7 Schritte zur Rettung der Welt: Ein Brief an Dich
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Buchvorschau
7 Schritte zur Rettung der Welt - Akim Elliot Pinter
Eine kurze Metapher zur Lage der Menschheit
Derzeit kann man unsere Weltlage wohl mit einem vollbesetzten Reisebus vergleichen. Dessen Fahrer ist soeben bewusstlos geworden. Er hat in Folge krachend eine Schranke durchbrochen und keiner hat dies gehört. Er steuert nun auf eine Klippe in 500 Meter Entfernung zu. Hinter diesem Abgrund geht es gut und gerne 300 Meter im freien Fall nach unten. Dort ist kein Wasser.
Da die Reisegruppe aus unterschiedlichen Mitfahrern unterschiedlicher Generationen, unterschiedlicher Herkunft, unterschiedlicher Länder, mit unterschiedlichen Interessen besteht, herrscht wildes Treiben und Streiten im Bus.
Ein vorn im Bus sitzendes, junges und etwas schüchternes Mädchen mit Zöpfen hat die Bewusstlosigkeit des Busfahrers bemerkt. Sie versucht sich mehrere Male Gehör zu verschaffen, doch die Lauten dominieren. Schließlich gelingt es ihr mit einem kleinen, fix gebastelten Schild für einen kurzen Moment die Aufmerksamkeit aller zu erringen. Auf dem Schild steht: „Der Busfahrer ist ohnmächtig und dahinten kommt eine Klippe."
In Reihe 1 – Fenstersitz – brüllt sogleich ein älterer Herr mit seltsamer Frisur, dass dies eigentlich gar nicht stimmt. Dann sagt er, dass man nächste Woche einfach mit dem Bus in seine Werkstatt fahren sollte, um einmal einen sehr, sehr starken Motor einbauen zu lassen. Damit diese illustre Gesellschaft noch etwas flotter voran kommt, versteht sich. Diese sehr, sehr geniale Aussage unterstreicht er mit einer Geste, wobei er den Daumen und den Zeigefinger zu einem Ring formt und die übrigen Finger abspreizt. Trotz leichter Irritation und Verwunderung, die diese Aussage – in Verbindung mit dieser Geste – bei einigen Mitfahrern auslöst, scheint der ältere Herr doch sehr, sehr zufrieden mit seinem Vorschlag zu sein.
Aus Reihe 8 pöbelt jemand in die Menge. Man solle doch lieber gleich einen neuen Bus bei ihm kaufen. Er sei jetzt freier Händler. In diesem Zuge könnte man dann endlich den weltweiten Linksverkehr einführen. Der etwas flegelhaft wirkende Herr, der lässig seinen rechten Fuß auf der Nackenstütze des Vordermanns abgestützt hat und zeitgleich einen Jeton durch seine Finger jongliert, grinst dabei.
Ein in Weiß gekleideter, älterer Herr, mit eben solchem weißen Mützchen aus Reihe 12 – Gangplatz – fordert mit sonorer Stimme, eindringlichen Worten und gefalteten Händen einen Sitzkreis und legt die Geschehnisse vertrauensvoll in die Hände des Herrn.
Ganz hinten auf der Rückbank sendet ein unvorstellbar reicher Mann mit Brille, der trotz seines fortgeschrittenen Alters jugendlich wirkt, seinem Privatsekretär, heimlich eine Nachricht per „Whats-App." Darin bittet er augenblicklich seinen Lear-Jet startklar zu machen, damit er gleich abgeholt werden kann. Vorher investiert er noch gut und gerne zwanzig Milliarden Dollar in die Pharma-Industrie, da er ein gewaltiges Impfgeschäft wittert.
Ein Endzwanziger mit „John-Lobb-Schuhwerk und „Gucci-Hosenträgern
, zwei Sitze davor, hat gerade mit nur einem einzigen Klick auf seinem Smartphone gute 1,5 Millionen Dollar realisiert. Mit sogenannten Derivaten. Sein etwas arrogant verzogener Mundwinkel verrät, dass er sich für Gott hält. Verstärkt wird dies mit einem fast Mitleid bezeugendem Blick für den Pöbel im Bus.
Neben ihm an der Außenseite nestelt ein großer beleibter Mann mit tiefschwarzen Augen, buntem Gewand, schwerer Goldkette und schwerer goldener Uhr hektisch und nervös an der Abdeckung des Verbandskastens herum. Er vergewissert sich mehrmals, dass ihn niemand beobachtet. Dann öffnet er den Verbandskasten, schmeißt das nutzlose Zeug aus dem Fenster und versteckt darin eine gewaltige Menge Gold und Diamanten. Er schließt die Abdeckung, malt noch ein kleines unscheinbares Kreuzchen darauf und atmet sichtlich erleichtert auf.
Ein kleiner, in dunklem Einheitsgrau gekleideter, listiger Kerl – wohl asiatischer Herkunft – konstruiert unscheinbar und leise die neuen Besitzverhältnisse des Busses auf ein Papier. Die Bus-Gesellschaft fährt nämlich sehr bald unter roter Fahne. Plötzlich knallt es gewaltig.
Der Bus schlittert und kommt kurz danach zum Stehen. Gleich drei Reifen der linken Busseite sind geplatzt. Der Busfahrer schreckt auf und ist wieder hellwach. Für einige Zeit geschieht ein völliger „Lockdown. Das gab es noch nie. Stillstand. Nichts geht mehr. Kein Weiter so! Kein „Vorwärts immer, rückwärts nimmer
denkt Erich H. - Reihe 4 aus Chemnitz. Einige Mitreisende gehen in sich, werden zunehmend nachdenklich und fragen sich tatsächlich, ob dies überhaupt die richtige Straße sei. Irgendwie wurde es ja in letzter Zeit immer holpriger.
Doch bevor diesem Gedanken auch nur eine Sekunde Raum gegeben wird, bildet sich im hinteren Teil des Busses ein Grüppchen – angeführt von dem großen Herrn mit seltsamer Frisur. Er behauptet felsenfest, dass der Bus in Wirklichkeit noch fährt und zwar in eine großartige, fantastische Zukunft. Diese These wird sehr schnell vom selbigen Grüppchen adaptiert und sogleich modifiziert. Es sei nämlich gar kein Bus in dem sie sitzen, sondern ein „fliegender Wonderbra mit eigenem Gedächtnis. Dieser sei nur beim Fliegen mit einem schlüpfrigen, ebenfalls fliegendem Hundehaufen kollidiert und etwas ins Schlittern geraten. Der „Oberschlotz
, der im rechten Körbchen sitzt, habe jedoch alles im Griff und wird die neue Gemeinde sicher nach Rosinen bringen.
Das überzeugt einige Zweifler nun endgültig und sie wechseln begeistert das Grüppchen. Andere wirken verunsichert. Sie wissen nicht mehr so Recht was wahr ist und was nicht. Der Bus, bzw. der Wonderbra – oder was auch immer – ist jedenfalls tief gespalten. Während dieser tiefgründigen Krise hat der pragmatische Busfahrer nachgedacht.
Da er selbstverständlich schlecht vorbereitet ist und nur über einen platten Reservereifen verfügt, läuft er schnell in den nahe gelegenen Wald zu einer „EZB-Zweigstelle. Dort zieht er sich die neuen und passenden Reifen aus einem der ca. zweitausend, neu aufgestellten „3D-Drucker.
Er wundert sich zwar über die riesigen Reifenberge und dass die Drucker nicht aufhören zu drucken, doch was soll’s! Die ganze Aktion hatte zwar etwas länger gedauert als geplant, aber dann sind die Reifen doch recht flott montiert. Die Hupe plärrt, der unheimliche, etwas surreal wirkende „Lockdown" ist vorbei und: Weiter geht’s!
Jetzt aber mit Volldampf und schneller, als jemals zuvor. Schließlich hat man eine Menge Zeit, Umsatz undvor allem Profit verloren. Etliche Mitreisende wenden sich wieder gelangweilt und teilweise genervt von diesem Tumult ab. Manche haben auch gar nichts bemerkt. Andere shoppen sich die Finger wund. Andere schaffen dies mit daddeln. Sie kriegen auch nicht mit, dass sie soeben ein noch seltsamerer Bus überholt hat. Oder war das gar kein Bus? Der Bus scheint keine Räder zu haben. Was ist das nur für ein unglaubliches Design? Es sieht so aus, als schwebe er über dem Boden – außerdem sehen die Fahrgäste sonderbar aus. Irgendwie metallisch. Und es fällt noch etwas auf. Der Bus hat definitiv keinen Fahrer. Er fährt autonom.
In den Sitzreihen 14 bis 18 sitzen kleine, spielende Kinder aller Herren Länder. Im Hier und Jetzt. Bunt wie die Welt, mit strahlenden Augen. Sie verstehen sich wunderbar, spielen zusammen, lachen und haben von alledem gar nichts mitgekriegt.
Die Klippe ist jetzt fünfzig Meter entfernt.
Prolog
Das war die Kurzversion. Leider ist meine kleine Bus-Geschichte nicht annähernd so verrückt und absurd wie die Realität. Doch was heißt eigentlich „verrückt?" Man könnte auch sagen, da ist etwas nicht mehr an seinem Platz. Also dort, wo es richtigerweise hingehört. Verrückt eben. Per se muss dies ja nichts Schlimmes sein. In unserem Falle schon. Denn das, was wir mittlerweile auf dieser Erde verrückt haben, wird mir, Dir und vor allem unseren Kindern ziemlich große Probleme bereiten. Früher oder später. Und das wirklich Tückische daran ist, dass wir fest daran glauben das von uns Verrückte sei normal.
Lieber Mitmensch, entschuldige bitte, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Akim Elliot Pinter. Ich bin weder Wissenschaftler noch Philosoph. Ich bin kein Historiker, kein Experte, kein Schriftsteller und kein Politologe. Ich gehöre keiner Partei an, bin weder links noch rechts und schon gar nicht extrem. Ich bin kein Guru, kein Missionar, kein Lobbyist und tatsächlich auch kein Verschwörungstheoretiker. Ich habe Stärken und Schwächen, habe Sorgen und Hoffnungen und ich bin in so manchen Dingen nicht der Konsequenteste. Selbstverständlich bin ich auch mit der ein oder anderen Unvollkommenheit gesegnet, die ein Mensch so mit sich bringt. Ich bin jemand, der einfach nur in Frieden und in Hoffnung leben möchte. Aber vor allen Dingen – und das erfüllt mich mit Stolz – bin ich Papa. Dafür sind wir doch da, oder für was sonst? Das ist nämlich der Grund, warum ich die Welt retten will. Ein sehr lohnenswerter Grund. Findest Du nicht auch? Und dafür ist mir Nichts zu unmöglich. Natürlich kann ich das nicht alleine. Ich brauche Dich dazu. Egal, aus welcher Kultur Du stammst und egal wo Du herkommst. So wie Du, will auch ich, dass es meiner Familie gut geht und ich glaube fest daran, dass ich nicht alleine mit diesem Wunsch bin. Ich bin Einer unter sehr Vielen. Ich bin ein gewöhnlicher Mensch. Und in dieser Funktion mein geschätzter Mitmensch – und nur in dieser – schreibe ich Dir diesen Brief.
Bitte bedenke jedoch, dass es sich dabei nur um meine Gedanken, meine Lösungen, meine Wahrheiten und meine Überzeugungen handelt. Vielleicht durch meine Hoffnung und meinen Optimismus genährt, ich weiß es nicht. Jedenfalls gibt es derzeit auf dieser Welt wohl über 7,5 Milliarden Meinungen, Wahrheiten und Überzeugungen. Dessen bin ich mir bewusst. Ich erhebe dementsprechend auch nicht den Anspruch allwissend zu sein oder gar eine Art „Weisheit, zu besitzen. Das wäre vermessen oder gar größenwahnsinnig. Ein einzelner Mensch ist zur Welten-Rettung leider nicht in der Lage. Ich sehe mich eher als ein kleines, einzelnes Weizenkorn, das auf einem scheinbar endlosen, weiten Feld wächst und ruft: „Hey! Werde ich gesehen? Werde ich gehört?
Wohl eher nicht.
Ich habe noch nie ein Buch oder solch einen Brief geschrieben. Aber das ist mir jetzt egal. Ich probiere es trotzdem. Denn aus mir, Dir und unseren Nachbarn besteht dieses Feld. Aus sonst nichts. Das scheint so manchem Großgrundbesitzer, der die Ernte einfährt zwar völlig egal zu sein, aber das muss ja nicht immer so bleiben. Also schreibe ich Dir all das, was mir durch den Kopf geht und wie ich es mir mit meinen bescheidenen Gedanken – aber mit viel Herz – vorstelle, wie wir die Welt doch noch retten können. Frei raus. Ohne Zensur. Das fühlt sich schon mal richtig gut an.
Dabei greife ich zunächst in meinem Brief einige der Ursachen und Symptome auf und später nähere ich mich einigen Lösungsentwürfen. Mehr nicht, denn für den größeren Teil brauche ich – wie bereits erwähnt – Dich dazu. Verzeih mir bitte auch, wenn in manchen Wort-Passagen meine sarkastische Ader zu Tage tritt. Ich meine es nicht so. Falls Du dich in diesen sarkastischen Ausfällen wiederfinden solltest, musst Du wissen, dass ich Dich als Mensch trotzdem sehr schätze. Ich kritisiere nur dein Verhalten, aber das kannst Du ja bekanntlich auch ändern. Und wenn ich schließlich noch eine große Schublade aufmache und Euch alle reinstecke, ist es wieder nicht richtig von mir. Es gibt zwischen Schwarz und Weiß unzählige Grautöne, aber wenn ich das tue, mache ich das nur aus Gründen der Vereinfachung. Manchmal – das gebe ich zu – geht es auch mal mit mir durch. Dann werde ich wütend und teile kräftig aus. Wenn ich Dich dabei gar beleidigen sollte, möchte ich Dich schon jetzt um Verzeihung bitten. Auch das sind wohl Zeugnisse meiner Unvollkommenheit.
Ich will also versuchen, mit diesem Brief an Dich, die Welt zu retten. Also wirklich retten. So richtig. Ja, ich weiß. Vielleicht denkst Du jetzt: „Noch so Einer. Wie süß und so herrlich naiv. Ein Träumer, ein Spinner." Genau! Denn so, wie sich unsere Weltlage darstellt, sollten vielleicht die Naiven, Träumer und Spinner übernehmen. Warum auch nicht? Die Andren haben – so wie es derzeit aussieht – eher das Gegenteil zur Rettung der Welt bewirkt.
Jedenfalls ist es Deine Entscheidung, was Du mit diesem Brief machst. Vielleicht liest Du ihn ja gar nicht. Falls doch, könnten Dir meine Gedanken ziemlich weltfremd und unrealistisch vorkommen. Vielleicht findest Du meine Lösungsentwürfe zur Rettung der Welt auch absurd. Ja völlig verrückt. Falls Letzteres der Fall sein sollte, werde ich Dir in diesem Brief jedoch gerne aufzeigen, was wirklich verrückt ist. Es gibt jedoch auch noch eine andere Möglichkeit: Du könntest diesen Brief zu Ende lesen, viel darüber nachdenken, vielleicht sogar gut finden, und anfangen etwas zu tun. Wie dem auch sei. Frage doch einfach jeden, den Du triffst, ob er nicht auch gerne die Welt retten möchte. Die meisten werden wohl „Ja sagen. Sie wissen nur nicht „Wie.
Ich glaube jedenfalls, dass das Erste was Du dazu brauchst die Hoffnung ist. Ich wäre kein Mensch, wenn ich nicht hoffen würde. Und die Hoffnung ist groß. Um nicht zu sagen, unverschämt groß. Und wenn Du dich auch nur ansatzweise für die Zukunft deiner Kinder und Enkel interessierst, solltest Du mit mir hoffen. Das ist der erste Schritt zur Rettung der Welt. Dafür gehe ich gerne ans Eingemachte.
Der erste Schritt zur Rettung der Welt
Die gegenseitige Hoffnung entfachen und gedeihen lassen. Das ist der erste Schritt, den wir Beide zusammen gehen sollten.
Erstes Kapitel
Symptome und Ursachen
Weißt Du, ich bin einfach nicht mehr damit einverstanden, welchen Weg wir Menschen gehen. Und damit meine ich nicht nur den Raubbau und den grundsätzlichen Umgang mit unserer einzigartigen Welt, sondern auch den Umgang mit uns selbst. Das macht mich wütend und traurig zugleich. Vielleicht ist es an der Zeit, dass wir uns einmischen. Du und Ich. Lass uns auf die Suche nach einem neuen Weg gehen – einen Besseren.
Dabei haben wir eine Menge zu tun: Zum Beispiel sollten wir den Klimawandel stoppen. Wir sollten die Meere retten. Wir sollten die Wälder retten. Wir sollten das Artensterben verhindern. Wir sollten den Müll vermeiden. Wir sollten den Hunger beenden und Vieles mehr. Doch das Allerwichtigste ist: Wir sollten an die Ursachen heran gehen. Denn alles vorher Beschriebene sind bei genauerer Betrachtung nur die Symptome. Mehr nicht. Ob es Dir gefällt oder nicht. Es sind und bleiben Symptome. Doch gegen Symptome zu demonstrieren und zu kämpfen ist zwar okay, aber ich bin mir nicht sicher, ob es uns wirklich rettet. Wenn Du Glück hast, wirst Du den Eintritt der kommenden Ereignisse vielleicht etwas hinauszögern.
Die Ursache –