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Marvel | Heldinnen: Elsa Bloodstone – Vermächtnis
Marvel | Heldinnen: Elsa Bloodstone – Vermächtnis
Marvel | Heldinnen: Elsa Bloodstone – Vermächtnis
eBook336 Seiten4 Stunden

Marvel | Heldinnen: Elsa Bloodstone – Vermächtnis

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Über dieses E-Book

Die redegewandte Monsterjägerin Elsa Bloodstone lässt sich nicht so leicht aus der Fassung bringen, doch eine schockierende Enthüllung in ihrer Familie führt sie in diesem witzigen und actionreichen Marvel-Heldinnen-Abenteuer auf einen blutigen Pfad. Elsa Bloodstone kommt einfach nicht zur Ruhe. Kaum hat sie ein Rattennest ausgehoben, taucht ein Spezialeinsatzkommando auf – und schießt auf sie! Aber das ist nichts, was eine gute Granate nicht wieder in Ordnung bringen könnte. Als Elsa nach Hause zurückkehrt, findet sie dort einen unerwarteten Gast, der behauptet, ihre lang verschollene Schwester zu sein, die ihren gestohlenen Blutsteinsplitter sucht. Der Blutstein ist das Geheimnis von Elsas übermenschlichen Kräften, und ein Splitter in den Händen von Bösewichten ist eine sehr schlechte Nachricht. Das ist der Startschuss für ein Abenteuer rund um die Welt, bei dem es viele Monster zu besiegen gilt. Aber die Gefahr ist ihnen immer einen Schritt voraus, denn Elsa muss feststellen, dass ihre Schwester nicht ganz das ist, was sie zu sein scheint, und ein alter Feind mit einem Geheimnis aus der Vergangenheit ihrer Familie könnte alles auf den Kopf stellen, woran Elsa je geglaubt hat. Der dritte Band, nach Rogue und Domino, zu starken Marvel-Heldinnen.
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum31. Mai 2022
ISBN9783966588553
Marvel | Heldinnen: Elsa Bloodstone – Vermächtnis

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    Buchvorschau

    Marvel | Heldinnen - Cath Lauria

    1

    Im Licht des Mondes sah der Friedhof der Glasgow Cathedral wunderschön aus.

    Das war das Erste, was mir in den Kopf kam, als ich über die Hügelkette blickte. Gräber aus Marmor und Denkmäler von Menschen, deren Grabsteine das Einzige waren, was heute noch an sie erinnerte, drängten sich dort. Im Licht des Vollmonds schimmerte die Grabstätte mit ihren Obelisken und steinernen Engeln, die sich in den Himmel reckten, als wollten sie den Mond für ihre jahrhundertealten Toten fangen.

    Tatsächlich war der Ort tagsüber auch sehr schön. Die Glasgow Necropolis war ein altmodischer viktorianischer Friedhof, der nicht nur als Ruhestätte für die Toten diente, sondern auch ein Ort der Kunst, der Schönheit und des Glaubens war. Die Stadt leistete gute Arbeit, ihn zu erhalten, dachte ich mir, als ich auf der Suche nach der kleinsten Spur einer Bewegung die Schatten beobachtete. Es war ein erstklassiger Ort, um beigesetzt zu werden. Jeder, der einem einreden wollte, dass es nicht schön sei, tot zu sein, war offensichtlich noch nie in Glasgow gewesen.

    Jetzt gerade war es allerdings nicht unbedingt der perfekte Ort für die letzte Ruhestätte, denn ein Clan Rattenmenschen hatte sich in der Stadt der Toten niedergelassen. Sie übernahmen die Gräber, schändeten Denkmäler und verteilten überall ihren Dreck. Ich hielt mein Gesicht in den Wind und atmete tief ein. Und da war er, der süßliche Geruch eines verrottenden Müllhaufens, der nicht dort sein sollte. Rattenmenschen waren bei Weitem nicht so pingelig wie ihre erheblich kleineren Nagetierverwandten, wenn es um Hygiene ging. Der Gestank war der erste Hinweis gewesen, der den Leuten, die sich um diesen Ort kümmerten, verraten hatte, dass irgendetwas nicht in Ordnung war.

    Der zweite Hinweis war der arme Führer gewesen, der ein wenig zu nah an das Nest gekommen war, das die dreckigen Grabräuber sich in einem stattlichen Grab an der Hauptroute der Besichtigungstour gebaut hatten. Im einen Moment hatte er erzählt vom »architektonischen Einfluss Jerusalems, der dafür verantwortlich ist, dass sich das Muster dort oben wiederholt. Sehen Sie das sich wiederholende Muster?« und im nächsten Moment hatte ein knurrender Rattenmann ihm mit einem eisernen Kreuz, das er von einem Grab gestohlen hatte, den Kopf eingeschlagen.

    Die Leute waren schreiend umhergerannt, wobei sich zwei weitere verletzt hatten. Einer war gebissen worden, eine andere war über ihre offenen Schnürsenkel gestolpert und hatte sich, als sie auf dem Boden aufgeschlagen war, das Handgelenk verstaucht. Eins hatte zum anderen geführt und ein paar Tage später war der Friedhof aufgrund von »Restaurierungen« geschlossen worden, während der Erzbischof von Glasgow mich aufgesucht hatte.

    Es war schmeichelhaft, wenn auch etwas unter meinen Fähigkeiten. Ich jage Monster, je größer und böser, desto besser, und Rattenmenschen sind, wenn überhaupt, einfach nur eine Belästigung. Aber der alte Herr, der mich angerufen hatte, hatte so freundlich gefragt und sie waren so großzügig gewesen – soweit es eine Organisation, die auf Spendenbasis arbeitet, sein kann –, also hatte ich zugestimmt. Verflucht sei mein zu gutes Herz.

    Hmm. Von hier aus war bis auf einen Schwarm Raben, der, wie es sich für einen solchen Ort gehörte, etwa fünfzig Meter entfernt in den Bäumen saß, nicht viel zu sehen. Meine Schaufel lässig geschultert schlenderte ich tiefer in den Friedhof hinein. Es fühlte sich seltsam an, ohne meine üblichen Schusswaffen in einen Kampf zu ziehen. Ob zu Hause in Großbritannien oder irgendwo anders, ich war immer kreativ genug gewesen, meine Waffen fast überallhin mitzunehmen. Hier jedoch hatte mich die Kirche gebeten, sie nicht mit auf den Friedhof zu bringen.

    »Denken Sie an die Statuen!«, hatte der Mann, der verantwortlich für diesen Ort war, mich mit Tränen in den Augen angefleht. »Sie könnten etwas zerstören, das fast zweihundert Jahre alt ist! Ganz zu schweigen davon, dass Sie die Kathedrale gefährden, die noch viel älter ist! Wie wollten Sie mit dieser Schuld leben?«

    »Ich habe einfach aus Spaß schon Dinge zerstört, die um einiges älter waren«, hatte ich ihn unbekümmert informiert. »Vampire zum Beispiel«, hatte ich hinzugefügt, als der Mann mich entsetzt angesehen hatte. »Wissen Sie, manche von den Kerlen weilen schon seit Jahrtausenden unter uns.«

    Witze sind einfach nicht mehr so lustig, wenn man sie erst erklären muss.

    Und so lief ich nun also mit einer Schaufel über der Schulter, einer Machete unter dem Mantel und hier und da ein paar kleineren Messern am Körper in einen Kampf hinein. Und einer, nur einer, winzig kleinen P90, einem halbautomatischen Gewehr, das mit Hohlspitzgeschossen geladen war. Als allerletzten Ausweg. In meinem Berufsfeld zahlte es sich aus, Notfallpläne zu haben.

    Der Boden knirschte unter meinen Stiefeln, während meine hohen Absätze über den Gehweg klackerten. Ich versuchte nicht, leise zu sein. Es ging nicht darum, still zu sein, ganz abgesehen davon, dass das sowieso nicht gerade zu meinen Stärken gehörte. Ich summte ein Stück des Lieds, das im Radio gelaufen war, als ich hergefahren war. Ich hatte definitiv zu viel Zeit in Amerika verbracht, da sich das Fahren auf der richtigen, der linken Seite der Straße ein wenig eigenartig angefühlt hatte. In Gedanken versunken berührte ich den Choker mit dem Blutstein an meinem Hals. Er schien zu pulsieren, als meine Fingerspitzen ihn berührten, und der Stein fühlte sich so warm an wie mein eigenes Blut.

    Ich musste ihn nicht in der Hand halten, um seine Kräfte benutzen zu können, ihn um meinen Hals zu tragen reichte vollkommen aus, aber es fühlte sich hin und wieder gut an, ihn zu berühren, wenn ich in eine neue Situation hineinlief. Fast so als würde man einem alten Freund versprechen, dass man sich auf einen Krug Bier treffen würde, sobald weniger los war.

    Ah, da. Der Geruch von Rattenmenschen wurde erneut von der nächtlichen Brise an meine überempfindliche Nase getragen. Er hätte aus mehreren Meilen Entfernung zu mir getragen werden können, wenn man bedachte, wie groß der Friedhof war, aber dieser Geruch war definitiv näher. Rattenmenschen konnten sich zwar verstecken, aber sie konnten nicht aufhören, wie ein Stinktier zu riechen, das sich in eine schmutzige Windel verliebt hatte und mit ihr in einer Mülltonne zusammengezogen war.

    Ich wollte meine Zeit nicht damit verschwenden, die dreckige Spur der Rattenmenschen zu verfolgen, wenn ich sie auch einfach zu mir rufen konnte. Rattenmenschen waren recht simple Kreaturen, aber es regte sich immer noch ein Funken Intelligenz in diesen Knopfaugen und sie waren sehr sensibel, wenn es um ihre Rangordnung ging. Und ich? Ich war hier, um ihre derzeitige Hierarchie zu zerstören. Und währenddessen natürlich umwerfend auszusehen, bitte schön.

    Ich warf mir meinen langen roten Zopf über die Schulter und zog die Verpackung eines Schokoriegels aus meiner Tasche.

    »So, ihr Lieben«, schrie ich in die Nacht hinaus. »Ich verstehe, dass ihr euch dazu entschieden habt, die Stadt der Toten für euch zu beanspruchen. Tolle Idee, nur dass es dabei ein Problem gibt. Ich akzeptiere euren Anspruch nicht.« Ich ließ die Verpackung auf den Boden fallen und trat einige Male darauf, damit das Knistern der silbernen Folie deutlich zu hören war. »Ich denke, ich werde jetzt diesen Ort übernehmen, und ich fange genau hier damit an. Ist einer von euch Trotteln mutig genug, rauszukommen und was dagegen zu unternehmen?«

    Für einen Moment war es vollkommen still, bis ein Rabe in der Ferne krähte. Sekunden später flatterte der gesamte Schwarm unruhig aus dem Baum auf, in dem er sich niedergelassen hatte. Sie ließen sich auf diversen Grabsteinen auf dem gesamten Friedhof nieder, als seien sie Zuschauer im antiken römischen Kolosseum. Bereit für ein Blutbad, Jungs? Sie würden früh genug ihre Unterhaltung bekommen.

    »Kommt schon, ihr überdimensioniertes Ungeziefer, ich hab nicht die ganze Nacht Zeit.« Ich zog ein abgewetztes Tuch, das ich benutzte, um meine Waffen zu reinigen, heraus und warf es vor mich. »Traut sich einer von euch zu kämpfen oder soll ich euch jagen, während ihr euch wie verängstigte kleine Mäuse vor mir versteckt?«

    Ein tiefes Knurren hallte von den umstehenden Grabsteinen wider, harsch und zornig. Ich grinste. Endlich. »Geht doch. War das so schwer?«, neckte ich sie. »Ich dachte ehrlich gesagt schon, dass ich erst eure Mütter beleidigen muss, bevor einer von euch nutzlosen, schlaffen, stumpfzahnigen Rattenmenschen sich endlich aufrafft. Na kommt schon, zeigt euch!« Und weil ich noch nicht dreist genug war, holte ich noch eine alte Bananenschale heraus, die bereits dunkelbraun war und süßlich verfault roch, und wedelte damit in der Luft herum. »Ihr könntet natürlich auch wegrennen wie ein Haufen Angsthasen und euch in euren Löchern verkriechen.« Ich schleuderte die Bananenschale in die Luft und …

    Pfeilschnelle Kiefer schnappten sie aus der Luft, bevor die Schale den Boden berühren konnte. Der Rattenmann, der meine Herausforderung geschluckt hatte, pirschte sich tief geduckt durch die Schatten vorwärts, bis er schließlich ins Licht trat. Er war groß für einen Rattenmann, sein Kopf reichte mir bis zu den Schultern. Er hatte sowohl an den Vorder- als auch an den Hinterpfoten Krallen, die halb so lang waren wie meine Machete. Seine gefletschten Zähne leuchteten im Mondlicht gelb. Die abgewetzte Hose und die zerrissene, fleckige Weste, die er trug, deuteten eindeutig darauf hin, dass er das Alphatier des Rudels war.

    Nur die Schlausten unter ihnen wussten, wie man menschliche Kleidung trug, und sie nutzten ihr Wissen als Waffe, um die niederen Ratten in ihre Schranken zu weisen. In diesem Fall wohl buchstäblich, denn das Rattenmann-Alphatier hielt einen gusseisernen Spieß in seinen Händen. Seine Augen blitzten gefährlich.

    Ich lächelte. »Oh ja, wir werden ein bisschen Spaß haben, was meinst du?« Zwei Meter hinter und etwa dreißig Grad links von mir, fühlte ich, wie die Luft sich veränderte. Schlaue Viecher. »Braver Junge«, flüsterte ich. »Wie heißt du, hm?«

    Er knurrte etwas Unverständliches. Meine Nackenhaare stellten sich auf, als, was auch immer es war, das hinter mir aufgetaucht war, näher und näher kam. »Wie war das, Schätzchen? Knurr-grrr? Das musst du noch mal wiederholen. Ich fände es schade, wenn der falsche Name auf deinem Grabstein ste…«

    Ich stürzte mich vorwärts und zur Seite, während ich eins meiner Wurfmesser herauszog. Ich schleuderte es meinem Angreifer entgegen und traf sein linkes Auge. Der Rattenmann ließ den Dornenast in seinen Klauen fallen und hielt sich gequält krächzend das Gesicht.

    Zwei weitere Rattenmänner, die ihm gefolgt waren, rannten auf mich zu. Ich stach mit meiner schön spitz zulaufenden Schaufel nach dem Gesicht des ersten, der daraufhin zurückwich. Dann wirbelte ich herum und schlug dem zweiten gegen die Seite seines Kopfs, so hart, dass er, bis auf ein leichtes Zucken, bewegungslos zu Boden ging. Bevor sich der erste erholen konnte, zog ich meine Machete heraus – mattschwarz, mit scharfer Klinge – und trennte ihm mit einem sauberen Schlag den Kopf vom Körper. Ich lief zu dem anderen, der sich auf dem Boden wälzte, und brachte ihn mit einem gezielten Schlag ebenfalls zum Schweigen.

    Ich richtete mich auf und schüttelte das Blut von meiner Machete. »So«, sagte ich, während ich mich breit grinsend in der Dunkelheit umsah. »Ich glaube, die Party fängt gerade erst richtig an.« Mittlerweile konnte ich mehrere von ihnen sehen, die hinter den zahllosen dekorativen Kreuzen und Obelisken hervorkrochen. Ihr dunkles, schlammiges Fell sorgte dafür, dass man sie auf dem Boden kaum erkannte, aber die Macht des Blutsteins machte mich nicht nur stärker und schneller als die Rattenmänner da draußen, er schärfte auch meine Sinne. Jeder, der dachte, dass er sich unbemerkt anschleichen könnte, würde diesen Fehler mit seinem Kopf bezahlen.

    Ich warf einen schnellen Blick auf meine Stiefel – natürlich hatten sie, nachdem sie gerade frisch poliert waren, Blutspritzer abbekommen. Dieser Auftrag wäre so viel einfacher gewesen, wenn ich alle einfach aus der Ferne hätte erschießen können. »Scheiß historische Architektur.« Aber egal, jetzt konnte ich nur noch weitermachen.

    »So, wer will als Nächstes?« Ich zeigte mit meiner Machete auf die Alpharatte, die immer noch zurückhing, während ihr regelmäßiges Knurren sie wie einen sterbenden Rasenmäher klingen ließ. »Wie wäre es mit Euch, Eure Hoheit?« Ich rannte auf den Rattenmann zu, doch mein Weg wurde von drei weiteren blockiert, jeder von ihnen bewaffnet mit irgendwelcher Grabdekoration. »Schön, also haben wir doch Freiwillige.«

    Drei von ihnen waren eine größere Herausforderung als zwei, aber nicht viel größer. Sie neigten dazu, sich selbst im Weg zu stehen, und bemühten sich nicht, als Gruppe anzugreifen. Sie warteten darauf, dass ich den ersten Schritt machte, auf den sie reagieren konnten. Eine so einfache Jagd hätte befreiend sein sollen, ein einfacher Auftrag, der meine Rechnungen bezahlte, aber in Wirklichkeit war es einfach nur … na ja, langweilig.

    Andererseits war mein ganzes Leben in letzter Zeit langweilig gewesen, überlegte ich, während ich mit der flachen Seite meiner Schaufel auf den Unterkörper des ersten Rattenmanns einschlug und mit einer Pirouette die Vorderpfoten der anderen beiden abtrennte. Ich erledigte alle drei mit einem Schwung meiner Klinge, bevor ich mich auf den nächsten Haufen nach Exkrementen riechender Feinde zubewegte.

    Langweilig. Was ich nicht für einen vernünftigen Kampf mit Monstern gegeben hätte, die mit ihren Gehirnen und nicht mit ihren Krallen dachten. Ein weiterer Kampf mit Fin Fang Foom hätte mich für Wochen beflügelt! Oder ein überirdischer Horror, der aus der Kanalisation von Manhattan kletterte, mit dem einzigen Ziel, die Welt in einem Regen aus Blut und Schrecken untergehen zu sehen, das wäre erfrischend!

    »Stattdessen habe ich euch«, murrte ich und stieß meine Machete durch den Kopf eines Rattenmanns, einen weiteren traf ich mit der Spitze meiner Schaufel. Er gab einen schmerzerfüllten Schrei von sich und ging mit dem Gesicht voran zu Boden, während er sich in den Schritt griff. »Wie ein richtiger Mann«, höhnte ich. »Ein gezielter Treffer in die Kronjuwelen und ihr seid außer Gefecht. Nicht dass ich die Vertrautheit nicht zu schätzen wüsste, wirklich …«

    Ein kleinerer Rattenmann warf sich von einer vier Meter hohen Skulptur auf mich. Ich riss meinen rechten Fuß nach oben und durchbohrte die Kehle der drahtigen Kreatur mit dem Absatz meines Stiefels. Argh. Effizient, aber eine Riesensauerei. Ich schüttelte den Körper ab und fuhr fort: »Aber eure Eier werden immer ein Problem für euch Kerle sein. Netter Versuch, du Mistkerl, aber es braucht schon ein bisschen mehr, um mich zu besiegen.«

    Allerdings hatte der fallende Rattenmann mich für einen kurzen Moment abgelenkt und der Rest des Clans hatte die Gelegenheit genutzt, um näher an mich heranzukommen, bewaffnet mit Marmorstücken, mit Nägeln besetzten Brettern und allem, was sie so hatten finden können. Die, die am nächsten standen, zögerten in ihren Annäherungsversuchen, was Sinn ergab, wenn man bedachte, dass sie dabei über die Leichen ihrer Brüder treten mussten. Die nachfolgenden trieben sie jedoch vorwärts. Sie hatten eine Schlinge aus Rattenmännern um mich gezogen und ich stand mittendrin.

    »Verdammte Scheiße, ihr vermehrt euch ja schneller als echte Ratten.« Ich grinste und entblößte dabei all meine Zähne, um Dominanz zu zeigen. »Perfekt.«

    Ich setzte mich in Bewegung, verschaffte mir mit einem Schwung meiner Schaufel Platz und sprang in die Luft, als die Horde zum Angriff überging. Die erste Reihe Rattenmänner krachte in der Mitte zusammen und ich war wieder mittendrin – oder eher über ihnen, denn ich nutzte ihre Köpfe und Rücken wie Trittsteine, um an den Rand des Kreises zu kommen.

    Jeder Schritt sorgte dafür, dass von meinem lebenden Gehweg weitere Schmerzensschreie ertönten. »Genießt ihr es, wie hundert Kilo pro Quadratzentimeter auf eure Wirbelsäulen drücken? Ist Wissenschaft nicht was Schönes?«

    Die einzige Herausforderung bei Gegnern wie den Rattenmännern war, mit ihrer schieren Anzahl fertigzuwerden. Sie waren weder innovativ noch waren sie im Zweikampf erprobt, aber selbst ein Schwarm Schmetterlinge konnte zum Problem werden, wenn sie alle gleichzeitig auf einem landeten. Solange man aber verhindern konnte, dass man umzingelt wurde, hatte man wenigstens Optionen.

    »Natürlich wäre das hier um einiges blutiger geworden, wenn ich euch einfach hätte erschießen können.« Jede Bewegung der P90 unter meinem Mantel war wie der Ruf einer Sirene, aber ich war entschlossen, diesen Kampf auf die altmodische Weise zu beenden. Ich hatte es schließlich versprochen und die Statuen waren wunderschön, auch wenn sie eine überwältigende Trauer umgab.

    »Na, dann kommt mal«, rief ich in das aufgewühlte Gemetzel hinein, während der Clan versuchte, sich neu zu formieren. Sie drehten sich um, um mir erneut entgegenzutreten. »Wohin ist euer Alpha verschwunden? Ist das ein angemessenes Verhalten für den Anführer eines Clans, sich wie ein Baby hinter seinen Leuten zu verstecken? Wo ist denn der große Rattenmann, hm?«

    Zwei der Stärkeren des Clans stürzten sich auf mich und ich warf eifrig meine Messer. Beide wurden im Bauch getroffen und krümmten sich vor Schmerzen. Wundervoll. Zwei Rattenmänner, die sich auf dem Boden wanden, waren genau das Richtige, um dafür zu sorgen, dass die anderen auf Abstand blieben.

    »Wir haben nicht die ganze Nacht«, fügte ich hinzu. »Wirklich nicht … Ich weiß nicht, wie es bei euch ist, aber ich hatte vor, wenigstens acht Stunden Schönheitsschlaf zu bekommen, bevor ich morgen wieder in den Flieger nach Boston steige, und wer vom Clan überlebt, könnte diese Zeit nutzen, um in das Loch in den Highlands zurückzurennen, aus dem ihr gekrochen seid.« Ich machte eine dramatische Pause und sagte dann: »Es sei denn, ihr wollt nicht, dass irgendjemand aus eurem Clan lebend davonkommt. Ihr habt bereits etwa ein Dutzend eurer besten Kämpfer verloren. Wollt ihr als Nächstes die Mütter auf mich hetzen? Die Heranwachsenden? Wollt ihr, dass euer Clan so endet?«

    Ein Grollen der Unzufriedenheit ging durch die Menge der Rattenmenschen. Kurz bevor ich mit den Schultern zuckte und wieder wahllos zuzustechen begann, trat das Alphatier aus den Schatten hervor und stellte sich mir entgegen. Es schwang seinen Eisenspieß in einem schnellen Kreis um seinen Körper, wobei die Stange durch die Geschwindigkeit verschwamm.

    »Da hat wohl jemand ein paar Kung-Fu-Filme gesehen.«

    Für einen Rattenmann ziemlich beeindruckend.

    »Aber jeder kann ein Stück Metall herumschleudern und die Massen einschüchtern. Mal sehen, ob du es auch benutzen kannst.« Ich hob meine Schaufel und ging in eine En-garde-Haltung.

    Der Rattenmann rappelte sich auf, stieß einen gedämpften Kriegsschrei aus und sprang nach vorn, wobei er seinen Spieß gefährlich nah an meinem Kopf vorbeischleuderte. Ich holte aus, um mit der Schaufel zu parieren und das Ding mit der Machete zu erledigen, als …

    Eine Kugel durchschlug den Kopf des Rattenmann-Alphas, riss ihn aus seinem vorhersehbaren Angriff und ließ seinen Körper zu Boden gehen – fast direkt auf mich. Was zum Teufel ist denn jetzt los? In der Ferne hörte ich, wie ein Marmorgrabstein zerbrach.

    »Also, wer hat hier eine Waffe zu einer Schaufelschlacht mitgebracht?«, rief ich, während ich hinter einem nahe gelegenen Grabmal in Deckung ging. Ein Rattenmann war bereits dort, kauerte auf allen vieren und zitterte von der Nase bis zum Schwanz. Er warf einen Blick auf mich und rannte davon. Es folgte ein kurzer Schusswechsel, der mir einiges über die Partycrasher verriet, die gerade eingetroffen waren.

    Erstens war es eine Gruppe. Mindestens drei, dem Klang der Schüsse nach zu urteilen, wahrscheinlich mehr. Zweitens waren sie nicht wegen der Rattenmenschen hier, sonst hätten sie weiter auf das Monster geschossen, mit dem ich kurzzeitig meinen Unterschlupf geteilt hatte, bis es tot umgefallen wäre, aber ich war mir ziemlich sicher, dass es unversehrt entkommen war. Wenn die Kirche mich also nicht betrogen hatte, indem sie andere Killer angeheuert hatte, um ihren Monsterabfall zu beseitigen, dann konnte meine dritte Schlussfolgerung nur lauten, dass die Neuankömmlinge meinetwegen hier waren.

    »Verdammt mieses Timing«, rief ich. Ich starrte einen Moment lang auf meine Schaufel, dann warf ich sie zu Boden und zog die P90 heraus. »Wenigstens hab ich’s versucht«, sagte ich und überprüfte schnell das Magazin.

    Ein paar Kugeln schlugen auf der Rückseite des langen, rechteckigen Grabsteins ein, hinter dem ich mich versteckt hatte, dann verstummten die Gewehre. Ich hörte jedoch, wie sich Schritte zu beiden Seiten näherten. Nicht von Rattenmännern mit Klauen, sondern von schweren Stiefeln. Ein Flankenmanöver, wie originell.

    »Ich hab’s ja mit dem Denkmalschutz versucht, aber ich wurde eindeutig überstimmt.«

    Das Geräusch von Menschen, die sich bewegten, verstärkte sich zu meiner Linken. Ich hielt nicht inne, um einen Blick darauf zu werfen, sondern wirbelte hinter dem Grabstein hervor und feuerte sofort los. Ich hatte fünfzig Schuss im Magazin und dank meiner verdammten Gutherzigkeit keine Reserve, also musste jeder Schuss sitzen. Der erste Schuss brachte mein Ziel dazu, sich instinktiv zu ducken, obwohl er nicht mal in seine Nähe ging. Der zweite schnitt seinen Fluchtversuch hinter ein anderes Marmorgrabmal in der Nähe ab, indem er ein gutes Stück davon wegsprengte. Der dritte traf den Glückspilz direkt in den Kopf. Ein Hohlspitzgeschoss wirkte Wunder bei einem nicht gepanzerten Ziel, versagte aber bei Schutzkleidung – und diese Leute trugen Schutzkleidung. Was bedeutete, der Kopf war die beste Option.

    Der Mann sackte zu Boden und war innerhalb kürzester Zeit tot. Ich nickte zufrieden. Ja, Kopfschüsse waren definitiv die beste Lösung.

    Ich wich aus, bevor mich meine Angreifer einkesseln konnten, und rollte mich hinter ein langes, flaches Grab. Die Kugeln folgten mir und bohrten sich direkt hinter mir in den Granit. Anstatt am anderen Ende der Deckung in Schussposition zu gehen, sprang ich hoch und machte einen Rückwärtssalto, um meine Gegner zu erspähen, bevor sie mich wieder ins Visier nehmen konnten. Neun Uhr, zehn Meter entfernt – zwei Schuss – zwei Uhr, vierzehn Meter entfernt – drei weitere Schüsse und beide lagen am Boden, bevor meine Füße den Boden berührten.

    Eine großkalibrige Kugel zerschmetterte ein Kreuz in zwei Metern Entfernung und ein Splitter schnitt mir in die Wange und hinterließ eine dünne, blutende Linie. Die Wunde war in der Zeit, die ich gebraucht hätte, um das Blut wegzuwischen, schon wieder verschwunden, aber es war trotzdem ziemlich ärgerlich.

    »Seid ihr Amerikaner?«, rief ich, als ich in Richtung des Schützen stürmte, und gab mir selbst Deckung, damit Mr. Riesenknarre nichts Unüberlegtes tun konnte. »Du bist Amerikaner, stimmt’s? Wer sonst würde so ungeniert eine Waffe auf jemanden abfeuern?« Da, zwei Gräber weiter, versuchte er, sich hinter dem schwarzen Marmorobelisken zu verstecken. Ich grinste. »Außer mir natürlich.«

    Ich feuerte eine kurze Salve auf den Obelisken selbst ab, sprang dann ab und trat so hart gegen das geschwächte Bauwerk, dass es in zwei Teile zerbrach. Die obere Hälfte stürzte rückwärts zu Boden, gefolgt von einem schmerzhaften »Urrghh!«.

    »Hat’s dich erwischt, Schätzchen?« Ich duckte mich, um die untere Hälfte des Obelisken als Deckung nutzen zu können, und blickte mich nach dem Angreifer um, den ich gerade plattgemacht hatte. »Oh, allerdings. Gut gemacht, Elsa.«

    Der Obelisk lag genau über seiner Körpermitte. Sosehr er sich auch bemühte, ihn wegzuschieben, er hatte nicht die Hebelwirkung – oder die Kraft –, um ihn zu bewegen. Der Mann keuchte. Er lebte noch. »Perfekt«, sagte ich. »Du bewegst dich nicht vom Fleck. Ich habe später ein paar Fragen an dich.«

    Genug reagiert. Es war an der Zeit, in den Angriff überzugehen. Ein nahe gelegenes Grab war mit einem in den Stein eingelassenen Metallschild verziert. Er war zweifellos aus Eisen und durch das Alter brüchig geworden, aber er musste auch nicht lange halten. Ich stemmte mich gegen das Grab und legte meine Finger um die Kanten des Schilds. Ein kräftiger Ruck und er löste sich. Ich fühlte mich in diesem Moment wie Captain America, allerdings würde ich dieses alte Ding nicht auf jemanden werfen.

    Ich hob den Schild mit dem linken Arm, richtete die P90 mit dem rechten nach vorne und rannte nach Norden, in die Richtung, aus der die nächsten Angreifer gekommen waren. Zwei Schüsse zischten aus der Dunkelheit. Einer traf den Schild, der andere eine steinerne Putte, die ihren dicken, kleinen Fuß verlor. Ich feuerte instinktiv und wurde mit einem Mann belohnt, der vor einer nahe stehenden Erle zu Boden stürzte.

    Vier Tote. Wie viele von euch sind noch übrig?

    Ich ging plötzlich in die Hocke, als sich ein Kugelregen in die Gräber vor mir grub. Zwei trafen den Schild und zersplitterten das Eisen. Ich schleuderte die Scherben weg und feuerte meine P90 ab, während ich nach rechts rollte und hinter einem gewaltigen Grabmal neue Deckung fand. Entweder lag hier jemand Wichtiges begraben oder der Herr – und nach der Größe und Kantigkeit des Denkmals zu urteilen, war es definitiv ein Mann –, der hier beigesetzt worden war, hatte gewollt, dass sein Tod eine andere Geschichte erzählte als sein Leben.

    Wie dem auch sei, ich war froh, dieses Denkmal der Selbstverherrlichung als praktischen Unterschlupf nutzen zu können.

    »Elsa Bloodstone!«, rief eine Stimme.

    »Oh, sind wir endlich bereit, Worte statt Kugeln sprechen zu lassen?«, erwiderte ich und bemerkte ein frisches Einschussloch in meinem schönen langen Mantel. Verdammt noch mal, ich hatte das Ding gerade erst flicken lassen! »Na gut, dann mach schon, sag mir, was eure Bedingungen sind.«

    Angriffe von Monstern waren zumeist leicht zu verstehen. Aber Angriffe von Menschen? Das bedeutete in der Regel, dass entweder ein Rivale ein Kopfgeld auf mich ausgesetzt hatte und dies die unglückliche Söldnerbande war, die den Auftrag angenommen hatte, oder jemand war hinter meinem Blutsteinsplitter her.

    »Gib den Splitter her!«

    Volltreffer, wusst ich’s doch. »Hmm, lass mich kurz überlegen«, sagte ich und streckte meinen Kopf für einen kurzen Blick raus.

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