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Warum Europa nicht scheitern darf: Alpha und Omega einer Entwicklung
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Warum Europa nicht scheitern darf: Alpha und Omega einer Entwicklung
eBook575 Seiten6 Stunden

Warum Europa nicht scheitern darf: Alpha und Omega einer Entwicklung

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Über dieses E-Book

EUROPA -
Mythen, die es gebaren
Menschen, die es prägten
Menschen, die es zerstörten
Menschen die es neu formten
Mythen, die es zerlegen

Mit einem Grußwort von Elmar Brok MdEP
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum27. Nov. 2017
ISBN9783743965720
Warum Europa nicht scheitern darf: Alpha und Omega einer Entwicklung

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    Buchvorschau

    Warum Europa nicht scheitern darf - Thomas K. Herold

    Teil 1

    „Die Ehrfurcht vor der Vergangenheit und die Verantwortung gegenüber der Zukunft geben fürs Leben die richtige Haltung." Dietrich Bonhoeffer

    Ein Blick zurück

    Bevor man all diesen sehr aktuellen und somit eben sehr praktisch-politischen Fragen nachgeht, ist wohl zu klären, was man eigentlich unter dem Begriff „Europa versteht. Der Begriff selbst ist uns aus der griechischen Mythologie, der jüngeren Geschichte, aber auch aus der Geografie und der aktuellen Politik geläufig. Da sich sicher die Zusammenhänge all dieser Themenkreise und Entwicklungen nicht eindeutig und unwidersprochen erklären lassen, ist zu Beginn der Betrachtung aktueller europapolitischer Fragen der Versuch einer Art Begriffsbestimmung sicher angebracht, ohne dabei jeder Spur in „extenso bis zu ihren Wurzeln zu folgen.

    Oft wird in aktuellen politischen Karikaturen Europa als eine auf einem Stier sitzende weibliche Person dargestellt, und zwar in der Form, wie sie dem jeweiligen Zeichner aus seiner subjektivpolitischen Sicht dazu dient, seine Betrachtung des „Problems zu erläutern. Der Stier schaut dann mehr oder weniger freundlich, die auf ihm sitzende „Jungfrau mehr oder weniger erfahren bzw. glücklich oder auch erwartungsvoll drein. Immerhin war sie einst die Geliebte des Zeus, des allmächtigen griechischen Göttervaters, der sie, in Gestalt eines Stieres, nach Kreta entführt hat. Derartige Sichtweisen entziehen sich in unserer Zeit einer konkreten Bewertung, da die diesen Bildern zugrunde liegenden „Ereignisse seit langem „versunken sind. So hat heute deren Betrachtung eher „bildungspolitischen Charakter. Ihre Nachhaltigkeit und damit eben auch deren aktuelle politische Präsenz sind jedoch nicht zu übersehen. Man könnte auch feststellen, dass Griechenland, so wie schon vor Jahrtausenden, auch heute für die Geschicke Europas irgendwie „maßgebend ist; doch dazu später mehr. Jetzt erst einmal zurück zur Gegenwart!

    Die positiven wie negativen Begleiterscheinungen der Europäischen Union lassen erkennen, dass der Weg von 1945 bis in unsere Tage steinig gewesen sein muss, steinig und voller Untiefen politischer und wirtschaftlicher Art. Das, was seit der Unterzeichnung der Römischen Verträge 1957 und deren Inkraftsetzung zum 01. Januar 1958 erreicht und 2008, zum 50. Jahrestag, gefeiert wurde, ließ die Hoffnung aufkeimen, dass der europäische Nationalismus als Grundübel der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, das immerhin zu zwei verheerenden Weltkriegen mit Millionen von Toten geführt hatte, endlich besiegt und damit Vergangenheit sei!

    Seitens der Wirtschaft schien es möglich, mit großen Nationen wie den USA, zuerst noch der Sowjetunion und, aufkommend, der Volksrepublik (VR) China, konkurrieren zu können. Der Euro wurde eine weitere Leitwährung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und schien damit seine internationale Bewährungsprobe bestanden zu haben! Also alles gut? Leider nein! Als 2008 die internationale Finanzkrise, u. a. ausgelöst durch das Platzen der Immobilienblasen in den USA und in Spanien sowie mit dem Zusammenbruch der US-Großbank „Lehman Brothers ihren Höhepunkt erreichte, wurden Fakten auch für die Allgemeinheit und eben nicht nur für „Insider an die weltwirtschaftliche Oberfläche gespült, deren Existenz bisher schlicht negiert oder gar verleugnet wurde. In der Folge dieser Entwicklung und befeuert durch die Bemühungen, überschuldete Banken weltweit zu retten, wurde diese Bankenkrise zu einem der Auslöser für eine immer dramatischere Staatsverschuldung, denn mit den „toxischen Papieren der Bankenwelt hatten eben nicht „nur Privatleute, sondern leider auch Privat- und Nationalbanken spekuliert. Aber die Gründe für diese Entwicklung und für das Problem, dieser Herr zu werden, lagen tiefer. Eine konzertierte Aktion der Länder im Euro-Raum war schon deshalb schwierig, weil selbst Staaten, die von Anfang an dabei waren, z. B. Deutschland und Frankreich, die Konvergenzkriterien „gerissen und sich auch noch mit Vehemenz erfolgreich gegen eine „Abmahnung der EZB gewehrt hatten. Zu alledem kamen dann noch die Tricks weiterer Länder, um die Aufnahme in den Euro-Raum zu erreichen. Alles Geschehnisse, die dem Gedanken an ein wirklich geeintes Europa abträglich waren. Hierauf wird später näher einzugehen sein.

    Kaum schien die Währungskrise so einigermaßen überschaubar und – vielleicht sogar – beherrschbar, da brach der Flüchtlingsstrom, der, im Wesentlichen aus Afrika kommend, schon latent vorhanden war, mit voller Wucht aus dem Vorderen Orient über Europa herein. Jetzt wurde mit einem Mal fast brutal deutlich, dass es mit der Solidarität innerhalb der EU dramatisch schlecht bestellt ist. Nicht, dass alle Mitglieder prüften, was denn zur Bewältigung dieser Krise zu tun sei, nein, es wurde nur darüber diskutiert, wie man sich am besten abschotten könnte, wie man erreichen kann, dass am besten alle Flüchtlinge nach Deutschland geschickt würden und wie und wo man am besten Mauern errichten könne! Dabei ging es immer um Werte, die es zu verteidigen gelte. Werte? Welche Werte? In Europa wohl die, die wir so ganz allgemein als die des christlichen Abendlandes ansehen. Aber wo kommen die her? Werden sie in Europa, oder konkreter, innerhalb der EU wirklich gelebt? Diese Flüchtlingswelle scheint mit all den Fragen, die sie aufwirft und die beantwortet werden müssen, die EU zu lähmen, wenn nicht gar zu zerreißen! Darf das passieren? Doch wohl nicht! Aber wie ist dieser Entwicklung beizukommen? Zuerst wird man feststellen müssen, dass all die Kompromisse auf dem Weg von der EWG hin zur EU und deren zahlenmäßigen „Erweiterung" nicht zu Ende verhandelt waren. Konkursrecht für Staaten fehlt, geregelte Austrittsmöglichkeiten aus dem Euro sind nicht vertraglich vereinbart und die Sicherung der Außengrenzen wird zwar vertraglich in den Schengen- und Dublin-Abkommen festgelegt, aber nicht das Verfahren, wie dies erreicht werden soll bzw. kann.

    Eine große deutsche Sonntagszeitung beschäftigte sich im Dezember 2015 mit der Frage, ob und, wenn ja, welche in der Vergangenheit liegenden Zusammenhänge und Fakten im Geschichtsunterricht an deutschen Schulen vermittelt werden. Hintergrund war die Frage, ob die heutige Schüler- aber auch Geschichtslehrergeneration in der Lage sei, die Problematik der gegenwärtigen politischen Lage in Europa und vor allem deren möglicherweise katastrophalen Konsequenzen eines Zerfalls der EU zu beurteilen. Die offensichtlich negative Beantwortung dieser Frage ist zumindest bedrückend. Hierzu gehört natürlich auch der Versuch, die Frage zu beantworten, was die Wurzeln unserer heutigen europäischen Realität sind, wie und warum vor allem sie so zustande kam und was zu tun ist, das mühsam Errungene zu bewahren und weiter zu entwickeln.

    Warum aber haben sich Männer wie z. B. Jean Monet und Robert Schuman darangemacht, eine in weit zurückliegender Vergangenheit geborene Zwietracht aufzulösen und den Versuch eines grundsätzlichen Neuanfangs gewagt? Darf die so ausgelöste epochale Entwicklung in der Tagespolitik späterer Jahre untergehen?

    Jetzt, da dieses Buch entsteht, ist zu erkennen, dass womöglich alle Bemühungen um einen geeinten Kontinent umsonst gewesen sein könnten. Ganz aktuell (23.06.2016) hat ein Referendum in Großbritannien ergeben, dass dessen Bürger wollen, dass das UK aus der EU austritt. Warum dieser Austritt, warum eine Rückkehr nationaler, ja teils nationalistischer Tendenzen in einer ganzen Reihe von EU-Mitglieds-Staaten?

    Fragen über Fragen. Dieses kleine Büchlein soll Antworten versuchen und vor allem die wachrütteln, die mit den Geschehnissen der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, geschweige denn mit weiter zurück im Dunkel der Geschichte liegenden Epochen kaum etwas anfangen können, oder, schlimmer noch, diese nicht kennen und/oder damit nichts mehr zu tun haben wollen.

    „Die zentrale Stellung des Menschen in der abendländischen Philosophie und Theologie scheint mir der Kern der eigentlichen europäischen Kultur in allen ihren Ausdrucksformen zu sein."

    Dr. Konrad Adenauer, Kanzler der Bundesrepublik Deutschland von 1949-1963.

    Die kulturelle Basis Europas

    Folgt man diversen Deutungsversuchen, dann ist die entführte „Europa wohl „die (Frau) mit der weiten Sicht. Einige Etymologen gehen allerdings davon aus, dass der ursprünglich aus einer semitischen Sprache stammende Begriff durch mehrere sprachliche „Übernahmen zu „erob gleich „dunkel oder „Abend wurde, woraus wiederum ein Hinweis auf das „Abendland gegeben wäre. Ein interessanter Erklärungsansatz, wenngleich umstritten. Weniger geheimnisvoll ist da die schon erwähnte Erklärung, vom Göttervater, und der von ihm entführten Tochter des phönizischen Königs Agenor, die „Europa hieß. Eine in sich schlüssige und allein stimmige Erklärung für die Herkunft des Begriffes „Europa" gibt es wohl bis heute nicht.

    Ganz anders Ferdinand Seibt: „Europa ist nicht die Erfindung moderner Politiker. Es entstand auch nicht 1952 mit den Vorläufern der Römischen Verträge. Europa besteht als politische Größe seit mehr als tausend Jahren. Es unterscheidet sich allerdings von jenem alten, vom klassischen Europa in der antiken Welt vor zweivor dreitausend Jahren, das man gern als seine Grundlage bezeichnet, benannt nach der Jungfrau, die der Stier von Asien nach Kreta entführte. Doch die antike Mythologie ist letztlich kein hinreichender Beitrag zur neueren europäischen Selbstdefinition. Mit diesen Worten beginnt Ferdinand Seibt sein Werk mit dem Titel „Die Begründung Europas⁵.

    Die griechische Hochkultur

    und deren Einfluss auf die weitere Entwicklung in der Region, die wir heute „Europa" nennen

    Es kann vor dem Hintergrund dessen, was dieses Buch bezwecken will, nicht auf all die überragenden Repräsentanten der griechischen Geistes- und Naturwissenschaft im Einzelnen eingegangen werden – das würde den Rahmen sprengen. Einige Gedankengänge bzw. Reflexionen dieser unsterblichen Männer müssen allerdings schon dargestellt bzw. erläutert werden. Dabei zeigt allein unser heutiger Sprachgebrauch, wie selbstverständlich, wenn auch meist unbewusst, wir manche unserer Einstellungen und Bewertungen aus der griechischen Mythologie schöpfen. Auf wen im einzelnen Sprachgebrauch und ähnliches zurückzuführen sind, mag der interessierte Europäer im Anhang nachlesen.

    Einen wohl ersten geografischen Hinweis auf „Europa findet man offenbar bei Herodot, dem laut Cicero als „Vater der Geschichtsschreibung geltenden griechischen Gelehrten, der im 5. vorchristlichen Jahrhundert lebte. Er bezog diesen Begriff erstmals auf die Räume, die nördlich des Mittelmeeres und des Schwarzen Meeres liegen und gab ihm so auch eine Art „geografischer Einordnung, vielleicht sogar Bedeutung. Es gab ja schließlich auch eine Besiedlung all dieser Gebiete rund um das Mittelmeer und wohl auch um das Schwarze Meer durch die Griechen. „Die Griechen, das war nicht etwa ein wie auch immer gearteter Staat, sondern dies waren eher die jeweiligen Stadtstaaten, von denen, aus demographischen oder auch sonstigen lebenswidrigen Gründen, Menschen „auswanderten, um sich neue Lebensräume zu suchen"⁶. Damit ist festzuhalten, dass der Einfluss Griechenlands auf unser heutiges Leben bis vor wenigen Jahren fast ausschließlich der griechischen Antike und damit einer uralten Hochkultur geschuldet und damit eher philosophisch als länderbezogen oder gar politisch gewesen ist. Die europäische Gegenwart sieht da ganz anders aus!

    So viel zu griechischen Philosophen, Denkern und Politikern. Es soll hier einfach festgehalten werden, inwieweit diese noch – bewusst oder unbewusst – unser Denken und Handeln beeinflussen. So leben wir bis heute im „Abendland, der aus damaliger griechischer Sicht der untergehenden Sonne am nächsten gelegenen Teil Europas. In diesem „Abendland haben sich die griechischen Ansätze bzw. auch Maxime eines demokratisch verfassten Staates nachhaltig realisiert usw. Im Anhang wird näher auf diese kulturhistorischen Zusammenhänge eingegangen.

    Das römische Weltreich

    und der Einfluss seiner Philosophen und Politiker bis in unsere Zeit

    Ganz anders das Römische Reich, das neben seinem ebenfalls überragenden philosophischen Einfluss auch geografisch nachhaltige, uns bis heute beeinflussende Entwicklungen, nicht zuletzt auch machtpolitischer, sprich kriegerischer Art, in Gang gesetzt hat. Während sich die Griechen im Altertum im Wesentlichen um die Küsten des Mittelmeeres „kümmerten" – Alexander der Große war Makedonier und spielt in unseren Überlegungen zu Europa trotz seiner bemerkenswerten Eroberungen keine spezielle Rolle –, dehnten die Römer ihren Machtbereich bis hin nach Großbritannien und Germanien im Norden, Frankreich im Westen und auf die Iberische Halbinsel im Süden Europas sowie in den Norden des afrikanischen Kontinents aus. Hier entstand ein Staatsgebilde, das nach einheitlichen Regeln aufgebaut war und wohl auch funktionierte. Nicht zuletzt eine kluge Politik, die die Eliten der Unterworfenen förderte und deren Bewohner zu römischen Bürgern machte, bewirkte eine erstaunliche Stabilität dieses Staatswesens, das auch durch ein den gesamten Staat zusammenführendes Straßennetz sowie Aquädukte, Brücken und beeindruckende Städte gekennzeichnet war⁷.

    Wer waren aber die großen, die bedeutenden Denker und Staatsmänner dieses Kulturbereiches und Staatswesens? Sie alle, die über Jahrhunderte das damalige – geografische – Europa dominierten bzw. beeinflussten, hier zu nennen, würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Ich verweise hierzu auf den Anhang, wo zu diesem Thema interessante Stichworte zu finden sind.

    Am Anfang der für uns noch heute so bedeutenden Entwicklung soll dabei deren Ausgangspunkt, nämlich die Gründung Roms, stehen. Als Schüler lernten wir: „753 – Rom kroch aus dem Ei. Bis 507 v. Chr. bestand das von dort regierte Königreich. Insgesamt sieben Könige hinterließen mehr oder weniger nachhaltige Spuren. Kulturell war es stark von den Etruskern beeinflusst, einem Volk, dessen Herkunft und innere Strukturen bis heute Rätsel aufgeben. Es folgte das Zeitalter der Republik, in der jeweils zwei Konsuln an der Spitze des Staates standen; sie wurden für jeweils ein Jahr gewählt. Außerdem gab es Senatoren, die in der Regel auf Lebenszeit gewählt wurden und über großen Einfluss verfügten; sie bildeten gemeinsam den „Senat (It. Fremdwörterduden „Rat der Alten").

    Den Übergang von der Republik zum Kaiserreich kann man mit Cäsar „personalisieren. Allein sein Name – Cäsar, Kaiser, Zar – prägte bis in die Neuzeit hinein „moderne Staatsformen. Nach Feldzügen in Gallien und in Afrika und der abschließenden Auseinandersetzung mit seinem „Mitregenten" wurde er auf dem Höhepunkt seiner Macht in Rom ermordet.

    Stärker im Bewusstsein der heutigen Menschen als einzelne der im Anhang erwähnten Persönlichkeiten, ist die Tatsache, dass vor allem das Rechts- und Staatswesen Europas stark vom Römischen Recht geprägt ist. Das gilt vor allem für elementare „antike zivil- und strafrechtliche Verfahrensvorschriften, die vom Grundsatz her in die modernen Rechtsnormen eingeflossen sind. So war das „Römische Recht in unterschiedlicher Ausprägung seit seiner Entstehung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts von ausschlaggebender Bedeutung für die Rechtsprechung in weiten Teilen Europas, also auch im Deutschen Reich. Erst mit der Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) 1900 wurde einheitliches deutsches bürgerliches Recht geschaffen. Nicht zu übersehen ist hier auch das „Kanonische Recht, also das kodifizierte Kirchenrecht. Promovierte ein Jurist an einer deutschen Universität, so erhielt er, wenn die Voraussetzungen gegeben waren, den Titel „Dr. beider Rechte. So stammt offenbar auch der heute noch gültige Rechtsgrundsatz „Verträge müssen eingehalten werden (pacta sunt servanda) aus dem kanonischen, also Kirchenrecht. Selbst in diesem BGB, das am 01. Januar 1900 in Kraft gesetzt wurde, sind klare Grundsätze des römischen und wohl auch kanonischen Rechts erkennbar. So galt schon beim römischen Kaiser Justinian I., dass der den Beweis erbringen muss, der etwas behauptet, nicht der, der leugnet. Und im Grundsatz, „im Zweifel für den Angeklagten mag der römische Rechtsgrundsatz „in Zweifelsfällen ist immer die wohlwollendere Auslegung vorzuziehen", nachwirken. Auch dass nicht zweimal in derselben Sache entschieden wird, geht offenbar auf römisches Recht zurück.

    Aber auch die Macht und die Gestaltungskraft der Römer waren endlich. 395 n. Chr. wurde das Imperium Romanum, wenn auch nicht rechtlich, so doch faktisch in zwei Teile geteilt.

    Untergang des Römischen Reiches

    (um 480 n. Chr. Westrom; 1453 n. Chr. Ostrom)

    „Westrom wurde von Rom, aber auch oft von Ravenna und teils von Mailand aus regiert. Warum „Westrom bereits um 480 n. Chr. unterging, ist in der Altertumswissenschaft umstritten. Sowohl äußere als auch innere Umstände und Geschehnisse werden dafür verantwortlich gemacht. Vom Einfall der Hunnen und Perser bis hin zu Bürgerkriegen und Dekadenz der römischen Gesellschaft reichen die Begründungen. Aber auch die germanischen Stämme haben sicher das Ihre dazu beigetragen. Auf jeden Fall starb 480 n. Chr. mit Julius Nepos der letzte von „Ostrom" anerkannte weströmische Kaiser.

    „Ostrom, auch „Byzantinisches Reich genannt, hielt sich dagegen bis 1453 n. Chr., hatte dann allerdings den muslimischen Heeren des Sultans Mehmed II. nichts mehr entgegenzusetzen; Konstantinopel, auch Byzanz und heute Istanbul genannt, fiel in die Hände der Osmanen. Allerdings war das „Byzantinische Reich auch schon im Laufe der Jahrhunderte, also nach der Trennung von „Westrom kein einheitliches geographisches Gebilde. Im Kampf gegen arabische Heere konnte man sich letztlich nicht behaupten. Die Einnahme von Konstantinopel war da nur der letzte osmanisch-muslimische „Streich"!

    Trotzdem steht fest, dass das antike Römische Reich (Imperium Romanum), das man in die Zeit von 800 v. Chr. bis 500 n. Chr. einordnen kann, prägend für Europa gewirkt hat. Dieses Reich erlangte seine größte Ausdehnung zu Zeiten des Kaisers Trajan um 117 n. Chr. Es erstreckte sich bis in den Norden Britanniens, wo sein Nachfolger, Kaiser Hadrian, den berühmten Hadrianswall, der bis in unsere Tage zu sehen ist, zum Schutz vor immer wieder einfallenden Feinden, errichten ließ. Das römische Reich umfasste zu dieser Zeit auch die heutige deutsche Nordseeküste, die Niederlande und Belgien sowie ganz Frankreich und die Iberische Halbinsel. In Afrika gehörten die maghrebinischen Länder und Ägypten, in Asien die Mashrek-Länder, Mesopotamien, die Türkei und nahezu die gesamte Schwarzmeer-Küste zum römischen Reich. Der Kreis schließt sich mit Rumänien und Bulgarien, Griechenland, dem Balkan und natürlich Italien selbst. Germania, wie gesehen mit Ausnahme der Nordseeküste, soweit es östlich des Rheins und nördlich der Donau lag, gehörte nicht zum Römischen Reich. Dessen sicherlich zu Recht als „Imperium bezeichnetes Herrschaftsgebiet wurde unter Kaiser Hadrian konsolidiert. Er sorgte für den Bau von Städten, Straßen, Wasserleitungen, er verbesserte die Verwaltung und führte eine Heeresreform durch. Latein wurde zur Amtssprache, die lange über den Bestand des Römischen Reiches hinaus wirkte. Noch heute gelten in vielen Bereichen der modernen Wissenschaft lateinische Fachausdrücke als exakte Beschreibung von Tatbeständen usw. Lange war in Europa Latein die Sprache der Gebildeten und noch heute ist es Amtssprache der römisch-katholischen Kirche. Auch die modernen „romanischen Sprachen leiten sich vom lateinischen ab und viele Lehensworte in den germanischen und slawischen Sprachen sind aus dem Lateinischen übernommen worden.

    Im Unterschied zum „Römischen Reich spricht man seit Mitte des 13. Jahrhunderts auch vom „Heiligen Römischen Reich (Sacrum Imperium Romanum), das bis 1806 bestand. Dieses „Heilige Römische Reich hat nun allerdings mit den alten Römern so direkt nichts mehr zu tun! Diese Bezeichnung für den damaligen Machtbereich der Ottonen und späterer Geschlechter wollte zum einen die Tradition des antiken Römischen Reiches für sich in Anspruch nehmen, zum anderen aber auch den weltlichen Herrschaftsanspruch durch göttlichen Segen legitimieren. Die römischdeutschen Kaiser, von S. Fischer-Fabian auch „Die deutschen Cäsaren genannt, herrschten allerdings nicht über einen Nationalstaat im heutigen Sinne, sondern über ein Gebiet, in dem mehrere Sprachen, vor allem deutsch, italienisch und französisch gesprochen wurden, also mehrere Völker „vereint waren; wenn man so will, eine Art mittelalterlicher Vorläufer der „Europäischer Union, nur dass man da noch nicht von Nationen resp. Nationalismen sprach, bzw. sprechen und somit deren Eigenheiten beachten musste.

    Die allmähliche Entwicklung hin zum „Heiligen Römischen Reich wird u. a. auch auf das Treffen von König Karl und Papst Leo III. 799 in Paderborn und die dort vereinbarte Krönung Karls zum Kaiser durch Leo III. in Rom im Jahre 800 zurückgeführt. Nicht zuletzt haben wir diesem Geschehen und der meist gewaltsamen Christianisierung seines Herrschaftsbereiches durch Karl den Großen und seine Nachfolger die für das heutige geografische Europa so prägende Entwicklung des Christentums zu verdanken. Wenn auch das Christentum ganz sicher eine eigenständige, in sich geschlossene „Weltanschauung ist, fußt es klar erkennbar auf dem Judentum, ist allerdings auch von den antiken Denkern des Römischen Reiches und der Griechen stark beeinflusst worden. Nimmt man diesen Denkansatz bzw. diese Erklärung eines Zusammenhanges zwischen der griechischen Mythologie, staatsbildenden Einfluss der Römer und den, von diesen letztlich geförderten, Glaubensansatz des Christentums als gegeben hin, dann lässt sich schon darstellen, dass diese drei historischen „Überbauten" eine gemeinsame Grundlage für die Entwicklung des späteren, sprich heutigen Europas bilden können oder gar müssten.

    „Religionen sind eine Ausgeburt der Angst. Sie sind die Antwort auf eine unverständliche und grausame Welt."

    Arthur C. Clark (1917–2008), britischer Schriftsteller

    Macht und Religion

    Die Geschichte, soweit wir sie in die Vergangenheit zurückverfolgen können, zeigt immer auf, dass Menschen, sobald ein Geschehen nicht leicht mit Vernunft zu erklären ist, zur Mystik greifen, ja sich an Gottheiten wenden und von diesen Schutz und Hilfe erwarten. In deren Namen versuchen sie allerdings auch oft ihre Vorstellung vom Leben durchzusetzen – notfalls mit Gewalt! Dabei stellt sich auch in der Tat die Frage, ob, wie wir es in der Bibel lesen können, Gott den Menschen nach seinem „Bilde formte, oder ob sich nicht der Mensch, so wie er es in den jeweiligen Situationen benötigt, sich „seinen Gott so formt, wie er ihn gerade benötigt?

    So ist der Missionsauftrag des Christentums, aber auch die Lehre des Islam sicher meist dahingehend verstanden worden, dass die Vertreter dieser Religionen, versuchten, ihren Glauben, wenn nötig, mit Gewalt zu verbreiten. Dabei ist festzuhalten, dass der Islam eine Missionierung im Sinne des Christentums nicht kennt, sondern davon ausgeht, dass alle Menschen als Muslime geboren werden, eine Erkenntnis allerdings, zu der die Menschen gezwungen werden mussten und offenbar müssen. Die Christen, und damit ihr Glaube, wurden von den Muslimen aus dem, den Christen Heiligen Land gewaltsam vertrieben, diese wiederum versuchten in mehreren Kreuzzügen ihre Stammlande zurückzuerobern. In Lateinamerika haben die Vertreter der europäischen Seemächte Portugal und Spanien, beide tief vom Christentum geprägt, in dessen Namen, d. h. im Zeichen des Kreuzes, dortige, schon sehr lange bestehende Religionen und Kulturen ausgerottet, und das nicht nur, um den (friedliebenden) christlichen Glauben zu verbreiten, nein, auch und vor allem wohl, um die Macht ihrer Heimatländer, bzw. die deren Herrscher, zu stärken und dabei so ganz nebenbei auch noch deren Glauben zu verbreiten. Ist also das, was wir heute in Syrien und den Stammlanden der Menschheit erleben müssen, wirklich so neu, wirklich so „unchristlich? Verniedlichen wir das damalige Geschehen im Namen des Kreuzes, weil wir noch heute die spärlichen Reste großer südamerikanischer Kulturen bewundern können, verbunden mit der leicht gruselig angehauchten Frage, wie und warum sie denn wohl verschwunden seien. Vor allem der Spanier Francisco Pizarro steht für diese nicht sehr ruhmreiche Zeit des Christentums und der staatlich eingesetzten spanischen „Conquistadores

    Der Islam ist mit Gewalt über Nordafrika hergezogen und hat sich auch über die Meerenge von Gibraltar nach Europa verbreitet – jedoch, wie man aus der Geschichte Spaniens lernen kann, nicht immer zu dessen Nachteil. Spätere, auch mit Waffengewalt voran getriebene Machtbestrebungen dieser Religion gingen in Richtung Frankreich und über die Mashrek-Länder eher in nördliche Richtung, wobei sich der Islam dann schlussendlich dauerhaft im Mittleren Osten, in Teilen Afrikas und in der Türkei festsetzte.

    Diese, sicher etwas vereinfachende Betrachtung der Verbreitung zweier großer monotheistischer Religionen soll nur belegen, dass Religion, also Friedfertigkeit und Nächstenliebe, eben sehr oft auch mit Gewalt verbunden sind – „Und willst Du nicht mein Bruder sein, …!" Dabei darf nicht übersehen werden, dass auch innerhalb der Religionen erbitterte Kämpfe – im wahrsten Sinne des Wortes – ausgefochten wurden und werden: Katholiken versus Protestanten; Sunniten versus Schiiten usw.! Aber auch im Judentum existieren tiefverwurzelte Feindschaften zwischen orthodoxen und liberalen Vertretern dieses Glaubens. Immer im Namen Jahwes, immer im Namen Gottes, immer im Namen Allahs! Dabei berufen sich diese drei Religionen ja auf einen Stammvater – aber es ist wie im wirklichen Leben: Wo kein Testament, gibt es zwischen den Erben eben Streit, und den manchmal sogar bis aufs Messer! Lessing hat dieses Problem sehr eindrucksvoll und eben auch zeitlos thematisiert (s. auch Seiten 43 und 44).

    Im Jahr 2000 erschien ein Werk mit dem Titel „Wo Gott wohnt". Hier werden prähistorische Kultstätten, jüdische Synagogen, christliche Kirchen, buddhistische und hinduistische Tempel, japanische Schreine sowie islamische Moscheen vorgestellt, die die Suche der Menschheit nach Schutz und Geborgenheit belegen. Eine entsprechende Ausstellung hierzu fand im Bertelsmann Haus, Unter den Linden 1, in Berlin statt. Die Verfasser des Buches sind Claus Jacobi und sein Sohn Tom als Fotograf⁸. Einladend hieß es am Gebäudeeingang:

    WO GOTT WOHNT

    HEILIGE STÄTTEN DER MENSCHHEIT

    Die Menschen benötigten Götter

    und Religionen zum Überleben wie

    Essen und Trinken. Sie gaben ihnen Halt,

    Trost und Hoffnung, sie lieferten

    ein Koordinatenkreuz für gut und böse,

    richtig und falsch. Seit die Gestalt

    des Zweibeiners im Zwielicht

    vorgeschichtlichen Dunkels auftauchte,

    hat er sich Plätze geschaffen, seinen

    Göttern nah zu sein und deren Macht zu

    spüren. Um zu bitten und zu beten,

    zu opfern und zu ehren, errichtete

    er Monolithen und Pyramiden, Dome und

    Tempel. Wo komme ich her, wo gehe ich hin,

    was ist der Sinn meines Lebens?

    Antworten auf die ewigen

    Fragen werden auch heute noch an

    diesen Stätten gesucht, die das Siegel

    der Einmaligkeit tragen.

    „Der Mensch macht die Religion, nicht die Religion macht den Menschen."

    Karl Marx (1818–1883)

    Religion und Kirche

    Nun muss man allerdings etwas relativieren. Irgendwie sind es eben wohl doch nicht die Stifter selbst, die nach weltlicher Macht streben; ihnen geht es, so zumindest die Verkündung der biblischen Schriften, in erster Linie um das Seelenheil des einzelnen Menschen, besser des (künftigen) Gläubigen – manches Mal aber halt auch mit Druck! Die „Gefolgsleute der Stifter, haben dann allerdings bis in unsere Tage diese Verkündung und diese Hinweise auf ggfls. notwendigen Druck als Machtinstrument über den einzelnen Gläubigen eingesetzt. So wurde die Religion für die Kirche, oder wie es heute vielfach heißt, die „Amtskirche, auch zum Machtinstrument über den einzelnen Menschen und damit über die Gesellschaft, in welcher dieser lebt, und darüber hinaus auch noch zum Machtinstrument über andere Staaten! Das „Gehet hin und lehret alle Völker"⁹, mit dem Jesus zur Mission aufruft, steht unter dem Gebot der Nächstenliebe und der Bergpredigt, anders im Islam, der davon ausgeht, dass alle Menschen als Muslime geboren werden; eine „Tatsache, der allerdings notfalls auch mit Gewalt Geltung zu verschaffen ist. Die damit verbundene Vertreibung der Christen aus ihren „Stammlanden führte dann, wenn auch auf Umwegen und vergleichsweise spät, zu den Kreuzzügen, deren Auswirkungen bis heute spürbar sind und zunehmend im religiösen Dialog, oder besser den gegenseitigen Schuldzuweisungen, zwischen den Religionen an Bedeutung gewinnen.

    Krieg im Namen Gottes statt Nächstenliebe, Mitgefühl, Versöhnung. Seit es Religionen gibt, fühlen sich fanatische Anhänger zu den schlimmsten Verbrechen gegen „Ungläubige berechtigt, ja verpflichtet. Sind Glaube und Gewalt untrennbar verbunden? Entsteht diese Frage vor allem da, wo monotheistische Religionen aufeinandertreffen? Der Glaube an einen einzigen Gott könnte hier die Begründung liefern und das offenbar selbst dann, wenn der Gott der jeweiligen Religion irgendwie doch „derselbe ist. Was muss geschehen, damit die Friedensbotschaft der Religionen Gehör findet?"¹⁰ In diesem Beitrag zum Thema „Wie gefährlich sind Religionen – Glaube und Fanatismus wird u. a. die Analyse eines amerikanischen Psychologen und Philosophen zitiert, die dieser bereits 1901 in seinem Buch „Die Vielfalt religiöser Erfahrungen veröffentlicht hat. Mit dieser Analyse wird deutlich, wie großartig und erschreckend Religionen zugleich sein können. Er schreibt, dass Religionen, ähnlich wie Liebe und Ehrgeiz, bei ihren Anhängern „einen Zauber ins Leben (bringen), der nicht rational oder logisch ableitbar ist. Damit gehe die Bereitschaft einher, „zu verstummen und zu einem Nichts zu werden in den Fluten und Orkanen Gottes..¹¹

    Derartige Haltungen und Ausprägungen wurden und werden natürlich begünstigt durch mangelndes Wissen des Einzelnen und natürlich damit auch der Menschheit in alter Zeit bis hin in die Gegenwart. Wissenschaftliche Erkenntnisse wurden ausgeblendet, oder schlicht mit dem Kirchenbann belegt, um es vereinfacht auszudrücken. Naturerscheinungen, Krankheiten usw. als Strafen Gottes auszulegen, war vergleichsweise einfach. Die Realitäten anzuerkennen, bzw. damit ein Stück weit Machtverlust über die Menschen hinzunehmen, fällt der „Amtskirche bis heute schwer, wobei hier, zumindest für die Gegenwart, hauptsächlich die katholische „Spielart des Christentums angesprochen ist; eine Feststellung, für die die Geschehnisse in Nordirland nicht unbedingt als Gegenbeweis gelten können. So versucht die katholische Kirche bis heute den Protestantismus „auszugrenzen, in dem sie diesem abspricht, eine „Kirche zu sein, und auch die Ökumene „herunterzuspielen, indem sie das gemeinsame Abendmahl verweigert. Geschiedene Katholiken werden (noch?) nicht zur Kommunion zugelassen, oder dürfen sich auch kein zweites Mal kirchlich trauen lassen. Warum eigentlich all das? Schauen wir uns im Kleinen Katechismus nur einmal das 5. und das 6. Gebot an. Im 5. Gebot heißt es „Du sollst nicht töten und im 6. Gebot „Du sollst nicht ehebrechen. Beides in einer „zivilisierten Gesellschaft eigentlich Selbstverständlichkeiten. Beim Thema „Ehebruch trifft den Verursacher die harte Kirchenstrafe mit voller Wucht, werden aber Mörder, zumindest sobald sie überführt sind, mit harten kirchenrechtlichen Maßnahmen bestraft? Alles irgendwie schwierig, eben menschengemacht, vielleicht sogar je nach Gusto! Derartige Gedanken kann man übrigens zu allen Geboten des Katechismus ableiten; natürlich dient deren Befolgung allemal einem friedlichen Zusammenleben in einer Gemeinschaft, ohne religiös überhöht werden zu müssen. Will man deren Einhaltung allerdings religiösen Nachdruck verleihen, so wird ein irgendwie geartetes Strafmaß relevant. Unabhängig von dessen Art stellt sich dann allerdings sofort die Frage nach dem gütigen, dem verzeihenden Gott – oder?

    Der Verfasser kann sich sicher nicht als „bibelfest bezeichnen, d. h. er ist weder Theologe noch als solcher Dogmatiker, oder auch in der Exegese bewandert. Allerdings ist ihm als allgemein interessiertem Christen nicht bekannt, dass der Religionsstifter, also Jesus, dies alles irgendwann verlangt oder auch niedergeschrieben hätte; alles also von fehlbaren Menschen gemacht – gemacht in seinem Namen, um Einfluss zu gewinnen, bzw. um zu disziplinieren! Hätten die „Renaissance-Päpste nicht aus Wollust und Gier nach materiellen Gütern ihren eigenen Glauben „verraten", wer weiß ob es die Reformation, zumindest die lutherische, gegeben hätte. Ob dies dann zum Wohle der Menschheit gewesen wäre, sei hier erst einmal dahingestellt – untersucht werden kann es an dieser Stelle ohnehin nicht!

    Betrachtet man allerdings die religiöse Wirklichkeit der drei großen monotheistischen Glaubensrichtungen, so ist festzuhalten, dass es derzeit, also zu Beginn des 21. Jahrhunderts, Hass und Extremismus vor allem im Judentum und im Islam gibt. Beider Gegensätze entzünden sich vor allem immer wieder in Israel und in Palästina, wobei es wieder um die Symbolkraft der „heiligen Stadt Jerusalem geht; das Christentum spielt in diesen Auseinandersetzungen, Gott sei Dank, nur eine untergeordnete Rolle – so hat es zumindest den Anschein! Immerhin handelt es sich um „biblisches Land!

    Die Art und Weise, in der zur Zeit der Entstehung dieses Buches vor allem der Islam in Syrien und den dieses Land umgebenden Staaten praktiziert wird, wird vielfach „Steinzeitislam genannt. Die besonders extreme Rolle, die dabei der sog. „Islamische Staat, eine Terrorgruppierung besonders widerwärtiger Art, spielt, muss hier außen vor bleiben. Das Töten im Namen Allahs wird jedoch von dort in alle Welt getragen und auch praktiziert. Es ist nur schwer vorstellbar, dass derartige Praktiken mit Gedanken des Religionsstifters in Einklang stehen könnten – oder? Aber bleiben wir ehrlich: Auch das Christentum hat mit seinen Kreuzzügen eine Art „Heiligen Krieg praktiziert; auch im Christentum galt die Frau bis in die Neuzeit hinein wenig bis gar nichts, und in der katholischen Kirche wird die Frau bis heute aus „geistlichen Ämtern ferngehalten – trotz Marienverehrung, die bis hin zum Kult praktiziert wird. Verlässt man bei dieser Bewertung der Rolle der Frau einmal den religiösen Bereich und „taucht in die praktische Einordnung der Frau in einem Staatswesen ein, so muss festgehalten werden, dass die ach so aufgeklärten „westlichen Gesellschaften Frauen teils bis weit in das 20. Jahrhundert hinein das Wahlrecht vorenthielten. Auch schrieb z. B. das Bürgerliche Gesetzbuch der Bundesrepublik bis 1977 vor, dass der Ehemann es „erlauben musste, wenn seine Frau arbeiten wollte. Auch mussten es Ehemann oder Vater vor 1955 gestatten, wenn eine Frau den Führerschein machen wollte. Es gilt also eine gewisse Vorsicht walten zu lassen, wenn wir „Christen aus heutiger Sicht Urteile über das Verhalten anderer Kulturkreise fällen. Und, nota bene, die gesetzlich im europäischen Kulturkreis inzwischen Gott sei Dank geregelte „Gleichheit von Mann und Frau ist noch lange nicht in allen relevanten Bereichen der europäischen Gegenwart angekommen. Darüber darf auch nicht die Tatsache hinwegtäuschen, dass Frauen inzwischen in höchste Ämter in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft aufgestiegen sind! Kann man also sagen, dass die auch noch in unseren Tagen gegebene Ungleichheit von Mann und Frau biblischen Ursprungs ist – Eva aus der Rippe Adams? Weit hergeholt? Vielleicht! Und doch: Religionen, geprägt vom Weltbild ihrer „Schöpfer, haben durchaus nicht nur segensreich für die Menschen gewirkt.

    Bei alledem, was hier kritisch angemerkt wurde, darf natürlich die Notwendigkeit eines gewissen Koordinatenkreuzes nicht übersehen werden, des Koordinatenkreuzes für „gut und böse, für richtig und falsch, wie es Claus Jacobi in seinem Buch „Wo Gott wohnt (s. S. 20) nennt. So wird dem Menschen Halt gegeben, ein Halt, den er umso dankbarer annimmt, je begründeter ihm dieser erscheint und je charismatischer die Menschen (Anführer) sind, die ihn verkünden, besser noch vorleben.

    „Alles kommt in der Religion aufs tun an!"

    Immanuel Kant (1724-1804)

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