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7 Trevellian-Krimis für lange Urlaubsnächte 2023
7 Trevellian-Krimis für lange Urlaubsnächte 2023
7 Trevellian-Krimis für lange Urlaubsnächte 2023
eBook1.138 Seiten13 Stunden

7 Trevellian-Krimis für lange Urlaubsnächte 2023

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Über dieses E-Book

7 Trevellian-Krimis für lange Urlaubsnächte 2023

Thomas West, Alfred Bekker, Pete Hackett

Jesse Trevellian gibt nicht auf: Krimis der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre. Mal provinziell, mal urban. Und immer anders, als man zuerst denkt. Dieses Buch enthält folgende Thriller um den Ermittler Jesse Trevellian:

Pete Hackett: Trevellian und die Fast Food Killer

Alfred Bekker: In der Tiefe verborgen

Alfred Bekker: Die Gen-Bombe

Thomas West: Tödliche Habgier

Thomas West: Grenzenlose Mordgier

Thomas West: Drei Tonnen tödliches Gold

Thomas West: Dunkle Schatten auf weißer Weste


 

 



 

Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

SpracheDeutsch
HerausgeberAlfred Bekker
Erscheinungsdatum4. Jan. 2023
ISBN9798215536599
7 Trevellian-Krimis für lange Urlaubsnächte 2023
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    7 Trevellian-Krimis für lange Urlaubsnächte 2023 - Alfred Bekker

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author 

    COVER A.PANADERO

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen 

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    7 Trevellian-Krimis für lange Urlaubsnächte 2023

    Thomas West, Alfred Bekker, Pete Hackett

    Jesse Trevellian gibt nicht auf: Krimis der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre. Mal provinziell, mal urban. Und immer anders, als man zuerst denkt. Dieses Buch enthält folgende Thriller um den Ermittler Jesse Trevellian:

    Pete Hackett: Trevellian und die Fast Food Killer

    Alfred Bekker: In der Tiefe verborgen

    Alfred Bekker: Die Gen-Bombe

    Thomas West: Tödliche Habgier

    Thomas West: Grenzenlose Mordgier

    Thomas West: Drei Tonnen tödliches Gold

    Thomas West: Dunkle Schatten auf weißer Weste

    Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

    Trevellian und die Fast Food-Killer

    Krimi von Pete Hackett

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 237 Taschenbuchseiten.

    Wang Ho Chung hat die Macht in China Town und normalerweise macht er nur dort seine Geschäfte. Aber jetzt hat er einen Auftrag angenommen und seinen Sohn Li damit beauftragt.  McDonald's- und Burger King Läden sollen attackiert werden. Doch Li hat nicht die gleiche Umsicht wie sein Vater. Er macht Fehler und Wang Ho Chung zieht sich von dem Auftrag zurück, um nicht selbst Schaden zu nehmen. Das gefällt seinem Auftraggeber nicht.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author 

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen 

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

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    Alles rund um Belletristik!

    Prolog

    Wie jeden Tag schloss Fred Morgan pünktlich um fünf Uhr morgens die Hintertür des Ladens auf, in dem er als Geschäftsführer fungierte. Es war ein Geschäft der McDonald's-Kette. Um sechs Uhr sollte der Laden geöffnet werden. Fred Morgan war täglich der erste hier.

    Es war noch dunkel. Fred Morgans Hand tastete um den Türstock und suchte den Lichtknopf. Es knackte leise, als er ihn drückte. Helligkeit machte sich breit. Geblendet vom grellen Neonlicht schloss Fred Morgan sekundenlang die Augen.

    Der enge Flur lag vor ihm. Kisten und Schachteln stapelten sich hier an der Wand. Er verwünschte den Burschen, dem er am Abend vorher, als er gegen 20 Uhr den Laden verließ, aufgetragen hatte, den Unrat hier zu beseitigen. Wenn man nicht alles selbst macht, brabbelte er wütend im Selbstgespräch vor sich hin. Dem Kerl werde ich einige Takte erzählen...

    Er nahm einige Schachteln und trug sie hinaus in den Hof. Der Schein der Lampe über der Tür reichte fast bis zur Hofeinfahrt. Der öde Geruch von Hackfleischrückständen und Zwiebeln stieg Fred Morgan in die Nase. Er hasste diesen Geruch.

    Als er das zweite Mal mit einigen Kartons in den Hof kam, sah er bei der Einfahrt einen Mann.

    Der Bursche hielt abrupt an, als wäre er bei etwas Verbotenem ertappt worden. Er duckte sich. Es war ein Chinese...

    Das Schlitzauge hat sich wohl verlaufen, durchfuhr es Fred Morgan. Der Eingang ist vorne, rief er über den Stapel Kartons hinweg, den er mit beiden Händen trug. Aber wir öffnen erst in einer Stun...

    Erschreckt brach Fred Morgan mitten im Wort ab. Er sah die rechte Hand des Chinesen hochzucken. Ihm blieb das matte Schimmern nicht verborgen. Das Begreifen lähmte ihn. Es waren die Stahlteile einer Pistole. Wie ein verlängerter Finger stieß der Lauf mit dem aufgeschraubten Schalldämpfer auf ihn zu.

    Ein Geräusch erklang, wie wenn der Korken aus einer Champagnerflasche gezogen wird. Etwas durchschlug eine der Pappschachteln, in denen Hamburger, Steaks und dergleichen angeliefert worden waren, und fuhr in Fred Morgans Brust.

    Morgan spürte nur einen harten Schlag, aber keinen Schmerz. Der Tod griff unerbittlich nach ihm. Seine Sinne schwanden. Er brach zusammen. Die Kartons lagen um ihn herum am Boden verstreut. Die gebrochenen Augen Fred Morgans starrten hinauf zum wolkenverhangenen Himmel, der sich über dem Big Apple spannte.

    Während sich der Chinese dem Eingang näherte, schraubte er den Schalldämpfer von der Automatic. Er schob ihn in die Seitentasche seiner dunkelblauen Jacke. Die Waffe versenkte er im Schulterholster.

    Er ging ungerührt an dem Ermordeten vorbei und betrat den Flur. Links war die Tür zum Keller. Der Abgang war nur mit Profilbrettern verschlagen. Geradeaus führte der Korridor zu einer Tür, durch die man die Räume des Imbissladens betrat. Über dem Kellerabgang schwang sich eine Treppe nach oben.

    Der Chinese holte ein Feuerzeug aus der Tasche, zündete es an und angelte sich ein Stück Pappe, das auf einem Stapel Kartons lag. Er hielt die kleine Flamme darunter. Als die Pappe brannte, warf er sie zwischen die Schachteln.

    Der Mörder wartete, bis die Flammen an den Kartons in die Höhe leckten. In seinem breitflächigen Gesicht zuckte kein Muskel. Beißender Qualm breitete sich aus. Das Verpackungsmaterial war fettig, außerdem lagen Zwiebelreste und andere Zutaten der Fast Food-Waren in den Schachteln. Ätzender Brandgeruch machte sich breit.

    Der Chinese war zufrieden.

    Er schaltete das Licht aus, rannte in den Hof und durchquerte ihn. In der Einfahrt mäßigte er sein Tempo. Vor ihm lag die 54. Straße. Soeben fuhr ein alter Chevy vorbei. Aus östlicher Richtung näherte sich ebenfalls ein Wagen. Der Lichtkegel, den die Scheinwerfer auf den Asphalt warfen, huschte vor dem Fahrzeug her. Von dem Chevy waren nur noch die Rücklichter zu sehen.

    Der Chinese wartete, bis das Auto vorbei war. Es war ein Volvo. Der Mann, der ihn lenkte, sah die Gestalt im Schatten der Hofeinfahrt nicht.

    Die Straße war leer. Alle 100 Meter etwa brannte eine Straßenlaterne und zeichnete große, gelbe Lichtkreise auf die Fahrbahn und den Gehsteig. Der Chinese marschierte ein Stück den Gehsteig entlang in Richtung Ninth Avenue.

    In einem Mitsubishi wartete ein zweiter Chinese auf ihn. Er saß hinter dem Steuer. Der Mörder schwang sich auf den Beifahrersitz. Der Motor sprang an, die Scheinwerfer flammten auf. Die beiden wechselten einen Blick. Der Killer nickte mit unbewegter Miene.

    Der Mitsubishi rollte aus der Parkbucht. Der Fahrer beschleunigte...

    *

    Ein Mann, der über dem McDonald's-Laden wohnte, entdeckte zwei Minuten später den Brand im Flur des Erdgeschosses. Er hatte seine Wohnung verlassen, weil um sechs Uhr sein Dienst bei der Subway begann. Er verständigte sofort das Fire Departement, dann machte er sich mit einem Handfeuerlöscher daran, den Brand zu bekämpfen. Seine Frau rannte zu den anderen Apartments in der ersten Etage, um die Bewohner zu alarmieren. Dann hetzte sie die Treppe hinauf in das nächste Stockwerk. Ihre schrillen Schreie gellten durch das Gebäude.

    Als die Feuerwehr eintraf, war der Brand bereits unter Kontrolle gebracht. Weitere beherzte Männer hatten sich die Feuerlöscher geschnappt, von denen es in jeder Etage einen gab, und dem U-Bahn-Fahrer geholfen, das Feuer zu ersticken. Das ganze Treppenhaus war voll Qualm. Ein Schaumteppich bedeckte die verbrannten Kartons und angekohlten Kisten, einen Teil der Treppe und den Boden des Korridors. Die Bretter, mit denen der Kellerabgang verschlagen war, waren zum großen Teil Opfer der Flammen geworden. An den Wänden hingen Rußpartikel. Es roch durchdringend nach verbrannter Farbe und nach dem verbrannten Leim der Kartons.

    Die Männer der Feuerwehr, die mit zwei Löschwagen angerückt waren, hatten im Hof den Toten gefunden. Das Police Departement wurde informiert. Eine Ambulanz wurde angefordert, da zu befürchten war, dass die Hausbewohner, die den Brand erstickt hatten, Rauchvergiftungen davongetragen hatten. Das Gebäude wurde evakuiert.

    Patrolcars der City Police rückten an, dann kam die Mordkommission...

    *

    Der Mitsubishi mit den beiden Chinesen rollte in Richtung Chinatown. In der Mott Street steuerte ihn der Fahrer in eine Parklücke vor dem Restaurant namens 'Woo Lae Oak'. Die beiden Chinesen verließen das Fahrzeug. Sie sahen sich sehr ähnlich. Beide waren um die dreißig, trugen dunkelblaue Anzüge und weiße Hemden. Beide waren mittelgroß und untersetzt.

    Sie schritten nebeneinander in eine Passage und betraten das Gebäude, in dem das Restaurant untergebracht war, durch einen Seiteneingang. Im Flur roch es nach Fisch und Bohnerwachs. Die beiden stiegen die Treppe zur 3. Etage hinauf und läuteten an einer Tür.

    Eine junge, hübsche Chinesin öffnete ihnen. Sie trug einen gelben Bademantel. Sie sah ziemlich verschlafen aus. Ihre Pagenfrisur war verlegen.

    Sag Li Chung, dass der Auftrag ausgeführt ist, gab einer der beiden Kerle im Treppenhaus zu verstehen.

    Die Chinesin nickte mit unbewegtem Gesicht. Die beiden Männer kehrten um und begaben sich ins 2. Stockwerk. Die Chinesin drückte die Tür wieder zu. Unten schloss einer der beiden die Tür zu einem Apartment auf. Die beiden betraten es. Sie wohnten hier. Ihre Namen waren Tao Kuan Shang und Tang Liang Tien. Ihre Väter waren Brüder. Sie waren Kanton-Chinesen. Und sie gehörten der Triade Wang Ho Chungs an.

    Wang Ho Chung war der Herrscher von Chinatown. Rauschgifthandel, illegale Prostitution, und Auftragsmord - das waren die Dinge, mit denen er sich befasste. Das Restaurant war nur Tarnung. Ho Chung hatte die Fäden in der Hand. Wie eine gefräßige Spinne saß er mitten in Chinatown und spann seine verbrecherischen Netze...

    Kapitel 1

    Zwei Tage später. Es war Abends, kurz nach 19 Uhr.

    An der Theke im Burger King in Brooklyn standen ungeduldig die Hungrigen Schlange. Das Personal hinter dem Tresen arbeitete auf Hochtouren. Auf den Grills brutzelten Hamburger und Steaks, in den Frittösen kochte das Fett, in dem die Käscher mit den Pommes hingen.

    Plötzlich erschütterte eine Detonation das Gebäude. Die Tür zur Herrentoilette wurde regelrecht in den Gastraum gepustet. Eine Feuerlohe stieß durch das Türrechteck, dann folgten eine Wolke aus Kalkstaub und dichter Qualm.

    Unter den Gästen brach Panik aus.

    Zwei Leute, die in der Nähe der Toilettentür an einem der Stehtische ihre Snacks verzehrt hatten, wälzten sich schreiend am Boden. Blut rann über ihre Gesichter.

    Der Pulk, der an der Theke gewartet hatte, drängte zur Ausgangstür. Das Entsetzen und die Angst standen in die Gesichter geschrieben. Sie schoben und stießen. Die Gäste an den Tischen waren aufgesprungen und rannten ebenfalls in Richtung Ausgang. Das Personal des Ladens folgte.

    Kinder weinten. Einige Männer und Frauen brüllten hysterisch. Die Ellenbogen wurden eingesetzt. Menschen stürzten und kamen nicht mehr hoch. Die anderen trampelten über sie hinweg. Jeder war sich nur noch selbst der Nächste...

    In der Herrentoilette brannte es. Die Holztüren zu den beiden Kabinen waren von der Explosion herausgerissen und regelrecht zerfetzt worden. Sie hatten Feuer gefangen. Aus dem Drahtkorb mit den gebrauchten Papierhandtüchern schlugen die Flammen.

    Das Chaos in dem Burger King war perfekt.

    Ryan Stafford, der Geschäftsführer, kam aus seinem Büro, in dem er gerade ein hübsches Girl zum Wochenenddienst vergattert hatte, weil eine Kollegin wegen einer Erkältung ausgefallen war. Er war bleich. In seinem Gesicht zuckten die Nerven. Seine Lippen bebten. In seinen Zügen standen nur Fassungslosigkeit, ungläubiges Entsetzen und Erschütterung geschrieben.

    Das Mädchen in der Tracht des Burger King-Personals folgte ihm. Mit dem Ausdruck des grenzenlosen Schreckens beobachtete es das Chaos bei der Tür. Das Girl hatte die rechte Hand auf den Halsansatz gepresst, als könnte es so seinen fliegenden Atem beruhigen.

    Gütiger Gott!, entrang es sich Ryan Stafford.

    Er hetzte zurück in sein Büro und riss den Telefonhörer an sich. Mit zitternder Hand tippte er die Nummer des Notdienstes...

    Als er in den Gastraum zurückkehrte, stauten sich noch immer die in Panik geratenen Männer, Frauen und Kinder vor der Tür. Verletzte lagen am Boden. Ein brüllender Bursche riss eine Frau zurück und versetzte ihr einen Stoß. Sie taumelte nach hinten, stolperte über einen am Boden liegenden Mann und stürzte mit einem kläglichen Aufschrei.

    Der rücksichtslose Kerl drängte sich fluchend und schreiend in den Pulk.

    Ruhe bewahren!, brüllte Stafford mit kippender Stimme. Bewahren Sie die Ruhe!

    Seine Worte gingen unter im Lärm, den die in Panik ausgebrochene Menschenmeute verursachte.

    Jemand warf einen Stuhl in eine der großen Frontscheiben. Sie zerplatzte mit lautem Klirren. Scherben regneten auf den Bürgersteig. Ein Teil der drängenden und schiebenden Menge rannte zu dem Fenster und sprang hinaus. Einige verletzten sich an den spitzen Resten der Scheibe, die noch im Metallrahmen steckten.

    Auf der Straße sammelten sich Passanten. Autos hielten an. Hupen erklangen, das Geschrei verdoppelte und verdreifachte sich.

    Der Laden füllte sich mit dem Qualm, der aus der Toilettentür quoll. In der Toilette prasselte das Feuer. Stafford war plötzlich ganz allein. Gehetzt rannte er zur Tür. Sein Atem rasselte, als er ins Freie kam. Es überstieg seinen Verstand. Ein Hustenanfall schüttelte ihn durch und durch. Ihm wurde es schwindlig...

    Mit heulenden Sirenen kamen wenig später Polizei und Feuerwehr. Die Lichtbalken auf den Patrolcars warfen blaue und rote Lichtreflexe auf die Straße und gegen die Fassaden der Häuser.

    Da eine Bombe oder Granate im Spiel war, wurde die Bereitschaft des FBI informiert.

    Chef vom Dienst war an diesem Abend zufällig mein Freund und Kollege Milo Tucker. Er schickte sofort einige G-men los, dann tippte er eine Nummer und wartete sekundenlang. Eine Stimme meldete sich: Trevellian.

    Hi, Jesse, hörte ich meinen Teamgefährten Milo in den Hörer sprechen. Vor einer halben Stunde etwa ist in Brooklyn, genauer gesagt in der Colonial Road, der Burger King in die Luft gesprengt worden - zumindest ein Teil davon. Es gab eine Reihe von Verletzten. Der Sprengsatz ist in der Herrentoilette hochgegangen. Die Kollegen vom Departement sind vor Ort. Die Jungs von der SRD sind unterwegs.

    SRD ist die Abkürzung für die Scientific Research Division. Hierbei handelte es sich um den zentralen Erkennungsdienst aller New Yorker Poizeidienststellen.

    Ich hatte an diesem Abend pünktlich Feierabend gemacht. Den Nachmittag hatte ich damit verbracht, dass ich einigen Schreibtischkram erledigte. Als das Telefon dudelte, lag ich auf der Couch und glotzte in die Flimmerkiste.

    Ich sagte: Hat man dir Näheres sagen können, Milo? Hat der Anschlag einen terroristischen Hintergrund?

    Einzelheiten sind noch nicht bekannt, Jesse. Nur, dass es in der Herrentoilette des Burger King gewaltig bummste und dass es Verletzte gegeben hat. Ich habe Blacky und Clive sowie Jennifer und Annie hingeschickt. Sie sind schon unterwegs.

    Jennifer oder Annie hättest du auch zu mir schicken können, flachste ich. Ich bin so einsam mit meinem Fernseher.

    Das könnte dir so passen, knurrte Milo. Aber daraus wird nichts, Jesse. Hau dich wieder hin. Ich wollte dir den Feierabend nicht vermiesen.

    Danke, Milo, aber du hast mit deinem Anruf meinen Jagdinstinkt geweckt. Das Fernsehprogramm ist Mist, für's Bett ist es noch zu früh. Die Langeweile ertränken will ich nicht, also werde ich mich ins Auto setzen und mal nach Brooklyn gondeln. Was meinst du?

    Genieß deinen Feierabend, Special Agent Trevellian. Es ist für unsereins sowieso ein höchst seltener Genuss.

    Okay, Alter, bis morgen dann.

    Gesegnete Nachtruhe, kam es von Milo.

    Dann war die Leitung tot.

    Ich ging zur Couch, setzte mich, legte die Unterarme auf meine Oberschenkel und ließ die Hände zwischen den Knien baumeln. Du brauchst nur dein Holster umzuschnallen und deine Jacke überzuwerfen, sinnierte ich. Versonnen starrte ich auf die Bilder, die über die Mattscheibe flimmerten. Was da lief und was gesprochen wurde, erreichte nicht mal den Rand meines Bewusstseins.

    Geht das schon wieder an!, durchfuhr es mich. Fast täglich gingen Meldungen über verbrecherische Aktivitäten irgendwelcher Terroristen und Rechtsextremisten ein. Dazu kamen die Trittbrettfahrer, die die Angst und den Schrecken in der Bevölkerung noch zu schüren versuchten.

    Warum ausgerechnet ein Burger King?

    Mir kam in den Sinn, dass am Vortag die Medien vom Mord am Geschäftsführer eines McDonald's-Ladens berichteten. In dem Gebäude war Feuer gelegt worden. Hatte jemand plötzlich etwas gegen diese Fast Food-Imbisse?

    Ich verwarf den Gedanken. Es war zu abwegig. Außerdem war die Handschrift der Tat in dem Burger King eine völlig andere als der Mord an dem McDonald's-Geschäftsführer.

    Mehr oder weniger unterbewusst griff ich zur Fernbedienung. Ich drückte den roten Knopf. Das Bild auf der Mattscheibe fiel in sich zusammen. Der Ton brach ab. Der Bildschirm war schwarz. Ich holte das Holster mit der SIG Sauer P226, schnallte es fest und schlüpfte in meine Jacke. Dann verließ ich meine Wohnung, stieg in der Tiefgarage in den Wagen und fuhr wenig später in Richtung Süden zur Brooklyn Bridge...

    Eine Reihe von Gedanken schwirrten mir durch den Kopf. Derlei Anschlägen lagen die unterschiedlichsten Motive zu Grunde. Vielleicht war der Geschäftsführer Jude und das passte einigen Palästinenser-Anhängern nicht. Vielleicht war er Palästinenser, und das passte einer Gruppe von Israel-Sympathisanten nicht. Jedes mal wenn im Nahen Osten Israelis und Palästinenser sich gegenseitig die Köpfe einschlugen, fühlten sich auf der ganzen Welt irgendwelche Anhänger bemüßigt, Zeichen zu setzen. Und zur Zeit schlugen sie sich fast täglich gegenseitig die Schädel ein...

    An Al Qaida-Terror glaubte ich nicht. Ein Burger King-Laden war zu wenig spektakulär für Osama bin Laden und seine Verschworenen.

    Ein persönlicher Racheakt vielleicht? Es gab Zeitgenossen, die Fast Food-Ketten wie McDonald's und Burger King für ihr Übergewicht und ihren erhöhten Cholesterin-Spiegel verantwortlich machten, nachdem sie ein halbes Leben lang Hamburger und Big Mac's bis zum Erbrechen in sich hineinstopften. War vielleicht einer von ihnen mit einer Millionenklage vor Gericht durchgefallen und rächte er sich nun auf blutige Art und Weise?

    Ich zockelte im Verkehrsstrom dahin. Die Straßen waren von den Neonlichtern in den Auslagen der Geschäfte und den Leuchtschriften an den Fassaden der Gebäude hell beleuchtet. Der Straßenlaternen hätte es gar nicht bedurft. Ich rollte über die Brooklyn Bridge mit ihren Lichterketten.

    Die Brooklyn Bridge gilt heute noch als eines der Wahrzeichen unserer Stadt. Sie wurde 1883 eröffnet und ist über einen Kilometer lang. Das Mittelstück zwischen den massiven Steinpfeilern, auf denen die Brücke liegt, misst 480 Meter. Sie war jahrelang die längste Brücke der Welt und die erste Hängebrücke aus Stahl überhaupt.

    Das nur am Rande...

    In Brooklyn wandte ich mich südwärts in Richtung Bay Ridge. Auf dieser Seite des East River war der Verkehr bei weitem nicht so schlimm wie in Manhattan. Es war geradezu ein Genuss, im Auto dahinzugleiten.

    Mein Handy in der Freisprechanlage gab Laut.

    Es war Milo. Ahnte ich es doch, sagte er, nachdem ich das Gespräch angenommen hatte. Du bist auf dem Weg in die Colonial Road, nicht wahr?

    Bist du unter die Hellseher gegangen?

    Nein. Aber ich wollte dich noch mal über's Festnetz erreichen. Mister Trevellian aber nahm nicht ab. Also zählte ich eins und eins zusammen...

    Dein Scharfsinn ist durch nichts zu überbieten, Alter. Ja, ich bin auf dem Weg zu dem Burger King-Laden. Ich befinde mich bereits in Brooklyn.

    Du kannst es eben nicht lassen. Armseliges Leben, das du führst. Immer im Dienst. Milo lachte.

    Dann können wir uns ja die Hand geben, knurrte ich. Heh, du rufst doch nicht an, damit ich dir die Zeit vertreibe. Gibt's was Neues?

    Ja. Clive hat angerufen. Dem ersten Augenschein nach war es eine selbstgebastelte Zeitzünderbombe, die im Handtuchkasten deponiert wurde.

    Hat man schon die Gäste befragt? Haben Sie vielleicht etwas Verdächtiges bemerkt. Jemand muss den Sprengsatz ja in den Kasten gesteckt haben.

    Eine der Beschäftigten berichtete von zwei Chinesen. Sie hätten gegessen und getrunken, und ehe sie den Laden verließen, begaben sie sich auf die Toilette. Nach dem Toilettenbesuch verließen sie den Imbiss. Möglich, dass sie die Bombe zurückließen. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass sie schon munter tickte, als die beiden ihr Geschäft verrichteten oder was auch immer sie auf der Toilette machten.

    Falls sie dahinter stecken - sie können den Sprengsatz ja wohl kaum in der Jackentasche mit sich getragen haben, gab ich zu bedenken.

    Mehr gibt es im Augenblick nicht zu berichten, Partner. Aber du bist ja gleich am Tatort. Du kannst die Lady ja noch einmal befragen. Die meisten der Beschäftigten stehen noch ziemlich unter Schock. Viele der Gäste waren bereits auf und davon, als die Polizei eintraf. Ach ja - der Geschäftsführer heißt Ryan Stafford. Er befand sich mit einer jungen Verkäuferin in seinem Büro, als es bummste.

    Dieses Ferkel!, grinste ich.

    Deine schmutzige Phantasie wird eines Tages sprichwörtlich sein, Kollege, gab Milo zurück. Dem Tonfall seiner Stimme konnte ich entnehmen, dass er ebenfalls grinste. Stafford ist über 60. Das Girl ist 17. Es könnte seine Enkelin sein. Es war ein Gespräch über betriebliche Erfordernisse, das er mit der Kleinen in seinem Büro führte.

    Alles klar, Milo. Ich melde mich, wenn wir was herausfinden.

    Gut. Bis später. Over.

    Bis später.

    Ich erreichte bald darauf die Colonial Road.

    Die Straße war verstopft mit Fahrzeugen. Einige Cops regelten den Verkehr. Dennoch ging nichts vorwärts. Ich fand eine Parklücke in einer Seitenstraße und legte die letzten 200 Meter auf Schusters Rappen zurück.

    Der Platz um den Burger King war von Polizisten abgesperrt. Die Neugierigen drängten und schoben. Zwei Ambulanz-Fahrzeuge waren zu sehen.

    Ich bahnte mir einen Weg durch die Menschentraube. Die Vertreter der Medien waren schon vor mir eingetroffen. Fotoapparate blitzten grell. Zwei Löschwagen der Feuerwehr standen vor dem Laden. Eines der beiden großen Frontfenster, das von der Decke bis zum Boden reichte, lag in Scherben auf dem Gehsteig. Einem Cop gegenüber, der mich mit barschen Worten in die Menge zurückjagen wollte, wies ich mich mit meiner ID-Card aus.

    Ich betrat den Imbiss. Brenzliger Geruch lag in der Luft. Es waren allerdings keine verbrannten Hamburger, die da so ätzend rochen. Ich sah meine Kollegen Blackfeather und Clive Caravaggio und die beiden Amazonen Jennifer Johnson und Annie Francesco. Die beiden Girls sorgten hin und wieder mal für knisternde Atmosphäre in meinem und Milos gemeinsamen Büro. Für uns jedoch galt die Devise: Finger weg von den Kolleginnen. Daran hielten wir uns akribisch.

    Hi, Jesse, begrüßte mich Annie, die rassige Latina. Hast du nicht dienstfrei?

    Jennifer, die mit einem Mann in einem grauen Anzug und mit grauen Haaren sprach, lächelte und winkte mir zu.

    Milo hat mich verständigt, erklärte ich Annie. Und da sämtliche Programme im TV nur Schrott boten, dachte ich, ich leiste euch etwas Gesellschaft.

    Die Kollegen von der Spurensuche machten in der völlig zerstörten Herrentoilette ihren Job. Im Türrechteck sah ich Blacky stehen. Er sprach mit einem Polizisten. Clive Caravaggio, der stellvertretende Spezialagent in Charge des FBI Field Office New York, versuchte gerade einen TV-Reporter abzuwimmeln, der ständig bemüht war, Front zum Kameramann einzunehmen, um den Zuschauern immer seine Vorderseite zu zeigen. Er verfolgte Clive, stellte eine Frage und hielt Clive das Mikrofon vor die Nase.

    Clive sah mich, schob den Mann zur Seite und kam heran. Dir war es wohl langweilig zu Hause?

    Du hast mir gefehlt, gab ich zurück. Dann wurde ich ernst Milo erzählte mir, dass ein selbstgebauter Sprengsatz hochgegangen ist. Gibt es schon irgendwelche Hinweise, wer hinter dem Anschlag stecken könnte?

    Clive schüttelte den Kopf. Nein. Die Rede war von zwei Chinesen, die kurz vor dem Bumms auf der Herrentoilette waren und anschließend sofort den Imbiss verließen.

    Die Verkäuferin, der die beiden aufgefallen sind - ist sie noch da?

    Ja. Das Personal wird von Kollegen aus dem Departement im Büro des Geschäftsführers befragt. - Der Mann, mit dem Jennifer spricht, ist übrigens Ryan Stafford, der Chef hier.

    Wo ist das Büro?

    Clive wies auf eine Tür hinter dem langen Verkaufspult, auf dem hinter einer Glasscheibe die verschiedensten Salate und anderen Burger King-Spezialitäten zur Schau gestellt waren.

    Ich fand das Büro. Einige Männer und Frauen in der Uniform der Fast Food-Kette warteten im Flur davor. In ihren Mienen konnte ich lesen, dass sie sich von ihrem Schrecken noch nicht erholt hatten. Sie waren bleich. Die Augen flackerten nervös. Ich erkundigte mich nach der Frau, die die beiden Chinesen beobachtet hatte.

    Ihr Name war Sarah Snelling. Sie war um die 40. Ich stellte mich ihr vor und bat sie, mit mir in den Gast- und Verkaufsraum zu gehen. Dort fragte ich sie:

    Erinnern Sie sich, Mrs. Snelling, ob die beiden Chinesen eine Aktentasche, einen Aktenkoffer oder sonst eine Tasche bei sich hatten, als sie in die Herrentoilette gingen? Einen Rucksack vielleicht...

    Die Frau starrte angestrengt auf einen imaginären Punkt irgendwo hinter mir. Ich bin mir nicht sicher, gab sie schließlich zu verstehen. Ich habe die beiden zwar registriert, ansonsten aber nicht besonders auf sie geachtet. Sie trugen dunkle Anzüge und weiße Hemden, und sie waren sich sehr ähnlich - fast wie Brüder. Ob sie eine Tasche oder etwas ähnliches dabei hatten - ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen.

    Die beiden aßen und tranken hier, nicht wahr?

    Ja.

    Wer hat sie bedient? - Sie, Mrs. Snelling?

    Nein, ich nicht. Ich weiß nicht, wer sie bediente. Aber ich kann mal fragen.

    Fragen Sie, sagte ich. Und wenn Sie es herausfinden, bringen Sie den Kollegen oder die Kollegin mit.

    Sie verschwand im Flur.

    Als sie zurückkehrte, befand sich in ihrem Schlepptau ein junger Mann. Er nannte mir seinen Namen und sagte: Ich habe die Chinesen bedient, Sir. Aber es ging hier viel zu hektisch zu, als dass ich auf Einzelheiten achten hätte können.

    Hatten die beiden eine Tasche, einen Rucksack oder sonst etwas dabei, in dem sie die Bombe möglicherweise beförderten?

    Der Bursche nagte an seiner Unterlippe. Wenn ich mich nicht irre, dann trug einer der beiden eine Plastiktüte mit sich. - Ja, genau. Es war eine Tüte mit der Reklame eines Kaufhauses. Fragen Sie mich aber nicht, welches. Er nickte wiederholt, als wollte er damit seiner Aussage Nachdruck verleihen. Ich bin mir ganz sicher, Sir. Er hatte eine Plastiktüte dabei.

    Können Sie die Chinesen beschreiben? So, dass wir ein Phantombild von ihnen anfertigen können.

    Ich schaute erst den jungen Mann fragend an, dann Mrs. Snelling.

    Der Bursche hob die Brauen. Diese Schlitzaugen sehen doch alle gleich aus. Ich hab mal gehört, dass bei einem Fußballspiel nach der Halbzeit die gesamte chinesische Mannschaft ausgewechselt wurde, ohne dass der Schiedsrichter es bemerkte.

    Das war eine koreanische Mannschaft, verbesserte ich ihn.

    Koreaner, Chinesen, Vietnamesen, Japaner - für mich seh'n die alle gleich aus.

    Wie ich schon sagte, erhob Mrs. Snelling die Stimme. Mir fiel auf, dass sie sich ausgesprochen ähnlich sahen. Nicht in der Art, wie Sammy es meint. Sie sahen wirklich aus wie Brüder. Ihr Alter schätze ich so um die 30. Sie trugen die schwarzen Haare glatt zurückgekämmt.

    Das ist ja schon etwas, murmelte ich. Würden Sie sich für unseren Zeichner zur Verfügung halten, Mrs. Snelling?

    Natürlich.

    Und Sie auch?, fragte ich den jungen Mann. Vielleicht können Sie das eine oder andere zu den Zeichnungen beitragen.

    Der Bursche nickte.

    Ich notierte mir noch die Anschrift und die Telefonnummer der beiden. Dann bedankte ich mich bei ihnen.

    Ich ging zur Toilette. Da sah es aus wie in Bagdad nach dem Einsatz der amerikanischen Bomber während des Golf-Krieges. Blacky, der bei den 'Fährtenlesern' stand, nickte mir zu und meinte: Viel ist von der Bombe nicht mehr übrig. Aber der Kollege von der Spurensicherung meint, dass der Zylinder aus der Werkstatt Bob Nelsons stammen könnte.

    Besagter Kollege hörte es und trat zu uns. Er hatte einen durchsichtigen Plastikbeutel in der Hand, der einige daumennagelgroße Eisenstücke beinhaltete. Der Kollege sagte: Allerdings verbüßt Bob Nelson auf Rikers Island eine mehrjährige Gefängnisstrafe - eben wegen seiner Leidenschaft für Bomben. Die Dinger, die er herstellte und an diverse Gruppierungen verscherbelte, sahen aus wie Konservenbüchsen. Sie waren mit Zeitzündern versehen und mit Plastiksprengstoff bestückt. Ich war schon zweimal nach der Explosion einer von Nelsons Babys am Tatort, und die Reste der Bombenhülle sahen aus wie das hier. Er hielt mit dem letzten Wort den Beutel hoch.

    Und es ist definitiv, dass Nelson sich auf Rikers Island befindet?, fragte ich.

    Der Kollege nickte. Als er eingelocht wurde, war er 40 Jahre alt. Er wird hinter Gittern seinen sechzigsten feiern, so viele Jahre haben sie ihm aufgebrummt.

    Okay. Sie werden das Zeug ja sicherlich untersuchen lassen. Den FBI wird man vom Ergebnis der Untersuchung in Kenntnis setzen.

    Gewiss, meinte der Mann und machte sich wieder an die Arbeit.

    Wenn der Anschlag von Terroristen verübt wurde, meinte Blacky, dann wird morgen oder übermorgen bei irgendeiner Zeitung, einem Sender oder einer Polizeidienststelle ein Bekennerschreiben eingehen.

    Er sah wieder einmal aus wie aus dem Ei gepellt. Ein einziger von seinen Anzügen kostete wahrscheinlich mehr als die gesamte Garderobe, die ich mein Eigen nannte. Die Schuhe waren keine italienische Massenproduktion, sondern Einzelanfertigungen von Gucci. Die Krawatte Blackys war aus reiner Seide. Nie zuvor gab es einen besser gekleideten G-man - und es wird auch nie wieder einen geben. Dies stand zu meiner Überzeugung fest.

    Es ist wohl so, dass es wahrscheinlich die beiden Chinamänner waren, die die Bombe im Handtuchkasten deponiert haben, sagte ich. Über dem Motiv steht allerdings ein Fragezeichen. Kaum anzunehmen, dass die Chinesen-Mafia ihre Finger nach Brooklyn ausstreckt. Wir werden mit Hilfe Mrs. Snellings und des jungen Mannes, der die beiden bediente, Phantombilder von den Verdächtigen anfertigen lassen. Und vielleicht bringt es etwas, wenn ich mit den Bildern mal zu Lieutenant Kerry vom Polizeirevier in Chinatown fahre.

    Keine schlechte Idee, meinte Blacky. Kerry ist ein alter Fuchs in Sachen Chinatown und Chinesen-Mafia. Vielleicht kann er uns helfen.

    Wenn die Rekonstruktion der Bombe ergibt, dass sie den Knallerbsen ähnlich ist, die dieser Bob Nelson baute, dann sollten wir uns auch mal mit diesem Mister unterhalten. Vielleicht hat er seine Baupläne weitergegeben.

    Blacky stieg über einige Mauerbrocken, die von der Trennwand zwischen der Nasszelle und den Pissoirs stammte, an der wahrscheinlich der Handtuchspender befestigt gewesen war. In dem Schutt suchten die Männer vom SRD nach Resten der Bombe.

    Ehe ich mich abwandte sagte ich: Noch was, Blacky.

    Schieß los, sagte er und ging wie auf Eiern.

    Dein Anzug und deine Schuhe werden staubig.

    Alles im Dienste der Nation, konterte der G-man indianischer Abstammung.

    Ich nickte ihm zu, dann ging ich zu Jennifer Johnson, von der sich soeben der Geschäftsführer abwandte. Die sexy Blondine schenkte mir ein Lächeln, das freundlich und ernst zugleich war.

    Was herausgefunden?, fragte ich sie.

    Stafford war mit einer 17-jährigen Verkäuferin in seinem Büro, als das Spektakel über die Bühne ging. Er hat keine Ahnung.

    Ich deutete ein süffisantes Grinsen an. Schnell aber wurde ich wieder ernst, als meine Kollegin die Brauen hob. Erhielt er Drohbriefe oder -anrufe?

    Nein, nichts dergleichen. Er ist wie vom Donner gerührt und bringt noch immer keinen vernünftigen Satz zustande.

    Hast du von dem Mord an dem McDonald's-Geschäftsführer in Clinton gehört?, fragte ich. Der Mörder legte anschließend in dem Laden Feuer.

    Überrascht fixierte mich die hübsche Agentin. Siehst du da einen Zusammenhang?

    Ich werde mich mal mit der Mordkommission in Verbindung setzen. Ich weiß nicht, ob es einen Zusammenhang gibt. Aber seltsam erscheint es mir schon, dass innerhalb von zwei Tagen zwei Anschläge auf Fast Food-Läden erfolgen.

    Jennifer spitzte die Lippen, wiegte den Kopf und meinte skeptisch: Mord passt aber ganz und gar nicht zum Tathergang in diesem Imbiss.

    Ich zuckte mit den Schultern. Es war nur so eine Idee, knurrte ich. Wie viele Verletzte hat es gegeben?

    Ein gutes Dutzend. Die meisten wurden allerdings verletzt, als nach der Explosion Panik ausbrach und jeder der Erste bei der Tür sein wollte. Zwei, die sich in unmittelbarer Nähe der Toilettentür befanden, sind ziemlich schwer verletzt. Sie wurden nach notärztlicher Erstversorgung sofort in ein Hospital transportiert. Die anderen werden vom Emergency Service vor Ort versorgt.

    Der Bombenleger nahm billigend in Kauf, dass Menschen zu Schaden kommen oder getötet werden, murmelte ich. Er handelte vorsätzlich. Anders ist es nicht zu erklären, dass er die Bombe legte, obwohl Gäste unmittelbar gefährdet waren. Er akzeptierte es ganz einfach, dass er unter Umständen Leben auslöscht.

    Ich war wieder einmal schockiert über die Skrupellosigkeit mancher Zeitgenossen.

    Ich verabschiedete mich wieder.

    Vom Sportwagen aus rief ich Milo an. Ich berichtete ihm, was ich wusste. Das war allerdings nicht recht viel mehr, als Milo schon von den Kollegen erfahren hatte.

    Und was tust du jetzt, fragte er, als wir unsere Gedanken ausgetauscht hatten und er meiner Meinung war, dass wir uns auf die beiden Chinesen einschießen und mit Lieutenant Kerry Verbindung aufnehmen sollten.

    Jetzt fahre ich nach Hause und fröne der wohlverdienten Ruhe, erklärte ich.

    Dann fahre in Frieden, meinte Milo lachend.

    Als ich wieder über den Boden Manhattans rollte, befand ich mich in unmittelbarer Nähe Chinatowns.

    Während der Fahrt hatte ich eine Reihe von Überlegungen angestellt. Chinatown befand sich fest in der Hand der Mafia. Wir verdächtigten Wang Ho Chung, die Fäden des Verbrechens in den Händen zu halten. Den Beweis jedoch hatten wir noch nicht antreten können. Mit Wang Ho Chung jagten wir sozusagen ein Phantom. Der Bursche agierte dermaßen clever, dass es fast beängstigend war.

    Einem jähen Entschluss folgend lenkte ich den Wagen zur Hogan Plaza. Hinter dem Criminal Courts Building stellte ich den Sportwagen ab, dann stürzte ich mich ins Getümmel auf der Bayard Street, die die Mott Street kreuzt.

    Die Mott Street ist das Herz von Chinatown. In den Erdgeschossen der Gebäude sind fast ausnahmslos Geschäfte untergebracht. Riesige Schilder mit chinesischen Schriftzeichen prangen an den Fassaden, Transparente aus Stoff überspannen die Straße von einem Gebäude zum anderen. Über den Geschäften befinden sich Wohnungen. Eiserne Balkone kleben an den Häuserfronten. Feuerleitern führen in die Tiefe. Hauptmerkmal von Chinatown aber sind die pagodenartigen Dächer, die fast alles - vom Bankhaus bis zur Telefonzelle - schmücken.

    Ich ließ mich im Menschenstrom treiben. Außer Chinesen sah ich viele Amerikaner, die in dem berühmt-berüchtigten Stadtviertel Abwechslung suchten. Ich sah auch Touristen, für die ein Besuch in Chinatown zur Pflichtübung gehörte.

    Und dann stand ich vor dem 'Woo Lae Oak', dem Spezialitätenrestaurant, dessen Besitzer Wang Ho Chung war.

    Ich ging hinein.

    Der Schuppen war nobel eingerichtet und gut besucht. Ich setzte mich an einen freien Tisch...

    Kapitel 2

    Eine junge, hübsche Chinesin, züchtig gekleidet und ein freundlichen Lächeln um die Lippen, fragte mich nach meinem Wunsch. Ich bestellte zunächst mal eine Frühlingsrolle und ein Glas Mineralwasser.

    Um mich herum saßen zumeist verheiratete oder unverheiratete Pärchen. Manche hatten Kinder dabei. An einem der Tische wurde deutsch gesprochen. Insgesamt gab es vier Bedienungen. Hinter dem Tresen hantierte ein Chinese um die dreißig. Seine schwarzen, glänzenden Haare waren streng nach hinten gekämmt.

    Ich fixierte ihn intensiv.

    Er bemerkte es und grinste mich an.

    Himmel, durchzuckte es mich, du darfst dich nicht davon leiten lassen, dass du plötzlich hinter jedem Chinesen mit zurückgekämmten Haaren einen der Kerle siehst, die den Burger King beinahe weggesprengt hätten.

    Ich grinste zurück.

    Das Mädchen brachte das Wasser. Ein paar Eiswürfel schwammen darin, ebenso ein Stück Zitrone. Das bezaubernde Lächeln schien ihr ins Gesicht hineingewachsen zu sein. Es war sozusagen ein pflichtschuldiges Lächeln.

    Als die Kleine etwas später mit einem angedeuteten Knicks den Teller mit der Frühlingsrolle vor mich hinstellte und irgendetwas in ihrer Landessprache sagte, was wohl soviel wie 'guten Appetit' bedeutete, sagte ich:

    Darf ich Sie was fragen, Miss?

    Sie strahlte mich mit ihren dunklen Augen an. Aber sicher, sagte sie in perfektem Englisch, ohne jeden Akzent. Das verriet mir, dass dieses Girl China wahrscheinlich noch nie gesehen hatte und ihr Chinesisch sich auf einige Höflichkeitsfloskeln beschränkte. Als Tochter chinesischer Einwanderer war sie in den Staaten geboren und damit eine waschechte Amerikanerin.

    Ich suche zwei Männer, sagte ich gerade laut genug, dass sie mich verstehen konnte. Chinesischer Abstammung, ungefähr 30, zurückgekämmte, glatte Haare. Sie sehen aus wie Brüder. Ich wies mit dem Kinn in Richtung Theke und grinste die Bedienung an. Der Keeper dort, er könnte einer von ihnen sein.

    Mit dem letzten Wort griff ich nach dem Besteck und zog es aus der Serviette, in die es eingewickelt war.

    Landsleute, auf die diese Beschreibung passt, habe ich schon hunderte gesehen, gab mir das Mädchen nach kurzer Überlegung Bescheid. Warum suchen sie diese beiden? Sind Sie Polizist?

    Diese Frage quittierte ich mit einem nichtssagenden Lächeln, bedankte mich und machte mich über die Frühlingsrolle her. Sie war zwar verdammt fett und sicherlich Gift für jeden Body, aber sie schmeckte hervorragend.

    Die Bedienung schwirrte davon.

    Unauffällig beobachtete ich, wie sie mit dem Burschen hinter der Theke, der die Getränke ausgab, einige Worte wechselte. Er schoss mir einen schnellen, aber ausgesprochen intensiven Blick zu. So empfand ich es zumindest.

    Ich mampfte die Frühlingsrolle. Den letzten Bissen spülte ich mit einem Schluck Wasser hinunter. Immer wieder taxierte mich der Bursche hinter dem Tresen prüfend, fast forschend. Einmal ging er zu der Durchreiche in der Tür zur Küche und rief etwas hinein. Gleich darauf sah ich ihn sprechen.

    Mir war klar, dass ich mich in der Höhle des Löwen befand. Besitzer dieses Restaurants war Ho Chung. Sein Sohn Li Chung war der Geschäftsführer des Ladens. Nun, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Und es war wohl so, dass Ho Chung seinen Sohn auf die Nachfolge im Geschäft mit dem Verbrechen vorbereitete.

    Mein Vorsatz, mit Lieutenant Kerry vom Revier in Chinatown Verbindung aufzunehmen, verfestigte sich. Mit Kerry hatte ich schon des öfteren zu tun gehabt, wenn die Spur irgendeines Gangsters nach Chinatown führte. Er wusste Bescheid über die Hierarchien und Hackordnungen in diesem Teil des Big Apple.

    Ich winkte der Bedienung und bat sie, die Rechnung zu bringen. Wieder flüsterte sie etwas mit dem Keeper. Mir entging nicht, dass dieser mich aus den Augenwinkeln beobachtete.

    Das Girl brachte schließlich den Kassenboon, ich warf einen Blick darauf und zückte die Geldbörse. Sie haben wirklich keine Ahnung, wo ich die beiden Burschen finden könnte, die ich Ihnen beschrieben habe?

    Tut mir leid, lächelte die Kleine, aber dieses Mal hatte ich den Eindruck, dass sich hinter ihrer Freundlichkeit ein lauernder Ausdruck verbarg.

    Der Keeper stand wieder an der Durchreiche und sprach mit jemand, den ich nicht sehen konnte.

    Ich überließ der Bedienung ein großzügiges Trinkgeld.

    Irgendwie, das spürte ich, hatte ich mit meinem Auftritt hier einen schlafenden Hund geweckt. Für die Reaktion anderer hatte ich im Laufe der Zeit und im Umgang mit Menschen aller Kategorien unheimlich feine Sensoren entwickelt. Es war ein nahezu untrüglicher Instinkt, der es mir meldete, wenn mir jemand nicht grün war oder wenn jemand falsch spielte.

    Dieses Empfinden spürte ich damals ganz deutlich bei Sid Maddox, einem unserer Erkennungsdienstler, der in Wirklichkeit ein Agent der Domäne war.

    Es war wie ein sechster Sinn.

    Und jetzt spürte ich es wieder.

    Die Alarmglocken in mir begannen zu schrillen.

    Ich verließ das Restaurant. Draußen atmete ich tief durch und füllte meine Lungen mit einer Ladung von den Abgasen der Autos, die die Mott Street hinauf und hinunter rollten. Auf den Gehsteigen bewegten sich Trauben von Menschen.

    Ich wandte mich in die Richtung des Criminal Courts Building, wo ich den Sportwagen abgestellt hatte. Durch die von Leuchtschriften und erhellten Fenstern gelichtete Dunkelheit konnte ich linker Hand den Buddhisten Tempel sehen. Über 100 goldene Buddhas wurden in diesem Tempel verehrt.

    Ich bog in die Bayard Street ein. Eine Blechlawine bewegte sich sowohl nach Westen wie auch nach Osten. Als ich mich einmal umwandte, sah ich einen mittelgroßen Burschen in einem dunklen Anzug. Er bahnte sich einen Weg durch eine Gruppe Menschen, die den Gehsteig blockierte, weil einer von ihnen etwas erklärte, den Arm in Richtung Bowery ausgestreckt.

    Der Chinese, der es recht eilig zu haben schien, durchbrach geradezu rücksichtslos den Pulk und kam schnell näher.

    War er hinter mir her?

    Auszuschließen war es nicht. Meine Frage an die Bedienung, ihr Gespräch mit dem Keeper, dessen offensichtliches Interesse an mir, seine Unterhaltung mit jemandem in der Küche des 'Woo Lae Oak' - das alles alarmierte das Warnsystem in mir.

    Ich mischte mich unter eine Gruppe von Leuten, die die selbe Richtung wie ich nahmen, und als sich eine enge Lücke zwischen zwei Häusern rechts von mir auftat, huschte ich schnell hinein. Es war eine enge Gasse, die in ziemlicher Finsternis lag.

    Ich nahm an der Hauswand links von mir ein halbes Dutzend Mülltonnen wahr und duckte mich hinter ihnen. Mich umgab Dunkelheit. In der Gassenmündung lagerte die Helligkeit der Bayard Street. Leute schoben sich vorbei, ohne in die Gasse zu blicken.

    Und dann sah ich den Chinamann, von dem ich mir nicht sicher war, ob er mich verfolgte. Genau an der Gassenmündung blieb er stehen, stellte sich auf die Zehenspitzen und renkte sich fast den Hals aus, um über die Köpfe der Passanten hinwegblicken zu können. Dann bohrte er seinen Blick in die Gasse, in der ich bei den übel riechenden Mülltonnen verharrte.

    Plötzlich war in mir die unumstößliche Gewissheit, dass mir der Knabe auf der Fährte war. Und kaum war ich zu dieser Erkenntnis gelang, gesellte sich ein zweiter Chinese zu dem Mister. Er kam von der anderen Straßenseite - und er wies in die Gasse, in der ich steckte.

    Ich staute zwei Herzschläge lang den Atem. Und ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass nicht noch mehr von den Schlitzaugen auftauchten. Die kleine Lady mit dem freundlichen Lächeln hatte mich also doch bei dem Keeper in die Pfanne gehauen. Mit meiner Frage nach den beiden Chinesen hatte ich im 'Woo Lae Oak' in ein Hornissennest gestochert. Und nun waren die Hornissen ausgeflogen, um mich zu stechen...

    Die beiden Kerle traten nebeneinander in die Gasse. Sie waren etwa zehn Schritte von mir entfernt. Etwas raschelte unter dem Schritt eines der Burschen. Hier lag überall Unrat herum. Statt das Verpackungsmaterial der Snacks, die auf der Straße verzehrt wurden, zum nächsten Abfalleimer zu tragen, warf man es wohl einfach in diese enge Gasse.

    Nun, der Dreck hier war im Moment nicht mein Problem. Mein Problem waren die Müllhalden menschlichen Charakters, die sich in den beiden Kerlen im Laufe der Zeit wohl angesammelt hatten. Sie sollten mir die Flügel stutzen. Mein nichtssagendes Lächeln und mein Schweigen auf die Frage, ob ich Polizist sei, war der Kleinen Antwort genug gewesen.

    Ein Gutes hatte die Sache allerdings auch. Ich glaubte jetzt zu wissen, wo die beiden sich so ähnlich sehenden Chinesen zu suchen waren. Die Antwort auf die Frage, ob sie es waren, die die Bombe im Handtuchkasten auf der Toilette des Burger Kings in Brooklyn deponierten, ließ diese Erkenntnis allerdings offen.

    Ich duckte mich noch mehr hinter den Mülltonnen.

    Die beiden verließen den Lichtkreis, der von der Bayard Street in die Gasse fiel. Ihre Konturen verschmolzen mit der Dunkelheit. Wie Raubtiere schlichen sie näher. Meine Hand tastete nach der SIG Sauer im Holster unter meinem rechten Jackenschoß.

    Etwa fünf Schritte trennten die beiden noch von mir.

    Ich zog die SIG, richtete mich aber nicht auf. Was wollt ihr beiden von mir?

    Ein bestürzter Ton erklang, und sogleich glitten die beiden Kerle auseinander. Im selben Moment begriff ich, dass ich gar nicht auf sie feuern konnte. Denn meine Kugeln würden in Richtung Bayard Street fliegen, und an der Gassenmündung zogen unablässig Leute vorbei.

    Die beiden schienen das noch vor mir geschnallt zu haben.

    Denn sie griffen an. Wortlos, fast lautlos und mit geschmeidiger Schnelligkeit. Sie waren ein eingespieltes Team.

    Und mir entging nicht das matte Funkeln von Messerklingen, die aus ihren Fäusten ragten.

    Ich versetzte der Mülltonne, bei der ich stand, einen saftigen Tritt. Sie riss die nächste gleich mit um. Es krachte dumpf, als die beiden Plastikbehältnisse auf den Boden kippten. Einer der beiden stolperte über eines dieser Hindernisse. Der andere sprang mich an. Sein Arm mit dem Messer stieß auf mich zu. Eine halbe Körperdrehung meinerseits ließ den Stich ins Leere gehen. Mein Bein schnellte hoch. Der Bursche vor mir schrie gequält auf und beugte sich mir entgegen. Ich verpasste ihm mit der SIG einen Schlag gegen den Schädel und sprang zurück.

    Der andere hechtete auf mich zu, den Arm zum Stoß erhoben. Ich fing ihn mit dem Unterarm ab und zog das Knie hoch. Ein Schwall verbrauchten Atems schlug mir ins Gesicht, als dem Burschen schlagartig die Luft aus den Lungen gepresst wurde. Ich hatte ihn mit dem Knie dort getroffen, wo es sehr, sehr weh tut.

    Ich stieß den Kerl zurück. Ganz nebenbei erfasste ich, dass sich an der Gassenmündung eine Traube von Menschen zu bilden begann.

    Ich warf mich herum und rannte tiefer in die Gasse hinein.

    Über mir waren erleuchtete Fenster und spannten sich Schnüre, an denen Wäsche zum Trocknen hing. Zu beiden Seiten war hier und dort eine dunkle Türnische auszumachen. Meine Absätze trappelten. Wie hineingeschmiedet lag die SIG in meiner Faust. Unter diesen Umständen war sie aber allenfalls als Schlaginstrument geeignet. Denn Unbeteiligte wollte und durfte ich nicht gefährden. Das war oberster Grundsatz, das hatte absolute Priorität.

    Hinter mir hämmerten Schritte. Zumindest derjenige, den mein Kniestoß traf, verfolgte mich. Der andere würde sich wohl noch die Beule reiben, zu der ich ihm mit der SIG verholfen hatte.

    Ich warf einen Blick über die Schulter und hoffte, nicht über einen Haufen Unrat zu stolpern. Diese Gasse war in der Tat zu einer Mülldeponie degradiert worden. Wahrscheinlich schmissen die Anwohner alles, was sie nicht brauchen konnten, aus den Fenstern. An den Wänden lehnten Fahrräder.

    Und dann verstopfte ein Auto die Gasse.

    Irgendeiner der Anwohner hatte seine alte Kiste hier geparkt, obwohl ich mich erinnerte, am Beginn der Gasse ein Schild gesehen zu haben, das die Einfahrt mit Pkw's und Motorrädern verbot.

    Zu beiden Seiten des Vehikels war gerade so viel Platz, dass man sich mit Mühe und Not hindurchquetschen konnte.

    Ohne zu zaudern beschloss ich, den Weg über das Fahrzeug zu nehmen. Ich stieß mich ab. Ein kraftvoller, langer Satz, und ich landete auf dem Kofferraumdeckel. Mit dem nächsten Sprung war ich auf dem Dach, und dann ging es über die Motorhaube wieder abwärts.

    Der Chinese hinter mir machte es ebenso. Sein Pech aber war es, dass er kürzere Beine hatte als ich. Er blieb schon am Kofferraumdeckel hängen, vollführte eine Bauchlandung auf dem Dach des Autos und rutschte, vom eigenen Schwung getrieben, über Windschutzscheibe und Motorhaube.

    Ich hörte den dumpfen Schlag seiner Landung auf dem Autodach und war herumgewirbelt. Er flog mir geradezu vor die Füße. Ein Gurgeln entrang sich seiner Kehle. Aus der Gasse sickerte das Tacken der schnellen Schritte seines Komplizen an mein Gehör. Der Bursche hatte also seine Not überwunden. Und jetzt hatte er wahrscheinlich auch persönlich etwas gegen mich.

    Fünfzig Meter hinter mir war der Motorenlärm, der von der Canal Street in die Gasse trieb. Die SIG hatte ich auf den Burschen zu meinen Füßen angeschlagen. Die rhythmische Schrittfolge aus der Gasse näherte sich. Ich konnte die schemenhafte Gestalt und den hellen Fleck von seinem Hemd im Ausschnitt seiner Jacke wahrnehmen.

    Blitzschnell wog ich ab.

    Der Knabe am Boden rührte sich nicht. Ich duckte mich hinter dem Auto. Denn gegen den hellen Hintergrund der Canal Street hob sich meine Gestalt sicherlich scharf und klar ab wie ein Scherenschnitt.

    Und ich ging nicht einen Atemzug zu früh auf Tauchstation. Denn in der Gasse glühte es grell auf, dann peitschte ein Schuss, und die Detonation hörte sich zwischen den eng zusammenstehenden Hauswänden an wie ein Kanonenschlag. Die Kugel schrammte mit grässlichem Kreischen über das Autodach und jaulte durch die Nacht.

    Ich hob meinen Kopf etwas, um den Schützen, dessen Schritte nicht mehr zu hören waren, auszumachen. Aber er musste sich in eine der Haustürnischen gedrückt haben und wartete jetzt sicher darauf, dass ich hoch kam.

    Über mir flogen einige Fenster auf. Leute beugten sich heraus.

    Ziehen Sie die Köpfe zurück und schließen Sie die Fenster!, schrie ich.

    Da peitschte es wieder auf. Glas klirrte, als das Projektil Windschutz- und Heckscheibe durchschlug. Ich aber hatte den Kopf schon wieder eingezogen. Das Geschoss strich einen halben Yard über mich hinweg.

    Die Fenster über mir flogen zu. Hinter einigen gingen sogar die Lichter aus.

    Doch jetzt wurde der Bursche, der neben mir lag, wieder aktiv. Er griff mit beiden Händen nach meinen Beinen und umspannte sie dicht über den Knöcheln. Sein Messer musste er bei dem Sturz vom Auto verloren haben. Er wollte mir die Füße vom Boden wegreißen. Ich hämmerte ihm die Faust mit der SIG auf den Kopf. Sein Griff um meine Knöchel lockerte sich.

    Der andere feuerte ein drittes Mal. Das Mündungsfeuer warf für den Bruchteil einer Sekunde einen hellen Reflex gegen die Wände. Der Knall stieß durch die Gasse, schien zwischen den Gebäuden hin und her zu springen und sich einen Weg nach oben zu suchen. In das zerflatternde Grollen hinein vernahm ich Polizeisirenen. Ich rief:

    Wirf die Kanone weg und gib auf, Mister. Du sitzt in der Falle. In der Bayard Street fährt bereits die City Police vor. Den Weg zur Canal Street versperre ich dir. Also, was soll's. Streck die Waffe...

    In diesem Moment erklangen auch auf der Canal Street Sirenen.

    Eine Kugel pfiff unter dem Auto hindurch - eine zweite. Er hatte es auf meine Beine abgesehen. In den trockenen, ineinander verschmelzenden Knall hinein hörte ich eine Tür schlagen.

    Dann herrschte sekundenlang Stille. Aber das kam wohl daher, weil meine Trommelfelle von den Detonationen wie betäubt waren. Denn nach und nach sickerten wieder die Geräusche aus den beiden Straßen an den Enden der Gasse an mein Gehör.

    Dort, wo die Gasse in die Mott Street mündete, rotierten die Blinklichter eines Patrolcars. Ich sah zwei Cops zwischen die Häuser laufen.

    Der Bursche, der mich mit heißem Blei zu meinen Ahnen versammeln wollte, schien in das Haus geflohen zu sein, in dessen Türnische er sich verschanzt hatte.

    Ich quetschte mich an dem Auto vorbei, das mir Schutz geboten hatte, und rannte los. Die Haustür stand offen. Ebenso die Hintertür. Als ich in dem Hinterhof ankam, war der Bursche spurlos verschwunden. Nachdem ich mich kurz umgesehen hatte, kehrte ich um. Das Schlitzauge war über alle Berge.

    Wieder drückte ich mich zwischen Auto und Hauswand hindurch und widmete mich dem Kerl, der vor dem Auto auf dem Pflaster lag. Er rührte sich nicht. Ich rüttelte ihn mit der Linken an der Schulter. Keine Reaktion.

    Polizei!, röhrte eine etwas atemlose Stimme. Wir haben die Gasse an beiden Enden abgeriegelt. Werfen Sie die Waffen weg und heben Sie die Hände.

    Die Schritte der beiden Cops waren verklungen. Der Lichtkegel einer Taschenlampe glitt über die Fassaden.

    Ich rief: Mein Name ist Trevellian. Ich bin vom FBI. Es waren zwei Chinesen, die mich verfolgten. Wenn ich mich jetzt hinter dem Auto aufrichte, dann werdet nur nicht nervös.

    Haben Sie geschossen? Wir wurden gerufen, weil hier Schüsse gefallen sein sollen. Das Licht der Stablampe huschte über das Fahrzeug hinweg.

    Ich drückte mich hoch. Geblendet schloss ich die Augen, als mich der Lichtkegel mitten ins Gesicht traf. Einen der Kerle habe ich, gab ich laut zu verstehen.

    Von der Canal Street her näherten sich schnelle Schritte.

    Hände hoch, Mister!, wurde ich angerufen. Die Kollegen, die von hinten kamen, hatten nicht hören können, als ich mich als FBI-Agent zu erkennen gab. Ich drehte mich langsam um. Und wieder traf mich der grelle Lichtfinger einer Taschenlampe.

    FBI!, rief ich. Special Agent Trevellian. Ich legte die SIG auf die Motorhaube des Autos.

    Die Cops kamen näher. Es waren vier. Die beiden anderen, die sich von der Mott Street her genähert hatten, zwängten sich zwischen dem Auto und der Hauswand hindurch. Ich griff in meine Jacke und zückte meine ID-Card. Einer nahm sie mir weg, studierte sie im Licht der Stablampe, leuchtete mir noch einmal ins Gesicht und gab mir schließlich den Ausweis zurück.

    Ich holsterte die SIG.

    Was ist los gewesen?, fragte einer der Officers.

    Ich war schon bei dem regungslosen Chinesen abgekniet. Er lag auf der Seite. Die Lichtkegel der Taschenlampen hoben ihn aus der Finsternis. Sein breitflächiges Gesicht mutete seltsam leblos an. Ich fühlte seinen Puls. Nichts! Ich ließ mir eine der Lampen geben, drehte den Burschen auf den Rücken und - sah das Blut, das sein weißes Hemd dunkel färbte.

    Ich schluckte hart.

    Eine der Kugeln, die sein Kumpan unter dem Auto hindurch jagte, hatte ihn getroffen. Und sie zog einen blutigen Schlussstrich unter sein Leben.

    Ich erklärte den Polizisten, was vorgefallen war. Einer von ihnen funkte sofort das Police Departement an. Währenddessen durchsuchte ich den Leichnam. Ich förderte eine Pistole zu Tage, dann die Brieftasche. Der Ausweis, den der Tote mit sich führte, lautete auf den Namen Tschen Yen Ling. Er war amerikanischer Staatsbürger, geboren in Kwangtschou in der südchinesischen Provinz Kwangtung. Ein Kanton-Chinese also, der irgendwann eingebürgert worden war.

    Die Jungs vom Police Departement ließen nicht lange auf sich warten. Sie waren wie ich in Zivil. Nach und nach waren Neugierige in die Gasse gekommen, die aber schnell von den uniformierten Cops zurückgedrängt wurden.

    Ich versprach dem Einsatzleiter eine Kopie meines Berichts, überließ ihm meine Visitenkarte, und verabschiedete mich schließlich.

    Vom Sportwagen aus rief ich Milo an. Als ich mit meinem Bericht am Ende war, röhrte sein Organ: Dein Alleingang hätte leicht ins Auge gehen können, Bruderherz. Aber mir scheint, du hast eine Spur aufgenommen. Wir werden uns auf sie heften, sobald meine Bereitschaft vorbei ist. Gib mir doch noch mal den Namen des Getöteten durch. Ich will den Computer ein wenig füttern. Vielleicht finde ich was heraus.

    Tschen Yen Ling, sagte ich und nannte Milo das Geburtsdatum.

    All right, murmelte mein Partner. Dann fahr jetzt nach Hause und schlaf ein paar Stunden. Ich brauche morgen einen ausgeruhten Burschen an meiner Seite.

    Natürlich, versetzte ich. Wer sollte sonst auf dich aufpassen.

    *

    Am folgenden Tag rief ich vom Büro aus sofort das Police Departement an. Ich ließ mich mit Detective Lieutenand Harry Easton verbinden. Als die Verbindung zu Stande kam, war es aber nicht Cleary, sondern Ed Schulz, der riesige, stimmgewaltige Vertreter Eastons.

    Harry Easton, genannt Cleary, war Chef der Mordkommission in Manhattan. Ed erklärte mir, dass sein Vorgesetzter dienstfrei hatte, dann fragte er mich nach meinem Begehren.

    Ihr habt doch den Mord an Fred Morgan untersucht, Ed, gab ich zu verstehen. Ich meine den Pächter des McDonald's-Ladens in Clinton, der vor drei Tagen erschossen wurde.

    Natürlich, antwortete Ed. Warum fragst du?

    Gestern Abend ging in Brooklyn in einem Burger King eine Bombe hoch. Mein Verdacht richtet sich gegen zwei Chinesen aus dem Dunstkreis Wang Ho Chungs. Ich war anschließend im 'Woo Lae Oak', dem Speiselokal, das der Mafioso betreibt, und habe mich etwas umgehört. Nachdem ich das Lokal verlassen hatte, verfolgten mich zwei Schlitzaugen und versuchten, mir das Licht auszublasen. Einer von ihnen wurde von der Kugel seines Komplizen getötet. Und nun meine Bitte, Ed: Lass die Projektile, die Morgan und den Chinesen töteten, ballistisch analysieren. Möglich, dass sie aus ein und der selben Waffe stammen.

    Ich hörte Ed in einer Akte blättern. Dann sagte er: Ich hab die bisherigen Ermittlungsergebnisse im Mordfall Morgan zufällig auf dem Tisch liegen, Jesse. Die ballistische Analyse ist bereits da. Es war eine Kugel vom Kaliber .45 ACP. Ein Geschoss mit identischen Spuren ist allerdings nicht registriert.

    Wieder hörte ich Papier rascheln. Dann erklang auf's Neue Eds Stimme: Da ist auch die Aussage eines Mannes, der am Morgen der Tat durch die 54. Straße zur Arbeit fuhr. Er hat sich gemeldet, nachdem er von dem Mord und der Brandstiftung am darauffolgenden Tag in der Morning Post las. Er erklärte, in der Nähe des Imbiss in einem Mitsubishi einen Chinesen oder Japaner gesehen zu haben.

    Ich war wie elektrisiert. Wer ist der Mann?

    Sein Name ist Eric Savant. Er wohnt in der 44. Straße, Nummer 97. Er ist Nachtwächter im Museum of Modern Art und war auf dem Nachhauseweg.

    Seid ihr sonst zu irgendwelchen Erkenntnisse gelangt?, fragte ich.

    Nein. Ich habe sämtliche Berichte und Gutachten auf Festplatte, Jesse. Wenn du willst, maile ich sie dir.

    Ich wäre dir dankbar. - Du denkst dran, Ed? Ich meine an den ballistischen Vergleich?

    Sicher, Jesse.

    Gut. Wir hören voneinander.

    Ich legte auf.

    In diesem Moment kam Milo zur Tür herein. Er sah ziemlich unausgeschlafen aus. Wir wünschten uns zunächst einen guten Morgen, dann meinte Milo: Du bist schon in Sachen Burger King tätig, wie?

    Ich nickte. Ich habe soeben mit Ed Schulz telefoniert. Als vor drei Tagen der McDonald's-Geschäftsführer in der 54. Straße ermordet wurde, hat ein Mann, der von der Nachtschicht nach Hause fuhr, einen Chinesen in einem Mitsubishi in der Nähe des Imbiss gesehen. Was sagst du nun?

    Interessant, kam es lakonisch von Milo. Sieht aus, als hätte die Chinesen-Mafia vor, über Chinatown hinaus zu expandieren. Clinton, Brooklyn... Fehlen nur noch Queens, Staten Island und Bronx.

    Hast du etwas herausgefunden, diesen Tschen Yen Ling betreffend?

    Nicht die Spur. Scheint ein bisher unbeschriebenes Blatt zu sein.

    Es wird Mrs. Sarah Snelling und ihrem Kollegen nicht erspart bleiben, sich den Toten anzusehen, murmelte ich. Allerdings glaube ich nicht, dass er in dem Burger King war. Yen Ling ist laut Ausweis 42 Jahre alt. Die Kerle, die in dem Imbiss gesehen wurden, waren um die 30.

    Milo zog seine Jacke aus, hängte sie in den Schrank und warf sich auf seinen Schreibtischstuhl. Er schaltete seinen Computer ein.

    Ich rief die Gefängnisverwaltung auf Rikers Island an und erkundigte mich nach Robert 'Bob' Nelson.

    Den haben wir noch bis 2022 hier, erklärte mir der Beamte. Was ist mit ihm?

    Erhält Nelson öfter mal Besuch?, fragte ich. Von Chinesen vielleicht?

    Das kann ich Ihnen auch nicht sagen, erwiderte der Beamte. Ist das FBI wohl noch auf einige Schandtaten Nelsons gestoßen, die bei seiner Verurteilung übersehen wurden?

    Nein. Vielen Dank. Ich legte auf.

    Ich rief noch einmal beim Police Departement an und fragte, ob der Leichnam des toten Chinesen schon in die Gerichtsmedizin überführt worden sei. Es wurde nach mehreren Rückfragen innerhalb des Departements bejaht.

    Ich holte mein Büchlein hervor, in dem ich die Telefonnummer Mrs. Snellings und ihres Kollegen vermerkt hatte. Ich läutete die beiden nacheinander an und bat sie, sich in einer Stunde mit mir vor der Gerichtsmedizin zu treffen.

    Kommst du mit?, wandte ich mich an Milo.

    Er nickte.

    Es klopfte an der Tür. Ehe Milo oder ich denjenigen, der klopfte, hereinbitten konnten, wurde die Tür schon geöffnet. Es waren Clive Caravaggio und Blacky. Sie grüßten, dann sagte Clive:

    Die Jungs von der Spurensicherung haben gestern im Schutt noch einige ziemlich zerfetzte Bauteile der Bombe gefunden. Der Kollege, mit dem du gesprochen hast, Jesse, ist fast davon überzeugt, dass die Knallerbse die Handschrift Bob Nelsons trägt.

    Ich lehnte mich im Stuhl zurück. Ich habe eben mit Rikers Island telefoniert. Nelson sitzt die nächsten 20 Jahre auf Nummer sicher. Und auf Rikers Island wird es ihm ja wohl kaum möglich sein, Bomben zu bauen.

    Er hat sein Wissen weitergegeben, knurrte Blacky, der wieder in seinem vollen Glanz erstrahlte. Jeder Dressman der Welt musste bei soviel geballter Eleganz vor Neid erblassen. Wir müssen nur herausfinden, an wen.

    Und aus Mister 'Wen' gilt es herauszukitzeln, für wen er die Bombe angefertigt hat, kam es von Milo.

    Richtig, nickte Clive. Wir kommen soeben von Mr. McKee. Er hat Blacky und mich damit beauftragt, es herauszufinden.

    Na, dann sind wir ja fein raus, schnappte Milo und schoss mir einen enttäuschten Blick zu. Der Blick strafte seine Worte Lügen.

    Da wäre ich mir nicht so sicher, Special Agent Tucker, griente Blacky niederträchtig. Der Chef hat deine Aufzeichnungen von vergangener Nacht auf dem Tisch liegen. Unter anderem ist da vom Einsatz eines gewissen Jesse Trevellian in Chinatown die Rede, der leichtsinniger Weise im Woo Lae Oak einen Alleingang unternommen hat.

    Außerdem hat Hywood, der Chef des Police Departements, den SAC, kaum, dass dieser an seinem Schreibtisch Platz genommen hatte, telefonisch von dem Anschlag auf dich informiert, Jesse, fügte Clive Caravaggio hinzu. Daran kannst du deinen Stellenwert bei der New Yorker Polizei ermessen. Über dich spricht man nur von Chef zu Chef. Unser Chef verfiel allerdings nicht gerade in einen Freudentaumel.

    Nun ja, mir stand der Sinn nach einer Frühlingsrolle, als ich nach Manhattan zurück fuhr. Und wo kriegt man bessere Frühlingsrollen als in Chinatown.

    Erzähl das Mr. McKee, grinste mich Clive an. Wir sollen gleich alle zu ihm kommen.

    Ich hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen. Und das mussten mir die Kollegen angesehen haben, denn Blacky sagte: Keine Sorge, Jesse. Er reißt dir deswegen den Kopf nicht ab. Dir nicht.

    Die Betonung lag bei dem Wörtchen 'dir'. Irgendwie berührte es mich seltsam. War Blacky vielleicht der Meinung, ich hätte besondere Privilegien bei Mr. McKee?

    Ich fragte ihn.

    Himmel, tönte Blacky. Nun leg nicht gleich jedes Wort auf die Goldwaage, Jesse. Ich hab das ohne jeden Hintergedanken gesagt.

    Ich musterte ihn misstrauisch.

    Er versetzte mir einen kameradschaftlichen Schlag vor die Brust. "Okay, Jesse. Du bist

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