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Ich war PFLEGER: Rückblick auf ein Leben in der Altenpflege
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Ich war PFLEGER: Rückblick auf ein Leben in der Altenpflege
eBook271 Seiten3 Stunden

Ich war PFLEGER: Rückblick auf ein Leben in der Altenpflege

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Über dieses E-Book

Es geht um einen Rückblick auf viele Erlebnisse, Ereignisse - schöne und ebenso furchtbare, grausame Momente - während meiner Tätigkeit in der Altenpflege. Ich halte noch einmal Rückschau auf eine lange Zeit voller Mühen, aber auch lustiger Augenblicke.
Wie könnte eine würdevolle Pflege bei all den beschränkten Mitteln, die dafür zur Verfügung stehen, in Zukunft gestaltet werden?
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum1. Dez. 2022
ISBN9783347727137
Ich war PFLEGER: Rückblick auf ein Leben in der Altenpflege

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    Buchvorschau

    Ich war PFLEGER - Lolo Tatay

    Einleitung

    Ich bin Rentner – endlich!

    Irgendwie kann ich es noch gar nicht so recht fassen, aber es ist wahr.

    45 Jahre Berufsausbildung und Arbeit liegen hinter mir. 38 Jahre davon war ich in der Pflege tätig. Ich habe eine so lange Zeit hinter mir gelassen, während der ich mich durch alle Höhen und Tiefen der Altenpflege gekämpft habe.

    Viele andere, die diesen Berufszweig gewählt hatten, sind schon nach wenigen Jahren wieder frustriert ausgestiegen, weil sie den Druck und die Umstände, die in der Altenpflege vorherrschen, nicht ausgehalten haben. Ich bin anscheinend einer der wenigen, die ihr Ding bis zum Ende durchgezogen haben.

    Ich will mir all die wunderbaren Erlebnisse, aber auch die vielen Enttäuschungen, Ängste und die Verzweiflung noch einmal ins Gedächtnis zurückrufen, um dann endlich loslassen und damit abschließen zu können.

    Wenn berühmte Persönlichkeiten ihre Memoiren schreiben, ist das meist ein Zeichen dafür, dass sie an Bedeutung verloren haben oder aber alt sind – oder beides.

    Vielleicht mutet es auch etwas eingebildet an, wenn ich mich nun auch diesem erhabenen Kreis anschließe und eine Rückschau auf mein Leben als Altenpfleger zu Papier bringe.

    Manches will und kann ich einfach nicht unerwähnt lassen, bevor es meine Seele sprengt.

    Ich darf nicht schweigen.

    Altenpflege war – und ist es grundsätzlich immer noch – mein Traumberuf.

    Allerdings musste ich schon sehr bald feststellen, dass die Begleitumstände, die ich in meiner Laufbahn vorgefunden habe und die Art und Weise, wie ich gezwungen war, diesen Beruf auszuüben, rein gar nichts mehr mit dem zu tun hatten, was ich während meiner Ausbildung gelernt hatte und entsprachen (und entsprechen) schon gar nicht meinen persönlichen Grundsätzen und Wertvorstellungen.

    Ich gebe zu, ich war am Ende meiner aktiven Arbeitszeit müde, erschöpft, ausgebrannt und völlig ausgelaugt.

    Ich hatte kaum mehr Kraft, mich gegen all die Widerstände zu stemmen, die sich mir entgegenstellten.

    Es war höchste Zeit für mich, die „Pflegewelt" zu verlassen, da körperliche und seelische Schäden aus dieser Tätigkeit immer öfter und mit immer schwererem Verlauf auftraten.

    Vielen Dank all den Menschen, die mich mit guten Wünschen und Gedanken durch die Zeit begleitetet haben.

    Ebenfalls vielen Dank auch an all diejenigen, die mit ihrer Ignoranz, mit ihren Hass- und Schmähbotschaften unfreiwillig Werbung für meine Bücher machen und damit vielleicht auch das Interesse wecken und Unruhe schüren, damit vielleicht durch die Hintertür ein neues Bewusstsein in der Pflege in Gang gebracht wird.

    Der allergrößte Dank gilt natürlich meiner geliebten Frau Silvia, meiner schärfsten Kritikerin, die mir all die Jahre zu Seite stand, mich auffing, wenn ich zu stürzen drohte und mir immer wieder die Kraft zum Durchhalten gab. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft.

    Noch ein Hinweis in eigener Sache:

    Ich achte und ehre alle Menschen, gleich welchen Geschlechts sie auch sind.

    Aber ich hasse dieses stupide Gendern um jeden Preis, weil es meiner Ansicht nach nichts an der Grundeinstellung so mancher, intoleranter Menschen ändert.

    Ich verwende in diesem Buch immer nur eine Geschlechtsform, weil es ansonsten, so glaube ich, den Lesefluss zu sehr beeinträchtigen würde.

    Ich betone nochmal:

    Es liegt mir fern, irgendjemanden wegen seiner Geschlechtlichkeit zu diskriminieren.

    Warum noch ein Buch über die

    Pflege?

    … gibt es denn nicht schon genug davon?

    Jeder von uns war sicherlich schon einmal an dem Punkt, an dem er feststellte: „Jetzt reicht´s! So will ich nicht mehr weitermachen!"

    Dies war oft eine tiefe, innere Entscheidung zur Veränderung, obwohl wir nicht genau wussten, wie wir es anpacken sollten.

    Wir suchten nicht länger nach dem oder den Schuldigen, sondern waren bereit, unsere Energie für eine Verbesserung einzusetzen, ganz egal, wie viele Opfer es uns kosten würde.

    Solch eine innere Entschlossenheit ermöglicht erst Veränderung. Sie ist der Anfang des Wandels.

    Sie ist auch der Grund dafür, dass ich meine Erfahrungen, Ideen, Gedanken und Vorschläge niederschreibe und veröffentliche, um möglichst viele Menschen anzuregen, sich mit dem Thema Altenpflege auseinander zu setzen.

    Harald Uhl veröffentlichte im Jahr 2007 sein Buch „Out of Sonnenschein" (Ibicura-Verlag;

    ISBN 978-3-9810873-5-2), worin er Bilder, Erfahrungen und Theorien aus seiner Vergangenheit darstellte. Es waren und sind Tatsachen aus der Praxis, die sich auch nicht mit allergrößtem Aufwand wegdiskutieren lassen. Es ging dabei nicht darum, wem der „Schwarze Peter" zugeschoben werden sollte.

    In gleicher Weise will auch ich jetzt wieder wachrütteln, zum Überlegen einladen: „Was machen wir eigentlich in der Altenpflege? Wie würde ich mich fühlen, wenn ich selbst so behandelt werden würde, wie wir mit unseren Senioren umgehen…?"

    Ich wurde Zeuge davon, dass sehr viele Menschen die – eigentlich positive – Botschaft von „Out of Sonnenschein" verstanden haben; allerdings gab es auch viele, die darin einen (weiteren) Angriff, einen Rundumschlag auf die Altenpflege erkennen wollten.

    Es wurden Inhalte aus dem Kontext herausgerissen und selektiv interpretiert, so dass ein völlig anderer Sinn entstand – entstehen musste.

    Die teilweise äußerst heftigen Reaktionen auf Uhls Ausführungen zeigen deutlich, dass nicht diejenigen bestraft werden, die den Unsinn machen, sondern diejenigen, die ihn aufdecken.

    Das ist sehr bedauernswert.

    Uhl hatte bei all den Angriffen aber immer noch mehr Glück als andere, die nicht bereit waren, im alten Trott fortzufahren.

    Viele von denen, ich behaupte sogar die meisten, die sich gegen die Missstände aufgelehnt haben, sind heute ohne Arbeit oder nicht mehr in der Altenpflege tätig!

    Hier ein Beispiel dafür, wie auf die Veröffentlichung von „Out of Sonnenschein" in der Tagespresse reagiert wurde:

    Pfleger prangert Missstände in Seniorenheimen an

    Buchveröffentlichung Harald Uhl hat seine jahrelangen Beobachtungen in mehreren Einrichtungen zusammengefasst

    Immer wieder werden landauf landab Missstände in Altenheimen angeprangert. Bekannt geworden mit derartiger Kritik ist beispielsweise der Münchner Sozialpädagoge Claus Fussek. Im Allgäu hat jetzt aktuell der Altenpfleger Harald Uhl seine Beobachtungen in seinem Buch „Out of Sonnenschein" zusammengefasst, das jetzt auf dem Markt erscheint. Wir sprachen mit dem 49-Jährigen über seine Erfahrungen.

    Seit wann sind Sie in der Altenpflege tätig?

    Uhl: Seit 1084. Ich habe in insgesamt sieben Heimen im Ober-, Unter- und Ostallgäu gearbeitet, von kleinen, privat getragenen Häusern bis zu großen Einrichtungen. Ich durchlief dabei alle beruflichen Stufen, vom Vorpraktikanten bis zum Pflegedienstleiter in einem 230-Betten-Haus. Ich habe diese Position später aufgegeben, weil ich Dinge vertreten musste, von denen ich nicht überzeugt war.

    Sie schildern in Ihrem Buch eine ganze Reihe von Widrigkeiten und unwürdigen Situationen für alte Menschen (siehe Zitate). Was ist für Sie besonders schlimm?

    Uhl: Dass viele Heimbewohner umerzogen werden sollen, um sie dem Ablauf der Einrichtung anzupassen. Eine Frau, die ihr Leben lang Röcke und Kleider getragen hat, muss nun auf einmal die „Altenheimuniform", einen meist ausgewaschenen Jogginganzug, tragen, weil das für das Personal praktikabler ist.

    Ihre Vorwürfe gehen zum Teil recht weit. Treffen sie auf jedes Heim zu?

    Uhl: Solche Missstände sind zumindest in den Heimen vorzufinden, in denen ich gearbeitet habe. Sie werden oft von Einzelnen verursacht, man darf deshalb auf keinen Fall alle Beschäftigten pauschal verurteilen. Trotzdem passieren die Dinge immer wieder.

    Was können Sie älteren Menschen und deren Angehörigen im Bezug auf die Auswahl von Altenheimen raten?

    Uhl: Ich würde versuchen, als Betroffener eine Einrichtung zunächst in der Kurzzeitpflege zu erleben. Dann kann man die Atmosphäre aufnehmen. Und es wäre sinnvoll, mehrere Häuser auf diese Art auszuprobieren.

    Sehen Sie einen Ausweg aus dem geschilderten Dilemma?

    Uhl: Das ganze Thema ist derart komplex, dass ich keine schnelle Lösung erkennen kann, die auf der Hand liegen würde.

    Zitate aus „Out of Sonnenschein"

    Über die Finanzierungssituation:

    „Aufgrund der eingeführten Pflegestufen darf sich der Allgemeinzustand unserer Bewohner auf keinen Fall verbessern. Es klingt paradox, zugegeben. Wir sind gezwungen, den Zustand unserer Bewohner so schlecht wie möglich zu halten, das heißt, die Pflege so aufwendig wie möglich zu gestalten, damit eine möglichst hohe Pflegestufe erreicht wird. Je schlechter es den Bewohnern gesundheitlich geht, je mehr Aufwand sie benötigen, umso mehr Geld erhalten die Einrichtungen dafür."

    Über die Situation einer Seniorin:

    „Ich erlebte den Fall, bei dem eine Bewohnerin so weit gebrochen war, dass sie sich nicht mehr wehrte, alles mit sich geschehen ließ und nur noch, wenn ihr die Belastung zuviel wurde, leise vor sich hin weinte."

    Über einen alten Mann, der stets viel Bewegung brauchte, was sich nicht im Stationsalltag umsetzen ließ:

    „Es kam, wie es kommen musste; er wurde als aggressiv eingestuft. Der hinzugezogene Psychiater bestätigte dies und verordnete starke zentral dämpfende Psychopharmaka. Damit konnte der Bewegungsdrang des Bewohners aber nicht verringert werden; er fiel nun öfters hin, weil ihm die Beine versagten."

    Über Gewalt im Alltag:

    „So beobachtete ich einmal, dass eine Bewohnerin es wagte, sich selbst eine Banane aus dem Korb zu nehmen. Sie bekam einen Klaps auf ihre Finger und wurde angeschrien."

    Ein Bewohner zu einer Pflegekraft:

    „Ich weiß ja, dass Sie keine Zeit haben, aber ich müsste mal dringend auf die Toilette. Die Antwort: „Sie haben ja eine Windel an…

    Harald Uhls Buchveröffentlichung mit Autorenlesung am 04. Dezember 2007:

    Schon im Vorfeld der Veranstaltung gab es zahlreiche Reaktionen, die nur so vor Hass und Ignoranz strotzten. Man darf niemals mit Fairness oder Austausch auf Augenhöhe rechnen, wenn man den Schritt an die Öffentlichkeit wagt! Das habe ich selbst daraus gelernt.

    Ein Anrufer beim Verlag behauptete bspw. Uhl sei ein Pfleger, der mit den Senioren schwarze Messen lesen würde!

    Am Vormittag (10:00h) des Tages der Buchveröffentlichung hatte Uhl dem Bayerischen Rundfunk ein Interview gegeben, das darauf im Sender Bayern 1 schon um ca. 12.30h ausgestrahlt wurde.

    Die Buchvorstellung am Abend war dann ein voller Erfolg.

    Gerechnet worden war mit ca. 30 Zuhörern, gekommen waren aber 97. Die Hausmeister waren ständig damit beschäftigt, neue Stühle heranzuschaffen.

    Und das Schönste war: Uhl bekam keine Prügel! Noch nicht!

    Sein Verleger hatte ihn vor der Tür zum Veranstaltungsraum bereits vorgewarnt: „Du kannst Dich auf Einiges gefasst machen. Heute sind sehr starke Kritiker dabei. In der letzten Reihe sitzen die ganzen Heimleiter und wetzen ihre Säbel!"

    Und was kaum zu glauben war, Uhl bekam auch zahlreiche Stellenangebote!

    Ein Beispiel dafür, wie leicht es ist wegzusehen und die Zustände zu verharmlosen sehen Sie, lieber Leser, im nachfolgenden Leserbrief.

    Natürlich bemüht sich das Pflegepersonal, das Beste aus der Situation zu machen, aber die Voraussetzungen, unter denen die Pflegekräfte arbeiten müssen, reichen eben schon lange nicht mehr aus, um all den Anforderungen einer fachgerechten und menschenwürdigen Pflege gerecht werden zu können. Der Verfasser dreht einfach den Spieß um und feuert in die Gegenrichtung, also auf den, der den ganzen Unsinn aufdeckt!

    Außerdem – wer denkt, man könne reich werden, indem man Bücher über Missstände in der Altenpflege schreibt und viele davon verkauft, der kennt den Markt nicht.

    Lesen und urteilen Sie selbst!

    Pauschal

    Zum Bericht „Pfleger prangert Missstände in Seniorenheimen an" vom 01.12.2007

    Ob es diese Missstände – wie im Artikel geschildert – in verschiedenen

    Seniorenheimen gibt oder gegeben hat, kann ich nicht beurteilen. Aber wo läuft schon alles ideal? Selbst in der kleinsten Einheit, der Familie. Ich, der ehrenamtlich regelmäßig Senioren im Pflegezustand in einem Seniorenheim in Immenstadt besucht, kann nur feststellen, mit welchem unglaublichen Einsatz, mit welcher Fürsorge und Liebe sich das Pflegepersonal um die Senioren, insbesondere um die Pflegebedürftigen, kümmert.

    Herr Uhl als Altenpfleger weiß genau, dass die Zahl der Pflegebedürftigen zunimmt, die Zahl des Pflegepersonals stagniert oder gar abnimmt. Pauschalverurteilungen erreichen das Gegenteil, aber passen in eine populistische Zeit, wie wir sie derzeit erleben.

    Angabegemäß war Herr Uhl seit 1984 in der Altenpflege tätig, davon auch als Pflegedienstleiter in einem 230-Betten-Haus. Auf die Frage des Journalisten nach einem Ausweg aus dem geschilderten Dilemma antwortete er: Das ganze Thema ist derart komplex, dass ich keine schnelle Lösung erkennen kann. Über 20 Jahre hatte Herr Uhl Zeit, nach Lösungen zu suchen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass es nur darum ging, sein Buch zu offerieren….

    Wenige Tage nachdem das Buch auf dem Markt war, bekam jeder Mitarbeiter der Einrichtung, in der Uhl damals tätig war, folgenden Brief:

    „Sehr geehrte Damen und Herren,

    wie Ihnen bekannt ist hat unser Mitarbeiter Herr Harald Uhl am 04.12.2007 im Rahmen einer Lesung der Öffentlichkeit sein Buch „Out of Sonnenschein" vorgestellt, in welchem er seine Vielzahl von Erfahrungen aus seiner beruflichen Praxis als Altenpfleger beschreibt.

    Da Herr Uhl seit dem 01.05.2006 und bis zum heutigen Tage als Pflegefachkraft in unserer Einrichtung angestellt ist, lässt sich bei der Lektüre des Buches in mehreren Punkten ggf. auch ein Bezug zu unserem Haus herstellen.

    Herr Uhl wird daher gebeten, zur Klarstellung bis spätestens 17.12.2007 eine schriftliche

    Stellungnahme zu einer Reihe von in seinem Buch getätigten Äußerungen abzugeben.

    Herr Uhl wird zudem in Kürze im Rahmen einer innerbetrieblichen Mitarbeiterversammlung Gelegenheit bekommen, seine Erkenntnisse betreffend der von ihm beobachteten Dinge konkret zu benennen und zur Diskussion zu stellen.

    Der Termin dieser Mitarbeiterversammlung wird in den kommenden Tagen nach Eingang der schriftlichen Stellungnahme Herrn Uhls festgelegt.

    Mit freundliche Grüßen"

    Am selben Tag fand er in seiner Privatpost zu Hause einen Brief des Rechtsanwaltes der Einrichtung. Er umfasste 20 Seiten mit Fragen zu seinem Buch. Unter anderem wurde ihm sogar mit einer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gedroht!

    Nachdem er sich seinerseits mit seiner eigenen Rechtsvertretung beraten hatte, antwortete er wie folgt:

    „Sehr geehrte Damen und Herren,

    ihrem Aushang entnehme ich, dass Sie mich um eine schriftliche Stellungnahme bezüglich meiner Buchveröffentlichung bitten.

    Folgende Punkte habe ich dazu zu bemerken:

    • Mein Buch wurde in einer offiziellen Buchpräsentation des Verlages vorgestellt. Daran angeknüpft war u.a. eine Autorenlesung und Diskussion.

    • Bereits zu Beginn dieser Lesung machte ich deutlich, dass ich keine Namen in dem Buch genannt habe, da es mir nicht darum geht, einzelne Personen bloßzustellen oder Einrichtungen anzuschwärzen.

    • Der einzige Bezug des Buches zu Ihrer Einrichtung kann nur aufgrund von „Insiderwissen" oder meiner Anstellung in Ihrer Einrichtung (die ich ebenso bei allen Interviews etc. verschwiegen habe) hergestellt werden.

    • Mein Buch sollte aufklären und zum Denken anregen. „Trifft dies auf unsere Einrichtung zu? Was können wir ändern, wenn das so ist? Usw."

    Ich bedaure wenn sich Einzelpersonen dennoch beleidigt fühlen.

    Sie haben sicher Verständnis dafür, wenn ich auch künftig keine Namen nennen oder irgendeine Gelegenheit geben werde, die einen direkten Bezug von „Out of Sonnenschein" zu Ihrer Einrichtung herstellen ließen.

    Ich werde deshalb auch nicht bspw. in einer Mitarbeiterversammlung Mängel im Hause benennen, sondern dafür künftig den formellen Weg der Fehlermeldung etc. wählen.

    Eine Abschrift dieses Schreibens erhält der Personalrat.

    Mit freundlichen Grüßen…"

    Was nun folgte, waren Wochen und Monate des Terrors, den alle Vorgesetzten gegen Uhl ausübten. Egal, wie sehr er sich auch bemühte, so korrekt wie nur irgendwie möglich zu arbeiten, sie fanden immer etwas, das man ihm anlasten konnte.

    Es folgte eine Verwarnung nach der anderen. Danach wurde die Gangart noch verschärft und es hagelte Abmahnungen. Einmal sogar zwei an ein und demselben Tag!

    Doch jede dieser Sanktionen konnte er mit entsprechenden Gegendarstellungen entkräften.

    Die Folgen dieser Zeit waren dennoch nicht unerheblich für ihn. Je länger er den direkten und indirekten Anfeindungen ausgesetzt war, umso mehr spürte er, wie es ihm sowohl psychisch wie auch physisch unheimlich viel Kraft kostete, sich zu wehren.

    Irgendwann legte er es darauf an, gekündigt zu werden und machte dies auch seinen Vorgesetzten mit folgenden Worten klar: „Wenn ich wirklich so ein unzuverlässiger, störender und die Einrichtung schädigender Mitarbeiter bin, dann verstehe ich nicht, dass Ihr mich nicht längst schon entlassen habt. Schmeißt mich doch einfach raus!"

    Von dem Zeitpunkt an hatte er Ruhe.

    Es hatte allerdings den Anschein, dass die ganze Affäre um „Out of Sonnenschein unterschwellig doch noch etwas weiter brodelte. Jetzt aber innerhalb der „Plüschsessel-Abteilung, der Leitungsebene also.

    Und so kam es, dass all diese Herren im Laufe der Zeit die Einrichtung dann doch relativ schnell verließen (aus welchem Grund auch immer), Uhl aber bis zum Eintritt in das Rentnerleben dort weiterarbeitete.

    Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

    Also noch einmal die Frage, warum veröffentliche ich ein Buch über meine Erfahrungen in der Altenpflege, nachdem Harald Uhl nach der Veröffentlichung von „Out of Sonnenschein der „Lynchjustiz so knapp entgangen war?

    Vor allen Dingen ließ und lasse ich

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