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Tagesschulen im Fokus (E-Book): Akteur*innen – Kontexte – Perspektiven
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Tagesschulen im Fokus (E-Book): Akteur*innen – Kontexte – Perspektiven
eBook271 Seiten2 Stunden

Tagesschulen im Fokus (E-Book): Akteur*innen – Kontexte – Perspektiven

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Über dieses E-Book

Dieses E-Book enthält komplexe Grafiken und Tabellen, welche nur auf E-Readern gut lesbar sind, auf denen sich Bilder vergrössern lassen.

In der Deutschschweiz gibt es immer mehr Tagesschulen, die Unterricht und Betreuung unter einem Dach anbieten.
Welche Chancen ergeben sich dadurch? Und welchen Herausforderungen müssen sich die Akteur*innen von Tagesschulen
stellen?

Dieser Band nimmt die Institution Tagesschule im Hinblick auf die drei Themen Akteur*innen, Kontexte und Perspektiven in den Fokus.
SpracheDeutsch
Herausgeberhep verlag
Erscheinungsdatum1. Apr. 2023
ISBN9783035522273
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    Buchvorschau

    Tagesschulen im Fokus (E-Book) - Patricia Schuler Braunschweig

    Tagesschulen im Fokus – Vorwort

    Patricia Schuler Braunschweig und Christa Kappler

    In der Schweiz ist das Modell der Tagesschule – anders als im europäischen Ausland – noch eher Neuland. Das gängige Modell der Schweizer Volksschule ist so ausgerichtet, dass die Schülerinnen und Schüler vormittags und je nach Schulstufe auch nachmittags Unterrichtslektionen besuchen. Dazwischen können Angebote für die Morgen- und/oder Nachmittagsbetreuung sowie für das Mittagessen additiv dazugebucht werden. Im Tagesschulmodell hingegen finden vielseitige Bildungsangebote «unter einem pädagogischen Dach» statt, die Kinder verbringen tendenziell mehr Zeit an der Schule, und verschiedene Professionen arbeiten eng zusammen.

    Was ist überhaupt eine «Tagesschule» in der Deutschschweiz? Wie erleben die relevanten Akteurinnen und Akteure den Alltag in einer Tagesschule? Welches sind spezielle Themen und Aspekte, die sich durch den Tagesschulbetrieb eröffnen? Und was zeigt ein Blick über die Ländergrenze sowie in die visionäre Zukunft der Tagesschule?

    Der vorliegende Sammelband gibt entlang dieser Fragen Einblicke in das Thema Tagesschule. Zunächst legen Patricia Schuler Braunschweig und Ursula Rellstab in einer Einleitung dar, wie der Diskurs rund um Tagesschulen in der deutschsprachigen Schweiz verläuft und wie dieses Schulmodell grundsätzlich konzeptioniert wird.

    Im darauffolgenden Teil werden die Sichtweisen verschiedener Akteurinnen und Akteure beleuchtet. Patricia Schuler Braunschweig berichtet von einer Studie mit Kindern in einer Tagesschule, die sich der Frage widmete, wo diese sich (nicht) wohlfühlen und warum. Emanuela Chiapparini und Andrea Scholian fokussieren auf die Fachpersonen Betreuung und deren Blick auf die professionelle Zusammenarbeit mit Lehrpersonen, wobei sie vier zentrale Handlungsmuster ausmachen. Hannes Ummel zeichnet demgegenüber in essayistischer Form die Narrative und Berufsverständnisse von vier Lehrpersonen in sich neu konstituierenden Tagesschulen nach. Schliesslich gibt Romy Müller aus Sicht der Schulleitung Einblicke in den Prozess, wie ihre Schule den Wechsel vom traditionellen Schulmodell zur Tagesschule vollzogen hat und welche Chancen und Herausforderungen sich dadurch ergaben.

    Der zweite Teil widmet sich spezifischen Kontexten in Tagesschulen. Patricia Schuler Braunschweig und Christa Kappler gehen der Frage nach, was die Neugestaltung der Mittagszeit in entstehenden Tagesschulen für Lehrkräfte, Betreuungspersonen und Eltern bedeutet. Anschliessend berichten Ilaria Ferrari, Kathrin Bretz und Patricia Schuler Braunschweig von ihrer Studie zu ausserunterrichtlichen Sport- und Bewegungsangeboten in Schulen mit Tagesstrukturen und zeigen eine Möglichkeit auf, diese Angebote partizipativ mit den Schülerinnen und Schülern auszuwählen. Christa Kappler und Patricia Schuler Braunschweig fragen schliesslich, was mit der Bildungs- und Erziehungspartnerschaft zwischen Elternhaus und Schule passiert, wenn in neu gegründeten Tagesschulen plötzlich die Hausaufgaben wegfallen.

    Im dritten Teil folgen erweiterte Perspektiven auf das Thema der Tagesschulen. Zunächst gibt Natalie Fischer einen Überblick über die Entwicklung von Ganztagsschulen in Deutschland und stellt anhand der Ergebnisse empirischer Studien die damit einhergehenden Erwartungen und Hoffnungen auf den Prüfstand. Im Anschluss blicken wir im Beitrag von Lina Lago und Helene Elvstrand auf die School-age Educare (SAEC) in Schweden, die als bedeutsamer Bestandteil des Wohlfahrtsstaates institutionelle Freizeitaktivitäten für alle Kinder und Jugendlichen anbietet. Zum Abschluss skizzieren Esther Forrer Kasteel und Patricia Schuler Braunschweig eine Vision und ein Qualitätsmodell von Tagesschulen mit Resonanz, in denen Beziehungen zwischen Menschen und Menschen, Menschen und Inhalten sowie der Welt insgesamt als echte und wahrhafte Begegnungen gepflegt werden.

    Das Buch richtet sich an ein breites Publikum: an Eltern, die sich informieren wollen; Lehrpersonen, welche die Perspektive der Betreuung kennenlernen möchten und umgekehrt; Behördenmitglieder, die sich für die Sicht der Kinder interessieren; und viele andere mehr, die neugierig sind, was Tagesschulen und Schulen mit Tagesstrukturen in der Deutschschweiz zu bieten haben.

    Zürich, im Februar 2023

    Patricia Schuler Braunschweig und Christa Kappler

    Tagesschulen – was sie sind und was dort gemacht wird

    Patricia Schuler Braunschweig und Ursula Rellstab

    1

    Ausgangslage

    In zahlreichen OECD-Ländern sind Tagesschulen oder Schulen als «Unterricht und Betreuung» die gängige Form öffentlicher Bildung und Erziehung, wohingegen in der Schweiz diese Entwicklung deutlich langsamer verläuft (Allemann-Ghionda, 2003; Schuler Braunschweig, & Kappler, 2018). Jedoch wird seit geraumer Zeit der Ausbau von Tagesschulen gefordert, in denen Kinder nicht nur unterrichtet, sondern auch betreut werden. Vor allem wirtschafts-, sozial- und bildungspolitische Überlegungen fliessen ein. Als Argumente für die Ausbauforderungen von Tagesschulen werden die vermehrte Lernzeit und die Verknüpfung von formalen mit non-formalen Inhalten (Böllert, 2008; Lanfranchi, 2004), die gerechte Verteilung von Bildungschancen und der Zugang zu Bildungsinhalten (Holtappels, Klieme, Rauschenbach, & Stecher, 2008) sowie der demografische Wandel und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf (Criblez, & Manz, 2011; Salvi, 2016) ins Feld geführt.

    Zwar existiert der Hort in manchen Kantonen als ausserunterrichtliche Betreuung schon lange. Auch Mittagstische wurden an Schulen in Bergregionen organisiert, damit Kinder die langen Schulwege nicht auf sich nehmen mussten. Eine pädagogisch-konzeptuelle Verbindung zwischen den beiden Organisationen Betreuung und Schule wurde allerdings weder gefordert noch etabliert, wodurch die beiden Strukturen bislang eher parallel verlaufen. So melden Eltern ihr Kind bei Krankheit meist bei der Lehrperson wie auch bei der Betreuungsperson ab, feiern Weihnachten und Sommerfeste sowohl in der Schule als auch in der Betreuung.

    Während die Schulpflicht eine konstante Anwesenheit der Kinder verlangt, ist der Besuch in der ausserunterrichtlichen Betreuung bedürfnisorientiert, punktuell, auf die Wünsche der Eltern abgestimmt und kostenpflichtig. Ähnlich wie in privat angebotenen Kursen sind die Kinder in der ausserunterrichtlichen Betreuung in altersdurchmischten Gruppen, befinden sich unter Aufsicht von professionellen, meist sozialpädagogisch qualifizierten Betreuenden, besuchen thematische Kurse und Aufgabenhilfe, spielen in der offenen Turnhalle oder frei. Kurz: Sie werden betreut, versorgt, beaufsichtigt und manchmal beschult.

    Es zeigt sich, dass diese Kinderbetreuung regional sehr unterschiedlich genutzt wird, was unter anderem mit der Verfügbarkeit von Betreuungsangeboten zusammenhängt. In französischsprachigen Kantonen, städtischen Kantonen wie Basel-Stadt und Genf sowie Kantonen mit einer Grossstadt wie Zürich nehmen über 70 Prozent der Eltern familienergänzende Kinderbetreuung in Anspruch. In den eher ländlichen Kantonen der Deutschschweiz und im Tessin kommt mehrheitlich die nicht institutionalisierte Betreuung zum Zuge. Dabei greifen die Eltern vor allem auf die Grosseltern zurück (BFS, 2020).

    Im Kanton Zürich wird unter Tagesstrukturen allgemein die Betreuung der Schülerinnen und Schüler ausserhalb der Unterrichtszeit verstanden (Bildungsdirektion Kanton Zürich, 2022; EDK, 2022). Konkret handelt es sich dabei beispielsweise um Horte, Mittagstische, Betreuung während der Randzeiten am Morgen und am Nachmittag oder betreute Aufgabenhilfe. Mit Tagesschulen sind geleitete Schulen mit einem ganzheitlichen pädagogischen Konzept zur Verzahnung von Unterricht und Freizeit gemeint, welche – entsprechend dem Grad der Anwesenheitspflicht der Kinder – als gebunden, offen und teilgebunden charakterisiert werden (Bildungsdirektion Kanton Zürich, 2022).

    Die Stadt Zürich treibt als erste Schweizer Gemeinde den Schulentwicklungsprozess flächendeckend voran: Mit dem Projekt «Tagesschule 2025» sollen sukzessiv sämtliche bestehende Regelschulen in das Modell der Tagesschule überführt werden. Schülerinnen und Schüler nutzen dabei an mindestens drei Tagen verbindlich ausserunterrichtliche Angebote im und ums Schulhaus (wie beispielsweise Mittagstisch sowie Förder- und Freizeitangebote). [1] Verglichen mit der klassischen Schulpädagogik orientiert sich dieses Schulmodell an einem erweiterten Bildungs- und Erziehungsbegriff (Böllert, 2008; Chiapparini, Kappler, & Schuler Braunschweig, 2018), dem zufolge Bildung und Erziehung nicht nur als Teil des Unterrichts angesehen werden, sondern ebenso in ausserunterrichtlichen Angeboten stattfinden. Damit schlägt die Stadt Zürich einen deutlich anderen Weg ein als die meisten anderen Gemeinden im Kanton: Während in der Stadt Zürich von den Eltern eine Abmeldepflicht der Kinder von der (für alle stark subventionierten) Mittagsbetreuung erwartet wird, sind in den anderen Gemeinden modulare kostenpflichtige Betreuungsangebote vorgesehen, die von den Familien je nach Bedarf gewählt werden können (Schuler Braunschweig, & Kappler, 2018).

    2

    Wie kommt es zu politischen Forderungen von Tagesschulen in den letzten zwanzig Jahren?

    In schweizerischen Volksschulen existierte lange, seit mehreren hundert Jahren, eine Zweiteilung. Unterricht fand am Morgen und am Nachmittag statt, über Mittag assen die Kinder zu Hause. An dieser Zweiteilung wurde in der deutschsprachigen Schweiz lange festgehalten, während viele andere europäische Länder wie Frankreich, Italien sowie die englischsprachigen und skandinavischen Länder einen anderen Weg gingen und schon früh den ganztägigen Schulbesuch konzipierten, mit dem Mittagessen an der Schule und ausserunterrichtlichen Aktivitäten rund um den Unterricht (Allemann-Ghionda, 2020).

    Auch in Deutschland liess sich nach den ernüchternden Ergebnissen der PISA-Studie im Jahr 2000 eine bildungspolitische Bemühung und damit eine verstärkte Entwicklung Richtung Ganztagsschule verzeichnen (Ludwig, 2020). Stetig wird der Unterricht in Deutschland heute durch Aktivitäten ausserhalb des Unterrichts ergänzt, welche an der Schule stattfinden (Fischer, & Kuhn, 2021). Zahlreiche reformpädagogische Strömungen hatten Einfluss auf die Konzeption von Schule, und Erfahrungen aus den Landschulheimen wurden für die Gestaltung der Ganztagsschule in Deutschland genutzt (Ludwig, 2020).

    In der Schweiz wurde in den letzten zwei Jahrzehnten mit dem (politischen) Ruf nach Tagesschulen das Bedürfnis nach einer stabilen Lösung institutioneller Bildung und Betreuung für Kinder und deren Eltern und somit nach einer Verbundenheit zwischen ausserunterrichtlicher Zeit und Unterricht erneut deutlich. Der soziodemografische Wandel und veränderte Familienstrukturen (z.B. weniger Grosseltern, die im selben Haushalt leben und die Enkelkinder betreuen), die Migrations- und Zuwanderungsbewegung von Fachkräften wie auch die Erhöhung von arbeitstätigen Eltern (insbesondere teilzeitarbeitende Frauen) führten zu einer vermehrten Nachfrage nach Kinderbetreuungsplätzen (Aeberli, & Binder, 2005). Die Anzahl der Kindertagesstätten wurde erhöht, und sobald diese Kleinkinder in die Schule kamen, waren im Anschluss Betreuungsplätze für Schulkinder gefragt (Mangold, & Messerli, 2005). Vor allem in den Städten Genf, Basel, Bern und Zürich stiegen die Anmeldungen für ausserunterrichtliche Betreuung und machten damit manifest, dass ein Bedürfnis an Betreuung bestand.

    Sowohl Parteien im linken wie auch im liberalen Spektrum plädierten für Tagesschulen, weil sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf vereinfachen und so dem Mangel insbesondere an weiblichen und ausländischen Fachkräften entgegenwirken (Schüpbach, Frei, & Nieuwenboom, 2018). Die primär wirtschaftlich dominierte Diskussion wurde zunehmend pädagogisch gefüttert: Ziel sollte auch mehr Zeit fürs Lernen, Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit sowie verstärktes soziales und personales Lernen sein (Aeberli, & Binder, 2005; Larcher, & Oelkers, 2003). Schule sollte nicht nur für den Unterricht zuständig sein, sondern ein Rundum-Paket bereitstellen, das allen Familien ermöglichen würde, Kinder ganztags in der Schule versorgt zu wissen.

    3

    Was sind Tagesstrukturen und Tagesschulen?

    Heute begegnet man kantonal unterschiedlich ausgestatteten Betreuungseinrichtungen: schul- und familienergänzender Betreuung, Tagesstrukturen, Tagesschulen, Mittagstischen, ausserunterrichtlichen Kursen und Angeboten in der Schule. Zur Klärung werden im Folgenden einige Begriffe umrissen.

    Angebote ausserhalb des Unterrichts werden als Tagesstrukturen bezeichnet und sind in der Ausgestaltung vielseitig. So gehören Mittagstische, Unterrichtshilfe, Kurse, freies Spiel in der Betreuung und begleitete Aktivitäten in der Betreuung dazu. Notwendig ist allerdings ein pädagogisches Konzept, das Betreuung und Unterricht verbindet (BFS, 2020), sodass die Angebote weder zufällig noch zusammenhangslos zum Unterricht stattfinden. Die konzeptionelle Verbindung der Angebote mag inhaltlicher, zeitlicher, räumlicher, organisatorischer, administrativer oder personeller Art sein.

    Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektionen (EDK) wie auch die Schweizerische Konferenz der kantonalen Sozialdirektionen (SODK) verweisen auf das HarmoS-Konkordat (EDK, 2022), in dessen Rahmen sich die Beitrittskantone verpflichten, die Unterrichtszeit auf der Primarstufe vorzugsweise in Blockzeiten zu organisieren und dem Bedarf vor Ort entsprechende Tagesstrukturen anzubieten. Vorgesehen ist ein bedarfsgerechtes Angebot an Tagesstrukturen für die obligatorische Schule, dessen Nutzung jedoch freiwillig bleibt und für die Erziehungsberechtigten grundsätzlich kostenpflichtig ist. Es obliegt der jeweiligen kantonalen Bildungsbehörde oder -verwaltung, die verbindlichen Grundlagen zu formulieren, welche von den Gemeinden umgesetzt werden müssen (EDK, 2020). Die Argumentation zur Auswahl der angebotenen Tagesstrukturen bleibt Gestaltungsraum der einzelnen Schule, muss aber im schuleigenen, pädagogischen Konzept ausgewiesen sein.

    Aufgrund des föderalistischen Systems in der Schweiz wird die institutionelle Bildung von Kanton zu Kanton unterschiedlich beschrieben. Nationale Verbindlichkeit hingegen hat der Begriff der «Tagesstruktur» in der Klassifikation der Betreuungsformen des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI) und des Bundesamts für Statistik (BFS, 2015). Modulare und gebundene Tagesstrukturen werden dort als formelle und bezahlte schul- und familienergänzende Kinderbetreuung bezeichnet.

    Modulare Tagesstrukturen für Schulkinder:

    Die Tagesstrukturen für Schulkinder bieten verschiedene Betreuungseinheiten an, und zwar vor der Unterrichtszeit (Morgen), danach (Nachmittag) und dazwischen (Mittag). Das Angebot ist modular, d.h. es kann zwischen den verschiedenen Betreuungseinheiten gewählt werden. Im Unterschied zu den gebundenen Tagesstrukturen decken nicht alle modularen Tagesstrukturen für Schulkinder alle Tageszeiten ab. So gibt es modulare Tagesstrukturen, die nur eine, zwei oder alle drei Betreuungseinheiten (Morgen, Mittag, Nachmittag) anbieten. Die Tagesstruktur kann sich im selben Gebäude wie die Schule oder ausserhalb befinden. Die Trägerschaft kann die Schule selbst (Gemeindeebene) oder ein privater Anbieter sein.

    (BFS, 2015, S. 6)

    Gebundene Tagesstrukturen für Schulkinder:

    Ausserhalb der Unterrichtszeiten bieten die gebundenen Tagesstrukturen für Schulkinder eine ganztägige Kinderbetreuung an (in einigen Regionen Tagesschule genannt). Die Betreuungseinheiten (vor und nach der Schule sowie am Mittag) lassen sich in der Regel nicht beliebig wählen und die Kinder müssen mindestens während eines Teils der Betreuungseinheiten anwesend sein. Die Tagesstruktur befindet sich im Allgemeinen im gleichen Gebäude wie die Schule, die auch für die Organisation der Tagesstruktur zuständig ist. Nebst den Lehrpersonen kümmern sich von der Schule angestellte Betreuungspersonen mit entsprechender pädagogischer Ausbildung um die Betreuung der Kinder. Die Lehr- und Betreuungspersonen sind derselben Leitung unterstellt und die Gestaltung von Unterricht und Freizeit orientiert sich an einem gemeinsamen pädagogischen Konzept.

    (EBD.)

    Weniger klar definiert ist der Begriff der Tagesschule. Während eine Tagesschule in der Stadt Zürich ein Begriff für eine Schule ist, in der Unterricht und (modulare) Betreuung unter einem Dach stattfinden, bezeichnet man im Kanton Bern damit die Betreuung im Schulhaus.

    4

    Aktivitäten und Angebote in der ausserunterrichtlichen Zeit

    Im Sammelbecken der ausserunterrichtlichen Angebote finden sich sehr unterschiedliche Aktivitäten. Da sie in der Zeit ausserhalb des Unterrichts angeboten werden, führen sowohl Betreuungs- als auch Lehrpersonen diese inhaltlich unterschiedlichen Angebote durch. Grob können sie fünf Themengebieten zugeteilt werden: Sprache und Lesen, MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik), Sport und Bewegung, bildnerisch-ästhetische Angebote, Outdoor & Schulgelände (Schüpbach, Rohrbach-Nussbaum, & Grütter, 2018).

    Vom Format her werden geleitete von ungeleiteten Angeboten unterschieden. Ein Jahreskurs ist ein geleiteter Kurs, der während des ganzen Jahres zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Tag für eine angemeldete Kindergruppe von einer Lehr- oder Betreuungsperson angeboten wird. Diese Kurse haben eine Förderorientierung und können kostenpflichtig sein.

    Nicht geleitete Angebote werden oft von Betreuungspersonen angeboten. Sie zeichnen sich durch eine stärkere Selbstbestimmung durch die Kinder aus, was Inhalt und Form des Angebotes beinhaltet. Erwachsene begleiten das freie Spiel auf dem Pausenplatz, die Nutzung der Pausenkiste und der Betreuungsräume mit dem zur Verfügung stehenden Material oder initiieren Anlässe; die Steuerung und Ausgestaltung der Aktivitäten wird jedoch den Kindern überlassen. Auch diese Angebote sind kostenpflichtig. Kinder sollen die Möglichkeit haben, unterschiedliche Angebote zu nutzen, in Jahreskursen Basketball zu lernen oder sich polysportiv zu betätigen, sich im Malatelier kreativ auszudrücken und im Theaterkurs eine Aufführung zu inszenieren. Gleichwohl sollen sie auch selbst bestimmen können, wie sie die freie Zeit mit ihren Freundinnen und Freunden im Schulhaus und auf dem Schulareal verbringen wollen, ob sie andern beim Spiel zuschauen, selbst Spiele initiieren oder sich in der Bibliothek oder bei einer Bastelarbeit selbstständig beschäftigen. Die inhaltliche Variabilität und der Grad der Selbstbestimmung bei Aktivitäten ausserhalb des Unterrichts sind für die Kinder Möglichkeiten, neue Lernräume zu entdecken und zu nutzen. Schulen wird deshalb empfohlen, Angebote zu konzipieren, welche inhaltlich und in der Charakteristik unterschiedlich sind. Betreuungszeit und Kurse sollten sich nicht konkurrenzieren, sondern ergänzen, sodass alle Kinder von den unterschiedlichen Angeboten profitieren können.

    Im Gegensatz zum Unterricht, welcher in der Regel von diplomierten Lehrpersonen erteilt wird, finden sich in der Betreuung unterschiedliche Berufsgruppen: sozialpädagogische Fachpersonen mit Master- oder Bachelorabschluss, Fachpersonen Betreuung mit einem Lehrabschluss, Quereinsteigende mit oder ohne Qualifikationen. Sie sind alle in erster Linie der Leitung Betreuung, indirekt der Schulleitung, unterstellt und betreuen die Kinder an den Schulen in unterschiedlicher Verantwortlichkeit.

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    Sind Schulen

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