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Leibniz Privatschule: Ein Modell für Schule
Leibniz Privatschule: Ein Modell für Schule
Leibniz Privatschule: Ein Modell für Schule
eBook568 Seiten5 Stunden

Leibniz Privatschule: Ein Modell für Schule

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Über dieses E-Book

Im Buch: Ein Modell für Schule - Die Leibniz Privatschule in
Elmshorn und Kaltenkirchen berichten u. a. namhafte Neurowissenschaftler, Forscher und Pädagogen, warum das Lernen an der Leibniz Privatschule so gut gelingt. Fundierte Analysen und wissenschaftliche Fakten zeigen auf, dass modernes Lehren und Lernen an der Leibniz Privatschule bereits etabliert ist.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum23. Feb. 2021
ISBN9783982057354
Leibniz Privatschule: Ein Modell für Schule
Autor

Gerhard Roth

Gerhard Roth ist bekennender Christ, seit über 30 Jahren verheiratet mit Evelyn, Vater von vier Kinder plus vier Schwiegerkindern, Großvater von bisher dreizehn Enkeln, Mathematiker, Physiker, Lehrer, Messtechniker. Das Bestreben, Jünger zu machen, treibt ihn, seitdem er 1980 durch den Dienst der Navigatoren zum Glauben an den Herrn Jesus Christus kam.

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    Buchvorschau

    Leibniz Privatschule - Gerhard Roth

    Mit Beiträgen von Markus Arendt, Christoph Biemann, Prof. Klaus Bös,

    Karsten Bracker, Helge Delion, Gerhard Förderer, Prof. Uwe Hameyer,

    Marie Holm, Susanne Marti, Arndt Peltier, Nina Schlick, Luisa

    Schlumbohm, Christian Schmuck, Prof. Hans-Jürgen Schulke, Gerhard Tolkmit,

    Astrid Veh, Sebastian Weisser, Rainer Werner, Dr. Stefan Wester,

    Dr. Michael Winterhoff, Prof. Henning Wode, Prof. Renate Zimmer

    und Marco Grundt (Fotos)

    Wer aufhört, besser zu sein,

    hat aufgehört, gut zu sein.

    Oliver Cromwell

    Ein Modell für die Schule der Zukunft

    VON PROF. GERHARD ROTH

    Kennengelernt habe ich die Leibniz-Schule 2012. Ich hatte mich schon seit langem mit den psychologischen und neurobiologischen Grundlagen des Lehrens und Lernens befasst und auch versucht, damit Lehrerinnen und Lehrer vertraut zu machen. Auch unternahm ich es, mit engagierten Lehrpersonen konkrete Maßnahmen zur Steigerung der Effektivität des Unterrichts zu entwickeln und auszuprobieren. Dies erwies sich aber an staatlichen Schulen als sehr schwierig, weil trotz engagierter Schulleitungen die zuständigen Bildungsbehörden keinerlei Interesse zeigten.

    Prof. Gerhard Roth gilt als der bedeutendste deutsche Neurobiologe und Hirnforscher.

    Deshalb war ich sehr erfreut, in der Leibniz-Schule eine Situation vorzufinden, die neuen, wissenschaftlich und empirisch fundierten Konzepten gegenüber sehr aufgeschlossen war, besonders was die Schulleitung betraf. In der Tat konnte ich viele positive Besonderheiten entdecken, darunter eine hohe Bereitschaft für Veränderungen auch im Kollegium.

    Deshalb entschlossen die Schulleitung und ich uns rasch, neue „hirngerechte" Lehr- und Lernformen auszuprobieren, Lehrerinnen und Lehrer in den wissenschaftlichen Erkenntnissen über erfolgreichen Unterricht fortzubilden, sie im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern und den Eltern zu schulen usw. All das findet unter dem Motto statt: Der wichtigste Faktor für den schulischen Erfolg ist neben der pädagogisch-didaktischen Kompetenz eine vertrauensvolle, wertschätzende und feinfühlige Beziehung zwischen Lehrenden und Lernenden.

    Obwohl unsere Maßnahmen inzwischen weit über Elmshorn und Schleswig-Holstein bekannt geworden ist, sind die zuständigen Ministerien und Bildungsbehörden nach wie vor zögerlich, zumal es sich ja um eine Privatschule handelt. Wir haben aber festgestellt, dass in privaten und öffentlichen Schulen die Probleme des guten Unterrichts dieselben sind, zumal angesichts der neuen Herausforderungen. Freilich hat die Leibniz-Schule den unschätzbaren Vorteil, schneller reagieren und experimentieren zu können. Wir können somit mutig nach vorn blicken und aus der Leibniz Privatschule auch für die öffentlichen Schulen ein Modell für die Schule der Zukunft machen, das im Gegensatz zu vielen anderen Konzepten den großen Vorteil hat, wissenschaftlich fundiert und unter den gegebenen Umständen bereits empirisch validiert zu sein. Dieses Konzept präsentieren wir im vorliegenden Buch und bitten um kreative Nachahmung.

    Es lohnt sich, ein Modell für Schule

    vorzustellen und zu diskutieren

    VON BARBARA MANKE-BOESTEN

    Uns wird oft vorgeworfen, arrogant oder gar überheblich zu sein und alles besser zu wissen, wenn wir von unseren Erfahrungen berichten. Das erstaunt uns immer wieder. Unser Bestreben ist es, einfach aufzuschreiben, wie wir Schule gestalten, wie wir uns verändern, wie wir dazu lernen. Wir meinen, dass wir auch in der kurzen Zeit des Bestehens unserer Schulen eine ganze Menge positiver Erfahrungen gemacht haben, über die es sich lohnt nachzudenken. Unsere Schulen prägen die definierten sieben Säulen: Sport, Naturwissenschaften, Medien, Wirtschaftslehre, Englisch, Begabtenförderung und Werteerziehung.

    Barbara Manke-Boesten gründete 2006 die Leibniz Privatschule Elmshorn

    Unser Vorgehen wurde und wird durch wissenschaftliche Erkenntnisse der empirischen Unterrichtsforschung und der Neurobiologie bestätigt. Wir verfolgen keine Moden, keine Ideologien, keine Ideen, die uns so in den Kopf gekommen sind, sondern praktizieren ein wissenschaftliches Vorgehen, das auch in der einen oder anderen Hinsicht unsere Schule verändert hat. Schule ist eine lernende Organisation – ja, wir sind Hattie geschädigt, wie ein Fachleiter aus dem staatlichen Schuldienst einmal zu uns sagte, und wir sind das sehr gern, denn Hattie hat in über 50.000 Studien, die er ausgewertet hat, herausgefunden, was tatsächlich wirkt, was das Lernen und Lehren besser macht, was Lernerfolg bringt. Dem fühlen wir uns und damit unseren Schülern verpflichtet.

    Wir bilden uns ständig weiter und lernen dazu, streben danach, den Unterricht, den Schulalltag, das Zusammenleben an der Schule besser zu machen. Das kostet Kraft und Zeit, lohnt sich aber auch, denn man selber lernt auch immer noch dazu – egal ob man junger Lehrer ist oder schon pensionierte Lehrerin wie ich. Wir haben in den letzten Jahren mit vielen Wissenschaftlern aus den verschiedenen Bereichen zusammengearbeitet, diskutiert, neue, weitergehende Ansätze entwickelt, umgesetzt und ausgewertet, mit den Schülern und Kollegen diskutiert, evaluiert. Wir sind der Meinung, es lohnt sich darüber zu schreiben, ein Modell von Schule zu entwickeln und dies anderen vorzustellen.

    Ein Modell für Schule

    Wissenschaftlich begründet

    Lernende Organisation

    Die schulische Praxis

    Elmshorn

    Kaltenkirchen

    Inhaltsverzeichnis

    Zum Geleit

    Prof. Gerhard Roth: Ein Modell für die Schule der Zukunft

    Barbara Manke-Boesten: Warum dieses Buch

    Wie alles begann

    Der erste Schultag im August 2006 und September 2008

    Elmshorn & Kaltenkirchen: Hier stehen wir heute

    Kurze Geschichte

    Zahlen & Fakten

    Wir haben eine Schulphilosophie

    Die Keks-Schule oder: Wie wir wurden, was wir sind

    Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716)

    Leibniz, Leipnitz oder Leibnitz?

    Feindbilder und andere Hindernisse

    Wissenschaftliche Grundlagen

    Bildungs-Missverständnisse

    Schule auf Basis von Wissenschaft

    Das Ziel der Bildung: Der allseitig gebildete Mensch

    Die menschliche Persönlichkeit – ein höchst individuelles Mosaik

    Schule ist der Ort für systematisches Lehren und Lernen

    Warum Kinder heute so sind, wie sie – oft – sind

    Thesen zur frühkindlichen Erziehung

    Regeln beachten und sich anstrengen

    Grundlagen für erfolgreiches schulisches Lernen

    Grundlagen für erfolgreiches schulisches Lernen

    Was ist Intelligenz und was bedeutet sie für Schule

    Lesen und Lesen lernen

    Der Lehrer als Erzieher

    Wenn die Methode zum Ziel des Unterrichts wird

    Die Praxis des schulischen Unterrichts

    Unterrichtsstruktur: Merkfähigkeit erhöhen und Lerneffekt steigern

    Ein Beispiel für Unterrichtsstruktur und -planung

    Der Tag bei Leibniz

    Hattie in der Unterrichtspraxis

    Unterrichtsstruktur der Leibniz Privatschule

    Die uncoolen Jungs

    Die sieben Schätze des Unterrichtsmanagements

    Storytelling und Faszinosum

    Wie erkläre ich es einfach und so, dass ich verstanden werde

    Lernen mit der Maus

    Campus der LPS: Von der Krippe bis zum Abitur

    Das Internationale Abitur bei Leibniz

    Ganztagesbetrieb + Leibniz-Schultag + AGs

    Das Lehrer-Schüler-Verhältnis – eine enorme Bindung

    Der Raum – der dritte Pädagoge

    Klassenraumgestaltung und Klassenraummanagement

    Hausaufgaben sind Hausfriedensbruch

    Wie eine Schülerin den Schulalltag erklärt

    Struktur des Roth-Projekttags, der Roth-Projektwoche

    Grundschule: „Besser lehren – besser lernen – besser behalten"

    Die Roth-Projekte „Das Huhn" und noch viel mehr

    Kulturrucksack und Theaterknigge

    Die Schulkleidung

    Die Schul-Mensa – das Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Esszimmer

    Wir sind eine internationale Schule

    Klassenfahrten: Kultur und Sport

    Eine Botschaft aus Neuseeland – als Ansporn für die Zukunft

    Ohne Lesen kein Erfolg in der Schule

    Die Lernende Schule

    Der Lehrer an der Leibniz Privatschule

    Leibniz-Abende und hausinterne Weiterbildungen

    Hospitationen + Hospitationsbogen

    Das Programm zur Aus- und Weiterbildung von Quereinsteigern

    Quereinsteiger bereichern den schulischen Unterricht

    Quereinsteiger tun der Schule gut

    Schüler bewerten ihre Lehrer

    Lehrer-Beurteilungen durch Schüler machen Schulen besser

    Überzeugend professionelle Weiterbildung

    Digitalisierung im Unterricht

    Digitale Medien sind Hilfsmittel ...

    Digitalisierung als Herausforderung für die Schulen der Zukunft

    Grundschule-Umfrage Video-Konferenz

    Homeschooling nach Stundenplan

    Videokonferenz: Das soziale Miteinander steht im Vordergrund

    Diese drei Faktoren entscheiden über Schulerfolg

    Digitale Medien vs. Präsenzunterricht

    Beim Homeschooling kommt es auf den Lehrer an

    Online-Unterricht: Die Disziplin der Schüler

    Die Besonderheiten der Leibniz Privatschule

    Werte-Vermittlung und Erziehung als Aufgabe der Schule

    Die Verhaltenskonsequenzen und das Kodex-Stufenmodell

    Wie führe ich als Lehrer ein Lehrer-Schüler-Gespräch

    Fünf Stunden Sport im Stundenplan einer jeden Klasse

    Unterricht auf Englisch in der Grundschule

    Naturwissenschaftlicher Basisunterricht

    Wirtschaften ist auch für Kinder etwas Konkretes

    Begabtenförderung und Anerkennung von Leistung

    Medienkunde und Urteilskraft

    Ansichtssachen

    Das sagen die Eltern

    Unsere Marke heißt: „Wir kümmern uns"

    Lehreransichten

    Das sind unsere Schüler

    Anhang

    Das sagt die Wissenschaft

    Literaturverzeichnis

    LPS-Lexikon

    Zehn Jahre Leibniz-Blätter

    Nachwort: 2030: Schule im 25jährigen Bestehen der LPS

    So fing alles an: Elmshorn, 2006

    Hitzhusen, 2008

    Hier stehen wir heute: Elmshorn, 2019

    Kaltenkirchen, 2019

    Kleine Geschichte

    der Leibniz Privatschule

    Schülerzahlenentwicklung

    an der Leibniz Privatschule

    Wir haben eine Schulphilosophie:

    Das humanistische Bildungsideal

    VON BARBARA MANKE-BOESTEN

    „Wer nichts weiß, muss alles glauben"

    Das alte humanistische Bildungsideal ist zentrales Ziel von Bildung. Der allseits gebildete Mensch eignet sich Wissen an, ist Werten verpflichtet. Erst Wissen und Können schaffen geistige Unabhängigkeit. Auch heute gilt der Satz von August Bebel, nachdem Wissen Macht ist und Wissen braucht man, um sich in der immer größeren Flut von Informationen zurechtzufinden. Auch der Satz von Marie von Ebner-Eschenbach aus dem 19.Jahrhundert gilt weiterhin. Wissen braucht man, um Informationen beurteilen zu können.

    Die Lehrerpersönlichkeit: „Auf den Lehrer kommt es an"

    Bestandteile eines sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse berufenden Unterrichts sind die Lehrerpersönlichkeit sowie das gute Unterrichten. „Auf den Lehrer kommt es an, hat John Hattie in seinem Buch „Visual Learning, das Ergebnisse aus weltweiten Untersuchungen analysiert hat, herausgefunden und vielfach belegt. Ganz wissenschaftlich: Der Lehrer muss vertrauensvoll, feinfühlig und kompetent sein.

    Der gute Unterricht: „So viel Instruktion wie nötig,

    so viel Erarbeitung wie möglich"

    Guter Unterricht – wissenschaftlich bewiesen - basiert auf einer klaren Struktur mit einer Instruktion durch den Lehrer, die Zuhören und Aufpassen der Schülerinnen und Schüler erfordert, einer Erarbeitungsphase, in der das Gehörte wiedergegeben, verarbeitet und vertieft wird und der Reflexionsphase, in der sich aktiv an das neu Gelernte erinnert wird und der eigene Lernprozess überdacht wird. Der Lehrer muss das Vorwissen seiner Schülerinnen und Schüler kennen, um das neue Wissen anschlussfähig zu vermitteln, ein Thema wird vielfältig und lebensecht dargestellt. In der Erarbeitungsphase wechseln sich die verschiedenen Methoden ab und das Thema Üben und Wiederholen muss sich der Lehrer zu Eigen machen.

    Guten Unterricht kann man lernen:

    „Anschlussfähig und lebensecht"

    Das Handwerkszeug des guten Unterrichts ist kein Geheimnis. Die fachdidaktische Reduktion gehört ebenso dazu wie die Methodenvielfalt. Das Klassenraum- und Unterrichtsmanagement bedürfen sorgfältiger Vorbereitung. Die Einhaltung von Regeln ist selbstverständlich. Regeln und Konsequenzen müssen den Schülern bewusst sein. Auch der Lehrer hält sich daran und kommt, beispielsweise, pünktlich in den Unterricht. Unterrichtsstörungen begegnet der Lehrer sachlich und unaufgeregt.

    Gesprächsführung:

    „Professionalisierung des Lehrer-Schüler-Verhältnisses"

    Es geht nicht darum, den Unterricht zu individualisieren, sondern individuelle Gespräche mit den Schülern zu führen, Ansprechpartner zu sein, Probleme herauszubekommen, „Erzieher" zu sein, Vertrauen und Halt zu geben, Probleme gemeinsam anzugehen, um beim Lernen voranzukommen. Erziehung ist Aufgabe der Eltern, aber nicht nur – sie ist auch – und heute immer mehr – die Aufgabe eines vertrauensvollen, feinfühligen Lehrers.

    Humanistisches Bildungsideal:

    „Wer nichts weiß, muss alles glauben"

    Guten Unterricht kann man lernen:

    „Anschlussfähig und lebensecht"

    Lehrerpersönlichkeit:

    „Anschlussfähig und lebensecht"

    Gesprächsführung:

    „Professionalisierung des Lehrer-Schüler-Verhältnisses"

    Die Keks-Schule – oder:

    Wie wir wurden, was wir sind

    VON BARBARA MANKE-BOESTEN

    Barbara Manke-Boesten hatte 2005 die Idee, in Elmshorn bei Hamburg eine Privatschule zu gründen. Spötter nannten die Elmshorner Leibniz Privatschule gern die „Keks-Schule" – eine Bezeichnung, die in der Schule an zwei Standorten mit mehr als 1700 Schülern und mehr als 200 Beschäftigten inzwischen fast schon als Kompliment angesehen wird.

    Ich erlaube mir ein paar persönliche Anmerkungen vorweg. Mit Begeisterung habe ich Germanistik und Politikwissenschaft für das Lehramt studiert, durfte aber 1983 wegen zu vieler Lehrer nicht in den Schuldienst; „Lehrerschwemme hieß das damals. Die folgenden Jahrzehnte habe ich an einem IHK-Bildungsinstitut gearbeitet. Zuerst habe ich Umschüler unterrichtet und dann dieses Institut als Geschäftsführerin geleitet. Die dabei gewonnenen positiven wie negativen Erfahrungen möchte ich nicht missen und sie kommen mir und damit heute auch unserer Schule zugute. Vor allem die Erfahrungen im „wirklichen Leben außerhalb der Schule sind unbezahlbar. Auf einmal war ich nach einer Fusion überflüssig und überlegte mir mit 54 Jahren, was ich denn nun Sinnvolles in meiner restlichen beruflichen Zeit tun solle, könne oder auch wolle.

    Da wir vier Kinder haben, die alle die unterschiedlichsten Schulen und Schulsysteme im In- und Ausland besucht haben und ich mit Leidenschaft Lehrerin bin, kam mir der Gedanke, und so war es wirklich, dass es sinnvoll sei, eine Privatschule zu gründen. Aufgesogen haben wir, mein Mann und ich, davon einiges – ob von der Elmshorner Gesamtschule und dem Bismarck-Gymnasium in früheren Zeiten, von der sportbetonten Schule in Berlin-Hohenschönhausen oder von unseren Partnerschulen in Dunedin/ Neuseeland mit einem Schulleiter, Dan Reddiex, der Schule wie kaum ein anderer lebt.

    Gott sei Dank kannte ich die Vorurteile gegen diese Idee und die Steine, die mir und uns dabei in den Weg gelegt wurden, noch nicht. Ich ahnte sie nicht einmal, dann hätte ich es mir wahrscheinlich anders überlegt, was sehr schade gewesen wäre, denn ich bin sehr dankbar für die vergangenen 15 Jahre, die Erfahrungen, die ich machen durfte, die Menschen, die ich kennenlernen durfte, die Kinder, die ich unterrichten durfte, die Dinge, die ich selber noch dazulernen durfte.

    Und warum der Name Leibniz? – Wir sind eine sportliche Familie, da wird schon mal leicht die Latte hoch gelegt. Leibniz war der letzte Mensch, der alles wusste, was man zu seiner Zeit wissen konnte, heißt es über den großen Universalgelehrten aus meiner Geburtsstadt, Leipzig. Den Anspruch formulieren darf man – auch in dem Wissen, dies heutzutage nicht mehr erreichen zu können. In der Gründungsphase setzte ich mich mit dem Kieler Linguistik-Professor (und gebürtigem Elmshorner) Henning Wode zusammen und in mehreren Gesprächen entwickelten wir das Konzept der sieben Säulen.

    I. Sport: Bewegung macht schlau, Toben macht schlau! Es fehlen heute die Bolzplätze, die Bäume, auf die man klettert, die Wiesen, die im Winter mit einer Eisschicht versehen sind, die Räume im Freien, um sich zu bewegen, alles Mögliche auszuprobieren, Erfahrungen – auch negative – zu sammeln und daraus zu lernen. Die Entwicklung auch der Grobmotorik gehört nicht nur zum gesunden Menschen, sondern sie ist auch wichtig für erfolgreiches Lernen. Deshalb fünf Stunden Sport in der Woche – nur in der Oberstufe ist dies nicht immer möglich.

    II. Naturwissenschaften: Sie fehlen uns – die Naturwissenschaftler! Und sie sind so wichtig für die Zukunft. Leider gibt es noch viele Vorbehalte gegenüber den naturwissenschaftlichen Fächern, wir versuchen sie abzubauen mit fünf Stunden naturwissenschaftlichem Basisunterricht in den Klassen 5 und 6, mit der Nutzung unserer Fachräume – auch wenn das eine oder andere Experiment schon öfter zur Folge hatte, dass die Feuerwehr kam, weil wieder der Alarm ausgelöst wurde, mit Experimenten im HWS- Unterricht in der Grundschule. Ab der 7.Klassen wird der Fachunterricht in allen drei Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Physik) weitergeführt.

    III. Medien: Keine bildungspolitische Diskussion ohne sie; es wird immer mehr gefordert, digitale Medien in die Schulen zu lassen. Wir hatten von Anfang an Klassensätze von Laptops, jetzt haben wir in den beiden Schulen WLAN, Nahdistanz-Beamer in jedem Klassenraum, I-Pads in der Oberstufe für jeden Schüler. I-Pad-Sätze werden jetzt vermehrt in allen Sekundarstufenjahrgängen als Hilfsmittel eingesetzt. Diese Medien sind Werkzeuge und werden im Unterricht als solche für die Recherche, das Nachschlagen, das Präsentieren, das Veranschaulichen, das Schreiben etc. genutzt. Aber es sind nicht nur die modernen Medien die Medien im Unterricht, sondern auch und vor allem Bücher, Bilder. Deshalb gibt es bei uns noch analoge Bibliotheken und natürlich wird im Unterricht großen Wert auf den kritischen Umgang mit diesen Medien gelegt. Handys gehören nicht in den Unterricht, werden in den Schließfächern eingeschlossen und müssen in der Schule natürlich ausgeschaltet sein. Die Nutzung von Medien ist nicht nur ein Thema für die Schule, sondern auch für die Zusammenarbeit mit den Eltern.Wir haben uns bewusst dafür entschieden, dass die neuen Medien nicht in den Kindergarten oder die Grundschule gehören. Hier werden die immer noch wichtigeren Kulturtechniken wie Lesen, Schreiben und Rechnen gelehrt und gelernt, das soziale Miteinander gelebt.

    IV. Werteerziehung: Sie gibt die Richtschnur, wie wir miteinander umgehen wollen; die Gegenwart zeigt, wie wichtig es ist, soziale Kompetenz zu erwerben – damit gemeint ist: Respekt, Toleranz, nicht nur anderen gegenüber, sondern auch anderen Meinungen gegenüber.

    V. Englisch: Darüber braucht man eigentlich nicht mehr sprechen. Englisch ist die Weltsprache im Umgang miteinander, in der Wirtschaft, in der Wissenschaft – und was ist besser, als diese Sprache spielerisch ab dem Kindergarten und immersiv in der Grundschule zu lernen, wie Professor Wode es seit den 1990er-Jahren propagiert. Alle wissenschaftlichen Untersuchungen haben gezeigt, dass das Lesen und Schreiben lernen im Fach Deutsch darunter nicht leidet. Die Fremdsprache wird auf einem hohen Niveau erworben, oftmals sogar wie eine zweite Muttersprache. Wir haben uns für Spanisch als zweite Fremdsprache entschieden, da sie sehr weit verbreitet ist.

    VI. Begabtenförderung: Nicht jedes Kind ist hochbegabt, aber jedes Kind verdient eine individuelle Förderung und Unterstützung. Lange Zeit haben wir in Deutschland die besonders begabten Kinder vernachlässigt. Wir brauchen aber diese Schülerinnen und Schüler mit ihren besonderen Begabungen – egal in welchem Bereich diese liegt. Es ist sträflich, sich nicht darum zu kümmern und diesen Kindern nicht zu helfen, ihr Potenzial zu entwickeln. Davon werden wir alle profitieren. Wir kümmern uns im Unterricht darum und haben ein zusätzliches Programm entwickelt, an dem leistungsstarke Schülerinnen und Schüler teilnehmen. Die Leibniz Privatschule ist eine von zehn Schulen in Schleswig Holstein, die an dem von der Bundesbildungsministerin geförderten Programm „LEMAS" (Leistung macht Schule) teilnimmt.

    VII. Wirtschaftslehre: Schule ist kein getrennter Ort von der Gesellschaft, denn alle Absolventen werden nach der Schule mehr oder weniger etwas mit der Wirtschaft zu tun haben. Wirtschaftslehre wird – altersgerecht – ab der 5.Klasse unterrichtet, um einen Teil der Gesellschaft kennen- und verstehen zu lernen, sich auf das Leben vorzubereiten. Das Thema „Unternehmergeist" gehört deshalb natürlich dazu.

    Die Leibniz Privatschule stünde nicht da, wo sie heute steht, hätte es nicht die vielen guten Ratgeber auf dem Weg dorthin gegeben. Zum Beispiel Bruno Birnbaum, der frühere Geschäftsführer der Hamburger Brechtschulen, der leider zu früh verstarb, er steuerte aus seinem beruflichen Leben viele Hinweise bei.

    Oder der Hamburger Unterrichtsentwickler Gerhard Förderer, der unser Unterrichtskonzept von Anfang an gestaltete. Aber nicht nur das, zusammen mit der Sonderpädagogin Bettina Marquardt entwickelte er den „Kodex der LPS, das Regelwerk des schulischen Miteinanders. Jetzt nach fast 15 Jahren blicken wir auf eine turbulente Zeit zurück. Wir wurden verspottet (die „Keks-Schule), wurden angegriffen, weil Schüler Steine sammeln und Hecken bewachen sollten; vergessen wurde zu erwähnen, dass es sich um Schüler handelte, die Steine aufs Nachbargrundstück geworfen hatten. Wir wurden angegriffen, weil wir angeblich nicht in der Sekundarstufe II unterrichten können (Originalton eines Elmshorner Gymnasial-Schulleiters, der aber nie an unserer Schule war und auch den Unterricht nicht kannte), weil wir keine richtigen Lehrer hätten, weil ...

    Die Leibniz Privatschule hat in den vergangenen 15 Jahren alle Krisen und Anfeindungen überstanden, es gibt sie immer noch, sie wächst, blüht und gedeiht und sie hat auch in der Corona-Zeit wieder wertvolle Erfahrungen gesammelt und bewiesen, dass wir uns schneller als andere auf eine veränderte Situation einstellen können. Unsere Schüler hatten nicht nur ein bis zwei Stunden Unterricht alle zwei Tage, sondern nach den Anlaufschwierigkeiten im März des Jahres 2020 Online-Unterricht nach Stundenplan – also fünf Stunden in der Grundschule und sieben Stunden in der weiterführenden Schule, jeden Tag. So sehr das gelungen ist, sind wir doch der Meinung, dass der Onlineunterricht letztendlich nicht den Präsenzunterricht und das Miteinander von Lehrenden und Lernenden ersetzen kann.

    Natürlich wird jetzt wieder gesagt, naja, zu euch gehen ja nur die Arzt- und Rechtsanwaltskinder – nein, wir haben eine ganz normale, sozial durchmischte Schülerschaft. Dazu gehören auch Anwalts- oder Rechtsanwaltskinder, aber eben auch die Kinder der erfolgreichen Handwerksmeister, der alleinerziehenden Mutter und viele andere.

    Und es sind allerdings vor allem die Eltern mit der Meinung, dass ihnen die Schulbildung ihrer Kinder 145 oder 165 Euro im Monat wert ist. Stolz sind wir ganz besonders auf unsere internationale Schülerschaft. In ihr und im Lehrerkollegium sind mehr als 50 Nationen vertreten. Oft werde ich gefragt, ob ich stolz auf die Gründung der Schule sei – oftmals kann ich diese Frage nicht nahvollziehen, denn stolz bin ich auf die Schüler, die die Chance auf eine gute Bildung und einen guten Schulabschluss nutzen, auf die Eltern, die sich dafür entschieden haben, ihre Kinder zu uns zu schicken und dafür auch bereit sind, Geld zu bezahlen und zum Teil auch wirklich Opfer zu bringen, auf die Lehrer, die dies den Schülern ermöglichen und die sich weiterbilden, um noch besser zu werden. Ich freue mich darüber, in den letzten 15 Jahren noch so viel dazu gelernt zu haben, so viele interessante Menschen kennengelernt zu haben und täglich die Möglichkeit zu haben, weiter zu lernen, nachzudenken, neue Ideen zu entwickeln.

    Auch wenn ich schon seit einiger Zeit im Rentenalter bin, macht es mir viel Spaß zu unterrichten, mit Menschen, Wissenschaftlern zu tun zu haben, zu lernen.

    Besonders bei Prof. Roth möchte ich mich bedanken, denn alle Begegnungen und Gespräche mit ihm haben mir neues Wissen ermöglicht, haben unsere Arbeit weiter auf eine tiefere wissenschaftliche Grundlage gestellt, haben uns vorangebracht.

    Ja, was sind wir denn nun? Eine ganz normale, allgemeinbildende Schule, deren Konzept auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert, deren Lehrer sich ständig weiterbilden (auch in der Freizeit), die sich um ihre Schüler intensiv kümmert, die schnell und flexibel reagieren kann, die mit Begeisterung bildet, erzieht und Wissen vermittelt und sich auch mit Begeisterung schon mal mit den Schülern streitet. Die als lernende Organisation viel Geld in die eigene Bildung investiert, die die Vorteile einer Privatschule nutzt, um schnell neue Erkenntnisse umzusetzen. Vor einigen Jahren fragte uns eine im Geschäftsleben erfolgreiche Frau – und brachte uns zum Nachdenken: „Sie machen so vieles und so viel anders als das, was man von staatlichen Schulen kennt; aber wenn Sie Ihr Hauptanliegen in einem Satz formulieren müssten, wie würde der lauten?" Die Frage beschäftigte uns noch lange, bis ich eine Eltern-Notiz fand, die wir vor einigen Jahren (nachdem die Halbjahreszeugnisse ausgeteilt waren) zugesandt bekamen. Ein Vater schreibt dort im Stile eines Gutachters:

    „Die Zeugnisse unserer beiden Kinder betreffend, teile ich Ihnen mit:

    Die Beschreibung der Lernstile und des sozialen Verhaltens sind sehr gut getroffen – die Reflexion der unterschiedl. Charaktere durch die zeugnisausstellende Lehrkraft ist so klar, dass auch ohne Namensnennung beide Kinder identifiziert werden könnten

    Die Hinweise von pädagogischer Seite auf Stärken und Schwächen beider Kinder sind positiv formuliert, durch die Kinder selbst erreichbar und für sie motivierend

    Die Zeugnisse werden nach unserer Meinung ein überdurchschnittliches Engagement der Aussteller auf, die Eltern über den Wissensstand, die Reifestufe und das Sozialverhalten der Kinder in ihrer Peergroup umfassend zu informieren."

    Nachdem wir das wieder gelesen und aufgesogen hatten, wussten wir, wie man unsere Schulphilosophie in einem Satz formulieren kann: „Wir kümmern uns."

    Darum geht es in den folgenden Texten

    Ist es nicht vermessen, uns als Modellschule zu bezeichnen, wie es viele gleich sagen werden? Wir meinen – nein, warum nicht? Wir arbeiten nach einem wissenschaftlich begründeten Konzept. Die empirische Unterrichtsforschung von Hattie bestätigt unser von Gerhard Förderer entwickeltes Unterrichtskonzept, das wir ständig weiterentwickeln. Zum Beispiel haben wir nach Vorträgen und Workshops mit Professor Dr. Dr. Roth das Thema „Wiederholung" als aktives Erinnern in den Focus genommen und in unser Konzept eingebaut. Wir bilden uns ständig weiter und das nicht nur auf dem Gebiet der Pädagogik, sondern auch in Fachdidaktik, Methodik, Psychologie, Neurobiologie, lernen von anderen – z.B. vom weltweit anerkannten neuseeländischen Schulsystem und den neuseeländischen Lehrern.

    Immer wieder fragen wir uns, wie können wir besser werden? Was läuft nicht rund? Es gibt keine Selbstzufriedenheit, keinen Stillstand, wir jagen keinen Moden hinterher, sondern fragen uns, was ist wissenschaftlich begründet und wie können wir es umsetzen.

    Was macht denn eine Modellschule aus?

    An erster Stelle das Bestreben, besser zu werden, zu lernen, den Kindern den Stoff besser zu vermitteln, dafür zu sorgen, dass die Schüler mehr lernen und behalten und (so) besser gerüstet ins Leben gehen. Eine Schülerin fragte mich letztens, was ich meinen Schülern als Ratschlag ins Leben mitbegeben würde. Nach einigem Überlegen formulierte ich es: Wissen, Neugierde und Kritikfähigkeit – Kritik in dem Sinne vieles zu hinterfragen und sich ein eigenes Urteil zu bilden. Dafür braucht man immer wieder Wissen. Wir haben aber nicht nur ein Unterrichtskonzept, sondern auch ein durchdachtes Konzept für das Leben und Arbeiten in der Schule – besser von der Krippe bis zum Abitur.

    Dazu gehören:

    Ganztagesbetrieb mit Hausaufgaben in der Schule und zehn verschiedene Arbeitsgemeinschaften an jedem Nachmittag der Woche

    Ein Gebäude mit viel Platz und einem großen Schulhof

    Schulklassen, die strukturiert eingerichtet sind, freundliche Farben, Blumen, Bilder

    Kultur: Besuch von Theatervorführungen, Museen, Bibliotheken

    Ein qualifiziertes, hoch anspruchsvolles Konzept für die Schulung von Quereinsteigern

    Gut ausgestattete Arbeitsplätze für die Lehrer

    Café Adorno (in Elmshorn) und Café Leibniz in Kaltenkirchen für die Eltern, die am Nachmittag ihre Kinder von der Schule abholen

    Die Gesellschaft, die Eltern und damit auch die Kinder haben sich in den letzten 15 Jahren verändert. Es gibt neue Anforderungen an uns Lehrer, es gibt prozentual mehr „schwierige Kinder in den Klassen, Kinder, die nicht „schulreif in die erste Klasse kommen, die die Stifte nicht halten können, die nicht mit der Schere umgehen können. Darauf stellen wir uns ein. Es gibt auf der anderen Seite immer weniger Lehrer; die Lehrerausbildung an den Universitäten ist nicht gerade praxisbezogen und entspricht nicht überall den wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern sie ist oft ideologisch geprägt. Das ist sehr schade und genau aus diesen vielen Gründen ist es uns wichtig, zu berichten und zu diskutieren über die Leibniz Privatschule als ein Modell für den Unterricht, ein Modell für den Ganztagesbetrieb, ein Modell für die Organisation von Schule, ein Modell für Gesprächsführung im Verhältnis Lehrer – Schüler, Lehrer – Eltern, ein Modell für die Digitalisierung und ein Modell für die Weiterbildung von Lehrern und die Ausbildung von Quereinsteigern in diesen Beruf.

    Gottfried Wilhelm Leibniz (1646-1716)

    VON CHRISTIAN WALTHER (LEIBNIZ-GEMEINSCHAFT)

    Jurist, Bibliothekar, Universalgelehrter – der letzte Mensch, der alles wusste, was man zu seiner Zeit wissen konnte.

    Am 1. Juli 1646 in Leipzig geboren, studierte er in Leipzig und Jena und erwarb an der Universität in Altdorf bei Nürnberg den Doktor des Kirchen- und Zivilrechts mit einer Arbeit über ungewöhnliche Rechtsfälle. Mit seinen Gutachten begründet er Rang- und Herrschaftsansprüche der Welfen wie des Wiener Hofs. 1676 nimmt Leibniz – nach mehrjährigem Aufenthalt in Paris und Reisen nach London, Amsterdam und Den Haag – eine Stellung als Hofbibliothekar in Hannover an. Die Stadt wird bis zu seinem Tode Zentrum seines Lebens bleiben.

    Leibniz kümmerte sich intensiv um Fragen der Mathematik, schrieb – parallel zu Isaac Newton – Wegweisendes zur Infinitesimalrechnung, einschließlich der bis heute gültigen Summenzeichen. Er entwickelte ein binäres Zahlensystem, die „Dyadik, das die Darstellung aller Zahlen mit Hilfe der Null und der Eins ermöglicht – später Grundlage der Computersprache – und er tüftelte an einer Rechenmaschine, die er jahrzehntelang zur Perfektion zu bringen versuchte. Gottfried Wilhelm Leibniz gehörte zu den großen Philosophen seiner Zeit. Er prägte auch den viel zitierten Satz, dass wir in der „besten aller möglichen Welten lebten. Religionspolitisch wie religionswissenschaftlich strebt er eine Vereinigung von Katholizismus und Protestantismus an, ebenso die Zusammenführung von Reformierten und Lutheranern – dabei spielen allerdings staatspolitische Opportunitätserwägungen gelegentlich eine beherrschende Rolle. So riet Leibniz einer Tochter des Welfengeschlechts um einer vielversprechenden Heirat willen auch zum Religionswechsel.

    Der gebürtige Leipziger war revolutionär im Denken, Fragen und Forschen, aber er war kein Revolutionär. In einer Zeit

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