Die kleine Hundefibel: Einige Fakten, die Sie schon immer über Ihren Hund wissen wollten
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Über dieses E-Book
im Rahmen unserer Hundetrainertätigkeit stellen wir immer wieder fest, dass die »Probleme« im Zusammenleben von Hund und Halter meist gering, aber von großer Auswirkung sind. Mit einigen Informationen, wie der Hund die Welt des Menschen sieht, können Aha-Effekte beim Halter gelingen und sich daraus ein entspanntes Zusammenleben ergeben. Solche Kleinigkeiten wollen wir hier aufdecken und so Ihren Blick für die Detailarbeit schärfen. Genießen Sie Ihr Zusammenleben künftig in vollen Zügen!
Unsere kleine Hundefibel bietet Ihnen viele neue Erkenntnisse und komprimiertes »Hunde-Basis-Wissen«.
Sie ist gedacht für Hundebesitzer, die von Anfang an alles richtig machen wollen, für Hundetrainer, die ihren Kunden gerne ein kleines Nachschlagewerk für zu Hause empfehlen, für Partner von »hundeverrückten« Menschen, die gerne mit einem Hund leben, dabei nichts falsch machen wollen, aber auch keine Lust auf unendlich viel »Hunde-Fachliteratur« haben und für erfahrene Hundebesitzer, die an neuen und wertvollen Fakten interessiert sind.
Unsere Fibel ersetzt natürlich keine gute Hundeschule. Für das Erlernen der Grundsignale und bei Verhaltensstörungen nutzen Sie am besten ein professionelles Hundetraining. Hiermit wollen wir jedoch um Verständnis für Verhalten oder Nicht-Verhalten Ihres Hundes werben und Ihnen somit die Kommunikation, das Training und generell das Zusammenleben mit Ihrem Hund erleichtern.
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Buchvorschau
Die kleine Hundefibel - Kristina Ziemer-Falke
KAPITEL 1
Signale - Der Ton macht die Musik
Sie möchten Ihrem Hund etwas mitteilen – aber wie sage ich es meinem Hund so, dass er mich versteht und die Signale, die ich ihm gebe, auch gerne und stressfrei umsetzt? Fragen Sie sich einmal selbst: Gebe ich meinem Hund Kommandos oder Signale? Darin liegt ein kleiner, aber fundamentaler Unterschied:
Kommandos:
Manche Menschen meinen, sich bei ihrem Hund »durchsetzen« zu müssen und geben Handlungsaufforderungen in einem Befehlston. Das Charakteristische hierbei ist die Verwendung von Druck in der Stimme und – je nach Situation – sogar Drohung oder Zwang, während man dem Hund mitteilt, was er zu tun hat. Etwa, indem man den Popo des Hundes auf den Boden drückt, damit er das Signal SITZ ausführt und/oder sich drohend über den Hund beugt. Druck oder Zwang in der Stimme lösen beim Hund aber Unsicherheit und Stress aus. Ist der Hund jedoch emotional sehr stark angespannt, ist er nicht mehr in der Lage, das Kommando zu befolgen, weil er es gar nicht mehr wahrnehmen kann. Sie kennen das sicherlich auch. Führen Sie zum Beispiel ein angespanntes Gespräch mit Ihrem Chef, so fällt Ihnen in diesem Augenblick oft keine adäquate Lösung oder Strategie ein. Außerhalb der stressigen Situation, denkt man dann aber oftmals: »Das hätte ich ihm auch noch sagen können.« Auf den Hund übertragen bedeutet dies, dass zu viel Druck (körperlich oder durch unsere Stimme) Denkblockaden beim Hund auslöst.
Signale:
Der Unterschied zu Kommandos besteht darin, dass alle Tu-Das-Signale, wie SITZ, PLATZ, usw. immer freundlich ausgesprochen werden. Die Intention, die dahinter steckt, ist, dass der Hund das Signal umsetzt, weil er Spaß daran hat, mit Ihnen als Hundehalter zusammenzuarbeiten. Daraus resultiert weiterhin auch, dass er das Signal stressfrei ausübt. Auf diese Weise legen Sie zusätzlich den Grundstein dafür, dass der Hund noch aufnahmefähig für weitere Aufgaben ist und lernen kann. Und mal im Ernst: Unseren menschlichen Partnern gegenüber sprechen wir Bitten ja auch freundlich aus. Folglich: Der Ton macht die Musik.
Aber warum geben viele Hundehalter ein Signal häufig fast automatisch in solch einem »starken Ton«?
Zunächst kommt es darauf an, was Sie denken, während Sie Ihrem Hund sagen, was er tun soll. Wenn Sie glauben, dass er sowieso nicht gehorchen wird, sind Sie schon genervt, bevor Sie das Signal überhaupt geben. Sie werden Ihrem Signal dann vielleicht »sicherheitshalber« direkt Strenge und Härte verleihen und hoffen, damit sicherzustellen, dass Ihr Hund es auch ausführt. Gehorcht Ihr Hund dann wie vermutet wirklich nicht (aus diversen Gründen), werden Sie noch strenger und eventuell lauter. Sie gelangen in eine Spirale aus Strenge und Gewalt, wie weiter unten anhand eines Beispiels beschrieben.
Besser: Seien Sie zuversichtlich und positiver Stimmung! Es wird schon klappen! Bleiben Sie freundlich! Wenn Ihr Hund dennoch nicht wie gewünscht handelt, haben Sie möglicherweise noch nicht genug trainiert und die ablenkenden Reize sind zu groß. Macht nichts! Üben Sie gemeinsam in Situationen mit weniger Ablenkung und steigern Sie diese dann Schritt für Schritt.
Ein weiterer Grund für einen befehlsartigen Tonfall gegenüber Hunden liegt ca. 100 Jahre zurück: 1910 schrieb ein Polizeibeamter, Oberst Konrad Most, das erste Fachbuch über die Erziehung und das Training von Diensthunden, basierend auf den damals geltenden wissenschaftlichen Erkenntnissen. Es galt, dass ein Mensch einen Hund nur durch Demonstration der körperlichen Überlegenheit kontrollieren könne. Die moderne Verhaltensforschung hat die Erkenntnisse von damals inzwischen korrigiert, dennoch gilt diese Ideologie leider teilweise noch heute. Sie fordern »Respekt« von ihrem Hund, wollen diesen aber durch Strenge und – im schlimmsten Fall – durch körperliche Gewalt erreichen. Was sie bekommen, ist jedoch kein Respekt, sondern ein Gehorsam aus Angst.
► Beispiel:
Fipsy ist ein schwarzer Zwergpudel und von Natur aus sehr freundlich und pfiffig. Familie Schulze wandte sich an uns, weil Fipsy alle Signale, wie SITZ, PLATZ oder HIER, bei Frauchen und den Kindern sehr gut umsetzt, aber nicht bei Herrchen. Wir schauten uns das Training an und stellten fest, dass Herr Schulze die Signale mit einem strengen Unterton versah. Das alleine reichte schon aus, die pfiffige Fipsy so zu verunsichern, dass sie die gewünschten Signale nicht umsetzen konnte.
Besser: Wir machten Herrn Schulze darauf aufmerksam und baten ihn, seiner Stimme eine freundlichere Note zu geben. Wichtig ist an dieser Stelle aber, dass er (stellvertretend für alle Hundehalter) dennoch authentisch bleibt. Hunde merken nämlich, wenn wir ihnen Freundlichkeit und gute Laune nur vorspielen. Gesagt, getan: Allein durch eine freundlichere Note in der Stimme, setzte Fipsy die gewünschten Signale erstens schneller und zweitens ohne Anzeichen von Unsicherheit um.
Was noch durch die falsche Tonart passieren kann ...
1. Entwicklung einer Spirale der Gewalt: Hundehaltern sind die Stress auslösenden Faktoren (wie etwa Druck oder Zwang) und die daraus resultierende Reaktion ihrer Hunde darauf häufig nicht bewusst. Wenn Sie von Ihrem Hund nicht gehört oder sich ignoriert fühlen, geben sie eben noch mehr Druck und Lautstärke in das Kommando und versuchen, sich durchzusetzen, eventuell ergänzt durch körperliche Drohung oder gar das Rucken am Halsband. Auch in kritischen Situationen sollten Sie Ihren Hund jedoch nie anschreien oder ihm drohen, da der Hund dadurch noch mehr gestresst und noch weniger in der Lage sein wird, der Aufforderung zu folgen. Irgendwann kann es sogar zu einer unerwünschten Reaktion des Hundes in Form einer gerichteten Gegenaggression kommen, was ihm dann aber häufig als Sturheit oder »Dominanz« ausgelegt wird. Der Hundehalter »muss« dann noch heftiger reagieren, weil der Hund angeblich seine übergeordnete soziale Stellung nicht akzeptiert. So entsteht die Spirale der Gewalt.
► Beispiel:
Statt das Signal SITZ mit aggressiven Worten wie »Sitz – Sitz –SITZ, VERDAMMT NOCH MAL!« beim Hund durchzusetzen und gegebenenfalls zusätzlich noch den Popo des Hundes herunterzudrücken, ist die bessere Alternative, das Signal stimmlich konsequent, ruhig, nett zu sagen, unterbrochen von einem ruhigen, aber bestimmten NEIN!: Sitz – NEIN! – Sitz – NEIN! – Sitz – NEIN! und so weiter. Das können Sie als Endlosschleife durchziehen, bis Ihr Hund sich setzt. Haben Sie Geduld, Ihr Hund braucht Zeit zum Nachdenken. Durch Ihre ruhige Stimme bleiben Sie automatisch gelassener und sachlich, nur das NEIN wird strenger gesprochen, weil es dem Hund mitteilt, dass stehen bleiben nicht erwünscht ist. Der Vorteil ist, dass während der gesamten Prozedur die Stimmung zwischen Ihnen und Ihrem Hund im Grundsatz fair und positiv bleibt.
2. Risiko der Fehleinschätzung: Manchmal sind Halter so sehr mit dem Durchsetzen ihres Kommandos beschäftigt, dass ihnen die eigentlichen Gründe für das Nichtbefolgen des Kommandos völlig entgehen. Außer »Sturheit« gibt es eine ganze Reihe anderer Gründe dafür (Schmerzen, Angst, Unwohlsein (SITZ auf eiskaltem Boden)). Achten Sie doch einmal auf die Körpersprache Ihres Hundes, wenn er auf ein Signal nicht reagiert. Häufig werden die sogenannten Beschwichtigungssignale des Hundes völlig übersehen, dabei möchte er Ihnen damit sagen: »Ich würde ja gerne machen, was