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Harte Schule: Ein lehrer im Burn-Out
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Harte Schule: Ein lehrer im Burn-Out
eBook117 Seiten1 Stunde

Harte Schule: Ein lehrer im Burn-Out

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Über dieses E-Book

Der Text schildert chronologisch die wahren Ereignisse meines Schuljahres an einer Österreichischen NMS, die dazu geführt haben, dass ich ab Ostern mit der Diagnose Burn-out und Depression in den Krankenstand gehen musste. Ich beschreibe die Schulsituation, das heißt die Besonderheiten bezüglich Schulform, Verhalten der Schüler, Führungsstil seitens der Direktion und wie diese Zustände nach und nach meine Gesundheit ruinieren. Eines der Kapitel beschäftigt sich mit dem stundenplanmäßigen Ablauf einer Woche, was von Stunde zu Stunde und in den verschiedenen Klassen so alles passiert, an anderer Stelle werden die Unzulänglichkeiten des Schulgebäudes beschrieben, die fehlende Infrastruktur, speziell was seine Eignung für eine ganztägige Betreuung betrifft.
Das Besondere an diesem Text ist vielleicht, dass über eine besonders schwierige Klasse ein Heft mit dem von den Lehrern aufgezeichneten Verhalten der Schüler existiert, in dem die Vorkommnisse während eines gesamten Schuljahres dokumentiert wurden. Diese Aufzeichnungen werden in Monatskapiteln von mir im Original wiedergegeben, neben einigen von mir selbst verfassten Beschreibungen besonders schwieriger Schüler. Der Leser gewinnt hier einmal einen Eindruck von den tatsächlichen Verhältnissen, wie sie an vielen Schulen, besonders im städtischen Raum herrschen.
In einem ersten Exkurs über "Schule und Bildung" mache ich mir Gedanken über die allgemeine Bildungssituation in Österreich, hier kommen auch andere Autoren zu Wort. In einem zweiten Exkurs: "Burn-out und Depression" versuche ich den Ursachen nachzuspüren, welche letztlich zu dieser Diagnose führen und wo sich möglicherweise einige Leser ebenfalls als Betroffene wiedererkennen mögen.
Mit dem vorliegenden Text möchte zeigen, wie es in manchen Schulen in der Realität aussieht und dass die Diskussionen, welche über Schule und Bildung geführt werden, oft an den wirklichen Problemen vorbeigehen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum1. Dez. 2014
ISBN9783732311354
Harte Schule: Ein lehrer im Burn-Out

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    Buchvorschau

    Harte Schule - Karl Michael Gietler

    Vorwort

    Das Thema Schule ist in den Medien ein Dauerbrenner. Einmal ist es PISA, dann ist es das neue Lehrerdienstrecht, dann ist es die Einführung der Gesamtschule, dann wieder die Einsparungen im Bildungsbereich, weil im Bundesbudget umgeschichtet werden muss, um eine Bank zu retten. Eine bessere Lehrerausbildung wird gefordert, alternative pädagogische Konzepte werden angedacht, neue Schulformen kreiert. Aber trotz ständiger Reformen und Schulversuche können heute viele Pflichtschulabgänger nicht ausreichend Lesen, Schreiben und Rechnen, was von vielen Firmen, die Lehrlinge anstellen, bestätigt wird. Denn die Probleme in den Schulen liegen ganz wo anders. Das Hauptproblem im Pflichtschulbereich – also Hauptschule, Neue Mittelschule und Polytechnikum – ist aus meiner Sicht die stark anwachsende Zahl an verhaltensauffälligen Kindern, die einen geregelten Unterricht, so wie man es sich landläufig vorstellt, unmöglich machen. Viele Schüler können nicht mehr zuhören, sich nicht konzentrieren, akzeptieren keine Anweisungen; manchen ist alles egal, sie haben keine Erziehung, kein Benehmen, sind distanzlos, frech, gewalttätig und psychisch gestört. Es gibt Unterrichtssituationen, die kann sich ein normaler Mensch kaum vorstellen, viel weniger würden unbedarfte Personen die Belastung, denen viele Lehrer ausgesetzt sind, auch nur einen Tag aushalten.

    Ich selbst habe an einer Neuen Mittelschule im städtischen Bereich ein Schuljahr erlebt, das mich an den Rand meiner psychischen und physischen Belastbarkeit und darüber hinaus getrieben hat und wie ich es kein zweites Mal mehr erleben möchte. Im Folgenden soll die Geschichte dieses Schuljahres erzählt werden.

    Die Ereignisse und Situationen sind wahr, die Namen der Schüler und Lehrpersonen wurden verändert. Die Lehreraufzeichnungen über das Verhalten der Schüler der 1a Klasse sind wortwörtlich aus dem Heft mit dem Titel „Verhalten" entnommen. Jahres- und Ortsangaben sind absichtlich weggelassen. Ich ersuche das Lesepublikum sich nicht an den im Text vorkommenden Kraftausdrücken und Obszönitäten zu stoßen, ich gebe nur die Originalaussagen der Schüler wieder. Offiziell sind die österreichischen NMS ja auf Erfolgskurs, der letzte PISA – Test hat ja wieder einen leichten Trend nach oben erkennen lassen. Andererseits gibt es neuerdings aber auch Kritik an dieser Schulform, da trotz des enormen finanziellen Mehraufwandes die Ergebnisse hinter den Erwartungen zurückbleiben. Wie es aber in den Klassenzimmern und Direktionen wirklich zugeht, wissen nur die Lehrerinnen und Lehrer.

    Dieses Buch soll einen – zugegeben punktuellen – Einblick in die schulische Situation bieten, wie sie sich vor allem im städtischen Pflichtschulbereich darstellt. Vielleicht kann die Lektüre dieses Buches dazu beitragen, dass die von manchem Bürger vorschnell geäußerte Kritik über die privilegierten Lehrer ein wenig überdacht wird.

    Alles wunderbar

    Das offizielle Schul-Video, veröffentlicht auf YouTube beweist es: So schön kann Schule sein. Eine grüne Wiese, fröhliche Kinder spielen Ball oder klettern auf einem Baum herum. Frau Direktor S., eine freundlich blickende Dame, erklärt dem interessierten Zuseher die Besonderheiten an diesem Schulstandort. Die Ganztagesbetreuung in verschränkter Form und der Montessori-Unterricht. Ein weiteres Spezifikum bilden die sogenannten „Schwerpunkte wie Haushalt und Werken als „Lebenskunde, Naturwissenschaften im Schwerpunkt „Physik / Chemie, der Schwerpunkt „Sport und der Schwerpunkt „Musik, „wo jedes Kind seinen Fähigkeiten entsprechend gefördert und auf das Leben vorbereitet wird. erklärt uns die Frau Direktor. Man sieht Schüler kochen, backen, Adventkränze binden, im Physiksaal experimentieren und mit dem Mountainbike durch den Wald radeln. Aus dem „Herzstück der Schule, dem Biogarten, kommen die Zutaten für den Höhepunkt des Schuljahres, dem „Schwerpunktfest, bei dem es zugeht wie in einer großen, glücklichen Familie.

    Die übrigen Anforderungen, mit denen im schulischen Alltag die Schüler in Form des Lehrplans konfrontiert sind, stellen, so hat man den Eindruck, überhaupt keine Herausforderung dar und sind sowieso schon bestens erledigt.

    Eine Vorzeigeschule also; und sicherlich sieht es an anderen Neuen Mittelschulen ähnlich aus, so glaubt man. Aber Speicherkarten von Videokameras sind geduldig, könnte man sagen; auf Video kann man auch einen Knast als Vier-Sterne Hotel aussehen lassen. Dass es nämlich hinter den Kulissen ganz anders zugeht, wissen die Lehrer besser und dass es im Schulsystem unseres Landes im Allgemeinen brodelt, mussten in jüngster Zeit auch die für den Schuldienst verantwortlichen Inspektoren und Personalvertreter zur Kenntnis nehmen. So wurde im vergangenen Sommersemester in einer Arbeitsgruppe zum „Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern — Schule 2020" folgendes Begehren an die verantwortlichen Politiker verfasst:

    RESOLUTION

    Die geänderten gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die Einflüsse unserer modernen Konsumgesellschaft durch unterschiedlichste Medien und Mainstreams, der völlig veränderte Umgang von Jugendlichen untereinander aber auch deren neuer Zugang zu Erwachsenen stellt die Schulen, besonders in den Ballungszentren vor große, unter den derzeitigen Rahmenbedingungen oft nur schwer lösbare Herausforderungen und das bereits im Grundschulbereich. Das Vorhandensein von „ProblemschülerInnen" bindet einen großen Teil der Ressourcen der LehrerInnen. Dennoch kommt es immer häufiger zu Aggressionen gegen Mitschüler aber auch gegen Lehrpersonal und durch dieses Verhalten wird ein effektiver Unterricht erschwert, manchmal unmöglich. Hinzu kommt noch der Umstand, dass jene Lehrer, die mit diesen Problemen Konfrontiert sind, immer häufiger gesundheitliche Folgen erleiden (Stichwort: Burn-out).

    Im Konkurrenzkampf mit den AHS ist es oft nicht möglich, den Anspruch der Neuen Mittelschulen zu erfüllen, die pausenlose Beschäftigung mit den ProblemschülerInnen führt zu einer Vernachlässigung der leistungswilligen SchülerInnen. Die Folge sind unzufriedene SchülerInnen, Eltern und LehrerInnen.

    Im Präventionsforum der Landeshauptstadt wurde dieses Thema von betroffenen LehrerInnen an die Leiterin des Amtsärztlichen Dienstes herangetragen. Aufgrund der Dringlichkeit wurde eine Arbeitsgruppe zum Thema „verhaltensauffällige Schüler" gegründet, welche von der Leiterin des Amtsärztlichen Dienstes und dem Dienststellenausschussvorsitzenden fachlich geleitet wurde.

    Die verantwortlichen Stellen werden aufgefordert, den oben geschilderten Umstand wahrzunehmen und entsprechende Maßnahmen zu setzen. Die Arbeitsgruppe „Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern – Schule 2020" hat folgende Vorschläge erarbeitet, um kurz bis mittelfristig eine Verbesserung der Situation zu erreichen:

    Die Unterzeichnenden fordern die Stadt sowie das Amt der Landesregierung auf, umgehend die geforderten Maßnahmen einzuleiten bzw. zu unterstützen.

    Eine Nichtbeachtung dieser Resolution könnte zu einer Eskalierung der derzeitigen Situation und zu weitreichenden, gesellschaftlich problematischen Folgen, vermehrten Krankenständen der LehrerInnen und einem Kollaps des Bildungssystems im städtischen Ballungsraum führen.

    Es folgt die Liste der TeilnehmerInnen der Arbeitsgruppe aus Politik, Schulverwaltung, Personalvertretung, Gesundheits-wesen, Schulpsychologie, Schuldirektion und LehrerInnen.

    „Kollaps des Bildungssystems" in der Landeshauptstadt – das klingt jetzt doch einigermaßen beunruhigend und stimmt so gar nicht mit den in den Medien veröffentlichten Erfolgsmeldungen überein, wie gut und toll die NMS funktioniert und wie glücklich alle sind. Hier tritt eine Entwicklung zutage, welche nicht zuletzt durch

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