kleinen Firmen angegriffen, die nichts zu verlieren, aber alles zu gewinnen haben. Meistens kommen diese Firmen aus den USA, weil es dort relativ einfach ist, Risikokapital zu beschaffen. Eine Veröffentlichung zu diesem Thema ist die „CNBC Disruptor 50 List", die versucht, schnell wachsende, innovative Start-ups zu identifizieren, die sich auf dem Weg zur nächsten Generation von großartigen, börsennotierten Unternehmen befinden.

    Parameter für das Ranking sind u. a. Belegschaftsgröße und Diversität, Skalierbarkeit, Umsatz- und Nutzerwachstum, Firmenbewertung, Qualität der Investoren und vieles mehr. Die Top 5 des Jahres 2021: Robinhood, Stripe, Discord, SentinelOne und Didi Chuxing. Leider hat es mit checkout.com aus London (Platz 13) nur eine europäische Firma unter die Top 50 geschafft. Deutsche Firmen sind nicht vertreten.

    Der „analoge" Buchwert ist in der heutigen Zeit nicht mehr unbedingt ein Gradmesser für die Sicherheit einer Finanzierung.

    Die Gründe für die Dominanz amerikanischer Firmen liegen auf der Hand. Viele ehemalige Gründer*innen der amerikanischen Tech-Szene sind heute Financiers, die trotz bewussten Risikos in erfolgversprechende Geschäftsmodelle investieren, während es in Deutschland immer noch hauptsächlich um die Finanzierung etablierter Geschäfte geht, die mit ausreichend

    Sicherheit hinterlegt sind. Das Verständnis von Sicherheit liegt dabei meistens auf dem „analogen" Buchwert. Die meisten deutschen Bankberater zeigen bei dem Wort Risiko, geprägt durch die Erfahrung in der Finanzkrise, vermutlich eine allergische Reaktion. Erst langsam beginnt sich in Deutschland die Erkenntnis durchzusetzen, wie wichtig es ist, junge Firmen mit zukunftsweisenden Geschäftsmodellen finanziell zu unterstützen.

    Es ist wichtig, junge Firmen mit zukunftsweisenden Geschäftsmodellen mittels Wagniskapital zu unterstützen.

    Die neuen Herausforderer, oftmals mit einem milliardenschweren Investor im Rücken, brechen die gängigen Regeln, um sich Wettbewerbsvorteile zu verschaffen. Die etablierten und großen deutschen Unternehmen tun sich damit schwer, denn sie haben sie ja meistens, zumindest teilweise, aufgestellt. Ein Bruch dieser Grundsätze könnte einen Vertrauensverlust bei den eigenen Kunden/Kundinnen und damit noch mehr Unruhe und Geschäftseinbußen bedeuten.

    Zusätzlich sind diese Unternehmen noch überwiegend in den Denkmustern der Industrialisierung verhaftet, eine Skalierung des Geschäftsmodells ist für sie immer mit Investitionen in Maschinen und Manpower verbunden. Sie denken immer noch analog und glauben fest, Größe sei ein relevanter Überlebensfaktor.

    Jedoch ist in der neuen Welt Größe kein Faktor, der vor Zerstörung schützt, manchmal kann sie sogar ausgesprochen hinderlich sein. Vor allen Dingen, wenn Größe zu langsamem Agieren führt.

    Der perfekte Sturm

    Es sieht so aus, als würden die Unternehmen, die heute schon teilweise hart um das Überleben kämpfen müssen, auf einen gigantischen Sturm zusteuern. Und wie bei der Seefahrt, braucht es jetzt Kapitäninnen und Kapitäne, die in der Lage sind, sich diesem Sturm zu stellen, ihn zu umfahren oder vielleicht

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