V. Symphonie Wenn Bach käme
Von Michael Floredo
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Über dieses E-Book
Faszinierend in diesem Werk ist, wie Floredo dieses Gesamtbild aus der Sicht und in der Sprache Bachs entstehen lässt. Mit grundlegenden Ideen griechischer Philosophen, wie Pythagoras, Sokrates und Platon, legt der Komponist das Fundament der Musikgeschichte und entwickelt neue, interessante Theorien im Zusammenwirken von Zahlen und Intervallen. Bedeutende Wissenschaftler, Orgelbauer, Physiker und Theologen treten auf.
Gedanken über die Unterhaltungsmusik und die ernste Musik, über die Förderung der neuen Musik und die Musikerziehung werden erörtert und beeindruckend wird nachgewiesen, wie gewisse Farben bestimmten Tönen zugeordnet werden können. Dies eröffnet dem Leser eine Zusammenschau, übereinstimmend von Farben, Tönen, Gefühlen und Erkenntnissen.
Das Buch verschafft ein neues Bewusstsein für die Musik: Es ist ein beeindruckendes Werk – mit Geist geschrieben und mit musikerfüllter Leidenschaft.
Alois Schwienbacher
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V. Symphonie Wenn Bach käme - Michael Floredo
V. Symphonie
Wenn Bach kämE
1. Auflage, erschienen 3-2023
Umschlaggestaltung: Romeon Verlag
Text: Michael Floredo
Layout: Romeon Verlag
ISBN: 978-3-96229-649-0
www.romeon-verlag.de
Copyright © Romeon Verlag, Jüchen
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Michael Floredo
V. Symphonie
WENN BACH KÄME
Inhaltsverzeichnis
Einleitung 5
Die Töne B-A-C-H 8
Bach in unserer Zeit 12
Im Jetzt – Bach auf einer Chorempore 14
Orgelbau heutzutag’ 16
Der Ämterkauf früher und heutzutag’ 20
Meine Schüler und Sokrates 27
Monolog des Sokrates im 21. Jahrhundert 29
Meine berühmte d-Moll Toccata 39
Thomas Alpha Edison und Musika 41
Meta tà Physika 43
Im Anfang war das Wort 45
Katharsis 47
Müsike 48
Wie das Meer mit Musiken besungen werde 52
Die Intervalle in Musika 56
Die Bibel hat recht 61
Die moderne Einteilung in U und E heutiger Musikenkulturen 64
Die zeitgleiche Entwicklung Neuer Künste, Neuer Wissenschaften und Neuer Politiken 68
Das Mäzenatentum 71
Die Französische Revolution anno 1789 73
Das Clavier 75
Die Wohltemperierte Stimmung des Andreas Werckmeister 84
Das Wohltemperierte Clavier – Der eigentliche Zusammenhang! 87
Sir Isaac Newton, der Albert Einstein unserer Zeiten 89
Moses 96
Die Nachfahren Noahs 121
Die Priester in Physika und Musika 123
Meine Kind’ und Müsike, altgriechisch, »selbst gebildet zu sein« 130
Die Begriffe Theoria und Parusie 133
Georges Lemaître, Priester und Physikus in jener Zeit des Albert Einstein 140
Urknall – Erde 144
Von Bildungseinrichtungen, Musikern und Schaffenden dieser Zeiten 145
Die drei Disziplinen des Extemporierens 157
Euere Musikenschulen 159
Euere Konservatorien 161
Von der Seel’ und dem Daimonion des Sokrates 162
Gestern wollte der Bachen die Orgel schlagen 166
In den nordischen Ländern 169
Vorletzter Monolog des Sokrates 170
Letzter Monolog des Sokrates 175
Leipzig: Für jeden Sonntag eine neue Kantat’! 178
Ein großes Konzert in einem neu erbauten Musenhaus 184
Sehr verehrte und geehrte Maestri! 195
Das Konzil aller posthumen Musikenschaffenden! 203
Vom Komponieren, von Musikenverständigen und Kritikern 208
Moderne Musiken und die Entdeckung einer großen Neuen Wissenschaft 219
Hauptteil 221
So langsam geh’ auch ich nun wieder 231
Die drei Be’s in Musika 236
Das einbalsamierte Antlitz Anton Bruckners 241
Einleitung
Johann Sebastian Bach, man sagt, der größte Komponist aller Zeiten, stammte aus einer weit verzweigten Thüring’schen Musikerdynastie, die inmitten des deutschen Sachsenlandes ihren Lebensmittelpunkt fand. Johann Sebastian war das jüngste von acht Kindern des sogenannten »Stadtpfeifers« und Hoftrompeters Johann Ambrosius Bach. Sebastians Mutter Elisabeth, geborene Lämmerhirt, galt damals als die bekannteste Sängerin des ganzen Landes.
Am 21. März 1685, noch im julianischen Kalender, wurde dieser Musikus, in Eisenach geboren, wo er die ersten zehn Jahre eine glückliche Kindheit bis zum Tod beider Eltern verbrachte. Seit frühesten Jahren stets von Musik umgeben, machte sich Johann Sebastian Bach mit dem Klang der Königin der Instrumente so vertraut, dass die Eisenacher Georgenkirche für ihn immer Anlass war aus freiem Willen die Messe zu besuchen. Und selbst wenn er alleine in dieser Kirche stand, lauschte er dem Orgelspiel eines ihm Verwandten, dem Cousin seines Vaters, Johann Christoph Bach.
Erstere Einblicke, was sein zukünftiges Organisten- und Komponistenleben anbetraf, fand Johann Sebastian in Eisenach bereits auf fruchtbarem Boden. Ursprünglich ausgegangen entstammten die verschiedenen Musikalitäten dieser großen »Bach-Familie« dem Veit Baachen¹, jenem Ururgroßvater aus Wechmar zu Gotha, einem Müller, Bäcker und Saitenspieler zu Beginn des 16. Jahrhunderts.
»Erzvater der Musik« wurde Johann Sebastian Bach später genannt. Sämtliche Musiker haben ihn mit Komplimenten und Ehrfurcht bezeugenden Akklamationen verehrt und geehrt, – bis heute! Beethoven prägte den bekannten Satz: »Nicht Bach, sondern Meer sollte er heißen!« Wolfgang Amadeus Mozart erhob ihn mit seinem Ausruf: »Wir sind alle seine Lehrbuben!«, zum Meister aller Komponisten und Robert Schumann, bereits wie Beethoven ein Romantiker, meinte sogar: »Gegen Bach sind wir alle Stümper!«
Zahlreiche Zitate bedeutender Musiker aus all den verschiedensten Epochen der Musikgeschichte müssten hier noch angeführt und erläutert werden. Würden sämtliche Ehr-Erweisungen die über Bach ausgesprochen, aufgeschrieben, könnten ganze Bibliotheken allein sie nicht fassen.
Zitate mit unglaublichen Verehrungen, in Gedenken an diesen Barockmeister, haben vieles ins richtige Licht gerückt, was aber ursprünglich doch anders lag.
Hätte damals bereits eine Hitparade existiert, wie heutzutage in den Unterhaltungsmusiken üblich, wäre Bach nicht an erster, auch nicht an zweiter oder dritter Stelle.
– In seiner Zeit war der deutsche, über alles geschätzte Georg Philipp Telemann, »der Pedant«, ein Vielschreiber, ganz vorne gereiht, gefolgt von seinem Landsmann Georg Friedrich Händel und dem äußerst bekannten italienischen »Priesterkomponisten« Antonio Vivaldi. »Il prete rosso«, wie man ihn wegen seiner von Natur aus roten Haare nannte. Bach kam in seiner Zeit erst an achter oder neunter Stelle, manche sahen ihn aber noch viel weiter hinten auf den letzteren Plätzen.
1940 erstellte eine renommierte amerikanische Musikzeitschrift eine Topliste aller Komponisten. Das Publikum wählte Beethoven an erste und Bach an zweite Stelle. Die Musikerwelt änderte jedoch diese Rangfolge, und Bach wurde zum größten Komponisten auserkoren.
Dieses Buch ist keine Biographie, vielmehr soll beschrieben sein, wie Bach in unserer Zeit über Musik und ihre Auswirkungen für gegenwärtige und zukünftige Gesellschaften spräche, über viele Geheimnisse und Wissenschaften, die in Musika inneliegen.
1 Baachen – Bachen – Bäcker
Die Töne B-A-C-H
B-a-c-hDie »Bäche« sind die einzigen Komponisten von allen, deren Name bereits von Geburt an mit Tönen festgeschrieben steht. Keinen anderen Komponisten kam dies je zu ihren eigenen Familiennamen in Notenschrift zu sehen, geschweige zu hören, ein eigenes »Familienphonogramm« aus Tönen zu besitzen. Johann Sebastian Bach verwendete sein Melos nicht nur selber, diese Melodie wurde zigfach von vielen späteren Komponisten verschiedenster Zeiten immer wieder in Notenschrift gesetzt und alles aus größter Hochachtung und Verehrung für diesen »Erzvater der Musik«.
Das Wesen einer Melodie, ihr Charakter, sein »Melopoeia«, wie der alte Grieche dazu sagte, ist bei diesen vier Tönen b-a-c-h immer ein Streben nach Auflösung, so als würden sie leise gespielt, flehend nach Erlösung bitten, im Lauten jedoch ein mahnend mächtiges Fortschreiten verkünden, wissend, der Kampf zwischen Gut und Böse letztendlich nur in der Wahrheit enden wird.
– Zwei Halbtonschritte im kleinen Terzabstand a–c bilden die Melodie dieses Namens Bach. Sie stehen in Symmetrie zueinander und verbindet man diese Töne mit Linien, erhält man die Form eines Kreuzes in verschiedenartigen Perspektiven. Bach selber erwähnte folgenden Satz immer wieder: »Kreuze in der Musik und Kreuze im Leben haben eines gemeinsam – sie erheben!«
Lange vor Bach berechneten mittelalterliche Musiktheoretiker den Halbtonschritt und setzten diesen dem Erdenklang nach altgriechischen Kenntnissen gleich. Die alten Griechen wussten bereits Jahrhunderte vor Christus, dass Himmelskörper nicht nur kugelförmig sind, sondern dass sie Musik erzeugen, gleichsam einem kosmischen Orchester mit seinem »ersten unbewegten Beweger«. Aristoteles verwendet jenen Begriff und meint mit diesem – Gott. Die heilige katholische Kirche hingegen glaubte noch lange Zeit, dass unsere Erde die Form einer Scheibe hätte, und die ältesten griechischen Philosophenschulen vertraten sogar die Meinung, ein Demiurg, der Widersacher Gottes, selbst an der Schöpfung nicht nur beteiligt, vielmehr jener Grund war.
Im Mittelalter wurde für den Halbtonschritt bezüglich Melodiebildungen das lateinische Merksätzlein »mi contra fa est diabolo in musika«² geprägt. Diese Initialen stehen für das kirchenlateinische »miserere et fames«, zu Deutsch »Leid und Hunger«, was der gefallene Engel durch seinen Himmelssturz auf die Erde gebracht habe.
Die Töne b-a-c-h bilden in sich eine steigende Sequenz dieser gespiegelten, gänzlich gegenteiligen Tonfolge »mi contra fa«.
Der Spiegel, die »Spiegelung« oder »Umkehrung in Musika« ist bei Bach immer zu finden, selbst in seinem Familienwappen, welches er nach eigener Ahnenforschung anfertigte. Die Essenz dieser Melodiebildung des Namens Bach entsteht durch seinen letzten Buchstaben, die Auflösung in die reine Quint³. Der fünfte Tonabstand, die Quinte, verdeutlicht von jeher Auferstehung und Erhebung der Seele in das Hoffnungsvolle, wie Bach in seiner hohen h-Moll Messe im Besonderen immer wieder betont.
Kein anderer als Ludwig van Beethoven wollte seine geplante zehnte Symphonie aus diesen Tönen b-a-c-h hervorgehen lassen, was ihm zeitlich verwehrt blieb.
Jeder, der Edles zu schätzen weiß, wird von sich aus erkennen, dass Bach’sche Musik Heiliges inthronisiert und intoniert. Von den pythagoräischen Urgesängen herkommend bis zu den Chorälen eines Martin Luther und weit darüber hinaus entstand Bachs Musik immer als Einheit aus Glauben, Wissenschaft, reinstem Nächstendienst und einem von sich allem abverlangenden Müssen.
Den Bachs war es immer größtes Anliegen, selbst Musik zu machen, nämlich – ihre eigene zur Erbauung der Herzen, zur Festigung des Glaubens, als Rekreation und zur Freude anderer. Dass schöpferische Arbeit eine der schönsten Arten von Begegnung ist, war ihnen sonnenklar und jedem stets bewusst.
Bei Johann Sebastian Bach waren andere Buchstaben von größerer Bedeutung und Wichtigkeit! Nicht jene, die sein eigenes Melopoeia anbelangen, sondern die Anfangsbuchstaben des lateinischen »Iesu iuva⁴«, zu Deutsch – »Herr hilf« und das bekannte S. D. G. »Solo Deo Gloria«, was so viel heißt »Allein zur Ehre Gottes«. All dies bedeute ein Rückbeziehen auf Gott, was die Wortwurzel von Religion, »religio« widerspiegelt.
Erst viel später, in der Zeit der Romantik, werden wir erneut jenem »Solo Deo Gloria« begegnen. Anton Bruckner, gleichsam wie Bach, setzte diese Buchstaben S. D. G. als Bekenntnis liturgischen Schaffens auf viele seiner großen Partituren.
2 e gegen f ist der Teufel in der Musik
3 mi = Ton e, e–h = reine Quinte
4 I. I.
Bach in unserer Zeit
Wie viele Werke hat Bach wirklich komponiert? Welche wurden vernichtet oder sind bis heute nicht gefunden? Wie viele stammen auch tatsächlich von ihm selber?
Heutzutag’ verweisen wir auf elfhundert-achtundzwanzig Werke, die Bach geschrieben habe. Der erwähnte Zeitgenosse Telemann verfasste sogar weit mehr als dreitausend-fünfhundert Werke!
– Was aber, wenn dieser Johann Sebastian Bach in unsere Zeit hereinkäme wie durch ein Tor in eine andere Welt? Erzählte er uns Neues über Musika, über ihre Zusammenhänge von und mit anderem Wissen? Kennen wir all die Geheimnisse von diesem gänzlich vermeintlich Stofflosen, was unser Innerstes so zu berühren, so anzugreifen vermag wie nichts in dieser Welt außer der Liebe, unserer Natur und die daraus entstandenen Künste?
Würde sich Bach heute in einem Kaufhaus befinden, seine Musik ohne ein zu sehendes Orchester hören, das ihm zugeschriebene Gesamtwerk in hundert-fünfundfünfzig gesammelten CDs erblicken, alles mit wundervollster Aufmachung ausgestellt, wäre dieser Moment wohl selbst für ihn mehr als nur verrückte Zauberei, Traum oder Illusion?
So kommt dieser Musikus nicht als Kind seiner Tage zu uns, sondern als beobachtender Reisender mit seinem Wissen und heutigem Verstandesvermögen in diese Welt. Dabei wird er auf viele andere treffen, auf seine Lehrbuben und den größten Denker der Menschheit – Sokrates.
Wohin würde sich Bach wohl als Erstes in unserer Zeit hinbegeben, – in ein Kaufhaus? – Mitnichten! – Mit aller Sicherheit und Gewissheit zuerst an eine Orgel!
Im Jetzt – Bach⁵ auf einer Chorempore
Meine Musiken⁶! – Überall meine Musiken! In sämtlich’ nur erdenklichsten Ausgaben, – größeren, mittleren, in kleinsten Formaten verschiedenster Editionen! – Schmale, breitere, kleine, große Noten-Bücher mit farbigen Umbänden samt zierartigen Sig-naturen, manch’ Ausgab’ mit Vorworten und Fingersätzen verdienstvoller, berühmter Organisten versehen.
– Seltsam, wirklich seltsame Schreibstile! Alles so geradlinig wie mit Lineal gezogen und feinstem Pinselstrich gemalt. Die ganzen Bach’schen Orgelmusiken mit zusätzlicher Notenzeil’ für das Pedal, die Füß’, neu eingeteilt, für die rechte Hand gar ein anderer Schlüssel in Verwendung sei, mein optisches Schriftbild gänzlich verändert wurd’. Die Links-rechts-Setzung der Notenhälse samt inkludierter Phrasierungsgesetz’ völlig außer Acht gelassen. – Gewiss, hie und da hätten mitnichten nur wenige Abschreibfehler nebst Vereinfachungen, verkehrter Akzidentien⁷ und sonderbare Tön’ sich eingeschlichen, doch überall sehe ich Bach’sche Orgelmusiken! –
In allen Landen der ganzen Erd’, ein jeder Organist solch’ Orgelbücher besitzt, – unglaublich! – Überhaupt, jeder Musizi⁸ über meine Musikennoten verfügt, unglaublicher noch sei!
Sähe dies meine Maria Barbara und Anna Magdalena mit meinen Töchtern und Söhnen! Säheten dies die Leut’ unserer Zeiten, und all jene, ich durch ihre unsäglich’ dummen Kränkungen meinen leicht säuerlichen Blick verdanke, vieles sich änderte!
5 Da es zu Bachs Zeit noch keine einheitliche Grammatik- und Rechtschreibregeln in Deutschland gab, folgt dessen Sprache auch nicht den derzeit gängigen Sprachnormen. Eine Kodifizierung der deutschen Sprache fand erst nach der Reichseinheit 1871 durch Konrad Duden statt.
6 Musiken immer mit breitem U
7 Versetzungszeichen #, b
8 Musizi oder Musizis, immer als Einzahl oder Mehrzahl
Orgelbau heutzutag’
Der Orgelbau im Vergleich zu meinem verehrten Zeitgenossen Gottlieb Silbermann, ein großer Orgelbaumeister, so scheint mir heut’, bei ersterer Betrachtung etwas stehen geblieben seie.
Wären