Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Max Meister und der Untergang der alternativen Medizin: Eine Medizinsatire
Max Meister und der Untergang der alternativen Medizin: Eine Medizinsatire
Max Meister und der Untergang der alternativen Medizin: Eine Medizinsatire
eBook214 Seiten2 Stunden

Max Meister und der Untergang der alternativen Medizin: Eine Medizinsatire

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Der Arzt und Anthroposoph Max Meister führt in Nürnberg eine Gemeinschaftspraxis mit dem Schulmediziner Karl. Max Meister arbeitet anfangs mit Homöopathie, Misteltherapien, Akupunktur und Traditioneller Chinesischer Medizin. Im Laufe der Jahre wird er zunehmend verrückt und beginnt, mit den verschiedensten alternativen Behandlungsmethoden zu experimentieren, z.B. mit Kinesiologie, Bachblüten, Schüßler-Salzen, Eigenurintherapie oder Achtsamkeit. Später entdeckt er die elektromagnetischen Verfahren wie Elektroakupunktur und Bioresonanz, befasst sich mit der heroischen Medizin des 19. Jahrhunderts und lässt sich Brenneisen mit seinen Initialen machen. Schließlich glaubt er, ein Medium zu sein und führt Geistheilungen durch. In seinen Diskussionen und Streitereien mit Karl werden die alternativen Heilverfahren beleuchtet. Insoweit ist der größte Teil des Romans durchaus ein Sachbuch.
Eingebettet ist die Handlung in eine fiktionale Geschichte über ein virtuelles Wesen, das an einem Werk über eine intergalaktische Medizin schreibt und sich auf der Erde zunächst mit Naturheilkunde und dann mit alternativer Medizin beschäftigt, weil es in der Schulmedizin nichts Neues entdecken kann.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum12. Okt. 2021
ISBN9783347388628
Max Meister und der Untergang der alternativen Medizin: Eine Medizinsatire

Ähnlich wie Max Meister und der Untergang der alternativen Medizin

Ähnliche E-Books

Allgemeine Belletristik für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Max Meister und der Untergang der alternativen Medizin

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Max Meister und der Untergang der alternativen Medizin - Herrmann Wolf

    Vorwort

    Im Prinzip kann man aus allem Medizin machen: aus einem Eimer Wasser eine Kneippkur, aus einem Packen Lehm eine Fangopackung, aus altbackenen Semmeln eine Diät. Und wenn es am Ort nur wenig stinkt, ist der Luftkurort nicht weit. Sogar aus nichts kann man Medizin machen: Sosein in der Achtsamkeit.

    Die Entdeckung des Magnetismus führte zum Mesmerismus und die des Elektromagnetismus zur Elektroakupunktur und zur Bioresonanz. Seitdem man weiß, dass man Licht bündeln kann, gibt es Lasertherapien und seit man weiß, dass Licht aus Photonen besteht, auch Therapien mit Biophotonen. Die Herstellung von giftigem Ozon macht die Ozontherapie möglich und die Synthese von Vitaminen die orthomolekulare Medizin. Mit Ultraschall kann man nicht nur diagnostizieren, sondern auch heilen, und die Kryotherapie fußt möglicherweise auf der Erfindung des Kühlschranks.

    Die Möglichkeit in ferne Länder zu reisen, bescherte uns Ayurveda, Akupunktur und Hawaiian Healing. Für die Daheimgeblieben bietet sich Healing nach Hildegard von Bingen an. Hält man sich nur noch in den eigenen vier Wänden auf, bleibt immerhin die Eigenurintherapie.

    Manche Heilmethoden entstehen aus Religionen oder Weltanschauungen, andere aus naturwissenschaftlichen Erkenntnissen. Dabei hält sich die Zahl der Heilmethoden, die effektiv sind, sehr in Grenzen, auch in der Schulmedizin. Oft finden grandiose Fehleinschätzungen oder gar Wahnvorstellungen eine große Anhängerschaft, besonders wenn sich eine anerkannte Kapazität in eine Sackgasse verirrt hat. Der Nonsens ist dann nicht mehr aufzuhalten, wenn sich erst einmal Tagungen, Komitees und eine Mitgliederzeitschrift etabliert haben und beginnen, unbescholtene Menschen von ihrem Unfug zu überzeugen.

    Dies ist ein Medizinbuch und nicht für alle sofort verständlich. Im Zeitalter des Internets habe ich mir deshalb erlaubt, all die interessanten Personen und Heilmethoden, die in diesem Buch vorgestellt werden, zu markieren, um dem Leser die Möglichkeit zu geben, sich bei Wikipedia von der Wahrhaftigkeit meiner Schilderungen zu überzeugen.

    Der Erzähler

    Mein Name spielt keine Rolle. Ich bin für Sie nicht existent, nur eine virtuelle Ansammlung von Polyederstrukturen, überwiegend einfachen platonischen Körpern, in die komplexe Hexakontaeder wie in einem Kristall eingelagert sind, wie ein Computerchip, aber dreidimensional und virtuell. Damit kann man rechnen, denken oder ein Bewusstsein erzeugen. Es gibt uns in den verschiedensten Variationen. Sie glauben es nicht? Das Universum ist voll davon.

    Ich bin einer von vielen, die auf diesem Planeten leben. Für die Menschen sind wir Geistwesen, etwas Virtuelles und Unvorstellbares. In unserer Virtualität sind wir nicht an einen Ort gebunden, nicht an Planeten oder Galaxien. Wohl aber sind wir, und das ist unser Manko, angewiesen auf andere Lebewesen, die uns beherbergen, auf diesem Planeten also auf Pflanzen oder Tiere oder Menschen. Dabei ziehen wir gesunde, vitale Menschen vor, die uns lange Jahre Sicherheit geben und in denen wir unsere Ideen ausleben können. Wir sind sehr alt und haben über Jahrtausende Wissen angesammelt, das wir an die Menschen weitergeben können. Oft missverstehen die Menschen unsere Ratschläge und machen daraus den größten Unsinn. Aber genauso oft führt unsere Entwicklungshilfe zu Erfolgen und zu einem besseren Leben auf diesem Planeten. Und je besser es den Menschen geht, in denen wir leben, desto besser geht es auch uns.

    Wenn wir einen Menschen in Besitz nehmen, am Beginn der „Besessenheit" also, sind da noch zwei Wesen, und der menschliche Teil fragt sich, was jetzt wohl in ihn gefahren ist und warum sein Kopf so voller fremder und verrückter Ideen ist. Und der andere, der diese Ideen mitgebracht hat, macht es sich bequem und geht seinen Interessen nach oder macht einfach nur sinnlosen Schabernack. Sinnlos deshalb, weil unser Tun sinnlos ist, weil auch wir nicht wissen, warum und zu welchem Zweck wir existieren. Sinnlos aber auch deshalb, weil in unserer ungeheuren Lebensspanne das Leben eines Menschen nur einen kurzen Augenblick währt und deshalb für uns völlig unbedeutend ist. Unser Ziel ist es, gut zu leben und zu überleben.

    Nach Jahrzehnten der Besessenheit, wenn sich ein Mensch und sein zweites Ich aneinander gewöhnt haben, kann man sie oft nicht mehr auseinanderhalten, wiewohl der eine sterblich und der andere fast unsterblich ist. Wird der menschliche Teil einer solchen Symbiose krank und droht zu sterben, ist es für uns an der Zeit, sich einen anderen, gesunden Körper zu suchen. Das ist oft nicht leicht! Wir haben Ansprüche!

    Nun sind nicht alle meine Mitgeister in guter Verfassung. Das Universum ist voller Gefahren. Rudi, von dem hier die Rede sein wird, ist nur ein Beispiel dafür. Wenn ein solcherart gestörter Geist einen Menschen in Besitz nimmt, dann geht die Post ab. Suchen Sie sich einen Spinner oder einen Verrückten aus ihrem Bekanntenkreis und schon kennen Sie möglicherweise auch einen von uns! Der ist es dann, der die Schnapsidee, den Geistesblitz oder die Entdeckung des Jahrhunderts liefert. Er ist es, der das Genie gedanklich in die falsche Richtung abbiegen lässt und so Nobelpreis und Irrenhaus einander nahebringt. Oft sind wir die Geisterfahrer Ihres Denkens!

    Wir Geister erkennen uns untereinander an individuellen, dreidimensionalen Strukturen, ähnlich einem dreidimensionalen QR-Code, aus denen sich auch unser Name ergibt. Dieser bleibt für die Menschen unaussprechlich. Darum habe ich meine Mitgeister in diesem Bericht nach demjenigen benannt, den sie bei ihrer Ankunft auf der Erde als erstes in Besitz genommen haben, zum Beispiel Rudi für den Geist in Rudolf Steiner, Bastl für den des Sebastian Kneipp, Sam für den des Samuel Hahnemann und Sigi für den meines Onkels, der in einem Sigmund Freud in Wien lebte.

    Ich schreibe diesen Bericht im Jahre 2021. Und er soll eine Warnung sein! In wenigen Wochen werde ich nach Diazepam abreisen, einem kleinen Planeten im Zentrum dieser Galaxie, der um eine große Sonne kreist. Ein Jahr dauert dort drei Erdenjahre. In unmittelbarer Umgebung gibt es viele große Sterne mit vielen bewohnten Planeten, so dass die Nächte nicht zu dunkel werden und der nächste Umzug nicht so weit.

    Auf die Erde kam ich vor etwa 150 Jahren, nachdem die Zivilisation auf Hypnos, einem Planeten in der kleinen Magellanschen Wolke, zusammengebrochen war. Ob wir die Ursache waren? Manchmal kommt es mir so vor! Auch auf der Erde sind die Zustände unerträglich geworden. Es gibt zu viele Menschen. Und zu viele Menschen machen Schmutz, Klimawandel, Kriege, Armut, Flüchtlingsheere und Pandemien. Ich hätte auf einen Virusinfekt gewettet, der diesem Planeten den Ruin bringen würde, so wie auf Hypnos. Die notwendigen biochemischen Mittel haben die Menschen schon entwickelt und bösartig genug sind sie, um sie auch einzusetzen. Wir tragen keine veränderbaren Moleküle wie die DNA in uns und scheren uns deshalb nicht um Mutationen und Viren, obwohl unsere Polyederstrukturen auch nicht immer stabil sind. Was wir aber brauchen, um zu existieren, ist gesundes, kräftiges, kohlenstoffbasiertes Leben. Und wir haben Sorge, dass es solches auf diesem Planeten in der Zukunft nicht mehr geben wird.

    Tschüs, Erde!

    Pfarrer, Glaube, Aberglaube

    Der Erzähler, ein virtuelles Wesen, kommt 1899 auf die Erde und bemächtigt sich des Naturheilkundlers Pfarrer Heumann. Er erzählt im Rückblick von Heumann, Kneipp, Felke und anderen Naturheilkundlern. Nach dem Tod Heumanns landet er auf einem trostlosen Bauernhof und lernt die abergläubische Heilkunde der Bauern kennen.

    Wer die Erde als Ziel unseres Exodus ausgewählt und mir dann dieses mittelfränkische Kaff als Ziel zugeteilt hat, ist mir nicht bekannt. Aber ich habe mir jede Menge Beschimpfungen für den Fall zurechtgelegt, dass ich ihn einmal kennenlernen sollte.

    Ich landete im Jahr 1899 der menschlichen Zeitrechnung in Elbersroth in der Nähe von Ansbach. Vierundzwanzig Bauernhäuser. Eine Kirche. Mittendurch ein sumpfiger Bach namens Wieseth und senkrecht dazu eine holperige, verdreckte Straße, die in nordöstlicher Richtung nach Herrieden und in südwestlicher nach Feuchtwangen führte. Ein trostloser Ort.

    Es war damals spätabends, schon dunkel und kalt und es regnete und meine Vorräte an Lebensenergie waren fast aufgebraucht. Das ganze Dorf roch nach Mist und aus den kleinen Fenstern der Ställe dampfte es. Nur das Schnauben der Kühe und Pferde und das Klirren ihrer Ketten waren zu hören. Ab und zu bellte ein Hund. Vieh gab es genug. Aber ich wollte etwas Anspruchsvolleres, doch es war kein Mensch auf der Straße, beziehungsweise dem Schlamm zwischen den Häusern, den sie Straße nannten. Nur aus einigen wenigen Fenstern der Bauernhäuser flackerte Licht. Drinnen sah ich Menschen im fahlen Schein einer Petroleumlampe an einem Tisch sitzen. Da wollte ich nicht hin. Ich wartete unruhig. Dann endlich kam einer von Herrieden hergelaufen, am Friedhof entlang Richtung Kirche, ganz in Schwarz, stattlich, ein bisschen grimmig dreinschauend, kein Regenschirm. Ich hatte keine Wahl, also rein in ihn, gerade als er die Brücke über die Wieseth überquerte. Jetzt waren wir zwei einer. Jetzt war ich sein zweites Ich.

    Pfarrer Ludwig Heumann (1869-1918) war der katholische Geistliche am Ort. Eine Fehlbesetzung. Er arbeitete gerade an seinem Werk „Der Weltuntergang nach Bibel und Astronomie". Der Mann war mehr an Ökonomie, Medizin, Landwirtschaft und Naturwissenschaften interessiert als an seinen 550 Schäfchen. Die hielt er für strohdumme Bauerndickschädel, denen man die einfachsten Dinge noch beibringen musste. Als ich ihn in Besitz nahm, kam er gerade von Verhandlungen über eine neue Getreidereinigungsmaschine aus Herrieden. Er hatte den Kopf voller Ideen. Das gefiel mir. Einen Raiffeisenverein wollte er in Elbersroth gründen, eine Idee, die seit 20 Jahren durch die Bauernschaft waberte, eine Eiervertriebsorganisation, eine Viehverwertungsgesellschaft und vieles andere. Ihre Eier mussten die Bauern nämlich oft selbst aufessen, weil es keinerlei Infrastruktur gab, um sie im nahegelegenen Ansbach zu verkaufen, wo Eier Mangelware waren. Das einzige kirchliche Ziel blieb für ihn der Abriss der baufälligen Kirche, für die die Verlegung des Friedhofs unabdingbar war. Genau dort wollte er eine neue bauen.

    Ich hätte es nicht besser treffen können, denn neben dem Bürgermeister und dem Lehrer war der Pfarrer derjenige, der im Dorf etwas zu sagen hatte. Der Lehrer war für Schreiben und Rechnen und Vorlesen aus dem Katechismus zuständig, den einzigen Fächern, die es gab. Den Bürgermeister, meist ein Großbauer, sprach man wegen monetärer Angelegenheiten an oder wegen eines Ackers. Der Pfarrer aber war der Einzige im Dorf, der, noch vor dem Lehrer, eine anständige Allgemeinbildung mit Grundkenntnissen in Naturkunde und Psychologie genossen hatte und damit die höchste Autorität. Und bei Pfarrer Heumann kam noch eine besondere Tatkraft hinzu. In Sachen Sünden war er unschlagbar, auch in Sachen kleinerer moralischer Verfehlungen und Schwierigkeiten, die die Obrigkeit noch nicht interessierten. Im Beichtstuhl war er an das Schweigegelübde gebunden. Da konnte man ihm allerhand erzählen und seinen psychologischen und theologischen Rat einholen.

    Wie gesagt, Pfarrer Heumann war für mich der Beste, den ich in Elbersroth antreffen konnte, nicht nur intellektuell. Der Mann interessierte sich für alles und war aufgrund seiner Stellung auch in der Lage, seine Ideen durchzusetzen. Seit diesem Jahr jedoch waren seine Ideen oft die meinen, denn wir sind gut darin, die Lebewesen, in denen wir leben, zu beeinflussen. Allerdings war ich an Getreidereinigungsmaschinen oder der Verwertung von Hühnereiern überhaupt nicht interessiert, denn ich schreibe seit Jahrhunderten an meinem Werk „Universelle Intergalaktische Medizin" und in diese Richtung wollte ich meinen Pfarrer drängen. Seit Jahrhunderten beobachte ich auf vielen, verschiedenen Planeten die Medizin mit all ihren religiösen, spirituellen, soziokulturellen und wissenschaftlichen Facetten. Nur in einfachsten Kulturen, in denen sowohl Geist, Seele und Körper als auch Innen und Außen noch nicht getrennt wahrgenommen werden, fehlt eine solche. Ich selbst bin kein Arzt, eher eine Art Wissenschaftsjournalist, aber mein bisher akquiriertes Wissen ist enorm. Was ich hier in diesem Bericht zusammenfasse, habe ich auf der Erde erfahren oder in den Büchern der Menschen gelesen.

    Trotz meines eingeschränkten Interesses schaffte es Pfarrer Heumann mit meiner Hilfe innerhalb einiger Jahre, Elbersroth vom Kopf auf die Beine zu stellen und zu einer modernen Gemeinde zu machen, zwar noch ohne Straßenbelag, ohne fließend Wasser, ohne Strom und ohne Kanalisation, aber mit Viehwaage und Getreideputzmaschine. Was die Medizin anbelangt, denn auf die wollte ich ja hinaus, kam der Umbruch in Gestalt eines dunkelbraunen Kaltblutes. Warum Pfarrer Heumann in diesem Sommer am Leonhardi Ritt in Burgoberbach teilnahm, ist nicht mehr zu eruieren. Dass der riesige Gaul, auf dem er saß, kreuzbrav und die Ruhe in Person war, schon. Dass Pferdebremsen sowohl bei Pferden als auch in seltenen Fällen bei Menschen heftige Reaktionen hervorrufen, ebenso. Deshalb stürzte Pfarrer Heumann just in dem Augenblick, als er sich spöttisch lächelnd vor dem Eichstätter Bischof verbeugte und sein Gaul einen Riesenhopserer machte, zu Boden und prellte sich seine gesamte rechte Körperseite. Er war mehrere Wochen außer Gefecht gesetzt und hatte Zeit, über Pferdebremsen nachzudenken. Das waren Dinge, die mich interessierten. Er hatte schon des Öfteren von durchgehenden Pferden und Unfällen nach Bremsenstich gehört, aber Hörensagen und eine eigene, schmerzhafte Erfahrung sind zweierlei. „So etwas kann tödlich ausgehen!", redete ich ihm ein.

    Die Frage war: Was mögen Pferdebremsen nicht? Die einfachste, aber nicht zu verwirklichende Lösung war die Kälte. Die nächste der Gestank. In der Waschküche des Pfarrhauses experimentierte Pfarrer Heumann mit allerlei grauenvoll riechenden Substanzen und verschliss so zwei Haushälterinnen. Er hing alte, mit seinen Substanzen getränkte Stofflappen in die Sonne und beobachtete, welche Bremsen es noch wagten, sich den Lappen zu nähern. Am besten wirkte so etwas wie Leichengeruch. Das aber war den Bauern nicht zuzumuten. Steinöl aus Österreich war ebenfalls wirksam und er mischte es mit allerlei stinkenden Substanzen, bis die Lappen völlig insektenfrei blieben. Das Zeug hielt aber nur ein paar Tage. Im Großversuch füllte er die stinkende Pampe in Flaschen ab, pappte ein Schild mit der Aufschrift Pfarrer Heumanns Bremsenflucht drauf und bot das Zeug den Bauern zum Kauf an. Nun war ein Pfarrer zu dieser Zeit eine Vertrauensperson, dessen Wissen man nur unter Inkaufnahme der ewigen Verdammnis anzweifeln konnte und so verkaufte sich das Zeug, dass er mit der Produktion kaum noch hinterherkam.

    Ludwig Heumann hatte Feuer gefangen. Was bei Pferden ein Erfolg war, musste doch auch bei Menschen funktionieren. Jetzt hatte ich ihn da, wo ich ihn haben wollte. Pfarrer Heumann versprach einen ersten naturheilkundlichen Einstieg zur Erweiterung meines Lebenswerkes.

    Durch seine Krankenbesuche hatte Pfarrer Heumann schon ein gewisses Grundwissen an Medizin aufgesogen, insbesondere die Erkenntnis, dass man meist eh nichts machen konnte. Er besuchte regelmäßig alle Kranken im Dorf und versorgte sie mit den nötigen Sakramenten. Der Arzt wurde nur gerufen, wenn man sich sicher war, dass die Schulmedizin für diese Erkrankung eine probate

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1