Demenz-Wohngemeinschaft: Von der Planung über die Realisierung bis zur Inbetriebnahme
Von Ingo Noack
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Über dieses E-Book
Gerade im Bereich der ambulanten Pflege ist die Konkurrenz in Ballungsräumen oftmals sehr hoch. Dadurch sinkt die persönliche Gewinnmarge für den einzelnen Pflegedienst. Die Betreuung im Rahmen einer Demenz-Wohngruppe kann durch die dauerhafte Belegung mit Bewohnern zu einem fest kalkulierenden Einnahmekriterium für den Investor werden. Das bedeutet: Selbst wenn im ambulanten Bereich ökonomisch schlechte Zeiten zu negativen Ergebnissen führen, kann der Betrieb einer Demenz-WG dieses Minus ausgleichen und in einen deutlichen Gewinn verwandeln. Dies wiederum hat den Vorteil, dass die Bonität des einzelnen ambulanten Pflegedienstes deutlich ansteigt.
Gleichzeitig ist die Demenz-WG ein Aspekt für eine Beseitigung des sich immer mehr zuspitzenden Pflegenotstandes, da nur wenige examinierte Pflegekräfte für die Betreuung benötigt werden. Da zudem die Demenzrate aufgrund der zunehmenden Alterung der Gesellschaft immer mehr ansteigt, ist mit einer festen Auslastung der zur Verfügung stehenden Pflegeplätze zu rechnen. Dies ermöglicht gleichzeitig den Betrieb und die Initiierung mehrerer Demenz-Wohngruppen. Mitunter bedeutet dies für den einzelnen ambulanten Pflegedienst sogar eine ökonomische Schwerpunktbildung.
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Buchvorschau
Demenz-Wohngemeinschaft - Ingo Noack
Für Sabrina, Elisabeth, Johanna & Alexander
Hilde & Herbert Noack
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Norbert Weber, Friedrich-Wilhelm Blume, Werner Melchior & Mordechay „Motty" Goldman
Senioren Immobilien: Projektentwicklung, Planung, Finanzierung, Bau & Inbetriebnahme
Seit dem Jahre 1990 beschäftige ich mich mit der Projektentwicklung, der Planung, dem Bau und der Betreibung von Senioren Immobilien in Deutschland.
Mit mehr als 27 realisierten Pflegeheimen widme ich meine Arbeit auch der Projektentwicklung von kleineren Senioren Immobilien und Pflegeeinrichtungen.
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Ihr Ingo Noack
Verzeichnis der Abkürzungen
1 Einleitung
Sie als Betreiber eines ambulanten Pflegedienstes, einer stationären oder teilstationären Pflegeeinrichtung oder als Investoren, die sich für alternative Wohn-und Betreuungskonzepte für Demenz interessieren, erhalten mit dem folgenden Werk eine Handreichung, die es Ihnen ermöglichen soll, von den ersten Planungsentwürfen bis hin zur Klärung baurechtlicher Aspekte und der Sicherung der Finanzierung einer Demenz-WG, ein derartiges Projekt aktiv in die Tat umzusetzen und erfolgreich zu betreiben. Insbesondere widmet sich der Ratgeber auch der Frage, welche architektonischen Besonderheiten es zu beachten gilt, wenn eine Demenz-Wohngemeinschaft initiiert werden soll.
Ausgehend von der Definition der Erkrankung Demenz und ihrer medizinischen Grundlagen wird auch auf das Pflege-Neuausrichtungsgesetz und seine Bedeutung für Betroffene, Angehörige und Investoren eingegangen. Auch werden die Vor-und Nachteile unterschiedlichster Betreuungsformen für Demenzkranke beschrieben. Dabei werden insbesondere die Vorteile einer Demenz-WG gegenüber herkömmlichen stationären Wohnkonzepten hervorgehoben. Der Ratgeber widmet sich aber auch Unternehmens-strategischen Fragestellungen wie der Standortanalyse und der allgemeinen Marktpotenzialanalyse. In diesem Zusammenhang wird auch die Konkurrenzanalyse im Rahmen der eigenen unternehmerischen Tätigkeit beschrieben. Im Rahmen der Planungsphase werden auch die Personalbedarfsplanung und ihre Bedeutung für den unternehmerischen Erfolg und den Qualitätsstandard in der Pflege erläutert. In diesem Zusammenhang kommt insbesondere die Fragestellung der Standortanalyse im Hinblick auf vorhandene potenzielle Personalkapazitäten zur Sprache.
Der vorliegende Ratgeber soll allerdings nicht nur Tipps bei der Planung, Finanzierung und baulichen Umsetzung bieten, sondern auch für die Zeit danach. Gemeint sind hier die Inbetriebnahme der Wohngemeinschaft und auch der Anspruch an die Qualität der Pflege. Der Ratgeber bietet nach wichtigen Kapiteln Checklisten an, die es Ihnen als potenzieller Investor ermöglichen soll, anhand der in den Kapiteln behandelten wichtigen Punkte überprüfen zu können, inwieweit sich ein Investment lohnt und vor allem welche Kriterien ein potenzieller Investor besonders beachten muss, um sein Projekt erfolgreich umzusetzen. Im Hinblick darauf dient das vorliegende Werk Ihnen als Betreiber einer ambulanten Pflegeeinrichtung oder einer stationären beziehungsweise teilstationären Pflegeeinrichtung oder Ihnen als an der Thematik interessierten Investor dazu, ihr Vorhaben detailliert zu planen, zu finanzieren, erfolgreich umzusetzen und im laufenden Betrieb stets eine hohe Pflegequalität zu bieten. Durch die hohe Kundenzufriedenheit erhalten Sie eine schnelle Refinanzierung ihres Investments und damit die Möglichkeit, Ihr Unternehmen erfolgreich voranzubringen. Gleichzeitig kommt ihrem Investment auch eine ethisch-moralische Komponente zu und stellt insofern ein wichtiges Kriterium im Rahmen einer gesamtgesellschaftlichen Vorbildfunktion dar.
Deshalb widmet sich der vorliegende Ratgeber auch dem Teilbereich des Marketings und der Kundenakquise, aber auch der Personalakquise. Auch werden unterschiedliche Formen der Marketingstrategien besprochen, die im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten vorgesehen sind. Der demografische Wandel bietet Ihnen als Investor insofern ein hohes Maß an ökonomischen Chancen. Zugleich sollte sich ihr Investment im Hinblick auf die Qualität der zu bietenden Pflege und der zu betreuenden, an Demenz erkrankten Pflegebedürftigen an dem Leitsatz orientieren: Pflege so, wie du selbst gepflegt werden willst.
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen viel Freude bei der Lektüre des Ratgebers und viel Erfolg bei der Umsetzung Ihres Vorhabens zur Etablierung einer neuen Demenz-WG.
2 Demenz als Krankheit
Die Demenz zeigt sich nicht als einheitliches Krankheitsbild. Es gibt mehrere Arten der Demenz. Allen Arten ist aber eine Gedächtnisstörung gemein. Im weiteren Verlauf der Demenzerkrankung kommt es zum Abbau sozialer Kompetenzen, zum Abbau kognitiver Fähigkeiten und damit zum Abbau einer selbstständigen Lebensweise. Sämtliche Formen der Demenz beginnen mit Störungen des Kurzzeitgedächtnisses. Im weiteren Verlauf kommt es zu Merkfähigkeitsstörungen und schließlich auch zu räumlichen und visuellen Orientierungsstörungen. Damit die Diagnose einer Demenz gestellt werden kann, müssen die beobachtenden Symptome über einen Zeitraum von mindestens einem halben Jahr bestehen (Diagnosesicherung nach ICD-Klassifikation).
Es gibt folgende Demenzformen: Am häufigsten tritt die Demenz vom Alzheimer Typ, auch als Morbus Alzheimer oder Alzheimer-Demenz bezeichnet, auf. Hinsichtlich der auftretenden Häufigkeit macht sie einen Prozentanteil von bis zu 60 Prozent aus. Mit weniger als einem Viertel der Erkrankungsfälle tritt die sogenannte vaskuläre Demenz, also eine Form der Demenz, die infolge von vaskulären Durchblutungsstörungen wie Arteriosklerose verursacht wird, auf.
Anzutreffen ist auch eine Mischform, also eine Mischung aus Morbus Alzheimer und der vaskulären Demenz. Eine weitere Form der Demenz tritt häufig in Verbindung mit Morbus Parkinson auf. In etwa 5-11 Prozent der Fälle tritt die sogenannte Frontotemporale Demenz auf.
2.1 Häufung mit zunehmendem Alter
Je höher der Altersgipfel, umso höher ist die Erkrankungsrate. Tritt die Erkrankung bei Personen zwischen 65 und 70 Jahren nur in rund 1,2 Prozent der Fälle auf, so findet sich in der Altersklasse der 85-89-jährigen Personen nahezu bei einem Viertel bereits eine Form der Demenz. Bei den über 90-Jährigen liegt der Anteil bei fast 35 Prozent. Von der Demenz sind hauptsächlich Frauen betroffen. Wissenschaftler sehen als Grund hierfür, vor allem die höhere Lebenserwartung von Frauen und dadurch die statistische Häufung von Demenzfällen begründet.
2.2 Depression als Risikofaktor
Als eine der Hauptrisikofaktoren für eine Demenz im Alter wird eine depressive Erkrankung angesehen. Häufig geht einer Demenz eine Depression voraus. Oftmals wird jedoch auch eine Depression im Alter mit einer Demenz verwechselt (so genannte larvierte Depression). Als weitere Risikofaktoren kommen Bluthochdruck (Hypertonie), Diabetes mellitus, Adipositas, eine Niereninsuffizienz und auch Rauchen hinzu. Raucher sind insbesondere deshalb häufiger von einer Demenz betroffen, weil bei ihnen die kardio-vaskulären Risikofaktoren überdurchschnittlich hoch sind.
2.3 Symptome einer Demenz
Die in Altenpflegeeinrichtungen am meisten anzutreffende Demenzform vom Alzheimertyp, ist durch die sogenannte Trias (Wortfindungsstörungen, visuell-räumliche Orientierungsstörungen und Gedächtnisstörungen) gekennzeichnet. Hinzu gesellen sich oftmals Angst, Unruhezustände, Schlafstörungen, vielfach auch aggressives Verhalten (Autoaggressivität und Fremdaggressivität) sowie Wahnvorstellungen. Im späteren Verlauf einer Morbus-Alzheimer-Erkrankung können auch Lähmungen und Kontrakturen als Pflegerisiken auftreten. Auch Formen der Epilepsie wurden beobachtet. Im Endstadium kommt es zu einer völligen Aufgabe der eigenen Ich-Identität, die dadurch gekennzeichnet ist, dass beispielsweise keine Angehörigen mehr erkannt werden können, die eigene Persönlichkeit nicht mehr als solche wahrgenommen wird und damit einhergehend findet sich auch ein totaler Sprachverlust sowie eine Inkontinenz. Die Alzheimer-Demenz ist insbesondere durch Plaques und sogenannte neurofibrilläre Tangels (sogenannte Tau-Proteine) im Gehirn gekennzeichnet. Aufgrund der Verhaltensauffälligkeiten beim Typus der Alzheimer Demenz, von der rund 60 Prozent sämtlicher Patienten betroffen sind, erfolgt in vielen Fällen eine Heimeinweisung. Oftmals ist diese verbunden mit einer Krankenhauseinweisung.
2.4 Diagnose der Demenz
Die Diagnose Alzheimer-Demenz ist sowohl beim Betroffenen wie auch bei deren Angehörigen mit einem deutlichen und hohen Leidensdruck verbunden. Durch die auftretenden Verhaltensstörungen kommt es zu einer deutlichen Beeinträchtigung der sogenannten Aktivitäten des täglichen Lebens (ATL nach Juchli beziehungsweise AEDL nach Krohwinkel). Davon betroffen ist die Körperhygiene, die Selbstständigkeit, und nicht zuletzt die damit verbundenen Aspekte des eigenen Seins und der Führung eines eigenständigen Lebens. Im Zuge der Erkrankung kommt es somit zu einer deutlichen Pflegebedürftigkeit und im Endstadium der Erkrankung zur vollständigen Pflegebedürftigkeit. Um eine Diagnose einer Demenz zu stellen, sind sowohl bildgebende Verfahren wie MRT und CT, aber auch psychologische Tests notwendig. Hier werden beispielsweise Verfahren wie das komplexe Sprachverstehen nach Rey, der Mehrfachwahl-Wortschatz-Intelligenztest sowie allgemeine Prüfungen von Lese-, Rechtschreibfähigkeit sowie das Rechnen überprüft. Daneben werden teilweise auch Tests zur Überprüfung der phonologischen Wortflüssigkeit durchgeführt und Verfahren zur Abgrenzung einer Depression angewandt. Im Rahmen der Laborparameter werden Beta-Amyloid 412 und Tau-Proteinbestimmungen im Liquor bestimmt. Hierbei ist jedoch anzumerken, dass diese als unspezifische Demenz-Marker
zu verstehen sind. Denn beide Werte können ebenso bei anderen neuro-degenerativen Erkrankungen auftreten.
2.5 Behandlung
Im Hinblick der pharmakologischen Behandlung werden bei der Alzheimer-Demenz Acetylcholinesterasehemmer wie Exelon, Reminyl und andere Substanzen der Gruppe ebenso verwendet wie Glutamat-Antagonisten (zum Beispiel Axura oder Memantine). Memantine reduzieren die Glutamat-Aktivität und sorgen für eine Verringerung des Kalziumeinstroms. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass es derzeit keinen therapeutischen Beleg für einen medizinischen Nutzen dieser Form der Therapie gibt. Allerdings dokumentieren Doppelblind-Studien, dass die Memantin-Therapie im Vergleich zur Placebo-Gabe auch kein hohes Schadenspotenzial beim Patienten bewirkt. Anders verhält es sich bei den Acetylcholinesterase-Hemmern. Sowohl bei der Gabe von Galantamin, Donepezil wie auch bei der Gabe von Rivastigmin haben Studien bei Demenzformen des leichten bis mittleren Schweregrades einen medizinischen Nutzen im Hinblick auf die Steigerung kognitiver Leistungen gezeigt. Alle Substanzen haben jedoch deutliche Nebenwirkungen, die im Hinblick auf eine Risiko-Nutzenabwägung im individuellen Fall abzuwägen sind.
2.6 Prävention
Auffällig im Hinblick auf präventive Maßnahmen ist eine höhere Bildung. Personen mit einer guten Bildung können die bei der Demenz auftretenden Gedächtnisdefekte häufig lange Zeit kompensieren. Auffällig ist zudem, dass sportliche Betätigung und eine ausgewogene Ernährung Langzeitstudien zufolge im mittleren und im späteren Erwachsenenalter als eine Präventionsmaßnahme für den Schutz vor Morbus-Alzheimer anzusehen ist. Im Hinblick auf die Behandlung einer Demenz ist bei vaskulären Ursachen in erster Linie eine Förderung der Gefäßdurchblutung zu nennen. Insbesondere in der Anfangsphase der Erkrankung dieses Typs lassen sich Gedächtnisdefizite zumindest verlangsamen.
2.7 Wichtige Rolle der Angehörigen
Bei Demenzformen des Alzheimer-Typs findet sowohl eine dem Schweregrad der Erkrankung angepasste Pflege als auch eine entsprechende medikamentöse Begleittherapie statt. Bei ausgeprägten Verhaltensstörungen wird beispielsweise bei einem aggressiven Verhalten der Erkrankten durch Mediziner oftmals Risperidon verabreicht. Neben der medikamentösen Therapie und der Verhaltenstherapie kommt insbesondere auch den Angehörigen eine wichtige Rolle bei der Betreuung der Erkrankten zu.
2.8 Fazit zu Kapitel 2
Als Fazit festzuhalten bleibt, dass der Verlauf der Alzheimer-Demenz individuell unterschiedlich ist und daher durch medikamentöse Therapie, ein individuelles Verhaltensmanagement und eine kognitive Förderung noch vorhandener Ressourcen der Verlauf der Erkrankung zumindest verzögert werden kann. Darüber hinaus spielen die frühe Diagnose und eine gute Lebensführung, mit viel Bewegung und sportlicher Aktivität, aber auch eine gesunde Ernährung und eine gute Bildung als Schutzmechanismus vor einer Demenz vom Alzheimer-Typ, aber auch im Hinblick auf die vaskuläre Demenz eine wichtige Rolle.
3 Problem des demografischen Wandels
Der demografische Wandel bringt sowohl für die Gesellschaft an sich wie auch für die strukturellen Voraussetzungen der Gesundheitsversorgung zahlreiche Herausforderung mit sich. Unter dem demografischen Wandel wird ein Missverhältnis zwischen Alterung beziehungsweise dem Gesamtanteil der Bevölkerung verstanden. Bei der demografischen Alterung erfolgt ein deutlicher Rückgang der Anzahl jüngerer Person, während die der älteren Menschen deutlich ansteigt. So prognostiziert das Statistische Bundesamt für das Jahr 2030 gegenüber dem Jahr 2013 einen Anstieg des Anteils der Bevölkerung über 60 Jahre von derzeit 27 Prozent auf dann 35 Prozent. Insbesondere die Anzahl derjenigen, die über 80 Jahre oder älter sind, wird von derzeit rund 4,5 Millionen auf dann über sechs Millionen im Jahr 2020 und auf bis zu 6,5 Million im Jahr 2030 ansteigen. Dies entspricht einem Anstieg von fast 50 Prozent. Besonders um das Jahr 2030 wird aufgrund der Geburtsjahrgänge, die als geburtenstärkste Jahrgänge bezeichnet werden, mit einem deutlichen Anstieg älterer Personen gerechnet.
3.1 Problem Babyboomer-Jahrgänge
Unter den sogenannten Babyboomer-Jahren werden die Jahrgänge von 1959 bis 1968 verstanden. Während es nach den Weltkriegen zu einem deutlichen Geburtenrückgang kam, stiegen die Geburtenzahlen danach jeweils deutlich an. Die Jahre 1959 bis 1968 werden als die bisher geburtenstärksten Jahrgänge der Bundesrepublik Deutschland bezeichnet. Diese Jahrgänge werden ab 2027 das derzeitige Rentenalter von 65 Jahren erreichen und damit eine Altersklasse, in der das Erkrankungsrisiko für chronische Krankheiten und damit verbundene Pflegebedürftigkeit deutlich ansteigt. Nicht nur die Altersstruktur der geburtenstärksten Jahrgänge, sondern auch das danach als Pillenknick in die Geschichte eingegangene deutliche sinkende Geburtenniveau, in Verbindung mit einer deutlichen Verschiebung der Rolle der Frau hin zu mehr Gleichberechtigung, hat zu einem deutlichen neuen Rollenverständnis geführt und damit auch zu einem Geburtenrückgang beigetragen. Diese Entwicklung hält bis heute an.
3.2 Starkes Stadt-Landgefälle
Derzeit werden nur rund zwei Drittel so viele Kinder in der Bundesrepublik Deutschland geboren, wie notwendig sind, um einen Ausgleich zwischen Elterngeneration und Kindergeneration im Hinblick auf die demografische Entwicklung zu erzielen. Trotz Zuwanderung nach Deutschland ist eine kontinuierliche Durchbrechung dieses Trends derzeit nicht absehbar. Allenfalls sprechen Experten von einem bremsenden Effekt, der den demografischen Wandel aber nicht vollständig verhindern wird. Der Schrumpfungs-und Alterungsvorgang weist zudem zahlreiche regionale Besonderheiten auf. So zeigt sich insbesondere in den neuen Bundesländern eine Tendenz, die ein nahezu vollständiges Land-Stadt-Gefälle zeigt. Diese strukturellen Veränderungen hängen zusätzlich mit