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Kurz angebunden: Skurrile Satiren und Grotesken ohne Mundschutz
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eBook287 Seiten2 Stunden

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Über dieses E-Book

Hintergründige Satire zur Unterhöhlung der konstruktiven Denkungsart, Spottdichtung und Essays über Allzumenschliches, Politik, Gott und die Welt und nicht zuletzt sachdienliche Hinweise über die bizarren Ungereimtheiten beim Bezahlfußball
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum13. Mai 2020
ISBN9783347072985
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    Buchvorschau

    Kurz angebunden - Peter Franz Schmitt

    Was Sie schon immer über Satire wissen wollten

    Alles eitle Streben nach Amüsement unterliegt dem Gesetz des tendenziellen Falls der Vergnügungsrate. Wenn die Spaßgesellschaft ihren Ausweg aus dem Dilemma darin sucht, indem sie das Zirkuszelt erweitert, den Pavillon der Lüste aufstockt, Aufführungen und Events vervielfacht, um den Level des Amüsements zu halten, so macht sie sich gleichzeitig umso anfälliger gegen Substanzverluste und unvermeidliche Abnutzung ihrer ohnehin schon begrenzten Spaßressourcen. Während zeitgleich die Schockwellen drohender Langeweile lauern wie die nächste Springflut. Nicht zu verwechseln mit vorübergehenden Schockzuständen, wie sie unter dem derzeitigen Lockdown und dem Kollaps des Live-Unterhaltungskonsums immerhin eine emergente Spannungsfrustration und damit die zeitweilig überbrückende Psychobalance ermöglichen. Aber wir reden ja hier über die Normalsituation, von der alle hoffen, dass sie möglichst bald wieder zurückkehrt. Eine Hoffnung, die sich zweifellos über Gebühr erfüllen wird, wenn erst das Leichentuch der Stoffmasken in die untersten Schubladen wandert und die augenblickliche spannungsgeladene Wachheit wieder in den Ozeanwellen gewohnter Alltags-Bewusstlosigkeit verschwindet. Mit der Rückkehr des Normalalltags aber kehrt in dessen Schlepptau mit unvermeidlicher Vehemenz unser Konsumanspruch an Zerstreuung und Vergnügen zurück – und damit das Dilemma, das wir eingangs angesprochen haben.

    Jeder kennt am eigenen Leib das Gähnen, wenn vor seinen Augen ein Kaninchen aus dem Hut gezaubert oder eine Jungfrau zersägt wird. Der Reiz des Verblüffenden hat eben seine Kehrseite darin, dass er recht bald in seiner Wirkung nachlässt und seine Wiederholung in schaler Abgeschmacktheit endet. Der Witz, der im deftigen Schenkelklopferformat daherkommt, ist im nächsten Moment schon vergessen und Schnee von gestern. -Was will uns nun der Dichter in Bezug auf Satire damit sagen? Er will sagen: Satire im Zeitalter totalen Entertainments läuft bei hochgradig überstimulierter Erregungs- und Vergnügungslustgier Gefahr, sich spaßgesellschaftlich vereinnahmen zu lassen. Wenn es ihr unter den gegebenen Vermarktungszwängen nicht gelingt, Distanz zu halten zur Unterhaltungsindustrie und sich dem Fließbandhumor der trashkulturellen Spektakelmaschine zu entziehen, ist ihr Bestandsschutz nicht länger gewährleistet, um nicht zu sagen, ist es um sie geschehen. Wenn sich im allumfassenden Vergnügungspark auch die Kritik in die Dauerparty herabziehen lässt, könnte dies leicht zum Verhängnis werden.

    Wie sehr die Tyrannei des Vergnügens (Huxley) quasi Opfer ihres eigenen Absolutheitsanspruchs werden kann, insofern ihr manifester Suchtcharakter kannibalisch sich selbst als Objekt der Begierde in den Fokus nimmt, lässt sich gut am Beispiel des nimmersatten Fernsehens beobachten. In seinen wenig vergnüglichen Anfängen scheinbar mehr für die praktisch Vernünftigen und weniger für Idioten gemacht, hat es dann in der Folge umso zielstrebiger Generationen von Idioten erzeugt, die nunmehr anschließend das auf nachhaltige Idiotie konzipierte Programm machen. Nicht, dass wenige Ausnahmen die Regel bestätigen würden, die wenigen Ausnahmen sind immer zugleich Ausflucht und Alibi des verwerflichen Status quo und zementieren diesen eher, als dass sie ihm Paroli böten.

    Satans Tiere, abgekürzt Satire, sind bekannt für ihr flammendes Aufbegehren gegen das Bestehende. Ihre Negativität kann aber nur dann im Zuge der List der dialektischen Vernunft ins Positive, d. h. Gesellschaftsnützliche umschlagen, wenn Satire in ihrer Konsequenz weder wankt noch schwankt, d. h. sie darf sich niemals anbiedern und zur Lach- und Schießgesellschaft verduckmäusern. Wenn sie die Fahne des Unerbittlichen hochhalten will, muss sie rücksichtslos böse sein, abgründig obstruktiv und zugleich hochergötzlich für all jene, die am Handwerk zerrüttender Sinnzerstörung ihre Freude haben. Wohlgemerkt Sinnzerstörung im Sinne von Zerstörung und Auslaugung regressiver und bereits obsoleter Sinnsurrogate. Satire darf sich keine gutbürgerlichen Hemmungen auferlegen, noch weniger sich selbst des Verdachts niedriger Beweggründe wegen aufhalten lassen, das zu tun, was ihre vornehmliche Aufgabe ist: rücksichtslos böse sein, abgründig obstruktiv und zugleich hochergötzlich für all jene, die am Handwerk zerrüttender Sinnzerstörung ihr Gaudium und ihren Götterfunken haben. Das Prinzip fundamentaler Zersetzung, wie wir es aus der Natur als Grundbedingung aller Erneuerung kennen, hat sich im gesellschaftlichen Bereich nicht minder auf seine Dekompositionsaufgabe zu konzentrieren, das Überlebte, Überholte, Abgeschmackte und Morbide in seinen Urschleim zu zerlegen, es zunichte zu machen, um allenfalls übrig bleibende Nährstoffreste zu verwerten und neuen Sinnstiftungskreisläufen zuzuführen.

    In einer Zeit, in der in beschleunigter Abfolge stets neue Sinnkomplexe abgeschmacktester Art in die Welt gesetzt werden, bedarf es umso mehr jener Zersetzungsarbeit, die der von Mistkäfern gleichkommt, um nur einen der prominentesten und anerkanntesten Agenten des biologischen Abfallstoffwechsels zu nennen. Die Analogie zum Metabolismus der Natur, soweit es um die lebensnotwendige Dekomposition des Spektrums quasifäkalischer bis unverdauter Absonderungsprodukte in den geistigen bis ungeistigen Entäußerungen zu tun ist, ist nicht von ungefähr. Mist und Dung, Lug und Trug, davon haben wir fürwahr genug.

    Der satirische Denkansatz bewegt sich losgelöst von allen Beschränkungen, stellt niemals die Frage, was Satire darf und was nicht. Das Wort ,dürfen’ haben sowieso Gefängniswärter erfunden, um später umso begieriger von Helikoptereltern übernommen zu werden. Satire wird nicht gelingen, wenn man von normativen Vorgaben des Sprechens, Schreibens und sich Benehmens in gespielter Übertreibung augenzwinkernd abweicht, nur um gleichzeitig zu signalisieren, dass der vermeintlich solide Boden des einzig gegebenen Vernunftkonsenses auf keinen Fall aufgegeben wird. Diese Form der Verstellung nennt sich Dieter Nuhr, oder auch Karneval, worin das Aschermittwochprinzip immer schon im Paket inbegriffen ist und die Oberhand behält. Und nur deswegen ist der staatstragende Karneval auch erlaubt bis gern gesehen. Echte Satire hingegen ist den Herrschenden immer schon suspekt, weil sie nie wissen können, ob es sich um groben Unfug um seiner selbst willen handelt, also latent ungefährlich ist, oder ob – die Grenze ist fließend – dahinter ein verkapptes Programm zur Senkung der Schwellenangst vor der revolutionären Aktion lauert. Dies ist der Grund, weshalb jede Art von theatralisiertem Ausbruch aus dem Pferch konformer Denkgewohnheiten beargwöhnt und seitens verbeamteter Kontrollfreaks institutionell überwacht wird. Überwachung nach außen hin unter Deklamation gehörigen Respekts vor dem verbrieften Recht zur freien Meinungsäußerung, na klar, was denn sonst. Allerdings, so wenig wie man hustende Flöhe im Fell des Hundes mit Hustensaft behandelt, so wenig offenherzig wird der Staat über seinen Kontrollapparat die Karten auf den Tisch legen. Wenn im Staat der repressiven Toleranz Satire geduldet wird, bedrückt den Satiriker zuweilen die Vorstellung, etwas falsch gemacht zu haben. Es fehlte nur noch, dass die Gegner auf die perfide Idee kommen, den Satiriker zu loben oder ihm den Kleinkunstpreis zu verleihen. Die institutionalisierte Form der Selbstverhöhnung ist erreicht, wenn freiwillige Selbstvermarkter des Metiers unter dem Label organisierter Nachwuchsförderung die Selektion systemkonformer Unterhaltungskasper jenseits subkultureller Negativität betreiben und dem allgegenwärtigen Fernsehen frische Kräfte der Affirmation des Bestehenden zuführen. Im passgenau geschneiderten Gewande gesellschaftspolitischen Scheinaufbegehrens, versteht sich. Der Satiriker, der es dazu kommen lässt, hat sich aufgegeben und wird zum Entertainmentclown, der sich allenthalben Hoffnungen machen darf auf die zumindest zeitweilige Laufbahn eines gut dotierten Festangestellten des Gewerbes.

    Zum Thema staatlicher Kontrolle: Das genormte Denken von Beamten in einem Staat voller Sicherheitsapparat-Beamter, Sicherheitsbeamtenschaftsanwärter, Möchtegernbeamter und Hilfssheriffs überschreitet allerdings fallweise die Grenzen des Verfassungsnormativen dort, wo letztere durchaus Sympathien gegenüber der konterrevolutionären Aktion hegen, die ja ebenfalls das Handwerk des Sinnzerstörerischen im Repertoire hat, allerdings in dezidiert gegenaufklärerischer Intention. Im Zweifel stehen Beamtenschaft und Hilfsentourage erfahrungsgemäß mehrheitlich immer rechts. Wäre es anders, hätte der Staat das Berufsbeamtentum längst sang- und klanglos abgeschafft.

    Satire hat immer einen Bezug zu radikal ergebnisoffener Dystopie, in der Erwartung, sie hoffentlich nicht eintreffen zu sehen. Schauen wir uns beispielsweise den Zweibeiner an, nach offizieller Lesart die Krone der Schöpfung (also was mich betrifft, stimmt das). Der männliche Teil dieser Spezies ist auf dem besten Wege, in wenigen hundert Jahren zum Dreibeiner zu mutieren. Die unter dem Druck der Pharma- und Lusterfüllungsindustrie sich stets weiter ausbreitende Manie der Penisverlängerung wird dieses Glied immer weiter nach unten sich auswachsen lassen, bis es den Boden erreicht, woraufhin die Evolution den Rest erledigt und das Teil zur exakten Beinform mutieren lässt. Fertig ist der Dreibeiner. Wegen der gestiegenen Anforderungen an die höchst komplizierte Koordination der Extremitäten aber muss das Gehirn seine Kapazität erweitern. D. h. die Hirnschale und der Kopf dehnen sich nicht unbeträchtlich aus, was folglich den Hals überlastet und zur Verdickung und Verkürzung zwingt. Mit anderen Worten: Männer schauen bald alle so aus wie einst Franz-Josef Strauß. Um dies Desaster zu verhindern, muss unbedingt das Ruder herumgerissen und zur Penisverkürzung aufgerufen werden. JETZT! WENN’S SEIN MUSS HUMORLOS!

    Elegie des Vorworts

    Ein Vorwort wohnte einst in einem Vorort. Es führte dort ein zurückgezogenes Leben und ging nur selten aus dem Haus, höchstens um einige Besorgungen zu machen. Näher in Richtung Innenstadt zu ziehen kam ihm nicht in den Sinn, denn dort wohnten die Hauptkapitel, die schon ihrer Wichtigkeit wegen den ihnen zustehenden Lebensraum besetzt hielten. Sie flanierten dort über die Boulevards, traten auf Lesungen auf und ließen sich von namhaften Kritikern ihre Aufwartung machen. Manche machten auf Buchmessen von sich reden, wovon das arme Vorwort nicht einmal träumen konnte. Wohl gehörte es in stilistisch anspruchsvolleren Werken zum guten Ton, auf das Vorwort nicht zu verzichten, so wie man das Sandwich nicht ohne Serviette über die Verkaufstheke reicht. Was aber seine Beiläufigkeit nur unterstreicht. Bei Tisch würde doch auch kaum jemandem auffallen, wenn man die Petersilie weglässt. Was aber am meisten an seinem Selbstbewusstsein nagte, dass selbst der Klappentext entschieden mehr Beachtung fand. Es gab dazu zwar noch keine repräsentative Leserumfrage, aber allein die aufreizende Platzierung und der anmacherische Jargon des Klappentextes gaben zu größter Besorgnis Anlass. Wo waren sie nur geblieben, die Glanzzeiten des Vorworts, als es nicht selten bedeutungsschwer hieß: Zweites Vorwort zur dritten Auflage, oder drittes Vorwort zur sechsten Auflage. Darunter manchmal sogar ein Datum und der Ort, an dem es geschrieben wurde. Wo sonst als im Vorwort erhielt man erschöpfend Auskunft darüber, ob und weshalb ein Werk ggf. erweitert, überarbeitet oder gar neu editiert worden war. Kurzum: Ob dem Vorwort je nochmals eine neue Blütezeit zuteil wird, steht mit dem Anbruch der E-Book Verflachung sehr in Frage. Worauf denn auch der Satz beruht: Ein Vorwort hat es selten gut.

    Götterspeise

    Man hört gerüchteweise, Götter äßen löffelweise Götterspeise, obwohl es ihnen längst nicht mehr zusteht, dafür mit Verlaub sammle ich Beweise.

    Ernstzunehmen daran ist das menschliche Distanzbedürfnis, verursacht durch ein tiefes Zerwürfnis. Die Götter, nach der Aufklärung kaum aus der Vordertür verwiesen, versuchen sie ständig, zur Hintertür wieder hereinzuschlüpfen, weshalb es unsereins geradezu in den Fingern juckt, sie alle ein für allemal aus dem Verkehr zu ziehen. Als Interimskommissar ließe ich sie einsperren, einen nach dem andern in Untersuchungshaft stecken, allen voran den bocksfüßigen Pan. Und dieser Bacchus bekäme keinen Tropfen mehr, ohne jeden Pardon. Aphrodite wiederum, so sehr sie auch flehte, ihre Reizwäsche behalten zu dürfen, müsste sich dreinschicken, einen grauen Schlabberkittel zu tragen. Juno würde ich den Eierlikör wegnehmen, und Zeus selbst hätte nichts zu lachen, bei Lidl an der Kasse ließe ich ihn eine lange Resozialisierungsstrafe absitzen. Für jene Kandidaten der Spätzeit wiederum, den dreifaltigen Jesus, den vierschrötigen Allah und vor allem den Abgott des Konsums muss ich mir noch eine passende Sonderbehandlung ausdenken. Wozu es wohl ratsam sein dürfte, für eine gewisse Zeit Personenschutz zu beantragen.

    Die Vorwürfe lauten u. a. auf Mummenschanz, groben Unfug (Wasser in Wein, geht’s noch?) , permanenten Verstoß gegen den Datenschutz (von wegen der liebe Gott sieht alles) und nicht zuletzt auf philosophische Anmaßung. Im Wesentlichen aber wäre ihr historisch durchgängiges Versagen vor einen Richterstuhl zu bringen. Das Versagen der Götter, welch ein Jahrtausendflop. Eine majestätische Versammlung, auf die der Begriff Charakter noch nie anwendbar war. Die Performance war einfach zu schwach über die Jahrtausende. Am wenigsten haben sie der fortschreitenden Entzauberung der Welt Einhalt gebieten können.

    Was bleibt am Ende? Ob es nun Götter gibt oder nicht, ob falsche oder echte, ich fürchte, unsere Verstrickung sitzt tief, und wir sind und bleiben noch eine ganze Weile ihre Knechte. – Was mich die Sache angeht? Als freiberuflicher Beiträger des Instituts zur Untersuchung von Staats- und Autoritätsverdrossenheit (IUSUA) fällt mir Aufgabe eines Chronisten zu, diesbezüglich den Finger am Puls der Befindlichkeiten und das allgegenwärtige Kameraauge jederzeit offen zu halten, um allzu rückfällige Tendenzen rechtzeitig wahrzunehmen.

    - Ob ich mich nicht doch insgeheim vor der Rache der Götter sorgen müsse? Ach wissen Sie, ich persönlich bin da absolut furchtlos, schließlich habe ich schon mit etlichen Pastorentöchtern nackt gebadet, ohne dass mich je der Blitz geblendet hätte. Und wie Sie sicher schon längst bemerkt haben werden, spricht aus meinen Worten der Leibhaftige, und der hat bekanntlich Narrenfreiheit.

    Urgroßvaters Selbstgespräche

    Wenn das der Führer wüsste, wie dilettantisch der Kübelwagenkonzern die Abgase fälscht….. Macht sich nicht gut im Ausland, wo man noch weiß, wie wir damals Zyklon B als normale Atemluft verkauft haben.

    Höre ich richtig? Bruno Ganz hat sich das Bärtchen nicht einfach nur angeklebt und beim Zubettgehen wieder abgemacht? Nein, er hat sich selber solch ein Hitlerbärtchen wachsen lassen! Dass der Mann so durchdreht, wundert einen nicht, denn Hitlers Endsieg am Kiosk, im TV und nunmehr authentisch an der Oberlippe wiederholt sich seit Jahrzehnten Jahr für Jahr in allen Variationen.

    Ob allerdings dies Breittreten dem angemessenen historischen Gedächtnis adäquat ist, möchte zu bezweifeln sein. Wenn ich sehe, wie die heutigen Konsum-Kleinbürger gänsehäutig begierig nach diesem Kitzel schmachten und noch immer das Gleiche wollen, nämlich am liebsten ihren Verstand, wie wenig das auch ist, an der Garderobe abgeben, muss ich an der in Aussicht gestellten qualifizierten Wiedererweckung des Reichsgedankens zweifeln. Skepsis überfällt mich, zu beobachten, wie sie nach diesem psychodelischen Popstar und Strohmann des militärindustriellen Komplexes geradezu lechzen und von dessen Physiognomie als Verführer geradezu schwärmen. Wie? Tun sie nicht? Tut nur das Knopp-Fernsehen? Bin mir da nicht so sicher. Verständlich aber, dass man sich da am liebsten so naturalistisch perfekt wie möglich in die GröFaZ-Rolle hineinversetzen möchte, und Bruno Ganz muss aufpassen, dass er seine Performance am Ende nicht besser macht als der Sie-wissen-schonwen-ich-meine. Mich überkommen jedenfalls gemischte Gefühle, wenn ich sehe, wie dem illustren Kinopublikum und nicht wenigen von den Rezensenten geradezu das Wasser im Mund zusammenläuft, wenn man deren unbedarften Sabber so nennen darf.

    Überhaupt dieser Schicklgruber, war

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